Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Mit Marx über Marx hinaus: Zur Kritik und Korrektur von Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft
Mit Marx über Marx hinaus: Zur Kritik und Korrektur von Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft
Mit Marx über Marx hinaus: Zur Kritik und Korrektur von Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft
eBook1.130 Seiten15 Stunden

Mit Marx über Marx hinaus: Zur Kritik und Korrektur von Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die vorliegende Arbeit enthält eine betont wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft bzw. ihrer kapitalistischen Produktionsweise, so wie diese vor allem in den drei Bänden von 'Das Kapital' ausgeführt worden ist. Diese Auseinandersetzung führt einerseits zu dem Ergebnis, dass die meisten Schritte der Marxschen Darstellung sowohl in logischer als auch empirischer Hinsicht als unzulänglich zu kritisieren sind. Das wird in umfassender und detaillierter Weise belegt, was den Hauptteil der vorliegenden Arbeit ausmacht. Andererseits zeigt die Auseinandersetzung, dass sich hinter den expliziten Ausführungen von Marx der Aufbau einer anderen Theorie verbirgt. Diese alternative Theorie, die nicht mehr der Kritik anheim fällt, wird in ihren Grundlinien offengelegt. Sie ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie mit dem Wesen beginnt, in dem es um den "Heißhunger nach Mehrarbeit" geht. Dann kommt der Schein, der vom sich selbst verwertenden Kapital beherrscht wird. Danach folgen die Erscheinungen, die vom Streben nach Wohl angetrieben werden. Während sich die Prinzipien des Wesens und des Scheins verwirklichen können, kommt es beim Wohl zu einem Scheitern in dem Sinne, dass die schrankenlose Kapitalakkumulation und damit der Heißhunger nach Mehrarbeit in Gang gesetzt wird. Die alternative Theorie schließt sich damit zu einem großen Kreis.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Aug. 2019
ISBN9783748293729
Mit Marx über Marx hinaus: Zur Kritik und Korrektur von Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft

Ähnlich wie Mit Marx über Marx hinaus

Ähnliche E-Books

Wissenschaft & Mathematik für Sie

Mehr anzeigen

Rezensionen für Mit Marx über Marx hinaus

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Mit Marx über Marx hinaus - Herbert Rünzi

    I. Zur Ableitung des Werts bei Marx

    „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine „ungeheure Warensammlung, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware. (I, 49)¹

    Wie diese Aussage zeigt, mit der der I. Band von ‚Das Kapital' beginnt, fängt Marx bei seiner theoretischen Erklärung der „Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, mit der „Analyse der Ware an. Er begründet das mit dem Hinweis, dass diese Gesellschaften durch eine „ungeheure Warensammlung gekennzeichnet sind und die „einzelne Ware deren „Elementarform darstellt. Obwohl nicht nur dem zugestimmt werden muss, dass es sich bei der „ungeheuren Warensammlung um eine empirische Tatsache oder einen Bestandteil unserer Erfahrungen handelt, sondern auch davon ausgegangen werden kann, dass wir es bei unseren gegenwärtigen Gesellschaften immer noch mit Gesellschaften zu tun haben, die durch die „kapitalistische Produktionsweise" gekennzeichnet sind, kann Marx’ Hinweis auf die gegebene Warenfülle natürlich nicht als notwendige Begründung für seinen Ausgangspunkt verstanden werden. Denn es ist nicht einzusehen, warum mit dem begonnen werden muss, was massenweise vorkommt.i Da es die genannte Tatsache gibt, soll dieser Ausgangspunkt im Folgenden trotzdem akzeptiert werden. Dazu müssen wir schon deshalb bereit sein, weiljeder Anfang nur im Nachhinein dadurch zu begründen ist, dass aus ihm eine überzeugende Theorie entwickelt werden kann. Es wäre daher falsch, wenn man eine vorgängige Begründung verlangen würde.ii

    1. Die sich austauschenden Waren

    Die einzelne Ware bestimmt Marx zunächst als Gebrauchswert oder Gut. (I, 50) Sie ist damit ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. (I, 49)

    Wenn wir uns zunächst dem zuwenden, dass Marx die einzelne Ware als „ein äußerer Gegenstand, ein Ding" bestimmt, ist angesichts dessen, dass wir aus unseren Erfahrungen auch ungegenständliche Waren in der Form der Dienstleistungen kennen, zu bemerken, dass er nicht mit der Ware als solcher, sondern genauer nur mit der gegenständlichen Ware beginnt.iii Dieser Umstand, der auch dadurch belegt wird, dass von den „Warenkörpern" (u. a. S. I, 52, 59 und 62) gesprochen wird, hat zwar zur Folge, dass wir keine unmittelbare Aufklärung über die ungegenständlichen Waren erwarten dürfen. Aber auch dieser Umstand berechtigt noch nicht zu einer Kritik des Marxschen Ausgangspunktes. Denn die Tatsache, dass Marx die ungegenständlichen Waren nicht von Beginn an in seine Überlegungen einbezieht, schließt zum einen nicht aus, dass das richtig ist, was er über die gegenständlichen Waren zu sagen hat. Zum anderen kann es durchaus sein, dass die ungegenständlichen Waren später auf Basis der Verhältnisse eingeholt werden können, die sich aus den gegenständlichen Waren ergeben. Das würde zeigen, dass zu Beginn nur die gegenständlichen Waren zum Thema zu machen sind, weil diese zu den grundlegenden Verhältnissen gehören, aus denen die ungegenständlichen Waren erklärt werden können.²

    Wenn wir nun dazu übergehen, dass Marx den „äußeren Gegenstand oder das „Ding deswegen als „Gebrauchswert bestimmt, weil es „durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt, dann kann dem ohne Zweifel zugestimmt werden. Denn der Gebrauchswert stellt mit Sicherheit eine Eigenschaft der gegenständlichen Waren dar, die wir aufgrund unserer Erfahrungen kennen. Gleichfalls kann befürwortet werden, dass Marx die Feststellung trifft:

    „Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion." (I, 50)

    Denn der Gebrauchswert stellt als bloße Brauchbarkeit anfangs in der Tat nur eine Anlage oder Möglichkeit dar. Oder er ist zunächst nur eine Bestimmung, die sich erst noch verwirklichen muss.

    Wenn Marx vom „Gebrauch oder der Konsumtion" spricht, könnte man zum anderen meinen, dass er nur die gegenständlichen Waren zum Thema macht, die Konsumtionsmittel darstellen, und die ebenfalls vorkommenden Produktions- und Zirkulationsmittel daher nicht in seine Betrachtung einbezieht. Deshalb sei darauf hingewiesen, dass das für die Produktionsmittel nicht zutrifft. Denn bezogen auf den Gebrauchswert schreibt Marx:

    „Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d. h. Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel." (I, 49)

    Mit den gegenständlichen Gebrauchsmitteln bezieht sich Marx daher neben den Konsumtionsmitteln auch auf die Produktionsmittel. Folge davon ist, dass unter dem „Gebrauch oder der „Konsumtion ein Vorgang zu verstehen ist, in dem nicht nur die Konsumtionsmittel, sondern auch die der Produktionsmittel ihrer Verwendung zugeführt werden. Der Unterschied besteht nur darin, dass wir es bei den Produktionsmitteln mit produktiver Konsumtion zu tun bekommen. Demgegenüber stellt sich die Konsumtion der Konsumtionsmittel als konsumtive Konsumtion dar.

    Daran, dass Marx in die Gebrauchswerte neben den Konsumtionsmitteln auch die Produktionsmittel einbezieht, ändert im Übrigen auch der Umstand nichts, das erstere im Vordergrund stehen. Das zeigt zumindest seine Rede von der „einfachen Warenzirkulation" (I, 162), als die wir die Bewegung W - G - W kennen lernen werden. Denn es gibt gewisse Hinweise darauf, dass es Marx in ihrem Rahmen vor allem um die Beschaffung von Konsumtionsmitteln geht. (vgl. S. 227)

    Man könnte der Auffassung sein, dass das, was für die Produktionsmittel gilt, auch auf die Zirkulationsmittel mit dem Unterschied zutrifft, dass diese im Rahmen der zirkulativen Konsumtion verbraucht werden. Deswegen sei darauf hingewiesen, dass dieser Eindruck trügt. Obwohl Marx in diesem Zusammenhang (vgl. S. 438) nicht vollkommen klar ist, kann nämlich davon ausgegangen werden, dass er die gegenständlichen Zirkulationsmittel deshalb außenvor lässt, weil diese gesamtgesellschaftlich gesehen faux frais darstellen. (vgl. S. 436) Als solche haben sie nämlich eine theoretisch nachgeordnete Bedeutung und gehören damit gerade nicht zum Umkreis der wesentlichen oder grundlegenden Verhältnisse, auf die es Marx offensichtlich abgesehen hat.iv

