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Um fünf Uhr macht die Wüste zu: Meine Jahre in Ägypten
Um fünf Uhr macht die Wüste zu: Meine Jahre in Ägypten
Um fünf Uhr macht die Wüste zu: Meine Jahre in Ägypten
eBook411 Seiten5 Stunden

Um fünf Uhr macht die Wüste zu: Meine Jahre in Ägypten

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Über dieses E-Book

Ein junger Deutscher geht mit 21 Jahren nach Ägypten. Aus geplanten drei Monaten werden 13 Jahre. - Jahre des Lernens, des Erzählens, des Staunens und des Erlebens einer unglaublichen Kultur.
Wolfgang Peters berichtet in seinem Erstlingswerk von den Unglaublichkeiten des ägyptischen Alltags, schwärmt von seinem Leben in Kairo, erzählt in humorvoller Art und Weise über sein Leben am Nil. Politik und Hintergründe zum heutigen bewegten Ägypten werden beschrieben und lassen die Aufstände gegen die Obrigkeit verständlicher werden. Seine eindrücklichen Schilderungen zu Stadt und Land, Einheimischen und in Kairo lebenden Ausländern sind nicht nur amüsant, sondern auch sehr kritisch und immer wieder hinterfragend.
Der Leser erhält mit diesem Buch ohne großes vorheriges Studium den Schlüssel zu Ägypten. Kein Reiseführer also, aber ein wertvoller und zugleich humorvoller Begleiter zu einem der interessantesten Länder der Erde. Eine Hymne an Ägypten und zugleich ein Auftakt zu einer Serie über Kultur und Religionen, Erfahrenes und Erfahrungen aus aller Welt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum11. Juni 2021
ISBN9783347345867
Um fünf Uhr macht die Wüste zu: Meine Jahre in Ägypten

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    Buchvorschau

    Um fünf Uhr macht die Wüste zu - Wolfgang Peters

    Vorwort

    Ich habe Freudentränen vergossen und sofort eine SMS an Mischmisch geschickt, mit dem einzigen Wort, das alles ausdrückte: Mabrouk! (Ich gratuliere.)

    Mubarak war also gegangen worden, getreten von seinem ihn angeblich liebenden Volk. Diesem Volk, das ihn in schöner Regelmäßigkeit über 30 Jahre immer wiedergewählt hatte. – Angeblich. Diesem Volk, das in stoischer Ruhe von seinen Schergen getreten wurde. Eingesperrt und gedemütigt wurde. Verachtet wurde. Und das nur durch seinen Humor überlebt hatte. Getreten von ihm, der sich wie durch ein Wunder aufgeschwungen hatte, Herrscher zu werden über erst 60, dann 70, dann 80 Millionen Menschen. Und nur dadurch, dass sein Vorgänger neben ihm ermordet worden war – und sich dreißig Jahre lang niemand laut zu äußern wagte, über diesen Zufall.

    Sein feistes Gesicht, mit fieser Sonnenbrille ver- bzw. bekleidet, zierte die Auffahrt über die Nilbrücke ins Tal der Könige. In stolzer Haltung stand er da, in seinem ewig schwarzen Anzug, die Hände vor dem Schoß zusammengelegt. Mit einem Gesicht, wie es jeder ungeliebte Offizier der ägyptischen Sicherheitskräfte aufweist, wenn er willkürlich an einen Untertanen herantritt, der allein schon dadurch Schweißausbrüche bekommt, weil er in diesem Moment nicht weiß, ob er seine Familie wiedersehen wird. Ob man ihm nur etwas anhängt, um ein wenig Geld zu kassieren, oder ob man ihn zur Seite winkt, weil man wieder einmal Gegner der Regierung aufspürt. – Wie es Amr zum Beispiel immer wieder passierte, weil er eine Zeit lang einen Dreitagebart trug und somit ins Raster islamischer Terrorist passte.

    In Europa hatte man Ägypten nie verstanden. Als Sadat ermordet wurde und ein Aufschrei durch Ägypten ging, hielt man es für einen Schrei der Trauer. Amr hatte mir längst anderes erzählt. Am besagten 06. Oktober 1981, dem Ehrentag des damaligen Präsidenten Sadat, der wie jedes Jahr seinen Pseudosieg über Israel feiern ließ – wie immer mit dieser Sonnenbrille –, saß die Bevölkerung, auch wie immer, vor den Fernsehern und sah somit leibhaftig, ungefälscht und voller Schrecken der Ermordung ihres ungeliebten Präsidenten zu. Sah zu, wie Gott offensichtlich eingegriffen hatte und einen weiteren Tyrannen vom Throne stieß. Ein Tyrann, der Ägyptens Gefängnisse bis zum Überlaufen gefüllt hatte. Ein Tyrann, der keine Kritik an seinem Handeln zuließ und der niemals, wirklich niemals freiwillig abgetreten wäre. Amrs Familie fiel sich in die Arme, schluchzte, vergoss Freudentränen, sie konnten damals ja nicht wissen, dass ihr und mein geliebtes Ägypten nur den Tyrannen ausgetauscht hatte und vom Regen in die Traufe gekommen war.

