Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Der Satansbraten und drei andere Krimis
Der Satansbraten und drei andere Krimis
Der Satansbraten und drei andere Krimis
eBook430 Seiten4 Stunden

Der Satansbraten und drei andere Krimis

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Satansbraten und drei andere Krimis

von Alfred Bekker

 

Dieser Band enthält folgende Krimiserie

von Alfred Bekker

 

Alfred Bekker: Der Satansbraten

Alfred Bekker: Die programmierten Todesboten

Alfred Bekker: Der Hacker

Alfred Bekker: Die Apartment-Killer

 

 

Als der Schuss loskrachte, griff Mike instinktiv unter die Jacke, wo sich seine Hand um den Revolvergriff schloss.

"So ein Satansbraten!", schimpfte eine weibliche Stimme. Eine Frau, so um die dreißig und brünett, kam hinter der baufälligen Scheune der kleinen Farm hervor und sah Mike erstaunt an. Dann ging ein mattes Lächeln über ihr Gesicht. "Ich meinte natürlich nicht Sie", erklärte sie überzeugend.

Den Lauf ihres doppelläufigen Schrotgewehrs hielt sie gesenkt.

Mike atmete tief durch.

"Wen denn?", fragte er.

"Den verdammten Marder, der sich hier irgendwo verkrochen hat. Er hat mir schon fünf Hühner umgebracht! Aber ich kriege ihn einfach nicht."

Sie kam näher und musterte Mike eingehend.

Dieser schlug die Jacke nach vorne und schloss den mittleren Knopf, damit sie den Revolver nicht bemerkte.

"Wollen Sie was von Onkel Ed?"

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum29. Dez. 2022
ISBN9798215347980
Der Satansbraten und drei andere Krimis
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Mehr von Alfred Bekker lesen

Ähnlich wie Der Satansbraten und drei andere Krimis

Ähnliche E-Books

Mystery für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Der Satansbraten und drei andere Krimis

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Der Satansbraten und drei andere Krimis - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Facebook:

    https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Erfahre Neuigkeiten hier:

    https://alfred-bekker-autor.business.site/

    Zum Blog des Verlags!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Der Satansbraten und drei andere Krimis

    von Alfred Bekker

    Dieser Band enthält folgende Krimiserie

    von Alfred Bekker

    Alfred Bekker: Der Satansbraten

    Alfred Bekker: Die programmierten Todesboten

    Alfred Bekker: Der Hacker

    Alfred Bekker: Die Apartment-Killer

    Der Satansbraten

    von Alfred Bekker

    ––––––––

    Als der Schuss loskrachte, griff Mike instinktiv unter die Jacke, wo sich seine Hand um den Revolvergriff schloss.

    So ein Satansbraten!, schimpfte eine weibliche Stimme. Eine Frau, so um die dreißig und brünett, kam hinter der baufälligen Scheune der kleinen Farm hervor und sah Mike erstaunt an. Dann ging ein mattes Lächeln über ihr Gesicht. Ich meinte natürlich nicht Sie, erklärte sie überzeugend.

    Den Lauf ihres doppelläufigen Schrotgewehrs hielt sie gesenkt.

    Mike atmete tief durch.

    Wen denn?, fragte er.

    Den verdammten Marder, der sich hier irgendwo verkrochen hat. Er hat mir schon fünf Hühner umgebracht! Aber ich kriege ihn einfach nicht.

    Sie kam näher und musterte Mike eingehend.

    Dieser schlug die Jacke nach vorne und schloss den mittleren Knopf, damit sie den Revolver nicht bemerkte.

    Wollen Sie was von Onkel Ed?

    Nein, ich suche ein Zimmer und wollte mal fragen, wo hier das nächste Hotel ist?

    Sie lachte. Ein Hotel? Hier, in dieser gottverlassenen Gegend? Sie machen Witze...

    Das heißt, es gibt keins?

    Tja, scheint so. Aber Onkel Ed vermietet Zimmer. Stellen Sie Ihren Wagen auf den Hof und kommen Sie rein. Die Farm gehört nunmal meinem Onkel. Er hat mich aufgenommen, nachdem meine Eltern gestorben sind. Da war ich noch ein Kind.

