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Fit für einen Alltag in Würde: Wege zur Bewusstseins-Entfaltung
Fit für einen Alltag in Würde: Wege zur Bewusstseins-Entfaltung
Fit für einen Alltag in Würde: Wege zur Bewusstseins-Entfaltung
eBook252 Seiten3 Stunden

Fit für einen Alltag in Würde: Wege zur Bewusstseins-Entfaltung

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Über dieses E-Book

In diesem Buch geht es um das Einzige, was wir nach dem Tod mitnehmen: Unser Bewusstsein.

Das Buch begleitet Sie mit vielen persönlichen Beispielen auf dem Weg, eine schubladisierte Denkweise zu verlassen und die Verantwortung komplett zu sich zurückzunehmen, dadurch freier zu werden und so die eigene Würde zu stärken.

Susanne Hülsenbeck, Lektorin: "Dein Buch erscheint mir wichtig, und ich selbst hatte beim Lesen richtig interessante Gedanken, die mich über Tage beschäftigt haben. Fragen tauchten auf, ich fühlte mich in gleichen Teilen erkannt und provoziert. Eine gute Mischung also, und das macht ein spannendes, effektives Buch doch aus."

Annemarie Keel: "Diese Weisheit und Inspiration, mit der du die LeserInnen an einem Punkt abholst, wo sie im Alltag strampeln und immer wieder reinfallen! Du zeigst die Lösung auf, neu und doch einfach, mit beiden Füssen auf dem Boden. Du stellst Fragen und gibst Erklärungen, die ich so noch nie gehört habe, und die etwas in mir auslösen."
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum24. Apr. 2020
ISBN9783749795307
Fit für einen Alltag in Würde: Wege zur Bewusstseins-Entfaltung

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    Buchvorschau

    Fit für einen Alltag in Würde - Scharka Cernochova

    Grüezi, lieber Leser, liebe Leserin!

    Sie lesen in diesem Buch einmal die weibliche und einmal die männliche Form, also «die Mitbürgerinnen», dann «der Chef», «die Verkäuferin» und «der Leser». Dabei sind immer beide Geschlechter gemeint.

    Ich erachte das Benutzen von beiden Formen als eine zeitgemässe und gleichzeitig sehr gut lesbare Lösung und bin überzeugt, dass sie Ihnen gefallen wird.

    Deshalb: Fühlen Sie sich als Herr bitte ebenfalls angesprochen, wenn Sie die weibliche Form lesen, genauso, wie sich die Damen seit unbekannten Zeiten von männlichen Formen angesprochen fühlen.

    Wenn Sie mögen, tauschen Sie sich mit anderen Lesern und Leserinnen aus:

    https://www.facebook.com/groups/inwuerde

    Die Folgen unseres Denkens, Sprechens und Handelns

    Haben Sie schon einmal im Supermarkt an der Kasse gedacht: «Die ist aber ganz schön muffig, die Kassiererin. Sie müsste doch nett sein zu den Kunden» und dann relativ trocken und eher ungehalten mit ihr das Nötigste abgehandelt?

    Wir lassen uns so schnell von den Launen anderer anstecken.

    Es geht uns nach solch einem Kontakt schlechter statt besser. Unsere Laune steckt dann weitere Menschen an, die wiederum andere Menschen anstecken …

    Ich mache mir richtiggehend einen Sport daraus, dieses Lauffeuer in eine bejahende, freundliche, schlicht positive Richtung zu lenken und würde Ihnen so gerne Lust darauf machen, es selbst auszuprobieren. Glauben Sie mir: Es macht Spass und fühlt sich viel richtiger und befriedigender an.

    Sich würdevoll zu verhalten wird einfach, wenn wir bereit sind, durch die Augen des anderen zu sehen, genauso wie wir es uns ebenfalls wünschen, dass andere unsere Position verstehen. Unser verständnisvolle Beitrag an der besagten Supermarktkasse könnte dann so aussehen: «Danke, dass Sie für uns hier sind. Bestimmt ist das kein einfacher Job für Sie heute.» Es ist mir schon passiert, dass mir die Kassierin dann anvertraute, sie wäre schwanger, und es gehe ihr so miserabel im Moment.

