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Habsucht: Aurum Dei
Habsucht: Aurum Dei
Habsucht: Aurum Dei
eBook442 Seiten5 Stunden

Habsucht: Aurum Dei

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Über dieses E-Book

Habsucht - Antrieb für verbrecherisches Handeln mit Aussicht auf Karriere, Macht, Ruhm und Reichtum. Aber hält diese Sucht auch, was sie verspricht?
Graf Andrea stürzt vom Turm: Selbstmord, Unfall, Mord? Wer hatte ein Interesse an seinem Tod? Bruder Romero - ein hoher Kirchenfürst? Bernie - Mitglied des deutschen Finanzadels? Die geheime Thebäische Legion? Sie alle sind auf der Suche nach dem legendären "Gottesgold", dem wohl kostbarsten Schatz der Menschheit. Aber: Gibt es dieses Gold überhaupt? Und wenn ja, wo ist es? Es entspinnt sich eine Jagd, bei der Skrupel nur hinderlich sind.
Eher zufällig lernen sich die jungen Frauen Violet und Stella kennen, beide verbindet mehr als nur eine Leiche. Sie schlittern in dieses mysteriöses Rätsel, ohne auch nur zu ahnen, auf welch gefährliches Spiel sie sich einlassen. Können die Frauen gegen ein Netzwerk mächtiger Gegenspieler und einer weltumspannenden Organisation bestehen?
Historische Begebenheiten und Fiktion verschmelzen zu einem spannungsgeladenen Roman, in dessen Verlauf der Autor die Leserinnen und Leser an Schauplätze in Rom, Dresden, das Sinai-Massiv, London, Kopenhagen und Norditalien führt. Die jeweiligen Schriftbilder zu Beginn jedes Kapitels stimmen auf das packende Geschehen ein.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Juni 2015
ISBN9783732344482
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    Buchvorschau

    Habsucht - Michael Rammé

    Beichte

    San Clemente, Rom – Sonnabend 19. Mai nachmittags

    Manchmal muss man umkehren, um voranzukommen" . Der Kardinal seufzte, der Satz ging ihm nicht aus dem Kopf. Letzte Nacht hatte er diese Worte geträumt, an den Zusammenhang konnte er sich nicht mehr erinnern. Der Klingelton seines Handys holte ihn zurück in die Gegenwart, und er strahlte, als er die fröhliche Stimme am anderen Ende der Leitung vernahm. »Violetta, schön, dass du dich mal wieder meldest! Wie geht es dir?«

    Der Kardinal bevorzugte die italienische Namensform, doch er wusste natürlich, dass sein Patenkind amerikanischer Abstammung war und deshalb den Namen Violet erhalten hatte. Er lauschte in sein Mobiltelefon.

    – – –

    »Mir auch, mir geht es prima. Ich sitze gerade in meinem Wagen und – oh, da habe ich eine Frage. Vielleicht kannst du sie mir beantworten: Was würdest du mit folgendem Satz anfangen: „Manchmal muss man umkehren, um voranzukommen"?«

    – – –

    »Nein, das ist keine Fangfrage, das ist ein Satz, der mir nicht aus dem Kopf geht. – Naja, ist auch nicht so wichtig. Ich bin gerade auf dem Weg zu meiner Titularkirche San Clemente in Rom.«

    – – –

    »Ja, weißt du, jeder Kardinal erhält vom Papst eine römische Kirche zugewiesen. Bei mir war es San Clemente, die liegt zwischen dem Kolosseum und dem Lateranpalast. Also, du musst unbedingt mal wieder nach Rom kommen, ich werde dir die Kirche zeigen. Sie ist ein Juwel!«

    – – –

    »Na, das hoffe ich doch! Und du bist mit Papa immer noch viel unterwegs?«

    – – –

    »Wo seid ihr? In Madrid?«

    – – –

    »Oh, El Grecos Bild über das Martyrium des heiligen Mauritius hat es euch angetan? Ja, das ist ein wunderbares Gemälde, ich liebe es!«

    – – –

    »Sag das noch mal!«

    – – –

    »Dein Vater bringt es in Verbindung mit einem einzigartigen Schatz? Ja, das Bild ist ein Schatz, das hätte ich auch gern. Hoppla, wir sind am Ziel. Also, komm bald nach Rom, und ich zeige dir meine Welt, den Vatikan. Ich kann dir bestimmt auch eine Audienz beim Heiligen Vater verschaffen. Und wenn ihr etwas mehr über den Schatz erfahren habt, dann lasst es mich wissen! Ich war schon immer ein begeisterter Schatzsucher«.