    Auf das in der gerade präzisierten Art zu verstehende Moment des Gebrauchswerts geht Marx wohl deshalb nicht weiter ein, weil es seiner Ansicht nach allen Gesellschaftsformen zukommt (vgl. I, 50); er aber nur die Gesellschaften behandeln will, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht. Gerade weil der Gebrauchswert auch in den von Marx betrachteten „bürgerlichen Verhältnissen (19, 360) oder in den Verhältnissen der bürgerlichen Ökonomie" (ZK, 7) eine Rolle spielt, ist dies allein zwar noch kein Grund, ihn nicht genauer zu untersuchen. Hier soll dieser Punkt jedoch hingenommen werden, weil es durchaus sein kann, dass der Gebrauchswert keiner eingehenderen Betrachtung bedarf.³

    Wichtiger als die erste Eigenschaft ist bei Marx das zweite Bestimmungsmoment der gegenständlichen Ware, auf das er mit der folgenden auf die Gebrauchswerte bezogenen Feststellung zu sprechen kommt:

    „In der von uns betrachteten Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des-Tauschwerts." (I, 50)

    Es umfasst den „Tauschwert und ist somit die Eigenschaft, die den Gebrauchswert oder Gebrauchsgegenstand überhaupt erst zur Ware macht. Denn der Terminus „Tauschwert kann genauso als Tauschgegenstand oder Tauschmittel übersetzt werden wie die Bezeichnung Gebrauchswert als Gebrauchsgegenstand oder Gebrauchsmittel.v

    Wie das angeführte Zitat zeigt, führt Marx die Bestimmung des Tauschwerts auf etwas eigenartige Weise ein, wenn er davon redet, dass die Gebrauchswerte der Waren seine „stofflichen Träger" sind. Weil das Getragenwerden auf etwas zu verweisen scheint, was seinem Träger nicht selbst oder nicht innerlich zukommt, sondern ihm eher äußerlich verliehen wird, könnte man den Eindruck bekommen, dass der Tauschwert dem als Ware auftretendem Ding weniger oder anders zukommt als der Gebrauchswert. Genauer gesprochen könnte man meinen, dass der Gebrauchswert zwar eine gegenständliche Eigenschaft dieses Dings darstellt, es sich beim Tauschwert aber nur um eine ungegenständliche Eigenschaft handelt, die nur das Bezogensein der einzelnen Dings auf etwas Anderes zum Inhalt hat.vi Es sei deshalb geprüft, was davon zu halten ist.

    In diesem Zusammenhang ist zunächst auf Folgendes zu verweisen: Zum einen kann festgehalten werden, dass der Tauschwert mit dem Gebrauchswert das Merkmal teilt, dass er zunächst ebenfalls nur eine Anlage, Möglichkeit oder Bestimmung darstellt. Wie der Gebrauchswert ist er daher etwas, was sich erst noch verwirklichen muss. Während der Gebrauchswert sich im Gebrauch verwirklicht, realisiert sich der Tauschwert im Tausch, der wie der Gebrauch erst noch zu erfolgen hat. Zum anderen stellt nicht nur der Tauschwert eine Bestimmung dar, die nicht den Dingen als solchen zukommt, sondern den Menschen zu verdanken ist. Dieses Merkmal kommt vielmehr auch dem Gebrauchswert zu. Denn dieser ist den Dingen, die als Waren auftreten, gleichfalls nicht von Natur aus eigen, sondern nur deshalb, weil die Menschen ihnen diese Bedeutung zuschreiben. Das zeigt sich z. B. daran, dass die stoffliche Eigenschaft der Härte als solche einen Diamanten noch nicht zu einem Gebrauchswert macht, sondern erst der Umstand, dass diese Härte für die Menschen nützlich ist.vii

    Auf diesem Hintergrund könnte das stoffliche Ding, das als Ware auftritt, genauso als Träger des Gebrauchswerts bezeichnet werden, wie Marx bezogen auf den Gebrauchswert vom Träger des Tauschwerts spricht. Daher besteht der Unterschied nur darin, dass der Gebrauchswert in einer direkten Beziehung zu den für ihn maßgeblichen stofflichen Eigenschaften des jeweiligen Dings steht und der Tauschwert nicht. Folge davon ist, dass zwar der Gebrauchswert etwas ist, was dem Ding angesehen werden kann. Der Tauschwert stellt dagegen etwas dar, was ihm oder seinen stofflichen Eigenschaften gerade nicht entnommen werden kann. Angesichts dieses Unterschieds zwischen dem Gebrauchswertsein und dem Tauschwertsein desjeweiligen als Ware auftretenden Dings, kann nun auf der einen Seite festgestellt werden, dass er belegt, dass zwar der Gebrauchswert eine gegenständliche Eigenschaft der einzelnen Ware darstellt, aber der Tauschwert nur als eine ungegenständliche Eigenschaft charakterisiert werden kann. Auf der anderen Seite ist darauf hinzuweisen, dass das nicht ausschließt, dass der Tauschwert doch etwas darstellt, was in der Stofflichkeit des Dings so direkt verankert ist, wie das beim Gebrauchswert der Fall ist. Und daran ändert der Umstand nichts, dass man der als Anker dienenden gegenständlichen Eigenschaft als solcher nicht ansehen kann, dass sie als Grund des Tauschwerts fungiert. Darauf ist hier hinzuweisen, weil sich zeigen wird, dass Marx genau auf eine solche Verankerung des Tauschwerts aus ist.viii

    Der Gebrauchswert ist eine menschliche Bestimmung, die den dafür geeigneten Dingen in allen gesellschaftlichen Verhältnissen zugeordnet wird. Der Tauschwert ist demgegenüber eine zusätzliche menschliche Bestimmung, die dem Gebrauchswert nur in bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen beigelegt wird. Aus diesem Umstand kann aber gleichfalls nicht geschlossen werden, dass innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft der Tauschwert den Waren in dem Sinne nur als eine ungegenständliche Eigenschaft der einzelnen Ware zukommt, dass auch nicht von einer Verankerung gesprochen werden kann. Es kann vielmehr bei der Marxschen Position bleiben, dass der Tauschwert innerhalb dieser Gesellschaft zwar nur eine ungegenständliche Eigenschaft darstellt, diese aber eine direkte Beziehung zur Stofflichkeit der einzelnen Ware aufweist. Und daran ändert der Umstand nichts, dass diese Verankerung eines Nachweises bedarf, der erst noch zu erbringen ist.

    Daran, dass Marx in Bezug auf den Tauschwert auf eine ungegenständliche Eigenschaft aus ist, die aber in einer gegenständlichen Eigenschaft des Warendings verankert ist, ändert im Übrigen auch die folgende Stelle nichts, auf die wir auf der Seite 125 noch genauer eingehen werden:

    Wenn es im Eingang dieses Kapitels in der gang und gäben Manier hieß: Die Ware ist Gebrauchswert und Tauschwert, so war dies, genau gesprochen, falsch. Die Ware ist Gebrauchswert oder Gebrauchsgegenstand und „Wert." (I, 75)

    Zu ihr ist zunächst zu sagen, dass sie zurückzuweisen wäre, wenn mit ihr behauptet werden sollte, dass die Bezeichnung Tauschwert auf die einzelne Ware insgesamt nicht angewendet werden kann. Trotz des Umstandes, dass das eine Bestimmung darstellt, die dem Gebrauchsgegenstand äußerlich ist, kann die einzelne Ware nämlich ganz selbstverständlich als Tauschwert charakterisiert werden. Ausgeschlossen ist in diesem Zusammenhang nur, dass von einer gegenständlichen Eigenschaft gesprochen wird, die dem einzelnen Warending als solchem entnommen werden kann. Denn beim Tauschwert handelt es sich um eine ungegenständliche Eigenschaft, die ihrem Träger nicht angesehen werden kann. Wenn die obige Stelle in dieser Weise zu verstehen ist, widerspricht sie den obigen Ausführungen nicht. Im Gegenteil bestätigt sie, dass der Tauschwert zwar eine ungegenständliche Eigenschaft darstellt, die aber auf der gegenständlichen Eigenschaft beruht, die Marx hier mit der Bezeichnung „Wert" anspricht.ix

    Die Eigenschaften, die am einzelnen Ding ohne Verweis auf Anderes zum Ausdruck kommen, kann man als innere oder auch als absolute Eigenschaften bezeichnen. Dagegen können die Eigenschaften, die am einzelnen Ding als solchem nicht zum Ausdruck kommen, äußere oder relative Eigenschaften genannt werden. Gegen diese Wortwahl ist so lange nichts einzuwenden, so lange klar bleibt, dass auch die äußeren oder relativen Eigenschaften in gegenständlichen Eigenschaften des einzelnen Dings verankert sein können. Widerspruch wärejedoch zu erheben, wenn man die äußeren oder relativen Eigenschaften als ungegenständliche Eigenschaften verstehen würde, die überhaupt keinen Bezug zur Stofflichkeit der jeweiligen Sache ausweisen, sondern sich nur dem äußeren Verhältnis verdanken, in dem sich diese Sache befindet.x

