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Husarenstreiche
Husarenstreiche
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Husarenstreiche

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Über dieses E-Book

Wer hat den hochwohlehrbaren Herrn Stadtkassirer Pappermann in Stolp gekannt? Wohl Niemand, denn der ist nun schon seit langer Zeit zum großen, ewigen Apell gegangen; aber wer ihn kannte, damals, als er noch lebte, der konnte gewiß nicht ohne Respect an ihn denken, und wer nun gar mit ihm persönlich zu thun hatte, oder sonst irgend wie in seine Nähe kam, der empfand ganz sicher jenes Gefühl, welches, wenn es seinen stärksten Grad erreicht, die Eigenthümlichkeit besitzt, eiskalt den Rücken hinab zu laufen.- Aus dem Buch Karl Friedrich May (1842-1912) war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen.
SpracheDeutsch
HerausgeberSharp Ink
Erscheinungsdatum22. Feb. 2023
ISBN9788028283094
Husarenstreiche
Autor

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Husarenstreiche - Karl May

    Erstes Capitel.

    Inhaltsverzeichnis

    Wer hat den hochwohlehrbaren Herrn Stadtkassirer Pappermann in Stolp gekannt? Wohl Niemand, denn der ist nun schon seit langer Zeit zum großen, ewigen Apell gegangen; aber wer ihn kannte, damals, als er noch lebte, der konnte gewiß nicht ohne Respect an ihn denken, und wer nun gar mit ihm persönlich zu thun hatte, oder sonst irgend wie in seine Nähe kam, der empfand ganz sicher jenes Gefühl, welches, wenn es seinen stärksten Grad erreicht, die Eigenthümlichkeit besitzt, eiskalt den Rücken hinab zu laufen.

    Er hatte in früheren Jahren bei den Husaren gestanden und es bis zum Wachtmeister gebracht. Da hatte er sich ein strammes, kurzes Wesen angeeignet, war das Befehlen gewohnt geworden und hatte diese Tugenden auch mit in sein späteres Privatleben herübergenommen. Das Reiten war ihm während seiner langjährigen Dienstzeit so unvermeidlich geworden, daß er sich in der dabei nothwendigen Stellung am wohlsten befand. Nie nahm er auf einem Kanapee Platz, und setzte er sich auf einen Stuhl, so geschah es in der Weise, daß er die Lehne vorn in den Händen hatte und mit seinen beiden an den Seiten herabgehenden Beinen den gehörigen Schenkeldruck auf die vier Extremitäten des Möbels auszuüben vermochte. Befand er sich dabei in ruhiger Stimmung, so blieb er auch wie andere Leute am Platze halten, brachte ihn aber irgend Etwas in innere Bewegung, oder gar zur Begeisterung und Exstase, so war es ihm unmöglich, still zu sitzen und er ritt auf dem Stuhle in der Stube hin und her, als habe er seinen alten, lieben Kommisschimmel noch unter dem Sattel.

    In einer ähnlichen, inneren Ruhelosigkeit mußte er sich auch jetzt befinden, doch schien dieselbe keine freundliche Ursache zu haben, denn sein hageres Gesicht lag in tiefen Falten und die Hände erhoben sich sehr fleißig von der Stuhllehne zum Schnurrbarte, um die Spitzen desselben zornig in die Luft hinaus zu wichsen. Noch vor fünf Minuten hatte er am ersten Fenster der Stube gesessen und sehnsüchtig hinausgeschaut in die Dämmerung, ob die zwei Kumpane wohl erscheinen möchten, mit denen er heut das gewohnte Spielchen machen wollte. Er hatte Niemanden gesehen und war von der Ungeduld mit seinem Stuhle bis an das zweite Fenster getrieben worden. Dann war er bis zum Dritten geritten, hatte auch da ärgerlich hinausgeschaut, und da sie immer noch nicht kamen, so drehte er den Sessel herum und ritt brummend bis an das zweite zurück. Endlich sogar wieder beim ersten angekommen, fühlte er, daß es mit seiner Geduld nun zu Ende sei. Er drehte sein hölzernes Reitpferd nach der Thür, rüttelte an der Lehne, daß es krachte und fuhr dann mit der Faust durch die Luft, als habe er einen Pallasch in derselben und wolle Jemanden mitten auseinander hauen.

    „Himmel-Mohren-Element, ist das eine Zucht mit diesem Civil! Schon seit zwanzig Minuten hat es acht geschlagen und noch ist Keiner da. Es ist doch nicht zum Aushalten mit Leuten, die der Herrgott nicht unters Militär gesteckt hat. Da kann eigentlich nichts Anderes helfen, als nur eine tüchtige Fuchtel! Da bin ich es doch anders gewohnt. Als ich damals bei den Belling-Husaren stand, hatte ich mich so pünktlich gewöhnt, daß alle Tage die Sonnenuhr über der Rathhausthür nach mir gerichtet wurde, wenn ich mit meinem Schimmel die Gasse heraufgeritten kam. Das Civil aber —"

    Er wurde unterbrochen. Es klopfte an der Thür.

