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Ein treuer Diener vieler Herrn Max Winkler Pressetreuhänder der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur
Ein treuer Diener vieler Herrn Max Winkler Pressetreuhänder der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur
Ein treuer Diener vieler Herrn Max Winkler Pressetreuhänder der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur
eBook1.331 Seiten15 Stunden

Ein treuer Diener vieler Herrn Max Winkler Pressetreuhänder der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur

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Über dieses E-Book

Max Winkler (1875-1961) ist eine kaum bekannte Schlüsselfigur der deutschen Außen-, Medien- und Wirtschaftspolitik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das Buch konzentriert sich auf die Treuhandtätigkeit Winklers im Pressewesen zwischen 1920 und 1945. Einleitend wird die Biografie des gebürtigen Westpreußen dargestellt. In Graudenz wechselte der Postbeamte in die Kommunalpolitik und wurde 1919 Bürgermeister. Da die Stadt infolge des Versailler Vertrags an Polen fiel, verlor Winkler im Januar 1920 sein Amt. Das Gründungsmitglied der prorepublikanischen Deutschen Demokratischen Partei engagierte sich nun in der verfassunggebenden preußischen Landesversammlung. Noch im selben Jahr ernannte ihn die Regierung des Reiches und Preußens insgeheim zum Treuhänder der deutschen Minderheitenpresse. Nicht nur in den vom Versailler Vertrag definierten Gebieten, die Deutschland an Nachbarländer abtreten musste, sondern auch im Baltikum und in Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie wie Rumänien und Ungarn beteiligte sich Winkler an vielen privaten Zeitungen. Anhand von Fallbeispielen in ausgewählten Ländern wird dargestellt, wie und warum das geschah.
Winkler erledigte seine europaweiten Treuhandaufgaben durch ein mitaufgebautes und sorgsam getarntes Firmennetzwerk. Es diente in der Weimarer Republik dazu, heimlich Reichsgelder an deutsche Minderheiten zu schleusen.
Bereitwillig und unverzüglich nutzte Winkler ab 1933 vorrangig eine dieser Firmen, die Cautio Treuhandgesellschaft, um die rassistischen und imperialistischen Ziele seiner neuen nationalsozialistischen Treugeber zu verwirklichen. Im Auftrag von Max Amann enteignete Winkler 1934 den größten inländischen Verlag Ullstein, wandelte ihn 1937 in den Deutschen Verlag um und blieb bis 1952 persönlich haftender Gesellschafter. Zudem sicherte er dem Zentralverlag der NSDAP die Kontrolle über die auflagenstarken General-Anzeiger. Für Joseph Goebbels schuf der Ex-Liberale das monopolistische Deutsche Nachrichtenbüro, verstaatlichte und verwaltete zum einen den Mosse-Verlag, zum anderen renommierte deutsche und österreichische Musik- und Bühnen-Verlage.
Am Beginn des Zweiten Weltkriegs erreichte Winkler den Gipfelpunkt seiner Macht. Während die Pressegeschäfte in den Hintergrund traten, unterstand dem Reichsbeauftragten für die deutsche Filmwirtschaft und Cautio-Chef die von ihm fast vollständig verstaatlichte Filmindustrie einschließlich Tochterfirmen in den deutschen Besatzungsgebieten. Von Hermann Göring zum Geschäftsführer der Haupttreuhandstelle Ost berufen, raubte Winkler Polen und Juden ein Millionenvermögen.
Wie es dem Kriegsgefangenen der britischen Besatzer und von den Amerikanern internierten Zeugen in mehreren Nürnberger Nachfolgeprozessen gelang, ungestraft davon zu kommen, einer wiederholt beantragten Auslieferung an Polen zu entgehen und im Entnazifizierungsverfahren in Lüneburg 1949 als "entlastet" eingestuft zu werden, wird erstmals eingehend geschildert, ebenso die letzten, bis zum Tod ausgeübten Hauptberufe: Finanzberater und Kulturfilmproduzent in Düsseldorf.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum2. Aug. 2022
ISBN9783347696624
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    Buchvorschau

    Ein treuer Diener vieler Herrn Max Winkler Pressetreuhänder der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur - Ulrich Döge

    Das wechselvolle Berufsleben des Max Winkler

    Am 18. April 1945 flüchtete Max Winkler aus dem umkämpften Berlin. Auf Umwegen erreichte er zehn Tage später Flensburg. Dort verhaftete ihn am 10. August britisches Militär.¹ In den Internierungslagern Neuengamme und Bad Nenndorf wurde Winkler vom Geheimdienst der britischen Armee, der Field Security Section (FSS), verhört. Bevor er im Januar 1947 aus dem Lager Fallingbostel entlassen wurde, fasste ein Protokoll im Juli 1946 seine Aussagen hauptsächlich zu zwei nacheinander ausgeführten Treuhandaufgaben während der NS-Diktatur zusammen:

    • die Beteiligung an und das Management von privaten Presseverlagen als Treuhänder sowohl des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP), als auch des Eher-Verlags, dem Zentralverlag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

    • die Beschlagnahme, Liquidation oder Verwaltung und Verwertung polnischer sowie jüdischer Unternehmen und Immobilien außerhalb der Landwirtschaft als Chef der Haupttreuhandstelle Ost (HTO); Winklers Auskünfte zu dieser von 1939 bis 1945 geleiteten Behörde, die dem Vorsitzenden des Ministerrats für die Reichsverteidigung und Beauftragten für den Vierjahresplan, Hermann Göring, unterstand, wurden im Protokoll den Aussagen des promovierten Rechtsanwalts Werner Schubert gegenüber gestellt; Winklers Mitarbeiter Schubert stieg innerhalb der HTO-Abteilung VI, Rechtsangelegenheiten und Steuern, vom Referenten zum Abteilungsleiter auf.

    Den Stellungnahmen des Verhörten vorangestellt ist ein tabellarischer Lebenslauf, der seinen hohen Rang in der Hierarchie des NS-Staats anzeigt. Die Angaben zur eigenen Person enden mit der Festnahme am Wohnsitz in Flensburg.

    Was Winkler über sein ungewöhnliches und streng geheim gehaltenes Berufsleben vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs mitteilte, hing vom Adressaten und von dem Zweck ab, Insiderwissen preiszugeben. Trotz hohen Alters – er wurde im September 1945 70 Jahre alt – schätzte der britische Geheimdienst dessen Erinnerungsvermögen als gut ein. Gewohnt, grundlegende Entscheidungen zu treffen, mangele es ihm jedoch an Detailkenntnissen. Mitte 1946 beurteilten britische Vernehmer Winklers in den vergangenen 11 Monaten gegebene Auskünfte als glaubwürdig und empfahlen ihren Vorgesetzten im Londoner War Office, ihn freizulassen. Wenn er wieder ehemalige Berufskollegen und Geschäftspartner treffe, würde ihm wahrscheinlich bei einer späteren Befragung mehr als bisher zu seiner Filmtreuhandschaft einfallen. Verglichen mit Winklers Angaben zur HTO und den Treuhandschaften von Verlagen vorrangig im Zeitraum 1933 bis 1945, kam seine langfristige, vielfältige und folgenreiche Leitungstätigkeit in der Filmindustrie im Abschlussprotokoll der Verhöre nur am Rande vor.

    Ungebrochen war Winklers Fähigkeit, angepasst an die Erwartungen und die Machtposition des Verhandlungspartners, eigene Interessen durchzusetzen. Redegewandt und argumentativ scheinbar schlüssig, gelang es ihm im Zeitraum 1945 bis 1948, selbst professionell misstrauische britische und amerikanische Verhörspezialisten davon zu überzeugen, seine Aussagen seien wahrhaftig.

    So existieren über die Flucht aus Berlin mindestens zwei Versionen, die Rückschlüsse auf die entweder ungebrochene oder widersprüchliche Loyalität zu den nationalsozialistischen Vorgesetzten erlauben.

    Der FSS erzählte Winkler, noch am 16. April 1945 den vom Volksgerichtshof angeklagten Widerstandskämpfer Hans Lukaschek (1885-1960) in seinem Prozess verteidigt, zwei Tage später Berlin verlassen und am 28. April Flensburg erreicht zu haben.² Hingegen beteuerte der ehemalige Geschäftsführer der reichseigenen Cautio Treuhand GmbH gegenüber seinen Nachfolgern, noch bis zum 19. April 1945 in Berlin berufstätig gewesen zu sein. Erst als ihm die Wehrmacht am folgenden Tag den Zutritt zu seinem Arbeitsplatz verwehrte, sei ihm wegen „höherer Gewalt" nichts anderes übrig geblieben, als seine Dienstpflicht andernorts zu erfüllen. Von Lukaschek war keine Rede mehr. Hintersinn dieser unaufgeforderten schriftlichen Stellungnahme zur angeblich verbotenen Ausübung der Dienstpflicht war es, vom Adressaten eine hohe Abfindungssumme für fragwürdige Pensionsansprüche zu erhalten:

    „Am 25. April versuchte ich, nach Bückeburg auszuweichen, wohin ich einen Teil meiner Dienststellen verlegt hatte. Infolge Kampfhandlungen Britischer und Amerikanischer Truppen konnte ich die Elbe nicht mehr überschreiten und musste mich nordwärts wenden. Am 29. April beendigte ich meine Flucht in Flensburg. Dort wurde ich am 10. August 1945 gemäss Anordnung über automatische Internierung festgesetzt."³

    Trifft die erste Version zu, dann erreichte er, wie ursprünglich geplant, den Sitz der letzten, bis zum 23. Mai 1945 amtierenden nationalsozialistischen Regierung des Oberkommandeurs der Marine, Großadmiral Karl Dönitz. Ihn hatte der Reichskanzler und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Adolf Hitler, testamentarisch zum Nachfolger im Rang eines „Reichspräsidenten bestimmt. Dieses Amt trat Dönitz am 1. Mai an. Über die sogenannte „Rattenlinie Nord setzten sich neben Winkler andere hochrangige Partei- und Staatsvertreter nach Flensburg ab, darunter der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, Reichsrüstungsminister Albert Speer, Reichsfinanzminister Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk und der Leiter des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes Oswald Pohl. Da Winkler dort vom britischen Militär festgenommen worden war, konnte er das Ziel seiner Flucht nicht leugnen. Doch deren Beginn wurde von ihm mit dem Prozess gegen Lukaschek verknüpft. Berlin erst verlassen zu haben, als er für den Angeklagten vor dem Volksgerichtshof erfolgreich Partei ergriffen hatte, suggerierte eine nicht ungefährliche Solidarität mit einem NS-Gegner. Wenn Winkler durch die von ihm geschilderte mutige Tat drei Wochen vor der militärischen Kapitulation Deutschlands beweisen wollte, sich vom Nationalsozialismus distanziert zu haben, so stellt sich die Frage, warum er sich ausgerechnet „Reichspräsident" Karl Dönitz anschloss.

    Nach der zweiten Version verschlug es Winkler hingegen wider Willen nach Flensburg, da ihn das Kriegsgeschehen daran hinderte, in der niedersächsischen Kleinstadt Bückeburg, 50 Kilometer westlich von Hannover, seine Arbeit fortzusetzen. Dort befand sich eine Ausweichstätte der HTO, wohin Winkler zwischen Januar und Februar 1945 Personal evakuiert und Aktenbestände verlagert hatte.⁴ Es handelte sich vermutlich um nur noch wenige Beschäftigte und Unterlagen, teils aus der Berliner Zentrale, teils aus dem Ausweichlager Friesack westlich von Berlin.

