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Friedlich waren wir leider nie ...: Geschichte der Menschheit
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Friedlich waren wir leider nie ...: Geschichte der Menschheit
eBook2.573 Seiten25 Stunden

Friedlich waren wir leider nie ...: Geschichte der Menschheit

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Über dieses E-Book

Nach einer kurzen Geschichte des Universums, der Erde und des Lebens auf unserem Planeten geht es um die Geschichte der Menschheit, insbesondere während der letzten 10.000 Jahre, den Jahren der sesshaften Menschheit. Der Leser erfährt, wie auf dem am besten dokumentierten eurasischen Kontinent die Führungsrolle zwischen China und der Region südlich des Mittelmeeres bis nach Europa mehrfach wechselte. Auch über die Geschichte Amerikas, Afrikas und Australiens, die weniger oder gar nicht schriftlich dokumentiert ist, erfahren wir – auch aufgrund von Gentechnik und Geoarchäologie – immer mehr. Im Ergebnis wird deutlich, dass Klima und Geographie zwei prägende Elemente der Geschichte der Menschheit waren und dass zahllose Kriege immer wieder Tod und Leid gebracht haben. Auch Kriege und Kriegsherren haben die Geschichte beeinflusst, wenn auch relativ selten nachhaltig, und der Preis dafür war meistens sehr hoch. Wir Menschen haben es bis heute nicht gelernt, mit Streben nach Frieden, Freiheit und Glück Kriege und empathielose Gewalt zu überwinden. Der Autor sucht nach einer Antwort auf die Frage, weshalb wir so unfriedlich sind.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Feb. 2023
ISBN9783347868786
Friedlich waren wir leider nie ...: Geschichte der Menschheit
Autor

Sönke Boysen

Dr. Sönke Boysen wurde 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, geboren. Die Schrecken dieses Krieges hat er nicht unmittelbar erlebt, wohl aber die Trauer derer, die Angehörige verloren hatten. Dieses Erleben hat ihn bis ins hohe Alter nicht losgelassen. Während seiner autodidaktischen Studien der Geschichte und Politik beschäftigte er sich insbesondere mit der Frage, weshalb die Völker nicht in Frieden miteinander leben. Weshalb musste Putin 2022 in die Ukraine einfallen, sein Riesenreich noch um ein weiteres Land vergrößern? Wem ist das von Nutzen, wenn die Ukrainer aufgrund ihrer furchtbaren Erfahrungen nicht Russen werden wollen und ihre Bodenschätze und Ernteerträge auch durch den internationalen Handel allen zur Verfügung stehen? Was kann wichtiger sein als das Leben der Menschen in der Ukraine und in Russland in Frieden, Freiheit und Glück?

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    Buchvorschau

    Friedlich waren wir leider nie ... - Sönke Boysen

    A. Vom Universum bis zum Leben auf der Erde

    Dieser Beitrag beginnt mit der Entstehung und Entwicklung des Universums, die im Folgenden sehr kurz und hoffentlich auch für die Allgemeinheit etwas verständlich dargestellt wird. Die Astrophysiker haben dazu bereits eine Fülle von Erkenntnissen gewonnen, aber sie forschen weiter und das, was bisher bekannt ist, muss manchmal auch durch neue Erkenntnisse korrigiert werden.

    Vergleichsweise unbedeutend ist unsere kleine Erde, und wenn wir unsere Lebensgrundlage oder gar die des organischen Lebens auf dem Planeten zerstören, ist das universal gesehen ohne große Bedeutung. Die Geschichte der Menschheit macht nur eine sehr kurze Zeit im Vergleich zu der des Universums aus. Natürlich gibt es uns Menschen schon länger als seit der Entstehung des anatomisch modernen Menschen vor 200.000 Jahren, aber zunächst lebten ‚wir‘ noch als Jäger und Sammler. Die kulturelle Entwicklung nahm erst Fahrt auf, als die Menschen nach der Eiszeit sesshaft wurden.

    Wir sollten behutsamer mit unserer Umwelt umgehen. Der mit Abstand längste Teil dieses Berichts bezieht sich auf die Zeit nach der letzten Eiszeit, auf die letzten gut dreißig Sekunden im kosmischen Jahreskalender.

    In einer Anlage zu diesem Beitrag werden die bedeutendsten Philosophen aufgeführt. Sie haben die Kulturgeschichte begleitet, und einige wenige haben sie auch nachhaltig beeinflusst.

    1 Vor 13,8 Milliarden Jahren: Das Universum entsteht

    Zusammenfassung

    Das Universum ist vermutlich durch den sog. Urknall aus einem unvorstellbar kleinen Teilchen oder sogar aus dem Nichts entstanden. Trotz allem vermeintlichen Wissen bleiben hinsichtlich der Entstehung des Universums und seines möglichen Endes mehr Fragen als Antworten. Vielleicht gibt es auch mehr als nur ein Universum, vielleicht eine Vielzahl. Unbekannt ist auch, wie die Naturgesetze, z.B. die Gravitation, ohne die das Universum keine Struktur hätte bekommen können, entstanden sind.

    *

    Das Universum ist vermutlich durch den sog. Urknall entstanden. Diese Theorie wurde 1931 von Georges Lemaitre formuliert. Sie bezeichnet keine Explosion in einem bestehenden Raum, sondern die gemeinsame Entstehung von Materie, Raum und Zeit aus einer ursprünglichen Singularität. Singularität ist dabei lediglich ein Wort für etwas völlig Unbekanntes. Seitdem dehnt sich das Universum mit Überlichtgeschwindigkeit des Raumes, nicht im Raum, aus. Das beim Urknall bereits vorhandene, extrem dichte Teilchen war kleiner als ein Atom, kleiner noch als ein Proton, nur ein Quark

    Vor dem Vorhandensein dieses viele Billionen Grad heißen Teilchens war, wenn es das überhaupt gegeben hat, nach Meinung der Wissenschaftler nichts, keine Masse, keine Energie, kein Raum und keine Zeit.¹ Dennoch wird weiter diskutiert bzw. spekuliert, was möglicherweise vorher gewesen sein könnte und die Astrophysiker diskutieren auch darüber, ob es vielleicht eine Vielzahl von Universen mit jeweils eigenen Naturgesetzten geben könnte, die vielleicht Leben ermöglichen.²

    Nach dem Urknall soll es eine Phase der Inflation gegeben haben, die Phase des besonders starken Wachstums des Universums. Inzwischen wird allerdings wieder bezweifelt, dass es diese Inflationsphase gab. Die Astrophysiker des Massachusetts Institute of Technologie (MIT) in Cambridge bei Boston glauben bisher, dass sich das Teilchen im Bruchteil einer Sekunde (10-35 Sekunden)³ über Milliarden von Kilometern ausgedehnt hat. In den ersten drei Minuten wurden in der Plasmasuppe die ersten Protonen und Elektronen gebildet und im Minutenzeitraum waren bereits 98 % aller Materie, die heute existiert, entstanden. Nach 380.000 Jahren hatte sich das Universum so weit abgekühlt, dass Wasserstoffatome entstehen konnten. Danach folgten noch viele Millionen Jahre totaler Dunkelheit.⁴

    Die Materie aus 75 % Wasserstoff und 25 % Helium sowie homöopathisch kleinen Anteilen von Lithium und Beryllium bildeten eine Ursuppe, die immer schwerer wurde, irgendwann kollabierte, bis es unter dem Druck des Gewichts zu einer Kernfusion kam. Die Glut der Kernfusionen entfachte das erste Licht, die Dunkelheit wich bis zum Ende aller Tage. Vermutlich entstanden nach etwa 180 Millionen Jahren die ersten Sterne, nach 600 Millionen Jahren die Planeten, nach einer Milliarde Jahren die ersten Galaxien. Heute ist das Universum etwa 13,8 Milliarden Jahre alt und hat eine Ausdehnung von mindestens 150 Milliarden Lichtjahren.

    1 Entwicklungsstadien des Universums (nicht maßstäbliche Illustration)

    Masse und Zeit sind eine Funktion der Energie, wie die Einstein’sche Formel zur Relativitätstheorie E = mc² zeigt, nur dehnte sich der Weltraum mit einer Geschwindigkeit aus, die die Lichtgeschwindigkeit noch weit übertraf (s.o.). Das wäre im Weltraum gar nicht möglich gewesen, da nach Albert Einstein nichts schneller als das Licht sein kann, aber hier war es der Weltraum selbst. Woher die gigantische Energie kommt, die noch heute den Weltraum ausdehnt, ist unbekannt.

    Wenn Energie in Materie verwandelt wird, entsteht die gleiche Menge Antimaterie. Beide heben sich dann gegenseitig auf. Dass das Universum dennoch existiert, scheint auf einer winzigen Ungenauigkeit zu beruhen. Beim Urknall sind auf 1.000.000.000 Teile Antimaterie 1.000.000.001 Teile Materie entstanden. Unser Universum ‚ist’ die Differenz des einen Teils.

    Lange glaubten die Wissenschaftler, dass der Weltraum irgendwann aufgrund der Schwerkraft wieder zusammenschrumpfen müsste. Heute geht man davon aus, dass die Ausdehnungsgeschwindigkeit sich wieder erhöht, nachdem sie zu Beginn der Existenz des Universums noch deutlich größer war, sich dann aber verlangsamte. Eine Erklärung dafür gibt es bisher nicht. Eher vage sieht man die sog. Dunkle Energie (der Begriff wurde erst 1998 geprägt), die 70 % der im Universum vorhandenen Energie ausmacht, als Verursacher. Auch jetzt wird an einer Endlichkeit des Universums festgehalten. Das Ende des Weltraums sieht man frühestens in 30 Milliarden Jahren.

    Das Volumen des Universums könnte sich möglicherweise auch irgendwann reduzieren, sich gleichsam zusammenziehen wie ein Luftballon, aus dem die Luft entweicht. Der 2018 verstorbene britische Physiker Stephen Hawking, bis zur Pensionierung Inhaber des renommierten Lucasischen Lehrstuhls⁵ an der Universität Oxford, hielt die Erforschung der Dunklen Energie (und der Dunklen Materie, die ca. 27 % der Materie im Weltraum ausmacht) für eine Schlüsselfrage in der Kosmologie. Hawking glaubte im Übrigen, den mathematischen Nachweis dafür erbracht zu haben, dass beim Urknall gar keine Masse erforderlich sein musste, dass das Universum aus dem Nichts bzw. aus purer Energie entstanden ist. Aber seine Schlussfolgerung, dass es schon deshalb ‚eines Schöpfers nicht bedarf‘, ist vielleicht doch etwas voreilig, denn er beantwortet nicht die Frage, woher die Naturgesetze kommen. Im Übrigen gehen die Physiker davon aus, dass bisher lediglich 3 % aller ‚Himmelsfragen‘ geklärt sind. Fraglich dabei ist, wie man auf 3 % kommt, wenn man doch das allermeiste noch nicht kennt.