    Die Auswirkungen, die unser Denken, Sprechen, Fühlen und Handeln haben, mögen eine unvorstellbare Dimension haben. Irina Tweedie rüttelt in ihrem Buch «Daughter Of Fire» auf:

    "Die Erkenntnis, dass jede unserer Handlungen, jedes unserer Worte und jeder unserer Gedanken nicht nur unsere Umgebung beeinflusst, sondern aus irgendeinem geheimnisvollen Grund einen integralen und bedeutsamen Bestandteil des Universums bildet, der in dem Moment, wo wir handeln oder sprechen oder auch nur denken, wie zwangsläufig auf das Ganze einwirkt – ist eine überwältigende und erschütternde Erfahrung.

    Es ist wunderbar und erschreckend zugleich und bringt eine Verantwortung mit sich, die in ihrer Tiefe und ihrem Ausmaß ungeheuerlich und faszinierend ist.»

    Wenn wir möchten, dass die Welt ein angenehmerer Ort wird und der Homo sapiens sich in eine – sagen wir mal – ethisch reifere Spezies hineinentwickelt, wir selber charakterlich wachsen und unser Bewusstsein sich entfaltet, dann ist es ein grosser Beitrag, ein Leben in einer leichten, heiteren, freundlichen Stimmung zu führen. Ich sage nicht, dass das immer einfach ist. Ich selbst bin damit immer wieder gefordert und nicht immer erfolgreich. Was uns ggf. im Weg steht, werden wir im Verlauf der gemeinsamen Reise immer besser verstehen. Freundlichkeit hat eine hohe Frequenz. Diese zu erreichen, sich so oft wie möglich auf dieser Frequenz aufzuhalten, ist von grosser Bedeutung. Sie spüren den Unterschied sofort, wenn Sie sich verschiedene Frequenzen, die durch folgende Bewusstseinszustände entstehen, vor Augen halten: jemanden beschuldigen, sich schuldig fühlen, grollen, sich schämen, wütend, vorwurfsvoll, verzweifelt, hoffnungslos, gleichgültig, fordernd, ungeduldig, neidisch, arrogant, verärgert, gelangweilt, selbsterniedrigend, apathisch sein. Das ist alles ziemlich dicht, schwer, grob, nicht wahr? Und wenn Sie sich nun stattdessen mit den folgenden Bewusstseinsfrequenzen einlassen, wie fühlt sich das an? Sie freuen sich, Sie lieben, Sie wertschätzen, Sie fühlen sich ruhig, ausgeglichen, klar, Sie tragen Selbstvertrauen in sich, sind heiter, interessiert, froh, freundlich, lebendig, Sie fühlen Frieden in sich, Sie sind glückselig …

    Wie möchten Sie sich lieber fühlen? Was möchten Sie lieber mit der Welt teilen?

    Wenn Sie jetzt eine Wahl treffen und die klare Absicht formulieren, dass Sie nach dem Lesen dieses Buches eine freundlichere, angenehmere Mitbürgerin sind, dass Sie weiter reifen und einen guten Beitrag für die Evolution leisten möchten, dass Sie für sich mehr Erfüllung durch Ihre neu gewonnenen Gewohnheiten und Erkenntnisse finden, und dass Sie den grösstmöglichen Nutzen ziehen möchten – wären Sie dafür bereit, den Ideen, Fragen und Vorschlägen, die ich als Autorin einbringe, eine Chance zu geben? Wenn ja, werden Sie Ihre Bewusstseinsfrequenz deutlich anheben können.

