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Apple Junkies: Was die Anderen nicht verstehen wollen
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eBook237 Seiten3 Stunden

Apple Junkies: Was die Anderen nicht verstehen wollen

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Über dieses E-Book

Dieses Buch beschreibt die persönliche Reise von Chris, angefangen bei seinen ersten Berührungen mit der Computertechnologie außerhalb der Apple-Welt und führt über seine ersten Erlebnisse mit Apple zu den Momenten, die ihn Schritt für Schritt zu einem wahren Apple-Junkie werden ließen. Im Zentrum steht die persönliche Sicht eines Verbrauchers, der sich selbst die Frage stellt, was das wahre Erfolgsgeheimnis von Apple ist, warum es zu einem der populärsten Unternehmen unserer Zeit wurde und weshalb die Apple-Konkurrenz immer nur hinterherläuft. Entlang ausgewählter Produkte beschreibt der Autor, wie Apple es schafft, dieses magische Gefühl zu kreieren, wenn der Nutzer ein Apple-Produkt sieht, fühlt und erlebt. Der Autor zeigt jedoch auch bestehende Sichtweisen eingefleischter Apple-Gegner auf und beleuchtet Irrwege des Unternehmens. Er stellt sich in diesem Zusammenhang dem wohl schwerwiegendsten Vorwurf, wonach Apple keine Innovationen mehr bringe. Dabei macht er deutlich, welche unternehmerischen Voraussetzungen, aber auch persönlichen Überzeugungen von Entscheidern wahre Innovationen bedingen. Schließlich wagt der Autor einen Blick in Apples Zukunft unter der Leitung von Tim Cook und skizziert unter Einsatz seiner iGlaskugel, wohin die technische Entwicklung einzelner Produkte gehen wird.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Mai 2021
ISBN9783347215849
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    Buchvorschau

    Apple Junkies - Christian Caracas

    Gestatten - der Apple-Junkie

    Wer ist eigentlich dieser Mensch, der den Leser auf diesen Weg mitnehmen möchte? Nun ja, im Grunde ein ganz normaler Kerl, der eine angeborene kindliche Freude an Technik und den kritischen Blick fürs Detail hat. Zumindest was die Technik betrifft, dürfte man zunächst überrascht sein, denn er hat weder Informatik noch Ingenieurwesen oder sonst einen technischen Beruf erlernt. Auch haben weder sein Vater noch seine Mutter oder seine Schwester etwas Erwähnenswertes mit Technik am Hut. Er ist im Prinzip ein normaler Verbraucher und wurde im Laufe seiner Kindheit bis hin zum heutigen Tage von unterschiedlichster Technik begleitet und geprägt. Er will alle an dieser Reise durch sein eigenes Universum teilhaben lassen und über Orte berichten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, − ok, das klingt jetzt eher nach dem Intro von Raumschiff Enterprise, also zurück zu Chris und seiner Reise. Doch bevor die Reise beginnt, ist es wichtig, noch einige weitere Details zu seiner Person und seinem Werdegang zu erfahren, um ein besseres Gefühl und vielleicht auch ein tieferes Verständnis für seine Ansichten, Wertungen und Urteile zu erhalten.

    Chris wurde am 1978 in einer kleineren Stadt in Rumänien geboren. Im Alter von sechs Jahren kam er 1984 in Begleitung seiner zweieinhalb Jahre älteren Schwester Andrea und seiner Oma mit dem Zug nach München, wo er am Münchener Hauptbahnhof von seinen Eltern empfangen wurde, die ein Jahr zuvor vor dem Diktaturregime Rumäniens geflüchtet waren. Nach dem Abschluss der vierten Grundschulklasse trat Christian in das Gymnasium ein und erlangte im Alter von knapp 19 Jahren die Allgemeine Hochschulreife (Abitur), obwohl ihm von seiner Grundschullehrerin eigentlich die Hauptschule nahegelegt worden war. Nicht deshalb, weil er etwa die erforderliche Übertrittsnote nicht erreicht hatte, sondern einfach deshalb, weil alle anderen Schüler dieser Klasse mit Ausnahme einer weiteren Schülerin allesamt die Hauptschule besuchen würden. Heute ist er nur allzu froh, dass seine Eltern dem fachkundigen Urteil der Grundschullehrerin nicht gefolgt sind. Schon aufgrund dieser Erfahrung lernte er, Ansichten anderer zu hinterfragen und nicht einfach als Dogma hinzunehmen.