    „Herein!" rief er mit commandirender Baßstimme.

    Ein kleines, dürftiges, vornübergebeugtes Männchen trat ein und grüßte mit einer Freundlichkeit, der ein klügerer Beobachter, als Pappermann war, ganz sicher die Absichtlichkeit angesehen hätte.

    „Schönen Diener, Herr Oberstwachtmeister! Ich muß sehr um Entschuldigung bit— —"

    „Halte Er das Maul mit Seinem ewigen Oberstwachtmeister, und merke Er es sich doch endlich einmal, daß ich nicht Major, sondern Feldwebel, also Wachtmeister gewesen bin. Es ist doch eine Sünde und eine Schande mit diesem Civil, das nicht einmal einen Dragoner von einem Kochlöffel unterscheiden kann! Warum kommt Er denn volle dreiundzwanzig Minuten zu spät?"

    „Ich muß mich sehr entschuldigen, Herr Rittmeister, daß ich — —"

    „Wachtmeister bin ich und nicht Rittmeister!" unterbrach ihn Pappermann donnernd, indem er vor Aerger mit seinem Stuhle einen Seitensprung machte.

    „Verzeihung, Herr Wachtmeister — nicht wahr, jetzt war’s richtig? — daß ich nicht eher kommen konnte! Ich hatte eine Abhaltung, die nicht mit angerechnet war."

    „Eine Abhaltung, die giebts gar nicht; eine Abhaltung darf niemals stattfinden; eine Abhaltung ist rein unmöglich. Ja, bei diesem Civil ist Alles gleich: Komm ich heut’ nicht, so komm ich morgen! Beim Militär ist’s freilich ganz anders. Als ich damals bei den Belling-Husaren stand, da kannte man das Wort Abhaltung gar nicht. Einmal beim Distancereiten stand mir ein Thurm im Wege, das wäre für einen Civilisten doch sicher eine Abhaltung gewesen, wie es gar keine größere geben kann. Ich aber bin mit meinem Schimmel im Galopp zur Thür hinein, die Wendeltreppe hinauf und mit einem Riesensprung von oben wieder herab, und das Alles so schnell, daß ich nicht einen halben Zoll zurückgeblieben bin. Was hat es denn eigentlich gegeben, daß Er um dreiundzwanzig Minuten verhindert worden ist?"

    „Ich ging über den Markt, um den Gevatter Pfefferkorn mitzunehmen, und der sagte mir, daß er nicht kommen kann."

    „Was? Der Pfefferkorn kann nicht kommen? Da wird ja aus unserm Spiele Nichts! Weshalb kann er denn nicht?"

    „Weil ihm das Podagra wieder in den Beinen liegt. Ich mußte eine ganze Zeit lang bei ihm bleiben, um ihn zu trösten. Daher kam ich so spät."

    „Das Podagra? Ja ja, so was kann nur dem Civil passiren, dem liegt das Reißen alle vierzehn Tage einmal in den Beinen, und dann giebt’s ein Jammern und Wehklagen, daß sich die Steine erbarmen möchten. Da ist’s doch beim Militär ganz anders! Als ich damals bei den Belling-Husaren stand, da lag mir das Podagra einmal so gewaltig im Leibe, daß mir’s die Kniee bis herauf an die Achselschnüre gezogen hat. Der Feldscheer gab mich schon auf, und der Schimmel hat vor Kummer vier Wochen lang nicht eine Spur von Futter zu sich genommen. Ich aber habe mich unter eine Wäschmangel gelegt und mir die Beine wieder grad’ rollen lassen. So eine Kur ist allerdings Nichts für Euch arme Schlucker; die hält blos ein Wachtmeister bei den Husaren aus! Aber was wird denn nun mit unserm Spiele? Wollen wir den Strohmann setzen?"

    „Herr Oberstwacht — —"

    „Wachtmeister bin ich, wenn es Ihm endlich einmal beliebt!"

    „Allerdings! Also, Herr Wachtmeister, ich möchte Euch bitten, für heut einmal von der Karte abzusehen."

    „Von der Karte absehen? frug Pappermann so erstaunt, daß er mit seinem Stuhle um einige Schritte zurückfuhr. „Von der Karte absehen? Das ist seit dreißig Jahren noch nicht ein einziges Mal vorgekommen. Warum also sollte denn heut eine so reglementswidrige Ausnahme gemacht werden?

    „Weil ich Euch Etwas vorzutragen habe, was mir nöthiger und auch wichtiger erscheint, als das Spiel."

    „Ich wüßte nicht, was mir wichtiger und nöthiger wäre als das, was ich mir vorgenommen habe! Ich wollte heut spielen, und so wird also heut auch gespielt. Wenn Er nicht will, so kann Er ja gehen.

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