    Trotz allem vermeintlichen Wissen bleiben hinsichtlich der Entstehung des Universums und seines möglichen Endes mehr Fragen als Antworten. Zwar scheint die Urknall-Theorie inzwischen recht gut gesichert zu sein, doch hat man über das Ende des Universums keine rechten Vorstellungen. Auch die Fragen nach dem, was vor dem Anfang war und ob unser Universum das Alleinige ist, sind noch unbeantwortet. Vor allem aber ist völlig unbekannt, wie die Naturgesetze (z.B. Gravitation oder Evolution) entstanden sind und welche noch weitere unbekannte Naturgesetze es möglicherweise gibt.

    Hawking hielt es für möglich, dass unser Universum auf eine Reihe von Zufällen beruht. Das kann man glauben oder auch nicht. Einige weitere vermeintliche Zufälle neben denen der Vielzahl der erforderlichen Feinabstimmungen zwischen den Naturkonstanten, der Vielzahl physikalischer Dimensionen und chemischen Bedingungen, ohne die es nie zu einem Universum so wie es ist kommen konnte⁶:

    - Das Universum kann nur existieren, weil es auf 1.000.000.000 Teile Antimaterie 1.000.000.001 Teile Materie gibt. Sechs Richtige mit Zusatzzahl im Lotto sind deutlich wahrscheinlicher. Allerdings forschen die Astrophysiker auch hierzu weiter. Stefan Ulmer und andere untersuchen am Cern bei Genf, ob sich statt der Massen vielleicht die magnetischen Momente unterscheiden, sehen aber auch hier bisher keine Unterschiede zwischen Protonen und Antiprozonen. Aber die Wissenschaftler forschen in der Hoffnung auf künftig bis zu hundertfach besseren Messungen weiter nach Antworten.⁷

    - Erst das Naturgesetz Gravitation ermöglichte die Bildung von Körpern mit einer Masse aus Molekülen zu Himmelskörpern. Aber es musste exakt die richtige Menge sein, damit das Weltall entstehen konnte. Zu wenig Gravitation hätte zum Auseinanderdriften der Ursuppe geführt, zu viel lediglich zur Bildung eines riesigen Schwarzen Lochs.

    - Nur die Schwarzen Löcher können den Galaxien einen stabilisierenden Mittelpunkt geben. Ohne sie gäbe es keinen Halt. Alles würde taumeln und kollidieren.

    - Unsere Erde hat gerade die richtige Größe, um für Milliarden von Jahren bestehen zu können und damit Leben und Vielfalt durch Evolution auf unserem Planeten zu ermöglichen.

    - Die Erde hat gerade die richtige Entfernung zur Sonne. Etwas weniger oder etwas mehr würde kein Leben in der uns bekannten Form ermöglichen.

    - Die richtige Größe der Erde wiederum ist nur dadurch zustande gekommen, dass die Erde mit dem Planeten Theia kollidiert ist (Kollisionstheorie) und beide Planeten sich zu einem vereinigt haben. Dabei ist so viel Masse weggeschleudert worden, dass der neue Planet die Größe bekam, die er brauchte, um Leben zu ermöglichen. Aus der weggeschleuderten Masse ist unser Mond entstanden.

    - Erde und Mond haben gerade die richtige Entfernung zueinander und der Mond hat dabei gerade die richtige Größe, dass die Erde stabilisiert wird. Dies gibt der Erde ein relativ ausgeglichenes Klima, das tierisches und menschliches Leben ermöglicht.

    - Die gerade richtige Größe des Mondes, der für die Erde eigentlich eine überproportionale Größe hat, ist nur dadurch zustande gekommen, dass die einst zwei Monde zusammengeprallt und sich zu einem vereint haben.

    - Die beim Urknall entstandenen Wasserstoff-, Helium- und vergleichsweise sehr wenigen Lithiumatome (ein unter 100 Millionen) können beim Verglühen der Sterne in alle Atome umgewandelt werden. Nur durch diese Materie-Transformation konnte Leben in der uns bekannten Form entstehen, denn alle festen anorganischen und organischen Stoffe, auch Pflanzen und Tiere, bestehen aus sehr viel mehr Elementen als beim Urknall entstanden sind. Die Vielzahl der Elemente entsteht erst bei der Explosion der Sterne zum Sternenstaub.

    - Dass vermutlich ferne Asteroiden und Meteoriten mit dem Wasser zur Erde gekommen sind, ist ein weiterer purer Glücksfall, der nur möglich wurde, weil die gasförmigen Planeten (Jupiter, Saturn pp.) für eine gewisse Zeit die Sonne in chaotischen Bahnen umkreisten, z.T. sogar die Bahnen wechselten. Dieses Chaos ermöglichte das Eindringen der sonnenfernen Asteroiden und Meteoriten in das Magnetfeld der Erde.

    - Obgleich die Erdoberfläche zu 70 % von Wasser bedeckt ist, macht dieses nur 0,06 % der Erdmasse aus. Der Anteil von Wasser ist gerade richtig. Schon bei 0,1 % Wasser läge selbst der Gipfel des Mount Everests unter dem Meeresspiegel, bei der halben Menge (0,03%) von der vorhandenen Menge hingegen gäbe es kein Oberflächenwasser und damit auch keine Vegetation, kein Leben.

    - Das Naturgesetz Evolution ist ein weiteres, zwingend notwendiges Prinzip. Damit wird das Leben auf der Erde ständig optimiert. Ohne Anpassung an sich verändernde Verhältnisse würde Leben in Vielfalt nicht bestehen können.

    Michael Richter weist zusammenfassend auf eine noch sehr viel größere Anzahl von wissenschaftlich dokumentierten Zufällen hin, auf deren Aufzählung hier jedoch verzichtet wird.⁸

    Nach dem Urknall entstand alles Gegenständliche durch physikalisch-chemische Vorgänge. Aber wodurch wurde der Urknall selbst in Gang gesetzt und wie entstanden die Naturgesetze? Nur durch Zufall?

    Um das Prinzip Zufall zu retten, gehen die Astrophysiker hilfsweise davon aus, dass dies nur ein anderes Wort für Noch-nicht-verstehen ist. Möglich, aber vorläufig bleibt, dass die Aufklärung hier bisher nicht zu klaren Erkenntnissen führt. Deshalb gilt, dass auch Atheisten einen starken Glauben brauchen.

    2 Vor 13 Milliarden Jahren: Die Galaxien entstehen

    Zusammenfassung

    Im Universum gibt es unzählige Galaxien, darunter die Milchstraße. Die Galaxien werden durch extrem massereiche sog. Schwarze Löcher zusammengehalten, die Galaxien untereinander durch die sog. Dunkle Materie. Das Pendant dazu ist die Dunkle Energie, die die Galaxien auseinandertreibt. Unsere Galaxie, die Milchstraße, ist mit 13 Milliarden Jahren eine der ältesten.

    *

    Unsere Galaxie, die sog. Milchstraße, hat einen Durchmesser von 110.000 Lichtjahren und eine Tiefe von ‚nur’ 3.000 bis 16.000 Lichtjahren. Sie ist spiralförmig aufgebaut und besteht u.a. aus 100 bis 300 Milliarden Sonnen, aus Planeten, Monden, Meteoriten und Asteroiden. Sie entstand vor rund 13 Milliarden Jahren und ist damit eine der ältesten Galaxien im Universum. Die ersten Galaxien entstanden bereits rund 600 Millionen Jahre nach dem Urknall. Die Milchstraße kreist um ein sog. Schwarzes Loch (s.u.), dessen Masse dem 4,3-Millionenfachen unserer Sonne entspricht. Es gibt unzählige, z.T. sehr viel größere Galaxien mit bis zu 6 Millionen Lichtjahren im Durchmesser.⁹ Bei der Entstehung sind sie zunächst chaotisch aufgebaut, werden dann danach aber spiral- oder auch kugelförmig. Galaxien sind in ständiger Bewegung, drehen links- oder rechtsherum, verändern sich und kollidieren auch miteinander. In 5 bis 6 Milliarden Jahren wird die Milchstraße mit der nächstliegenden, sehr viel größeren Galaxie Andromeda kollidieren und von dieser ‚geschluckt‘ werden. Die Sterne, Planeten pp. der beiden Galaxien werden dabei mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kollidieren, weil die Entfernungen zwischen ihnen viel zu groß sind. Unsere, vergleichsweise geradezu winzige, Erde wird diese Kollision aber sehr wahrscheinlich nicht überstehen, sondern ins All geschleudert oder vom neuen Schwarzen Loch verschluckt werden. ‚Schuldzuweisungen’ an Andromeda sind aber verfehlt, auch die Milchstraße hat bereits kleinere Galaxien geschluckt.

    Zusammengehalten werden die Galaxien untereinander durch die sog. Dunkle Materie (s.u.) in einem dreidimensionalen Geflecht, einem Cluster. Und viele Cluster bilden ein Supercluster, und viele Supercluster bilden ein Filament, die fadenförmige Struktur des Raumes, und viele Filamente bilden schließlich das Universum. Und wer weiß, vielleicht bilden viele Universen … Superuniversen? Und viele Super ….