    Am 20. November 1945 begann in Nürnberg vor dem Internationalen Militärtribunal der Prozess gegen 21 anwesende Hauptkriegsverbrecher. Ihnen drohte schlimmstenfalls die Todesstrafe. Deshalb zeigte sich der britische Kriegsgefangene Winkler zwar kooperationsbereit, indem er zahlreiche Fragen zu seinen treuhänderischen Aufgaben während der NS-Diktatur beantwortete; doch begangene Verbrechen wurden von ihm verschwiegen, geleugnet oder beschönigt. Im Juli 1946, also bevor das Tribunal in Nürnberg die Urteile am 30. September und 1. Oktober verkündete, endeten die Verhöre Winklers im Internierungslager Bad Nenndorf.⁵ Dennoch kam Winkler erst im Januar 1947 frei. Von den Briten eingestuft in die Kategorie III, was „minderbelastet" bedeutete, verweigerte der deutsche Staat dem zu dieser Zeit mittellosen ehemaligen höheren Verwaltungsbeamten, ein in der Weimarer Republik erhaltenes, dann von ihm ausgesetztes Ruhestandsgeld wieder auszuzahlen. Sein geltend gemachter finanzieller Anspruch leitete sich aus öffentlichen Ämtern her, die er vor der Übergabe von Graudenz (Grudziądz) an Polen Anfang 1920 ausgeübt hatte.

    Max Julius Winkler stammte aus Westpreußen,⁶ infolge der ersten Teilung Polens 1772 eine preußische Provinz. Geboren wurde er am 7. September 1875 in dem Dorf Karrasch (Karaś) als Sohn des Lehrers Julius Leopold Winkler und seiner Ehefrau Mathilde, geborene Reuter. Max hatte vier Geschwister, von denen drei namentlich bekannt sind: Margarete, Klara und Elisabeth. Klara, später verheiratet mit Fritz Dittloff, und Margarete Winkler werden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im niedersächsischen Landkreis Uelzen, Elisabeth Görges bei Waldheim in Sachsen leben. In der benachbarten Gemeinde Kriebstein, Ortsteil Kriebethal, besaß ihr Ehemann Paul Albert Görges eine kleine Papierfabrik.⁷

    In der Ordenskirche der nahe Karrasch gelegenen Kreisstadt Deutsch Eylau (Iława) fand Max Winklers Taufe nach evangelischem Ritus statt.⁸ Wie der Geburts- und Wohnort gehörte auch Deutsch Eylau mit 5701 Einwohnern, darunter 902 Katholiken und 134 Israeliten (Stand 1890), zum Kreis Rosenberg im preußischen Regierungsbezirk Marienwerder.⁹ Von Deutsch Eylau aus bestanden Zugverbindungen etwa ins rund 100 Kilometer nordwestlich gelegene Danzig (Gdansk) und ins 55 Kilometer südwestlich gelegene Graudenz. Die Festungsstadt an der Weichsel wird bis 1920 Winklers Lebensmittelpunkt sein.

    Winklers Eltern gehörten der mehrheitlich deutsch-protestantischen Bevölkerung Westpreußens an.¹⁰ In der Stadt Graudenz zählten 1910 von den insgesamt 40.325 Einwohnern 25.493 zu den Protestanten, 13.612 zu den überwiegend polnischen Katholiken und 1.220 zu Sonstigen, darunter Juden. Im Landkreis Graudenz wurden im selben Jahr 48.818 Bewohner registriert, darunter 25.234 Protestanten, 22.659 Katholiken und 925 Sonstige.¹¹

    Zu seiner Schul- und Berufsausbildung erklärte Winkler:

    „Volksschule besucht, da nächste höhere Schule 100 km entfernt und bei noch vier Geschwistern Einkommen meines Vaters nicht ausreichte. Nach Besuch einer Postfachschule und Bestehen entsprechender Aufnahmeprüfung Eintritt in den mittleren Postfachdienst als Postgehilfe mit 16 Jahren, 1891. Dezember 1895 Postassistent, 1901 etatmäßige lebenslängliche Anstellung, 1905 nach bestandener Verwaltungsprüfung Telegraphensekretär."¹²

    Wegen lückenhafter Quellen lassen sich diese Angaben nur stichprobenhaft überprüfen und ergänzen. 1901 enthält das Adressbuch von Graudenz erstmals einen Eintrag zu Max Winkler, von Beruf Postassistent. Sein Arbeitsplatz befand sich in der Feste Courbière, einer Zweigstelle des Kaiserlichen Postamts.¹³ Vermutlich erfolgte die vierjährige Ausbildung zum Postassistenten ebenfalls in der Garnisonsstadt.¹⁴ 1905 lautete die Berufsbezeichnung Telegraphenassistent im Graudenzer Telegraphenamt.¹⁵ 1907 oder schon im Vorjahr beförderte man Winkler zum Telegraphensekretär, einen Posten, den er mindestens bis 1913 besetzte.¹⁶

    Seine 1903 mit Frieda, geborene Lischke (1876-1958),¹⁷ geschlossene Ehe blieb kinderlos.

    Ehrenamtlich engagierte sich Winkler seit 1907 als Stadtverordneter. Er war langfristig Beisitzer in drei Ausschüssen: 1. der Feuerschutz-, 2. der Servis- und

    3. der Wasserwerk-, Elektrizitätswerk- und Straßenbahnkommission. Die Serviskommission kümmerte sich um bezahlbaren Wohnraum für die vielen Soldaten mit und ohne Familie. 1911 kam die Mitarbeit im Finanzausschuss hinzu.¹⁸ Winkler eignete sich hierbei autodidaktisch grundlegende Fachkenntnisse an, beispielsweise wie ein kommunaler Haushalt erstellt und kontrolliert wird. Seine erworbenen Fähigkeiten qualifizierten den Stadtverordneten für kommunalpolitische Führungspositionen, während er als hauptberuflicher Telegraphensekretär bestenfalls noch Telegraphenobersekretär werden konnte.¹⁹ Infolge einer rigiden Laufbahnordnung war einem Festangestellten im mittleren öffentlichen Dienst ohne Abitur wie Max Winkler der ranghöchste Posten eines Telegraphendirektors verwehrt. Daher entschied er sich im Alter von 38 Jahren für einen Berufswechsel:

    „Als Anfang 1914 infolge Beförderung Versetzung von Graudenz bevorstand, wurde ich auf einstimmigen Beschluss von Magistrat und Stadtverordneten zum besoldeten Stadtrat gewählt und nach Ausscheiden aus dem Reichsdienst als Stadtrat angestellt. Dezernent für die Finanzen, Sparkasse, Liegenschaftsverwaltung, Elektrizitätswerk, bei Beginn des Krieges Ernährungswirtschaft. Wegen Kriegsdienst zweiten Bürgermeisters und Krankheit Oberbürgermeister [sic] längere Vertretungen beider. Bei Kriegsende auf Bitte des Arbeiter- und Soldatenrats Führung des Magistrats. Ohne eigene Bemühung Kandidatur und Wahl zum Abgeordneten der deutschen demokratischen Partei der verfassunggebenden preußischen Nationalversammlung. Anfang 1919 Wahl zum II. Bürgermeister der Stadt Graudenz".²⁰

    Im September 1919 verstarb der schon länger krankheitsbedingt arbeitsunfähige Oberbürgermeister Otto Kühnast.²¹ Sein Nachfolger wurde im April desselben Jahres der zweite Bürgermeister Emil Peters (1882-1934).²² Winkler kann demnach erst in jenem Monat Peters’ frei gewordenen Posten besetzt haben. Doch bereits am 20. Januar 1920 endete nach eigener Aussage unfreiwillig seine Amtszeit.²³

    Am 10. Januar 1920 trat der Versailler Vertrag in Kraft. Infolgedessen musste Deutschland bestimmte Grenzregionen an Nachbarländer abtreten. Der größte Teil der Provinz Westpreußen wurde ohne Volksabstimmung Polen zuerkannt.²⁴ Dazu zählten auch Stadt und Landkreis Graudenz. Ab 23. Januar 1920 wurde die Stadt von Polen verwaltet.²⁵ Sie und der Kreis gingen in der Woiwodschaft Pommerellen auf, gelegen im sogenannten Polnischen Korridor, der Polen einen Zugang zur Ostsee verschaffte. Mit einer variierenden Breite von 30 bis 90 Kilometer reichte der Korridor von der Küste westlich der Freien Stadt Danzig ins Landesinnere bis nach Thorn (Toruń) an der Weichsel.

    In einem Minderheitenschutzvertrag, geschlossen am 28. Juni 1919 in Versailles, verpflichtete sich Polen gegenüber den USA, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern, deutsche, österreichische und russische als polnische Staatsangehörige anzuerkennen. Sie besaßen die gleichen bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte, etwa den ungehinderten Gebrauch ihrer Sprache und die Möglichkeit, auf eigene Kosten Schulen und Presseverlage zu betreiben.²⁶ Vor der Abtretung an Polen lebten in der Stadt Graudenz überwiegend Deutsche: 1910 waren von 40.325 Bewohnern 35.290 deutscher Abstammung, 1921 von 33.520 Einwohnern noch 6.940.²⁷ Nach Angaben zum Landkreis Graudenz (ohne die Stadt) sank der Anteil der deutschen Bevölkerung zwischen 1910 und 1921 von knapp 59 auf 33 Prozent und betrug 1926 noch etwa 21 Prozent.²⁸ Auch die Zahl der Juden in dem Synagogenbezirk Graudenz, die 1910 noch bei 698 lag, fiel 1921 auf 297.²⁹

    Je näher das Datum rückte, an dem Deutschland Teile Schlesiens, Posens, Ost- und Westpreußens Polen übergeben musste oder Volksabstimmungen über die künftige Staatszugehörigkeit entschieden, desto mehr deutsche Bewohner wanderten ins Altreich aus. Mitte 1919 meldete eine deutsche überregionale Tageszeitung:

    „Ostmärkische Politiker warnen in Broschüren und Flugblättern vor unnötiger Abwanderung, die ein Verrat an der deutschen Sache sei. Die Ostmark könne nur erhalten bleiben, wenn jeder Deutsche auf seinem Posten ausharre."³⁰

    Infolge des Versailler Vertrags verlor Deutschland nach statistischen Daten der Volkszählung 1925 gegenüber 1910 rund 13 Prozent seiner Fläche und 10 Prozent der Einwohner, davon größtenteils an Polen.³¹ Durch eine geheime kontinuierliche staatliche Kultur- und Wirtschaftsförderung, die Max Winkler mitentwickelte und ausführte, sollten die deutschen Minderheiten vom Verlassen nunmehr ausländischer Siedlungsgebiete rund um das Altreich abgehalten werden. Nur solange Deutsche noch in nennenswertem Umfang dort lebten, konnten die Siegermächte des Ersten Weltkriegs auf dem Verhandlungswege gedrängt werden, die erzwungenen territorialen Verluste rückgängig zu machen. Doch Mitte der 1920er Jahre, als sich die Republik nach gescheiterten Putschen ihrer Feinde und einer Hyperinflation zu stabilisieren schien, verfolgten die wechselnden Reichsregierungen weiterreichende außenwirtschaftliche und außenpolitische Ambitionen. Über den ebenfalls von den alliierten Siegermächten verhinderten, aber nun subversiv forcierten Anschluss Österreichs hinausgehend, strebte Deutschland an, eine Großmacht in Mittel- und Südosteuropa zu werden. Folglich dehnte sich die getarnte staatliche finanzielle Unterstützung deutscher Minderheiten unter Winklers tatkräftiger Mitwirkung bis nach Rumänien, Ungarn, Jugoslawien und Wolhynien aus. Von ihm treuhänderisch subventioniert, sollte die ab 1926 in Istanbul erscheinende Tageszeitung Türkische Post die deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen festigen.

    Winkler war nur maximal zehn Monate lang zweiter Bürgermeister von Graudenz gewesen. Dennoch konnte er seine Amtsenthebung nie verwinden. Indiz hierfür ist, sich fortan als „Bürgermeister anreden zu lassen, zumeist ohne den Zusatz „a. D.. Statt die infolge der Verträge von Versailles und Saint-Germain entstandene neue europäische Staatenordnung zu akzeptieren, musste Deutschland sie aus Winklers Sicht grundlegend verändern, um Hegemonialmacht des Kontinents werden. Deshalb arbeitete der ehemalige Liberale sofort mit den Nationalsozialisten zusammen, als Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war. Sie setzten gewaltsam durch, was den Regierungen der Weimarer Republik weder auf offiziellem diplomatischen Wege, noch durch eine parallele geheime Außenpolitik gelang – die Abtretungsgebiete und zusätzlich Österreich „heim ins Reich" zu holen. Eingeleitet durch den Angriff auf Polen, begannen sie darüber hinaus, große Teile Europas ihren rassistischen und imperialistischen Wahnvorstellungen anzupassen.