    Wenn man die eingangs zitierte Stelle liest, entsteht der Eindruck, dass Marx die von ihm zum Thema gemachte Ware in der Form anspricht, in der wir sie als Bewohner der bürgerlichen Gesellschaft unmittelbar oder von uns aus wahrnehmen. Mit anderen Worten scheint er sie als Erfahrungstatbestand aus dem unmittelbaren Sein aufzugreifen. Auf dieser Grundlage kann zwar dem ersten Bestimmungsmoment der Ware voll und ganz zugestimmt werden. Dem zweiten Bestimmungsmoment ist jedoch zu widersprechen. Während der Gebrauchswert der Waren etwas ist, was in empirischer Hinsicht eindeutig bestätigt wird, ist das beim Tauschwert anders. Denn den direkten und damit auch wechselseitigen Tausch zwischen Ware und Ware, auf den sich Marx mit seiner Rede vom Tauschwert augenscheinlich bezieht, gibt es nicht. Die einzelnen Exemplare der empirischen Waren werden nämlich nicht gegen fremde Ware getauscht, sondern für fremdes Geld verkauft. Daher läge es näher, nicht vom Tauschwert, sondern vom Verkaufswert zu reden.xi

    Angesichts dieser Situation gibt es drei Möglichkeiten: Zum einen kann man am empirischen Ausgangspunkt festhalten und versuchen, die Marxschen Ausführungen auf dieser Grundlage zu verstehen. Zum anderen kann man bezogen auf den Warentausch entweder zu dem Schluss kommen, dass Marx mit etwas beginnt, was es zwar in der Gegenwart nicht mehr gibt, aber in der Vergangenheit gegeben hat. Oder man zieht zum dritten die Konsequenz, dass Marx einen Ausgangspunkt wählt, der nicht nur nicht in der Gegenwart vorkommt, sondern den es auch der Vergangenheit nicht gegeben hat und der deshalb etwas Nicht-Empirisches und damit so etwas wie ein Modell darstellt, das es nur in der Theorie oder nur in unseren Gedanken oder Vorstellungen gibt.

    Aufgrund dieser drei Varianten stellt sich die Frage, welcher Weg zu gehen ist. Bei ihrer Beantwortung kann darauf hingewiesen werden, dass die dritte Möglichkeit aufjeden Fall zu verwerfen ist. Der Grund dafür besteht darin, dass ein nichtempirischer Ausgangspunkt nichts zur Erklärung der gegebenen Wirklichkeit beitragen kann. Dass das in empirisch beschreibender Hinsicht so ist, dürfte unmittelbar einleuchten. Denn ich gebe das, was ist oder existiert, nicht wieder, wenn ich mit etwas beginne, was nicht existiert. Anders sieht es in theoretisch begründender Hinsicht aus. Denn man kann sich nicht nur vorstellen, dass man ausgehend von einem nicht-empirischen Ausgangspunkt per logischer Argumentation zwingende Schlüsse auf eine Gegebenheit ziehen kann, die es empirisch gibt, sondern darüber hinaus auch der Meinung sein, dass man auf diese Weise nachweisen kann, dass ersterer Grund und letztere Folge ist. Daher sei darauf hingewiesen, dass dieser Eindruck verkehrt ist. Ausgehend von einem nicht-empirischen Ausgangspunkt A kann man mittels einer rein logischen Wenn-Dann-Folgerung eine empirische Gegebenheit B nämlich auch dann nicht begründen, wenn die kausale Logik selbst absolut überzeugend sein sollte. Auch die zwingendste Logik ist nämlich nicht in der Lage, den Übergang vom Nicht-Sein zum Sein auf überzeugende Weise zu bewerkstelligen. Da die Logik von einem göttlichen Schöpfungsakt zu unterscheiden ist, kann mit ihrer Hilfe die Gegebenheit B nämlich nur dann aus dem Ausgangspunkt A abgeleitet werden, wenn nicht nur sie, sondern auch dieser Ausgangspunkt empirisch existiert.xii

    Auszuscheiden ist aber auch die zweite Möglichkeit. In empirisch beschreibender Hinsicht dürfte das ganz klar sein. Denn, wenn ich eine Feststellung über das treffe, was nicht mehr ist, mache ich keine Aussage über das, was ist. Dafür spricht aber auch die begründende Seite. Das ist nicht nur der Fall, weil die historische Erklärung, um die es hier geht, im Unterschied zur logischen Begründung keine Notwendigkeit im eigentlichen Sinne kennt. Das ist vor allem so, weil mit einer historischen Argumentation dann, wenn sie empirisch richtig ist, zwar erklärt werden kann, wie etwas entstanden ist. Es kann aber nicht erklärt werden, warum es dieses Entstandene trotz des Umstandes immer noch gibt, dass sein historischer Grund längst vergangen ist. Die gegenwärtige Existenz kann folglich nicht mit einem vergangenen Grund begründet werden. Dazu ist gerade dann, wenn alles ständig in Bewegung ist, nur ein gegenwärtiger Grund in der Lage.xiii Wir finden daher bestätigt, dass auch die zweite Variante ausgeschieden werden kann und deshalb nur noch der erste Weg in Frage kommt.xiv

    Allerdings scheint auch er nicht aussichtsreich zu sein. Denn aus ihm scheint sich nur ergeben zu können, dass der Marxsche Tauschwert als empirisch inexistent zurückzuweisen ist. Schaut man genauer hin, zeigt sich jedoch, dass dieser Eindruck trügt. Zwar ist richtig, dass der Marxsche Ausgangspunkt nicht dem unmittelbaren Sein bzw. dem Sein in der Form entspricht, in der wir es als in der bürgerlichen Gesellschaft lebende Subjekte unmittelbar oder von uns aus wahrnehmen. Denn wir haben es nicht mit dem Tausch, sondern nur mit dem Verkauf und Kauf zu tun. Da Verkauf und Kauf auf den Tausch einer Ware mit anderer Ware hinauslaufen, befindet sich der Marxsche Ausgangspunkt aber in Übereinstimmung mit dem, was man deswegen als mittelbares Sein bezeichnen kann, weil die bürgerlichen Subjekte es nicht von sich aus oder unmittelbar in Erfahrung bringen, sondern es auf der Basis dessen, dass man sie darauf aufmerksam machen muss, nur mittelbar wahrnehmen. Dieses mittelbare oder zu vermittelnde Sein genügt aber, um den Marxschen Anfang mit dem Tauschwert empirisch zu belegen.xv

    Dieser sich eigentlich indirekt vollziehende Warentausch ist aber nicht wechselseitig, sondern nur einseitig. Daher ist Marx’ Beginn in empirischer Hinsicht nur akzeptabel, wenn er lediglich vom einseitigen Tausch spricht. Beim ersten Lesen der Marxschen Ausführungen könnte man der Meinung sein, dass das gerade nicht der Fall ist und er den wechselseitigen Tausch mit der Folge behandelt, dass die empirische Kritik doch noch greift. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass in den uns hier interessierenden Seiten vom wechselseitigen Tausch nur an einer Stelle klar gesprochen wird, in der davon die Rede ist, dass die Waren „gegeneinander ausgetauscht werden". (I, 54) Zumal es sich dabei um die Aussage eines unbekannten Autors handelt, die von Marx nur in der Anmerkung 9 zitiert wird, ist es durchaus möglich, ihn so zu verstehen, dass es ihm nur um den einseitigen Warentausch geht.⁴ Und das ist in empirischer Hinsicht nicht zu beanstanden.xvi

    Aus den obigen Überlegungen ergibt sich, dass nur der zuletzt behandelte erste Weg von wissenschaftlicher Bedeutung ist, der mit einer logischen Art und Weise der Begründung einhergeht. Da diese Überlegungen unsere Überlegungen sind und unklar ist, in welchem Ausmaß sie von Marx geteilt werden, können wir uns im Folgenden trotzdem nicht auf den diesen Weg beschränken, sondern müssen auch die anderen Argumentationsmöglichkeiten im Blick behalten. Das gilt zum einen für die zuerst behandelte dritte Möglichkeit, die mit der ersten die logische Art und Weise der Argumentation teilt und insofern sowieso vorkommt. Das gilt zum anderen für die an zweiter Stelle behandelte zweite Variante, die vom vergangenen wechselseitigen Tausch ausgeht und deswegen mit einer historischen Argumentation verbunden ist.

    Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto. Betrachten wir die Sache näher. (I, 50/51)

    Wenn man diese Stelle liest, findet man einesteils bestätigt, dass Marx’ Rede vom Tauschwert tatsächlich im Zusammenhang mit der Rede vom Tausch zwischen Waren steht. Andernteils ist darauf aufmerksam zu machen, dass Marx im obigen Zitat nicht nur vom Tausch zwischen Ware und Ware spricht, sondern zudem zum Ausdruck bringt, dass die Waren sich austauschen. Zu diesem eher formalen reflexiven Aspekt, der aus den Waren „Subjekte" (vgl. 19, 358) macht, ist zu sagen, dass er im empirischen Sinne dann eindeutig zurückgewiesen werden müsste, wenn er als Aussage über das uns vorliegende Sein wörtlich gemeint sein sollte. Denn im Rahmen der in diesem Sein vorhandenen Gegebenheiten sind die Waren keine Dinge, die sich selbst bewegen können, sondern lediglich Sachen, die von Menschen in Bewegung gesetzt werden. Und das gilt nicht nur im Hinblick auf das unmittelbare Sein, in dem es eine Umsetzung von Ware in Geld und von Geld in Ware gibt, sondern auch bezogen auf das mittelbare Sein, bei dem es um die direkte Umsetzung von einer Ware in andere Ware zu tun ist.

    Weil das negative empirische Urteil über die subjekthaften Waren so eindeutig ist und es Marx schlechterdings nicht unbekannt geblieben sein kann, dass die Waren sich nicht selbst bewegen, sondern nur von Menschen auf den Markt geworfen werden können, stellt sich die Frage, ob seine Rede von den sich tauschenden Waren wirklich wörtlich verstanden werden muss. Um sie zu beantworten, sei auf die folgende Stelle vorgegriffen:

    Die Waren können nicht selbst zu Markte gehn und sich nicht selbst austauschen. Wir müssen uns also nach ihren Hütern umsehn, den Warenbesitzern. Die Waren sind Dinge und daher widerstandslos gegen den Menschen. Wenn sie nicht willig, kann er Gewalt brauchen, in andren Worten, sie nehmen. Um diese Dinge als Waren aufeinander zu beziehn, müssen die Warenbesitzer sich zueinander als Personen verhalten, deren Willen in jenen Dingen haust, so daß der eine nur mit dem Willen des andren, also jeder nur vermittelst eines, beiden gemeinsamen Willensaktes sich die fremde Ware aneignet, indem er die eigne veräußert. Sie müssen sich daher wechselseitig als Privateigentümer anerkennen. Dies Rechtsverhältnis, dessen Form der Vertrag ist, ob nun legal entwickelt oder nicht, ist ein Willensverhältnis, worin sich das ökonomische Verhältnis widerspiegelt. Der Inhalt dieses Rechts- und Willensverhältnisses ist durch das ökonomische Verhältnis selbst gegeben. Die Personen existieren hier nur füreinander als Repräsentanten von Ware und daher als Warenbesitzer. Wir werden überhaupt im Fortgang der Entwicklung finden, daß die ökonomischen Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten. (I, 99/100)

    Dieses Zitat, dessen juristische Aspekte hier nicht interessieren, bestätigt einesteils, dass Marx natürlich weiß, dass der Austauschprozess nicht von den Waren selbst, sondern nur von Menschen vollzogen werden kann. Andernteils fasst er diese Menschen in einer eigentümlichen Form. Er beschreibt sie nämlich als bloße Repräsentanten von Ware oder allgemeiner gesprochen als Charaktermasken, deren Kennzeichen darin besteht, dass ihre Subjektivität auf die Ausführung eines vorgegebenen Zwecks und ihre Persönlichkeit auf die Personifikation der ökonomischen Verhältnisse beschränkt ist. Weil ihre Aktivitäten lediglich die Verwirklichung vorausgesetzter Inhalte umfassen, sind die Menschen nur als Funktionsträger und Ausführungsorgane gefasst. Als solche handeln sie deswegen bewusstlos, weil einem Inhalte, die man ausführt, ohne sie sich selbst zum Zweck gesetzt zu haben, eben unbewusst sind. Marx geht also nur so weit, die Versubjektivierung der Ware durch die Verwarelichung des Subjekts oder allgemeiner und vielleicht verständlicher ausgedrückt die Personifikation der Sache durch die Versachlichung der Personen (I, 128) zu ersetzen.

    Auf dieser Grundlage kann die Rede von den sich tauschenden Waren als Abkürzung für die Rede von den Waren verstanden werden, die von Menschen ausgetauscht werden, die dabei als Charaktermasken auftreten. Damit erübrigt sich auf der einen Seite die empirische Kritik, die an den sich selbst tauschenden Waren ansetzt. Auf der anderen Seite könnte man aber der Meinung sein, dass die Rede von den verwarelichten Subjekten oder Charaktermasken zum Anlass für eine neuerliche empirische Kritik genommen werden muss. Dabei könnte man sich zum einen darauf beziehen, dass die Menschen Subjekte sind, die sich die Inhalte, die sie ausführen, mit der Folge als subjektive Zwecke selbst geben, dass sie sie bewusst ausführen. Zum anderen könnte man daraus schlussfolgern, dass es falsch ist, die Menschen als Charaktermasken darzustellen, die auf die Ausführung von Inhalten beschränkt sind, die ihnen einesteils vorgegeben sind und deswegen nicht als subjektive Zwecke, sondern nur als objektive Zwecke bezeichnet werden können, und die sie andernteils nicht bewusst, sondern als objektive Zwecke nur unbewusst ausführen.

    Zu dieser empirischen Kritik ist einerseits zu sagen, dass ihr voll und ganz Recht zu geben wäre, wenn vom unmittelbaren Sein gesprochen würde. Die Transaktionen des Verkaufs und Kaufs der Waren, die es auf seiner Grundlage gibt, stellen nämlich tatsächlich subjektive Zwecke dar, die die menschlichen Subjekte sich selbst gegeben haben und die sie daher auch mit Bewusstsein ausführen. Daher wäre es falsch, in diesem Zusammenhang von Charaktermasken und damit objektiven Zwecken zu reden und auf diese Weise zu suggerieren, die Menschen würden sie nur unbewusst realisieren. Andererseits ist darauf hinzuweisen, dass hier von Verkauf und Kauf und damit vom unmittelbaren Sein gar nicht die Rede ist, sondern eben nur vom einseitigen Warentausch und damit vom mittelbaren Sein. Weil der Tausch dem mittelbaren Sein angehört, ist er kein subjektiver und bewusst ausgeführter Zweck. Er wird vielmehr von den Menschen im Rahmen des Verkaufs und Kaufs von Waren eher unbewusst mitvollzogen.⁶ Daher ist es nicht falsch, sondern im Gegenteil gerade empirisch angemessen, in diesem Zusammenhang nicht von Subjekten, sondern von der Versachlichung der Personen oder von Charaktermasken zu sprechen.xvii

    Zum einen könnten die obigen Ausführungen gerade deswegen als läppisch oder als bloße Spitzfindigkeiten ohne praktische Relevanz abgetan werden, weil die Differenz zwischen dem unmittelbaren und dem mittelbaren Sein und damit zwischen der Ebene der subjektiven Zwecke, Subjekte und bewussten Handlungen und der der objektiven Zwecke, Charaktermasken und unbewussten Vollzüge im vorliegenden Zusammenhang nicht sehr groß ist. Der Unterschied liegt nämlich lediglich darin, dass ein Inhalt, der auf der Ebene der Subjekte nur mittelbar verfolgt wird, auf der Ebene der Charaktermasken als unmittelbares Ziel fungiert. Wir haben es daher nur mit einem formalen Unterschied zu tun, der auf der Basis dessen, dass es auf beiden Ebenen um den gleichen Endzweck geht, zu keinerlei inhaltlichen Konsequenzen führt.

    Daher sei darauf hingewiesen, dass die aufeinander folgenden Verkaufs- und Kaufzwecke zwar leicht in das Ziel des einseitigen Warentauschs mit der Folge übersetzt werden können, dass auch das letztere mit Bewusstsein vollzogen werden und deshalb gleichfalls eine Art subjektiver Zweck darstellen kann. Trotzdem bleibt es bei der grundsätzlichen Differenz zwischen den beiden Ebenen. Im Übrigen sei schon an dieser Stelle angemerkt, dass wir im Folgenden Verhältnisse kennen lernen werden, bei denen die Rede von Charaktermasken nicht mehr so folgenlos bleibt, sondern mit einer Relativierung der Menschen als Subjekte einhergeht. Während bezogen auf den Fall des Warentauschs aufgrund des rein formellen Unterschieds zwischen einem mittelbar und unmittelbar verfolgten Inhalt nicht gesagt werden kann, dass das Charaktermaskesein das Subjektsein einschränkt, kann im Hinblick auf diese Verhältnisse festgestellt werden, dass es genau zu einer solchen Einschränkung kommt. (vgl. S. 257 und 343)