    Angetreten war Hosni Mubarak als geehrter Hoffnungsträger, aber auch sofort totgesagt als Zwischenlösung. Dieses wie so vieles hatte er mit Sadat gemeinsam, da auch Sadat als Nassers Vize nur wenig Mitleid entgegengebracht wurde und niemand ihm zugetraut hatte, Ägypten über 15 Jahr zu regieren und zu beherrschen.

    Zuerst verschwanden die unzähligen Plakate Sadats im Straßenbild: Sadat als Pharao mit Tuchkrone. Sadat als Pharao eingerahmt in geflügelter Sonnenscheibe. Sadat als Batl ir Rumani, der große Held seines Oktoberkrieges. Mubarak, offensichtlich nicht überzeugt von seinem eigenen Aussehen, verbot anfangs den Personenkult, wollte angeblich keine ewigen Präsidentenkonterfeis. – Oder wusste er damals schon, dass sein Konterfei in Wirklichkeit Tausende jeden Tag zum Frühstück schon gesehen hatten? Im Volksmund nannte man ihn nämlich seines ewigen ungewollten Grinsens wegen La Vache Kiri, die lachende Kuh. Jene, die auf den berühmtberüchtigten ägyptischen Käseecken prangte, mit denen wir uns Jahre über Wasser hielten. Aber das ist ein anderes Thema …

    Politisch gesehen hatte sich wenig geändert nach dem Machtwechsel. Genau wie heute zitterte der gelobte und protegierte Staat Israel vor einem Aufbrechen der ägyptischen Friedensfront, wusste damals wie heute, wie sehr der durchschnittliche Ägypter diesen nicht vorhandenen Frieden hasst. Tausende im ägyptischen Exil lebende Palästinenser sind Alltag in Kairo und erinnern täglich daran, dass der Zusatz des Friedensvertrages von 1979, der vorsah, in nur fünf Jahren eine Lösung für das Palästinaproblem zu finden, nie mehr aufgegriffen worden war. Ägypten hatte seinen Sinai wieder, alles andere war Farce. Und die von Sadat angesprochenen Investitionen, die durch den ewigen Frieden mit Israel nun möglich geworden seien, sollten nun endlich in Ägypten selber zum Zuge kommen, die Wüste sollte ergrünen, die Bevölkerung endlich nicht mehr darben müssen. – Und nichts geschah. Alles blieb beim Alten, zumindest für die große Masse der Fellachen, der Arbeiter und der kleinen Beamten. Aber es war auch der Beginn der reichen Katzen; so nannte man in Ägypten jene neureiche Schicht, die sich hemmungslos auf Kosten der einfachen Leute bereichert hatte. Diese überlebten den Mord am Präsidenten und erlebten weitere blühende Jahre unter einem anderen Tyrannen, denn sie wussten sich noch mit jedem Machthaber am Nil zu arrangieren.

    Ägypten, das unsterbliche Ägypten. Ein Land, das nie frei war, immer von starker Hand regiert wurde. Tyrannisch. Diktatorisch. Ägypten, dieses Land von so großer Intelligenz, von so großer Schöpfungskraft, so unendlichem Fleiß, brach wieder einmal auf in eine neue, ungewisse Zukunft. Ob diese besser werden sollte, würde sich zeigen. Ob die Gefängnisse sich leeren würden, müsste sich zeigen. Ob die Kraft der Revolution ungeahntes Potenzial aufwecken würde? Man gab sich gespannt.

    Ich gestehe, ich hätte nie geglaubt, dass die Menschen am Nil sich einmal erheben würden. Dass ich das erleben durfte, macht mich unendlich glücklich. Aber dieses kurze Zwischenspiel verlief wie die ganze neuere Geschichte des Landes im Sande. – Oder besser gesagt: im Blut. Der erste jemals demokratisch gewählte Präsident wurde nach kurzer Zeit des Chaos gestürzt und die verzweifelten Menschen hoben einen neuen Hoffnungsträger auf den Schild. Natürlich wieder einen Militär: El-Sissi auf Pralinen, El-Sissi mit Sonnenbrille. Mabrouk, dafür hätten sie Mubarak nicht stürzen müssen …

