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Die Vanderbeekers und der versteckte Garten
Die Vanderbeekers und der versteckte Garten
Die Vanderbeekers und der versteckte Garten
eBook277 Seiten2 Stunden

Die Vanderbeekers und der versteckte Garten

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Über dieses E-Book

Ein Gartenabenteuer in der Großstadt

Als ihr Lieblingsnachbar und Ersatzopa einen Schlaganfall erleidet, müssen die Vanderbeekers zusammenhalten und tun, was sie am allerbesten können: Pläne schmieden! Sie wollen einen Garten für Mr Jeet anlegen, der ihm beim Gesundwerden hilft. Nur noch 19 Tage haben die Geschwister Zeit, um das verlassene, mit Unkräutern überwucherte Grundstück in ihrer Straße zum schönsten Garten der ganzen Nachbarschaft zu machen. Aber Gärtnern ist gar nicht so einfach wie gedacht, vor allem ohne Geld und Erfahrung. Als dann auch noch ein Makler auftaucht und sich für den Garten interessiert, stehen die Geschwister vor ihrer bisher größten Herausforderung …

SpracheDeutsch
HerausgeberDragonfly
Erscheinungsdatum24. März 2020
ISBN9783748850175
Die Vanderbeekers und der versteckte Garten
Autor

Karina Yan Glaser

Karina Yan Glaser arbeitete unter anderem als Lehrerin und Buchbloggerin für Book Riot, bevor sie mit ihren Büchern über die Familie Vanderbeeker zur Bestsellerautorin wurde. Mit ihrem Mann, ihren zwei Töchtern und ein paar geretteten Haustieren lebt sie in Harlem, New York City. Ihr ganzer Stolz ist es, Kinder zu haben, die nirgendwo ohne ein Buch hingehen.

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    Buchvorschau

    Die Vanderbeekers und der versteckte Garten - Karina Yan Glaser

    HarperCollins®

    Copyright © 2020 DRAGONFLY

    in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Alle Rechte für die deutschsprachige Ausgabe vorbehalten

    Originaltitel: The Vanderbeekers and the Hidden Garden

    Text and interior illustrations copyright © 2018 by Karina Yan Glaser

    Map copyright © 2018 by Jennifer Thermes

    Published by special arrangement with

    Houghton Mifflin Harcourt Publishing Company.

    Aus dem Englischen von Sabine Schulte

    Umschlagillustration von Mila Marquis

    Handlettering von Michael Hau

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN E-Book 9783748850175

    www.dragonfly-verlag.de

    Facebook: facebook.de/dragonflyverlag

    Instagram: @dragonflyverlag

    Widmung

    Für Kaela und Lina.

    Dieser Garten ist für euch.

    Zitat

    »Und wenn ihr es richtig betrachtet, dann werdet ihr sehen, dass die ganze Welt ein Garten ist.«

    (Aus dem Film Der geheime Garten, nach dem gleichnamigen Buch von Frances Hodgson Burnett)

    DIENSTAG, 26. JUNI

    EINS

    EINS

    Das ist der langweiligste Sommer in der ganzen Weltgeschichte«, verkündete Oliver Vanderbeeker. Er war neun Jahre alt, trug Basketballshorts und ein ausgeblichenes blaues T-Shirt. Sein Haar stand nach allen Seiten ab.

    »Aber die Ferien haben doch gerade erst angefangen«, sagte Miss Josie. Sie lebte zusammen mit Mr. Jeet, ihrem Mann, im zweiten Stock eines Brownstone-Hauses in Harlem in New York. Die Familie Vanderbeeker bewohnte das Erdgeschoss und das erste Stockwerk des Hauses, und wenn die Mutter für ihre Kundschaft backte, verbrachten die fünf Kinder viel Zeit bei den Nachbarn im zweiten Stock. Miss Josie trug Lockenwickler und goss gerade die Pflänzchen in den zahlreichen Aussaatschalen, die auf dem Esstisch standen. Anschließend ging sie zum Blumenkasten am Fenster, schnitt einige violette Blumen ab und stellte sie in eine Vase. »Bringst du diese Nachtviolen bitte Mr. Jeet?«, sagte sie und hielt Laney die Vase hin. »Abends duften sie wunderbar.«