    1929 verlieh die Technische Hochschule Danzig Winkler für seine Förderung des deutschen Genossenschaftswesens im ehemaligen Westpreußen den Titel eines Dr. rer. techn. ehrenhalber.³² In amtlicher oder geschäftlicher Korrespondenz wurde ihm mit seinem stillschweigenden Einverständnis ein vollwertiger Doktortitel zugeschrieben, denn der an sich obligatorische Zusatz honoris causa (h. c.) fiel fort.³³ 1940, als Graudenz während der deutschen Besetzung Polens zum sogenannten Reichsgau Danzig-Westpreußen gehörte, ernannte ihn Gauleiter Albert Forster (1902-1948) zum Ehrenbürger der Stadt.³⁴ Noch in der Todesanzeige 1961 bezeichneten Familienangehörige, darunter die Schwestern Margarete Winkler und Elisabeth Görges, den verstorbenen Bruder, Schwager und Onkel als Bürgermeister a. D. Dr. h. c.³⁵

    Im Wissen um die am 10. Januar 1920 in Kraft tretenden territorialen Bestimmungen des Versailler Vertrags musste ihm bei Amtsantritt klar gewesen sein, diesen kommunalpolitischen Spitzenposten nur kurzfristig besetzen zu können. Auf die erforderliche berufliche Neuorientierung, womöglich verbunden mit einem Wechsel des Wohnorts, konnte er sich deshalb mehrere Monate lang vorbereiten. Statt sich mit den neu gezogenen reichsdeutschen Grenzen abzufinden und, wie etwa Emil Peters als neuer Oberbürgermeister von Detmold, die kommunalpolitische Karriere andernorts fortzusetzen, fixierte sich Max Winkler in den kommenden Jahren darauf, die Gebiets- und Bevölkerungsverluste, wie sie der Versailler Vertrag dem als kriegsschuldig geltenden Deutschland vorschrieb, rückgängig zu machen. In der Weimarer Republik überparteilich abgelehnt, wurden gleichwohl die wirtschaftlich, politisch und militärisch einschneidenden Vertragsbedingungen von den wechselnden Koalitionskabinetten der Weimarer Republik nach außen hin erfüllt.³⁶

    Im Auftrag der Reichsregierung und der Preußischen Regierung beschäftigte sich Winkler hauptberuflich insgeheim damit, die wegen schwindender Leserzahl existenzbedrohte deutsche Minderheitenpresse in den Abtretungsgebieten aufrecht zu erhalten. Finanziell abhängig von Mitteln aus dem Reichshaushalt, die Winkler an ausgewählte private Verleger weiterleitete, bot sich ihm die Möglichkeit, die politische Tendenz eines Blattes zu beeinflussen. Wenngleich solche Interventionen in der Regel äußerst diskret erfolgten, lässt sich im Fall der Rigaschen Rundschau deren „Gleichschaltung" durch Winkler nachweisen. Da er 1933 den demokratischen Chefredakteur und deutschbaltischen Wortführer europäischer Minderheiten, Paul Schiemann (1876-1944), absetzte, konnte die Tageszeitung ungehindert nationalsozialistische Propaganda betreiben.

    Obwohl sich Max Winkler als Gründungsmitglied und Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) in der verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung für die Weimarer Republik einsetzte, und zwar in einer Phase, als nicht feststand, ob sie sich gegen ihre Feinde aus dem linken und rechten politischen Lager würde behaupten können, erklärte er sich nach eigener Aussage unverzüglich bereit, mit den herrschenden Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten. Ihnen traute er es zu, jahrelang von ihm vergeblich angestrebte außenpolitische Ziele rasch gewaltsam zu verwirklichen, statt wie die Vorgängerregierungen folgenlos zu verkünden. Wenn Adolf Hitler und seine Anhänger sich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg jüdisches Eigentum im Inland, ab 1938 einschließlich Österreich, im großen Umfang entschädigungslos oder zu einem Spottpreis aneigneten, so leistete ihnen Winkler eifrig, dauerhaft und, gemessen am riesigen Wert des geraubten Vermögens, erfolgreich Beihilfe.

    Das „Schanddiktat von Versailles zu beseitigen, wie es nahezu alle deutschen Parteien vor 1933 forderten, verstand die NSDAP im Gegensatz zu jenen als unabdingbare Voraussetzung einer angestrebten „Umvolkung³⁷ in Osteuropa und in der Sowjetunion, das heißt der Ansiedelung Deutscher, einhergehend mit Vernichtung, Zwangsumsiedlung und Versklavung nichtdeutscher Einheimischer. Im Einklang mit dem „Generalplan Ost, später „Ansiedelungsplan genannt, den Heinrich Himmler im Frühjahr 1940 ausgewählten Personen vorstellte, sollten in einem Zeitraum von höchstens 30 Jahren ein Großteil der Polen, Weißrussen, Balten, Ukrainer und Russen, die in der Region Leningrad und auf der Krim lebten, vertrieben werden.³⁸

    Massenhafte Ausgrenzung, Ausplünderung und schließlich Ermordung von Juden, Polen und anderer, von den Nationalsozialisten sogenannter „Untermenschen" nahm der HTO-Direktor Winkler nicht nur billigend in Kauf, sondern bereitete sie vor, indem er vielen von ihnen ihre Wohnungen, Häuser, Betriebe und sonstige Vermögenswerte entzog.

    Winkler zufolge habe man ihn in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutsch-Russischen Saatbau Aktiengesellschaft (AG) am Beginn der Kanzlerschaft Hitlers verdächtigt, ein gefährlicher Kommunist zu sein. Sein Berliner Wohnhaus sei am 3. und 5. Februar 1933 von der Polizei durchsucht und Unterlagen zu diesem reichseigenen deutsch-russischen landwirtschaftlichen Konzessionsbetrieb gesichtet worden. Infolge des unbegründeten Verdachts und anderer anonymer Denunziationen will sich Winkler bedroht gefühlt haben. Vorgeladen vom Chef der Reichskanzlei, Hans Heinrich Lammers (1879-1962), habe er ihm, Reichspressechef Walther Funk (1890-1960) und dem gleichfalls neu berufenen Pressechef des Auswärtigen Amtes, Gottfried Aschmann (1884-1945), am 12. Februar die von Anfang bis Ende der Weimarer Republik erbrachte staatliche Treuhandtätigkeit ausführlich dargestellt und Geschäftsunterlagen überreicht. Funk soll großes Interesse an den geschilderten Aufgaben gezeigt und Winkler versichert haben, Hitler um Schutz vor politischer Verfolgung zu bitten. Bei einem erneuten Treffen am 6. März 1933 schlug ihm Funk im Auftrag des Reichskanzlers vor, die Arbeit eines Wirtschaftstreuhänders fortzusetzen:

    „Ich antwortete, dass ich zuvor eine Erklärung abzugeben habe. An den Litfassäulen klebten noch rote Plakate mit der Behauptung, die Preussische [ehemalige sozialdemokratische] Regierung Braun-Severing hätte 3 Millionen Staatsgelder gestohlen, um sie zur Propaganda gegen Hitler zu verwenden. Das sei eine Unwahrheit. Den grösseren Teil dieser Gelder hätte ich dem Minister Severing persönlich übergeben. Das Geld stamme aus Sammlungen, die ich 1932 durchgeführt habe, um die Wiederwahl Hindenburgs gegen die Kandidatur Hitlers zum Reichspräsidenten zu unterstützen. (…) Weiter fügte ich hinzu, dass ich mich in mehr als 10 Jahren überparteilich betätigt habe und weder der nationalsozialistischen Partei angehöre[,] noch ihr beizutreten die Absicht habe. Funk erklärte mir darauf, es sei ihnen bekannt, dass ich an der Sammlung der Wahlgelder und an der Abgabe eines grösseren Betrages davon an Severing beteiligt sei. Auf meinen Beitritt zur Partei werde kein Wert gelegt. (…) Ich erklärte darauf, dass ich meine Arbeiten fortzuführen bereit sei. In diesem Entschluss sah ich die Möglichkeit, die in 13 Jahren geschaffenen Grundlagen zur Stützung und Erhaltung der deutschen Minderheiten im Ausland vor der Zerschlagung (…) und die beteiligten zahlreichen Personen durch die weitere Geheimhaltung der Akten vor schweren Schäden zu bewahren."

    Seine Einwilligung zur Kooperation habe Funk umgehend Hermann Göring mitgeteilt und ihn Joseph Goebbels vorgestellt. Der erst wenige Tage amtierende Reichspropagandaminister „gab mir (…) die Hand mit den Worten, wir kennen Sie sehr genau und schon lange. Ich freue mich, dass Sie Ihre Bereitwilligkeit erklärt haben."³⁹

    1941 erschien womöglich das erste und zudem kritische Kurzporträt „Der Treuhänder. Max Winckler [sic] vor und nach 1933" in einem Londoner Exilblatt. Es basierte auf eigentlich streng geheimen Informationen. Dem Autor galt Funk als entscheidender Mentor Winklers in einer für ihn besorgniserregenden politischen Umbruchphase:

    „Es sah sehr böse aus in den ersten Februartagen 1933, der Bürgermeister Winckler [sic] war blass und die Tränen sassen locker. Aber die Sonne brach nach wenigen trüben Tagen durch. Der neu ernannte Chef der Presse-Abteilung, Walter [sic] Funk, liess ihn kommen (…). Funk hatte ihm erklärt, man kenne seine 'nationalen' Verdienste, man wisse auch, dass er Demokrat sei, man stelle ihm anheim, ob er bleiben oder gehen wolle, aber man werde sich freuen, seine Erfahrung und Kraft an derselben Stelle zu sehen. Das Folgende ist wörtlich von Winckler [sic] berichtet:

    (…) 'Herr Ministerialdirektor, ich habe 21 deutschen Regierungen treu gedient, ich werde der 22. mit derselben Treue und Hingebung dienen.' Funk: 'Ich freue mich, Herr Bürgermeister, Sie sind ein echter deutscher Mann. Ich habe von Ihnen keine andere Antwort erwartet.' Sofort ging man zum geschäftlichen Teil über und noch am gleichen Tage begann Winckler [sic] mit der Unterminierungsarbeit in Oesterreich."⁴⁰

    Im Zeitraum 1933 bis 1945 veränderten sich Winklers treuhänderische Aufgaben allerdings erheblich, verglichen mit denen, die er in der Weimarer Republik erfüllt hatte. Von ihm wurden die Massenmedien mit Ausnahme des Rundfunks den herrschenden Nationalsozialisten dienstbar gemacht.

    Kurz vor seinem 60. Geburtstag im September 1935 machte der langjährige Chef der reichseigenen Firmen Zeitungsbedarf und Vereinigte Finanzkontore einen gewaltigen Karrieresprung. Winkler stieg zu einem der mächtigsten Männer der deutschen Presse und Filmindustrie auf. Ab Oktober 1939 verfügte er zusätzlich als erster und einziger Direktor der HTO in den eingegliederten Ostgebieten über ein wachsendes enteignetes Vermögen. Hingegen traten Treuhandschaften von Presse-, Buch- und Musikverlagen in den Hintergrund.

    An der Spitze der HTO organisierte er während der deutschen Besatzung Polens in den eingegliederten Ostgebieten den Raub polnischen und jüdischen Vermögens außerhalb der Landwirtschaft, infolgedessen die Verelendung und Vertreibung großer Teile der einheimischen Bevölkerung, einhergehend mit Zwangsarbeit und Massenvernichtung.

    Dem schrittweisen Aufkauf des zweitgrößten deutschen Filmkonzerns Tobis Tonbild-Syndikat AG (Tobis) ab 1935, die weltweit verwertete Tonfilmpatente besaß, Filme herstellte und verlieh, folgte bis zum Angriff auf Polen die Übernahme aller großen inländischen Konkurrenten, dem Marktführer Universum-Film AG (Ufa), der Bavaria, der Terra und der Tobis-Sascha Filmindustrie AG, umgewandelt 1938 in die Wien-Film GmbH.