    Exkurs: Schwarze Löcher, Dunkle Materie und Dunkle Energie

    Bereits 200 Millionen Jahre nach dem Urknall – in kosmischen Dimensionen nach einer relativ kurzen Zeit – entstanden die ersten Sterne. Allerdings hatten sie keinen langen Bestand. In dieser noch sehr wilden Zeit, quasi den ‚Flegeljahren’ des Universums, explodierten sie bald wieder und bildeten anschließend relativ kleine Schwarze Löcher, die jedoch eine unfassbar hohe Dichte bzw. große Schwerkraft besaßen¹⁰ (Die Erde, auf entsprechende Dichte zusammengepresst, hätte einen Durchmesser von gerade mal 5 cm, die Größe eines Golfballs). Und weil sehr viele Sterne diesen Weg der Zerstörung gingen und entsprechend viele Schwarze Löcher entstanden, ballten sich diese zu sehr großen, zu supermassereichen Schwarzen Löcher zusammen. Wenn diese sich quasi ‚überfressen ‘ hatten, entstanden an zwei gegenüberliegenden Polen sog. Plasmajets. Wie bei Düsenflugzeugen wurden auf beiden Seiten mit größter Geschwindigkeit ungeheuer massereiche Gaswolken ausgestoßen, die letztlich wieder zur Bildung von Sternen, Planeten, Monden pp. führten und auch weiterhin führen. Unsere Sterne, auch unsere Sonne, sind somit ‚Sekundärprodukte’ der Entstehung des Universums. So ist unsere Galaxie entstanden und so sind auch die milliardenfach vorhandenen anderen Galaxien entstanden. Schwarze Löcher gibt es auch jetzt noch, und zwar in sehr unterschiedlichen Größen und Massen; von einer Milliarde Tonnen bis zur viel milliardenfachen Masse unserer Sonne: Supermassereiche, mittelschwere, stellare, primordiale und extrem kleine Schwarze Löcher. Robert Oppenheimer (‚Vater der Atombombe’) wies bereits 1939 nach, dass beim Kollaps eines großen Sterns ein Schwarzes Loch entsteht. Mittelschwere Schwarze Löcher (einige hundert bis wenige tausend Sonnenmassen) entstehen möglicherweise infolge von Sternenkollisionen und -verschmelzungen. Extrem kleine Schwarze Löcher können im Teilchenbeschleuniger, z.B. im LHC-Beschleuniger in der Schweiz, erzeugt werden. Nach Hawking schlucken die Schwarzen Löcher nicht nur alle Massen, die ihrem überaus starken Gravitationsfeld zu nahekommen, sie krümmen auch das Licht und können über Quasare Materie freisetzen (s.o.), auch Hawking-Strahlung genannt. Bis in ihre Nahbereiche hinein gelten nicht die uns bekannten Gesetze der Physik. Deshalb ist unbekannt, was sich in ihrem Innern abspielt. Bekannt ist lediglich, dass sie in ihrem Nahbereich das Licht vollkommen ‚schlucken’, deshalb schwarz bzw. unsichtbar sind, und dass sie selbst Raum und Zeit krümmen. Der Raum nimmt gleichsam die Form eines Trichters an, in dessen zunehmender Nähe die darum rotierenden Massen, z.B. die Sterne, immer schneller werden. Und wer alt werden möchte, könnte dies rein theoretisch in der Nähe eines Schwarzen Loches erreichen. Die Zeit bleibt dort (nahezu) stehen.

    Obgleich die Schwarzen Löcher das Licht schlucken, ist es Wissenschaftlern 2017 gelungen, ein Bild von einem Schwarzen Loch herzustellen. Stephen Hawking hatte bereits als junger Physiker in Cambridge das Paradoxon festgestellt, dass Schwarze Löcher eine extrem schwache Strahlung aussenden. Max-Planck-Physiker Reinhard Genzel konnte auf vielen hundert Milliarden Grad heißen Plasmawirbeln, die von kraftvollen Magnetfeldern durchwirbelt werden, die wiederum Materie zu hochenergetischen Teilchenstrahlen bündeln, die Schwarzen Löcher feststellen. Die Teilchenstrahlen können bis zu mehrere tausend Lichtjahre ins All hinausgeschossen werden. Materie wird dabei in pure Energie umgewandelt.¹¹

    2 Modell einer Spiralgalaxie wie unsere Milchstraße¹²

    Manche Wissenschaftler träumen davon, dass Menschen irgendwann durch das Zentrum eines Schwarzen Loches, quasi durch ein ‚Wurmloch’, in etwas völlig Unbekanntes fliegen können. Und dieses Unbekannte könnte, so der Traum, ein weiteres Universum sein. Die auf der einen, der uns zugewandten, Seite des Schwarzen Loches eingesaugte Materie könnte auf der anderen, uns unbekannten Seite ein nach einem Urknall entstandenes Universum sein. In dem Fall könnte es Milliarden von Universen geben. Nichts ist bewiesen, aber denkbar ist, dass hier die allergrößten Entdeckungen auf die Menschheit warten.

    Die Existenz der sog. Dunklen Materie ist aufgrund von Berechnungen und indirekten Beobachtungen bekannt. Sie ist überall im Weltraum, auch direkt um und in uns, aber sie ist unsichtbar. Ihr Anteil an der Gesamtmasse

    im Universum ist fünfmal so hoch wie die der sichtbaren Materie, zusammen mit der dunklen Energie zwanzigmal so hoch¹³. Sie gibt dem Raum die dreidimensionale, fadenförmige Struktur, die – wenn sie denn sichtbar wäre – dem Atomium in Brüssel, jedoch mit ungleich komplexerer Struktur, ähnelte. Der Schweizer Fritz Zwicky schloss 1933 bei theoretischen Überlegungen zu Galaxienhaufen auf die Existenz der Dunklen Materie. Diese weiter zu erforschen, ist eine der vielen Ziele der Astrophysik.

    Das Pendant zur Dunklen Materie ist die Dunkle Energie. Während die Dunkle Materie die Galaxien zusammenhält, treibt die Dunkle Energie sie auseinander. Fast 10 Milliarden Jahre nach dem Urknall begann die Dunkele Energie, die Ausdehnung des Universums immer mehr zu Kenntnis. beschleunigen.¹⁴

    Die Dunkle Materie macht 23 %, die Dunkle Energie 72 % der Materie im Weltall aus. Nur über 5 % haben die Wissenschaftler bisher eine gewisse Letztendlich könnte alles auseinandergerissen werden, die Galaxien, die Planetensysteme und schließlich auch die Atome. Dann gäbe es keine Materie mehr. Es kann aber auch sein, dass sich die Dunkle Energie abschwächt und das All durch die Gravitation zuerst langsam, dann immer schneller werdend, zu einem (fast) unendlich kleinen Punkt zusammenschnurrt, so wie alles begann. Man weiß es (noch) nicht.

    3 Vor 4,57 Milliarden Jahren: Die Sterne oder Sonnen

    Zusammenfassung

    In den Galaxien gibt es eine Vielzahl an Sternen oder Sonnen, in unserer Galaxie 100 bis 300 Milliarden. Die Lebensdauer der Sterne ist – wie grundsätzlich alles im Universum und das Universum selbst – endlich. Kleine Sterne wie unsere Sonne enden nach einem Zwischenstadium als sog. Rote Riesen schließlich als Weiße Zwerge, große Sterne als Supernovae bzw. Sternenstaub. Dabei entstehen die schweren Elemente, u.a. die Metalle wie Gold, Silber und Platin. Unsere Sonne entstand vor 4,6 Milliarden Jahren und wird in 5 bis 7 Milliarden Jahren erlöschen.

    *

    Unsere Sonne hat die 330.000-fache Masse der Erde und 99,9 % der Masse des Sonnensystems (Sonne, Planeten, Monde pp.). Sie erzeugt Energie durch die Fusion von Wasserstoff zu Helium (Kernfusion). In 5 bis 7 Milliarden Jahren wird der Wasserstoff zur Neige gehen, nachdem die Sonne langsam immer heller und größer geworden ist. Der Durchmesser erreicht dann das Hundertfache des bisherigen, die Sonne wird ein sog. Roter Riese, der die Planeten Merkur und Venus, evtl. auch die Erde, erfasst. Die Temperatur steigt dabei so stark, dass aus dem Helium reiner Kohlenstoff wird. Reiner Kohlenstoff ist Diamant und der hat dann Trilliarden Karat. Schließlich fällt der erkaltende Rote Riese zusammen und endet als sog. Weißer Zwerg, nicht größer als die Erde, aber mit einem Diamant-Kern. Und aus der Sonne entstehen dann erneut Himmelskörper.

    Große Sterne sterben in gigantischen Explosionen als Supernovae. Sie sind weitaus größer und massenreicher als unsere Sonne, nach bisheriger Kenntnis bis zu sechshundertmilliardenfach so hell wie unsere Sonne. Es gibt mindestens zwei Typen von Supernovae, Typ 1 ohne und Typ 2 mit Wasserstoff, aber beide können zum jeweils anderen Typ wechseln. Supernovae können auch mehrfach, vielleicht sogar hundertfach oder noch häufiger, einen Scheintod sterben. Das kann geschehen, wenn sie so groß werden, dass sie ihre Massen nicht mehr per Gravitation zusammenhalten können, aber aus bisher nicht bekanntem Grund dennoch ‚nicht ganz‘ sterben. Dann explodiert nur ein Teil von ihnen, was als Aufleuchten und Sterben wahrgenommen wird, um dann wieder weniger hell bis zum nächsten Scheintod weiterzuleuchten. Bei der sich dabei ereignenden Nukleosynthese entstehen die schwersten Elemente, die Metalle, wobei in aufeinanderfolgenden ‚Brennphasen‘ immer schwerere Elemente aufgebaut werden: zuerst Helium, dann Kohlenstoff, Stickstoff, Eisen etc. Die schwersten Metalle, Gold, Silber und Platin, werden erst beim Verglühen gebildet. Die Elemente Lithium, Beryllium und Bor wiederum entstehen durch Spallation aus schwereren Elementen. Beim Verglühen der Sterne entsteht Sternenstaub und daneben jeweils ein kleiner Reststern mit einem Durchmesser von gerade mal 20 Kilometern, der aber unglaublich dicht und schwer ist. Dieser Rest ist ein Schwarzes Loch, wenn auch noch ein sehr kleines. Irgendwann einmal werden alle Sterne verglüht sein und dann ist das Weltall, wie am Anfang, wieder dunkel.

    Zunächst aber entstehen aus dem Sternenstaub wieder neue Sterne mit Planeten, Monden pp. Auch Organisches, wir Menschen, Tiere, Pflanzen pp., ist Teil erloschener Sterne und werden irgendwann Teil eines neuen Himmelskörpers sein. Wir Menschen sind vielfach recycelte Sternenkinder, wobei die Sterne gleichsam unsere Mütter, Großmütter pp. sind. Und wenn wir so altmodisch sind und einen goldenen Ring tragen, dann haben wir die Ehe mit Himmelsgold geschlossen!

    Wir sollten uns hier noch einmal daran erinnern, dass dies alles, die gesamte Masse und Energie, in der Minisekunde des Urknalls entstanden ist. Weder die scheinbar unendliche Größe dieses Universums noch die Kleinheit ihrer subelementaren Teilchen sind für uns fassbar.