    – – –

    Er lachte. »Grüß den Vater von mir! Ciao Violetta!«

    Romero Kardinal Spasini beendete das Gespräch, stieg aber noch nicht aus seinem Wagen, sondern schaute aus dem Fenster. Er war überrascht gewesen, als er vor gut fünfundzwanzig Jahren gebeten wurde, die Patenschaft für die kleine Violet White zu übernehmen. Sein Bruder hatte ihn gefragt, der wohl die Familie White gut kannte. Damals war er Professor für Kunstgeschichte an der päpstlichen Universität Gregoriana. Seine Leidenschaft für Kunstwerke übertrug sich auch auf seine Studenten. Er war überaus beliebt. Seine Verpflichtung als Pate nahm er sehr ernst. Wann immer er in Deutschland war, besuchte er Violet. – „Violetta! – Was meinte sie eben mit Schatz?"

    Spasini stieg aus und begrüßte die Menschen, die sich um sein Auto versammelt hatten, wussten sie doch, dass der Kardinal trotz seiner zahlreichen Verpflichtungen es sich nicht nehmen ließ, einmal im Monat in San Clemente die Beichte zu hören – immer am dritten Sonnabend im Monat von vier bis fünf Uhr am Nachmittag. Er genoss es, durch die Menge zu gehen und mit seiner rechten Hand kleine Segenszeichen zu spenden. Nach der Beichte las er gewöhnlich die Messe und trank mit den Gläubigen ein Gläschen Wein; er hatte gehört, dass solch eine Geste beim Kirchenvolk gut ankam. Und – bei seinen Karrierewünschen schien ihm eine gewisse Volksnähe äußerst nützlich zu sein.

    Der Kardinal nahm ein Buch über die Geschichte der Papstwahlen mit in den Beichtstuhl, um sich während kleiner Pausen weiterzubilden. Die Sünden seiner Beichtkinder waren gewöhnlich nicht schwer, und Spasini hatte die Vermutung, dass die Gläubigen nur die Nähe zu einem hohen Würdenträger suchten. So war der Kardinal einigermaßen überrascht, als ein Mann das Beichtgespräch mit ungewöhnlichen Worten begann:

    »Eminenz, kann ich bei Ihnen unbedingt sicher sein, dass alles unter uns bleibt? Ich habe nämlich einen heiligen Eid geschworen, niemandem etwas zu verraten.«

    »Mein Sohn«, antwortete der Priester, der nun sehr interessiert sein Ohr dem Gitter näherte, das ihn von dem Fremden trennte, »alles, was du bekennst, sprichst du zu Jesus, dem Barmherzigen. Ich bin nur sein Ohr; alle Geheimnisse sind für immer in meinem Herzen verschlossen; das Beichtgeheimnis ist heilig.« Spasini hatte sich angewöhnt, seine Beichtkinder wie Kinder zu behandeln und sie zu duzen.

    »Herr Kardinal«, begann der Mann im Beichtstuhl, »meine größte Sünde ist mein krankhafter, übersteigerter Ehrgeiz.«

    Spasini lehnte sich etwas enttäuscht zurück. „Ein überspannter Manager", sagte er sich. »Worauf richtet sich denn dein Ehrgeiz«, fragte er.

    »Ich verzehre mich auf meiner Suche – auf meiner Suche nach einem Schatz.«

    Da war es wieder, zum zweiten Mal heute das Wort ‚Schatz‘. Elektrisiert neigte sich Spasini wieder zu dem Beichtenden. »Kannst du das bitte etwas konkreter schildern?«, fragte er.

    »Das ist etwas kompliziert. Also ich gehöre zu einem religiösen Geheimbund, der den größten Schatz der Christenheit hütet – oder ich muss wohl sagen: gehütet hat. Es handelt sich hierbei um«, der Beichtende zögerte etwas, »ich verlasse mich auf Sie, es darf nichts nach außen dringen.«

    »Vertrau mir«, war die Antwort, »worin besteht der Schatz?«

    »Also, Moses hat einst die zehn Gebote zerschlagen, die Bruchstücke sind verschwunden – bis auf ein Fragment, das Moses in Gold einfassen ließ. Dies wurde in der Bundeslade mitgeführt und von dem persischen König Kyros entwendet. Auf wunderbare Weise wurde es zu Jesu Geburt von einem Weisen der Heiligen Familie geschenkt. Sie wissen doch: Die Weisen brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Später hat unser Bund das Gold gehütet – wie einen Augapfel, aber – es ist verschwunden. Und nun will ich es an mich bringen. Dieser Wunsch verzehrt mich seit langem. Ich will es haben, ich muss es haben!«

    Der Beichtende schwieg. Spasini war in höchstem Maße gespannt. Innerlich aufgewühlt von dem Gehörten versuchte er, seine Stimme unter Kontrolle zu behalten. »Kannst du mir sagen, um welchen kirchlichen Geheimbund es sich handelt?«

