Laws of UX: 10 praktische Grundprinzipien für intuitives, menschenzentriertes UX-Design
Von Jon Yablonski und Isolde Kommer
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Über dieses E-Book
- Die wertvollsten psychologischen Grundprinzipien für UX-Designer
- Hilfreiche Prognosemodelle einfach und an Beispielen erklärt
- inkl. einer Rahmenstruktur für die Anwendung im Arbeitsalltag
Jon Yablonski erklärt in diesem Buch, wie UX-Designer*innen Grundprinzipien aus der Psychologie nutzen können, um eine bessere User Experience zu generieren. Anstatt Benutzer*innen zu zwingen, sich an das Design eines Produkts (z. B. App) anzupassen, hilft dieser praktische Leitfaden dabei, das Design danach auszurichten, wie Benutzer*innen sich verhalten und mit digitalen Schnittstellen interagieren, um ihre Nutzung einfacher und angenehmer zu gestalten.
Dabei greift der Autor auf bekannte Regeln und Prinzipien aus der psychologischen Forschung zurück und überträgt sie in die UX-Design-Welt. So sprechen wir beispielsweise einer App mit schönem Design mehr Kompetenz zu und verzeihen ihr eher Fehler, oder erwarten von einem Onlineshop, dass der Kaufprozess so funktionieren, wie wir es von anderen Shops gewohnt sind. Außerdem können wir eine große Menge an Informationen besser speichern und verarbeiten, wenn sie in Chunks gegliedert sind, weshalb etwa Texte, die mithilfe von Überschriften und Absätzen gegliedert sind, eine höhere UX generieren als ein langer Fließtext, der die User überfordert.
Nachdem der Autor die verschiedenen Prinzipien erklärt und an anschaulichen, einfach nachzuvollziehenden Beispielen demonstriert hat, zeigt er, wie man diese Prinzipien praktisch für die eigene Arbeit und im Team nutzen kann. Zusätzlich geht er auch auf die ethischen Komponenten ein (Beispiele: Endlos-Scrollen, Like-Button).
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Buchvorschau
Laws of UX - Jon Yablonski
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Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – Jakobs Gesetz
Nutzer verbringen die meiste Zeit auf anderen Websites und wünschen sich, dass Ihre Website genauso funktioniert wie alle anderen Websites, die sie bereits kennen.
Wichtige Erkenntnisse
Nutzer übertragen ihre Erfahrungen mit einem vertrauten Produkt als Erwartungen auf ein anderes, ähnlich erscheinendes Produkt.
Wenn wir auf vorhandene mentale Modelle aufbauen, können wir eine bessere User Experience schaffen: Die Anwender können sich auf ihre Aufgaben konzentrieren, statt neue Modelle erlernen zu müssen.
Räumen Sie bei Veränderungen Unstimmigkeiten weitestmöglich aus dem Weg, indem Sie den Benutzern die Möglichkeit geben, für eine begrenzte Zeit weiterhin eine vertraute Version einzusetzen.
Überblick
Vertrautheit ist außerordentlich wertvoll. Durch Vertrautheit erkennen wir bei der Interaktion mit einem digitalen Produkt oder einer digitalen Dienstleistung sofort, wie diese zu nutzen ist – von der Navigation über die Suche nach Inhalten bis hin zur notwendigen kognitiven Verarbeitung des Layouts und der visuellen Elemente auf der Seite. In Summe sorgt die eingesparte mentale Anstrengung für eine geringere kognitive Belastung. Mit anderen Worten: Je weniger intellektuelle Energie die Nutzer zum Erlernen einer Schnittstelle aufbringen müssen, desto besser können sie sich ihren eigentlichen Zielen widmen. Und je leichter wir es ihnen machen, ihre Ziele zu erreichen, desto wahrscheinlicher wird der Erfolg.