    Exkurs: Nemesis und das Massensterben von Arten auf der Erde

    Neben der uns bekannten Sonne existiert in unserem Sonnensystem möglicherweise eine zweite, deutlich kleinere Sonne. Dieser Zwilling, genannt Nemesis, soll der Theorie nach alle 26 Millionen Jahre auf seiner stark elliptischen Bahn in Sonnen- und Erdnähe kommen und dabei eine ebenfalls noch nicht nachgewiesene Kometenansammlung, die als Oortsche Wolke bezeichnet wird, durchkreuzen. Die Oortsche Wolke soll aus einem Ring von Meteoren – Gesteinsbrocken, Eis- und Staubkörnern – bestehen.¹⁵ Dabei werden, so die Annahme, massenhaft Kometen aus ihrer Bahn geschleudert und treffen über eine Million Jahre lang stark vermehrt die Erde. Wie beim Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren, werde es – so die Annahme – mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zu einem großen Artensterben kommen. Dies soll die Erklärung für das tatsächlich alle 26 Millionen Jahre auftretende Artensterben sein. Nemesis ist vermutlich das nächste Mal in 10 Millionen Jahren in Sonnen- und Erdnähe zu erwarten.

    Neben den Sternen gibt es die Quasare. Sie sehen aus wie Sterne, daher der Name ‚quasi-stellares Objekt‘. „Doch anders als die Sterne der Milchstraße leuchten sie vielmilliardenfach heller und befinden sich zugleich vielmillionenfach weiter weg. Es handelt sich um schwarze Löcher, gewaltige Schwerkraftfallen, in denen die Masse von Milliarden Sonnen gefangen ist.

    Quasare sitzen im Zentrum von Galaxiens … (Sie) versprühen bis zu tausendfach mehr Energie als ihre gesamten Heimatgalaxien." Das Licht der Quasare ist bereits 800 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden, ist 13 Milliarden Jahr alt. Die früheste zuverlässig datierte Galaxie leuchtete bereits 300 Millionen Jahre nach dem Urknall, vor 13,5 Milliarden Jahren.

    Der deutsche Astrophysiker Günther Hasinger meint, dass „am Anfang nicht … die Sterne und Galaxien (existierten); zuerst waren die schwarzen Löcher da." Theoretisch erscheint das möglich, aber dies stünde im Widerspruch zu den vorherigen Absätzen.¹⁶ Es zeigt, dass die Forschung um das Entstehen der Teile des Universums noch keineswegs abgeschlossen ist

    4 Vor 4,5 Milliarden Jahren: Die Erde und die anderen Planeten entstehen

    Zusammenfassung

    Die Erde entstand kurz nach der Sonne und ist einer der acht Planeten in unserem Sonnensystem. Sie hat einen festen Kern aus Eisen, der von einer Schale aus flüssigem Eisen eingehüllt ist. Von dieser sich drehenden Schale wird das Magnetfeld um die Erde herum erzeugt. Die Kontinente oder die äußere Erdhülle liegen auf dem tieferen Erdmantel mit einem Erdkern aus flüssigem, heißem Eisen. Das daraus aufsteigende Magma sammelt sich 15 km unter der Erdoberfläche in Magmakammern, die von Zeit zu Zeit durch Vulkanausbrüche geleert werden und zur Bewegung der Erdplatten führen. Die Vulkane befinden sich an den Spalten zwischen den verschieden Erdplatten. Diese Spalten können unter den Meeren, aber auch unter den Kontinenten liegen. Am bekanntesten sind jene unter dem sog. Pazifischen Feuerring. Die Kontinente sind nach dem Auseinanderdriften des Superkontinents Pangea entstanden. Irgendwann werden sie sich wieder zu einem einzigen Kontinent vereinigen, um danach erneut auseinander zu driften. Während dieser sog. Kontinentaldrift sind Erd- und Seebeben in den Zonen, in denen die Platten aneinanderstoßen, ständige Begleiterscheinungen.

    *

    Vor 4,5 bis 4,6 Milliarden Jahren sind alle acht Planeten aus metallhaltigen Staubkörnern und Gasen der Sonne entstanden, die festen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars und die gasförmigen Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun (‚Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unseren Nachthimmel‘). Die festen Planeten sind näher an der Sonne und haben einen Metallkern, die gasförmigen sind weiter entfernt. Sie sind sehr viel größer und haben riesenhafte Magnetfelder. Da sie evtl. keinen Metallkern haben, müssen die Magnetfelder durch vereiste Gase, möglicherweise Wasserstoff, erzeugt werden.

    Bei der Entstehung der festen Planeten ist aufgrund der Sonnennähe zunächst auch der Wasserstoff versdampft. Durch Meteoriten- und Asteroideneinschläge hat die Erde im Nachhinein Wasserstoff bzw. Wasser bekommen. Etwa 70 % der Erde sind von Wasser bedeckt, was aber nur 0,06 % der Masse der Erde ausmacht.

    Altersbestimmungen von Bergen und Gebirgen können seit einer Entdeckung des Neuseländischen Physikers Ernest Rutherford (1871-1937) gut bestimmt werde. Gemeinsam mit einem Chemiker fand er heraus, dass das in vielen Gesteinen vorhanden Atom Uran sich in 4,5 Milliarden Jahren in Blei verwandelt.

    Die leicht elliptische Form der Erde ist nicht ganz gleichförmig und nicht konstant. Neben den sichtbaren Gebirgen und Tälern ist auch der Meeresspiegel über den Meeresgebirgen höher und über den Meeresgräben tiefer.

    Sechs der acht Planeten unserer Sonne haben einen oder mehrere Monde, Jupiter hat z.B. 63 Monde (darunter Bio mit riesigen Vulkanen, Europa mit einer Oberfläche aus Eis), Saturn eine nahezu unendliche Anzahl (vielleicht 1 Milliarde), die die 30 Ringe bilden. Die Monde sind extrem unterschiedlich und wurden auch auf unterschiedliche Weise gebildet. Unser Mond ist bei einer Kollision der noch sehr jungen Erde mit einem anderen Himmelskörper, etwa so groß wie der Mars, aus den hinausgeschleuderten Gesteinsbrocken entstanden. Deshalb weist er irdische und außerirdische Gesteine auf. Zunächst war er nur 25.000 km von der Erde entfernt und bremste die Erdumdrehung ab, so dass der Tag nur aus sechs Stunden bestand. Heute ist der Mond 384.000 km entfernt und die Erdumdrehung dauert 24 Stunden.

    Die Erde ist natürlichen Gefahren ausgesetzt, die das Überleben der Menschheit bedrohen:

    - Gefahr eines Meteoriteneinschlags. Im Jahr 2029 wird z.B. ein hochhausgroßer Meteorit in nur 37.000 km Entfernung an der Erde ‚vorbeischrammen‘.

    - Asteroiden, die sich der Erde nähern oder diese schon getroffen haben, sind keine Seltenheit. Bekannt sind etwa 100 Einschläge auf dem Festland der Erde. Wie viele Einschläge es in die Ozeane gegeben hat, ist unbekannt. Wenn Asteroiden in großer Entfernung zur Erde erkannt werden, kann ihre Richtung gen Erde durch Beschuss verändert werden, wie es 2022 in einem Versuch der NASA bereits geschehen ist. Wenn sie zu spät erkannt werden, ist es nicht mehr möglich. Dann kann es zum Aussterben einer großen Anzahl von Pflanzen- und Tierarten kommen. Eine dieser Arten könnten wir Menschen sein. Vor 60 Millionen Jahren sind so die Saurier ausgestorben, und die Säugetieren bekamen damals die Chance, sich zu entwickeln. Aus kleinen wieselähnlichen Säugetieren, die bereits vor 200 Millionen Jahren entstanden waren, haben sich seitdem alle Säugetiere auf der Erde entwickelt, u.a. auch wir Menschen.

    - Explosion einer Supernova in zu geringer Entfernung. Eine ‚irgendwann‘ tatsächlich zu erwartende Sternenexplosion in 8.000 Lichtjahren Entfernung wird mehr Energie erzeugen als unsere Sonne während ihrer gesamten Lebensdauer.

    - Die Beschädigung der Ozonschicht.

    3 Schematischer Aufbau der Erde¹⁷

    Die Erde hat einen festen Kern aus Eisen, der eingehüllt ist von einer Schale aus flüssigem Eisen. Von dieser sich drehenden Schale wird das Magnetfeld um die Erde herum erzeugt. Das Magnetfeld schützt die Erde vor den Sonnenwinden, die ansonsten zu einem Verdunsten des Wassers und zum Wegreißen der Atmosphäre führen würden. Dies ist auf dem sehr viel kleineren Mars bereits geschehen. Dort ist die einst ebenfalls flüssige Eisenschale erkaltet, so dass es kein Magnetfeld mehr gibt. Das flüssige Eisen bzw. Magnetfeld der Erde wird umschlossen durch den etwa 2.800 km tief reichenden Erdmantel, der wiederum von der 60 bis 80 km dünnen Erdkruste eingehüllt wird.

    Der Erdkern hält die Erde in Drehbewegung. Das aus dem flüssigen Eisenkern aufsteigende Magma sammelt sich 15 km unter der Erdoberfläche in Magmakammern, die von Zeit zu Zeit durch Vulkanausbrüche geleert werden und dies zur Bewegung der Erdplatten führt.

    Exkurs: Kontinentaldrift und Plattentektonik

    Alfred Wegener (1880- 930) stellte 1915 die Theorie von der ‚Entstehung der Kontinente und der Ozeane’ auf, in der er davon ausging, dass es einst nur einen Superkontinent gab, den er Pangea nannte. Dieser Kontinent hat sich geteilt, so dass sich schließlich die heutigen Kontinente und Ozeane gebildet haben. Diese anfangs von den Geologen heftig bestrittene Theorie – Alfred Wegner war Astronom und Meteorologe – wurde ab 1960 durch Arbeiten angloamerikanischer Forscher verifiziert und theoretisch begründet. Danach gibt es sieben große und eine Reihe kleinerer tektonischer Platten, auf denen die Kontinente liegen, deren Umrisse aber nicht mit denen der Kontinente identisch sind:

    die nordamerikanische und die eurasische Platte,

    die südamerikanische und die afrikanische Platte,

    die antarktische und die australische Platte sowie

    die pazifische Platte mit nur einem kleinen Anteil an kontinentaler Kruste.