    Tod auf dem Nil

    Der Stresemann wollte auch nach dem fast vollendeten Jahr an der Rezeption des Dolder Grand Hotels zu Zürich nicht passen, die Hosen waren immer noch zu kurz, doch im Vergleich zu Heidrun in ihren Schnürstiefeln sah ich immer noch sehr ordentlich aus. Aber all das machte uns nichts mehr aus, denn wir waren fest entschlossen, diesem Etablissement der Eitelkeiten und Heuchelei für immer den Rücken zu kehren. Den Eidgenossen waren wir lange genug auf die Nerven gegangen und hatten genug vom oder am Ende aller Sätze und vom Geschimpfe auf die Cheiberdütschen. Wir hatten längst beschlossen, dass es nach der Berg- und Seeidylle von Zürich noch anderes auf der Welt geben müsste. Daher begannen wir, den Hotelführer zu wälzen, und ich schrieb zehn Bewerbungen dorthin, wo ich seit der Lektüre von Götter, Gräber und Gelehrte sowieso längst hingehörte, nämlich nach Ägypten. Nicht wissend, dass es sich mit Ausnahme des Hilton in Kairo durchweg um staatlich verlauste Bettenburgen handelte, wunderte ich mich, dass sich nicht eines dieser Häuser im Reiche der Pharaonen für mich zu interessieren schien, nur das Hilton hatte geantwortet und mich gebeten, mich in ein paar Jahren wieder zu melden, da sie zwar durchaus an ausländischem Personal interessiert seien, aber leider nur in den höheren Sparten der Hotellerie und mir dazu noch die nötige Erfahrung fehle.

    Nun, das Leben musste weitergehen, Heide begab sich auf die Kanarischen Inseln und ich wurde zum Debitorenbuchhalter in Hamburg ernannt, was aber wider Erwarten dem Hotel in der City Nord auf Dauer nicht schadete, da meine Tätigkeit sich auf ganze sechs Monate beschränkte, denn nach ein paar Wochen unter Hamburger Trübhimmel kam der ersehnte Anruf aus dem Atlantik: Heidrun hatte es geschafft unserem – ursprünglich eigentlich nur meinem – Traum vom Leben am Nil eine Grundlage zu verschaffen. Auf den Kanaren liefen im Sommer viele Reiseleiter mehr oder weniger kopflos den Gästen in Hotels und am Flughafen hinterher, versorgten diese mit nicht vorhandenen Hotelbetten und mussten sich dafür anmeckern lassen, übten ihr Spanisch an unwilligen Rezeptionisten und mürrischen Busfahrern mit einem Faible für blonde Mädchen und trafen sich regelmäßig zu den Abflügen der Chartermaschinen aus Deutschland am Flughafen oder abends zu den Sprechstunden in den Hotels der Inseln. Und so lernten sich Heidrun und Sieglinde kennen und die Sprache kam auf Ägypten. So schloss sich denn der Kreis, denn Sieglinde war bereits für einen süddeutschen Veranstalter am Nil tätig gewesen und der notwendige Kontakt wurde hergestellt. Nach nur diesem einen Anruf, der auch noch während meiner Arbeitszeit erfolgte, war ich nicht mehr zu halten, träumte von Sphingen und Kamelen und erzählte aller Welt, ich plane nach Ägypten auszuwandern. Müdes Lächeln war meist die leise Antwort, man wusste ja, dass ich mit zu viel Fantasie auf die Welt gekommen war, damals vor 21 Jahren auf der Nordseeinsel Sylt.

    Ein erster Kontakt mit besagter Firma, die in Stuttgart ihren Sitz hatte, ergab, dass man eigentlich nur ganz erfahrene und mit allen Wassern der Touristik gewaschene Reiseleiter einstellen würde für diese sehr undankbare und schwierige Aufgabe, die Reisenden vor der Raffinesse der Niltalbewohner zu schützen, ihre Koffer zu zählen und sie vor Durchfällen und Reinfällen aller Art zu bewahren. Dafür sei man dann aber auch bereit, 900 Deutsche Mark Aufwandsentschädigung zu zahlen. Daran merkte ich natürlich sofort, dass hier eigentlich nur Ägyptologen oder hochkarätige Wissenschaftler gemeint sein konnten. Aber im letzten Satz las ich Hoffnung zwischen den Zeilen heraus, hieß es doch, dass man mir zwar nicht die Bahnfahrt von Hamburg erstatten könne, aber gerne zu einem Gespräch bereit wäre, sollten meine Wege mich einmal in die Schwabenmetropole führen. Damals sah ich das noch nicht als eine raffinierte Art der Schwaben an, Spesen zu sparen, sondern griff gleich zum Telefon, um einem Freund mitzuteilen, dass wir unbedingt zur großen Staufer-Ausstellung in Stuttgart müssten, im alten Schloss, um genau zu sein, Bildung gehöre zum Lebensstil und im Übrigen hätte ich schon für das Wochenende freigenommen.

