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Intimität: Wie wir zueinander finden
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Intimität: Wie wir zueinander finden
eBook155 Seiten1 Stunde

Intimität: Wie wir zueinander finden

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Über dieses E-Book

Wie entsteht Intimität, was verhindert sie? Warum lieben wir nicht so, wie wir könnten? Lassen sich Nähe und Autonomie zu gleichen Teilen leben? Und was hat unser Sex damit zu tun?

Ein ebenso treffender wie aufschlussreicher Blick darauf, wie wir zueinander finden.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum3. Feb. 2023
ISBN9783757854690
Intimität: Wie wir zueinander finden
Autor

Ava M. Levin

Ava M. Levin ist Autorin, Bodyworkerin und systemische Coachin für Intimität und Sexualität. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. www.avalevin.com

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    Buchvorschau

    Intimität - Ava M. Levin

    Über die Autorin

    Ava M. Levin ist Autorin, Bodyworkerin und systemische Coachin für Intimität und Sexualität. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. www.avalevin.com

    INHALT

    Warum so kompliziert?

    Die Kunst von Sex und Liebe

    Wo Intimität anfängt …

    … und wo sie weitergeht

    Sex? Kann ich.

    Darf ich, will ich oder muss ich?

    Liebe ist nur, wenn …

    Sex ist nur, wenn …

    Berühren und berührt werden

    Toller Körper, toller Sex

    Selbstbestätigte Intimität

    Solo-Sex

    Lustresonanz

    Gute Beziehung gleich guter Sex?

    Ist Intimität exklusiv?

    Wie viel Zeit braucht Intimität?

    Sex und Orgasmus

    Intime Wünsche

    Die Angst vor Intimität

    Muss Liebe harmonisch sein?

    Kann ich meine Partner*innen ändern?

    Liebe und Sex: keine Frage des Glücks

    Intimität erfahren

    WARUM SO KOMPLIZIERT?

    Ach, es ist kompliziert … So beginnt es meist, wenn ich mit anderen über ihr Sex- und Liebesleben spreche. Mein Beruf bringt das Privileg mit sich, dass mir unterschiedlichste Menschen ihre intimsten Gedanken anvertrauen. Gedanken, die ihnen zuvor meist nicht wirklich bewusst waren und in denen ich mich regelmäßig selbst wiedererkenne. Beziehungen scheinen grundsätzlich kompliziert zu sein, ebenso das, was in unserer Sexualität passiert. Und tatsächlich: Was ich in meinen Gesprächen zu hören bekomme, das sorgt nicht nur für tiefen Frust bei allen Beteiligten, es ist außerdem auch nur schwer zu durchschauen. Vor allem aber verhindert das Durcheinander, dass zwei (oder mehr) Menschen aufeinander zugehen. Intimität, also eine tiefe Verbindung, entsteht dann gar nicht erst. Oder sie bleibt im Beziehungsalltag auf der Strecke.

    Wer mit wem oder auch nicht, und wenn doch, dann wie, wir alle könnten Drehbücher mit unseren Lovestorys füllen. Bestehend aus den großen und kleinen Dramen, die uns zwangsläufig passieren, wenn Liebe im Spiel ist. Aber warum ist das so? Wie kann uns etwas so Großartiges wie Sex und Liebe manchmal solche Probleme machen? Und das in Serie? Warum vermeiden wir echte Intimität, statt sie zuzulassen?

    Aus meiner eigenen Geschichte weiß ich: Es liegt an den zahlreichen Missverständnissen, Glaubenssätzen und Vorurteilen, die uns in Bezug auf Liebe und Sexualität prägen. Deswegen können wir so schlecht loslassen. Deswegen fallen wir immer wieder auf die gleichen „Typen" herein, und deswegen sind wir in Gedanken schon bei der nächsten Beziehung oder beim nächsten Date. Das Resultat: Wir plagen uns mit Dingen wie Eifersucht, Verlust- und Bindungsängsten, Enttäuschung, sexuellen Störungen, Einsamkeit, Scham, Schuldgefühlen oder Liebeskummer herum, statt eine der fantastischsten Erfindungen der kulturellen und geistigen Evolution zu feiern: unsere Fähigkeit zu intimen Begegnungen.

    Es wird Zeit, mit den hartnäckigsten Mythen und Glaubenssätzen aufzuräumen, die Beziehung verhindern. Und die dafür sorgen, dass wir auf Distanz gehen. Sex und Liebe sind nicht von sich aus kompliziert, wir machen sie dazu. Trotz aller Aufgeklärtheit, trotz der Vielfalt an Lebens- und Liebesmodellen, die uns mittlerweile zur Verfügung stehen, kommen wir immer wieder an den gleichen Punkt, an dem wir uns selbst im Weg stehen. Oder an dem wir unseren Partner*innen die Schuld für etwas geben, das eigentlich unsere eigenen blinden Flecke betrifft.