    Zum anderen könnte darauf aufmerksam gemacht werden, dass zur obigen Interpretation dessen, was unter Charaktermaske zu verstehen ist, die Rede von Willensverhältnissen nicht passt, die im obigen Zitat ebenfalls enthalten ist. Diesem Einwand, der darauf beruht, dass man nur dort vom Willen reden sollte, wo subjektive Zwecke vorliegen und damit Inhalte gegeben sind, die mit Bewusstsein ausgeführt werden, ist vollkommen Recht zu geben. Gerade weil er nicht von den Verhältnissen sprechen will, mit denen die Menschen als Subjekte konfrontiert sind, sondern nur von denen, die sie lediglich als Charaktermasken betreffen, hätte Marx besser daran getan, den Hinweis auf die „Willensverhältnisse zu unterlassen. Denn der Wille kommt genauso nur den Subjekten zu wie das Bewusstsein. Dieser Punkt ist m. E.jedoch weit davon entfernt, zu belegen, dass Marx anders von Charaktermasken spricht, als oben erläutert. Die Rede von den „Willensverhältnissen dürfte sich nämlich vor allem den hier noch nicht interessierendenjuristischen Aspekten verdanken, die ohne Willen nicht denkbar sind und deswegen erst auf einer Ebene behandelt werden können, auf der die Menschen nicht mehr als Charaktermasken, sondern nur noch als Subjekte agieren.xviii

    Wenn wir nun zu dem Fazit kommen, das aus den obigen Ausführungen zu ziehen ist, können wir festhalten, dass Marx die Ware und ihren Umschlag dann, wenn er vom Warentausch redet und damit vom Geld absieht, zwar nicht in der Form aufgreift, in der wir ihn als Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft unmittelbar wahrnehmen. Der Umstand, dass Marx nicht vom unmittelbaren Sein, sondern nur vom mittelbaren oder zu vermittelnden Sein redet, ändert aber nichts daran, dass sein Anfang empirisch weder in eher inhaltlicher noch in eher formaler Hinsicht zu beanstanden ist. Gerade weil er den Warentausch nicht in der unmittelbar erfahrenen geldvermittelten Form zum Thema macht, sondern das Geld aus seiner Betrachtung ausschließt, kann er nicht von Subjekten, sondern muss er von bloßen Charaktermasken reden. Aus diesem Grund ist klar, dass wir uns im Folgenden, auf die Marxsche Ebene nicht nur deswegen einzulassen haben, weil wir seiner weiteren Argumentation nur unter dieser Bedingung innerlich werden können. Diesen Schritt müssen wir auch deshalb vollziehen, weil wir keinen empirischen Grund haben, uns der Ebene zu verweigern, auf der Marx argumentiert.xix

    Weil das im Folgenden wichtig werden wird, sei hier zum einen noch darauf hingewiesen, dass sich mit dem Unterschied zwischen den Subjekten und den Charaktermasken zwei unterschiedliche Argumentationstypen verbinden. Während mit den Subjekten, die subjektive Zwecke bewusst ausführen, die Argumentation per teleologischer Genesis liiert ist, bekommen wir es bei den Charaktermasken, die objektive Zwecke bewusstlos verwirklichen, mit der Argumentation per logischer Geltung zu tun. Während man im Rahmen der teleologischen Genesis ausgehend vom subjektiven Zweck und damit auf subjektivistische Art nicht nur auf die Existenz der ihn ausführenden Aktion schließen kann, sondern auch auf ihre Entstehung, haben wir es im Rahmen der logischen Geltung nur mit ihrer Existenz zu tun. Auf der Basis dieser Argumentation kann man ausgehend vom objektiven Zweck per Wenn-Dann-Folgerungen auf objektivistische Weise nämlich nur darauf schließen, dass es die ihn ausführende Handlung im Rahmen des mittelbaren Seins geben muss. Damit ist aber noch nicht gesagt, wie diese Aktion im Rahmen des unmittelbaren Seins zustande kommt, in dem die Menschen nicht als Charaktermasken, sondern als Subjekte auftreten, die bewusst handeln. Diese Erklärung, die die Vermittlung des mittelbaren Seins mit dem unmittelbaren Sein zum Inhalt hat, stellt vielmehr eine zusätzliche Aufgabe dar, die neben der logischen Geltung zu lösen ist.xx

    Im nächsten Kapitel (vgl. S. 129ff. und S. 150ff.) wird sich zeigen, dass Marx deswegen so ungewöhnlich begonnen und das Geld ausgeblendet hat, weil er dieses Geld ableiten will.xxi Im Hinblick darauf sei zum zweiten noch bemerkt, dass der genannte Unterschied zwischen der teleologischen Genesis und der logischen Geltung sich nicht nur auf die den subjektiven oder objektiven Zweck ausführende Handlung bezieht, sondern auch auf die Dinge, die in ihrem Rahmen erforderlich sind. Auf dieser Grundlage macht es einen Unterschied, ob das Geld im Rahmen einer Argumentation per logischer Geltung oder per teleologischer Genesis als erforderlich aufgezeigt und in diesem Sinne abgeleitet wird. Während wir im letzten Fall gesagt bekommen, wie es im Rahmen von bewussten menschlichen Handlungen entsteht, bleibt der Entstehungsprozess im ersten Fall nämlich außenvor.

    Zum dritten sei gerade auf Basis der auf der Seite 18 erwähnten zweiten Verständnismöglichkeit darauf hingewiesen, dass die teleologische Genesis nicht mit der historischen Erklärung verwechselt werden darf. Während diese die historische Entwicklung hin zu einem bestimmten Zustand nachzeichnet und es damit mit der äußeren Geschichte zu schaffen hat, hat es jene mit dem zu tun, was man innere Geschichte nennen kann. In ihr geht es auch bezogen auf die Entstehung des Geldes nicht um vergangene, sondern nur um gegenwärtige Gründe.

    2. Vom Tauschwert zum gemeinsamen Gehalt

    Auf das oben auf der Seite 20 angeführte Zitat sind wir bislang nur insofern eingegangen, als Marx in ihm von „sich austauschenden Waren spricht. Bislang unbeachtet blieb dagegen, dass er auch zum Ausdruck bringt, dass der Tauschwert zunächst als das „quantitative Verhältnis oder die „Proportion erscheint, „worin sich Gebrauchswerte einer Art mit Gebrauchswerten anderer Art tauschen. Auf diese Feststellung ist einzugehen, weil sie nicht nur ausschließt, dass es sich beim Tauschwert um eine gegenständliche Ware handelt. Unabhängig davon, ob diese auf einer gegenständlichen Eigenschaft beruht oder nicht, scheint sie nämlich auch nicht zu einer ungegenständlichen Eigenschaft zu passen. Denn es macht keinen Sinn, ein Verhältnis, von dem die einzelne Ware nur Teil ist, dieser Ware als Eigenschaft zuzuordnen.xxii Das wäre nämlich genauso falsch, wie wenn man das aus Mann und Frau bestehende Verhältnis der Ehe z. B. dem Mann zuordnen und sagen würde, der Mann hat die Eigenschaft der Ehe.

    Aus diesem Grund kann man hier den Eindruck bekommen, dass das oben befürwortete Verständnis des Tauschwerts, das ihn zu einer ungegenständlichen Eigenschaft macht, die auf stofflichen Verankerungen beruht, an der Sache vorbei geht. Denn bei Marx scheint der Tauschwert weder eine gegenständliche noch eine ungegenständliche Eigenschaft zu sein. Stattdessen scheint er hier in einer dritten Bedeutung von ihm zu reden, die darauf hinausläuft, dass es sich bei ihm um nichts Anderes, als das quantitative Verhältnis zwischen den Waren geht, die sich einseitig austauschen. Wenn wir uns diesem Eindruck zuwenden, kann zwar zugestanden werden, dass Marx im obigen Zitat tatsächlich von einem Tauschwert spricht, der als Verhältnis gerade nicht als Tauschwert einer Ware angesprochen und in diesem Sinne den einzelnen Waren als gegenständliche oder ungegenständliche Eigenschaft zugeordnet werden kann. Dieser Redeweise bedient sich Marx aber nur an dieser Stelle. Sie stellt daher eine Ausnahme dar, was sich daran zeigt, dass Marx gleich wieder zur Rede vom Tauschwert der einzelnen Ware übergeht, die als solche nicht das Tauschwertverhältnis, sondern nur eine Tauschwerteigenschaft meinen kann.xxiii

    Auf dieser Grundlage können wir es nicht nur bei unserem obigen Verständnis des Tauschwerts als ungegenständliche Eigenschaft der einzelnen Waren belassen. Vielmehr können wir weiterhin davon ausgehen, dass es bei Marx um eine ungegenständliche Eigenschaft zu tun ist, die trotz ihrer Ungegenständlichkeit in der Stofflichkeit der Waren verankert ist. Dass wir damit richtig liegen, zeigt sich schon daran, dass Marx den Eindruck, beim Tauschwert handele es sich um etwas „rein Relatives, das als solches jede stoffliche Verankerung ausschließt, als Schein bezeichnet. Ferner wird das daran deutlich, dass Marx sich im Zuge seiner Rede vom „innerlichen, immanenten Tauschwert daran macht, den bislang noch offenen Bezug zur Stofflichkeit nachzuweisen und damit zu belegen, dass wir es beim Tauschwert ungeachtet dessen mit einer zwar ungegenständlichen, aber in der Gegenständlichkeit verankerten Eigenschaft zu tun haben, dass er sich erst noch verwirklichen muss und darüber hinaus eine relative Eigenschaft darstellt, die als solche dem einzelnen Gegenstand nicht angesehen werden kann.xxiv