    Nun lag bis zum Wochenende sozusagen schon Nilduft in der Luft, ich schwebte die verbleibenden Tage in meine Debitorenzelle, plante bereits den Umbau der Pyramiden und war überglücklich, nicht in Hamburg als Buchhalter enden zu müssen. Für das besagte Hotel lag der Vorteil ebenfalls auf der Hand, hatte ich doch zum Monatsende, um den Abschluss einigermaßen korrekt hinzubekommen, auf den Ausständen die Pfennigzahlen soweit abgerundet, dass meine Bilanz zumindest für das jeweilige Monatsende stimmte. Somit kann man davon ausgehen, dass mein Nachfolger als Buchhalter ziemlich schnell ob dieser genialen Abschlüsse graue Haare bekommen haben muss.

    Noch war die Schlacht zwar nicht gewonnen, aber nachdem wir erst einmal Richtung Süden unterwegs waren, zweifelte ich nicht mehr am Erfolg meiner Mission. Eine ältere Dame empfing mich, Miss Marple gleich, mit einem netten Lächeln, erzählte von den Freuden junger Menschen bei der Bewältigung ägyptischer Bettenprobleme, dem netten Team junger Menschen, die im Niltal ununterbrochen in netten Eisenbahnen schrecklich nette Gäste der Firma betreuen würden, die sich dann nach einer Woche Niltal in Stammgäste und Fans verwandelt hätten. Was sie mir verschwieg, wird die Seiten dieses Buches füllen, es würde dieses Kapitel sprengen, aber eines möchte ich vorwegnehmen: Sie verschwieg mir vor allem, dass es eigentlich erst einmal eines Sprachkurses bedurft hätte, dort an den heiligen Ufern Gäste zu betreuen. Nicht etwa eines Arabischkurses, nein, eines Schwäbischkurses für Anfänger, denn ich war darauf eingestellt, es mit hochdeutsch sprechenden Urlaubern zu tun zu haben, und das sollte sich am Anfang als grundlegender Irrtum erweisen.

    Nun, nach dem kurzen Gespräch, an dessen Ende man sich einig war, in mir genau den Mann gefunden zu haben, der die 900 Deutschen Mark am Monatsende auch wert sei und diese nicht etwa für unnötige Ausgaben verschwenden würde, hätte man mich am liebsten noch mit dem nächsten Flieger an den Nil transportiert, aber erst einmal musste ja meine Buchhalterkarriere abgeschlossen und die Kündigungsfrist ordnungsgemäß eingehalten werden. Am 5. Januar 1979 also sollte es losgehen und man würde mich am Abend vorher in Stuttgart erwarten. Noch sieben Wochen bis zum großen Exodus!

    Wie praktisch, dass das alte Schloss so ganz in der Nähe des kleinen Schlossplatzes zu finden war, so konnte ich in wenigen Minuten meinem Freund unten auf dem Platz mitteilen, dass ich, Wolfgang Peters, Hotelkaufmann und zukünftiger Retter der Pharaonenschätze, nun bereit sei, dem Abendland Ade zu sagen und mit den Staufern eine Brücke zum Morgenland zu schlagen, dem großen Friedrich meine Aufwartung zu machen, dem Kopfreliquiar aus dem Kloster Fischbach ein letztes Lebewohl zuzurufen und die Grüße der Hohenstaufen an Sultan Saladin und Kamil il-Ayub entgegenzunehmen. Selten habe ich bei einem Freund so ein verblüfftes Gesicht gesehen wie an diesem sonnigen Herbsttag in Stuttgart, dem Tag, der meinem Leben eine gänzlich andere Richtung geben sollte, ein Tag, der so einschneidend war wie eine zweite Geburt.

    Nicht, dass damit alle Hindernisse aus dem Wege geräumt waren. Zwar war die Kündigung ausgesprochen und auch akzeptiert worden, mein Mietvertrag in einem anonym-scheußlichen Hochhaus, dem Mexikoring 23, ebenfalls beendet, aber ein Brief der Reisefirma erbat Auskunft darüber, ob ich über reichliche Französischkenntnisse verfüge und gegen Gelbsucht geimpft sei, denn man habe beschlossen, mich lieber nach Gambia zu schicken, um dort eine Saison lang den Gästen des Hauses dienlich zu sein. Nicht mit mir, liebe Freunde. Es ging mir nicht darum, Reiseleiter zu werden, sondern einzig und allein darum, in das Reich des Ramses zu kommen, zwischen den Säulen von Karnak zu wandeln und das Rätsel der Sphinx zu lösen. Also verneinte ich beides, übrigens absolut wahrheitsgemäß, und es blieb beim 5. Januar als Abreisetag nach Kairo.