    »Es ist die Thebäische Legion.«

    Der Kardinal war wie vom Donner gerührt. Die Thebäische Legion hatte als Anführer den heiligen Mauritius, der von den Römern hingerichtet worden war. Das hatte El Greco auf dem Gemälde dargestellt, von dem eben sein Patenkind gesprochen hatte. Und auch bei diesem Gespräch war von einem ‚Schatz‘ die Rede gewesen. »Bitte, mein Sohn, die Thebäische Legion ist schon vor über fünfzehnhundert Jahren aufgelöst und getötet worden. Es kann sie unmöglich noch heute geben.«

    Der fremde Mann im Beichtstuhl räusperte sich. »Ist es nicht das Wesen eines Geheimbundes, dass er geheim ist? Im Übrigen wundert mich, dass die allwissende Kurie die Legion nicht kennt, wo doch sogar…«. Der Fremde stockte.

    »Was wolltest du gerade sagen, mein Sohn?«, fragte Spasini.

    Der Mann sagte nichts. Spasini merkte, dass er mit sich rang. Dann hauchte er mehr, als dass er sprach, so dass Spasini sein Ohr an das Gitter des Beichtstuhls presste: »Sagen Sie bloß, Sie wissen nicht, dass Ihr Bruder Chef der Thebäischen Legion ist.«

    Dem Kardinal wurde schwindelig, er hatte das Gefühl, als ob alles Blut aus seinem Kopf in die unteren Gliedmaßen strömte. Er konnte nur schwer einen klaren Gedanken fassen.

    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte der Beichtende mitfühlend, als er merkte, dass der Kardinal in sich zusammensackte.

    Spasini riss sich zusammen. »Und du weißt nicht, wo sich der Schatz befindet?«

    »Nein, aber befreien Sie mich von dem unbändigen Verlangen, ihn zu besitzen.«

    Der Kardinal hatte jetzt nur noch den Wunsch, den Beichtstuhl zu verlassen. »Mein Sohn, Deine Habsucht zu besiegen, das liegt nur bei dir. Lies als Buße einen Brief des Apostels Paulus, der ja auch das heiße Verlangen hatte, alles Christliche zu töten, und der dieses Verlangen überwand. – Ego te absolvo a peccatis tuis in nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti.« Der Priester schlug während der Vergebungsworte das Kreuz, und der Fremde verließ den Beichtstuhl.

    Spasini stand sofort auf und versuchte, noch einen Blick auf den Fremden zu werfen, doch er sah den Mann nur noch von hinten, der die Kirche mit schnellen Schritten verließ. Den Menschen, die auf die Beichte warteten, erklärte er, dass er sich nicht wohl fühle, und hastete dann in die Sakristei. Dieser Raum, in dem sich die Priester auf den Gottesdienst vorbereiten, schien ihm geeignet zu sein, um unbeobachtet von den Kirchenbesuchern die eben gehörten Worte zu verarbeiten. Er öffnete ein Fenster und setzte sich auf einen Stuhl. Sein Pulsschlag raste. Der Versuch, sich auf die Atmung zu konzentrieren, misslang, da seine Gedanken von einem Wort zum anderen flogen: ‚Schatz – Thebäische Legion – El Greco – der Bruder – der Fremde – Violetta‘. Gehörte das alles zusammen und – wenn ja – wie gehörte das alles zusammen?

    Nach wenigen Minuten kam der Gemeindepfarrer aus seinem Beichtstuhl. »Eminenz, wie kann ich Ihnen helfen? Mir ist eben zu Ohren gekommen, dass Sie einen Schwächeanfall hatten. Soll ich einen Arzt rufen?«

    »Nein, es geht schon wieder.« Spasini richtete seinen Oberkörper auf. »Geben Sie doch bitte Arturo, also meinem Referenten, Bescheid, dass ich nach Hause fahren möchte, um mich auszuruhen. Die Messe – bitte erledigen Sie das heute für mich.«

    »Selbstverständlich, Eminenz! Ich werde sofort alles veranlassen!« Der Pfarrer verschwand. Spasini erhob seinen massigen Körper und bewegte sich langsam zum Kirchenausgang. Die Touristen und Gläubigen in der Kirche beachtete er nicht. In seinem Wagen schloss er die Augen und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.

    Noch heute, drängte es ihn, musste er handeln. Das Beichtgeheimnis brauchte er nicht zu verletzen! Die vatikanischen Archive standen ihm zur Verfügung, und mit seinem Bruder musste er ein ernstes Gespräch führen. Ach ja, sein Bruder, der Graf, der Conte Andrea Spasini, der nach dem Tode des Vaters das Anwesen in der Nähe Roms geerbt hatte! Es würde ein schwieriges Gespräch werden, die beiden Brüder hatten sich doch sehr auseinander gelebt. Und Andrea würde nicht ohne Not Geheimnisse ausplaudern, das war dem Kardinal bewusst.