    Grundlegend veränderten sich ab Beginn des Zweiten Weltkriegs die Aufgaben und Ziele des Reichsbeauftragten für die deutsche Filmwirtschaft, zu dem Goebbels Winkler 1937 ernannt hatte. Stellte zunächst der Export deutscher Filme eine Nebenbeschäftigung dar, schuf er im Schatten vorrückender deutschen Truppen in den Besatzungsgebieten Außenstellen einer zur europaweiten Alleinherrschaft strebenden nationalsozialistischen Filmindustrie. Ihr erschloss Winkler in der Doppelfunktion des Reichsbeauftragten für die deutsche Filmwirtschaft und Cautio-Chefs neue Märkte. In seinem Auftrag entzog beispielsweise Alfred Greven (1897-1973) jüdischen Eigentümern ihre Kinoketten in Belgien, Holland und Frankreich und war für deren laufenden Betrieb verantwortlich.⁴¹ Winkler delegierte an Greven auch die Gründung und Führung der reichseigenen Continental-Films. Sie stellte von 1940 bis 1944 in Paris französische Filme für das In- und Ausland her. Polnische Kinos beschlagnahmte die HTO und übertrug sie kommissarischen Verwaltern, darunter der Allgemeinen Filmtreuhand GmbH, die der Reichsfilmkammer (RFK) gehörte.⁴²

    Abbildung 1.: Von rechts: Max Winkler, Ludwig Klitzsch, Horst von Hartlieb, unbekannt. Winkler überreicht Ufa-Generaldirektor Klitzsch am holländischen Tulpentag eine aus Tulpen geflochtene Girlande und krönt ihn zum Filmkönig von Holland, April/Mai 1942

    Am 22. Juni 1941 überfiel Deutschland die Sowjetunion. Der anfangs erfolgreiche Krieg zog noch vor Jahresfrist die Gründung der Zentralfilmgesellschaft Ost in Berlin nach sich. Ihre Töchter, Ostland-Filmgesellschaft in Riga, Ukraine-Filmgesellschaft in Kiew, Deutsche Kaukasus-Filmgesellschaft mbH und „Elbrus" Film-Arbeitsgemeinschaft mit Hauptsitz in Berlin, stellten deutsche Filme in der originalen oder nachsynchronisierten Fassung eigenen oder fremden Kinos in den besetzten baltischen, ukrainischen und russischen Gebieten bereit.⁴³

    DRA, Nr. 146, 26.6.1943, ZHRB, 4; Neueintragungen: Deutsche Kaukasus-Filmgesellschaft mbH, Zweck: der alleinige Betrieb der im Kaukasusgebiet befindlichen, dem Film dienenden Unterneh-Doch weitreichendere Aufgaben sollten dem HTO-Chef übertragen werden, was jedoch nicht geschah:

    „Winkler bekommt einen besonderen Auftrag zur Übernahme der Wirtschaft in der Sowjetunion. Der Führer hat auf diesem Gebiet Göring umfangreiche Vollmachten verliehen."⁴⁴

    Art und Anzahl der von ihm treuhänderisch verstaatlichten und verwalteten Unternehmen nahmen rasch ein derartiges Ausmaß an, dass RFM und RMVP, eine schriftliche tabellarische Übersicht verlangten. Winkler erstellte sie erstmals für das Jahr 1938. Zugleich teilten die beiden Behörden das bis zur Kriegswende 1942/43 zunehmende Treuhandvermögen untereinander auf. Generell stellte das RFM auf Antrag Winklers, geprüft vom unmittelbar weisungsgebenden RMVP, Gelder für den Erwerb privater Unternehmen, Investitionen unter anderem in die Erweiterung und den Neubau von Ateliers und die Fortführung verlustreicher Cautio-Töchter bereit.

    Betreute Winkler für das RFM bis 1945 nur zwei Unternehmen, die ihm bereits in der Weimarer Republik unterstanden, die Vereinigte Finanzkontore GmbH, ein bankähnliches Institut mit internationalen Tochtergesellschaften, sowie eine Revisions- und Treuhandgesellschaft, umfasste die Treuhandmasse des RMVP zahlreiche branchenübergreifende Betriebe verschiedener Größe. Winkler enteignete und betrieb vormals jüdische Musikverlage und Presseausschnittdienste, vereinte die beiden größten deutschen Nachrichtenagenturen zum zentralen staatlichen Deutschen Nachrichtenbüro und übernahm den Großteil des insolvenzbedingt aufgespaltenen Mosse-Verlags. Er zählte neben Ullstein und Scherl zu einem der drei führenden deutschen Printmedienkonzerne. Daneben übertrug ihm das RMVP die Geschäftsführung kleinerer nationalsozialistischer Propagandazentralen wie den Nibelungen-Verlag. Trennte sich Cautio-Inhaber Winkler vor und während des Zweiten Weltkriegs von fast allen Beteiligungen außerhalb der Filmbranche, behielt er das Filmvermögen ununterbrochen bis ins Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland 1949 de jure in Besitz. Es bildete langfristig den wertvollsten Teil und Kern der Treuhandmasse. Alle erworbenen ebenso wie alle neu gegründeten Filmgesellschaften übertrug der Cautio-Direktor 1942 einer monopolistischen Tochter- und zugleich Dachgesellschaft – der Ufa-Film GmbH (Ufi).

    Zwischen 1934 und 1939 arbeitete Max Winkler für einen weiteren Treugeber – Max Amann, in Personalunion Direktor des Eher-Verlags, Reichsleiter für die Presse der NSDAP und Präsident der Reichspressekammer. Wenn das 1933 noch mittelständische Parteiunternehmen, beschränkt auf nationalsozialistische Literatur und Periodika, zum größten deutschen Verlagskonzern aufstieg, so war hierfür Max Winkler verantwortlich. Unverzüglich nach der „Machtergreifung" hatte der Zentralverlag der NSDAP vom Verbot von SPD, KPD und den Gewerkschaften profitiert, ihnen Verlagsgebäude und Druckmaschinen geraubt. Reste dieses Vermögens der Arbeiterbewegung nahm Winkler in Besitz und übergab sie dem Treugeber Amann. Eingeleitet im Jahr 1934 vom aufwendig verheimlichten Ankauf des Presse- und Buchverlags Ullstein sowie der Allgemeinen Anzeigen AG (Ala), neben der Rudolf Mosse Annoncen-Expedition einer der beiden Branchenführer, beteiligte sich Amanns leitender Mitarbeiter mittels verschiedener Tarngesellschaften vorrangig an privaten, vielgelesenen und gewinnreichen General-Anzeigern. Liberal orientiert oder überparteilich, basierte das Geschäftsmodell dieser städtischen Tageszeitungen auf ihrem hohen Unterhaltungswert, einem prägnanten, allgemeinverständlichen Nachrichtenteil, zahlreichen Annoncen und deshalb möglichen niedrigen Preisen im freien Verkauf oder Abonnement.

    Während Winkler in britischer Internierung unumwunden zugab, diesen privaten Konkurrenten der nationalsozialistischen Parteipresse größtenteils dem Eher-Verlag ausgeliefert zu haben, bestritt er jegliche Verantwortung für die „Gleichschaltung der katholischen Presse, einem anderen unerwünschten Wettbewerber. Mehrere Indizien deuten aber darauf hin, dass eine spezielle Tarnfirma unter Winklers anfänglicher Kontrolle katholische Zeitungsunternehmen ebenfalls dem Zentralverlag der NSDAP übertrug, der sie liquidierte, mit Gauzeitungen zwangsfusionierte oder in solche umwandelte. Solange trotz verschärfter Pressezensur sowie politisch-rassistischer Auslese von Journalisten und Verlegern christliche Blätter weiterhin erschienen, bestand kaum Aussicht, ihre konfessionell gebundene Leserschaft für den vorgeschriebenen neuen Glauben an den vermeintlich unfehlbaren, allwissenden und allmächtigen „Führer Adolf Hitler zu begeistern.

    An wie vielen und welchen Verlagen von Winkler geleitete reichseigene Tarngesellschaften in der Weimarer Republik in welchem Zeitraum Anteile hielten, lässt sich nicht vollständig angeben. Auch die Frage, ob sie Alleingesellschafter oder Teilhaber waren, kann nur für einzelne Zeitungsunternehmen stichhaltig beantwortet werden. Wegen strengstens gewahrter Geheimhaltung staatlicher Beteiligungen an in- und ausländischen Presseverlagen vor 1933, dürfte der Gesamtbestand nie offiziell erfasst und dokumentiert worden sein. Schließlich hätte eine hoch brisante Liste aller dieser Beteiligungen einen folgenschweren innen- und außenpolitischen Skandal ausgelöst, wäre sie öffentlich bekannt geworden.

    Wenn nicht nur in Deutschland und seinen Nachbarländern, sondern auch in anderen Staaten Europas ein immer undurchschaubares Netzwerk reichseigener Gesellschaften entstand, die der verdeckten finanziellen Förderung deutscher Minderheiten in Dänemark, West-, Mittel- und Osteuropa dienten, darunter ausgewählten Zeitungen, sollten befürchtete Sanktionen insbesondere durch den Völkerbund vermieden werden. Schließlich wurden die für die europäische Nachkriegsordnung maßgeblichen Verträge von Versailles und Saint-Germain von dem Land unterminiert, das als Hauptschuldiger des Ersten Weltkriegs galt. Beide Verträge zielten im Kern darauf ab, ein erneutes aggressives Hegemoniestreben Deutschlands zu verhindern. Abgesehen von der NSDAP, bestand in der Weimarer Republik einerseits zwischen Oppositions- und Regierungsparteien, andererseits innerhalb der wechselnden Regierungskoalitionen ein stillschweigender Konsens, die im Versailler Vertrag von den Siegermächten erzwungenen neuen Außengrenzen unter Verzicht auf militärische Gewalt zu revidieren. Bei der Wahl der Mittel, dieses Ziel zu erreichen, beschränkte man sich nicht auf Verhandlungen, sondern erhoffte sich raschere Erfolge von einer raffiniert verdeckten massiven finanziellen Unterstützung deutscher Minderheiten innerhalb Europas. Trotz lückenhafter Quellen deutet vieles darauf hin, dass die an diese Empfänger vergebenen staatlichen Darlehen und Zuschüsse bis zur Weltwirtschaftskrise anstiegen. Letztlich der Steuerzahler kam also für die vorrangig vom Auswärtigen Amt und Reichsinnenministerium beantragten und parlamentarisch bewilligten Gelder auf, mit denen Winkler jahrelang die Existenz bestimmter deutscher Zeitungsverlage im Ausland sicherte. Seine dabei erworbene einzigartige berufliche Erfahrung qualifizierte ihn, einen ähnlichen Auftrag ebenso unauffällig im Inland auszuführen: den Aufkauf der überregionalen Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ).

    Was einer amtierenden Regierung des Reiches und Preußens drohte, sollte ihre diskrete Übernahme einer großen nationalen Tageszeitung durch konkurrierende Blätter enthüllt werden, zeigte die Affäre um die DAZ. Max Winkler, der den Ankauf des Blattes durch die Preußische Regierung und den Weiterverkauf an die Reichsregierung 1925/26 im Hintergrund abwickelte, blieb in Pressemeldungen über die fragwürdige staatliche Instrumentalisierung einer scheinbar weiterhin privaten Zeitung ungenannt. Hingegen gerieten mehrere scharf kritisierte hochrangige Politiker im Bemühen, die finanzielle Begünstigung eines meinungsbildenden Blattes aus öffentlichen Mitteln und die Verletzung der Presseunabhängigkeit zu rechtfertigen, in Erklärungsnot.