    Als dann aber über Schleswig-Holstein der schlimmste Winter seit Menschengedenken einbrach, wäre ich fast doch noch so kurz vor dem Ziele gescheitert. Kein Zug fuhr mehr, Hamburg war völlig eingeschneit, Stromversorgung und Wasserzufuhr brachen zusammen, Chaostage waren angesagt, Deutschland in Not. Aber schon jetzt hatten Isis und Osiris Mitleid, ein einziger Zug verließ an diesem Tag völlig überfüllt die Stadt Hamburg Richtung Bremen, und dort, in der Stadt, in der ich zur Schule und von Fräulein Fink zur Liebe zur Geschichte erzogen worden war, wollte ich ja hin. Mit zwei Hosen, wenigen Hemden, ein paar Büchern und etwas flau im Magen verabschiedete ich mich von Freund und Feind und saß schließlich und endlich im Zug nach Stuttgart – die erste Etappe Richtung Ägypten war erfolgreich genommen.

    Heidrun und ich begegneten uns in alter Freundschaft, hatten uns viel zu erzählen und freuten uns, dass es uns gelungen war, unserem Traum näherzukommen, sie selbst sollte allerdings erst in drei Wochen nachreisen und ebenfalls als Reiseleiterin für die gleiche Firma am Nil tätig werden. Das tat unserem Begegnungsabend indes keinen Abbruch. Wir begannen unsere Ägyptenkarriere hier und heute im Ländle mit der Agatha-Christie-Verfilmung Tod auf dem Nil. Ich weiß noch deutlich, wie es auf mich wirkte, den Kulissen des Filmes so nahe gerückt zu sein. Dort, bei den Pyramiden, würde ich morgen, übermorgen stehen, diese Gewalt würde unmittelbar sicht- und greifbar sein, wenn ich auch damals noch nicht wusste, dass eine Besteigung der Cheopspyramide in Wirklichkeit nicht mehr zugelassen war und die Freiheit der Filmemacher Medinit Habu mit Karnak und Abu Simbel nach Belieben vertauscht hatten, so wie auch die Nostalgie der Nildampfer nicht unbedingt dem entsprach, was mich in Ägypten erwartete, aber was machte es im Endeffekt aus? War nicht die Wirklichkeit in vielem schöner als das Klischee des Films? Zumindest nicht weniger spannend, nicht weniger faszinierend, nicht weniger erotisch als bei Peter Ustinov und seinen Mannen.

    Endlich dort sein dürfen, nach einem Flug von knapp vier Stunden abgeladen werden in einer völlig fremden Welt, einem Chaos, wie ich es bislang nur in Istanbul erlebt hatte, einer Welt der Geräusche und Gerüche, wie sie im sterilen Abendland undenkbar waren. Aber auch im Kreise von Mitarbeitern, die Schwarzbrot und deutsches Dosenbier als das Nonplusultra ansahen und auch nach vielen Jahren des Ägypteneinsatzes nie wirklich angekommen waren, sich nie wirklich hingegeben hatten, diesem absoluten Orient, diesem Hauch Leben, das einen entweder sofort gefangen nimmt oder aber nie wirklich erreicht.

    Mit Eva in der Totenstadt

    Wir schrieben den 11. Februar 1979. Kairo war kalt, bitterkalt, aber der Himmel unendlich blau, strahlend blau und klar wie sonst nur auf der Leinwand im Film. Fünf Wochen waren vergangen seit meiner Ankunft am Nil, fünfmal hatte ich bereits eine Wochenreise namens Cleopatra von Kairo nach Aswan und Luxor in der ägyptischen Staatsbahn hinter mir. Zuerst eine sogenannte Einführungstour, denn schließlich wollte man die Gäste ja nicht einem absoluten Greenhorn aussetzen, aber im Endeffekt lief es aufs Gleiche raus, denn was hätte man schon lernen sollen bei einer Fahrt mit dem Bus durch Kairo, bei dem man vor allem davon fasziniert war, dass sich alle männlichen Ägypter über 14 Jahren ständig am Schambein kratzten, die meisten davon gekleidet in grün-weiß gestreifte Baumwollpyjamas – und das am helllichten Tag – und man sich dabei ständig fragte, ob es daran liege, dass sie an Lausbefall oder aber Unsauberkeit litten. (Später, viel später sollte ich herausbekommen, dass es an der mir damals noch unbekannten Sitte lag, sich die Schamhaare zu rasieren und das Nachwachsen selbiger natürlich ständig zu einem Jucken führte.) Was hätte man fragen sollen beim Dauerlauf durch koptische Kirchen, jüdische Synagogen und islamische Moscheen, bei deren Besuch einem unzählige Fakten von gut meinenden Fremdenführern an den Kopf geworfen wurden? Was hätte man berichten sollen von den elenden Zuständen in den Eisenbahnwagons, in denen man schnell lernte, das Waschbecken als WC zu missbrauchen und die Gäste mit viel Omar Chayyam abzufüllen, dem ägyptischen Rotwein der Firma Giannaclis, die das Überleben in der Eisenbahn überhaupt erst möglich machte? Wurde nicht damals bereits der Grundstein für spätere Leberprobleme gelegt? Nun, im Laufe der Zeit sollte sich herausstellen, dass dieses aufreibende Land für vieles die Schuld bekam, Positives wie Negatives, aber soweit war man nach vier oder fünf Wochen sicher noch nicht.