    Im Übrigen sei auf Folgendes hingewiesen: Wenn der Tauschwert eine Relation darstellen und unter dieser Relation der noch nicht verwirklichte Tauschwertausdruck verstanden würde, dann gäbe es ihn nur während der kürzeren oder längeren Zeit, in der sich der Tauschwert der einen Ware lediglich ausdrückt, ohne sich als solcher schon zu verwirklichen. Sobald die Verwirklichung dieses Ausdrucks erfolgt wäre, würde der Tauschwert verschwinden. Denn die Relation, mit der er sich deckt, gäbe es nicht mehr. Wenn der Tauschwert dagegen die Relation darstellen würde, die mit dem Vollzug des Tausches zusammenfällt, dann wäre er eine verschwindende Existenz, die es nur einen logischen Augenblick lang und damit gar nicht wirklich geben würde. Denn vor dem Tausch wäre er noch nicht und nach dem Tausch nicht mehr vorhanden. Wenn der Tauschwert demgegenüber eine gegenständliche oder ungegenständliche Eigenschaft der einen Ware darstellt, die in Gestalt der anderen Ware zum Ausdruck kommt, dann ist das anders. Dann ist der Vollzug des Tausches nicht das Verschwinden, sondern das Verwirklichen des Tauschwerts, was im Fall der gegenständlichen Eigenschaft mit der Realisierung der schon vorhandenen Möglichkeit oder Anlage und im Falle der ungegenständlichen Eigenschaft mit dem Entstehen von etwas vollkommen Neuem einhergeht. Beides macht auch dann einen Unterschied, wenn die andere eingetauschte Ware nur noch als Gebrauchswert von Interesse sein sollte. Es gibt hier also eine Differenz zwischen einem bloßen Verschwinden und einem Verwirklichen. Wenn der Tauschwert eine Relation darstellt, dann verschwindet er auf die eine oder andere Art mit dem Tausch. Wenn er eine Eigenschaft der einzelnen Ware darstellt, dann wird er im Tausch auf die eine oder andere Weise verwirklicht.xxv

    Marx redet in dem hier thematisierten Zitat aber nicht nur in Bezug auf die Wahrnehmung vom Schein, der Tauschwert sei etwas „rein Relatives. Auf der Basis dessen, dass das Austauschverhältnis zwischen den Waren „beständig mit Zeit und Ort wechselt, bezeichnet er vielmehr auch den Eindruck als Schein, der Tauschwert sei etwas „Zufälliges, das als solches nicht erklärt werden kann. Damit gibt er schon zu erkennen, dass er sich mit der mit der Zufälligkeit einhergehenden Unerklärbarkeit der Tauschverhältnisse nicht zufrieden geben, sondern auf etwas hinaus will, was er zunächst als innerlicher, immanenter Tauschwert" bezeichnet. Da dieser Tauschwert nicht nur nicht rein relativ, sondern auch nicht zufällig sein soll, zielt er damit nämlich auf etwas ab, was in der Lage ist, das Tauschverhältnis zu begründen.xxvi Betrachten deshalb auch wir die Sache näher:

    Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z. B., tauscht sich mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold usw., kurz mit anderen Waren in den verschiedensten Proportionen. Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen. Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold usw. der Tauschwert von einem Quarter Weizen ist, müssen x Stiefelwichse, y Seide, z Gold usw. durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte sein. (I, 51)

    Hier wird es interessant, beginnt Marx doch mit seinen Folgerungen. Prüfen wir deshalb seine Argumentation mit einiger Ausführlichkeit. Weil sich ein Quarter Weizen „mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold austauscht, wird im ersten Satz „kurz gesagt, er tausche sich mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen, und im zweiten Satz daraus gefolgert, er habe nicht nur einen, sondern mannigfache Tauschwerte. Dazu ist zunächst zu sagen, dass dem unter der Bedingung, dass vom verwirklichten Tauschwert gesprochen wird, nur zugestimmt werden kann, wenn es um mehrere Quarter Weizen geht. Wenn dagegen nur von einem Quarter Weizen gesprochen wird, kann es die Mannigfaltigkeit nur auf der Ebene der bloßen Austauschbarkeit geben. Denn einundderselbe Quarter Weizen kann sich immer nur mit einer anderen Ware tatsächlich austauschen.

    Unabhängig von diesen beiden Möglichkeiten ist desweiteren darauf hinzuweisen, dass der Rede von den „mannigfachen Tauschwerten" nur unter der Voraussetzung beigepflichtet werden kann, dass damit eine Aussage über die Ware Weizen gemacht wird. Viele verschiedene Tauschwerte zu haben, ist tatsächlich eine ihrer Eigenschaften. Sie kommt der Ware Weizen zu, sofern sie sich wirklich mit vielen verschiedenen anderen Waren austauscht bzw. als austauschbar erklärt.

    Auf dieser Grundlage fällt auf, dass Marx im obigen Zitat von der Stiefelwichse, der Seide und dem Gold als Tauschwerten des Weizens nur redet, um fortfahrend zu erklären, sie seien deswegen „durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte, weil sie alle „Tauschwert von einem Quarter Weizen sind. Wenn wir uns zunächst der inhaltlichen Aussage zuwenden, die in dieser Folgerung enthalten ist, kann zum einen festgehalten werden, dass die größenmäßige Gleichheit offensichtlich als genauere Bestimmung der Ersetzbarkeit zu verstehen ist und nicht als Alternative zu ihr. Zum anderen bleibt vollkommen unklar, worin diese Gleichheit und Ersetzbarkeit besteht. In welchem Sinne ist x Stiefelwichse als Tauschwert des Quarter Weizens durch y Seide oder z Gold ersetzbar, wo sich die Stiefelwichse von der Seide mindestens so sehr unterscheidet wie die Seide vom Gold? In welchem Sinne kann von den Tauschwerten des Weizens gesagt werden, sie seien einander gleich groß, wo doch die quantitative Bestimmtheit der Stiefelwichse x, der Seide y und des Goldes z ist und diese Größen sich zudem auf unterschiedliche Maßeinheiten beziehen? Da nicht abzusehen ist, inwiefern die unterschiedlichen Tauschwerte miteinander verglichen werden können, kann auf diese Frage keine bestimmte Antwort gegeben werden. Daher können wir festhalten, dass die in Rede stehende Gleichheit hier noch vollkommen unbestimmt und leer ist.

    Dem könnte entgegengehalten werden, dass man zwar zu keinem bestimmten Inhalt der Gleichheit kommt, wenn man die Gebrauchswerte der dem Weizen gegenüber stehenden Waren als solche betrachtet, es aber anders aussieht, wenn man den Nutzen ins Auge fasst, den diese unterschiedlichen Gebrauchswerte dem Weizenbesitzer liefern. Man könnte nämlich der Auffassung sein, dass der Weizenbesitzer seinen Weizen mit den anderen Waren deshalb in denjeweiligen Proportionen als austauschbar erklärt, weil die jeweils eingetauschten Warenmengen ihm den gleichen Nutzen bringen. Wenn wir uns deshalb dieser Verständnisvariante zuwenden, die die gesuchte Gleichheit in der Menge des subjektiven Nutzens findet, kann zunächst darauf hingewiesen werden, dass sie als Interpretation schon deshalb fehlgeht, weil Marx nicht auf eine solche rein subjektive Gleichheit abzielt, sondern es – wie wir noch in diesem Abschnitt genauer sehen werden – auf eine Gleichheit objektiverer Art abgesehen hat, die nichts mit dem Gebrauchswert und dem Nutzen zu tun hat.

    Wenn wir in Form einer Zwischenbemerkung die genannte These trotzdem als solche betrachten, ist entgegen dem ersten Eindruck zwar zuzugestehen, dass sie insofern die an eine Erklärung gebundenen Bedingungen erfüllt, als der genannte Grund unabhängig von seiner angeblichen Folge bestimmbar ist. Das ist nämlich trotz des Umstandes der Fall, dass der Grund nur im rein subjektiven Empfinden des einzelnen Subjekts liegt, das es so nur im Hier und Jetzt gibt und das als solches nicht von anderen Subjekten festgestellt werden kann. Mit diesem Empfinden kann aber nur der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Tauschverhältnissen erklärt werden. Es kann genauer gesagt nur gezeigt werden, dass der Quarter Weizen dann, wenn er gerade mit x Stiefelwichse austauschbar ist, auch mit y Seide und z Gold ausgetauscht werden kann. Es kann aber nicht erklärt werden, warum er gerade mit x Stiefelwichse austauschbar ist. Denn zu diesem Zweck müsste der Nutzen des Quarters Weizen mit dem von x Stiefelwichse verglichen werden, was aber deshalb nicht möglich ist, weil der Weizen für den Weizenbesitzer gar keinen Gebrauchswert hat.

