Der Kern des Yoga bin ich Selbst , Ein Wegweiser durch spirituelle Entwicklungsprozesse: Wenn das Machen aufhört
Von Daniela Pickhardt, Joachim Pfahl und Frank Hahn
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Über dieses E-Book
Es lädt uns stattdessen ein, Frieden mit uns selbst zu schließen und in unsere eigene tiefe Weisheit einzutauchen.
Die Autoren bieten uns einen lebendigen Blick auf Yoga, indem sie hervorheben, dass es nichts zu erreichen gibt, da alles bereits in uns ist. Ein solches Verständnis eröffnet Türen zu wahrhaftigem Mitgefühl, Authentizität und innerem Frieden.
Lassen Sie sich von diesem Buch inspirieren und entdecken Sie, wie ein "weniger machen" Sie zu größerer Erkenntnis und Freiheit führen kann.
Daniela Pickhardt und Joachim Pfahl vereinen ein tiefgreifendes Verständnis von Yoga, Spiritualität und Heilung, das sie in diesem Buch mit den Lesenden teilen. Mit ihrer kombinierten Expertise bieten sie einzigartige Perspektiven und praktische Anleitungen, die für die Lesenden von unschätzbarem Wert sind.
Daniela Pickhardt
Daniela Pickhardt, Jahrgang 1966 ist nicht nur eine anerkannte Heilpraktikerin und Kreativtherapeutin, sondern auch eine begeisterte Autorin. Ihre Kurzgeschichten haben bereits in zahlreichen Anthologien Patz gefunden. Mit ihrem Blog www.herbstzeitrosen.de und ihrem Podcast "Zeit für Herbstzeitrosen" hat sie sich auf die einzgartigen Herausforderungen und Chancen konzentriert, die Frauen in der zweiten Lebenshälfte begegnen. Hier widmet sie sich intensiv den Themen Wechseljahre, Krisenbewältigung, Partnerschaft sowie gesundheitlichen Aspekten. Daniela zeigt ihren LeserInnen und ZuhörerInnen praxisnahe Wege zur Bewältigung auf. Sie bietet online sowohl Einzelcoachings als auch Themengruppen an. Als Mutter und Großmutter hat Daniela einen reichen Schatz an Lebenserfahrungen gesammelt, den sie durch ihre tägliche Yoga- und Meditationspraxis vertieft.
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Buchvorschau
Der Kern des Yoga bin ich Selbst , Ein Wegweiser durch spirituelle Entwicklungsprozesse - Daniela Pickhardt
1. Vom Einssein und Zweisein
1.1. Das Einssein als Bewusstseinszustand
Ich lese gerade in den Upanischaden. Sporadisch befasse ich mich damit, so, wie ich das Bedürfnis dazu habe. Nun sind mir ein paar Verse begegnet, die sehr genau beschreiben, wie ich mich gerade selber erlebe. Ich lese dir einen kleinen Abschnitt vor:
>>Wenn die fünf Sinne zur Ruhe gebracht sind, wenn der Geist
zur Ruhe gebracht ist, wenn der Verstand zur Ruhe gebracht ist-
das wird von den Weisen „der höchste Zustand" genannt.
Sie sagen, dass Yoga diese vollständige Ruhe ist, in der man in den Vereinigungszustand eintritt, um dann nie wieder Getrenntheit zu erfahren.
Gründet man nicht in diesem Zustand, so stellt sich das Einheitsgefühl immer nur vorübergehend ein.
Der Vereinigungszustand kann nicht durch Worte oder Gedanken oder durch das Auge erreicht werden (…).¹<<
Bis hierher. Diese Zeilen beschreiben meinen derzeitigen Zustand recht genau. Es ist nicht so, dass ich nicht wüsste, um was es in diesen Versen geht. In den Momenten, in denen ich mich eingebettet, mich tief mit allem verbunden fühle, steht z.B. Angst nicht mehr im Vordergrund.
Aber immer wieder ist da eine Art Zurückkippen in alte Zustände. Das erlebe ich als sehr frustrierend. Ich mache gar nicht mehr den Versuch, diesen Zustand festzuhalten. Was denkst du dazu?
Festhalten kannst du es auch nicht. Die Upanishaden sind eine wunderbare Literatur. Das sind vedische Schriften. Darauf gehe ich später noch einmal etwas genauer ein.
Es ist wirklich merkwürdig, dass sich vieles, auch der Yoga, so weit von den vedischen Schriften entfernt hat, obwohl in ihnen schon deutlich geschrieben stand, dass Yoga ein Bewusstseinszustand ist.
Und was genau ist dieser Bewusstseinszustand?