    Bereits mit zwölf Jahren interessierte er sich für den Kampfsport. Insbesondere die artistisch anmutenden Fußtritte, die er aus den Filmen „Bloodsport und „Karate Tiger kannte, hatten es ihm angetan. So sollte es nicht mehr lange dauern, bis er beschloss, sich in einem Taekwondo-Verein anzumelden. Diese aus Korea stammende Kampfsportart besteht in der Praxis zu über 90 Prozent aus Fußtechniken, was seine Wahl erklärt. Schnell stellte sich sein Talent heraus, sodass er nach kurzer Zeit in die Taekwondo-Wettkampf-mannschaft des Vereins geholt wurde, um im Alter von 15 Jahren seinen ersten Vollkontakt-Wettkampf in der Gewichtsklasse von bis zu 50 Kilogramm zu bestreiten und mit einem Knockout zu gewinnen. Hierauf folgte eine Reihe weiterer erfolgreicher Wettkämpfe, die oft zu seinen Gunsten und mit einem K.O. endeten, wofür er − so sahen es jedenfalls die inoffiziellen Vereinsinterna vor − als Belohnung zu einer Pizza beim örtlichen Italiener von seinem Trainer eingeladen wurde. Gestärkt durch viele, viele Pizzen, gewann er im Jahr 1996 die Deutsche Meisterschaft und wurde in den Nationalkader der Deutschen-Taekwondo-Union aufgenommen. Es folgten zahlreiche, auch internationale Wettkämpfe, die wiederum mit einem hohen Zeitaufwand und vielen Reisen verbunden waren. Er übernahm zusätzlich auch die Verantwortung für die Jugend und wurde Trainer der Kinderkampfmannschaft. Diese intensive Lebensphase endete zeitgleich mit seinem Abitur, obwohl er eigentlich eine weitaus längere Wettkampfkarriere geplant hatte − wäre ihm da nicht diese lästige, als Meniskusdegeneration diagnostizierte Knieverletzung in die Quere gekommen. Nichtsdestotrotz waren diese Jahre unbeschreiblich wichtig für ihn, denn sie haben seine Persönlichkeit geformt und eine Einstellung zu Menschen und Zielen nachhaltig geprägt. Er lernte, sich gegenüber vermeintlich Stärkere und Größere durchzusetzen und erkannte, wie viele der Ziele, die man erreichen möchte, einfach nur von einem selbst und seiner eigenen Einstellung abhängen. Er verstand, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen und in den meisten Fällen weder wesentlich stärker noch klüger sind als er selbst und dennoch meinen, vieles besser zu wissen und einem ihre goldenen Regeln des Lebens aufzwängen zu müssen.