    Als kleinere Platten gibt es u.a. die indische, die arabische und die karibische Platte. Die Kontinente – oder die äußere Erdhülle (Lithosphäre) – liegen auf dem tieferen Erdmantel auf und sind ständig in Bewegung. Beim Zusammenstoßen entstehen Faltengebirge, beim Auseinanderdriften Rinnen bzw. Gräben. In beiden Fällen ist dies mit den häufigsten Formen von Vulkanismus und Erdbeben verbunden. Als sich die südamerikanisch-afrikanische Platte vor 200 bis 300 Millionen Jahren von der nordamerikanisch-eurasischen Platte entfernte, entstand dazwischen der Ozean Tethys mit dem nördlichen Kontinent Laurasien und dem südlichen Gondwana.

    Seit etwa 20 Millionen Jahren wandert Afrika wieder in Richtung Europa. Das Mittelmeer wird kleiner und wird irgendwann ganz verschwinden. In 250 Millionen Jahren werden die Kontinente wieder weitgehend vereinigt sein, um dann erneut auseinander zu driften.

    Bereits in 20 Millionen Jahren wird Afrika im Bereich des weit östlich gelegenen Grabens (Ostafrikanischer Graben OAR) auseinanderbreche. Im 6.000 km langen OAR hat im Übrigen ein besonderes Klima vor 6 bis 7 Millionen Jahren dazu geführt, dass sich die Affen weiterentwickeln und ganz allmählich über viele evolutionäre Stadien zum Menschen entwickeln konnten. Besonders gut zu beobachten ist die Kontinentaldrift im 2.000 km langen Levante-Korridor, in dem sich die Sinai-Platte und die arabische Platte voneinander trennen. In rund 250 Millionen Jahren werden die Kontinente wieder einen Superkontinent bilden, um dann von Neuem auseinanderzudriften. Aus dem Magmagestein ist bei der Erkaltung der jungen Erde einst Wasserstoff und Sauerstoff freigeworden. Motor der kontinentalen Bewegungen ist vermutlich die vom heißen Erdkern aufsteigende Energie. Während wir die Kontinentaldrift nicht unmittelbar beobachten können, sind die Auswirkungen, z.B. die Erd- und Seebeben, ständige Begleiterscheinungen in den Zonen, in denen die Platten aneinanderstoßen. Weitere Auswirkungen sind die Auffaltungen von Gebirgen, erwa der Alpen und auch des Himalaya-Gebirges. Der Mount Everest wächst noch jedes Jahr um einige Millimeter. Unterhalb der Erdoberfläche sind z.B. in Afrika tiefreichende Gesteinsver-dichtungen entstanden, die sog. Kratone. Reiner Kohlenstoff, der dort unter sehr hohem Druck in Millionen von Jahren zusammengepresst wird, wird dort – und zwar nur dort – zu Diamanten. Diamanten entstehen bei hohem Druck, aber dabei darf es nicht zu heiß sein. Diese Bedingungen sind nur unter Kratonen gegeben.

    5 Vor 4 Milliarden Jahren: Das Leben entsteht

    Bisher ist nicht bekannt, wie das Leben entstand. Es gibt drei Theorien:

    Die Tiefsee-Theorie: Mikroben, Pflanzen, Tiere und Menschen, so William Martin¹⁸, gehen zurück auf das vor 4 Milliarden Jahren in der Tiefsee entstandene Leben. Damals seien Bakterien aus Wasserstoff und Schwefel entstanden. Vor 3,5 Milliarden gab es dann Cyanobakterien, die bereits Sauerstoff enthielten und zur Photosynthese fähig waren. Sauerstoff für einen effizienten Stoffwechsel und damit zum Motor der Evolution gibt es allerdings erst etwa 20 Millionen Jahren, auf ein Jahr im kosmischen Kalender bezogen erst seit den letzten zwei Tagen.

    Die ‚Ursuppen-Theorie: Der Chemie-Student Stanley Lloyd Miller¹⁹ kochte 1953 Wasser und brachte dies in Verbindung mit Methan und Ammoniak. Zur Verblüffung der Wissenschaftsgemeinde erzeugte er auf simpelste Art Aminosäure, den Baustein des Lebens. Allerdings erklärt das nicht, wie dann Eiweißmoleküle und schließlich Leben entstand.

    Das Leben kam aus dem Weltraum zu uns: Anhänger dieser Theorie glauben, dass durch Kometeneinschläge bakterielles Leben auf die Erde gekommen ist. Dies würde ebenfalls nicht erklären, wie Leben ursprünglich entstanden ist, sondern nur, wie es zur Erde gekommen ist. ²⁰

    Mehrzelliges Leben hat sich vermutlich vor 2 bis 2,5 Milliarden Jahren gebildet, als Mitochondrien in einzellige Bakterien eindrangen und diese mit Energie versorgten.

    6 Pangaea²¹

    „Pangaea war ein Superkontinent, der während des späten Paläozoikums und des Frühen Mesozoikums existierte". Es entstand aus den früheren kontinentalen Einheiten von Godwana, Euramerika und Sibirien während des Karbons vor etwa 335 Millionen Jahren und begann vor etwa 200 Millionen Jahren, am Ende der Trias und zu Beginn des Jura, auseinanderzubrechen.

    4 Der Superkontinent Pangäa im frühen Mesozoikum (vor 335 Millionen Jahren²²

    Im Gegensatz zur heutigen Erde und ihrer Verteilung der kontinentalen Masse war Pangaea auf dem Äquator zentriert und vom Superozean Pantha lassa und den Paläo- Tethys- und nachfolgenden Tethys-Ozeanen umgeben. Pangäa ist der jüngste existierende Superkontinent und der erst von Geologen rekonstruiert wurde. "²³

    ¹ Vgl. Johann Grolle: Das Geheimnis der Schöpfung. In: Der Spiegel, Nr. 52, 2022, S. 100. – Grolle referiert in diesem Artikel die bisherigen Ergebnisse der ‚James Webb-Weltraumteleskop‘-Mission.

    ² Aus der Theorie von der ewigen Inflation (die nicht identisch ist mit der sog. Inflation bei der Ausdehnung des Weltalls) folgt die Theorie von den multiplen oder gar unendlichen Universen. Dabei geht man davon aus, dass es im vermeintlichen Nichts Schwankungen einer vermuteten Inflationsenergie gibt. Wenn es einen Energieausschlag oder -berg (wie bei einer Fiebermessung mit plötzlicher Temperaturerhöhung) gibt, entsteht ein Urknall und damit ein neues Universum. Diesem Universum werden Naturkonstanten wie Gravitation, Lichtgeschwindigkeit pp. zugeordnet, die in einem anderen Universum ganz andere Werte aufweisen können. Von diesen Naturkonstanten ist abhängig, so die Theorie, ob und ggf. welches Leben im Universum entstehen kann. Deutlich konkreter wird der Physiker und Wissenschaftsphilosoph Max Tegmark vom Massachusetts Institute of Technologie (MIT) in Cambridge bei Boston. Er unterscheidet vier Grade von Multiversen. Eine Darstellung wäre an dieser Stelle zu kompliziert und kann ggf. im Internet oder in der Literatur nachgelesen werden.

    ³ Vgl. Der Weltraum gibt Gas. Neue Erkenntnisse, wie schnell sich der Weltraum ausdehnt. In: Der Spiegel. Nr.34, 2019, S. 98ff.

    ⁴ Nach dem Urknall entstand eine riesige Wolke aus Teilchen, ganz überwiegend Wasserstoffatomen. Diese waren jedoch nicht vollkommen gleich verteilt und ballten sich aufgrund der Gravitation hier und da zusammen. Das führte schließlich zur Bildung von Sternen, in denen bei Massenanreicherung Druck und Temperatur extrem anstiegen.

    ⁵ Ehemaliger Lehrstuhlinhaber war Isaac Newton. - Vgl. Stephen Hawking: Eine kurze Geschichte der Zeit. Die Suche nach der Urkraft des Universums. Reinbek bei Hamburg 1988, passim

    ⁶ Vgl. Michel Richter: Der zufällige Mensch. Wundersame Wege vom Urknall zum Ich. Norderstedt 2021, S. 68-92

    ⁷ Vgl. Sonst würden wir nicht existieren. Interview mit Stefan Ulmer. In: Der Spiegel. Nr. 2, 2022, S. 117

    ⁸ Vgl. Michael Richter: Der zufällige Mensch. Wundersame Weg vom Urknall zum Ich. Norderstedt 2021, S. 20-52.

    ⁹ Die Entdeckung, dass es mehr als eine Galaxie gibt, geht zurück auf den amerikanischen Astronomen Edwin Powel Hubble (1889-1953). Er entdeckte auch, dass sich die Galaxien durch die derzeit ständig zunehmende Ausbreitung des Universums voneinander entfernen. Bisher ist unbekannt, ob die zunehmende Ausbreitung irgendwann zu einer Explosion des Weltalls führen wird oder ob dieses irgendwann in sich zusammenfällt.

    ¹⁰ Vgl. Spiegel-Gespräch mit Astrophysiker Günther Hasinger, Wissenschaftsdirektor der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA): Hilfreiche Sternenfresser. Schwarze Löcher. In: Der Spiegel. Nr. 41, 2020, S. 108 ff. – Hasinger ist überzeugt, dass die schwarzen Löcher sofort nach dem Urknall entstanden sind. Sie seien für lange Zeit die einzigen Himmelskörper im frisch geborenen Universum gewesen. Zusammengenommen entspricht ihre gesamte Masse, so Hasinger, ziemlich genau dem Wert, den Forscher für die dunkle Materie errechnet haben. Insgesamt müsse es fünfmal mehr unsichtbare als sichtbare Masse geben. Die schwarzen Löcher, eigentlich ‚Sternenfresser‘, hätten paradoxerweise einst die Geburt von Sternen und Galaxien möglich gemacht. Sein Schöpfungsbericht weicht damit von der klassischen Urknalltheorie ab.

    ¹¹ Vgl. Johann Grolle: Blick ins Nichts. Das erste Bild eines Schwarzen Lochs. Nr. 16, 2019, S. 94ff.