    Sie ist ziemlich redselig, dachte Mike. Aber im Moment störte ihn das nicht. Ich komme sofort, sagte er, ging zum Wagen und setzte ihn auf den Hof. Sein Blick ging auf den Rücksitz, wo die unscheinbare Sporttasche mit den hunderttausend lag, die er bei dem Bankraub vor drei Tagen erbeutet hatte. Aber hunderttausend waren ziemlich wenig, wenn einen das ganze Land suchte...

    Aber hier würde er eine Weile untertauchen können. Kaum Fremde und vermutlich musste er sich auch nicht ausweisen, wie im Hotel.

    Mike fragte sich, ob er die Tasche im Wagen lassen sollte und entschied sich dann dafür, obwohl er ein mulmiges Gefühl dabei hatte. Ich muss einen möglichst normalen Eindruck machen, sagte er sich.

    Onkel Ed saß in der großen Wohnküche vor dem Fernseher und sah sich die Lokalnachrichten an.

    Mike sah gespannt auf den Schirm. Sie brachten etwas über den Bankraub, aber es schien, als wäre die Polizei noch keinen Schritt weiter. Aus fahndungstaktischen Gründen wollte der Polizeisprecher keine weiteren Angaben machen, hieß es da. Gut so, dachte Mike. Das bedeutete, dass sie nichts wissen, es aber nicht zugeben wollten.

    Das ist....

    Mein Name ist McGregor, sagte Mike. Es war der erste Name, der ihm eingefallen war. Onkel Ed drehte sich um und knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. Er schien nicht sehr gesprächig zu sein.

    Mister McGregor möchte das Zimmer mieten, sagte die junge Frau.

    Gut, Sally, knurrte Onkel Ed. Er kann's zum üblichen Preis haben, aber nur gegen Vorkasse und in bar! Kreditkarten nehme ich nicht, auch wenn's altmodisch ist!

    Kein Problem, erklärte Mike. Bargeld hatte er nun wirklich genug.

    Ich zeige Ihnen das Zimmer, kündigte Sally an.

    Mike folgte ihr. Während er ihr die Treppe hinauf ins Obergeschoss folgte, fragte sie: Wie lange wollen Sie bleiben?

    Mal sehen. Ein paar Tage, vielleicht auch länger.

    Das Zimmer war bescheiden, aber gemütlich. Mike gab ihr einen Schein, den kleinsten, den er hatte.

    Ihr Onkel wollte doch Vorkasse!

    Ich weiß nicht, ob ich das wechseln kann.

    Lassen Sie sich Zeit damit. Ein paar Tage bin ich ja auf jeden Fall hier...

    *

    Mike verfolgte an den nächsten Tagen angestrengt die Nachrichten, aber es gab keinen Hinweis darauf, dass man ihm schon auf den Fersen war. Gut so, dachte er.

    Eines Abends kam Sally an seine Tür und klopfte.

    Mike öffnete und ließ sie herein. Was wollen Sie?

    Ich muss etwas mit Ihnen besprechen!

    Was?

    Sehen Sie, solange ich zurückdenken kann, sehne ich mich danach, aus dieser Einöde fortzukommen.

    Mikes Gesicht unbewegt. Was hindert Sie?

    Das Geld. Sie atmete tief durch und sah ihn an. Ich mache Ihnen ein Vorschlag: Sie nehmen mich mit. Was auch immer Sie für Pläne haben, ob Sie nach Rio wollen oder auf die Cayman-Inseln, ich werde Sie begleiten. Und damit tarne ich Sie, denn man sucht doch nach einem einzelnen Mann, nicht nach einem Paar. Irgendwann werden sich unsere Wege dann trennen...

    Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!

    Ich habe Ihre Sachen durchsucht, als Sie nicht im Raum waren, erklärte sie. Mike griff seitwärts nach seiner Sporttasche und riss sie auf. Er sah auf den ersten Blick, dass ein Teil des Geldes fehlte.

    Wie ich sehe, haben Sie sich Ihren Anteil bereits genommen, knurrte Mike.

    Ich war bescheiden, sagte sie spitz. Ich hätte mir auch alles nehmen können, aber ich brauche Sie noch...