    Aber vor allem lernte er Eines: dass Hindernisse, Einschränkungen und Grenzen, die von anderen mit noch so großer Überzeugung vorgetragen oder gar vorgelebt werden, in den allermeisten Fällen nicht wirklich existent sind, sondern durch diese Personen, deren eigene innere Grenzen und eigene Interessen erst erschaffen werden. Deshalb tat Christian sehr gut daran, intuitiv nicht so viel darauf zu geben, als ihm sein Großonkel im Alter von sieben Jahren voller Inbrunst mitteilte, dass er als Flüchtlingskind in Deutschland bestenfalls Friseur werden könne. Obwohl seiner Ansicht nach absolut nichts gegen das Berufsbild des Friseurs einzuwenden ist, immatrikulierte er sich nach dem Abitur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und begann mit dem Studium der Rechtswissenschaften, welches er sich durch zahlreiche Werkstudenten-Jobs in Banken und Versicherungen finanzieren musste. Die Entscheidung zugunsten der Rechtswissenschaft fiel ihm allerdings nicht leicht, denn es war nicht die Liebe auf den ersten Blick. Zwar hatte er in der zwölften und dreizehnten Klasse des Gymnasiums den Leistungskurs Wirtschaft und Recht belegt. Jedoch hatte er als weiteren Leistungskurs das Fach Physik ausgewählt, was ihm — trotz eher mäßiger Noten — sehr viel Spaß bereitete. Physik und Technik waren zu dieser Zeit etwas, womit er mehr anfangen konnte als mit dem Recht. Deshalb spielte er zunächst mit dem Gedanken, Informatik oder Ingenieurwissenschaften zu studieren. Das Problem war nur, dass beide Studiengänge ein Grundstudium der Mathematik voraussetzten und er sich nicht in der Lage sah, dieses zu bewältigen. Nach zielorientierter Beratung durch seinen Vater fiel die Entscheidung dann doch auf die Rechtswissenschaften. Schließlich hatte er im Leistungskurs Wirtschaft und Recht gute Noten gehabt und konnte bei diesem Studiengang ohne besondere Vorkenntnisse ganz von vorn beginnen. Eine nicht unerhebliche Rolle bei seinem Entschluss spielten die von seinem Vater blumig skizzierten beruflichen Perspektiven, die einen Rechtsanwalt erwarteten. Dazu zählten unter anderem abwechslungsreiche und herausfordernde Tätigkeiten sowie die sagenumwobenen Verdienstmöglichkeiten, aber auch das hohe gesellschaftliche Ansehen. Es war alles in allem eine Entscheidung des Kopfes und keine Entscheidung des Herzens, was sich im weiteren Verlauf des Studiums jedoch radikal ändern sollte.

    Auf den Abschluss des ersten juristischen Staatsexamens folgte das zweijährige Rechtsreferendariat beim Oberlandesgericht München, welches mit dem zweiten juristischen Staatsexamen endete. Unmittelbar danach ließ er sich als selbstständiger Rechtsanwalt in München nieder, wo er eine Einzelkanzlei gründete. Als Anwalt bot sich ihm damit die Möglichkeit, viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichsten Ansichten, Problemen und Zielen kennenzulernen. Auch hier musste er schnell feststellen, wie stark Menschen in ihren eigenen Ansichten und Denkweisen selbst gefangen und teilweise gar nicht mehr in Lage und willens sind, etwas außerhalb ihres geistigen Zwangskorsetts zu akzeptieren. Es offenbarte sich ihm eine wichtige Erkenntnis: Viele Menschen sind nicht in der Lage, zwischen Wahrheit (seien es nun Tatsachen oder anerkannte Grundsätze rechtlicher Natur) und Interesse zu trennen. Sie setzen Realität und Interessen bewusst oder unbewusst in ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis und vermengen beides — oft mit fatalen Folgen für sich und ihre Umwelt. In dieser Etappe seines Lebens hatte eine weitere Dimension für ihn eine essentielle Bedeutung erlangt, nämlich die Zeit. Er fing an, ihren Wert zu erkennen und bisherige Handlungsweisen und Ziele vor dieser neuen kostbaren Währung zu hinterfragen.

    Neben seiner Tätigkeit als freiberuflicher Rechtsanwalt promovierte er im Bereich des Wirtschaftsstrafrechts. Besonders stolz ist er auf den Umstand, dass seine gesamte Dissertation auf seinem MacBook Air entstanden ist. Sein MacBook Air hatte ihm stets sehr gute Dienste erwiesen und auch niemals versagt, wenn es darauf ankam. Heute arbeitet er — wie in den meisten großen Unternehmen in Deutschland üblich — mit einem Windows-System, was ihm regelmäßig die Nerven raubt. Vielleicht ist das sogar der Grund für seine grauen Schläfen, aber gut, das würde an dieser Stelle zu weit führen.

