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Das Garmaron-Partikel
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eBook331 Seiten4 Stunden

Das Garmaron-Partikel

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Über dieses E-Book

Wie weit würdest du gehen, um die Menschheit zu retten?

Seit tausenden von Jahren schützt das Clipeus Scutum das Reich der Menschen vor den finsteren Mächten der Istilaci.
Doch die uralte Maschine, die den mächtigen Schutzschild um den Planeten Orion 1 mit Energie versorgt, besitzt eine Schwachstelle, von der nur wenige Eingeweihte wissen. Sie benötigt Unmengen an Energie, um verlässlich zu funktionieren. Mutige Individuen aus dem Space Troopers Orden der Raven Templars durchstreifen daher das gesamte Universum, um geeignete Energiequellen zu finden und nach Orion 1 zurückzubringen. Doch nachdem der Kontakt zu immer mehr Space Troopers abgebrochen ist, fehlt seit kurzem auch jede Spur vom letzten noch verbliebenen Sucher. Und allmählich wird die Zeit knapp, da sich die noch vorhandene Energie des Clipeus Scutum langsam dem Ende neigt und die bösen Mächte der dunklen Thalni und der Istilaci nur darauf warten, in das Reich der Menschen einzufallen.

Unverhofft treibt das Schicksal derweil in einem anderen Winkel des Universums dem vom Leben gezeichneten Sicherheitsoffizier Lazarus Diamanti eine geheimnisvolle Reliquie in die Hände, die über die Zukunft des Universums entscheiden könnte. Nichtsahnend, welche Macht er in seinen Händen hält, lässt er sich auf das Abenteuer ein, das geheimnisvolle Kreuz nach Orion 1, der Heimatwelt der Raven Templars, zurückzubringen. Aber wird er es schaffen, den Planeten rechtzeitig zu erreichen und sich den Mächten, die ihr ganz eigenes Interesse am Erwerb der Reliquie haben, zu entziehen? Von seinem Erfolg hängt das Schicksal der Menschheit und des gesamten Universums ab.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum17. Sept. 2019
ISBN9783748284321
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    Buchvorschau

    Das Garmaron-Partikel - Christian Lentz

    Erster Teil

    System: Corona

    Planet: Korbinian Prime

    Kapitel 1 Der Überfall

    Damian de Gruyter konnte die Vibrationen des Motors unter seinem Sitz spüren. In seinem Bein pochte der Schmerz, den die Kugel, die er einem Scharfschützen der Separatisten zu verdanken hatte, verursachte. Sein Zug, das 24. Korbinianische Panzerregiment hatte die Zivilisten in der Makropole Epsylon 2 so lange es ging gegen die Invasoren verteidigt. Die Separatisten hatten sie kalt erwischt. Im Morgengrauen waren sie aus den umliegenden Wäldern geströmt und hatten die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes überrannt. Als sie bereits zwei Drittel der Stadt eingenommen hatten, stießen sie auf den ersten ernst zu nehmenden Wiederstand in Form von de Gruyters Panzerregiment.

    Wenige Minuten nachdem der Notruf auf ihrem Stützpunkt eingegangen war, hatte er sich mit zwei Panzern und 50 Infanteristen auf den Weg gemacht. Viel zu wenig, wie er nun konstatieren musste. Grimmig hielt er den Griffel in seiner rechten Hand, viel zu fest, bis dieser schließlich in zwei Teile brach. Einen zweiten Stift zur Hand nehmend, kritzelte er diese Erkenntnis in sein Tagebuch, das ihm später als Gedankenstütze für den Einsatzbericht dienen sollte.

    Er schloss das ledergebundene Büchlein, stand von seinem Platz auf der Sitzbank, die an der Wand des Panzers montiert war, auf und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht nach vorne in das Führerhaus des Panzers. Als er den eigentlich kurzen Weg halb hinter sich gebracht hatte, sah er das Gesicht des Schützen Okoronkwo über sich auftauchen.