    Gut, sagte Mike. Ich muss Ihren Vorschlag wohl akzeptieren. Wenn's los geht, sage ich Ihnen Bescheid. Aber bedenken Sie: Wenn man mich kriegt, wird man Ihnen Ihr Geld auch abnehmen.

    Ich weiß, murmelte sie säuerlich.

    *

    Es ging dann viel schneller los, als erwartet.

    Mitten in der Nacht klopfte es an Mikes Tür.

    Wir müssen weg!

    Wieso?

    In den Spätnachrichten kam eine Fahndungsmeldung mit Ihrem Foto! Onkel Ed hat die Polizei angerufen, aber die wird eine Ewigkeit brauchen, bis sie hier ist. Sie können es schaffen.

    Mike grinste. Sie wollen nicht mehr mit?

    Nein.

    Mike brauchte nicht lange, um sich fertigzumachen. Ein paar Minuten nur und er saß hinter dem Steuer seines Wagens und fuhr die Schlaglochpiste entlang, die zum Highway führte.

    Es roch auf einmal verbrannt.

    Und dann gab der Wagen plötzlich seinen Geist auf. Nichts ging mehr. Mike fluchte nahm eine Taschenlampe , stieg aus und öffnete die Motorhaube. Eine Qualmwolke kam ihm entgegen, während er in der Ferne bereits die Polizeisirenen hörte.

    Mike fluchte innerlich. Ich hätte es schaffen können, wenn der Wagen nicht verrückt gespielt hätte!, ging es ihm durch den Kopf. Und dann fiel der Lampenschein auf etwas Dunkles, Verkohltes...

    Später, als er bereits in Haft saß, konnte er in der Zeitung nachlesen, weswegen sein Wagen versagt hatte. In den Tagen, die er bei Sally und ihrem Onkel verbracht hatte, schien ein Marder den Motorraum des Wagens als Vorratskammer benutzt zu haben. Während der Fahrt war die Beute - Mäuse zumeist - dann regelrecht gegrillt worden und hatte Kabel und Schläuche durchschmoren lassen.

    ENDE

    Die programmierten Todesboten

    von Alfred Bekker

    1

    Lee Jiang betrat mit seinem Gefolge das Nobellokal 'The Temple' in der Fifth Avenue. Der kahlköpfige Mann mit den asiatisch-starren Gesichtszügen wurde von einem Dutzend Männern in dunklen Maßanzügen begleitet. Die Meisten von ihnen trugen MPis im Anschlag.

    Sie flankierten ihren Boss von allen Seiten.

    Lee Jiang selbst trug eine kugelsichere Kevlar-Weste unter dem Jackett.

    Der große Boss aus Chinatown blieb stehen, fixierte mit seinem Blick die Männer, die bereits an der langen Tafel Platz genommen hatten.

    Es handelte sich um Jorge Menendez und seine Puertoricaner. Blitzschnell gingen auch bei ihnen die Hände zu den Waffen. Ein Dutzend Mündungen von MPis und automatischen Pistolen zeigten in Richtung der Chinesen.

    Der Kellner wartete erstarrt neben dem Buffet.

    Sekundenbruchteile lang herrschte Stille.

    Dann murmelte Lee Jiang einen knappen Befehl auf Kantonesisch. Seine Männer senkten die Waffen.

    Das Gesicht des Chinesen blieb völlig unbewegt.

    Verstehen Sie so einen Empfang etwa als puertoricanische Gastfreundschaft, Mr. Menendez?, fragte er in makellosem Englisch.

    Jorge Menendez war noch keine dreißig. Ein fast zierlich wirkender Latino, mit kinnlangem, schwarzblauem Haar und dünnem Knebelbart, bis auf den Millimeter genau rasiert.

    Eine dunkle Sonnenbrille verdeckte seine Augen. Er zögerte noch eine Sekunde, machte dann seinen Leuten ein Zeichen.

    Auch die Puertoricaner senkten jetzt die Waffen, die Lage entspannte sich.

    Setzen Sie sich!, bot Menendez an.