Als Designer wollen wir sicherstellen, dass die Nutzer bei der Verwendung unserer Schnittstellen ihre Ziele erfolgreich erreichen. Dazu reduzieren wir die Reibungsverluste auf ein Minimum. Reibung muss allerdings nicht immer schlecht sein – manchmal ist sie sogar notwendig. Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, überflüssige oder sinnlose Reibung zu verringern oder zu vermeiden, dann sollten wir sie auch nutzen. So bietet es sich an, in strategischen Bereichen wie Seitenstruktur, Navigation und Platzierung erwartbarer Elemente – zum Beispiel der Suche – auf gängige Entwurfsmuster und Konventionen zu setzen. So stellen wir sicher, dass die Anwender sofort produktiv werden können, statt erst die Funktionsweise einer Website oder App erlernen zu müssen. In diesem Kapitel sehen wir uns anhand einiger Beispiele an, wie sich dieses Gestaltungsprinzip umsetzen lässt – doch zunächst wollen wir uns mit seinem Ursprung befassen.
Ursprung
Jakobs Gesetz (auch bekannt als »Jakob’s Law of the Internet User Experience«) wurde im Jahr 2000 vom Usability-Experten Jakob Nielsen vorgestellt. Er beschrieb darin die Tendenz der Nutzer, aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen mit anderen Websites eine Erwartungshaltung an Design-Konventionen zu entwickeln.¹ Nielsen bezeichnet diese Beobachtung als »Gesetz der menschlichen Natur«. Laut Nielsen sollten Designer sich an einheitliche Gestaltungsrichtlinien halten, damit sich die Nutzer besser auf den Inhalt oder die Botschaft der Website bzw. das angebotene Produkt konzentrieren können. Im Gegensatz dazu bergen unkonventionelle Designs die Gefahr, beim Nutzer zu Frust und Verwirrung zu führen, sodass er seine Aktivitäten eher aufgibt und sich verabschiedet: Die Schnittstelle funktioniert einfach nicht so, wie es seiner Auffassung nach der Fall sein sollte.
Die gesammelten Erfahrungen, auf die sich Nielsen bezieht, sind für die Besucher einer neuen Website oder die Nutzer eines neuen Produkts hilfreich, weil sie ihnen ein Verständnis davon vermitteln, wie das Produkt funktioniert und was damit möglich ist. Dieser Faktor zählt vielleicht zu den wichtigsten in der User Experience und hängt direkt mit dem psychologischen Konzept des mentalen Modells zusammen.
Psychologisches Konzept
Mentale Modelle
Ein mentales Modell enthält das, was wir über ein System und insbesondere über seine Funktionsweise zu wissen glauben. Egal, ob es sich um ein digitales System wie eine Website oder um ein physisches System wie die Kasse in einem Ladengeschäft handelt: Wir entwickeln ein Modell davon, wie ein System funktioniert. Dieses Modell wenden wir dann auch auf neue Situationen mit einem ähnlichen System an. Mit anderen Worten: Wir nutzen das Wissen aus früheren Erfahrungen, wenn wir mit etwas Neuem konfrontiert werden.
Für uns Designer sind mentale Modelle wertvoll, weil wir unsere Entwürfe an das mentale Modell der Nutzer anpassen können, um deren Erfahrung zu verbessern. Dabei ermöglichen wir es ihnen, ihr Wissen leicht von einem Produkt oder einer Erfahrung auf eine andere zu übertragen, ohne dass sie erst herausfinden müssen, wie das neue System funktioniert. Wenn das Design eines Produkts oder einer Dienstleistung mit dem mentalen Modell des Benutzers übereinstimmt, kann eine gute User Experience entstehen. Zu unseren größten Herausforderungen gehört es, die Kluft zwischen unseren eigenen mentalen Modellen und denen der Nutzer zu verkleinern. Um dieses Ziel zu erreichen, verwenden wir viele verschiedene Methoden: Anwenderbefragungen, Personas, Journey Maps, Empathy Maps und mehr. Mit diesen unterschiedlichen Methoden wollen wir nicht nur einen tieferen Einblick in die Ziele unserer Benutzer erhalten, sondern auch in ihre vorhandenen mentalen Modelle und herausfinden, wie sich all diese Faktoren auf das von uns gestaltete Produkt beziehungsweise die von uns gestaltete Dienstleistung