    ***

    Der Fremde, der soeben bei Romero Kardinal Spasini in der Kirche San Clemente gebeichtet hatte, fuhr mit seinem Wagen aus der römischen Innenstadt heraus und strebte zur Autostrada gen Norden. Er war sichtlich mit sich zufrieden und dachte amüsiert an den aufgeregten Kardinal. An der nächsten Raststätte tankte er den Wagen auf, lenkte ihn auf den Parkplatz und nahm sein Notizbuch heraus.

    Hinter den Namen des Kardinals machte er einen dicken Haken. Er blickte auf die Namen von Pater Andreas aus einer Dresdner Gemeinde und von Bernie von Straußberg, einem deutschen Milliardär, der ebenfalls in der Umgebung von Dresden wohnte. Er zog einen dicken Strich von Kardinal Spasini zu Bernie von Straußberg. Diesen wollte er ebenfalls für seine Zwecke einspannen. „Ob das genauso problemlos laufen würde?" Mit diesen Gedanken programmierte er sein Navigationssystem mit seiner Heimatadresse, startete den Wagen und fuhr weiter.

    Telefonstörung

    Dresden – Montag 21. Mai mittags

    Hoch über den Ufern der Elbe im Elbsandsteingebirge schaute Bernie im Arbeitszimmer seiner Villa verträumt auf den Fluss. ‚ Dr. Bernhard W. von Straußberg ‘ stand auf seinen Briefbögen, aber alle Welt kannte ihn nur unter dem Namen ‚ Bernie ‘. Bernie war ein erfolgreicher Unternehmer, und Erfolg war bei ihm gleichbedeutend mit Geld. Und Bernie hatte viel Geld. Er protzte nicht damit, aber es wurde in den Medien von einem zweistelligen Milliardenvermögen gemunkelt. Fragen nach seinem Besitz wich er immer aus mit der Floskel: „Wer über Geld redet, der hat zu wenig!"

    Er wurde aus seinen Träumen gerissen, als das Telefon klingelte. Seine Sekretärin aus der Zentrale meldete sich. »Herr Doktor von Straußberg, ich habe hier den Vorstandsvorsitzenden der Tiroler Industriebank am Telefon, Herrn Doktor Wolf. Er möchte Sie sprechen, wegen des Jamba-Projekts in Nigeria. Darf ich ihn durchstellen?«

    »Jamba-Projekt? Wolf? Kenn ich nicht! Aber geben Sie ihn mir mal!«

    Es knackte in der Leitung und Bernie meldete sich. »Ja, hier von Straußberg. Was kann ich für Sie tun?«

    »Hallo, hier spricht Wolf, von der Tiroler Industrie …«

    Wieder knackte es in der Leitung. Er horchte und merkte, dass das Gespräch unterbrochen war und eine seltsam verzerrte, heisere Stimme offenbar mit einer anderen Person sprach. Interessiert lauschte Bernie dem Gespräch.

    »Abblasen! Hörst du, John? Abblasen!«

    Eine zweite Stimme war nicht zu vernehmen, obwohl ganz offensichtlich eine Diskussion im Gange war.

    »Die Anweisung kommt von ganz oben, direkt von CS.«

    – – –

    »Ich weiß, dass Pater Andreas vom Orden der Franziskaner in der Dresdner Pfarrei St. Agatha Informationen haben müsste, aber wir haben strikte Anweisung, ihn in Ruhe zu lassen und nicht auszuquetschen! Der könnte dich kennen!«

    – – –

    »Ja, du kannst Dresden wieder verlassen! CS ist diesem Geheimbund ‚Thebäische Legion‘ anders auf die Spur gekommen.«

    – – –

    »Wie?«

    – – –

    »Wir werden das Gold des Moses auf andere Weise suchen.«

    – – –

    »Ja, bleib unbedingt auf Empfang! Ich melde mich, sobald ich Näheres weiß.«

    – – –

    »Merk dir: nur im Notfall +39-99-777-778 anrufen! Nochmal zum Mitschreiben: 39-99-777-778! Das Losungswort ist weiterhin ‚Aurum Dei‘! Ende!«

    Die Leitung war wieder still. Bernie legte auf. Mechanisch hatte er die Informationen mitgeschrieben, ‚CS‘ und ‚Tibetische oder Tebische? Legion‘. Dann die Worte ‚Gold des Moses‘ und ‚Aurum Dei’. Das war klar: ‚Aurum Dei‘ war lateinisch und hieß auf Deutsch ‚Gold Gottes‘. Dann hatte er noch ‚Pater Andreas‘, ‚Pfarrei St. Agatha‘, ‚Dresden‘ und ‚Franziskaner‘ notiert. Was hatte das alles zu bedeuten? Der Jagdinstinkt in Bernie war geweckt!