    »Kontakt, Sir. Eine Geschützstellung in dem Säulengang auf zwei Uhr. Sieht aus, als hätten sie nicht mehr damit gerechnet, dass noch jemand hier ist.«

    De Gruyters Mund umspielte ein teuflisches Grinsen. »Leichte Beute. Wir nehmen mit, was wir kriegen können, bevor wir hier verschwinden. Laden sie den großen Hänsel!«

    Er hörte, wie die Ladevorrichtung über ihm aktiviert und ein Geschoss in die Kammer des Hauptgeschützes geladen wurde. »Geladen und Ziel anvisiert.«

    De Gruyter ließ sich widerwillig auf die Bank neben sich fallen, um von der gleich eintretenden Erschütterung nicht umgeworfen zu werden. Mit nur einem gesunden Bein würde er diesen Stoß sonst nicht ausbalancieren können. Dann schrie er laut auf: »Feuer!«

    Der Donner über ihm war ohrenbetäubend. Einen Wimpernschlag später meldete sich der Schütze erneut.

    »Wir haben sie erwischt. Keine Bewegung mehr«, bestätigte Okoronkwo seinem Kommandanten den gelungenen Abschuss.

    Es war bereits das 28. Projektil, das an diesem Tag sein Ziel fand. Der große Hänsel hatte heute Blutdurst, so viel war sicher. Jetzt, wo sie kaum noch Munition hatten und der Großteil der Zivilbevölkerung entweder tot oder bereits evakuiert war, würde er seinen Männern den Rückzug befehlen—jedenfalls denjenigen, die es bis hierhin geschafft hatten, am Leben zu bleiben. Die allermeisten seiner Infanteristen waren entweder aufgerieben oder tot. Zu groß war die Zahl an Feinden, denen sie sich gegenübersahen. Jeder Einzelne hatte tapfer gekämpft, seine Aufgabe erfüllt und dafür gesorgt, dass die Verluste unter der Zivilbevölkerung so gering wie möglich ausfielen.

    Vor etwa zwei Stunden war ihr Panzer an eine Kreuzung gekommen, an der eine Flüchtlingsfamilie offenbar auf Hilfe wartete. De Gruyter war mit seinem ersten Offizier ausgestiegen, um ihre Hilfe anzubieten und an neue Informationen zu gelangen. Als sie aber die Seitentüre des Panzers geöffnet und auf die Menschen zugegangen waren, eröffneten diese unvermittelt das Feuer. Die erste Salve aus den Gewehren der Feinde schnitt de Gruyters ersten Offizier Mason glatt in zwei Teile. Geistesgegenwärtig ließ sich de Gruyter nach hinten fallen, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten, griff in das Holster unter seiner Achsel und zog seine halbautomatische Pistole hervor. Noch im Fallen gab er zwei Schüsse ab, von denen einer die Frau von den Beinen holte, während der andere knapp neben dem Kopf des Mannes in die Wand hinter ihm einschlug.

    De Gruyter rollte sich herum, stand blitzschnell wieder auf den Beinen und rannte in die Deckung hinter dem Panzer, während er in der Laufbewegung den Mann mit drei weiteren Kugeln in den Torso fällte. Plötzlich hörte er einen einzelnen Schuss und spürte einen Moment später einen stechenden Schmerz in seinem linken Bein. Nur Sekunden später hörte er das laute, ratternde Geräusch des schweren Maschinengewehrs, das auf dem Turm des Panzers montiert war. »Scharfschütze auf dem Turm! Hab ihn erwischt.«

    Die weißen Zähne in dem sonst durch und durch schwarzen Gesicht des Schützen Okoronkwo blitzten de Gruyter vom Panzer entgegen.

    Als sein Bein notdürftig verbunden war, nahmen sie sich einen kurzen Moment, um den Verlust von Mason zu betrauern. Dann stiegen sie wieder in den Panzer zurück und fuhren weiter.