    Nebenberuflich betätigt er sich als Hochschuldozent für unterschiedliche Rechtsgebiete, hält Vorträge und nimmt durch Veröffentlichungen juristischer Aufsätze in Fachzeitschriften regelmäßig am wissenschaftlichen Diskurs teil. Gerade die Veröffentlichung wissenschaftlicher Beiträge hat für ihn persönlich einen besonders hohen Stellenwert. Er sieht darin nicht nur den verlockenden Reiz, sich mit den Besten auf diesem Gebiet zu messen. Es ist das Mittel und eine der wenigen Gelegenheiten, im Alltag seine Gedanken nahezu frei von Vorgaben, Einschränkungen und Konventionen äußern zu können. Es ist nicht weniger als die seltene Möglichkeit, selbst der Maßstab zu sein. Seine freiberufliche Anwaltstätigkeit hat er dennoch nicht an den Nagel gehängt und nimmt, je nach zeitlicher Verfügbarkeit, weterhin Mandate an, sofern diese ihm lukrativ und zugleich herausfordernd genug erscheinen.

    Chris ist seit 2012 mit seiner Frau Jackie verheiratet, die er im Jahr 2003 beim Salsa-Tanzen in einem Münchener Tanzlokal Namens „Cohibar" kennengelernt hat. Im September 2013 bekamen sie eine gemeinsame Tochter namens Jasmin. 2018 kam dann der Thronfolger Christian Jr. zur Welt. Beide Kinder wachsen zweisprachig auf. Jackie und Chris hielten es für das Beste, wenn jeder in der Sprache mit den Kindern kommuniziert, die sie jeweils am besten beherrschen. Bei Christian ist es Deutsch und bei Jackie ist es Spanisch, was nicht verwundert, da sie in Peru geboren wurde und dort aufgewachsen ist. Alles in allem ist Christian also ein solider Familienmensch mit einem soliden konservativen Beruf, der in seiner Freizeit gerne längere Ausflüge mit seinem E-Bike unternimmt.

    Klingt alles nicht gerade nach einer Person, die aufgrund ihres Werdegangs zur Philosophie von Apple fundiertes Verständnis mitbringt und ein Herz für Rebellen hat, die bereit sind, eine Delle ins Universum zu schlagen, oder doch?

    Die Zeit vor dem Apple-Bewusstsein

    Es gab eine Zeit, in der war Apple für Chris nicht präsent. Das hatte unterschiedliche Gründe. Hauptsächlich lag es aber an seinem Alter, da er zu dieser Zeit nichts über Apple Computer wusste. Als er seinen ersten Computer bekam, war er zehn Jahre alt. Es war ein gebrauchter Commodore 64 (C64), den seine Eltern ihren Bekannten abgekauft hatten, nachdem er ihnen immer wieder mit dem Wunsch nach einem Computer in den Ohren gelegen hatte. Der C64 sah nicht besonders ästhetisch aus, aber das spielte damals auch nur eine untergeordnete Rolle. Trotzdem fand er seinen ersten Heimcomputer schön und er erfreute sich täglich an seinem Anblick. Es war der erste Computer, den er überhaupt je gesehen hatte und auch noch anfassen durfte. Der C64 war nicht mit einem Monitor ausgestattet, sondern musste im Wohnzimmer am Familienfernseher (immerhin ein Farbfernseher) angeschlossen werden. Zwar war auch ein Diskettenlaufwerk, das sog. floppy disc drive, im Lieferumfang enthalten.