    Dieses Buch ist für die Menschen, die bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen, als es üblich ist. Die Verantwortung dafür, ob sie die Welt mit ihren Launen verpesten oder mit ihrer Konstruktivität und Würde begeistern.

    Wenn Sie möchten, können Sie sich schon jetzt, gerade jetzt, an diesem Ort zeigen, dass Sie sich selbst respektieren, indem Sie schriftlich eine kleine Absichtserklärung verfassen. Sie muss nicht so lang oder so sein wie meine Gedanken eben. Aber wenn Sie möchten, können Sie gerne auch Sätze von mir übernehmen. Wichtig ist nur, dass Sie ins Handeln kommen. Sie stossen jetzt sozusagen Ihre Frequenzwandlung, Ihre Bewusstseins-Entfaltung an. Gleich jetzt. Es macht Spass und tut gut. Ein Blatt Papier und ein Stift – schreiben Sie nieder, wer Sie nach dem Erarbeiten dieses Buches sein möchten, welchen Nutzen Sie aus diesem Buch ziehen wollen. Natürlich können Sie jetzt mit sich selbst eine Diskussion beginnen: «Ich weiss ja noch gar nicht, was kommt. Wie soll ich dann wissen …» Können Sie machen. Sie können auch jetzt schon gegen mich wettern. Oder Sie können ein Blatt Papier und einen Stift nehmen und sich über sich selbst freuen. Ihre Wahl. Unsere Wahl bestimmt unsere Lebensqualität. Ich gönne mir jetzt ein kleines Frühstück, bis Sie soweit sind. Gleich bin ich wieder bei Ihnen.

    Ooookay, ich bin wieder da. Sind Sie ins Handeln gekommen? Wenn ja, grossartig. Es ist wirklich nicht selbstverständlich! Sie dürfen sich dafür echt wertschätzen. Das klingt jetzt vielleicht etwas übertrieben, sich wegen ein paar Sätzen wertzuschätzen. Nein, es ist nicht übertrieben. Wir können alles wertschätzen und uns so selbst und die Welt auf eine höhere Frequenz, ein höheres Bewusstsein heben. Der schöne Nebeneffekt: Sie fühlen sich gestärkt und erfüllt. Freut mich sehr für Sie. Diesen Zustand haben Sie sich kreiert.

    Vielleicht mögen Sie ja Ihre Absichtserklärung im Buch behalten und sie jeweils durchlesen, wenn Sie das Buch wieder zur Hand nehmen.

    Sie haben nichts geschrieben? Wenn Sie wollen, können Sie sich dafür abwerten, schlechtes Gewissen haben, gleichgültig sein, sich selber erklären, Sie wären nicht der Typ dafür, oder Sie können es als o. k. und richtig erklären, entscheiden, dass Sie das bewusst nicht wollten und sich damit kraftvoll und richtig fühlen … Fühlen Sie den Unterschied der Frequenzen? Welche dieser Bedeutungen führt in die Aufwärts-, welche in die Abwärtsspirale? Sie treffen die Wahl. Sie gestalten Ihr Leben.

    Übrigens spricht nichts dagegen, auch jetzt noch ein Blatt zur Hand zu nehmen und eine Absicht zu formulieren, nur wenn Sie möchten. 

    Gut. Ich bin gerade tief dankbar, dass Sie da sind. Das ist nicht selbstverständlich, und ich weiss es sehr zu schätzen. Wir haben eine spannende Reise vor uns.

    Ich habe über eine lange Zeit viele Alltagssituationen gesammelt, Menschen und mich selbst beobachtet und mir immer wieder die Frage gestellt, wie die jeweilige Situation hätte «gerettet» werden können. Wie man sie hätte so gestalten können, dass die Bewusstseinsspirale aufwärts und nicht abwärts gehen würde. Gerne werde ich meine Beobachtungen mit Ihnen teilen in der Hoffnung, dass Sie Lust bekommen, ebenfalls zu beobachten. Lassen Sie uns die Hundertstelsekunde, die uns zwischen einer instinktiven und einer bewusst gewählten, reflektierten Reaktion bleibt, nutzen, um das Richtige zu tun. Für mich ist das ganz besonders dann wichtig, wenn ich nicht den besten Tag habe, müde oder gereizt bin. Wie leicht habe ich gerade dann meine Launen weitergegeben.