    Auf jeden Fall war ich absolut fasziniert, in einer Art, wie ich es nie erwartet hätte, denn es gab absolut nicht den Bilderbuch-Ägypter, der mit Fliegenwedeln bewaffnet und in Lendenschurz gekleidet majestätisch, wie auf den Wandbildern versprochen, daherkam. Oder den Tempel, der in seiner Würde und Reinlichkeit deutschen Kathedralen glich, die sich vor allem durch Sterilität und Überrestauration auszeichnen. Alles war so anders. So staubig. So unordentlich. So wild und gleichfalls erotisch, dass ich seit meiner ersten Rundfahrt durch Kairo für immer fürs Abendland verloren war. Dies zu erklären ist Teil der Aufgabe, der ich diese Seiten widme. Zu erklären warum. Wieso. Wissend, dass man dieses Land entweder ab dem ersten Schritt intuitiv erfasst hat oder aber es nie schaffen wird. Hass oder Liebe, Zuneigung oder Abwehr – es gibt kein Dazwischen. Nur in Indien sollte es mir später einmal genauso gehen, würde ich die gleiche Faszination empfinden wie hier in meiner neuen und nie vergessenen Heimat am Nil.

    Aber was hatte das mit Eva zu tun? Nun, kaum der ersten Rundreise entwachsen, begann ich, die unzulänglichen und oft unverständlichen Erklärungen der einheimischen Reiseleiter zu ergänzen. War es nicht schon immer meine Schwäche gewesen, dass ich alles besser wusste? Schnell hatte ich gelernt, dass auf all die Fragen, die diese uralte Zivilisation und ihre jungen Nachfolger betraf, der Ägypter selber selten eine Antwort wusste, da er den Hintergrund des Fragenden nicht kannte und somit dessen Logik auch gar nicht verstand. Ein Ägypter fragt nie nach dem Warum, er nimmt hin, er nimmt alles als gottgegeben, und Gottes Weisheit ist nicht zu hinterfragen, sondern hinzunehmen, in Geduld, in Demut, ohne Kant und ohne Schlegel. Dass dieses später Teil meiner eigenen Problematik in und mit diesem Lande werden sollte, konnte ich damals noch nicht ahnen, aber der Grundstock zu meinen eigenen Zweifeln war bereits im Abendland gelegt worden.

    Es gab schon in meiner Kindheit wenig, was ich unwidersprochen hinnahm, warum also hier, wo alles noch viel fremder und vor allem unlogischer war? Und somit hatte ich früh begonnen, mit eigenen Vorträgen, Einwänden und Erklärungen den Reisenden meine eigenen Philosophien mitzuteilen. Kaum war ein Fremdenführer ausgestiegen, ergriff ich die Gelegenheit und, mit dem neuen Machtmittel Mikrofon ausgestattet, wurde zum Missionar meiner eigenen Gedanken, meiner Theorien und Weisheiten, die das tägliche Reisen und Erleben dieses Landes mir vorschrieb und mich lehrte. Und die Gäste nahmen es begeistert auf, erfreuten sich meines Redeflusses, der nach dem einheimischen Kauderwelsch eine Wohltat gewesen sein muss.

    Ich weiß noch, wie ich auf dem von Fremdenführern unbegleiteten Weg von Kom Ombo sehr nervös einen Vortrag über die Nubier hielt, den ich heimlich ausgearbeitet hatte, gespannt darauf, wie er bei den Gästen ankommen würde. Und als er mit wirklich enthusiastischem Applaus aufgenommen wurde, wusste ich, dass ich zum Redner und Geschichtenerzähler geboren war und meine Worte auf zumindest dankbare Äcker fielen.

    Von dem Tage an war ich nicht mehr zu bremsen. Auf meiner ersten eigenen Reise muss ich einigen vor allem jüngeren Damen sehr imponiert haben, denn auf der Rückfahrt, im Zug von Aswan nach Kairo, erhielt ich ein rührendes Geschenk – nicht nur ein übliches Trinkgeld, sondern ein Gedicht von Ringelnatz, das mir seither in netter Erinnerung geblieben ist:

    Ich hab Dich so lieb

    Ich hab dich so lieb!

    Ich würde dir ohne Bedenken

    Eine Kachel aus meinem Ofen Schenken.

    Ich hab dir nichts getan.

    Nun ist mir traurig zu Mut.

    An den Hängen der Eisenbahn

    Leuchtet der Ginster so gut.

    Vorbei – verjährt –

    Doch nimmer vergessen.

    Ich reise.

    Alles, was lange währt,

    Ist leise.

    Die Zeit entstellt

    Alle Lebewesen.

    Ein Hund bellt.

    Er kann nicht lesen.

    Er kann nicht schreiben.