    Ferner ist darauf hinzuweisen, dass die genannte Erklärung logisch gesehen zwar grundsätzlich möglich, aber empirisch unzutreffend ist. Das hat zwei Seiten: Zum einen ist das der Fall, weil es hier ja nicht nur um Tauschverhältnisse geht, die lediglich für das einzelne Subjekt gelten, sondern um Tauschverhältnisse von allgemeinerer Bedeutung. Und von diesen Tauschverhältnissen ist von vornherein klar, dass sie nicht dadurch erklärbar sind, dass sie dem einzelnen Warenbesitzer denselben Nutzen bringen. Dafür können vielmehr nur Gründe verantwortlich sein, die über die Vorlieben des einzelnen Subjekts hinausgehen. Zum anderen ist darauf hinzuweisen, dass der Nutzen, den ein bestimmter Gebrauchswert dem einzelnen Subjekt bietet, außerordentlich volatil ist und sich sozusagen von Augenblick zu Augenblick verändert. Wenn die relativen Tauschverhältnisse sich aus diesem Nutzen erklären würden, müssten sie genauso volatil sein. Obwohl die empirischen Tauschverhältnisse durchaus veränderlich sind, sind sie aber eindeutig nicht so veränderlich, wie sie sein müssten, wenn sie durch den einzelnen Nutzen erklärbar wären. Aus diesen Gründen kann mit dem subjektiven Nutzen für das einzelne Subjekt nicht der Zusammenhang zwischen den einzelnen Tauschrelationen erklärt werden, sondern allenfalls der Umstand, dass man bei gegebenen Tauschrelationen den einen Tausch dem anderen zu einem bestimmten Zeitpunkt deswegen vorzieht, weil er einem mehr Nutzen bringt.

    Es könnte eingewandt werden, dass man im Hinblick auf eine empirisch richtige Erklärung des Zusammenhangs zwischen den verschiedenen Tauschverhältnissen zu anderen Ergebnissen kommt, wenn nicht nur vom subjektiven Nutzen des einzelnen Weizenaustauschers, sondern von den subjektiven Nutzen all derjenigen ausgegangen wird, die Weizen austauschen wollen. Wenn wir uns dieser Überlegung zuwenden, ist zunächst zuzugestehen, dass die empirische Unangemessenheit einer solchen Erklärung nicht mehr so ins Auge sticht, wie im Falle des einzelnen Nutzens. Denn man kann sich vorstellen, dass die Volatilität dieses allgemeinen Nutzens der Weizenaustauscher deswegen nicht mehr so groß ist, weil die einzelnen Nutzenschätzungen sich ausgleichen. Trotzdem kommen wir bei diesem Nutzen zu keinem besseren Ergebnis. Der Grund dafür ist logischer Art und besteht darin, dass dieser Nutzen die Bedingungen nicht mehr erfüllt, die er als Grund erfüllen müsste. Während der einzelne Nutzen trotz seiner reinen Subjektivität und enormen Veränderlichkeit immerhin etwas darstellt, das es zumindest in der subjektiven Empfindung des einzelnen Subjekts gibt, ist der allgemeine Nutzen aller Weizenaustauscher eine Größe, die als solche überhaupt nicht wahrgenommen und quantifiziert werden kann. Er ist damit nur ein bloßes Wort oder genauer etwas gänzlich Unbestimmtes, das als Grund für eine bestimmte Folge natürlich nicht in Frage kommt und kommen kann.

    Auf der Basis dessen, dass der allgemeine Nutzen keinen eigenen Inhalt hat, sein Inhalt deshalb mit dem Zusammenhang zwischen den einzelnen Tauschverhältnissen zusammenfällt bzw. der allgemeine Nutzen der Weizenaustauscher ein anderes Wort für diesen Zusammenhang ist, kann dieses Urteil auch mit dem Hinweis untermauert werden, dass eine Erklärung, die auf einem solchermaßen anderen Wort als Grund aufbaut, nichts taugt. Um das an einem anderen Beispiel zu verdeutlichen, sei ein Arzt erwähnt, der den Umstand, dassjemand krank ist, damit erklärt, dass er nicht gesund ist. Diese Erklärung dürfte niemanden befriedigen, weil sie als solche vollkommen leer ist. Auch wenn sie mit dem Nicht-Gesundsein ein anderes Wort benutzt, erklärt sie nämlich das Kranksein nur durch das Kranksein. Damit ist sie rein tautologisch und vollkommen nichtssagend.

    Erwähnt sei schließlich noch, dass sich auf dieser Grundlage die Frage erübrigt, ob die Erklärung aus dem allgemeinen Nutzen der Weizenaustauscher empirisch korrekt ist oder nicht. Diese Frage würde sich nämlich nur stellen, wenn als Grund eine Entität genannt werden könnte, die für sich und damit unabhängig von der Folge festgestellt werden kann. Da es an dieser Bedingung fehlt, ergibt sich die Frage nicht wirklich. Und wenn sie trotzdem so gestellt wird, kann sie nicht beantwortet werden, weil man keine empirische Gegebenheit hat, die als Grund mit der empirisch feststellbaren Folge verglichen werden kann.

    Wenn wir uns nun nach dieser auf das inhaltliche Verständnis von Marx‘ Aussage bezogenen Zwischenbemerkung Marx’ Folgerung als Folgerung zuwenden und uns fragen, ob sie als solche logisch überzeugend ist, könnte man gerade auf der Basis dessen, dass sowohl der einzelne als auch der allgemeine Nutzen als Inhalt der Gleichheit der verschiedenen Tauschwerte ausgeschieden werden kann, meinen, dass die inhaltliche Unbestimmtheit der behaupteten Gleichheit verhindert, dass auf diese Frage eine definitive Antwort gegeben werden kann. Daher sei darauf hingewiesen, dass das nur richtig wäre, wenn wir es mit einer vollkommenen Bestimmungslosigkeit zu tun hätten. Das ist aber gar nicht der Fall. Zwar wissen wir noch nicht, wie die Gleichheit genau zu verstehen ist. Klar ist jedoch, dass sie sich von der Ungleichheit unterscheidet und damit einen bestimmten, wenn auch noch sehr allgemeinen Inhalt hat.

    Marx folgert, dass die verschiedenen Tauschwerte einer Ware einander gleich groß sind, weil sie alle „Tauschwert von einem Quarter Weizen darstellen. Ist das überzeugend? Die Antwort auf diese Frage kann nur negativ sein. Zwar sind alle Tauschwerte Tauschwerte des Weizens. Das genügt aber nicht, um sie als solche untereinander gleich zu machen. Wenn der Weizen einmal ausdrückt, dass er als Tauschwert stiefelwichsengleich, ein andermal, dass er seidengleich, und ein drittesmal, dass er goldgleich ist, dann macht er damit wohljedesmal Aussagen über sich. Daraus folgt aber noch nicht mit Notwendigkeit, dass er immer dieselbe Aussage trifft. Gerade weil wir den Tauschwert nur so kennen, wie er im Rahmen der von Marx thematisierten Gegebenheiten erscheint, erhalten diese Aussagen ihre Bestimmtheit vielmehr allein durch den spezifischen Gebrauchswert, mit dem sich der Weizenjeweils austauscht. Sie sind deshalb so verschieden wie diese. Stiefelwichse ist aber durch Gold nicht einfach ersetzbar. Und nur weil das so ist, machte die Rede von den mannigfachen Tauschwerten", worunter ich viele verschiedene Tauschwerte verstand, einen Sinn. Die Zustimmung zum zweiten Satz des vorletzten Zitats impliziert also die Zurückweisung des dritten. Genauer gesagt ist der genannte Grund nicht hinreichend, um Marx' Schluss zu begründen. Die Marxsche Aussage ist deshalb als Folgerung zurückzuweisen, was gegen sie als inhaltliche Behauptung allerdings noch nichts besagt.xxvii

    Der Fehler der Marxschen Argumentation mag dadurch verdeckt werden, dass man den Marxschen einseitigen Warentausch als wechselseitigen Tausch missversteht. In diesem Fall tauscht sich der Weizen nämlich nicht nur mit Stiefelwichse, Seide und Gold. Vielmehr tauschen sich diese Dinge zugleich mit Weizen und treten daher selbst als Tauschwerte in Erscheinung. Das hat zur Folge, dass sich ein Quarter Weizen als der gemeinsame Tauschwert von x Stiefelwichse, y Seide und z Gold darstellt. Daraus bezieht die Marxsche Argumentation leicht ihre Plausibilität – zu Unrecht. Wenn man in diesem Sinne sagt, Stiefelwichse, Seide und Gold sind Tauschwerte, hat das nämlich eine ganz andere Bedeutung als zuvor.