    Lee Jiang nickte. Zusammen mit einem Teil seines Gefolges trat er an die Tafel heran, während sich der Rest im Raum verteilte. Jemand zog für den Boss aus Chinatown den Stuhl zurück, Jiang setzte sich.

    Ein schönes Lokal haben Sie für dieses Treffen ausgesucht, sagte der Mann aus Chinatown anerkennend.

    Menendez grinste schief, kicherte, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund.

    Seit kurzem gehört es mir, erklärte er.

    Mein Respekt.

    Ihre Gorillas können hier ruhig herumschnüffeln, soviel sie wollen! Meinetwegen auch in der Küche! Ich habe nichts dagegen.

    Ich gehe davon aus, dass Sie ein Ehrenmann sind, Mr. Menendez.

    Ach, ja?

    Menendez grinste.

    Lee Jiangs Gesicht blieb unbeweglich wie eine Maske.

    Sollte sich etwas anderes herausstellen, gibt es keinen Ort auf der Welt, an dem Sie noch sicher wären. Ich - oder mein Nachfolger - würden sich dann nicht nur damit begnügen, Sie einfach zu töten...

    Menendez' Gesichtsausdruck wurde hart.

    Wollen Sie mir drohen?

    Ich möchte das Geschäft mit Ihnen neu ordnen.

    Es wird uns niemand dabei stören, erklärte Menendez.

    Wie Sie sehen, haben wir diesen Nobelschuppen heute für uns ganz allein...

    Es gab in der Vergangenheit einige Unstimmigkeiten, die wir aus der Welt schaffen sollten. Einen Krieg können wir uns im Moment beide nicht leisten!

    Menendez bleckte die Zähne.

    Ich teile Ihre Analyse, Mr. Jiang.

    Einer der Bodyguards, die den Mann aus Chinatown begleiteten, hatte sich an der großen Fensterfront postiert. Er blickte hinaus. 'The Temple' lag im 27. Stock. Man hatte eine traumhafte Aussicht auf den Central Park.

    Der Bodyguard genoss sie einige Augenblicke lang. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck.

    Es verzog sich zu einer Maske des Entsetzens.

    Er trat einen Schritt zurück, schrie ein paar Worte auf Kantonesisch.

    Die Chinesen an der Tafel wirbelten herum.

    Auch Menendez' Männer starrten jetzt zur Fensterfront.

    Das Glas zersprang.

    Pfeilschnell drang ein Geschoss ins Innere des 'Temple'.

    Sekundenbruchteile danach gab es eine gewaltige Detonation, der einen Moment später noch eine zweite und dritte folgte.

    Die Todesschreie gingen im Lärm der Explosionen unter.

    Eine mörderische Druckwelle breitete sich aus, ließ menschliche Körper wie Puppen durch den Raum fliegen.

    Innerhalb von Sekunden verwandelte sich 'The Temple' in eine grausame Flammenhölle.

    2

    Die 5th Avenue war durch die zahllosen Einsatzfahrzeuge völlig blockiert. Wagen der City Police und der Feuerwehr befanden sich dort. Außerdem mehrere Krankenwagen, Fahrzeuge von Notärzten, Einsatzwagen des FBI und der Scientific Research Division, dem zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeieinheiten.

    Ich stellte den Sportwagen am Central Park ab.

    Milo und ich stiegen aus.

    Einige hundert Schaulustige hatten sich angesammelt. Die Kollegen der City Police hatten ihre Mühe, sie davon abzuhalten, näher an den Tatort heranzugehen.

    Wir starrten die Fassade des 30 Stockwerke hohen Wolkenkratzers hinauf. In Etage 27 war es geschehen. Die Folgen der gewaltigen Explosion, die sich ereignet hatte, waren auch von außen nicht zu übersehen. Eine Rauchsäule hing über dem Central Park. Aber es quoll nichts mehr aus der zerstörten Fensterfront der 27. Etage heraus.

    Offenbar war der Brand gelöscht.

    Ein gewaltiger Rußfleck verdunkelte die Fassade auf einer Fläche von mindestens zwanzig Quadratmetern.

    Milo und ich zeigten den Kollegen vom NYPD unsere FBI-Dienstausweise, nachdem wir uns durch die Schaulustigen gedrängelt hatten. Ein Sergeant winkte uns weiter.