    Launen weitergeben

    In meinen 20ern unterrichtete ich Klavier für Kinder. Ich war damals überhaupt nicht dafür geschaffen, mit Kindern zu arbeiten, und hatte keine Geduld. Wenn ein Kind nicht geübt hatte oder es unbegabt war, gelang es mir nicht immer, meinen Frust, meine Ungeduld, meinen Ärger nicht in die nächste Stunde mit hineinzutragen. Das arme nächste Kind … Kennen Sie das?

    Reifen bei diesem Thema bedeutete für mich, zu erkennen, dass mir der Anspruch, dass ein Schüler regelmässig übte oder begabt war, schlicht nicht zustand.

    Ist der Anspruch und die damit verbundene Erwartung nicht existent, kann diese auch nicht enttäuscht werden und führt somit nicht zu Ärger.

    Sehen wir es ganz nüchtern: Ich wurde dafür bezahlt, die Schülerinnen ab da zu begleiten, wo sie standen. Ich wusste genau, dass sie das gaben, was ihnen in diesem Moment möglich war, und das, was sie in diesem Moment geben wollten. Und das ist voll okay. Ist es nicht so, dass ein Schüler enormen Anforderungen in der Schule oder im Berufs- oder Familienleben genügen muss und deshalb nicht immer die Zeit, die Kraft, die Konzentration, die Lust zu üben übrigbleibt?

    Das galt es zu respektieren. Ich hatte kein Recht, mir zu wünschen, dass das Klavierspiel für den Schüler wichtiger war als mit Freunden abzuhängen, Handball zu spielen oder sich die Lieblingsserie oder ein Computerspiel reinzuziehen. Allenfalls hätte darüber diskutiert werden können, ob es Sinn machte, weiter Klavierstunden zu besuchen.

    Kehren wir zum Standpunkt der Klavierlehrerin zurück: Beim Ausüben des Berufes so oft frustriert, ungeduldig und ärgerlich zu sein, das ist wirklich nicht die Art und Weise, wie wir unser Berufsleben verbringen möchten! So blieb die wichtigste Frage, nämlich, ob ich meinen Beruf als Klavierlehrerin an den Nagel hängen sollte.

    Aber es gibt einen anderen Weg: Ich kann meine Haltung ändern und zu einer freudvollen, lebensfreudigen, motivierenden, geduldigen und freundlichen Lehrerin werden, damit es den Schülern besser geht, damit es mir besser geht, damit es unserem Umfeld besser geht. Denn unser Umfeld wird mit unserer Stimmung konfrontiert.

    Der Hirnforscher Prof. Gerald Hüther spricht von Objektifizierung eines Mitmenschen, wenn wir unsere Erwartungen an ihn heften, ihn so haben wollen, eben wie wir ihn haben wollen, statt ihn Subjekt sein zu lassen, sprich das, was er wirklich ist und sein will. Sehen wir einen Mitmenschen als Subjekt, wird sein freier Wille immer respektiert. Wir können ihn lediglich einladen, regelmässig Klavier zu üben und ihm den Benefit davon aufzeigen, aber er entscheidet, wie er sein Leben gestalten will.