    Wir können nicht bleiben.

    Ich lache.

    Die Löcher sind die Hauptsache

    An einem Sieb.

    Ich hab dich so lieb.

    Nach all den Jahren habe ich längst vergessen, wie die besagte Dame Mädchen hieß, das sich damals in mich verliebt hatte, aber die Geste hat mich sehr gerührt und mich bestärkt in meiner damals recht einseitigen Meinung, auf dem rechten Pfade zu sein. Gut, dass mich meine Selbstsicherheit in dieser Richtung jedenfalls nie verlassen hat.

    Ich war damals so ziemlich der einzige Reiseleiter in unserem Team, der sich wirklich für Ägypten interessierte. Für die meisten war Kairo eine Überbrückung ihres Einsatzes auf den Kanaren, in Jalta oder an der Costa del Sol; sie nahmen es hin, dass sie für drei bis sechs Monate den Nil als einziges Gewässer zu sehen bekamen und machten das Beste daraus. Kairo war für sie ein Albtraum, man blieb im Hotel, man hielt zusammen und lästerte über die komischen Ägypter bei deutschem Bier und deutscher Wurst, steckte die Köpfe zusammen, indem man sich auf europäischem Mobiliar in Jogginganzügen Campingplatzatmosphäre schaffte, und hatte kaum Kontakt mit dem Volk, das man den Gästen näher bringen sollte. Man mochte mich nicht, ich galt von Anfang an als arroganter Außenseiter und konnte nicht verstehen, dass ich meine geringe Freizeit damit verbrachte, durch diese chaotische Stadt zu wandern und sie zu erforschen. War es nicht genug, dass man sich beruflich zwangsweise mit ihr auseinandersetzen musste?

    Nun, ich hatte jedenfalls vor der abendlichen Zugfahrt nach Aswan den ganzen Tag frei und irgendwie hatte ich auch Eva, eine betagte Dame aus Kassel und Teilnehmerin meiner vorherigen Reisegruppe, davon überzeugt, dass man Kairo auf eigene Faust erobern müsse. Wir beiden fuhren in einem der vielen abenteuerlichen Taxis ohne Fenster und Türen zur Ibn-Toulun-Moschee, allerdings erst nach diversen Anläufen, denn der Taxifahrer verstand so gut wie nichts von dem, was wir verlangten, und fuhr uns erst einmal in eine völlig falsche Richtung, kutschierte uns aufs Geratewohl durch die Stadt der 12 Millionen Einwohner, von denen wir an diesem Morgen mindestens der Hälfte begegneten. Konnte ich ahnen, dass er uns so falsch gar nicht verstanden hatte, aber eben zum Platz des Ibn Toulun in Heliopolis aufbrach? Nach einigen Blicken auf den Stadtplan und meiner intuitiven Meinung, dass die Richtung absolut die falsche sei, ging es dann tatsächlich auf der Salah-Salem-Straße Richtung Zitadelle und von dort in das unglaubliche Gewirr Kairoer Gassen. Und in der Tat hielten wir nach langer Zeit direkt vor der Moschee des kurdischen Feldherrn Ibn Toulun, der sich zum Herrscher Ägyptens aufgeschwungen hatte und hier, weit vor den Toren Fustats, sein Heerlager, seinen Palast und seine Moschee errichtete. Welch eine schlichte Eleganz, welch einnehmende Welt, welche Ruhe nach der Hektik der Taxifahrt.

    Noch oft sollte ich Zuflucht suchen in den herrlichen Moscheen der Stadt, wenn der Straßenlärm und der Verkehr einem die Verzweiflung in die Adern trieben. Heute war es das erste Mal, dass ich diese Ruhe spürte. Der weite Hof der Moschee zog den Blick sofort auf das wohl eigenwilligste Minarett von Kairo. Dieser Bau, dem Pharos von Alexandria nachempfunden, gehört mit dem Minarett von Samarra in Irak zu den wichtigsten Gebetstürmen der frühen islamischen Welt. Das gewaltige Viereck als tragendes Element für den schlankeren Tambur, darauf die Laterne, die uns daran erinnert, das Minara nichts weiter als Leuchtturm in der arabischen Sprache heißt und es somit auch hinfällig ist, darüber nachzudenken, ob die Kirchen oder die Moscheen die ersten waren, die über Türme verfügten. Weder die ganz frühen Moscheen noch die Kirchen hatte diese Türme, erst nach der Eroberung Ägyptens durch Amr ibn-al As im Jahre 642 lernten die Araber die Leuchttürme kennen und begannen später, sie in die Moscheen zu integrieren. Die Laterne des Ibn Tuloun, die Laterne des großen Kaljan-Minaretts von Buchara, die weithin sichtbare Giralda von Sevilla, sie alle waren Leuchttürme, die den Karawanen des Tages und vor allem des Nachts als wichtige Wegweiser dienten. Vom Toulun-Turm aus hat man einen herrlichen Blick auf die alte Stadt. Das Braun und Brau der Häusermassen erschlug mich jedes Mal, nur die Kuppeln waren Lichtblicke unter Kairos meist dunstigem Himmel. Welch Schönheit lag in den Spielereien der Liwanverzierungen, welch Freude kam auf beim Betrachten der hölzernen Minbar. Wir waren verliebt an diesem Tag, Eva und ich, sie, die weit gereiste, die sich mit Ägypten einen besonderen Wunsch erfüllte, ich, der dieses Land als sein Eigenes zu begreifen begann. Wie Harold and Maude: Ich war 21, sie war an die 70; unsere Liebe war rein und platonisch, denn ich hatte eine Verehrerin gefunden und sie einen Bewunderer, einen, der jeden bewunderte, der ihn bewunderte, wobei sie die Welt, die ich zu erobern gerade erst ausgezogen war, bereits kannte bis an den Rand.