    Wir erreichten das Foyer.

    Die Security Guards wirkten ziemlich hektisch.

    Der Einsatzleiter der Feuerwehr gab über Walkie-Talkie seine Befehle.

    Wir mussten noch einmal unsere Ausweise vorzeigen. Der Einsatzleiter wurde auf uns aufmerksam.

    FBI?, fragte er. Ihre Kollegen von der SRD sind schon oben!

    Haben Sie eine Ahnung, was hier passiert ist?, fragte Milo.

    Fragen Sie mich leichteres. Es sieht aus, als hätte jemand eine Handgranate durchs Fenster geworfen!

    In den 27. Stock?, hakte Milo nach.

    Ich sagte ja nur, dass es so aussieht. Wenn Sie wollen, können Sie hinauf, aber Sie müssen über das Treppenhaus. Die Aufzüge sind noch nicht wieder in Betrieb.

    Ich atmete tief durch.

    Das hatte ich schon befürchtet.

    Aber das war bei jedem Hochhausbrand die eiserne Regel: Nie die Fahrstühle benutzen. Da konnte man nicht vorsichtig genug sein.

    So blieb uns nichts anderes übrig, als das Treppenhaus zu benutzen. Immer zwei Stufen nahmen wir auf einmal.

    Nimm's als Konditionstraining, meinte Milo.

    Ich dachte eigentlich, dass ich genug in dieser Hinsicht tue...

    Wird sich gleich zeigen, Jesse!

    Ach, ja?

    Wenn wir oben sind und du kriegst immer noch Luft, dann bist du in Form!

    Sehr witzig!

    Wir brauchten eine ganze Weile, bis wir die 27. Etage erreichten und jene Räume betraten, in denen sich noch vor kurzem ein Nobelrestaurant mit dem klangvollen Namen 'The Temple' befunden hatte.

    Der Anblick war entsetzlich, der Geruch beinahe unerträglich. Überall waren Spurensicherer bei der Arbeit.

    Captain Ronny Kwizinzky vom 43. Revier begrüßte uns.

    Hallo, Jesse! Er sah ziemlich mitgenommen aus. Frag mich nicht, was hier genau passiert ist. Wir können mit Sicherheit nur sagen, dass eine gewaltige Detonation stattgefunden hat. Es gibt schätzungsweise zwanzig Todesopfer. Genau können wir das nicht sagen. Bis die Toten allesamt identifiziert sind, kann es eine Weile dauern...

    Ja, nickte ich düster.

    Und Milo fragte: Keine Überlebenden?

    Doch, zwei. Der eine heißt George Davis und arbeitete hier als Kellner. Der Mann liegt im Koma, hat schwerste Verletzungen und wird vielleicht nicht durchkommen.

    Wie konnte er die Detonation überleben?, erkundigte ich mich.

    Er muss in der Tür zur Küche gestanden haben und wurde dann zurückgeschleudert.

    Und der andere?, hakte ich nach.

    Mark Millroy, der Koch des 'Temple'. Er befand sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Küche.

    Ist er ansprechbar?

    Körperlich fehlt ihm kaum etwas. Aber er steht unter Schock, redet nur noch wirres Zeug...

    Ich verstehe...

    Der Besitzer dieses Ladens ist übrigens seit kurzem ein gewisser Jorge Menendez, berichtete Kwizinzky. Das ist für euch ja wohl kein Unbekannter!

    Allerdings, nickte ich.

    Jorge Menendez war unseren Informationen nach eine aufstrebende Größe in der New Yorker Unterwelt. Wir verdächtigten ihn in illegale Waffengeschäfte verwickelt zu sein. Bislang lagen allerdings nicht genügend gerichtsverwertbare Indizien vor.

    Gibt es Hinweise darauf, ob Menendez unter den Toten ist?, fragte mein Freund und Kollege Milo Tucker.

    Kwizinzky hob die Augenbrauen.

    Wie kommst du darauf?

    Weil wir von einem Informanten wissen, dass hier ein Treffen zwischen Menendez und Lee Jiang stattfinden sollte.

    Kwizinzky pfiff durch die Zähne. Eine Konferenz der Bosse!