    Laney war mit ihren fünfeinviertel Jahren die jüngste von Olivers vier Schwestern. Sie setzte ihr Kaninchen Paganini, dem sie gerade bunte Bänder um die Schlappohren gewickelt hatte, auf den Boden und stand auf. Laney trug einen silbernen Rock aus funkelndem Tüll, ein lila T-Shirt und rote Glitzerschuhe. Weil diese Schuhe eine ganz glatte Sohle hatten und sie auf keinen Fall Wasser verschütten wollte, schob sie ihre Füße vorsichtig über den Boden, hinüber zu Mr. Jeet. Paganini folgte ihr. Er schüttelte heftig den Kopf, sodass seine Ohren flogen und die Bänder in alle Richtungen flatterten.

    »Wie kommt es, dass du dich jetzt schon langweilst?«, fragte Mr. Beiderman Oliver. Mr. Beiderman wohnte im dritten Stockwerk und war der Vermieter. Vor einem halben Jahr, kurz vor Weihnachten, hatte er sich geweigert, den Mietvertrag der Vanderbeekers zu verlängern. Aber mit vereinten Kräften hatten die Kinder ihn dazu bringen können, die Familie weiterhin in ihrem geliebten Brownstone-Haus wohnen zu lassen. Er selbst hatte seine Wohnung sechs Jahre lang nicht verlassen, doch am ersten Weihnachtsfeiertag hatte er sich dann zum ersten Mal nach unten getraut. Inzwischen besuchte er die Vanderbeekers und Miss Josie und Mr. Jeet fast täglich, aber das Haus hatte er bisher nicht verlassen, auch wenn die Kinder versuchten, ihn dazu zu bewegen.

    Oliver ließ sich auf einen sonnengelben Stuhl am Küchentisch plumpsen. Er stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte den Kopf in die Hände. »Hier ist ja nix los. Ich weiß einfach nicht, was ich machen könnte.«

    Er schaute zu, wie Miss Josie einen Schuhkarton vom Schrank nahm und den Deckel abhob. Der Karton enthielt mindestens ein Dutzend Fläschchen mit Tabletten. Miss Josie öffnete eine nach der anderen und zählte Tabletten in eine Tasse. »Was würdest du denn gern tun?«, fragte sie.

    »Mit meinen Freunden chatten«, sagte Oliver wie aus der Pistole geschossen. »Auf YouTube Basketballvideos gucken. Oder Minecraft spielen.«

    Mr. Beiderman presste die Lippen zu einem geraden Strich zusammen. »Die Jugend von heute«, brummelte er. Dann las er Mr. Jeet weiter vor. Das Buch handelte von der Geschichte der englischen Rosen. Oliver bemerkte, dass Mr. Jeet die Augen zufielen, wahrscheinlich, weil auch er sich zu Tode langweilte.

    Jessie Vanderbeeker saß draußen auf Miss Josies Feuertreppe. Sie war fast dreizehn und las gerade eine Biografie über die berühmte Physikerin Chien-Shiung Wu. Durch den Vorhang aus Efeuranken, die aus Mr. Beidermans Blumenkästen im obersten Stockwerk herunterhingen, streckte sie den Kopf zum Fenster herein. Dabei verfingen sich ihre Locken im Efeu, sodass sie aussah, als stünde sie unter Strom. »Also wirklich, Oliver«, sagte sie. »Du bist ja noch schlimmer als Herman Huxley.«

    »Herman Huxley!« Oliver war entrüstet. Ebenso gut hätte Jessie ihn mit Kaugummi unter der Schuhsohle vergleichen können oder mit Quallen im Wasser, wenn man an einem schönen Sommertag nichts anderes wollte, als vom Steg aus eine Arschbombe zu machen. Herman Huxley beschwerte sich über alles, über kaltes Wetter, über warmes Wetter und sogar über seine nagelneuen Nikes, für die jeder andere seine kostbarsten Besitztümer hergegeben hätte.

    »Genau«, sagte Jessie. Sie zog ihr Handy hervor, das sie letzte Woche neu bekommen hatte, und tippte mit den Daumen darauf herum.