    Gerne zeige ich Ihnen noch ein weiteres Beispiel aus meinem Alltag, wie sehr unser Ärger uns in Beschlag nehmen und somit Menschen in unserem Umfeld in Mitleidenschaft ziehen kann, wenn wir nicht achtsam sind: Gerade heute Morgen habe ich die Geduld verloren, als ich umständlich und zeitraubend auf einer Webseite suchen musste, bis ich zum Ziel kam. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum die Macher das nicht benutzerfreundlicher hinkriegen, und war verärgert. Vorbildlich setzte ich mich hin, um zu meditieren. Aber Sie kennen das: Wenn Emotionen involviert sind, ist ans Meditieren nicht zu denken. Ich wetterte innerlich vor mich hin. Das ist wichtig! Das Zeug muss raus. Alles muss gesagt und gefühlt sein. Ansonsten schluckt man es hinunter und früher oder später platzt einem der Kragen. In der Regel genau dann und dort, wo Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen werden, wo es sehr unpassend ist, z. B. im Kontakt mit Kunden, Partnern, Kindern, Kolleginnen. Diese Menschen mögen sich dann fragen, was wohl mit mir los sei. Das ist für meine menschliche Glaubwürdigkeit sicher nicht förderlich. Und das Schlimme daran: Ich selber weiss nicht mehr, was mir widerfährt …

    Doch zurück zum Beispiel: Also wetterte ich innerlich vor mich hin und beobachtete das gleichzeitig. Ein Teil von mir kommentierte: «Aha, da wettert und wettert sie vor sich hin.» Dieser innere Beobachter ist sehr wertvoll, denn genau er ist es, der merkt, wenn ich nur noch wettere, weil ich gerade am Wettern bin und Recht behalten will, obwohl eigentlich schon ausgewettert ist. Wir kommen im Kapitel über die Drama-Queens und Drama-Kings nochmals darauf zurück. Es zu merken, dass ich nur noch einen obendrauf setze obwohl es gar nicht mehr unbedingt sein müsste, ist von grosser Bedeutung. Hier kann ich innehalten, mich nun bewusst mit meinem Höheren Selbst verbinden, mich an meine Würde erinnern und zur Ruhe kommen.

    Aus dieser Ruhe heraus fing ich an, all mein Wettern zu mir zurückzuholen, damit es da draussen keinen Schaden anrichtete und um mich wieder «ganz zu machen» und meine verpuffte Energie zurückzubekommen. Was für eine Erlösung, zumindest so zu 70 %. Ich setzte mich hin und schrieb eine E-Mail an die Webseitenbetreiber mit Fragen zum Auffinden von Inhalten. Ich tat das ein bisschen wegen mir, aber auch für die anderen User und vor allem für die Betreiber der Plattform. Die E-Mail hatte noch etwas Druck, aber ich achtete darauf, dass die Lesenden nicht abgewertet oder angegriffen wurden und auch Anerkennung Teil des Schreibens war.

    Kann ich zur Formulierung einer Kritik voll stehen, muss ich mich vor der Antwortmail nicht fürchten. Kennen Sie das, dass Sie eine Antwort am liebsten gar nicht lesen möchten?

    Ich ging dann zur Arbeit und ein Rest des Ärgers hing noch in meinem System. Ich traf auf meinen Kollegen und auf Kunden, und ja, ich musste mich etwa s zusammennehmen, um nicht leicht gereizt und ungehalten zu sein. Und ich bin stolz! Ich habe diesen Tag mit Würde bewältigt und mich nicht einfach gehen lassen. Mein Kollege und ich hätten keinen angenehmen Tag gehabt, hätte ich nicht die bewusste Wahl getroffen, freundlich zu sein, auch wenn mir nicht danach zumute war. Ja, kann sein, dass ich dann nicht ganz authentisch war. Man kann es so nennen, wenn man will. Das nehme ich in Kauf dafür, dass ich meine Launen nicht weitergegeben und meine Würde hochgehalten habe.

    Die Schwarze Fee

    Kennen Sie den Film «Die Schwarze Fee»? In ihm belegt die Schwarze Fee die neugeborene Prinzessin mit einem Fluch, um sich am König zu rächen. Erschüttert hat mich an diesem Film nicht etwa, dass die Fee rachsüchtig ist, sondern dass eine Person – hier ein Baby –, die gar nicht selber in einen Streit zwischen der Schwarzen Fee und dem König involviert ist, mit einem Fluch belegt wird.