    Das Telefon läutete wieder. »Das Gespräch eben wurde wohl unterbrochen. Herr Dr. Wolf hat sich erneut gemeldet. Darf ich durchstellen?«

    »Nein, Frau Engel! Sagen Sie ihm doch bitte, er möge sich an den Bereichsleiter für internationale Projekte wenden. Ich möchte jetzt nicht gestört werden.«

    Bernie legte auf und schaute wieder auf seine Notizen. Er suchte im Internet: ‚Tibetische Legion‘ – da gab’s nichts – nur eine weiterführende Angabe auf ‚tibetische Religion‘. Dann gab er ‚tebische Legion‘ ein. Hier fand er einen Hinweis auf eine ‚Thebäische Legion‘. Mit wachsendem Interesse begann Bernie, den entsprechenden Wikipedia-Eintrag zu lesen. Irgendwann im dritten Jahrhundert gab es eine christliche römische Legion unter dem Anführer Mauritius. Die 6660 Mann der Legion kämpften für den römischen Kaiser. Dieser Kaiser wollte nun, dass die christlichen Soldaten die römischen Götter verehrten. Die Soldaten weigerten sich, und nach und nach wurde die Legion, ein Soldat nach dem andern, umgebracht. – Ohne Gegenwehr! Kaum zu glauben!

    Er überlegte. Zunächst einmal sollte man herausfinden, wem der Anschluss mit der im Telefonat genannten Nummer gehörte. Das war eine Aufgabe für Oleg, seine rechte Hand. Er rief ihn an und bat ihn, eine Recherche über die Telefonnummer anzustellen.

    Schon nach wenigen Minuten rief Oleg zurück. »Der Anschluss gehört dem Kardinal Spasini in Rom. Es ist eine Geheimnummer, die nur den engsten Mitarbeitern des Kardinals bekannt ist – und natürlich interessierten Hackern.« Dabei lachte Oleg.

    Bernie bedankte sich. Cardinale Spasini – CS! Das passte! Bernie schaute sich noch einmal die mitgeschriebenen Wörter seiner Liste an. ‚Gold des Moses‘ unterstrich er zweimal. Wenn es Gold gab, das sich auf Moses zurückführen ließ, bedeutete dies, dass sein Besitz dem Eigentümer großes, sehr großes Ansehen in der Welt verlieh. So ein Schatz war in seiner Außergewöhnlichkeit einmalig und durch nichts zu überbieten. Diese Vorstellung versetzte ihn in einen Rausch. Das war doch mal eine echte Herausforderung!

    Gierig überlegte er, wie er an weitere Informationen kommen könne. Dabei fiel sein Blick auf den Namen ‚P. Andreas‘ und ‚Pfarrei St. Agatha‘. Und ihm fiel ein, dass sein Cousin Paul mit seinen Beziehungen zum Vatikan hierbei behilflich sein könnte.

    Angst im Turm

    Castel Spasini nahe Rom – Freitag 1. Juni, nachmittags

    Panisches Entsetzen spiegelte sich auf seinem Gesicht. Angstschweiß rann an ihm herunter, an seinem alten, etwas ausgemergelten Körper. Die sonst edle und beherrschte Gestalt des Grafen war zu einem zitternden Etwas verkommen, das sich in einer Falle glaubte und angstvoll reagierte.

    Conte Andrea Spasini hastete aufgeschreckt durch sein Kastell, dem Castel Spasini nahe der italienischen Hauptstadt. Seine Hosenträger hingen herab, das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht, einen Hausschuh hatte er verloren. Jemand war in sein Kastell eingedrungen, und er spürte eine Bedrohung bis in die letzte Faser seines Körpers. Aus der Ferne hörte er gedämpfte Musik aus dem Schlosspark, wo seine Dienerschaft das alljährliche Grillfest für die Angestellten feierte oder besser zelebrierte, wie der Graf sich üblicherweise ausdrückte. Aber jetzt war nichts Erhabenes an ihm. Niemand konnte ihn hören, schutzlos war er der Bedrohung ausgeliefert. Doch – wer war hinter ihm her? Warum wurde er verfolgt? Und wo war der Unbekannte jetzt?

    Der Graf hielt erschöpft inne. Er keuchte. Sein Puls raste. Er versuchte zu lauschen. Doch sein Herzschlag und sein Atem waren zu laut. Spasini stützte sich auf seinen Stock, fingerte nach einem Taschentuch, um den Schweiß abzuwischen. Vor Aufregung konnte er das Tuch nicht herausziehen, stattdessen nahm er den Ärmel seiner Jacke. Sein Stock polterte laut zu Boden, ein grober Fluch kam über seine Lippen – jeder, der ihn kannte, wäre sehr erstaunt gewesen über die Derbheit seiner Worte.