    Ja, so könnte man sagen.

    Milo, wir haben keine Ahnung, wer die Toten sind. Noch nicht...

    In diesem Moment trafen unsere Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina ein. Sie wurden von Al Baldwin, einem unserer Sprengstoffexperten, begleitet.

    Al ließ den Blick kreisen.

    Das wird nicht einfach, meinte er. Er wandte sich an mich. Die Verwüstungen sind so groß, dass es schwer werden wird, noch irgendwelche aussagekräftigen Spuren zu finden.

    Eine Angabe zur Beschaffenheit des Sprengstoffs würde uns schon ein Stück weiterbringen, sagte ich.

    Als Gesicht wurde skeptisch. Du wirst Geduld haben müssen, Jesse.

    Eine halbe Stunde später waren wir immerhin etwas schlauer. Die Videoüberwachungsanlage des privaten Sicherheitsdienstes hatte genau festgehalten, wer sich hier getroffen hatte.

    Menendez und seine Puertoricaner waren etwa zwanzig Minuten vor den Männern aus Chinatown eingetroffen.

    Jetzt lebte vermutlich keiner mehr von ihnen.

    Genau wussten wir das erst, wenn wir überprüft hatten, wer von diesen Männern das Gebäude wieder verlassen hatte.

    Wir beschlagnahmten sämtliche Videobänder der letzten Tage. Unsere Innendienstler würden sie sich vornehmen müssen. Irgendwie musste die Sprengladung in das Restaurant 'The Temple' gebracht worden sein. Bislang hatten wir keine Ahnung, wie das geschehen sein konnte. Alle diejenigen, die uns darüber hätten Auskunft geben können, waren tot oder nicht aussagefähig.

    Der Täter - beziehungsweise sein Auftraggeber - muss von dem Treffen gewusst haben, stellte Milo fest. Und er muss irgendeinen Nachteil von einer Einigung zwischen den Puertoricanern und Jiangs Leuten befürchtet haben.

    Ich nickte. Wenn man unseren Informanten glauben kann, dann überschneiden sich die Interessen beider Gruppen beim illegalen Waffenhandel.

    Dann wette ich, dass wir in der Waffenhändler-Szene auch früher oder später auf jemanden treffen, der einen Vorteil von diesem Verbrechen hat!

    Etwas später traf Terrence Cardigan ein.

    Cardigan war der Geschäftsführer des 'Temple'.

    Im Gegensatz zu dem bedauernswerten Koch, der jetzt die Hilfe eines Psychologen brauchte, war Cardigan zur Zeit des Sprengstoffanschlags nicht im Gebäude gewesen. Wir unterhielten uns in einem Nebenraum mit ihm, der von den Security Guards als Umkleide benutzt wurde.

    Mr. Cardigan, wann haben Sie von dem Treffen erfahren, das im 'Temple' stattfinden sollte?, fragte ich.

    Cardigan, ein Mittdreißiger mit dunklen Haaren und kantigem Gesicht, hob die Augenbrauen.

    Ich weiß nicht, von was für einem Treffen Sie reden, behauptete er.

    Spielen Sie nicht den Ahnungslosen, forderte ich. Sie sind der Geschäftsführer. Sie können mir nicht erzählen, dass Sie nicht wussten, wer sich heute im 'Temple' getroffen hat. Schließlich war das Lokal für alle anderen Gäste geschlossen...

    Cardigan atmete tief durch.

    Kann ich meinen Anwalt sprechen?

    Natürlich, wenn Sie wollen... Ich nehme an, es handelt sich um Mr. Rick Tejero, den Sie jetzt anrufen wollen...

    Cardigan wirkte verblüfft. Wie...?

    Tejero ist der Anwalt von Mr. Menendez - und 'The Temple' gehört ihm doch seit kurzem.

    Eigentümer ist Mr. Wynton Cross, korrigierte mich Cardigan.

    Ein Strohmann, erwiderte ich.

    Wollen Sie mir was anhängen, oder was? Ich bin der Geschäftsführer, nichts weiter, G-man.

    Irgendwie muss die Sprengladung in das Lokal gelangt sein. Haben Sie eine Ahnung, wie das geschehen sein könnte?