    Ausgewählte Verlage und sonstige Betriebe im In- und Ausland, an denen sich Winkler in der Weimarer Republik und der NS-Diktatur stellvertretend für Dritte beteiligte, werden nachfolgend dargestellt. Selten war Winkler zusätzlich Mitglied im Aufsichtsrat einer AG, ausnahmsweise bei der Deutsch-Russischen Saatbau AG sogar langfristig Vorsitzender.

    Besser ist die Datenlage für den Zeitraum 1938 bis 1943, da Winkler dem RMVP und RFM mindestens einmal jährlich einen Bericht nicht nur über die gesamte Treuhandmasse, sondern auch zu jedem einzelnen treuhänderisch verwalteten Unternehmen vorlegen musste. Allerdings sind die tabellarischen Firmenlisten unvollständig und ungenau. So ist zwar die Haltegesellschaft Zeitungsbedarf angeführt, es fehlen aber Angaben zu ihren zahlreichen Beteiligungen an Verlagen der deutschen Minderheitenpresse etwa im dänischen Nordschleswig, im Saargebiet, das bis zum Volksentscheid Anfang 1935 dem Völkerbund unterstand, in Polen und im französischen Elsass-Lothringen. Außerdem taucht in jenen Verzeichnissen nicht die Ullstein AG auf. Winklers Tarnfirma Cautio erwarb sie 1934 für den Eher-Verlag und übernahm das Management. 1937 umgewandelt in eine Kommanditgesellschaft (KG) und umfirmiert in Deutscher Verlag, führte ihn der Eher-Konzern ab 1941 im eigenen Namen. Dennoch bestand Winklers merkwürdiger Status als persönlich haftender (Mit-)Gesellschafter der KG, dessen Einlage aus seinem Privatvermögen stammte und im finanziellen Eigeninteresse erfolgte, bis zum rechtskräftigen Urteil im West-Berliner Restitutionsverfahren 1952 fort.

    Nachdem Winkler seine Dienstleistungen für den Eher-Konzern mit Ausnahme des Deutschen Verlags beendet hatte, berief ihn der Beauftragte für den Vierjahresplan, Hermann Göring, im Oktober 1939 zum Chef der HTO. Zur andauernden Treuhandtätigkeit für das RMVP und RFM kam infolge der deutschen militärischen Eroberung Polens ein zweiter Hauptberuf hinzu. Von ihrer Berliner Zentrale in der Potsdamer Straße 28 aus, enteignete, verwaltete und verwertete die HTO staatliches und privates polnisches Vermögen außerhalb der Landwirtschaft, insbesondere Fabriken, Geschäfte im Einzelhandel, Grundstücke und Gebäude. Innerhalb Polens blieb der Geschäftsbereich begrenzt auf die Gebiete, die dem Deutschen Reich eingegliedert wurden: die sogenannten Reichsgaue Wartheland, Danzig-Westpreußen, die Provinz Oberschlesien und die Provinz Ostpreußen einschließlich Regierungsbezirk Zichenau (Ciechanów) und dem Kreis Sudauen (Suwałki).⁴⁵ Dort errichtete die HTO Zweigstellen, beispielsweise in der Stadt Posen (Poznan), Gotenhafen (Gdingen), Ratibor (Racibórz), Kattowitz (Katowice) und im Regierungsbezirk Zichenau.

    Hauptverantwortlich für die systematische und massenhafte Ausplünderung der polnischen Zivilbevölkerung und des polnischen Staates stellte Direktor Winkler Ende 1941 zu den bereits teilweise erreichten Zielen der HTO fest:

    „Die eingegliederten Ostgebiete, in denen die HTO ihre Sonderaufgaben durchzuführen hat, umfasst ein Gebiet von nicht weniger als 87.000 qkm [was etwa der Fläche Österreichs mit rund 84.000 qkm entsprach]. Es sind wichtigste Erzeugungsgebiete der Landwirtschaft, aber auch Gebiete einer leistungsfähigen und zukunftsreichen Industrie. Dieser neue Osten darf künftig nicht mehr wie bisher von einer Mischbevölkerung bewohnt werden. Seine rein deutsche Besiedelung muss sichergestellt werden. Dafür leistet die HTO entscheidende wirtschaftliche Vorarbeit."⁴⁶

    Winkler ebenso wie seine Mitarbeiter arbeiteten seit der Gründung der HTO eng mit dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler, zusammen, in Personalunion Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums.⁴⁷ Wenngleich sich Himmler den Titel „Reichskommissar selbst verlieh, hatte ihn Adolf Hitler per Erlass vom 7. Oktober 1939 mit der „Festigung des deutschen Volkstums beauftragt. Unterstützt von allen staatlichen Behörden, darunter der im selben Monat gegründeten HTO, sollte der Reichsführer SS Volksdeutsche⁴⁸ in einem nationalsozialistisch dominierten Osteuropa um- oder ansiedeln und die einheimische nichtdeutsche Bevölkerung im buchstäblichen Sinne ausgrenzen. Damals organisierte Himmler bereits im Einklang mit der „Optionslösung", die Hitler und der Duce Benito Mussolini vereinbart hatten, die Umsiedlung deutscher Südtiroler ins Altreich.⁴⁹ Durch Führererlass vom 8. Oktober und 26. Oktober 1939 wurden im eroberten Polen die Reichsgaue Wartheland (anfangs Reichsgau Posen, dann Warthegau genannt) und Danzig-Westpreußen geschaffen und zu deutschem Territorium erklärt.⁵⁰

    SS-Obersturmbannführer Bruno Galke (Jahrgang 1905) diente Himmler in der Berliner HTO als Verbindungsmann zu sämtlichen Behörden und sonstigen Organisationen des Reichsführers SS und Chefs der deutschen Polizei.⁵¹ Befördert zum SS-Standartenführer im Oktober 1940, leitete Galke das innerhalb der HTO verzögert eingerichtete und auf ihn zugeschnittene Generalreferat für die Festigung des deutschen Volkstums.⁵² Als Zeuge im Nürnberger Nachfolgeprozess gegen Friedrich Flick 1947 bezeichnete Galke Winkler als seinen Chef im Zeitraum Oktober 1939 bis Frühjahr 1941.⁵³

    Galke war auch persönlicher Referent von SS-Obergruppenführer Ulrich Greifelt (1896-1949). Dieser leitete ab Oktober 1939 das Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums und die Deutsche Umsiedlungs-Treuhand GmbH.⁵⁴ Greifelt sollte Max Winkler über Himmlers geheime Denkschrift vom Mai 1940 „Einige Gedanken über die Behandlung der Fremdvölkischen im Osten" informieren.⁵⁵

    Deshalb wusste Winkler frühzeitig über die erzwungene Aus- und Umsiedlung der polnischen Bevölkerung, die Bildung von Gettos, die Deportation und Vernichtung von Juden in Polen bestens Bescheid. Indem die HTO unter seiner Verantwortung Polen und Juden ihren Wohnraum ebenso wie privaten Besitz wegnahm, darüber hinaus ihre berufliche Existenz zerstörte, schuf sie die Voraussetzungen, um die verbrecherischen bevölkerungspolitischen nationalsozialistischen Visionen zu verwirklichen.⁵⁶

    Albert Göring (1895-1966) erklärte 1945 bei einem Verhör durch den amerikanischen Chefankläger Robert H. Jackson (1892-1954) während des Internationalen Militärtribunals gegen die Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg, einen Bericht über die von Deutschen begangenen Gräueltaten („attrocities) in Polen geschrieben zu haben: „this was a report which was merely a humanitarian act in accordance with my religion. When I was still working with the film people, I met one day a Doctor Max Winkler, who lived at 3 Brueckenallee, in Berlin, and he had just come back from Poland and he told me what terrible things he had heard there about what was happening there. He said that people said that whole trainloads of Jews, men, women and children, old and young, had been taken up into the mountains and then they had been shot by machine guns. I was very excited at this report and I did not have any reasons to doubt his veracity. Then I asked him whether he had seen these things with his own eyes. He said no, but he had talked to people who had. So I at once said that I was going to make a report on it, and he said not to do it, because it would probably cost him his head. So I told him that I could probably find a way to do this without implicating him, and I sat down and made this report. (…) „What was the date of this report? (…) „It may have been in 1941 or 1942. „Well, which year do you think it was? „I don't know exactly, but I knew it was a time when German Jews were collected from Berlin and other towns and deported.⁵⁷

    Adressiert an seinen Bruder Hermann und abgegeben beim Reichsluftfahrtministerium, habe den Bericht jedoch Heinrich Himmler erhalten.

    Da der erste Zug, mit dem Juden aus Berlin in ein Konzentrationslager deportiert wurden, am 18. Oktober 1941 den Bahnhof Grunewald verließ und am folgenden Tag in Litzmannstadt (Łódź) ankam, dürfte Albert Göring um diesen Zeitpunkt herum von Max Winkler über die Massenerschießung von Juden wahrscheinlich durch Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD unterrichtet worden sein. Es ist aber ebenso möglich, dass ihm HTO-Chef Winkler hiervon bereits im Vorjahr im Anschluss an eine Dienstreise nach Polen erzählte. Darauf deutet Albert Görings Bemerkung hin, davon erfahren zu haben, als er noch in der Filmwirtschaft arbeitete. Mitte 1938 zog sich der Diplom-Ingenieur aus der Tobis-Sascha Filmindustrie in Wien zurück, um kurzfristig in Rom für die Tobis-Italiana weiterzuarbeiten. Neben einer anderweitigen hauptberuflichen Beschäftigung in Rumänien,⁵⁸ dann als Exportchef des tschechischen Automobilherstellers Škoda gehörte er ab Mitte 1940 dem Aufsichtsrat der Berliner Tobis an.⁵⁹

    Vor der Niederlage der deutschen Armee in Stalingrad im Januar 1943 erreichte Winkler den Höhepunkt seiner Macht. Anlässlich seines 65. Geburtstags am 7. September 1940 gratulierte ihm die Staats- und Parteiführung, darunter Hitler, Goebbels, Himmler, Reichswirtschaftsminister Funk und Reichspressechef Otto Dietrich. Hervorgehoben wurden die Verdienste des letzten deutschen Bürgermeisters von Graudenz um Presse und Film. Goebbels' Ministerialdirektor und Büroleiter Werner Naumann (1909-1982) verlieh Winkler das Kriegsverdienstkreuz.⁶⁰ Gestiftet von Hitler, handelte es sich um die höchste Auszeichnung insbesondere für Zivilisten, Angehörige der Wehrmacht und SS für hervorragende Leistungen außerhalb des Kampfgeschehens.

    Aus mehreren Tagebucheinträgen im Zeitraum 1934 und 1944 geht hervor, dass Goebbels Winkler beinah durchgängig hochschätzte. Sein leitender Mitarbeiter verstand es äußerst geschickt, sich nicht nur beliebt und scheinbar unersetzlich zu machen, sondern ungewöhnlich kompetent zu wirken.

    So befreite Winkler den Reichspropagandaminister von hohen Kosten, die aus seiner neu erbauten luxuriösen Villa am Bogensee bei Lanke resultierten:

    „Winkler war bei Göring. Er hat meine Sache mit Lanke in Ordnung gebracht. Das bereitet mir ungeheure Freude. Außerdem nimmt er mir noch eine Unmenge von persönlichen Sorgen ab. Winkler ist überhaupt ein Juwel für mich."⁶¹

    Trotz mangelnder kaufmännischer oder akademischer Ausbildung, etwa eine erfolgreich absolvierte Banklehre oder ein womöglich mit Bestnote beendetes wirtschaftswissenschaftliches Studium, hielt Goebbels den Autodidakten für ein „richtiges Geschäftsgenie. Warm halten".⁶² Es lässt sich anhand der ausgewerteten Primär- und Sekundärquellen nicht klären, ob dieses emphatische Urteil zutrifft. Selbst wenn man Winkler eine besondere Fähigkeit zuerkennt, sich durch ungewöhnlichen Fleiß und eine überdurchschnittliche Auffassungsgabe in ein neues Fachgebiet wie anfangs das Verlags- und später das Filmgeschäft rasch einzuarbeiten, so arbeitete der Treuhänder in der Weimarer Republik und NS-Diktatur kontinuierlich mit einer festen Gruppe qualifizierter Kaufmänner, Rechtsanwälte, Bankiers und Wirtschaftsprüfer zusammen.