    ¹² ESA/Hubble https://commons.wikimedia.org/wiki/File: M101_hires_STScI-PRC2006-10a.jpg, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode

    ¹³ Vgl. Der Weltraum gibt., aaO., S. 99

    ¹⁴ Vgl. Michael Richter: Der zufällige Mensch …, aaO., S. 91

    ¹⁵ Vgl. J.H. Oort: The structure of the cloud of comets surrounding the Solar System and a hypothesis concerning its origin. In: Bulletin of the Astronomical Institutes of the Netherlands. XI. Nr. 408. 01/1950, S. 91-110

    ¹⁶ Johann Grolle: Das Geheimnis …, aaO., S. 94-101. – Z.T. Zitate, z.T. sinngemäße Widergabe in den letzten drei Absätzen

    ¹⁷ Von en: User: Kieff, verändert von Benutzer: TomCatX. (https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Pangaea_continents_german.png), „Pangaea continents german", https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

    ¹⁸ Vgl. Der Spiegel. Nr. 32. 2016

    ¹⁹ Vgl. Stanley L. Miller: A production of amino acids under possible primitive earth conditions. In: Science. Band 117 (3046), 1953, sekundär

    ²⁰ Leben aus dem Weltraum

    ²¹ en: User: Kieff, verändert von Benutzer: TomCatX.(https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Pangaea_continents_german.png), „Pangaea continents gman",https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

    B. Geschichte der Menschheit

    1 Geschichte bis Ende der letzten Eiszeit

    1.1 Vor 7 Millionen Jahren: Beginn der Entwicklung zum Menschen

    5 Die Verbreitung der Hominiden²⁴

    Im Gebiet des ostafrikanischen Grabens entwickelten sich die ersten Übergänge von Affen zu Menschenaffen. Die Entwicklung verlief teils parallel, teils entwickelten sich aus bereits vorhandenen Arten neue Arten. Zeitweise lebten mehrere Homini- bzw. Homo-Arten gleichzeitig auf der Erde. Als Homini werden Affenmenschen, als Homos Menschen bezeichnet. Das Schaubild zeigt, dass Homo erectus, Homo neanderthalensis, Homo heidelbergensis und Homo sapiens eine Zeitlang gemeinsam die Erde bevölkerten.25 Der Homo sapiens setzte sich schließlich durch.

    Vor etwa 7 Millionen Jahren waren aufgrund geringerer Niederschläge Graslandschaften entstanden, in Afrika die Savanne, in Nordamerika die Prärie, in Südamerika die Pampa und in Asien die Steppe. In Afrika fanden die Schimpansen auf ihrem kleiner werdenden Lebensraum nicht mehr genug Nahrung und hielten sich deshalb immer häufiger in der Savanne auf. Dabei war der aufrechte Gang vorteilhaft, weil sie so ein weiteres Umfeld überschauen konnten und gleichzeitig die Hände für Waffen frei hatten.

    Von Menschen wird in der Literatur ab etwa 2 Millionen Jahren vor unserer Zeit ausgegangen. Archäologen haben in der Olduvai-Schlucht in Tansania nahe der Grenze zu Kenia von Menschen bearbeitete Werkzeuge aus der Zeit vor 1,8-2 Millionen Jahren gefunden, in höheren Schichten welche aus der Zeit vor 1,2-1,4 Millionen Jahren.26

    Vor 1,7 Millionen Jahren verließen die Homini oder Affenmenschen Afrika. Der Homo ergaster siedelte südwestlich und der Homo erectus nordöstlich der sog. Movius-Linie. Allam Movius, der diese Linie definierte und der Namensgeber ist, war in den 1940er Jahren Archäologe in Harvard. Die Movius-Linie von Süddeutschland bis Nordindien war für mehr als eine Million Jahre die Grenze zwischen den höher entwickelten Affenmenschen im Südwesten und den weniger entwickelten im Nordosten. Die Affenmenschen im Südwesten hatten bereits Faustkeile, die im Nordosten noch nicht.

    Vor 800.000 bis vor 600.000 Jahren lebte im heutigen Europa der Homo heidelbergensis, in Asien der Homo erectus. Aus dem Homo heidelbergensis entwickelte sich vor 250.000 bis 350.000 Jahren der Neandertaler und – wiederum in Ostafrika – vor etwa 200.000 Jahren der anatomisch moderne Mensch, der Homo sapiens. Aus dem Homo erectus in Asien wurde der Peking-Mensch.

    1.2 Vor 200.000 Jahren: Homo sapiens (und Neandertaler)

    Der anatomisch moderne Mensch, der Homo sapiens, kam – ebenso wie zuvor der homo erectus – aus Afrika. Dabei ist es weitgehend Konsens unter den Anthropologen, dass ihr Ursprung im Ostafrikanischen Graben liegt. Im Omo-Tal im Süden Äthiopiens wurden erst vor wenigen Jahren Teile eines Homo sapiens-Skeletts gefunden, das 195.000 Jahre alt ist. Nach neueren Erkenntnissen waren an Omo 1 – so die Bezeichnung dieses anatomisch modernen Menschen – aber auch Urmenschen aus anderen Regionen Afrikas genetisch beteiligt. In Westafrika fand man ein 338.000 Jahre altes Skelett, das Merkmale eines modernen Menschen aufwies. Erst die Kombination bzw. Kreuzung von Urmenschen auf dem Weg zum modernen Menschen aus verschiedenen Teilen des Kontinents führte zur Entstehung des Homo sapiens im Ostafrikanischen Graben, den der Cambridge-Professor für Archäologie, Cyprian Broodbank den Evolutionsmotor im Druckpunkt zwischen Wüste und Meer²⁷ nennt. Als der Homo sapiens die Erde bevölkerte, verschwanden nach und nach die zuvor entstandenen Menschenarten, die ebenfalls aus Afrika nach Europa und Asien gezogen waren. Vor seinem langen Marsch in die Welt hinaus kam es vor etwa 55.000 Jahren zum Treffen mit den Neandertalern, die vor der Eiszeit aus dem kalten Europa nach Süden ausgewichen waren. Die recht stabil gebauten Neandertaler fanden dabei – so könnte man vermuten – die anmutigeren

    6 Fossilfunde ‚klassischer‘ Neandertaler²⁸

    Homo sapiens-Damen so attraktiv, dass ‚Schnackseleien’ nicht ohne Folgen blieben. Diese ‚Mesalliancen’ kann man heute eindeutig nachweisen. Alle Menschen weisen Spuren von Neandertaler-DNA auf, wobei anzumerken ist, dass die anatomisch modernen Menschen später in Europa erneut auf die Neandertaler trafen und Verbindungen eingingen, wobei sie vermutlich deren hellere Haut und glattere Haare übernahmen.²⁹ Dass Neandertaler-Gene auch in Afrika nachgewiesen können, ist damit zu erklären, dass es auch Rückkehrer der Homo sapiens nach Afrika gegeben hat. Der Homo sapiens konnte sich letztlich behaupten, weil er auf das zu schwache Netzwerk der Neandertaler traf. Unsere Vorfahren waren aufgrund ihres größeren Vorkommens im Vorteil, während die letzten ‚klassischen‘ Neandertaler vor etwa 30.000 Jahren im heutigen Süden Spanien von der Erde verschwanden.

    Verbindungen eingingen, wobei sie vermutlich deren hellere Haut und glattere Haare übernahmen.³⁰ Dass Neandertaler-Gene auch in Afrika nachgewiesen können, ist damit zu erklären, dass es auch Rückkehrer der Homo sapiens nach Afrika gegeben hat. Der Homo sapiens konnte sich letztlich behaupten, weil er auf das zu schwache Netzwerk der Neandertaler traf. Unsere Vorfahren waren aufgrund ihres größeren Vorkommens im Vorteil, während die letzten ‚klassischen‘ Neandertaler vor etwa 30.000 Jahren im heutigen Süden Spanien von der Erde verschwanden.

    Der Homo sapiens muss so etwas wie ein ‚Wendehals’ gewesen sein. Er passte sich auf seinen Wanderungen den jeweils natürlichen Gegebenheiten an und scheute dabei nicht vor Einkreuzungen aus ansässigen, sog. archaischen, Menscharten zurück. Neben dem Homo sapiens und den Neandertalern gab es gleichzeitig noch bis zu drei weiteren Menschenarten. Die ‚Archaiker‘ hatten bereits Zeit gehabt, ihr Genkollektiv per Mutation zu optimieren. Durch die Einkreuzungen waren unsere pragmatischen Vorfahren am besten in der Lage, mit den vorgefundenen Umweltbedingungen fertig zu werden. Diese Erkenntnis ist neueren Datums, denn die Anthropo-Genetiker sind dabei, den Archäologen den Rang abzulaufen.³¹

    1.3 Vor 115.000 bis 12.700 v. Chr.: Letzte Eiszeit

    Höhe- bzw. Tiefpunkt der letzten Eiszeit war vor 18.000 bis 21.000 Jahren eine um fünf bis sechs Grad niedrigere Temperatur als heute. Rund 32 % der Erdoberfläche waren mit Eis bedeckt, heute sind es 10 %. Der Wasserspiegel lag 120-130 m unter dem heutigen Niveau. Großbritannien war mit einer 5 km dicken Eisschicht, Deutschland mit einer 2 km starken Schicht und Nordamerika ebenfalls z.T. mit 2 km Eis bedeckt. Die Menschen wanderten nach Süden.

    7 Grenzen der letzten Eiszeit³²

    Bisher hat es, beginnend vor 2,4 Milliarden Jahren, sieben große bzw. lange Eiszeiten gegeben, die zusammen 540 Millionen Jahre gedauert haben. Während der Vergletscherungen war zeitweise fast die ganze Erdoberfläche mit Eis bedeckt, was das Leben der Organismen sehr erschwerte. Während der längsten Zeit war die Erde aber unvergletschert. Man spricht dann von Normalklima. Die Temperaturspanne innerhalb der letzten 500 Millionen Jahre betrug ca. 7 Grad (-4,5 bis + 2,5 Grad).

    Während der sieben großen bzw. langen Eiszeiten hat es jeweils mehrere kurze Eiszeiten gegeben, die dann vermutlich noch kälter waren. Insgesamt gab es, je nach Zählweise, 40 bis 50 Eiszeiten, darunter die beiden letzten, die für die menschliche Evolution wichtig waren. Die vorletzte Eiszeit war besonders heftig. Danach, vor mehr als hunderttausend Jahren, lebten vermutlich nur noch 20.000 Vertreter der Homo sapiens.³³

    Nach der bisherigen Lehrmeinung hat es bisher noch keine totale Bedeckung der Erde mit Eis und Schnee gegeben, da es davon kein Zurück gegeben hätte. Eine totale Reflexion des Sonnenlichts würde die Erde irreversibel erkalten lassen, so die Auffassung. Die amerikanischen Gelehrten Joe Kirschvink und Peter Ward stellen diese These jetzt infrage³⁴. Sie gehen davon aus, dass es vor 710 Millionen Jahren doch eine Schneeballerde gegeben hat.

    Auf der nachstehenden Vegetationskarte ist erkennbar, wo weltweit die Eisgrenze verlief.