    Nun startete der Kommandant den zweiten Versuch, das Cockpit seines Fahrzeugs zu erreichen. Vorne angekommen fragte er den Fahrer, wie viel Treibstoff noch im Tank sei und ob sie damit die Luftkampfbasis Echo 7 erreichen würden.

    »Schwer zu sagen. Das sind rund 200 Kilometer Richtung Norden. Wenn wir es schaffen sollten, dann mit den letzten Tropfen.«

    »Nehmen Sie Kurs!«, befahl de Gruyter. Er hatte auf seiner Datentafel die Information erhalten, dass der Planet evakuiert wird und überall auf dem Planeten ähnliche Angriffe auf Imperiale Städte und Stützpunkte stattfanden.

    Der Befehlsstand gab die Order aus, dass sich alle Einheiten zum Rückzugspunkt der Echo-Basis begeben sollten, um sich dort zu sammeln und kontrolliert die Überlebenden auszufliegen. Der Gouverneur, der irgendwo in einem riesigen Kriegsschiff des Imperiums im Orbit saß, schien die Entscheidung getroffen zu haben, den gesamten Planeten mit Orbitalbomben anzugreifen und die Separatisten bis auf den letzten Mann auszulöschen.

    Das jedenfalls die offizielle Version. De Gruyter hatte aber im Laufe seiner Karriere beim Militär gelernt, Entscheidungen von obersten Befehlsstellen und Politikern stets kritisch zu hinterfragen.

    So oder so, viel Zeit blieb ihnen nicht mehr, bis der finale Angriff aus dem Orbit kam. Wenn erst einmal genug Einheiten vom Planeten geschafft und die Evakuierung der Bevölkerung ein akzeptables Maß erreicht hatte, würde der Rest als Kollateralschaden geopfert.

    »Geben sie Gas, Anderson«, mahnte der Kommandant seinen Fahrer zur Eile.

    Kapitel 2 Unstimmigkeiten

    Sie waren bereits einige Zeit unterwegs und die urbane Umgebung wich immer mehr einer kargen Wüstenlandschaft. De Gruyter sah aus dem kleinen Fenster an der Seite seines Panzers und sein Blick glitt nachdenklich über das unendliche Meer aus Sand.

    »Wieso bombardierte man einen ganzen Planeten bloß um ein paar Separatisten zu eliminieren?«

    Der Gedanke ging dem Kommandanten nicht mehr aus dem Kopf, er zwang sich aber, bisweilen nicht mehr darüber nachzudenken. Das Wichtigste war jetzt, sein Team von diesem totgeweihten Planeten runterzubringen. Für Nachforschungen, was hier tatsächlich vor sich ging, war dann immer noch Zeit. Er wendete seinen Blick von der kargen Wüstenlandschaft dort draußen ab und besah sich das, was von seiner Eingreiftruppe noch übrig war. Es war nicht viel. Gerade Mal dieser eine Panzer und die vier Männer, die ihm treu zur Seite standen und wie durch ein Wunder ebenfalls unverletzt oder nur, wie er, mit leichten Blessuren davongekommen waren. Schmerzhaft dachte er an den Moment, als sich das Blatt in diesem Konflikt zu ihren Ungunsten wendete.

    Sie besaßen scheinbar die Oberhand, als die Separatisten mit voller Härte aus dem Hinterhalt angriffen. Es war der Geistesgegenwart seines Fahrers Henrique Anderson zu verdanken, dass sie noch lebten. Mit einem riskanten Manöver scherte der Fahrer von de Gruyters Kommandopanzer aus der Phalanx aus und steuerte das Fahrzeug unter eine Brücke, wo sie vor dem schlimmsten Beschuss sicher waren. Die Infanteristen und der zweite Panzer wurden von den wie im Rausch heranstürmenden Angreifern niedergemäht. Irgendwer musste sie aufgerüstet haben, denn neben den einfachen Maschinen- und Lasergewehren konnte der Kommandant auch teures Kriegswerkzeug wie Raketenwerfer und sogar eine Plasmakanone ausmachen. Es roch nach Ozon als er hilflos mit ansehen musste, wie die grünen Energiekugeln seine schutzlosen Infanteristen zu Asche verbrannten. Er wollte Anderson für seine intuitive Entscheidung rügen, aber er sah ein, dass sie ebenfalls dem massierten Beschuss aus Raketen und Plasmasalven zum Opfer gefallen wären, hätte er sie nicht aus der Gefahrenzone gebracht.