    Namens des Führers verlieh Goebbels Max Winkler am 4. März 1943 in Berlin beim 25. Firmenjubiläum der Ufa die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. In der Laudatio bezeichnete der Reichspropagandaminister den Ausgezeichneten als seinen „Beauftragten für die wirtschaftlichen Fragen des deutschen Films" und betonte, was er an ihm schätzte:

    „Sie haben Ihre großen Fähigkeiten als Wirtschaftsführer und Organisator nach dem Diktat von Versailles in beispielhafter Weise für die deutschen Interessen in Polen und in den besetzten deutschen Gebieten eingesetzt. Seit dem Jahre 1933 stehen Sie mir in treuer, aufopferungsvoller, bescheiden im Hintergrund bleibender Arbeit in allen organisatorischen und wirtschaftlichen Fragen des deutschen Films zur Seite. Sie haben unter anderem die Überleitung der privaten Filmgesellschaften auf das Reich durchgeführt und ihnen in ihrer heutigen Struktur die zweckentsprechende Organisationsform gegeben."⁶³

    Obwohl Max Winkler in verschiedenen leitenden Funktionen dem nationalsozialistischen Regime von Anfang bis Ende Vorschub geleistet hatte, Staat und Partei die totale Herrschaft über die Massenmedien Presse und Film teils ermöglichte, teils im Auftrag von Goebbels und Amann selbst ausübte, darüber hinaus deutsche und österreichische jüdische Firmeninhaber im Film-, Presse- und Musiksektor enteignete sowie in den annektierten westlichen Teilen Polens Industrie, Einzelhandel und Immobilien beschlagnahmte, verwaltete und verwertete, blieben seine Verbrechen unbestraft.

    Im Zeitraum von Mitte 1945 bis Mitte 1946 stand „Dr. Winkler, „Public official Burgemeister [sic] Germany, auf einer der „Wanted Lists", erstellt und periodisch aktualisiert vom Central Registry of War Criminals and Security Suspects (CROWCASS). Auf Initiative des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) sammelte und veröffentlichte CROWCASS ab Mai 1945 die Daten gesuchter verdächtiger Kriegsverbrecher. Der Dienstsitz verlagerte sich zwei Monate später von Paris nach Berlin, ohne dass die russische Besatzungsmacht an dieser Institution mitwirkte. Nach Winkler fahndete die amerikanische Militärregierung wegen verschiedener, nicht näher erläuterter Delikte.⁶⁴

    Zuerst von der britischen Militärregierung als verdächtiger Kriegsverbrecher, dann von der amerikanischen Besatzungsmacht als Zeuge in mehreren Nürnberger Nachfolgeprozessen 1947/48 vernommen, kam Max Winkler jedes Mal frei, ohne dass gegen ihn Anklage erhoben wurde.

    Vergeblich verlangte Polen sowohl von der britischen als auch von der amerikanischen Militärregierung in Deutschland zwischen Ende 1946 und Anfang 1948 die Auslieferung des ehemaligen HTO-Geschäftsführers.

    Winklers langwieriges Entnazifizierungsverfahren in Lüneburg endete im August 1949 mit einem makellosen Freispruch. Er galt als entlastet (Kategorie V).

    Am neuen Lebensmittelpunkt Düsseldorf betrieb Max Winkler von 1950 bis zu seinem Tod am 12. Oktober 1961 die ihm gehörende Kultur- und Wirtschaftsfilm GmbH, spezialisiert auf die Herstellung von Industriefilmen. Außerdem leitete er in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt die lokale Vertretung der Essen-Finanz mit Hauptsitz in Hamburg.⁶⁵

    1 Combined Services Detailed Interrogation Centre (CSDIC), Secret Combined Final Record on Max Winkler and Dr. Werner Schubert, 6.7.1946, Personal histories, Max Winkler, https://www.fold3.com/image/114/270046157 (Zugriff 24.6.2022). Der Wohnsitz in Flensburg befand sich im Marienhölzungsweg 32.

    2 Ebd.

    3 Max Winkler an Ufi und Cautio, 16.7.1948, als Anlage Carl Brauns an Ufi i. L., 5.11.1954, in: BArch, R 109 I/420.

    4 CSDIC, Secret Combined Final Record on Max Winkler and Dr. Werner Schubert, 6.7.1946, Appendix C, II Prisoner's Account of HTO Records, https://www.fold3.com/image/114/270046176 (4 S.) (Zugriff 24.6.2022)

    5 Dort wurden mehrere Internierte gefoltert, wie durch die Freigabe von 60 Jahre lang gesperrten Akten des Foreign Office 2005 herauskam, Ian Cobain, The interrogation camp that turned prisoners into living sceletons, in: The Guardian (London), 17.12.2005.

    6 Zur Biografie vgl. Max Winkler, in: Munzinger Internationales Biographisches Archiv-Munzinger-Personen aktuell. Ravensburg, Lieferung 8/1962; Winfried B. Lerg, Max Winkler, der Finanztechniker der Gleichschaltung, in: ZV und ZV, Nr. 13, 1.5.1963, 610-612; Wolfgang Becker, Film und Herrschaft. Organisationsprinzipien und Organisationsstrukturen der nationalsozialistischen Filmpropaganda. Berlin 1973 (Diss. 1970), 133-139; Michael Töteberg, Die graue Eminenz: Bürgermeister Max Winkler, in: Hans-Michael Bock, Michael Töteberg (Hg.), Das Ufa-Buch. Kunst und Krisen, Stars und Regisseure, Wirtschaft und Politik. Frankfurt am Main 1992, 391; Ernst Bahr, Winkler, Max, in: Ernst Bahr, Gerd Brausch (Hg.), Altpreußische Biographie, Bd. 4. Marburg/Lahn 1995, 1303-1304; Winkler, Max, in: Barbara von Hindenburg (Hg. und Bearbeiterin), Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags. Verfassunggebende Preußische Landesversammlung und Preußischer Landtag 1919-1933. Frankfurt am Main et al. 2017 (Diss. 2015), 2615-2618; Max Winkler, in: Wikipedia (Zugriff 22.7.2022). Irreführend bezeichnet ihn Felix Moeller (Der Filmminister. Goebbels und der Film im Dritten Reich. Berlin 1998, 84) als promovierten Juristen.

    7 CSDIC, Secret Combined Final Record on Max Winkler and Dr. Werner Schubert, 6.7.1946, Tabellarischer Lebenslauf Max Winkler, https://www.fold3.com/image/114/270046156 f., zu seinen Familienangehörigen https://www.fold3.com/image/114/270046179. Zur Firmengeschichte des aktuell Görges GmbH & Co. KG genannten Papierunternehmens, die 1877 in Elbing (Westpreußen) beginnt, vgl. https://www.goerges.de/service/firmengeschichte/ (Zugriff 24.6.2022).

    8 Evangelisches Zentralarchiv (EZA) in Berlin, Landgemeinde Deutsch Eylau, Taufen 1875-1891, Signatur: EZA 7221.

    9 Deutsch Eylau, in: Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 14., vollständig neubearbeitete Auflage, Bd. 5. Leipzig, Berlin, Wien 1892, 98.

    10 Beata Lakeberg, Pommerellen/Westpreußen, in: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/regionen/pommerellen-westpreussen (Zugriff 24.6.2022).

    11 Stadt- und Landkreis Graudenz, in: Michael Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871-1990. 2006, https://treemagic.org/rademacher/www.verwaltungsgeschichte.de/dan_graudenz.html (Zugriff 24.6.2022). Rademacher präsentiert unkommentiert statistische Daten aus angegebenen Quellen. Den deutlich höheren Anteil von Polen im Landkreis als in der Stadt Graudenz ignoriert Richard Blanke, Orphans of Versailles. The Germans in Western Poland 1918-1939. Lexington, Kentucky 1993, 244. Blanke beziffert die Zahl der Einwohner des „County" Graudenz, also von Stadt- und Landkreis, 1910 auf 89.063, darunter 62.892 oder 70,1 Prozent Deutsche. Nachdem seit 1920 Stadt und Landkreis zu Polen gehörten, soll der Anteil der Deutschen ein Jahr später auf 27,8 Prozent gefallen sein.

    12 Max Winkler, Niederschrift zum Fragebogen auf Grund des Gesetzes zur politischen Säuberung, Suderburg, Kreis Uelzen, 1.8.1948, 6 S., in: Entnazifizierungsakte Max Winkler, Niedersächsisches Landesarchiv Hannover (NLA HA), Nds. 171 Lüneburg Nr. 16697, Bl. 3-7, hier 3. Den Fragebogen hatte er bereits am 16.5.1947 dem Regierungspräsident in Lüneburg übersandt, ebd., Bl. 10. Winklers tabellarischer Lebenslauf, notiert von der britischen Besatzungsmacht, setzt erst im Alter von 26 Jahren ein. Seine Angabe, von 1891 bis 1919 Postbeamter in Danzig gewesen zu sein, widerspricht den nachfolgend zitierten Einträgen zu seiner Person im Adressbuch von Graudenz, CSDIC, Secret Combined Final Record on Max Winkler and Dr. Werner Schubert, 6.7.1946, https://www.fold3.com/image/114/270046156. Vereidigt, behauptete Winkler hingegen als Zeuge im Nürnberger Nachfolgeprozess gegen Oswald Pohl und andere, eine technische Schule besucht zu haben; wo und wann, blieb offen, Vernehmung 7.8.1947, Bl. 5773, http://nuremberg.law.harvard.edu/transcripts/5-transcript-for-nmt-4-pohl-case/search?q=max+Winkler (Zugriff 24.6.2022).

    13 Adressbuch der Stadt Graudenz und Feste Courbière 1901. Graudenz 1901, I. Teil, 76. Im Adressbuch der Stadt und Festung Graudenz 1899 (Stand 1.12.1898). Graudenz 1899 ist Max Winkler noch nicht verzeichnet.

    14 Postbeamter, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 16. Leipzig 1908, 217-218.

    15 Neues Adressbuch von Graudenz 1905 mit Einschluss der Feste Courbière und der Vororte Kl.-Kunterstein und Kl.-Tarpen, Teil, 101.

    16 Ebd., 1907, I. Teil, 114; 1913, I. Teil, 151.

    17 Die Hochzeit mit Elisabeth Frieda Lischke fand am 17.11.1903 in Graudenz statt, Sterbeurkunde Max Winkler, Bd. 8, Nr. 2872/Mitte, Düsseldorf, 13.10.1961, in Stadtarchiv Düsseldorf; Sterbeurkunde Frieda Winkler, geb. Lischke, geboren am 7.4.1876 in Insterburg, verstorben in Düsseldorf am 30.6.1958, Düsseldorf 2.7.1958, in: Filmmuseum Düsseldorf, Sammlung Winkler 1.

    18 Neues Adressbuch von Graudenz 1909, IV. Teil, 14-15; 1911, IV. Teil, 14-15; 1913, IV. Teil, 14-16; im Zeitraum 1914 bis 1923 sind keine Adressbücher von Graudenz erschienen.

    19 Die Amtszeit des Stadtverordneten Winkler, von Beruf Telegraphensekretär, endete am 31.12.1917, Neues Adressbuch von Graudenz 1913, IV. Teil, 14.

    20 CSDIC, Secret Combined Final Record on Max Winkler and Dr. Werner Schubert, 6.7.1946, https://www.fold3.com/image/114/270046156 (Zugriff 24.6.2022); Max Winkler; Niederschrift zum Fragebogen, 1.8.1948, Bl. 3, in: NLA HA, Nds. 171 Lüneburg Nr. 16697.

    21 Persönliches, in: Vossische Zeitung, Nr. 486, 24.9.1919, 5.

    22 Bärbel Sunderbrink, Dr. jur. Emil Peters, in: Daniel Schmidt (Hg.), Die Oberbürgermeister und Oberstadtdirektoren in Westfalen und Lippe. Die Spitzen der kreisfreien Städte zwischen 1824 und 1999. Münster, erscheint voraussichtlich 2023.