    Fieberhaft bemühte sich der Graf, seine Gedanken zu sammeln; er überlegte, wo er ein sicheres Versteck finden könne. Im Keller? Da würde er dem Unbekannten geradewegs in die Arme laufen. Der Dachboden? Nein, es gab nur eine Treppe zum Dachboden, wie sollte er sich dort schützen? Seine Waffen waren in einem verschlossenen Schrank in seinem Schlafzimmer, und von dort war er eben völlig kopflos geflüchtet. Ein geheimer Gang zu einem der Türme fiel ihm ein, den kannte außer ihm hier niemand. Das Dunkle und Geheimnisvolle dieses Turms hatte ihn als Kind immer erschaudern lassen, aber nun sah er in ihm die Rettung.

    „Konzentrier dich endlich, sonst …, Spasini dachte diesen Satz nicht zu Ende. „Ich muss in die Bibliothek. Wie komme ich am schnellsten in die Bibliothek? Noch einmal raus auf den langen Flur. Am Ende des Ganges ging es in die Bibliothek. Angsterfüllt hielt er inne und lauschte. Er hörte Stufen knarren. So schnell er konnte, humpelte er den Flur entlang, der ihm jetzt endlos vorkam. Seinen hilfreichen Stock hatte er unglücklicherweise liegen gelassen.

    Die Bibliothek umfasste abertausende Bücher, doch Andrea Spasini hatte nur einen festen Blick für die Familienbibel. Hinter ihr war der rettende Hebel verborgen. Er zog die Bibel heraus, seine Hände zitterten, vor Angst schlotternd drückte er den Entriegelungsknopf mehrmals. »Komm schon, mach schon«, flüsterte er aufgeregt. Eine endlose Sekunde tat sich nichts; Verzweiflung und Schrecken zeigten sich auf seinem Gesicht; dann – endlich – dem Himmel sei Dank – bewegte sich die wuchtige Bücherwand knarrend zur Seite und gab einen Gang frei. Spasini schob die Bibel wieder ins Regal zurück und stürzte in den Gang, fiel hin, raffte sich unter Schmerzen wieder auf und bewegte hastig von innen den Mechanismus. Die Bücherwand schloss sich geräuschvoll.

    Erleichtert atmete Andrea Spasini auf. Hier würde er sicher sein. Er schaute sich um: ein kleiner Raum, der ohne Fenster war. Fahles Licht kam von oben, zu diesem Licht führte eine Wendeltreppe. Langsam zog er sich am Geländer die Stufen hinauf, eine Stufe nach der anderen – endlose Stufen. Wie lange war er hier nicht mehr gewesen? Es müssen etliche Jahre seit seinem letzten Aufenthalt in diesem Turm vergangen sein. Der Graf ekelte sich ein wenig vor den vielen Spinnweben, die sich im Laufe der Zeit gebildet hatten. Auf halber Strecke nach oben gab es einen Absatz, und eine Tür führte zu einem Gelass; in diesem Raum befand sich gegenüber der Tür ein Fenster in Hüfthöhe, links und rechts davon befand sich jeweils eine Schießscharte. Ein Stuhl lag achtlos am Boden. Er hob ihn unter Mühen auf und setzte sich schwer atmend.

    Was war eigentlich geschehen? Andrea Spasini versuchte, den Wirrwarr seiner Gedanken in den Griff zu bekommen.

    Er hatte in seinem Schlafzimmer gelegen, nein, geschlafen hatte er nicht, sondern ernste Gedanken gewälzt. In den letzten Monaten hatte er zunehmend gespürt, dass seine Kräfte zu schwinden begannen und er einige Aufgaben in jüngere Hände legen müsste. Kinderlos war er; Neffen und Nichten besaß er auch nicht, da sein einziger Bruder Priester geworden war. Ja, wie fremd war ihm doch sein Bruder geworden. Je höher dieser die Karriereleiter in der römischen Kirche emporstieg, desto mehr hatten sich die Brüder auseinander gelebt. Früher, ja früher waren sie stets ein Herz und eine Seele gewesen, Andrea hatte sich immer darum bemüht, Schutz und Vorbild für seinen jüngeren Bruder Romero zu sein. Hatte Romero sich bevormundet gefühlt? Hatte darin der Keim für eine Rivalität gelegen? Er versuchte, sich zu erinnern, ob es einen anderen besonderen Grund gab, warum sie einander fremd geworden waren. Aber ihm fiel nichts dazu ein.

    Warum hatte er nur nicht geheiratet? Die Last auf seinen Schultern, die ihm seine selbst gewählten Pflichten aufbürdeten, war zwar erheblich, aber heiraten, das wäre doch möglich gewesen. Es hatte doch so viele hübsche und geistvolle Frauen in seinem Leben gegeben! Aber das Thema hatte sich im Laufe der Zeit erledigt.