Es ist das Gefühl des Einsseins mit mir. Einssein mit allem und nicht Zweisein. In diesem Zweisein bekomme ich ein Problem. Das ist genau das, was du beschreibst. Sobald wir nicht im Zustand des Einsseins sind, geraten wir zwangsläufig in eine Trennung von uns selbst mit all ihren komplexen und krisenhaften Symptomen. Im Grunde stellt sich mit der Frage nach dem Einssein die Frage nach der Existenz des Menschen.
Nun ist es wesentlich, dass die Tatsache des Einsseins, überhaupt erfahren wird. Dass du das erfährst, ist eine sehr große Kostbarkeit. Jemand, der nur davon liest, glaubt vielleicht daran. Und so hat sich dieser Glaube auch in den verschiedenen Religionen manifestiert, doch ohne die entsprechenden Erfahrungen bleiben es Glaubensgeschichten.
Das Zweisein bedeutet auch das Herausfallen aus dem Paradies.² Es ist in Wirklichkeit ein Herausfallen aus uns selbst. Hier geht es nicht um eine andere Räumlichkeit.
Von welchem Baum im Paradies haben die Menschen gegessen? Es war der Baum des Wissens, von dem die Früchte des Verstandes verzehrt wurden. Der Verstand wurde daraufhin plötzlich aktiv und nahm eine Hauptrolle bei uns Menschen ein. Bevor davon gegessen wurde, war der Baum des Wissens natürlich schon ein Teil des Paradieses und hatte seine Funktion. Wenn wir jetzt hier miteinander sprechen, benutzen wir auch den Verstand und er ist eines unserer höchsten Güter. Nur, was die oben beschriebene Erfahrung anbetrifft, kann er sie nicht erzeugen. Das ist das, was der vorangegangene vedische Vers beschreibt, dass der Verstand diese Erfahrung nicht herbeiführen kann.
Die ganzen sogenannten Techniken im Yoga helfen dabei, diese Verbindung, das Einssein, herzustellen und zu unterstützen. Sie unterstützen damit etwas, was eigentlich unser natürlicher Zustand ist.
1.2. Wie komme ich in den Einszustand?
Wie komme ich denn in den Einszustand? Es erscheint mir wie eine Entwicklung.
Mit dem Wort Entwicklung sind wir im Grunde schon irregeführt. Das Sein entwickelt sich nicht. Es wird auch nicht entwickelt. Es ist! Die Verbindung kommt nicht durch ein ‚machen‘ zustande sondern durch ein ‚zulassen‘, bzw. ein ‚loslassen‘. Dieser Prozess wird durch Yoga und Meditation unterstützt. Es ist kein neues Leistungsprinzip. Etwas, was schon existiert, können wir nicht mehr ‚machen‘. Und wenn wir ins ‚Machen‘ kommen führt uns das von dem, was existiert, nur weg.
Wir sehen, dass viele dieser Dinge, zum Beispiel im Coaching-Bereich oder Self-Improvement, von ein paar Ausnahmen abgesehen, von Leistung bestimmt sind. Es geht dort oft nur um Leistung. Da heißt es dann: „Du bist nicht gut genug und du musst dich verändern. Und das nennt sich dann Selbstoptimierung".
Das Sein können wir jedoch nicht verbessern, was wiederum bedeutet: Du musst dich nicht verändern!
Möglich hingegen ist aber, dass du mehr mit dir selbst in Kontakt kommst. Und dadurch können durchaus Veränderungen eintreten. Das ist aber etwas vollkommen anderes als dass du nicht in Ordnung seist. Oder dass du dich verändern solltest nach einer Messlatte, die dir vorgegeben wird und die beschreibt, wie du zu sein hast.
Diese Messlatten haben natürlich ganz unterschiedliche Kriterien. In der Kirche gibt es zum Beispiel eine Bemessung von Sünde und nicht Sünde. Und im Yoga werden dann Fragen gestellt wie: „Was, du isst noch Fleisch? oder
Wie, du hast Alkohol getrunken?". Da kann also genauso eine falsche, völlig irreführende Bewertung entstehen. Jemanden herabzusetzen oder sich selber damit heraufzusetzen, dass ich z. B. kein Fleisch mehr esse, hat mit dem Seinszustand selber überhaupt nichts zu tun.
Nun gibt es Dinge, die uns darin unterstützen können, mit uns selbst besser in Kontakt zu kommen. Dazu kann auch eine vegetarische Ernährung gehören. Sie kann Bewusstseinserfahrungen unterstützen einfach schon weil eine nicht vegetarische Ernährung z.B. schwerer verdaulich ist. Aber pauschal zu sagen, dass Menschen, die auch Fleisch verzehren, das Einssein nicht erfahren könnten, stimmt nicht. Wir alle haben in uns dieses Sein, ganz gleich, ob wir uns vegetarisch ernähren oder nicht.
Hier stellt sich mir eine Frage. Sind das Einssein und der Seinszustand das Gleiche?