    23 CSDIC, Secret Combined Final Record on Max Winkler and Dr. Werner Schubert, 6.7.1946, https://www.fold3.com/image/114/270046156; Niederschrift zum Fragebogen, 1.8.1948, Bl. 3, in: NLA HA, Nds. 171 Lüneburg Nr. 16697, Rolf Jehke, Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874-1945, http://territorial.de/dawp/graudenz/graudstk.htm (Zugriff 24.6.2022). Dr. Winkler, Max, in: Who's Who in Nazi Germany. London, 4., erweiterte Ausgabe Mai 1944, 132; falsch ist die Angabe, Winkler sei ein „SS-Officer" und vor 1939 Bürgermeister von Litzmannstadt (Łódź) gewesen.

    24 Der Räumungsplan für Westpreußen, in: Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ), Nr. 32, 18.1.1920, 1.

    25 Das polnische Besetzungsprogramm. Thorn und Graudenz geräumt, in: Berliner Volks-Zeitung (BVZ), Nr. 44, 24.1.1920, 1; Die Räumung, in: Vossische Zeitung, Nr. 44, 24.1.1920, 4.

    26 Minderheitsschutzvertrag zwischen den Alliierten und Assoziierten Hauptmächten und Polen, Versailles, 28.6.1919.

    27 Graudenz, in: Der Große Brockhaus. Handbuch des Wissens in 20 Bänden, Bd. 7. Leipzig, 15., völlig neubearbeitete Auflage 1930, 585.

    28 Marian Wojciechowski, Die deutsche Minderheit in Polen (1920-1939), in: Rudolf Jaworski, Marian Wojciechowski (Hg.) im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und der Generaldirektion der Polnischen Staatsarchive, Deutsche und Polen zwischen den Kriegen. Minderheitenstatus und „Volkstumskampf" im Grenzgebiet. Amtliche Berichterstattung aus beiden Ländern 1920-1939, Deutsche und Polen zwischen den Kriegen. Minderheitenstatus und „Volkstumskampf im Grenzgebiet. Amtliche Berichterstattung aus beiden Ländern (1920-1939), 1. Halbband. München et al. 1997, 3-26, hier 7.

    29 http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/e-g/761-graudenz-weichsel-westpreussen (Zugriff 24.6.2022). Der Synagogenbezirk war größer als die Stadt. 1910 betrug die Zahl der dort lebenden Juden 110.

    30 Abwanderung aus der Ostmark, in: Vossische Zeitung, Nr. 365, 21.7.1919, 4. Unter „Ostmark wurden im Einklang mit dem von 1894 bis 1934 bestehenden Ostmarkenverein die von Preußen annektierten Provinzen Posen und Westpreußen verstanden. Das „Ostmarkengesetz vom 22.7.1920 schuf die neue Grenzmark Posen-Westpreußen, https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/regionen/grenzmark-posen-westpreussen (Zugriff 24.6.2022).

    31 Anhang Die abgetretenen Gebiete Deutschlands und das Abstimmungsgebiet an der Saar, in: Statistisches Reichsamt (Hg.), Vorläufige Ergebnisse der Volkszählung im Deutschen Reich vom 16. Juni 1925. Berlin 1925, 65 ff.; Patrick Henßler, Versailler Vertrag, 1919/20, 2007, https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Versailler_Vertrag,_1919/20; Peter Hoeres, Versailler Vertrag: Ein Frieden, der kein Frieden war, 2019, https://www.bpb.de/apuz/288788/versailler-vertrag-ein-frieden-der-kein-frieden-war?p=all (Zugriff 24.6.2022).

    32 Der akademische Festakt in Danzig, in: Berliner Börsen-Zeitung (BBZ), Nr. 332, 19.7.1929, 1; diesen Titel erhielt gleichzeitig auch Erich Krahmer-Möllenberg. Max Winkler, Niederschrift zum Fragebogen, 1.8.1948, in: NLA HA, Nds. 171 Lüneburg Nr. 16697, Bl. 3-7-, hier 3.

    33 Im Folgenden wird der besseren Lesbarkeit wegen darauf verzichtet, den von Winkler zu Unrecht beanspruchten und ihm zugeschriebenen Doktortitel in Zitaten zu korrigieren.

    34 Max Winkler, Ehrenbürger von Graudenz, in: Neues Wiener Tagblatt, Nr. 149, 1.6.1940, 8.

    35 Todesanzeige Max Winkler, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Nr. 239, 14.10.1961, 14.

    36 Susanne Brandt, „Schmach und „Schande. Parlamentsdebatten zum Versailler Vertrag, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 15, 5.4.2019, https://www.bpb.de/apuz/288792/parlamentsdebatten-zum-versailler-vertrag (Zugriff 24.6.2022).

    37 Jiří Nĕmec, Umvolkung, in: Michael Fahlbusch, Ingo Haar, Alexander Pinwinkler (Hg.), Handbuch der völkischen Wissenschaften. Akteure, Netzwerke, Forschungsprogramme, Teilband 1. Berlin, Boston, 2., grundlegend erweiterte und überarbeitete Auflage. 2017, 1158-1164.

    38 Ebd., Piotr Madajczyk, Generalplan Ost, 1016-1022; vgl. auch Helmut Heiber, Dokumentation. Der Generalplan Ost, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Nr. 3, Juli 1958, 281-325.

    39 Max Winkler, Niederschrift zum Fragebogen, 1.8.1948, in: NLA HA, Nds. 171 Lüneburg Nr. 16697, Bl. 3-7, hier Bl. 4. Ab 30.1.1933 Ministerialdirektor und Reichspressechef wurde Funk am 12.3.1933 Staatssekretär im neu errichteten RMVP, verantwortlich für Presse (Abteilung IV) und Verwaltung (Abteilung I). Diesen Posten kann Funk daher nicht am 6.3.1933 besetzt haben und Goebbels Reichspropagandaminister gewesen sein, wie Winkler in seiner Niederschrift behauptet. Zum Lebenslauf von Funk vgl. Historisches Seminar der Universität Heidelberg, Beamte nationalsozialistischer Ministerien, https://ns-reichsministerien.de/2018/01/29/walther-funk/ (Zugriff 24.6.2022).

    40 F. U. Haggnau, in: Die Zeitung (London), Nr. 34 21.4.1941, 2; F. U. Haggnau dürfte ein Pseudonym sein. Zu Die Zeitung vgl. Gerd Greiser, Exilpublizistik in Großbritannien, in: Hanno Hardt, Elke Hilscher, Winfried B. Lerg (Hg.), Presse im Exil. Beiträge zur Kommunikationsgeschichte des deutschen Exils 1933-1945. München et al. 1979, 223- 253, hier 232-236.

    41 Ulrich Döge, Alfred Greven, in: Hans-Michael Bock (Hg.), CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 34, München 2000; Ingo Schiweck, „[…] weil wir lieber im Kino sitzen als in Sack und Asche." Der deutsche Spielfilm in den besetzten Niederlanden 1940-1945. Münster et al. 2002 (Diss. 2001), 103-111.

    42 Amtsgericht Berlin, Allgemeine Filmtreuhand GmbH, in: DRA, Nr. 166, erste ZHRB, 20.7.1936, 1; Gesellschaftsvertrag vom 30.4.1936, Gegenstand: Die Verwaltung aller Vermögensinteressen des in der RFK zusammengefassten Berufsstandes und Besorgung aller wirtschaftlichen und kaufmännischen Aufgaben zur Förderung des Filmwesens. Geschäftsführer: Bruno Pfennig, Alfred Stiller und Günther Schwarz, Stammkapital: 20.000 RM.

    43 Riga, Bekanntmachung, Neueintrag, Ostland-Filmgesellschaft mbH, Gesellschaftsvertrag vom 28.11.1941 Zweck: der alleinige Betrieb der im Ostland befindlichem, dem Film dienenden Unternehmen wie Kinos, Ateliers, Kopierwerke, Erwerb und treuhänderische Verwaltung von Filmvermögen, Stammkapital: 50.000 RM, Geschäftsführer: Adam Baron von Engelhardt, Axel Freiher von Taube, in: DRA, Nr. 77, 1.4.1942, zweite ZHRB, 5; Ostland-Filmgesellschaft mbH, Stammkapital auf 200.000 RM erhöht, Gesellschaftsvertrag vom 15.10.1942 entsprechend geändert; Dr. Gunther Freiherr von Lepel in Berlin löst Geschäftsführer Adam Baron von Engelhardt ab, in: mungen aller Art, etwa Kinos, Filmproduktionsstätten, Kopieranstalten, Ateliers, Apparateindustrie, Erwerb und treuhänderische Verwaltung von Filmvermögen, Stammkapital 200.000 RM, Gesellschaftsvertrag vom 22.9.1942, Geschäftsführer: Siegfried Kyser, Bankdirektor a. D. Hans Lorenz; „Elbrus" Film-Arbeitsgemeinschaft GmbH, Zweck: Vorarbeiten im Filmwesen in den neuen Ostgebieten, Stammkapital 50.000 RM, Gesellschaftsvertrag vom 18.9.1942, Geschäftsführer: Kyser und Lorenz, in: DRA, Nr. 246, 20.10.1942, ZHRB, 1. Filmgründungen für die neuen Ostgebiete, in: Neues Wiener Tagblatt, Nr. 292, 22.10.1942, 4; Neues Filmland für Deutschland, in: Südostdeutsche Tageszeitung (Ausgabe Banat), Nr. 295, 20.12.1942, 10; Jürgen Spiker, Film und Kapital. Der Weg der deutschen Filmwirtschaft zum nationalsozialistischen Einheitskonzern. Berlin 1975 (Diss. 1972), 190-192.

    44 Eintrag 16.7.1941, in: Elke Fröhlich (Hg. und Bearbeiterin), Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil II Diktate 1941-1945, Bd. 1: Juli-September 1941. München 1996, 78.

    45 Hermann Göring, Vorsitzender des Ministerrats für die Reichsverteidigung, Beauftragter für den Vierjahresplan, Bekanntmachung über die Errichtung einer Haupttreuhandstelle Ost, 1.11.1939, in: DRA, Nr. 260, 6.11.1939, 1; Max Winkler, Bekanntmachung über die Anmeldung polnischen Staatsvermögens, in: ebd., Nr. 22, 26.1.1940, 1; Hermann Göring. Anordnung über die Haupttreuhandstelle Ost, in: ebd., Nr. 139, 17.6.1940, 3; Karol Marian Pospieszalski, Documenta Occupationis. Nazi Occupation „Law" in Poland, Part I: The incorporated territories. Posen 1952 (Neuauflage 2019), 245-277; Jeanne Dingell, Zur Tätigkeit der Haupttreuhandstelle Ost, Treuhandstelle Posen 1939-1945. Frankfurt am Main 2003 (Diss. 2002); Bernhard Rosenkötter, Treuhandpolitik. Die Haupttreuhandstelle Ost und der Raub polnischer Vermögen 1939-1945. Essen 2003; BArch, Bestandsbeschreibung R 144 Haupttreuhandstelle Ost und Treuhandstellen, https://portal.ehri-project.eu/units/de-002429-r_144 (Zugriff 24.6.2022).

    46 Aus polnischer wird deutsche Wirtschaft. Dr. h. c. Winkler über die Haupttreuhandstelle Ost, in: Deutsche Zeitung im Ostland (Riga), Nr. 141, 23.12.1941, 8; Aus der Tätigkeit der HTO, in: DAZ, Nr. 620, 27.12.1941, 4.

    47 Zur Abgrenzung der Kompetenzen zwischen Winkler und Himmler vgl. Bernhard Rosenkötter, Treuhandpolitik, 83-88.

    48 Jörn Retterath, Volksdeutsche, in: https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/begriffe/volksdeutsche (Zugriff 24.6.2022).

    49 Erlaß des Führers und Reichskanzlers zur Festigung des deutschen Volkstums, 7. Oktober 1939, Einleitung: Alexa Stiller, https://www.1000dokumente.de/?c=dokument_de&dokument=0075_vot&object=context&l=de; Björn Hofmeister, Volkstum, in: https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/begriffe/volkstum (Zugriff 24.6.2022).