    Allmählich beruhigte sich der Puls des Grafen, doch die Erinnerung an das Geschehen, das vor wenigen Minuten begonnen hatte, ließ ihn wieder in kalten Angstschweiß ausbrechen.

    Plötzlich hatte er im Schlafzimmer über einen still gelegten Essensaufzug gehört, wie sich eine der Außentüren im Keller quietschend öffnete. Er war wie elektrisiert: Dieses Geräusch hatte sich unauslöschlich in seinem Gehirn eingebrannt, obwohl die entsprechende Begebenheit Jahrzehnte – in seiner frühen Kindheit – zurücklag. Das Quietschen gehörte zu einem Tor, das zu einem Steg über einen tiefen Burggraben führte. Als Kind hatte Andrea das Quietschen gehört und gleich darauf einen Diener von einem ungeschützten Steg herabstürzen gesehen. Der Mann hatte sich das Genick gebrochen. Natürlich war dann der Steg gesichert worden, aber immer, wenn er das quietschende Tor hörte, sah er den Sturz bildhaft vor seinen Augen. Später, als er Schlossherr geworden war, hielt er das Tor stets verschlossen, um das Geräusch nicht hören zu müssen. Er hatte keine Ahnung, wo der Schlüssel abgeblieben war, das hatte ihn auch nie interessiert.

    Wie war nur der Unbekannte durch das verschlossene Tor ins Kastell gekommen? Schwere Schritte, Angst einflößende Schritte waren dann den Kellergang entlang gekommen. Bevor die Schritte die Treppe, die ins Erdgeschoss führte, erreicht hatten, war der Graf, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, voll Panik in die Bibliothek gestürzt und war jetzt hier in diesem Gemäuer angekommen.

    Er nahm seinen Kopf in die Hände und suchte, Ruhe zu finden. Jetzt erst bemerkte er den muffigen Geruch; deshalb stand er auf und ging zum Fenster, um es zu öffnen. Rost hatte sich am Fenster gebildet, der Rahmen hatte sich im Laufe der Jahrzehnte verzogen, nur mühevoll ließen sich die Riegel öffnen. Den Grafen fröstelte, denn das Nordfenster ließ keine Sonnenstrahlen in den Raum, die die Luft erwärmen konnte. Er schaute aus dem Fenster. Frohe Klänge aus dem Schlosspark auf der anderen Seite des Kastells erreichten leise sein Ohr. Das Fest war in vollem Gange.

    Nun erinnerte er sich an sein Mobiltelefon, er kramte in den Taschen seiner Hose. Entsetzt stellte er fest, dass es nicht dort war. Er fluchte leise, dass er es auf den Nachttisch gelegt hatte, als er sich zur Ruhe legte.

    Andrea Spasini war ein frommer Mann, aus seiner Hosentasche fingerte er einen Rosenkranz und umschloss ihn fest in seinen Händen. Flehend und verzweifelt sprach er ein Vaterunser. »… sed libera nos a malo«, so endete das geflüsterte Gebet. Er hätte schreien können: „Ja, Herr, erlöse mich von dem Bösen, von dem, was mich verfolgt!"

    Zum Warten verdammt überlegte er, ob er zu hören war, wenn er aus dem Fenster hinausschrie. Das war unwahrscheinlich, denn seine altersgebrochene Stimme war sehr schwach. Er bemühte sich, ‚Hilfe‘ zu schreien, aber er brachte nur ein jämmerliches Krächzen hervor. Wie lange müsste er hier wohl ausharren, wann kämen seine Diener wieder ins Kastell und würden ihn erlösen? Fragen über Fragen: Bis zur Befreiung konnten Stunden vergehen!

    Da – ein lautes Knarren. Andrea Spasini schrak auf, als er das Geräusch hörte. Das Blut gefror in seinen Adern, weil er bemerkte, dass das Knarren aus dem Inneren des Turmes kam. Das konnte doch nicht sein, das war unmöglich, es kannte doch niemand diesen Geheimgang! Er hielt den Atem an, als er auf der Wendeltreppe langsam schwere Schritte hörte, die sich unaufhörlich näherten.

    Alles in ihm erstarrte. Er suchte nach einem Ausweg, stürzte zur Tür, fand keinen Schlüssel, um die Tür zu verriegeln und stemmte sich mit aller Gewalt gegen den Eingang. Schweiß rann an seinem ganzen Körper herunter, als die Türklinke sich senkte und Andrea mit Gewalt zur Seite geschoben wurde und auf den steinigen Boden fiel. Die Tür schloss sich wieder. Im Halbdunkel erkannte der Graf die füllige Figur des eintretenden Mannes und atmete auf. »Du bist es, Gottseidank! Du hast mich eben zu Tode erschreckt!«, stöhnte er, erhob sich mühevoll vom Boden und ließ sich auf den Stuhl fallen.