    Dieses Ungetüm half ihm jedoch nicht weiter, da er keine brauchbaren Disketten hatte und noch nicht genau wusste, wie er an sinnvolle Software herankommen sollte. Gott sei Dank gab es da noch eine weitaus verbreitetere Alternative, die für Abhilfe sorgen konnte. Als kostengünstigste Datenträger wurden damals üblicherweise Tonkassetten, die sog. Datasetten, verwendet. Das mag aus heutiger Sicht etwas befremdlich wirken, hatte aber seinen Reiz in der Praktikabilität. Chris musste seine Eltern erst einmal überreden, ihm ein passendes Commodore-Kassettenlaufwerk zu kaufen, denn ohne dieses Ding lief auf dem C64 nicht viel, und vor allem liefen keine Spiele. Seine Neugier und sein Wunsch, etwas über das Betriebssystem des Computers und dessen Bedienung zu erfahren, wurden relativ rasch in den Hintergrund gedrängt angesichts der Verlockungen, die von unzähligen Computerspielen ausgingen, die nur darauf warteten, entdeckt und ausprobiert zu werden. Die hierfür nötigen Eingaben in die blaue Eingabemaske der BASIC-Oberfläche hatte Chris dank einer kurzen Einführung durch seinen damaligen Kumpel, der selbst bereits länger im Besitz eines C64 war, schnell erlernt. Woher er die Spiele hatte? Selbstverständlich hatte sein Kumpel ihm die Spiele ganz ohne Gegenleistung und freiwillig als kostenlose Kopie zur Verfügung gestellt — wohl auch deshalb, weil dieser wiederum selbst auf dieselbe Weise in den Besitz dieser Spiele gelangt war. Damals war die Welt ohnehin noch in Ordnung — keine Abmahnwellen, kein Digital-Rights-Management und selbstverständlich auch kein lukratives Einkommen als Spiele-App-Entwickler. Stattdessen gab es Spiele, die man sich grafisch nicht schöner hätte vorstellen können. Man denke da nur an California Games oder International Karate. Früher oder später musste die Erkenntnis kommen. Dieser Computer wurde ausschließlich als Spielecomputer verwendet.

    Schon bald musste etwas anderes her; etwas, womit er mehr machen konnte, als nur Spiele zu konsumieren. Sein Drang, mehr über Computer zu erfahren und zu verstehen, wie man Computer sinnvoll für sich einsetzen kann, war stärker denn je. Und so kam es, wie es kommen musste. Seine Eltern kauften ihm einen nagelneuen Commodore Amiga 500 mit zugehörigem Farbmonitor und einer Maus. Ein Joystick kam etwas später hinzu … Es war Liebe auf den ersten Blick. Es war neu für ihn, denn zum ersten Mal, hatte er so etwas wie Zuneigung zu einem Computer verspürt. Er liebte seinen Amiga abgöttisch. Für ihn war der Amiga männlich, auch wenn Amiga auf Spanisch übersetzt „Freundin" heißt. Er liebte die Farbe, er liebte die windschnittige Form und er liebte sogar den Geruch seines Amiga. Er musste Tag und Nacht an ihn denken, wenn er draußen mit seinen Freunden spielte oder in der Schule war. Er konnte es kaum erwarten, schnell nach Hause zu kommen, um seinen geliebten Gefährten sehen, einschalten und benutzen zu können.

    Es ist schwer, seine Zuneigung zu beschreiben, aber sie war da, sie war echt und sie war intensiv. Wehe, wenn auch nur der kleinste Schmutz oder gar der Hauch eines Kratzers darauf zu sehen war! Allein der Gedanke tat ihm in der Seele weh und er hatte immer ein Tuch parat, um die Makellosigkeit sofort wiederherzustellen. Sein Amiga war nicht nur sein neues Baby, er war das Tor zu einer völlig neuen Welt, in die er eintauchte. Es war das erste Mal, dass er eine Maus benutzte, was sich nach wenigen Minuten so vertraut anfühlte, als ob er ein Leben lang nie etwas anderes gemacht hatte. Überhaupt war es das erste Mal, dass er es mit einem Betriebssystem auf Basis einer grafischen mehrfarbigen Bedienoberfläche zu tun hatte, deren Fenster und Piktogramme über die Maus angesteuert werden mussten. Und ja, der Amiga konnte bereits damals Multitasking. Chris genoss die neue und zugleich intuitive Bedienbarkeit ohne Befehle, Zahlenreihen und kryptische Antworten, auch wenn die Auflösung und Detailliebe der Symbole bereits damals noch Luft nach oben hatten. Das Betriebssystem fand insgesamt auf zwei Disketten namens „Kickstart und „Workbench Platz. Überhaupt wirkte das neue Format der 3,5"-Disketten sehr robust, hochwertig und modern auf ihn, ebenso wie das entsprechende, auf der rechten Seite des Amigas integrierte Diskettenlaufwerk, das die vollständige Aufnahme der Diskette mit einem satten Einrast-Klicken bestätigte. Auch das nach heutigen Maßstäben extrem laute Rattern des Diskettenlaufwerks während des Lese-/Schreibvorgangs war damals Musik in seinen Ohren und ein beruhigendes Zeichen dafür, dass gerade etwas voranging.