    Er schüttelte den Kopf. Nein.

    Wissen Sie etwas über die näheren Umstände, unter denen 'The Temple' in Jorge Menendez' Besitz übergegangen ist?

    Cardigans Nasenflügel bebten. Was soll das ganze Theater? Warum werden mir solche Fragen gestellt? Ich mache hier hier meinen Job und fertig. Das ist alles!

    Ich nickte nur, wechselte einen Blick mit Milo.

    Sie können gehen, meinte Milo. Wenn wir noch Fragen an Sie haben, melden wir uns...

    Cardigan blickte von einem zum anderen. Dann verließ er den Raum.

    An dem Kerl ist etwas faul, meinte ich. Der weiß sehr viel mehr, als er uns weismachen will, da bin ich mir sicher.

    Ja, aber im Moment hat es wenig Sinn, mehr aus ihm herauspressen zu wollen.

    Ich zuckte die Schultern. Schon merkwürdig, dass der Geschäftsführer des 'Temple' ausgerechnet an dem Tag nicht im Laden ist, an dem sich dort eine Explosion ereignet...

    Wir befragten noch Dutzende von Personen. Anlieger, Geschäftsleute, deren Büros im gleichen Gebäude lagen, Menschen die vielleicht irgendetwas beobachtet hatten.

    Zwischendurch rief Mr. McKee an.

    Der Chef des New Yorker FBI-Field Office hatte inzwischen jeden verfügbaren G-man zu unserer Unterstützung abgestellt.

    Die Sorge, die dahinterstand, war klar.

    Das Attentat mochte der Vorbote eines Gangsterkrieges sein. Von den Spannungen in der Waffenhändlerszene wussten wir schon seit längerem. Auch davon, dass Jorge Menendez ein sehr ehrgeiziger Mann gewesen war, der versucht hatte, den illegalen Waffenmarkt nach und nach unter seine Kontrolle zu bekommen.

    Wer immer dieses Attentat ausgeheckt hat, wollte möglicherweise ganz bewusst beide aus dem Weg räumen - Lee Jiang und Menendez, meinte Milo.

    Du meinst, ein fremdes Syndikat versucht, hier mit Brachialgewalt Fuß zu fassen?, fragte ich.

    Milo nickte.

    Für mich sieht das so aus.

    Am späten Nachmittag tauchte dann eine Spur auf, die unseren Ermittlungen später eine ganz andere Richtung geben sollte.

    Wir sprachen mit Cal McMartin, der ein Stockwerk unterhalb des 'Temple' als Senior Director der Werbeagentur McMartin & Friends fungierte.

    Ich habe es genau gesehen, behauptete McMartin. Ich stand am Fenster, blickte hinaus auf den Central Park... Wissen Sie, manchmal kommt man in einer Kampagne einfach nicht weiter und dann...

    Was genau haben Sie gesehen?, hakte ich nach.

    Etwas, das durch die Luft flog... Ich meine, es ging so rasend schnell... Ich dachte zumindest, dass da etwas fliegt. Ein Ding, das nicht größer als ein Stein gewesen sein kann!

    Er atmete tief durch, fuhr sich mit einer nervösen Handbewegung durch das graue, kurzgeschorene Haar.

    Er zeigte uns die Stelle in seinem Büro, wo er gestanden hatte. Der Brandgeruch war auch bis hierhin vorgedrungen.

    Aber die Scheiben der Fensterfront wiesen nur einige Sprünge auf. Weiter hatte die Explosion in der Etage darüber sie nicht in Mitleidenschaft gezogen - abgesehen von ein paar Eimern Putz, die von der Decke gerieselt waren. Ein weißgrauer Staubfilm lag über der gesamten Einrichtung der Agentur.

    Hier genau habe ich gestanden, sagte McMartin. Im ersten Moment dachte ich, ich bilde mir etwas ein, dann kam dieses Ding dahergezischt... Es gab erst ein Geräusch wie von einem Aufprall, dann klirrte es, so als würde eine Scheibe zu Bruch gehen.... Ich dachte erst an einen Vogel. Wissen Sie, es wäre ja nicht das erste Mal, das so ein Tier in eine Scheibe hineinfliegt, weil sich der Himmel darin spiegelt.