    All die Gespräche, die täglich von unzähligen Paar- und Sexualtherapeut*innen sowie Coaches geführt werden, bei stark wachsendem Bedarf, drehen sich immer wieder um dieselben Fragestellungen: Wie sieht unsere ureigene und stets ganz individuelle Sexualität aus? Wie können wir in Beziehung gehen, ohne uns selbst aufzugeben? Konkreter: Was wollen wir in der Liebe, was wollen wir beim Sex? Und wie lässt sich beides miteinander verbinden? Erstaunlicherweise setzen wir uns nur selten mit derlei Fragen auseinander oder reden darüber in unseren Beziehungen. Nahezu alle Menschen, die zu mir kommen, haben anfangs keine konkrete Vorstellung davon, wie eine Intimität aussehen könnte, die ihren Bedürfnissen entspricht.

    Aus all dem, was ich höre, spricht Verunsicherung – bei Mann und Frau gleichermaßen. Verunsicherung darüber, ob Liebe uns einschränkt oder verletzt, aber auch darüber, wer wir als sexuelle Wesen sind und wie wir uns ausdrücken sollen. Die Verunsicherung wird verstärkt durch Vorurteile, Fehleinschätzungen, aber auch durch ein Gefühl der Scham, das wir alle kennen. Gerade wenn es um Liebe, Sex und unseren Körper geht. Doch wenn wir uns unserer selbst nicht sicher sind, dann können wir nur schwer irgendwelchen Bedürfnissen auf den Grund gehen – und auch nur schwer lieben.

    Die Frage „Und, wie war ich?" ist ein Symbol dieser Unsicherheit – egal ob sie nun ausgesprochen wird oder unbewusst in unserem Kopf herumschwirrt, egal ob nach dem Sex oder nach dem Ende einer Beziehung. Wenn wir alle wüssten, was wir in der Liebe und im Bett wollen, und wenn wir dies auch noch klar kommunizieren könnten, dann wäre alles ganz einfach. Wir könnten Lust und Liebe genießen, statt der letzten Beziehung hinterherzutrauern oder die letzten Dates zu verfluchen. Ganz so einfach ist es leider nicht. Aber wir können daran arbeiten, besser zu verstehen, was Intimität verhindert, wie sie von Neuem entsteht und wie wir sie vertiefen.

    Für dieses Buch habe ich intime Momente unterschiedlicher Art gesammelt, ergänzt um (anonymisierte) Erfahrungen jener Menschen, denen ich helfen darf. Nur so konnte eine möglichst umfassende Sicht dessen entstehen, was wir Intimität nennen. Noch ein Hinweis: Ich nutze in meinem Text das Gendersternchen, manchmal spreche ich aber auch von Frau, Mann oder nutze den allgemeinen Begriff „Partner", um den Inhalt lesbar zu halten. Es versteht sich von selbst, dass ich damit jederzeit alle sexuellen Identitäten anspreche und meine.

    DIE KUNST VON SEX UND LIEBE

    Was ist Intimität? Und vor allem: Unter welchen Bedingungen erfahren wir sie? Ist „intim sein" erst dann, wenn wir uns körperlich nahekommen und Sex haben, oder fängt Intimität nicht viel früher an? Braucht es die Liebe dazu?

    Unsere Vorstellungen einer intimen Begegnung sind so vielfältig, wie wir selbst es sind. Und doch versuchen wir ein Leben lang, uns ein Bild von Liebe und Intimität zu machen, um dieses Ideal dann auch zu erreichen – mal mehr, mal weniger erfolgreich. In wohl keinem anderen Bereich kommt es zu so vielen Missverständnissen wie bei jenen Gelegenheiten, in denen wir andere Menschen in unseren intimen Raum lassen. Egal ob es dabei um Liebe, Sexualität oder einfach „nur" um Freundschaft geht.

    Intimität umfasst so viele Aspekte unseres eigenen Lebens, aber auch unseres Zusammenlebens, dass es schier unmöglich scheint, allgemeingültige Definitionen zu finden. Der Duden weist auf zwei grundlegende Begriffsebenen der Intimität hin. Auf ein vertrautes, intimes Verhältnis einerseits, das auch Vertraulichkeit einschließt, auf der anderen Seite steht die „sexuelle, erotische Handlung, Berührung oder Äußerung". Unabhängig davon kann sich Intimität in ganz unterschiedlichen Bereichen unseres Zusammenlebens zeigen, von Liebesbeziehungen und ähnlichen Konstrukten über die Familie bis hin zum Freundeskreis.