    Leise, bedrohlich flüsternd, kalt, schneidend kam die Stimme des Eindringlings: »Wo ist es? Ich will es haben, ich muss es haben, es gehört«, die Stimme zögerte, » – uns

    Andrea sah überrascht in ein Gesicht, dessen Züge vor Gier verzerrt und verkrampft waren. »Was? Wovon redest du?«

    »Wo ist es? Das ‚Aurum Dei‘? Das Gold unseres Gottes? Das Gold, das aus der Zeit des Moses‘ stammt. Und das unserem Herrn zur Geburt in Bethlehem überreicht wurde. Wo ist das Gold? Wo?« Die Stimme wurde lauter und noch eindringlicher.

    »Was – was meinst du damit?« Andrea Spasini erschrak. Die Stimme kam ihm so verändert vor. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Konnte sein Gegenüber sich so verändert haben? »Ich weiß wirklich nicht, was du meinst. Lass uns dieses Spiel beenden. Du hast mir Angst und Schrecken eingejagt, ich habe mich sehr gefürchtet. Hör auf damit, und lass es gut sein!«

    Der andere kam näher. Andrea Spasini erhob sich vom Stuhl und wich unwillkürlich zum offenen Fenster hinter sich zurück. Der Atem des anderen in seinem Gesicht war unerträglich.

    Der Eindringling erhob seine Rechte, legte sie auf Andreas Schulter, krampfte seine Finger um die Knochen. »Wo ist das Gold? Du als Chef der Thebäischen Legion musst es wissen! Du weißt es. Wir wissen, dass du es weißt. Es ist – unser! Seit zwei Jahrtausenden haben wir den Anspruch auf das Gold!«

    Bei jedem dieser vielen zischenden Laute nässte Speichel das Antlitz des Grafen, der verzweifelt versuchte, sich aus der Umklammerung zu lösen. Er blickte den anderen mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen an und röchelte: »Woher weißt Du…? Ich – ich habe es nicht, ich – ich wei – weiß es doch auch nicht.«

    Das abstoßende Gesicht des angreifenden Mannes verzerrte sich zu einem Schreckensbild, der Unterkiefer reckte sich vor, und der Mund wurde weit aufgerissen. »Zum letzten Mal: Gib – mir – das – Gold – oder …«. Mit beiden Händen schüttelte er nun den Grafen, der seine Sinne nicht mehr unter Kontrolle hatte und dessen Beine ihren Dienst versagten. Langsam sackte er nach hinten. Er hörte noch als letztes die Worte: »Ich – werde – es – bekommen – es – gehört – mir

    ***

    Kurze Zeit später entdeckte einer der Bediensteten die zerschmetterte Leiche des Grafen am Fuß des Turmes. Die Polizei hatte große Mühe, das Turmzimmer – den Ort des undurchsichtigen, schrecklichen Geschehens – ausfindig zu machen. Mit Brachialgewalt schoben die Carabinieri die Bücherregale von der Wand und entdeckten den Mechanismus, mit dem sie zum Turmzimmer gelangen konnten. Auf dem Fußboden lag der Rosenkranz des Kastellbesitzers. Warum hatte der Graf das Turmzimmer aufgesucht? Ein vernünftiger Grund war nicht vorhanden. Ein Unfall? Unwahrscheinlich! Da es keine Kampfspuren gab und obendrein niemand den Zugang zu kennen schien, kam die Polizei zu dem Schluss, dass der Graf seinem Leben selbst ein Ende gesetzt habe.

    Die Carabinieri fanden im Notizbuch die Handy-Nummer des Bruders, des Kardinals Romero Spasini. Der Polizeioffizier rief ihn an und erreichte ihn auf einer Dienstfahrt zum Vatikan. Der Kardinal zeigte sich tief erschüttert. Auf ein Testament angesprochen erwiderte der Kardinal: »Es ist allgemein bekannt, dass mein Bruder seinen Besitz der römischkatholischen Kirche vermacht hat. Mich hat er als Testamentsvollstrecker eingesetzt. Mein Gott, dieses Unglück! Bei meinen letzten Gesprächen habe ich leichte Depressionen bemerkt. Hätte ich doch stärker auf sie geachtet. Ich mache mir große Vorwürfe.«

    Es gab niemanden, der ein Motiv für den Tod des Grafen zu haben schien, war er doch allseits beliebt und großzügig. So lautete das Urteil der Behörden auf Selbsttötung in geistiger Umnachtung.

    Unter der Dienerschaft hielt sich lange das Gerücht, dass der Tod ihres Herrn eine andere Ursache hätte, doch wer glaubt schon Bediensteten?

    Nach den Trauerfeierlichkeiten bezog Romero Kardinal Spasini das Kastell als standesgemäße Residenz und ging seinen Kurienaufgaben vornehmlich in diesen

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