    Aber dies war kein Vogel?, hakte ich nach.

    Er schüttelte den Kopf.

    Nein, flüsterte er. Sekundenbruchteile später folgte die Explosion.

    Ich trat ans Fenster heran, blickte hinaus.

    Die Zahl der Schaulustigen unten an der Straße hatte sich inzwischen deutlich verringert.

    Der Verkehr auf der Fiths Avenue hatte sich normalisiert, ein Großteil der Einsatzfahrzeuge war abgezogen. Ich sah auf den Central Park hinaus.

    Milo trat neben mich.

    Und er dachte dasselbe wie ich.

    Siehst du da irgendwo einen Punkt, von dem aus man in den 27.Stock dieses Hauses ein Geschoss hineinjagen könnte, Jesse?

    Ich schüttelte den Kopf.

    Aus jeder anderen Richtung wäre das eher möglich gewesen, als ausgerechnet aus dieser, meinte ich.

    Der Central Park lag im Mittel um die 70 Meter unter uns.

    Es gab keine Erhebungen, die wesentlich über dieses Niveau hinausgingen. Und andere, ähnlich hohe Gebäude, von denen aus jemand hätte schießen können, gab es nur in entgegengesetzter Richtung.

    Wollen Sie etwa behaupten, dass ich Unsinn rede?, fragte McMartin etwas ungehalten.

    Nein, versicherte ich. Wir nehmen Ihre Aussage sehr ernst.

    3

    Dr. Alex Ferraro knüllte den Zettel zusammen. Jemand musste ihn durch den Belüftungsschlitz in seinen Spind hineingeschoben haben.

    '22.30 im Labor!', hatte auf dem Zettel in ungelenk wirkenden Druckbuchstaben gestanden. Darunter und etwas kleiner der Zusatz: 'Wir müssen reden...'

    Alex Ferraro zerriss den Zettel sorgfältig und ließ die Fetzen in den Papierkorb segeln.

    Verdammt!, dachte er. Musste das unbedingt jetzt sein sein? Nach diesem Tag?

    Ferraro kratzte sich nachdenklich am Kinn, das von einem grauen Stoppelbart bedeckt wurde.

    Er hatte gerade eine strapaziöse Sitzung mit dem Vorstand von Lonbury Electronics hinter sich. Ihm rauchte immer noch der Kopf. Ferraro arbeitete in der wissenschaftlichen Entwicklungsabteilung der aufstrebenden Firma im Osten von Queens. Sein Spezialgebiet waren elektronische Steuerelemente und Relais von mikroskopischer Größe. Ferraro hatte schon auf diesem Gebiet promoviert und galt mittlerweile als eine der größten Kapazitäten im Bereich der Mikroelektronik.

    Er hatte den Labortrakt des Lonbury Central Buildings an diesem Abend eigentlich nur deswegen noch einmal betreten, weil er den Regenmantel mit den Wagenschlüsseln aus seinem Spind holen musste, bevor er nach Hause fahren konnte.

    Ferraro schloss den Spind wieder.

    In einem Schrank auf der anderen Seite des Umkleideraums hingen die hauchdünnen, weißen Staubschutzoveralls, die jeder tragen musste, der die Labors von Lonbury Electronics betrat. Schon winzige Staubmengen hätten ansonsten dafür sorgen können, dass die Prototypen hochmoderner Mikrochips nicht mehr funktionierten.

    Ferraro streifte den Overall über, dann verließ er den Umkleideraum und passierte mit Hilfe seiner ID-Card ein System von Schleusen.

    Auf den Korridoren traf er niemanden mehr.

    Nicht um diese Zeit.

    Er erreichte das eigentliche Labor, ein Raum, in dem Dutzende von Computern und Schaltkonsolen standen. Durch ein Sichtfenster getrennt war ein Raum zu sehen, in dem elektronisch gesteuerte Roboterhände mit unglaublicher Präzision arbeiten konnten. Jetzt ragten sie wie erstarrt in den Raum. Hier und da leuchteten Kontrolllampen.

    Ferraro sah sich um.

    Eric?, rief er.

    Ferraro bekam

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1