    Der Schütze seines Panzers hieß Ezeqiel Okoronkwo. Seine rabenschwarze Haut zierten rituelle Narben, die er sich für jeden Abschuss selbst zufügte und damit seinen Feinden Ehre erwies. Er diente seit dem ersten Tag unter de Gruyter und hatte sich stets als treuer Verbündeter und verteufelt guter Schütze erwiesen. Die beiden weiteren, noch verbliebenen Mitglieder der Panzerbesatzung waren der Techniker Hank Knudsen, der gerade damit beschäftigt war, Kontakt zur Echo Basis herzustellen, sowie der Ladeschütze Killian Duksch. Dieser wollte sich mit dem Einsatz seine ersten Sporen verdienen und de Gruyter nahm ihn gerne in seine Panzertruppe auf. Der junge Mann mit dem geschorenen Schädel und den wachen blauen Augen arbeitete schnell und gewissenhaft, hatte eine rasche Auffassungsgabe und arbeitete sich geschwind in alle relevanten Systeme des Panzers ein. Okoronkwo und er bildeten schnell ein perfektes Team, bezüglich ihrer Hauptaufgabe, dem Laden und Abfeuern des Hauptgeschützes, anging.

    »Wie sieht’s aus Knudsen? Haben sie Kontakt?«

    »Kein Sterbenswörtchen, Sir. Unser Funkspruch geht durch, aber es meldet sich niemand am anderen Ende der Leitung.«

    »Nicht gut. Versuchen Sie es weiter. Anderson, wie lange noch?«

    »80 Kilometer. Das wird eine Punktlandung, was den Sprit angeht«, erklärte der Fahrer.

    Der Panzer ruckelte verlässlich über den Sand der Wüstenlandschaft. Links und rechts taten sich hohe kahle Berge auf, auf denen spärliche Vegetationen zu erkennen waren. Vereinzelte Bäume und Sträucher, ein wenig Gras. De Gruyter war froh, dass sie noch genug Vorräte hatten, um ohne Rationierungen auskommen und nach Wasser und Nahrung suchen zu müssen. Solange sie in dem Panzer saßen war alles in Ordnung. Er sah an seinem Bein hinunter und fragte sich, ob er diesen Planeten wohl mit zwei Beinen verlassen würde.

    Sein verwundetes Bein fühlte sich taub an. Dies empfand der Kommandant in diesem Moment jedoch als etwas positives, da er dadurch auch keine größeren Schmerzen verspürte. Erneut blickte er aus dem Fenster und versuchte angestrengt, die Lage um sie herum einzuschätzen. Plötzlich entdeckte er ein Objekt am Horizont, das sich schnell bewegte und auf sie zukam.

    »Was ist das da am Himmel, verdammt nochmal!«, schrie de Gruyter in Richtung Knudsen und spannte sich innerlich an, da er sich schon auf den Aufprall des Geschosses vorbereitete.

    Offenbar hatten sie begonnen, den Planeten aus dem Orbit heraus zu bombardieren. Als hätte Knudsen die Gedanken seines Kommandanten gehört, sagte er: »Sir, das ist weder ein Orbitalschlag noch ein Projektil einer Kanone oder dergleichen.«

    »Verdammt nochmal Knudsen, sehen sie doch hin. Das Ding kommt immer näher. Auf den Schirm und maximale Vergrößerung, schnell!«, befahl de Gruyter.

    Der taktische Bildschirm, der an der linken Innenwand des Panzers angebracht war und bislang wechselnde Ausschnitte der Landschaft wiedergab, die die Kameras von der Außenseite des Panzers aus aufnahmen, zeigte nun stark vergrößert das vermeintliche Projektil, das einen Flammenschweif hinter sich herzog und für einen Moment noch heller zu strahlen schien als die Sonne.