    50 Daniel J. Lemmen, Reichsgau Wartheland, in: https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/regionen/reichsgau-wartheland; Maximilian Becker, Reichsgau Danzig-Westpreußen, in: https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/regionen/reichsgau-danzig-westpreussen (Zugriff 24.6.2022).

    51 Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei, Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums, Rundschreiben an alle obersten Reichsbehörden, den Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, den Generalgouverneur in Krakau und andere, undatiert [10.11.1939], Abschrift, Document No. NG-1922 Office of Chief of Counsel for War Crimes, in: NLA HA, Nds. 171 Lüneburg, Nr. 16697, Bl. 78 (zum Datum des Rundbriefs, vgl. Bernhard Rosenkötter, Treuhandpolitik, 85); Organisation of HTO Berlin 1941-1942 (Schaubild), in: CSDIC,Secret Combined Final Record on Max Winkler and Dr. Werner Schubert, 6.7.1946, Appendix A, Foundation and Activities of HTO, https://www.fold3.com/image/114/270046160 (Zugriff 24.6.2022) . Anlässlich der angezeigten Geburt seines vierten Kindes 1941, bezeichnete sich Galke als SS-Standartenführer und Hauptabteilungsleiter im persönlichen Stab Reichsführer SS, in: Völkischer Beobachter (Wien), Nr. 45, 14.2.1941, 5. Galke war in den 1930er Jahren teils Mitgeschäftsführer, teils alleiniger Chef des Nordland-Verlags, zuletzt mit Sitz in Berlin. Die GmbH gehörte während des Zweiten Weltkriegs zum SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt.

    52 Jeanne Dingell, Zur Tätigkeit der Haupttreuhandstelle Ost, 86.

    53 Vernehmung des Bruno Galke am 20.6.1947 durch Mr. Barr, Flick case, IfZ, Archiv, ZS-0903, S. 4 von 5, https://www.ifz-muenchen.de/archiv/zs/zs-0903.pdf (Zugriff 24.6.2022).

    54 Zur Zusammenarbeit mit der HTO, Vernehmung Ulrich Greifelt auf Veranlassung von Adams, Dresdner Bank Team, durch Erik J. Ortmann, 18.6., 24.6.1947, Nürnberger Nachfolgeprozesse, in: IfZ, Archiv, ZS-718, https://www.ifz-muenchen.de/archiv/zs/zs-0718.pdf (Zugriff 24.6.2022).

    55 Helmut Krausnick, Dokumentation. Denkschrift Himmlers über die Behandlung der Fremdvölkischen im Osten (Mai 1940), in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Nr. 2, April 1957, 194-198, zu Greifelt und Winkler, ebd., 196.

    56 In einer geheimen Rede vor Gauleitern und anderen Parteifunktionären am 29.2.1940 beschrieb Himmler auch, wie er die bereits eingeleitete Vertreibung der polnischen Bevölkerung aus den eingegliederten Ostgebieten zu Gunsten neu angesiedelter Deutscher, darunter aus dem Baltikum und Wolhynien, fortsetzen wollte, Bradley F. Smith, Agnes F. Peterson, (Hg.), Heinrich Himmler Geheimreden 1933 bis 1945 und andere Ansprachen. Frankfurt am Main 1974, 115-144.

    57 Vernehmung Albert Göring durch Robert H. Jackson im Internationalen Hauptkriegsverbrecherprozess, Nürnberg, 25.9.1945, https://www.fold3.com/image/231905515, S. 17-18 von 27; Paul Kubala, Seventh Army Interrogation Center (SAIC), Ergebnisse des Vernehmung von Albert Göring, 19.9.1945, https://www.fold3.com/image/231968318, S. 1 von 4, (Zugriff 24.6.2022).

    58 Albert Göring war Mitgesellschafter einer neu gegründeten rumänischen Firma, die industrielle und technische Produkte importierte, Wirtschaft in wenigen Zeilen, in: Völkischer Beobachter (Wien), Nr. 212, 30.7.1940, 8.

    59 Personalnachrichten, in: Salzburger Zeitung, Nr. 134, 13.6.1938, 3; Tobis Tonbild Syndikat verkleinert den AR [Aufsichtsrat], in: Neues Wiener Tagblatt, Nr. 120 1.5.1940, 12.

    60 Dr. h. c. Max Winkler 65 Jahre alt, in: Bremer Zeitung, Nr. 247, 8.9.1940, 2; Dr. h. c. Max Winkler 65 Jahre alt, in: Hamburger Anzeiger, Nr. 211, 9.9.1940, 2; Bürgermeister Winkler 65 Jahre, in: Illustrierte Kronen-Zeitung (Wien), Nr. 14600, 9.9.1940, 3 (identischer Wortlaut).

    61 Elke Fröhlich (Hg.), Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil I Aufzeichnungen 1923-1941, Bd. 8: März-November 1940. München 1998, Eintrag 2.11.1940, 401, siehe auch Eintrag 3.11.1940, 406-407. Vgl. auch Eine historische Ortsbegehung, https://bogensee-geschichte.de/ waldhof-geschichte (Zugriff 24.6.2022). Reichsforstminister Göring sorgte im Mai 1940 für die bei Fertigstellung des „Waldhofes" noch fehlende Baugenehmigung; Stefan Berkholz, Goebbels’ Waldhof am Bogensee. Vom Liebesnest zur DDR-Propagandastätte. Berlin 2004, 36-45.

    62 Elke Fröhlich (Hg.), Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil I, Bd: 4: März-November 1937. München 2000, Eintrag 9.3.1937, 42.

    63 Der Film – nationales Erziehungsmittel, in: Völkischer Beobachter (Wien), Nr. 65, 6.3.1943, 3; Amtliches, Deutsches Reich, in: DRA, Nr. 54, 8.3.1943, 1; vgl. auch Robert Volz, Fünfundzwanzig Jahre Ufa, in: Völkischer Beobachter (Wien), Nr. 63, 4.3.1943, 3.

    64 Allerdings wird „Dr. Winkler", Central Registry Number 136661, ein falsches Geburtsjahr zugeschrieben: 1880, United Nations War Crimes Commission (UNWCC), Member Governments, other National Authorities and Military Tribunals, CROWCASS, Allied Control Authority, Wanted Lists Nos. 5-13, July 1945-1946, PAG-3/2.1: 148, Mikrofilm, Reel (Rolle) 43, in: Instytut Pileckiego, Warschau, Berlin. Informationen und eine Kopie der Liste mit dem Eintrag zu Winkler stammen von Aleksandra Korzycka, Instytut Pileckiego, Warschau, Emails vom 30.3. und 31.3.2022 an den Verfasser.

    65 Wolfgang Essen, Traueranzeige zu Dr. h. c. Max Winkler, Bürgermeister a. D., in: Die Welt (Hamburg), Nr. 240, 14.10.1961, 12; http://www.essen-gruppe.de/EFI-historie-4 (Zugriff 24.6.2022). Eine Email-Anfrage vom 7.10.2019 an die Herren Essen, anknüpfend an die Traueranzeige ihres Vorfahren zu dessen Lebenslauf, dem beruflichen und privaten Verhältnis zu Winkler und den genauen Aufgaben dieses Mitarbeiters, blieb unbeantwortet.

    Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei

    Parteigeschichte und Parteiprogramm

    Deutschlands militärische Niederlage im Ersten Weltkrieg und das Ende des Kaiserreichs infolge der Novemberrevolution 1918 veränderten Max Winklers Leben grundlegend. Trotz laufender Waffenstillstandsverhandlungen der Obersten Heeresleitung mit den Feinden wollte die deutsche Marineführung den längst verlorenen Krieg verlustreich verlängern. Doch als sie am 24. Oktober 1918 der Flotte befahl, eine Schlacht gegen die britische Flotte vor der niederländischen Küste zu provozieren, verweigerten Matrosen in Kiel und Wilhelmshaven den Gehorsam. Spontan bildeten sich dort und andernorts Arbeiter- und Soldatenräte.

    Nachdem Kaiser Wilhelm II. am 9. November unfreiwillig abgedankt hatte, übernahm am folgenden Tag der Rat der Volksbeauftragten in Berlin provisorisch die Regierungsmacht. Unter Vorsitz von Friedrich Ebert erwies sich das geschlossene Zweckbündnis zwischen seiner Mehrheitssozialdemokratischen Partei (MSPD) und ihrer Abspaltung, der konkurrierenden Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD), als kurzlebig.

    Während Philipp Scheidemann stellvertretend für die MSPD am 9. November 1918 in Berlin die „deutsche Republik anstelle der konstitutionellen Monarchie proklamierte, rief der Parteikommunist Karl Liebknecht am selben Tag die „freie sozialistische Republik aus.

    Zwar setzten sich beide sozialdemokratische Parteien im Rat der Volksbeauftragten gemeinsam für die Wahl einer verfassunggebenden Nationalversammlung ein, doch zogen sich die Delegierten der USPD bereits am 29. Dezember 1918 aus der Regierung zurück. Sie protestierten damit gegen die blutige Niederschlagung von radikalen Teilen der Arbeiter- und Soldatenbewegung in den sogenannten Weihnachtskämpfen. Ebert hatte die Truppen der Obersten Heeresleitung zu Hilfe geholt, um die Besetzung der Reichskanzlei und Geiselnahme des Parteigenossen Otto Wels durch die Volksmarinedivision zu beenden. Gegensätzliche Haltungen zum Umgang mit revolutionären Gruppen, die sich nicht mit dem sozialdemokratischen Ziel einer parlamentarischen Demokratie auf kapitalistischer Grundlage abfinden wollten, sondern ein sozialistisches Gesellschaftssystem nach dem Modell Sowjetrusslands anstrebten, trennten nicht nur MSPD und USPD. Sie mündeten auch in die Spaltung der USPD Ende 1920. Ein Teil trat der KPD, ein anderer Teil der nun statt MSPD SPD genannten Partei bei.

    Am Beginn der deutschen Revolution mit ungewissem Ausgang erschien am 16. November 1918 im Berliner Tageblatt des Mosse-Verlags ein Aufruf ihres Chefredakteurs Theodor Wolff (1886-1943), eine große demokratische Partei zu gründen,⁶⁶ die Deutsche Demokratische Partei (DDP), was vier Tage später geschah.⁶⁷

    Der Aufruf richtete sich an die bislang passiven Teile des Bürgertums, die mit dem von Arbeitern und Soldaten verwirklichten Sturz des Kaiserreichs sympathisierten, aber eine sozialistische Räterepublik ablehnten und den Kapitalismus bewahren wollten. Noch ohne über ein Parteiprogramm zu verfügen, standen zwei Ziele schon fest:

    „Der erste Grundsatz besagt, daß wir uns auf den Boden der republikanischen Staatsform stellen, sie bei den Wahlen vertreten und den neuen Staat gegen jede Reaktion verteidigen wollen, daß aber eine unter allen nötigen Garantien gewählte Nationalversammlung die Entscheidung über die Verfassung treffen muß. Der zweite Grundsatz besagt, daß wir die Freiheit nicht von der Ordnung, der Gesetzmäßigkeit und der politischen Gleichberechtigung aller Staatsangehörigen zu trennen vermögen, und daß wir jeden bolschewistischen, reaktionären oder sonstigen Terror bekämpfen (…)".⁶⁸

    Zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs zählten der Physiker Albert Einstein (1879-1955), der Verfassungsjurist und neu ernannte Staatssekretär des Innern, Hugo Preuß (1860-1925), die Frauenrechtlerin Minna Cauer (1841-1922), der Verleger des Berliner Tageblatts, Rudolf Mosse (1843-1920), der Bankier und ab 1923 amtierende Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht (1877-1970), der Glasfabrikant Otto Schott (1851-1935), der Berliner Redakteur der Frankfurter Zeitung, Max Wiessner (1885-1946), und der Chefredakteur des Berliner Börsen-Couriers, Emil Faktor.

    Hervorgegangen aus der Fortschrittlichen Volkspartei, schlossen sich der

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