    Eine Welle aus giftgrünem Neid überflutete Oliver, als seine Schwester so stolz ihr Handy zur Schau stellte.

    Ohne vom Display aufzusehen, redete Jessie weiter. »Du weißt ja, dass Mama und Papa mir das Teil hier besorgt haben, damit ich mit Isa Kontakt halten kann.« Sie verschwand wieder hinter dem Efeuvorhang.

    Wütend sah Oliver ihr nach. Das war nicht fair. Isa, Jessies Zwillingsschwester, hatte einen Platz in einem dreiwöchigen Feriencamp speziell für junge Orchestermusiker ergattert. Es war zwar vier Autostunden entfernt, aber das hieß doch nicht, dass Jessie und Isa jetzt alles kriegen mussten, was sie haben wollten!

    Über seine vierte Schwester, die siebenjährige Hyacinth, ärgerte Oliver sich am wenigsten. Sie saß auf der Armlehne von Mr. Jeets Sessel und strickte. Auf eine ganz besondere Art, nämlich ohne Stricknadeln, nur mit den Händen. Sie wickelte sich die Wolle um die Finger und legte sie in komplizierte Schlingen – so hatte sie eine Schlange gestrickt, die schon bis auf den Boden reichte.

    »Schreib Isa, dass ich sie lieb hab«, sagte Hyacinth jetzt, »und dass ich sie millionenmal, nein, trillionenmal vermisse. Und zum Schluss musst du noch das Einhorn-Emoji dranhängen und ganz viele rosa Herzchen.«

    Neben Hyacinth saß Franz, ihr Basset Hound. Er nieste dreimal und stupste dann mit der Schnauze Hyacinths Fuß an.

    »Ha!«, sagte Oliver triumphierend, »mit ihrem bescheuerten Klapphandy kann sie ja gar keine Emojis verschicken.«

    »Deine Sprache, Oliver«, ermahnte Miss Josie ihn. Sie reichte ihm die Tasse mit den Tabletten – es waren bestimmt hundert Stück! – und ein Glas Wasser. »Bringst du das bitte Mr. Jeet, mein Lieber?«

    Oliver rappelte sich von seinem Stuhl hoch und schlurfte zu Mr. Jeet hinüber. Wie üblich trug er ein frisches Hemd, heute mit einer lavendelblauen Fliege, und dazu eine graue Hose mit Bügelfalten. Oliver verstand nicht, warum Mr. Jeet sich freiwillig Tag für Tag so in Schale warf. Er selbst fühlte sich in Jeans und T-Shirt am wohlsten; je schmutziger die Sachen waren, desto besser. Oliver stellte die Medikamente und das Wasser auf ein Tischchen neben Mr. Jeets Sessel, direkt vor das gerahmte Foto von Orlando. Orlando war der zwölfjährige Großneffe der Jeets, und auf dem Foto posierte er mit einer Trophäe, die er beim Science Fair, dem Schülerwettbewerb in Naturwissenschaften, gewonnen hatte. Oliver schleppte sich zu seinem Küchenstuhl zurück und ließ sich darauf fallen.

    »Geh doch Basketball spielen«, schlug Miss Josie vor.

    »Ist doch keiner da«, grummelte Oliver. »Alle sind im Feriencamp. Im Basketballcamp.«

    »Aber Angie ist nicht im Basketballcamp, oder?«, widersprach Miss Josie. Angie wohnte zwei Häuser weiter. Sie war nicht nur Olivers Freundin und Schulkameradin, sondern auch die beste Basketballspielerin von allen Kindern in der Grundschule.

    »Aber Angie geht vormittags immer in die Sommerschule. In irgendeinen Mathe-Kurs für Fortgeschrittene, mit dem sie extra Punkte sammeln kann.« Oliver schüttelte sich.

    Miss Josie machte einen neuen Vorschlag: »Ich bin sicher, dass deine Mutter sehr froh wäre, wenn du dein Zimmer putzen würdest.«

    »Hab ich doch letzten Monat erst gemacht«, sagte Oliver.