    »Das ist ein Sternenjäger. Skyjumper-Klasse. Sehen sie!«, gab Okoronkwo wieder, der als Erster die Sprache wiedergefunden hatte und nun auf die Signatur am Rumpf des Schiffs zeigte.

    »Roter Alarm, alle Waffen in Gefechtsbereitschaft!«, raunte de Gruyter seinen Trupp an.

    Er wurde erst wieder ruhiger als er auf dem taktischen Bildschirm sah, dass sich das Schiff nicht auf Angriffskurs auf seinen Panzer befand, sondern es, so zeigte es der Schirm, stark beschädigt war und abzustürzen drohte.

    »Behält es seinen derzeitigen Kurs bei, lässt sich der Radius des Auftpralls auf rund zwei Kilometer von unserer derzeitigen Position berechnen«, meldete Knudsen, der die Berechnungen des Computers seinem Trupp mitteilte.

    De Gruyter spürte, wie sich seine Anspannung langsam zu lösen begann.

    »Wechseln sie auf gelben Alarm. Halten sie das Objekt weiter im Visier, falls es doch noch seinen Kurs ändern sollte. Und halten sie unseren Kurs. Wir sehen zu, dass wir hier wegkommen.«

    Kapitel 3 Die Absturzstelle

    Anderson plagten Gewissensbisse. Seine ganze Familie kam bei einem Flugzeugabsturz auf seinem Heimatplaneten ums Leben und nachdem er den Ausschnitt des brennenden Jägers gesehen hatte und nun durch sein kleines Sichtfenster im Fahrerverschlag dabei zusehen musste, wie das stark beschädigte Fluggerät dem Boden entgegenraste, wurde ihm ganz schwer ums Herz.

    »Sir…«, begann er zu stammeln.

    »Was brennt ihnen auf der Seele, Junge?«, fragte de Gruyter mit nun gutväterlichem Klang in der Stimme.

    »Ich möchte vorschlagen, Sir, dass wir einen kurzen Schlenker zur Unfallstelle machen und uns vergewissern, ob vielleicht jemand unsere Hilfe braucht.«

    »Abgelehnt«, entgegnete de Gruyter kühl.

    »Ich bringe nicht meine gesamte Besatzung und meinen Panzer in Gefahr, nur um ein Wrack zu überprüfen. Reichen ihnen unsere Verluste noch nicht?«, fragte de Gruyter, während er gedankenverloren aus dem Sichtfenster schaute. Dort konnte er beobachten, wie die Skyjumper in diesem Moment auf den Boden aufschlug. Zu seiner Verwunderung geschah jedoch nichts weiter.

    »Sie ist nicht explodiert«, rief Anderson.

    »Merkwürdig. Vielleicht hatte sie schon zu viel Treibstoff verloren. Der Scanner hat vorhin angezeigt, dass das Schiff bereits vor dem Absturz ein fliegendes Wrack war«, erklärte Knudsen.

    Nun intervenierte auch Okoronkwo, der sich aus seinem Geschützsitz hinab in den Innenbereich des Panzers gleiten ließ.

    »Sir, ich möchte zu bedenken geben, dass es unsere Pflicht als Imperiale Soldaten ist, in Not geratenen Brüdern und Schwestern zu helfen.«

    »Pflicht…was verstehen sie davon? Die selben Leuten, die an unsere Pflicht appelliert und uns auf diesen Planeten geschickt haben, verheizen uns jetzt und geben uns, auf ihren fetten Ärschen sitzend, aus dem Orbit den Rest. Zum Wohle des Imperiums.«

    De Gruyter machte eine abwertende Geste. Einen Augenblick später hatte er es sich aber wohl anders überlegt.