    8 Vegetation während des Maximums der letzten Eiszeit

    Während der zurückliegenden 500 Millionen Jahre hat es neben den Eiszeiten andere Großereignisse wie massive Vulkanausbrüche und das Auseinanderbrechen der Kontinente gegeben. Während der fünf verheerendsten Ereignisse kam es jeweils zum Aussterben von mehr als dreiviertel der Tierarten. Viele Arten sind dabei für immer verschwunden, andere neu entstanden. Vor 250 Millionen Jahren, in der Perm-Zeit, kam es aufgrund von Vulkanausbrüchen zu einem Rückgang der Tierarten um 95 %. Der Kohlendioxydgehalt war gewaltig angestiegen, die Temperaturen um bis zu 10 Grad höher. 50 Millionen Jahre später, also vor 200 Millionen Jahren, brach der Superkontinent Pangea auseinander. Die Bruchlinie wir heute von Atlantik überdeckt. Damals kam es erneut zu einem Rückgang der Arten, nun um etwa 80 %.

    Dabei überlebte neben vielen Dinosauriern ein kleines, dem Wiesel ähnliches Säugetier. Das war der Vorfahr aller Säugetiere und damit auch der Vorfahr des Menschen. Dem Auseinanderbrechen der Kontinente vor 200 Millionen Jahren wird in etwa der gleichen Zeitspanne ein Zusammendriften folgen. Der Theorie nach ist dies ein sich ständig wiederholender Prozess. Die Dinosaurier und mit ihnen 75 % aller Tierarten starben vor 65 Millionen Jahren nach einem Meteoriteneinschlag aus.

    Nach vielen Veränderungen nahm die Erde vor 10 Millionen Jahren die heutige Gestalt an. Damals entstanden überall auf der Erde Graslandschaften, in Afrika die Savannen, in Nordamerika die Prärie, in Südamerika die Pampa und in Eurasien die Steppe³⁵.

    Das Gras verdrängte die Bäume und zwang die Affen, Nahrung in der Savanne zu suchen. Vor 7 Millionen Jahren begann deshalb die Trennung der Urmenschen von den Schimpansen. Das Gras war zugleich Vorläufer für wichtige Kulturpflanzen, die Grundlage für die menschliche Ernährung wurden, für Weizen, Gerste und Zuckerrohr.

    Die Ur- bzw. Vorgeschichte wurde 1836 erstmals von dem dänischen Archäologen Christian Jürgensen Thomsen in Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit gegliedert.

    Die Altsteinzeit begann vor 2,6 Millionen Jahren in Afrika und ging vor ca. 15.000 Jahren nach mehreren Zwischenstadien in die Jungsteinzeit über.

    Durch das Ende der letzten Eiszeit verschoben sich die Klimagürtel der Erde nach Norden. In der Jungsteinzeit erfolgten die wichtigsten Auswirkungen vor allem in der Landwirtschaft. Durch die höhere Produktivität dort, aber nicht nur dort, konnten mehr Menschen ernährt werden. Es kam zur Spezialisierung der verschiedensten Berufsgruppen (horizontale Differenzierung) und zur Entstehung von Herrschaft, zunächst in Häuptlingsreichen, dann in Staaten (vertikale Differenzierung).

    Der Zeitabschnitt zwischen der Jungstein-zeit und der frühen Bronzezeit, in der Menschen mit dem Kupferbergbau begannen und grundlegende Techniken der Metallurgie erfanden, wird Kupfersteinzeit genannt. Kupfer blieb jedoch knapp und die Steinwerkzeuge herrschten weiterhin vor.

    Bronze, eine Legierung von 90% Kupfer mit 10 % Zinn, wurde Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. erfunden. Sie ist weitaus härter und schnitthaltiger als Kupfer und gibt der Epoche ihren Namen. In Israel ist Bronze ab 3300 v. Chr. bekannt. Die Bronzezeit endete in Kleinasien ab 1700 v. Chr. und im Mittelmeerraum spätestens um 1200 v. Chr. mit dem Gebrauch verhütteten Eisens. In Mitteleuropa begann die Bronzezeit erst ab 2200 v. Chr. und reichte noch bis 800 v. Chr. Die Eisenverhüttung begann im 17. Jahrhundert v. Chr. in Kleinasien bei den Hethitern. Mit dem Untergang ihres Reiches um 1200 v. Chr. endete auch das Monopol auf die Herstellung von Eisen. Bald wurde das Eisen nun im ganzen Vorderen Orient und im Mittelmeerraum verbreitet und beendete die Bronzezeit. Eisen war billiger, ließ sich gut schmieden und war härter. Mehr Menschen als zuvor konnten nun Waffen tragen und waren denen mit Bronzewaffen überlegen.³⁷

    1.4 Vor 73.900 Jahren: Eruption des Vulkans Toba auf Sumatra

    Die Auswirkungen der Toba-Katastrophe sind nicht eindeutig bewiesen. Es handelt sich um eine Theorie. Diese besagt, dass infolge einer massiven Eruption des Vulkans Toba auf Sumatra die damalige menschliche Population stark reduziert wurde, in Indien bis auf 600 Menschen. Dabei handelte es sich außerhalb Afrikas jedoch noch nicht um den anatomisch modernen Menschen, den Homo sapiens. Die Eruption soll zu einem Absinken der Durchschnittstemperatur um 3 bis 3,5 Grad Celsius geführt haben. In neueren Computermodellen ist sogar von -18 Grad die Rede.

    Auch die Population unserer direkten Vorfahren, die Homo sapiens in Afrika, wurde bis auf wenige Individuen reduziert. Das belegen neuere Forschungsarbeiten am menschlichen Genom. Demnach ging unsere Spezies vor ungefähr 75.000 Jahren durch einen ‚genetischen Flaschenhals’ und alle heute lebenden Menschen stammen von diesen wenigen Tausend Individuen ab, die den vulkanischen Winter in Afrika überlebten.

    Unsere Vorfahren sind damals gerade noch davongekommen, sonst hätte es die menschliche Zivilisation so, wie wir sie kennen, nie gegeben. Vielleicht hätten dann Homo erectus oder Homo neanderthalensis die Erde erobert. Auch ein Aussterben der Menschheit, wie einst das Aussterben der Dinosaurier, wäre möglich gewesen.

    1.5 Vor 70.000-120.000 Jahren: Homo sapiens verlässt Afrika

    Wegen des Klimawandels wanderten die anatomisch modernen Menschen, die Homo sapiens, vor 70.000 Jahren aus dem Gebiet des heutigen Somalias auf den Pfaden der Tiere süd- und nordwärts und verdrängten nach und nach alle anderen Homini, so meinten Wissenschaftler noch ganz überwiegend in den ersten beiden Jahrzehnten

    des 21. Jahrhunderts.³⁹ Der Klimawandel entstand, wie wohl alle hunderttausend Jahre, durch den Wechsel der Erdumlaufbahn um die Sonne von einer stärker kreisförmigen zu einer etwas mehr elliptischen Bahn. Dadurch wurde es wärmer und durch Verdunstung regnete es mehr. Die Sahara ergrünte, Tiere und mit ihnen Menschen zogen nach Süden und Norden.

    10 Die Route über das Rote Meer³⁸

    Zu der Zeit lebten nur noch etwa 10.000 Homo sapiens. Im Norden Afrikas angekommen, gelangte eine Gruppe von weniger als 1.000 Menschen, vielleicht waren es nur einige hundert eines einzigen Stammes, beim sog. Horn von Afrika über das Rote Meer auf die Arabische Halbinsel. Andere blieben in Afrika und siedelten zigtausende Jahre später u.a. an den Ufern des Nils oder im Süden Afrikas. Die Distanz zwischen dem Süden des Roten Meeres und Arabien war geringer als heute. Dennoch war das ein großer Schritt für die Menschheit.

    Schon zuvor hatten Menschen weiter nördlich Afrika über den Sinai verlassen. Den Nachweis dafür hat man in Israel gefunden, allerdings auch den Nachweis dafür, dass diese Gruppe dort ihr Ende fand. Hier gibt es aber noch Klärungsbedarf.

    Nach Forschungsergebnissen des Geologen Stefan Kröpelin von der Universität Köln im Jahr 2017 sollen bereits vor mehr als 100.000 Jahren Menschen auf die Arabische Halbinsel gekommen sein. Diese seien dann vor 55.000 Jahren auf klimatisch bedingt südwärts wandernde Neandertaler gestoßen⁴⁰. Wieder andere Forscher gehen davon aus, dass unsere Vorfahren bereits vor 60.000 Jahren nach Südostasien kamen.

    Auf die Forschungen des Medizinnobelpreiträgers 2022 Svante Pääbo wurde bereits hingewiesen. Er geht sogar davon aus, dass die modernen Menschen bereits vor 120.000 Jahren von Afrika aus nach Eurasien vordrangen. Vieles ist bisher nicht eindeutig geklärt. Aber es steht fest, dass die Menschen für die nächsten Jahrtausende auf der Arabischen Halbinsel blieben, denn das Gebiet zwischen Euphrat und Tigris, damals nicht nur in den flussnahen Gebieten mit Pflanze bewachsen, bot ihnen in der Mitte der Eiszeit einen guten Lebensraum.⁴¹

    Bemerkenswert ist, dass die Menschen bereits vor 50.000 Jahren begannen, sich künstlerisch zu betätigen. Neil MacGregor meint, dass in der Zeit etwas ‚Grundstürzendes‘ mit dem menschlichen Gehirn passiert sei.⁴²

    Exkurs: Eva und das Paradies

    Nachweislich stammen alle modernen Menschen (außerhalb Afrikas) von einer Urmutter ab, wie aufgrund einer geringfügigen mitochondrialen Mutation nachgewiesen ist. Diese Frau, die als Omo 1 (s.o.) bezeichnet wird und die man auch als Eva bezeichnen könnte, ist die Urmutter der Europäer, der Asiaten, der Ureinwohner Australiens sowie der Menschen in Nord- und Südamerika. Durch Rückwanderung des Homo sapiens sind die Gene der Urmutter auch nach Afrika gelangt. In der biblischen Schöpfungsgeschichte ist Eva die Mutter der Menschheit. Tatsächlich hat es also eine Urmutter gegeben. Und auch das Paradies ist in gewisser Weise eine Realität: Mesopotamien, das Gebiet zwischen Euphrat und Tigris, heute im Wesentlichen der Irak, ist nach der letzten Eiszeit aufgrund des relativ warmen Klimas das erste und noch dazu besonders fruchtbare Gebiet auf der Erde. Omo 1 bzw. Eva lebte demnach im Garten Eden oder in dessen Nähe (‚Garten Eden’ war die Bezeichnung der Sumerer u. a. für das Grünland der domestizierten Tiere), dem Paradies, wenn auch zeitversetzt lange vor Ende der Eiszeit. Und in diesem Paradies haben die Menschen geerntet und irgendwann auch Pflanzensamen ausgestreut und mit Pflanzenbau begonnen. Von hier aus gelangten zahlreiche unserer Nutzpflanzen wie z.B. Weizen und Gerste sowie unsere Nutztiere, die Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine, zu uns. Die Landwirtschaft in Europa und in anderen Teilen der Welt wäre ohne dieses ‚Paradies’ in Mittelmeernähe, zu dem auch die Levante gehört, nicht denkbar. Am Mittelmeer entstanden die ersten Kulturen und drangen von dort aus nach und nach in den Norden vor. Unsere Vorfahren im Norden hatten weniger günstige klimatische Bedingungen als die Mittelmeeranrainer, blieben in ihrer Entwicklung zurück.