Ein Individuum, also ein Ich, welches das Einssein nicht erfährt, erfährt sich irgendwie gespalten, also mindestens in Zweiheit oder gar Dreiheit oder Vierheit. Deswegen bezieht sich das Wort ‚Einssein‘ auf die Ich-Erfahrung, in der es plötzlich zu dem Erleben kommt, dass das Sein und ich eins sind. Der Seinszustand selber ist eine universelle Erfahrung. Wenn wir jedoch vom Einssein sprechen, so ist es die individuelle Erfahrung des ‚Eins mit allem sein‘. Das Ich, welches sonst als begrenzt erfahren wird, ist im Zustand des Einsseins auch universell.
Bitte beschreibe das ‚Sein‘ von dem du sprichst, einmal etwas genauer.
Dieses Sein ist wie ein Ozean. Was wir allerdings vorrangig sehen, sind die Wellen, die durch Sturm oder Wind entstehen. Nun stell dir vor, plötzlich denkt eine Welle, sie sei isoliert, sie würde ohne den Ozean existieren. Das gibt es nicht, die Welle wird immer vom Ozean getragen. Die Wirklichkeit ist, dass es keine Welle gibt, die nicht mit dem Ozean verbunden ist. Und genau so sind wir.
Jetzt stellt sich nur die Frage: Wo ist unsere Aufmerksamkeit? Ist sie zu stark in der Welle, dann spüren wir Isolation, fühlen uns einsam, bekommen Angst und all diese Dinge. Dann bekommen wir den Eindruck, wir müssen alles kontrollieren und entsprechend Sicherheiten schaffen. Echte Sicherheit erleben wir aber nur, indem wir uns mit unserer Quelle, mit dem Ozean unseres Seins, verbinden. Das ist der wesentliche Ansatz.
So sind auch die ganzen vedischen Schriften zu verstehen. Sie sind eigentlich eine ganz praktische Sache. Die Schriften sind wie ein Leitfaden, der uns zeigt, wie wir in diesem Wirrwarr, in den Stürmen des Lebens, einen Anker finden. Der Anker liegt in der Verbindung mit dem Sein.
1.3. Versperrte Wahrnehmung
Meine Wahrnehmung und mein Erleben haben sich in der letzten Zeit verändert. Du hast vorhin gesagt, dass wir alle dieses Sein haben. Dass es praktisch immer da ist. Das nehme ich auch mehr und mehr genauso wahr. Ich habe allerdings beharrlich wiederkehrend den Eindruck, dass sich irgendetwas dazwischen schiebt. Dann scheint mein Zugang zu dem Ozean, den du beschreibst, versperrt. Zuweilen jedoch spüre ich diesen Ozean sehr deutlich, also muss er ja da sein.
Da ist auch kein Zweifel dran. Auch an deiner Erfahrung gibt es nichts zu zweifeln. Du sagst, es schiebt sich etwas dazwischen. Das können wir jetzt unterschiedlich betrachten.
Das Sein an sich ist nicht polar. Sobald aber das Bewusstsein da raus kommt, kommen wir in ein polares Verhältnis von einer konstruktiven und einer destruktiven Kraft. Das lassen wir jetzt erst einmal ohne Bewertung so stehen. Das sind Kräfte, die ähnlich wie bei dem Yin-Yang-Zeichen, zusammen eine Einheit bilden. Es geht nicht darum, sich steril auf der sogenannten positiven Seite zu positionieren. Das alles ist kein Widerspruch in sich selbst und es ist auch nicht so, dass es uns zwangsläufig den Weg versperrt, wenn wir uns in dieser polaren Spannung befinden. Es geht darum, beides zu transzendieren um ins Sein zu kommen und von dort aus dieses Kräftespiel unbeeindruckt wahrzunehmen.
Wir hatten gesagt, dass das Sein nicht entwickelt werden kann, weil es ist.
Wie wir uns jedoch selbst im Sein verankern, darin können wir sehr wohl eine Entwicklung sehen. Wie tief? Wie lange? Bis ‚Ich komme gar nicht mehr raus, aus dieser Einheit‘. Das ist das, was im Yoga und in den Yoga Sutren als Praxis bezeichnet ist. Die Praxis kann jetzt sehr individuell sein und sehr unterschiedlich aussehen, aber sie sollte immer beinhalten, dass sie die Verbindung zum Sein unterstützt.
Wenn wir heute von Yogapraxis sprechen, dann sind häufig nur die Asanas gemeint. Es geht aber um geistige Lehre, um das Verstehen und auch um eine intellektuelle Auseinandersetzung. Die Wege im Yoga laden dazu ein, sich mit dem Sein auseinander zu setzen.
Dazu gehört auch, die überlieferten Hinweise der Schriften oder z.B. auch die Erfahrungen von Eckhart Tolle³, die uns zur besseren Erforschung unseres