    »Scheiß drauf…Scheiß auf das Imperium, scheiß auf alles. Meinetwegen, meine Herren, fahren wir zu dieser Absturzstelle. Aber eines sollen sie wissen: Ich bin für sie verantwortlich und jedes Mitglied dieser Panzerbesatzung wird es von diesem Planeten runterschaffem, ist das klar?«

    »Jawohl Sir!«, tönte es ihm wie aus einem Mund entgegen.

    Anderson holte alles aus der Maschine heraus, was er guten Gewissens verantworten konnte und schon bald erreichten sie die Absturzstelle. Der Raumjäger vom Typ Skyjumper war in einer Felsformation nahe einem kleinen Anstieg zu Boden gekommen. Der Rumpf war komplett aufgerissen, der hintere Teil der Skyjumper war, wohl bedingt durch den harten Aufprall, abgerissen und lag einige Meter weit weg.

    De Gruyter, Duksch und Okoronkwo verließen den Panzer, während Knudsen, der die Scanner und Geräte im Auge behielt, und Anderson im Fahrzeug blieben. Flankiert von Okoronkwo, der mit seinem automatischen schweren Lasergewehr die Umgebung nach potentiellen Zielen absuchte, die womöglich ebenfalls auf den Absturz aufmerksam geworden sind und Duksch, der eine Schrotflinte trug, ging de Gruyter schnurstracks auf das Cockpit des Jägers zu. Und tatsächlich wurde er fündig. Blutüberströmt sah er einen blonden, langhaarigen Mann im Pilotensitz hängen, der das Bewusstsein verloren zu haben schien, aber flach atmete.

    »Ein echtes Wunder. So einen Absturz überlebt man normalerweise nicht.«

    Sofort aktivierte er sein Funkgerät.

    »Knudsen, kommen sie hier raus und bringen sie ein Medikit und den Schweißbrenner mit.«

    Die Cockpithaube der Skyjumper ließ sich nicht einfach öffnen. Der Zugang zum Inneren dieses Schifftyps erfolgte über eine kleine Luke, die in der Mitte des Rumpfs angebracht war. Durch den Aufprall und den dadurch entstandenen Riss im Rumpf war die Luke aber so verklemmt, dass man sie mit bloßer Muskelkraft nicht einfach aufstemmen konnte.

    Okoronkwos Vorschlag, sich einen Zugang hineinzusprengen, wies de Gruyter mit strengem Blick zurück.

    »Erst wollen sie hier herfahren, um Menschen zu retten und jetzt wollen sie sie in die Luft sprengen. Mister Okoronkwo, entscheiden sie sich, wo ihre Prioritäten liegen.«

    Knudsen war erfahren im Umgang mit dem Schweißgerät und schon bald hatte er einen runden Zugang in die Außenhülle geschnitten, der so groß war, dass man bequem in das Innere des Schiffs klettern konnte. Der Techniker ging als Erster hinein, Duksch folgte ihm. Der Ladeschütze staunte nicht schlecht, als er sich das Innere des Schiffs genauer ansah.

    »Sir, der Pilot lebt. Aber hier drin ist noch etwas anderes.«

    Mit großer Kraftanstrengung wuchtete Duksch einen Stahlträger zur Seite und hatte nun freien Blick auf das, was er zuvor nur ansatzweise sehen konnte.

    »Ich weiß nicht wer der Kerl ist oder wo er hinwollte, aber er hat eine ganze Menge Feuerkraft hier an Bord.«

    »Was ist mit dem Piloten? Knudsen, können wir ihn bewegen und aus dem Ding rausholen? Ich möchte nicht allzu lange hier bleiben, also Beeilung«, erkundigte sich de Gruyter.

    Knudsen war gerade dabei, die Gurte des Pilotensitzes, an denen der verletzte Pilot hing, mit seinem Kampfmesser aufzuschneiden. Dabei kam er dem stark blutenden Kopf des langhaarigen Mannes für einen Augenblick ganz nah, der plötzlich und unerwartet die Augen aufriss und ihn aus stahlblauen Augen anstarrte.