    »Du könntest lesen.«

    »Onkel Arthur hat vergessen, mir Bücher mitzubringen, als er das letzte Mal hier war.«

    »Ts, ts, ts«, machte Miss Josie mitfühlend. Sie wusste, wie wichtig Oliver die Bücherpakete waren, die er jeden Monat von seinem Onkel erhielt. Sie lieferten ihm alle Geschichten, die ein Junge sich nur wünschen konnte.

    Mr. Beiderman erhob sich aus seinem Sessel. »Ich muss mal nach Prinzesschen schauen. Manchmal klettert sie an den Vorhängen hoch und kommt ohne Hilfe nicht wieder runter.« Prinzesschen war Mr. Beidermans Katze. Hyacinth hatte sie ihm geschenkt, und Laney hatte ihr den Namen gegeben.

    »Ich kann dir Stricken beibringen«, bot Hyacinth ihrem Bruder an und hielt ihre gestrickte Schlange hoch.

    »Wenn ich jemals anfange zu stricken, kannst du mir gern einen Dolch ins Herz stoßen!«, erwiderte Oliver.

    »Du kannst Paganini und mich auf der Reifenschaukel anschubsen«, schlug Laney vor, und ihre Augen begannen zu leuchten.

    Oliver gähnte. »Zu heiß draußen.«

    »Isa würde es tun«, nörgelte Laney.

    Miss Josie tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Jetzt hab ich’s!«

    »Sie wollen uns doch hoffentlich nicht wieder vorschlagen, aus diesem scheußlichen Grundstück neben der Kirche einen Garten zu machen?«, fragte Oliver, und gleichzeitig rief Miss Josie: »Ihr könnt doch auf dem verwilderten Grundstück neben der Kirche einen Garten anlegen!«

    Miss Josies Vorschlag stieß auf allgemeine Ablehnung.

    »Da spukt es«, erklärte Laney. »Isa hat das gesagt.«

    Hyacinth nickte. »Ich geh nicht gern da entlang. Isa hat gesagt, die Ranken, die von dem hohen Zaun runterhängen, können nach Menschen greifen und einen festhalten, wenn man vorbeigeht.«

    »Da spukt es doch nicht!«, rief Jessie. »Die Existenz von Gespenstern ist wissenschaftlich nicht bewiesen.«

    »Woher weißt du das denn?«, entgegnete Oliver. »Forschst du etwa auch über Gespenster?«

    »Stellt euch mal vor, wie schön es wäre, wenn man sich mitten an einem heißen Tag in einem schattigen Garten ausruhen könnte«, führte Miss Josie ihren Gedanken weiter. »Und die Leute hier aus dem Viertel könnten dort in der Erde wühlen und sogar Gemüse pflanzen! Und da wäre auch genügend Platz für meine Setzlinge. Jotjot würde den Garten bestimmt genehmigen.« Jotjot war der Pfarrer der Kirche.

    »Fehlt Ihnen die Arbeit im botanischen Garten, Miss Josie?«, fragte Jessie. Sie schob die Efeuranken zur Seite, sodass sie in die Wohnung hineinsehen konnte. Miss Josie war Pädagogin. Sie hatte im New York Botanical Garden in der Bronx Kindern die Pflanzenwelt erklärt.

    »Ja, sie fehlt mir sehr«, antwortete Miss Josie. »Immerhin habe ich da fünfundvierzig Jahre gearbeitet. Und dabei habe ich ja auch Mr. Jeet kennengelernt. Er war dort Gärtner und ist immer genau da aufgetaucht, wo ich mich gerade aufhielt. So lange kennen wir uns schon.« Sie lächelte Mr. Jeet zu. Er ließ sich gerade von Hyacinth eine Tablette nach der anderen reichen, schluckte sie einzeln mit Wasser und verzog dabei jedes Mal das Gesicht. Er musste wirklich viel Medizin nehmen.

    »Wenn ihr einen Garten hättet, könntet ihr leckeres Futter für Paganini pflanzen«, sagte Miss Josie zu Laney.