    Neben der Ibn-Toulun-Moschee liegt ein weiteres Wunder Kairoer Architektur: das Haus einer reichen Dame aus Kreta, im Volksmund Beit el-Kreatliya genannt. Lange von dem Engländer Gayer Anderson bewohnt und von ihm mit einem Sammelsurium arabischer Altertümer versehen, bietet es faszinierende Einblicke in das Kairo des 17. Jahrhunderts. Staunen beim Blick an die herrlichen Decken, Schmunzeln beim Bewundern des türkischen Eisenbahnteppichs, Kopfschütteln, wenn man auf das Bild des Herrn Anderson als ägyptische Sphinx stößt, mit Tuchkrone und schmachtendem Blick ins Nichts. So zu leben musste ein Traum sein, das erste arabisch-islamische Haus, das ich je zu sehen bekam, eine Liebe auf den ersten Blick.

    Unser zweites Ziel war dann aber die berühmt-berüchtigte Totenstadt, vor der alle warnten. Zum ersten Mal erlebte ich die Faszination der außerhalb der Touristenpfade liegenden islamischen Monumente dieser verrücktesten Stadt der Erde. Die Faszination der Baukunst, wie ich sie vor Jahren schon in Istanbul genossen hatte, die Größe dieser das All, den Raum darstellenden Kuppeln, die endlosen Arabesken, die mit strahlender Kalligrafie durchsetzt Gottes Allmacht auf uns hernieder beschworen. Dass du nicht enden kannst, das macht dich groß … Wie oft sollte ich noch vor solchen unbeschreiblich schönen Wänden, Gebetsnischen und Einbaus stehen und begeistert davon sprechen, wie hier Gottes Größe ausgedrückt wurde, ohne sich dem Gebot zu wiedersetzten, sich kein Bild von Gott machen zu dürfen. Die staubigen Gassen der Totenstadt, dieses fast surrealistische Gebiet des Jenseits, in dem doch so viel Leben steckte … Spielende Kinder, die uns Worte nachriefen, die ich damals noch nicht verstand, die lachten, rannten und uns beobachteten, diese Wesen aus einer ihnen fremden Welt. Der Weg vom Doppelmausoleum des Sultans Barquq zum Kait-Bey-Mausoleum war ein Gang durch das wahre Ägypten, unbereinigt, ungeschminkt und einfach schön. Die Fußabdrücke des Propheten in Stein, ein Quo vadis des arabischen Raumes. Niemand hinderte uns, hier einzudringen, durch geheimnisvolle Gitter zu schauen, in tiefe Brunnenräume oder aber in einer der kleinsten, schönsten Moscheen dieses unglaublichen Kairo einfach Platz zu nehmen und hinzunehmen, was man nicht erklären kann. Was man einfach nur spürte. Dass hier eine Kraft zu Hause war, die nichts mit Fanatismus oder religiösem Wahn zu tun hatte, sondern die einfach nur da war, den anzusprechen, der in der Lage war, zu hören. Welch großartige Kuppeln ruhten über diesen Grabstätten der ägyptischen Herrscher, welche Vielfalt und Fantasie wurden aufgewendet, ihnen einen Himmel über ihre irdische Bleibe zu setzen, sie, die Ägypten geplündert und vergewaltigt hatten, zu ehren.

    Dieser erste Tag abseits der normalen Pfade, abseits der Souvenirhändler und Nervensägen der ägyptischen Tourismusindustrie haben mir die Augen geöffnet für einen Reichtum, den zu entdecken diese Stadt mich geradezu aufforderte. Die mich rief, um ihr, der Mutter der Welt, der Umm id-Dunia, gerecht zu werden.

    Der Gebetsruf, der am Nachmittag durch die Totenstadt hallte, rief uns in eine Wirklichkeit, die für mich zu einer Offenbarung wurde. Und so musste es geschehen, dass ich am späten Nachmittag, nachdem ich

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