    Je nachdem, in welchem Lebensbereich wir uns gerade befinden, hat „Intimität für uns eine andere Bedeutung oder auch Färbung. Gedanklich sind wir schnell versucht, Intimität mit körperlicher Interaktion und Sexualität gleichzusetzen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass es umgangssprachlich umso „intimer wird, je mehr die sexuelle Komponente einer Beziehung im Vordergrund steht – selbst wenn rein platonische oder auch familiäre Verbindungen genauso innig, vertraut und einzigartig sein können.

    Ihr volles Spannungsfeld – aber auch ihr volles Potenzial – zeigt Intimität meist dann, wenn zwei Menschen eine Liebesbeziehung eingehen. In seinem Roman „Diesseits vom Paradies" prägte der Schriftsteller Francis Scott Fitzgerald das Zitat:

    Sie schlüpften zügig in eine Intimität, von der sie sich nie erholten.

    Wir versuchen ein Leben lang, „echte im Sinne von authentische Intimität zu erlangen. Idealerweise mit einer Person, die einige gern als „seelenverwandt bezeichnen. Um dann überwältigt festzustellen, wie dieser Prozess, wenn man ihm eine Chance gibt, keinen Stein auf dem anderen lässt.

    Doch wie entsteht sie nun, jene Dynamik, nach der wir uns sehnen, die wir aber gleichzeitig fürchten? Der Paar- und Sexualtherapeut Tobias Ruland schreibt dazu in seinem Buch „Die Psychologie der Intimität", das in keinem Paar-Bücherschrank fehlen sollte:

    Intimität gedeiht dann, wenn es zwei Menschen gelingt, trotz der unvermeidlichen Probleme und Verletzungen des Lebens immer den Respekt füreinander zu bewahren, sich einander authentisch zu offenbaren und jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, um sich auf Augenhöhe zu begegnen.

    Dabei braucht es für Intimität keineswegs immer genau zwei Personen. Jeder Mensch kann seine ganz eigene Intimität aufbauen und erfahren, sich selbst gegenüber. Intim sein geht also auch für Singles. Hinzu kommen Dreier- und sonstige Konstellationen, die zwar weniger verbreitet sind, aber genauso intensiv sein können wie das klassische Doppel.

    Je nach Betrachtungsweise kann Intimität unter anderem bedeuten: Momente intensiver Begegnungen und intensiven Erlebens, das Empfinden von Nähe zu einer Person, ein Aufeinander-Zugehen mit abgelegtem Visier und Panzer (also in Authentizität), ein Prozess der fortlaufenden persönlichen Entwicklung, aber auch das Ablegen von Grundannahmen, Vorurteilen und Sicherheiten – ein Prozess, der Mut und Neugier erfordert. Intimität beinhaltet gleichzeitig etwas, das wir mit einem anderen Menschen (oder mit uns selbst) teilen wollen, meist mit einem gewissen Grad der Exklusivität. Wir haben nicht den Anspruch, mit allen Menschen „intim" zu sein, auch das macht unsere Liebe so besonders.

    Unser Intimleben unterliegt der Kontrolle unterschiedlicher Institutionen, sozialen Normen und Bindungen an vorgegebene Rollen. Das mag sich in den letzten Jahrzehnten verbessert haben, doch auch heute noch sind wir längst nicht so frei und selbstbestimmt, wie wir es gern wären. Nun ist es nur bedingt hilfreich, auf unsere kollektive oder individuelle Vergangenheit zu starren, um ihr gleichsam die Verantwortung dafür zu geben, dass wir Intimität häufig eben nicht unbekümmert leben. Doch wenn wir uns fragen, warum wir in bestimmten Situationen so und nicht anders handeln, wenn wir anderen Menschen nahe sind oder nahe sein wollen, dann kann uns unsere Vergangenheit einen Hinweis geben. Einen Hinweis auf die Ursachen, aber auch auf erlernte Verhaltensmuster.

    Die Erkenntnisse hieraus ermöglichen einen Blick auf Alternativen. Nähe kann in der Regel nur dann entstehen, wenn man bereit ist, die alten Muster loszulassen. Wie oft vermeiden wir Intimität, obwohl sie zum Greifen nah ist? Der Autor und Journalist Daniel Schreiber formuliert in seinem Essay „Allein" eine Erfahrung, die den meisten von uns bekannt sein dürfte, in der einen

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