    Haben Sie eventuell schon Partei ergriffen? Ist die Schwarze Fee der Bösewicht? Wirklich?

    Diese Frage ändert alles: Was ist der Schwarzen Fee denn angetan worden, dass sie so rachsüchtig wurde?

    Tatsächlich hat ihr eben dieser König, um gekrönt zu werden, die Flügel gestohlen. Denn sein Vorgänger wollte denjenigen mit seiner Nachfolge belohnen, der die Fee zur Strecke bringt.

    Aha und jetzt? Haben Sie eventuell die Partei gewechselt? Ist also der König der Bösewicht, weil er ihr die Flügel stahl? Oder doch der, der diese Grausamkeit in Auftrag gab?

    Gehen wir noch einen Schritt weiter: Was ist denn dem Mann angetan worden, dass er bereit war, für den Thron diese Gräueltat zu begehen?

    Er war möglicherweise in einem früheren Leben sehr arm, weil der damalige König unbezahlbare Steuern eingeheimst hatte. Jetzt wollte er die Seiten wechseln und auch einmal ein fulminantes Leben leben. Das war in seinen Augen nur der gerechte Ausgleich. Verständlich.

    Aha, dann war also der König aus dem früheren Leben daran schuld, dass die Prinzessin verflucht wurde?

    Aber warum war denn der damalige König so geldhungrig, dass er bereit war, sein Volk so auszubeuten? Na ja, sein Vater hatte das schon gemacht. Schliesslich konnte nichts daran falsch sein, wenn sein Vater ihm das vorlebte.

    Alles klar: Hätte also der Vater des Königs aus der früheren Inkarnation verantwortungsbewusst gehandelt, wäre die arme Prinzessin jetzt, Jahrhunderte später, nicht mit einem Fluch belegt worden.

    Sich mit Schuldfragen auseinanderzusetzen ist also eine sehr delikate und obsolete Sache. Es geht darum, zu verstehen, dass die Menschen aus einem schlimmen Schmerz heraus unkontrolliert, kindisch, böse, gehässig etc. handeln.

    Das entschuldigt ihre Taten in keiner Weise! Es erklärt sie nur und hilft uns, ins Mitgefühl zu kommen und uns von einer muffigen Kassiererin nicht mit ihrer Laune anstecken zu lassen.

    Ich habe das hier anhand eines Fantasyfilms aufgezeigt. Aber dieser Mechanismus findet überall um uns herum statt. Erinnern Sie sich an den Mann der Flugsicherung in Überlingen, der den Absturz über den Bodensee nicht verhindern konnte? Er wurde umgebracht. Die Tat beging der Vater einer bei dem Flugunglück Verstorbenen, der seinen unbändigen Schmerz nicht kontrollieren konnte.

    In einem Krimi schlägt eine Special Agentin in einer Bar einen Mann zusammen und wird verhaftet. Der Zusammengeschlagene ist der Mann, der sie in Afghanistan gefoltert hat. Ein Terrorist. Also mehr als verständlich, dass sie sich nicht beherrschen kann. Später, als er enthüllt ist, nimmt er auf seiner Flucht den Direktor des NCIS gleich mit als Geisel und flüstert ihm ins Ohr: «Sie [die USA] haben so viele meiner Brüder getötet.» Terrorist aus Schmerz, Schlägerin aus Schmerz.

    Es ist schlicht ein Drama. Die Kette bis zum Ursprung des Leids oder der Boshaftigkeit geht oft endlos zurück und auch endlos in die Zukunft, wenn sie nicht durchbrochen wird. Und ja, das ist wirklich schwer. Wie könnte es gelingen?

    Die Special Agentin hätte die aufsteigenden Emotionen so lange kontrollieren müssen, bis sie sich an einem Ort befunden hätte, wo sie mit dem

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