    »Ui, das fände er super!«, antwortete Laney. Paganinis Ohren zuckten, als er seinen Namen hörte; dann sprang er in einen Tontopf, in dem ein Ficus wuchs. Doch bevor er scharren und damit Erde über den ganzen Fußboden schleudern konnte, hob Miss Josie ihn behutsam wieder heraus und setzte ihn Mr. Jeet auf den Schoß.

    Mr. Jeet kraulte dem Kaninchen mit der rechten Hand die Ohren. Seit er vor zwei Jahren einen Schlaganfall gehabt hatte, war seine linke Hand nur noch eingeschränkt beweglich. Er sprach jetzt auch langsam, immer ein Wort nach dem anderen mit Pausen dazwischen. »Du – hast – Glück – dass – du – niedlich – bist.« Er beugte sich zu dem Kaninchen hinunter, Paganini machte Männchen, und sie gaben sich einen Nasenkuss.

    Oliver legte den Kopf auf die kühle Tischplatte. Es war angenehm, sie an der Wange zu spüren. »Ein Garten klingt nach ganz viel Arbeit.«

    »Herman Huxley«, sang Jessie vom Fenster aus. »Du bist ganz genau wie er.«

    Oliver hatte seine Schwester samt ihren blöden Bemerkungen und ihrem doofen Handy satt. »Sag das nicht noch mal! Du hast doch keine Ahnung!«

    »Jetzt sei nicht gemein zu mir, bloß weil du wegen des Handys neidisch bist«, giftete Jessie zurück und kletterte durchs Fenster wieder in die Wohnung.

    »Okay, Kinder«, unterbrach Miss Josie. »Ich könnte uns doch Tee machen, und Kekse gibt’s auch …«

    Aber Oliver wollte weder Tee noch Kekse. Er wollte das letzte Wort haben: »Wozu brauchst du eigentlich ein Handy? Ist ja nicht so, als hättest du einen Platz in diesem naturwissenschaftlichen Feriencamp gekriegt und müsstest Kontakt zu Mama und Papa halten. Isa hat vermutlich eine superschöne Zeit ohne dich, während du bloß den ganzen Sommer hier rumhängst und gar nichts tust.«

    »Oliver!«, rief Mr. Jeet so laut, dass Paganini von seinem Schoß auf den Teppich hinuntersprang und unter einen Sessel hoppelte. Mr. Jeet versuchte aufzustehen. Sein Gesicht war plötzlich kalkweiß, und seine Arme zitterten, als er sich auf den Armlehnen abstützte. »Bitte – Oliver – keinen – Streit –« Aber bevor Mr. Jeet seinen Satz beenden konnte, knickten seine Knie ein, und er sackte gegen Hyacinth.

    »Miss Josie, Hilfe!«, schrie Hyacinth, während sie sich bemühte, den schweren Mr. Jeet zu stützen.

    »Jeet!«, rief Miss Josie und eilte Hyacinth zu Hilfe.

    Gerade als Mr. Jeet auf den Boden sank, kam Mr. Beiderman hereingestürzt. Hyacinth stolperte gegen den kleinen Tisch und stieß dabei die Tasse mit den Tabletten um. Sie kullerten auf den Fußboden und rollten in alle Richtungen.

    ZWEI

    ZWEI

    Die nächste Stunde verging wie in einem Nebel. Mr. Jeet rührte sich nicht, auch nicht, als Miss Josie ihn schüttelte und ihm etwas ins Ohr schrie. Jessie rief den Krankenwagen. Oliver rannte nach unten in die Wohnung der Vanderbeekers, um Mama zu holen.

    Mr. Beiderman deckte den reglosen Mr. Jeet zu. Jessie kam sich plötzlich vor wie in einer Filmszene. Wurde im Film nicht auch immer eine Decke über die Leiche gelegt? Sie fühlte sich zerbrechlich, und ihr war bitterkalt, aber sie zwang sich zu helfen, so gut sie konnte.

    Sie brachte Hyacinth, Laney, Paganini und Franz ins Schlafzimmer von Miss Josie und Mr. Jeet. Kurz darauf kam auch Oliver herein. Während sie gemeinsam auf den Krankenwagen warteten, drängten die beiden kleinen Schwestern sich auf Jessies Schoß und weinten in ihr T-Shirt.

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