    »Wo bin ich?«, stammelte der Unbekannte.

    »Sie sind in Sicherheit. Wie durch ein Wunder haben sie den Absturz ihres Schiffs überlebt. Wer sind sie, Sir? Und woher kommen sie?«, fragte Knudsen und die Güte und Freundlichkeit in seiner Stimme sorgten dafür, dass sich der unbekannte Pilot kurz zu entspannen schien.

    Er schloss die Augen, so als ob er sich zu fokussieren versuchte, öffnete sie kurz darauf wieder und sprach mit letzter Kraft: »Ich bin…Lazarus Diamanti…Sie sind vielleicht in Schwierigkeiten.«

    Dann sackte der Mann wieder in sich zusammen und verlor das Bewusstsein.

    Zweiter Teil

    System: Pleola

    Welt: Omega 7

    Kapitel 4 Die Makropolenwelt

    Wochen zuvor…

    Es war einer dieser Tage, an denen einen das Alltagsphlegma vollkommen in seinen festen Griff genommen hatte. Nach 10 Jahren bei den Sicherheitstruppen der Makropolenwelt Omega 7 wusste Offizier Lazarus Diamanti ganz genau was erals näachstes zu tun hatte.

    »Einen großen Becher Kaffee und die besten Pfannkuchen dieser Welt bitte«, rief er der Kellnerin zu, die ihn nach seiner Bestellung gefragt hatte. Es war ein dreckiges kleines Diner in einem der Randbezirke der Makropole. Diamanti war bereits seit sechs Uhr auf den Beinen und hatte sich seine Mittagspause redlich verdient.

    Die Serviererin kam wenig später mit einem Tablett zurück, auf dem heißer Kaffee und süßlich duftende Fladen appetitlich dampften und darauf warteten, verspeist zu werden.

    »Bitte sehr Sir, lassen sie es sich schmecken.«

    Mit dem Ansatz eines Lächelns bedankte sich Lazarus,, nahm einen ersten Schluck des heißen Getränks und spürte, wie der synthetisch hergestellte Wachmacher seine Wirkung auf den Organismus entfaltete. Gedankenverloren starrte er auf die schwarze Flüssigkeit in der Tasse vor sich und dachte nach.

    »Was für eine verdammte, ungerechte Welt.«

    Lazarus machte sich Gedanken über das, was um ihn herum geschah und wie sich das Leben auf diesem Planeten entwickelt und verändert hatte. Und worauf er dabei kam, gefiel ihm ganz und gar nicht. Die wenigen Superreichen dieser Makropole schotteten sich in ihren Türmen und gesicherten Bezirken im Zentrum der riesigen Stadt komplett ab, alle anderen mussten sehen, wo sie blieben. Aber war es früher wirklich so viel besser?

    Lazarus lebte schon immer auf Omega 7. Er war noch ein Kleinkind, als der Angriff der dunklen Thalni seinen Planeten völlig unvorbereitet traf und beinahe die Hälfte allen Lebens und mehr als 90 Prozent der Städte, Infrastruktur und Versorgungsmöglichkeiten vernichtet hatte. Inklusive seiner Eltern, Großeltern und seiner beiden Brüder. Da Omega 7 in einem Quadranten dieser Galaxis liegt, die eine strategische Bewandtnis für das Imperium besitzt, schickte das Imperiale Oberkommando seine stählerne Faust, die Krieger der Space Troopers, um den Planeten zurückzuerobern. Nach über einem Jahr des erbitterten Kampfes war der Planet zwar von seinen Besatzern befreit, jedoch existierte nicht mehr viel, worauf die Überlebenden ihre Gesellschaft neu aufbauen konnten.