    Besonders hatte es ihm damals das Zeichenprogramm Deluxe Paint angetan, mit dem man schier Unvorstellbares kreieren und seiner künstlerischen Ader ungezügelt freien Lauf lassen konnte. Insbesondere die beweglichen Farbverläufe, die beispielsweise eine Wasserfallanimation hervorbringen konnten, hatten ihn gefesselt. Die Verknüpfung von Technik und Kunst war für ihn erstmals greifbar geworden. Er saß gemeinsam mit seinem Vater unzählige Stunden vor dem Monitor, oft bis in die späte Nacht hinein, und probierte alle möglichen Ideen und Kreationen aus. Damit war nicht nur der Samen für die Faszination am Schönen gesät. Es war viel mehr als das. Es war das besondere Gefühl einer sonderbaren persönlichen Intimität, die er immer dann verspürte, wenn er seinen Amiga einsetzte, um etwas Schönes zu erschaffen.

    Der Vater hatte ebenfalls sichtlich große Freude an der Passion seines Sohnes im Umgang mit dem Amiga, und es war auch kein Problem, dass in wenigen Stunden ein neuer Schultag auf ihn wartete. Chris freute sich ohnehin auf die Schule, denn dort konnte er sich mit seinen Mitschülern nach Herzenslust über seine Leidenschaft austauschen. Apropos austauschen − untereinander getauscht wurden dort fast täglich die neuesten Spiele. Die handlichen 3,5"-Disketten wurden dabei hin und hergereicht, oft unter Androhung ernster Konsequenzen für den Fall, dass der Inhalt versehentlich gelöscht würde. Es war der Ort, an dem man wichtige Informationen darüber erhielt, mit welchen Kniffen man es in diesem und jenem Spiel in das nächste Level schafft oder wer gar ein Spiel bis zu Ende hatte durchspielen können. Es kam letzten Endes, wie es kommen musste: Auch sein Amiga wurde überwiegend als Spielecomputer missbraucht. Wie hätte er sich denn auch den Verlockungen immer neuer und zunehmend grafisch aufwendigerer Spiele entziehen können? Ebenso wenig waren damals die unzähligen Nachmittage und Wochenenden wegzudenken, die er gemeinsam mit seinen Schulkameraden und Freunden in stundenlangen Spielesessions verbrachte. Ebenso kaum wegzudenken war die monatlich erscheinende Spiele-Fachzeitschrift namens Amiga Joker. Mit dieser Pflichtlektüre hielt er sich über die neuesten Spiele, aber auch über sonstige Software auf dem Laufenden.

    Chris interessierte sich nicht nur für Spiele und sonstige Software. Er war stets auch an der Hardware interessiert. Sein Klassenkamerad und Freund Andi besaß beispielsweise ein besonderes Accessoire für seinen Amiga. Es war ein TV-Tuner, der an den Monitor des Amiga angeschlossen werden konnte. Mit diesem TV-Tuner konnte man sich die üblichen Fernsehprogramme, die man wahlweise über die eingebaute Antenne oder über das Antennenkabel empfangen konnte, in Farbe auf dem Monitor ansehen. Dies war zu der damaligen Zeit etwas ganz Besonderes,

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