    Exkurs: Die Menschen werden sich ihrer Sterblichkeit bewusst und beginnen zu sprechen

    Der amerikanische Psychologe Sheldon Solomon geht davon aus, dass die Menschen vor etwa 50.000 Jahren ‚kognitiv erwachten’ und sich damit auch ihrer Sterblichkeit bewusst wurden. Sie entwickelten Strategien, um mit der Angst vor ihrem unvermeidlichen Ende umgehen zu können und begannen mit Grabbeigaben und künstlerischen Betätigungen, den ersten Höhlenmalereien. Nach Sheldon Salomon suchten sie „bei der Schönheit Zuflucht, um dem Schrecken unserer Endlichkeit zu entrinnen".[1] Vielleicht wollten sie mit den Malereien auch etwas an die Nachwelt weitergeben. Nach einer anderen Theorie lernten die Menschen vor 40.000 Jahren zu sprechen.

    1.6 Vor 60.000 Jahren: Die Menschen bevölkern die Erde⁴³

    Vor 60.000 Jahren, vielleicht auch früher, machten sich die ersten Gruppen auf die Suche nach neuen Gebieten. Sie wanderten südostwärts, den Flussläufen oder der Küstenlinie entlang, den kalten nördlichen Gebieten ausweichend, und gelangten über den heutigen Iran und Pakistan in den Norden Indiens, wo sich neben dem sog. Fruchtbaren Halbmond im Orient ein weiteres Siedlungsgebiet bildete. Andere Gruppen zogen weiter und gelangten nach Indonesien, das damals noch aus sehr viel weniger Inseln bestand, denn der Meeresspiegel war aufgrund des in den Gletschern gebundenen Wassers deutlich niedriger. Und irgendwie – ungewollt oder auf der Flucht vor einem Vulkanausbruch – kamen sie auch nach Australien. Australien war damals nur etwa 160 km von Indonesien entfernt, heute sind es 500 km. Und Australien war eine grüne Insel. Die kargen Wüstengebiete entstanden deutlichspäter und wurden zum Schicksal der frühen australischen Bevölkerung. Während und nach den Wanderungen veränderte sich das Aussehen der Menschen. Die stark pigmentierte afrikanische Haut wurde z.B. von mehr oder minder helleren Hautfarben abgelöst, ebenso eine Reihe weiterer Veränderungen, die den Klimazonen und sonstigen Erfordernissen besser angepasst waren. Die in der Abbildung dargestellten Zahlen sind nicht ‚in Stein gemeißelt‘. Die Wissenschaft ist sich noch nicht sicher, wann der Homo sapiens von Afrika auf die Arabische Halbinsel kam. Der hier dargestellte Weg über den Sinai ist eher unwahrscheinlich. Man geht heute eher von einer Wanderung vor 70.000 Jahren über die kurze Distanz von Afrika über den Süden des Roten Meeres in den Jemen aus. Indien erreichten die Menschen eventuell schon vor 60.000 Jahren, Europa vielleicht vor 40.000 oder 45.000 Jahren, China vor 40.000 Jahren, Amerika vor 16.000 Jahren.

    11 Die Wanderung der Menschen von Afrika in die ganze Welt ⁴⁴

    1.7 Vor 40.000 bis 45.000 Jahren: Nach Norden

    Vor 40.000-45.000 Jahren wanderten die Homo sapiens auch nordwärts. Südwestlich des Schwarzen Meeres zogen sie in Richtung Europa und weiter nordwärts durch das Gebiet zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Dort wanderten sie den Gletschern und damit – nach einer zwischenzeitlich trotz Eis- bzw. Kaltzeit wärmeren Zeit – der Kälte entgegen und teilten sich abermals in west- und ostwärts ziehende Gruppen auf. Die ostwärts ziehenden Gruppen kamen nach Sibirien und einige von dort aus weiterziehende Gruppen zogen vom Norden her nach China. Die Regionen in China wurden somit vom Südosten und auch vom Norden her besiedelt.

    In Europa stießen die Menschen fast bis zur Eisgrenze vor. Man hat Knochen am Berg Zlat´y Kun in Tschechien und in der Bacho-Kiro-Höhle in Bulgarien gefunden, die von anatomisch modernen Menschen in Europa vor 45.000 Jahren zeugen. Die allermeisten dieser Homo sapiens starben jedoch nach einer Eruption des Supervulkans der Phlegräischen Felder in der Nähe des Vesuvs bei Neapel⁴⁵, so dass man auch von einer Einwanderungswelle vor 35.000 Jahren ausgeht.

    Als es vor 27.000 Jahren noch kälter wurde und die Eiszeit vor 21.000 Jahren schließlich ihren Höhepunkt erreichte, wichen viele Menschen nach Süden in die Mittelmeerregion aus. Vor 19.000 Jahren erfanden sie die Nähnadel und konnten erstmals passgenauere Kleidung aus den Tierhäuten herstellen, eine Strategie gegen die Kälte.

    Aus der kalten Zeit sind zahlreiche Höhlenmalereien in Europa bekannt, ca. 150 in Frankreich und 125 in Nordspanien. Am bekanntesten sind die vermutlich 36.000 Jahre alten Wandbilder in der Chauvet-Höhle in Südfrankreich, die mit erheblichem Aufwand für Besucher nachgebaut wurde, um das Original vor vielen zu erwartenden Besuchern zu schützen. Am ältesten sind die Höhlenmalereien der Homo sapiens aus El Castillo und Altamira in Nordspanien, die vermutlich bereits vor 41.000 Jahren entstanden sind. Auch aus Indonesien sind aus der Zeit vor 40.000 Jahren Höhlenmalereien bekannt.

    Nicht alle Höhlenmalereien sind jedoch von unseren direkten Vorfahren, den Homo sapiens. Auch deren Vorgänger haben bereits Malereien hinterlassen, ein Indiz dafür, dass Kunst ein elementares Bedürfnis der Menschen ist. Die Motive ergaben sich aus dem täglichen Leben von Menschen und Tieren, aus der Jagd und Vielem mehr.

    1.8 Vor 40.000 Jahren: Nach China

    Vor 40.000 Jahren oder früher erreichten einige Gruppen von Südosten her China. Dort ließen sie sich am Gelben Fluss im Norden und am Jangtse im Süden nieder. Dies wurde neben dem Fruchtbaren Halbmond im Orient und einem kleineren Kerngebiet im Norden des heutigen Indiens ein weiteres großes Kerngebiet der Entwicklung der menschlichen Zivilisation.

    1.9 16000 v. Chr.: Nach Nordamerika

    16000 v. Chr. erreichte nach der sog. Clovis-Theorie die erste Einwanderungswelle den nordamerikanischen Kontinent.⁴⁶ Die Besiedlung Amerikas erfolgte in mehreren Wellen von Sibirien aus über die Beringstraße nach Nordamerika. Das war möglich, weil der Wasserspiegel während der noch andauernden Eiszeit erheblich niedriger war als heute. Nach neueren Forschungen haben Einwanderer möglicherweise auch mit Booten den amerikanischen Kontinent erreicht, indem sie entlang der pazifischen Küste und dann weiter über die Flüsse, z.B. den Colorado-River, ins Landesinnere gelangt sind. Ein Forscherteam hat in Nordamerika das Grab eines vor 12.600 Jahren gestorbenen Jungen gefunden, dessen Wurzeln sich bis nach Europa zurückverfolgen lassen. Somit gab es auch eine Wanderung auf dem Umweg über Europa nach Amerika. Manche Vorfahren des Jungen haben einst auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands gesiedelt. Von dessen Linie stammen 80 % aller Ureinwohner Amerikas ab. Zu dieser Zeit, vor ca. 13.000 Jahren, gab es in Nordamerika die sog. Clovis-Kultur. Damals starben die Mammuts und andere Großsäugetiere in Nordamerika aus, vermutlich aufgrund eines Meteoriteneinschlags, an dessen Folgen sich die Menschen besser als die Großsäuger anpassen konnten. Aber auch die Bejagung durch Menschen kann eine Rolle gespielt haben. Neben der Clovis-Kultur gab es in Nordamerika die sog. Mississippi- und die Anastasis-Kultur.

    Nach neuesten Forschungen können in Mittelamerika schon 13000 v. Chr. Menschen ansässig gewesen sein. Darauf deuten Skelettfunde in einer Höhle auf der Halbinsel Yukatan hin. Mittelamerika war bei der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 das am dichtesten besiedelte Land der Erde! Dort und in Südamerika entwickelten sich Hochkulturen, als erste die der Mayas auf der Halbinsel Yukatan am Golf von Mexiko. Sie entstand vor 2.000 bis 3.000 Jahren und hatten ihre Hochzeit von 250 bis 900 n. Chr. Die Azteken im Tal von Mexiko hatten ihre Hochzeit vom 14. bis zum frühen 16. Jahrhundert n. Chr. Vor den Azteken gab es im 5. und 6. Jahrhundert an gleicher Stelle die Teothiucán-Kultur⁴⁷, die aus unbekannten Gründen unterging. Die Azteken fanden die Großstadt Teothiucán im 14. Jahrhundert verlassen vor.

    1.10 12000 v. Chr.: Nach Südamerika

    Nach der Clovis-Theorie⁴⁸ kamen die Menschen um 12000 v. Chr. nach Südamerika. Eine Hochkultur erreichten die Inkas im Westen Südamerikas, in den Anden. Sie hatten ihre Blütezeit im 15. Jahrhundert.

    Zur Zeit der

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