    Der Kanzler der ansässigen Handelsgilde, ein machtbesessener, herrischer Greis, ergriff die Gelegenheit und verkündete, eine neue, den Umständen angepasste Stadt errichten zu wollen, in der jeder willkommen sein würde, der etwas für die Gesellschaft beizutragen hatte. Nach Jahren des Aufbaus entstand so die Makropole »Elysis«, die auf eine Art und Weise konstruiert wurde, die sie gegen alle feindseligen Bedingungen, seien es natürliche oder von Feindeshand geschürte Einflüsse, schützen sollte. Eine dicke Stahl-Armaplast-Legierung, die mehrere Meter dick und wie eine riesige Kuppel über das Stadtgebiet gestülpt war, sollte selbst einem Bombardement aus dem Orbit standhalten.

    So weit so gut, jedoch geschah das was immer passiert, wenn viele Menschen auf engstem Raum unter einer Käseglocke eingeschlossen werden. Es kam zu Neid und Missgunst innerhalb der Bevölkerung. Die die wenig hatten, wollten mehr, die die viel hatten, wollten nichts von ihrem Besitz abgeben. Wo normale Sicherheitskräfte in einer solchen Situation überfordert gewesen wären, war die Einheit, bei der auch Lazarus seinen Dienst tat, die letzte Instanz, um noch ein Mindestmaß an Recht und Ordnung aufrecht zu halten.

    »Diese Stadt kotzt mich an«, raunte Lazarus in Richtung seines Kaffees, bevor er anfing, die Pfannkuchen Bissen für Bissen zu vertilgen. Sie schmeckten herrlich warm und süß und lenkten ihn ein wenig von seinen finsteren Gedanken ab. Als er aufgegessen und seinen Kaffee ausgetrunken hatte, zahlte er bei der Bedienung und ließ ein gutes Trinkgeld springen.

    »Danke Sir, beehren sie uns bald wieder«, freute sich die dralle Frau, die laut ihres Namensschildes Betty-Clare gerufen wurde.

    Als er das Diner verließ, rannte an ihm eine Gruppe Skanks vorbei, die einen Mann in Anzug und mit Aktentasche verfolgten. Skanks, das war der mieseste Abschaum, den man in dieser Stadt finden konnte.

    Viele Menschen aus Elysis gerieten unverschuldet und durch die korrupten Machenschaften der Obrigkeit und der Unternehmen, die den Großteil der erwirtschafteten Gewinne für sich behielten, in Armut und mussten irgendwie sehen, wie sie an ein paar Credits für ihr Überleben kamen. Aber diese Skanks waren nichts dergleichen. Sie hatte nie versucht, auf ehrlichem Wege an Arbeit oder Credits zu kommen. Sie stahlen, mordeten und taten alles, was ihrem Begriff von Freiheit entsprach, ohne sich um die Regeln und Gesetze zu scheren. Diamanti freute sich stets darüber, wenn sich ihre Wege kreuzten. Umso schöner war es, dass er seit der neuesten Verfügung des Gouverneurs befugt war, alles ihm richtig und notwendig erscheinende zu tun, um das Skanks-Problem zu lösen. Im Eilverfahren wurde besagte Verfügung in Kraft gesetzt, nachdem sich vor einigen Jahren mehrere Skank-Gruppen zusammengetan, den Palast des Gouverneurs gestürmt und es fast bis zu seinen Privatgemächern geschafft hatten. In der Folge überzeugte der Gouverneur den Senat davon, die Sicherheitstruppen der Stadt massiv aufzurüsten und mit entsprechenden Befugnissen auszustatten, die sie in die Lage versetzen sollte, das Problem offensiv anzugehen.

    »Ein Geschwür kannst du nicht nur durch Gebete zum Imperator beseitigen. Du musst es rausschneiden. Und wir werden es rausschneiden!«, hatte er damals öffentlich verkündet und der Bevölkerung versprochen, die innere Sicherheit in seiner Makropole wieder herzustellen. »Mit allem, was hierfür notwendig ist«, hatte er als bedeutungsschwere Zusatzbemerkung hinterhergeschickt.

    Lazarus konnte den Gouverneur nicht leiden. Mit seiner Meinung hinsichtlich der Skanks hatte er jedoch recht. Zu oft schon musste er sich wegen angeblich unlauterer

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