Toleranz ist zu wenig!: Wir wollen nicht nur erduldet werden.
Von Peter Förster
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Über dieses E-Book
Peter Förster
Peter Förster, Jahrgang 1949, lebt in der Pfalz. Er war 32 Jahre mit einer Frau verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Nachdem er endlich den Mut hatte, zu seiner Homosexualität zu stehen, ging er seinen eigenen Weg. In seinem Buch "Endlich angekommen - Wie ich meinen Weg gefunden habe" beschrieb er sein Outing. Seitdem setzt er sich für die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung queerer Menschen ein. Da er Christ ist, ist es ihm ein besonderes Anliegen, dass queere Menschen auch in der Kirche gleichwertig gesehen werden.
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Rezensionen für Toleranz ist zu wenig!
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Buchvorschau
Toleranz ist zu wenig! - Peter Förster
1. Persönliche Vorbemerkungen
Johannes Krams¹ Buch Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber…² hat mir erneut bestätigt: Homosexuelle sind in den meisten Bereichen der Gesellschaft immer noch nicht als gleichwertige Bürger akzeptiert. Das kleine Wort aber im Buchtitel ist entscheidend. Homosexuelle Menschen sind inzwischen gleichberechtigt, dürfen sogar heiraten, in einem gewissen Rahmen Kinder adoptieren und sind offiziell anerkannt. Aber Gleichwertigkeit ist etwas anderes. Dann steht man auf der gleichen Ebene. Doch das fehlt noch immer. Toleranz ist da, aber Akzeptanz und Respekt meistens nicht. Es herrscht immer noch eine mehr oder weniger starke Homophobie, die selten offen, sondern meistens verdeckt praktiziert wird. Das gilt auch für andere Personen, die eine sexuelle Identität haben, die von der gesellschaftlich mehrheitlich bestimmenden Heterosexualität abweicht. Auch diese Menschen müssen um Anerkennung und Gleichstellung kämpfen.
Ein sehr großer Bereich unserer Gesellschaft sind die Kirchen und Religionen. Hier ist eine große Bandbreite im Umgang mit Homosexualität vorhanden, die von kompromissloser Annahme bis zu völliger Ablehnung reicht.
In diesem Buch werde ich mich vorrangig mit diesem Bereich der christlichen Kirche befassen. Dabei werde ich meinen eigenen Erfahrungen ansprechen, die ich als homosexueller Christ in den Reihen der anderen Christen gemacht habe. Ich bin immer noch Christ trotz vieler frustrierender Erlebnisse und Erfahrungen von religiösen Übergriffen. Aber mein persönlicher Glaube und wie ich ihn verstehe, meine persönliche Beziehung zu Gott, sind bestimmend für mein Leben. Im Jahr 2008 habe ich mich geoutet. Davor lag ein langer Weg der Qual und der Selbstablehnung. Der Weg dahin und die damit verbundenen Probleme in Bezug auf die christliche Kirche habe ich in meinem Buch Endlich angekommen³ beschrieben. Die gesellschaftliche Situation hat sich seit dem Jahr 2013, in dem das Buch veröffentlicht wurde, gravierend verändert. Auch deswegen halte ich einen erneuten Blick auf die Thematik für sinnvoll.
Ich schließe dies Kapitel mit einem Zitat aus dem Buch von Johannes Kram: Schon wenn wir davon sprechen, dass wir Homosexualität akzeptieren (die eigene oder die der anderen), ist das ein Hinweis auf die homophoben Denkstrukturen, deren wir uns nicht erwehren können. Würden wir auch von 'Akzeptanz' sprechen, wenn wir unsere Heterosexualität ( die eigene oder die der anderen Menschen) ausdrücken? Akzeptanz kommt von lateinisch 'accipere'; gutheißen, annehmen, billigen. Nur: etwas, das selbstverständlich, gleichberechtigt und gleichwertig ist, bedarf keines Gutheißens, keiner Annahme, keiner Billigung.⁴
¹ Johannes Kram hat einen Blog, in dem er zu allen Fragen, die mit Homosexualität zusammenhängen, Stellung nimmt (Nollendorfblog), der 2018 einen Preis gewonnen hat
.
² „Ich habe ja nichts gegen Schwule aber… Die schrecklich nette Homophobie in der Mitte der Gesellschaft" Johannes Kram, Querverlag, März 2018
³ Endlich angekommen, Peter Förster, WDL-Verlag, Herbst 2013
⁴ Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber… Johannes Kram, März 2018, Querverlag Berlin, Seite 11
2. Einleitung
Eine allgemeine Umfrage auf der Straße, ob inzwischen eine ausreichende Toleranz Homosexuellen gegenüber vorhanden ist, würde wahrscheinlich überwiegend bejaht werden. Wenn man dann persönlich weiterfragt, ob man sich mit dieser Frage auch selbst schon einmal auseinandergesetzt hat, gibt es sehr oft ausweichende Antworten. Vor allem manche Männer scheuen sich, das Thema zu dicht an sich heranzulassen. Schwingen da vielleicht Ängste mit, dass man in der eigenen Sexualität verunsichert wird? Einige Menschen stört es, dass homosexuelle Menschen immer noch nicht zufrieden sind. Man ist der Meinung, dass sie doch froh sein sollten, was inzwischen für sie erreicht wurde. Es ist etwa mit einem quengelnden Kind vergleichbar, dem man einen Lolli gibt nach dem Motto „So, hier hast du deinen Lolli und jetzt sei ruhig!" Tatsächlich konnten einige Verbesserungen für homosexuelle Menschen durchgesetzt werden, aber das genügt nicht.
Solange Homosexualität immer noch als außergewöhnlich gilt, muss man sich damit beschäftigen. Es wird wahrscheinlich immer Menschen geben, die ihre Aversion aus den verschiedensten Gründen gegen Homosexualität beibehalten. Aber im Moment sind es noch zu viele und in der christlichen Kirche, die den Auftrag hat, allen Menschen mit der Liebe Gottes zu begegnen, sowieso.
Jeder Mensch leistet durch seine Einzigartigkeit und Originalität einen wichtigen Beitrag zu Menschheit. Gerade unsere Unterschiedlichkeit zeigt die Kreativität unseres Schöpfers. Homosexuelle Menschen sind mit ihrer Besonderheit Teil der Kultur, der Gesellschaft und des religiösen Lebens. Sie sollten deswegen mit ihrer Art in die Gesellschaft integriert und von ihren Mitmenschen als Ergänzung gesehen werden. Die Facetten menschlichen Lebens sind so vielfältig und vielseitig, dass man es nicht auf einige wenige gesellschaftsrelevante Lebensformen beschränken darf.
Viele großartige Künstler, deren Werke wir heute bestaunen, waren homosexuell. Der Schwanensee