    Bislang waren Stiefelwichse, Seide und Gold Tauschwerte des Weizens. Jetzt ist der Weizen der gemeinsame Tauschwert der Stiefelwichse, der Seide und des Goldes. Und das macht einen Unterschied, weil der Tauschwert, den Stiefelwichse, Seide und Goldjetzt haben, etwas von ihren Gebrauchswerten Verschiedenes darstellt, nämlich einen Quarter Weizen. Während zuvor vom Stiefelwichsen-, Seiden- und Goldtauschwert des Weizens die Rede war, haben wir es jetzt mit dem Weizentauschwert der Stiefelwichse, der Seide und des Goldes zu tun. Stiefelwichse, Seide und Gold sind also nur gleich, wenn von ihren Tauschwerten im aktiven Sinne, d. h.jeweils von einem Quarter Weizen gesprochen wird. In dieser Beziehung sind sie aber gerade nicht die passiven Tauschwerte des Weizens, auf die sich Marx' Behauptung bezieht. Somit bleibt festzuhalten, dass der gemeinsame Weizentauschwert der Stiefelwichse, der Seide und des Goldes nicht dazu berechtigt, auf eine Gleichheit zwischen dem Stiefelwichsen-, dem Seiden- und dem Goldtauschwert des Weizens zu schließen.

    Diese Tauschwerte des Weizens wären sich auch dann nicht gleich, wenn – und hier kommen wir zu einer möglichen Nebenbedeutung von ersetzbar – Stiefelwichse, Seide und Gold auch untereinander austauschbar wären. Auf der Grundlage des wechselseitig missverstandenen Warentauschs wird dies zumindest auf indirekte, über den Weizen vermittelte Weise der Fall sein. Weil der Weizen der gemeinsame Tauschwert der Stiefelwichse, der Seide und des Goldes ist, kann sich jede dieser Waren zunächst mit dem Weizen und dann mit jeder anderen austauschen. Obwohl sich aufgrund der einheitlichen Ausgangssituation damit immer eine Transitivität verbindet, die ausschließt, dass man durch eine geschickte Aneinanderreihung von Tauschaktionen einen Überschuss erzielen kann, ändert das an unserem obigen Urteil aber gar nichts. Es bleibt nämlich dabei, dass Marx eine Aussage über die Tauschwerte des Weizens getroffen hat. Und in diesem Zusammenhang hat er nicht festgestellt, dass x Stiefelwichse, y Seide und z Gold einander gleich groß sind, weil sie unter der Bedingung der Transitivität untereinander austauschbar sind. Stattdessen stellt Marx fest, dass diese Dinge einander gleich groß sind, weil sie alle Tauschwerte des Weizens sind. Und damit gebraucht er ein Argument, das nicht zwingend ist und daher nicht überzeugen kann.xxviii

    Dass die als Tauschwerte des Weizens fungierenden Dinge sich auf unmittelbare oder mittelbare Weise untereinander tauschen, würde nur dann dazu berechtigen, von einem gleichen Tauschwert des Weizens zu sprechen, wenn man bezogen auf diese Austauschakte nicht nur unterstellen könnte, dass sie transitiv sind, sondern auch, dass sich nur Dinge tauschen, die mit der Folge gleich groß sind, dass die Austauschakte als Gleichungen bezeichnet werden können. Daher sei darauf hingewiesen, dass diese Vorgehensweise hier nicht in Betracht kommt. Der Grund dafür besteht darin, dass Marx den Umstand, dass Tauschverhältnisse Gleichungen darstellen, erst im Rahmen seiner zweiten und dritten Folgerung erschließen will. Deshalb würde es auf eine petitio principii hinauslaufen, wenn jetzt schon damit argumentiert würde.

    Gerade, weil Marx die Gleichheit der verschiedenen Tauschwerte einer Ware nicht damit zu begründen versucht, dass sie untereinander austauschbar sind, sondern damit, dass sie alle Tauschwert einundderselben Ware darstellen, kann zusammenfassend erstens festgehalten werden, dass Marx für seine Feststellung, wonach die verschiedenen Tauschwerte des Weizens einander gleich groß sind, keine überzeugende Begründung vorlegt. Daher ist diese Feststellung kein notwendiger Schluss, sondern eine bloße Behauptung. Zweitens ändert sich daran auch dann nichts, wenn man seinen einseitigen Warentausch als wechselseitigen missversteht. Dass Stiefelwichse, Seide und Gold auf dieser Basis einen einander gleichen Tauschwert im aktiven Sinne haben, ändert nämlich nichts daran, dass sie sich als passive Tauschwerte des Weizens weiterhin voneinander unterscheiden. Drittens führt auch der aus diesem Missverständnis sich ergebende Umstand, dass Stiefelwichse, Seide und Gold auch untereinander austauschbar sind, zu keinem anderen Ergebnis. Dass der Tausch eine Gleichung ist, ist nämlich ein Moment, mit dem hier deswegen nicht argumentiert werden kann, weil Marx es selbst erst begründen will.

    Schließlich sei viertens noch darauf hingewiesen, dass sich am negativen logischen Urteil auch dann nichts ändert, wenn die empirische Behauptung als solche richtig sein sollte. Selbst dann, wenn die verschiedenen Tauschwerte einer Ware nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit und damit immer einander gleich groß sein sollten, bleibt es bei der Zurückweisung der vorgebrachten Logik. Denn in ihrem Rahmen wird ja nicht nur die empirische Koexistenz zwischen den verschiedenen Tauschwerten einer Ware und ihrer Gleichheit untereinander festgestellt, sondern behauptet, der erste Umstand sei der Grund des zweiten. Das kann aber nicht mit dem Verweis auf die empirische Koexistenz belegt werden, sondern nur mit einer darüber hinausgehenden logischen Argumentation, die sich bei Marx aber nirgends in überzeugender Form findet.xxix

    Trotz dieses negativen Ergebnisses sei die Marxsche Darstellung weiterverfolgt:

    Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die Erscheinungsform eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein. (I, 51)

    Insofern die im ersten Satz dieses Zitats enthaltene erste Folgerung nur eine Wiederholung der bereits betrachteten Aussage darstellt, ist sie schon kritisiert. In ihr scheint jedoch auch schon das anzuklingen, was dann in der zweiten Folgerung vollends zum Ausdruck kommt, nämlich der Umstand, dass dem Tauschwert der Ware ein Quarter Weizen etwas zugrunde liegt, was Marx zunächst als einen unterscheidbaren Gehalt charakterisiert. Der Tauschwert einer Ware soll mit anderen Worten nicht nur die andere Ware sein, mit der sie sich in einem bestimmten Verhältnis austauscht. Der Tauschwert in der relativen oder äußeren Form dieser anderen Ware soll vielmehr nur die Ausdrucksweise, die Erscheinungsform von einem bestimmten Gehalt sein, der in der einen Ware enthalten ist oder ihr innerlich zukommt.

    Wenn wir uns nun dieser zweiten Folgerung zuwenden und uns zunächst fragen, wie sie zu verstehen ist, ist aufgrund dessen, dass sie im unmittelbaren Zusammenhang mit der ersten steht, davon auszugehen, dass Marx mit ihr die Gleichheit der verschiedenen Tauschwerte einer Ware weiterbestimmen will. Diese Gleichheit scheint offensichtlich nichts mit den anderen Gebrauchswerten und einer Vergleichbarkeit zwischen ihnen zu tun zu haben, sondern daher zu kommen, dass nicht nur der von Marx angesprochene einzelne Tauschwert einer Ware Ausdruck des unterscheidbaren Gehalts ist, sondern dieser Umstand für alle Tauschverhältnisse dieser Ware gleichermaßen gilt. Die Gleichheit der verschiedenen Tauschwerte scheint mit anderen Worten daher zu kommen, dass allen derselbe „unterscheidbare Gehalt" zugrunde liegt. Dazu ist zu sagen, dass wir auf Basis eines solchen einheitlichen Gehalts zwar mehr über die Gleichheit wissen als noch oben. Von einer vollkommenen inhaltlichen Bestimmung kann aber immer noch nicht gesprochen werden. Denn wir wissen noch gar nicht, von was für einem Gehalt Marx spricht. Außerdem ist unklar wie genau zu verstehen ist, dass dieser Gehalt in den unterschiedlichen Tauschwerten zum Ausdruck kommt. Bedeutet das Erscheinen nur, dass etwas Auszudrückendes ganz allgemein ausgedrückt wird oder gibt es dabei speziellere Kriterien?

    Wie oben ist auch hier festzustellen, dass die weiterhin bestehende inhaltliche Unbestimmtheit nicht dazu führt, dass die Frage nach der Notwendigkeit keiner Antwort zugeführt werden kann. Es ist nämlich möglich, diese Frage auf der Basis dessen anzugehen, dass von einem unterscheidbaren Gehalt überhaupt gesprochen wird. Wenn wir das tun und uns fragen, ob es einen notwendigen Zusammenhang zwischen dem Tausch und diesem Merkmal gibt, muss auch hier eine negative Antwort gegeben werden. Denn ein einheitlicher unterscheidbarer Gehalt ist einerseits nicht notwendig, weil auf Basis der unterschiedlichen Tauschwerte einer Ware unabsehbar ist, warum wir es nicht mit mehreren unterschiedlichen Gehalten zu tun bekommen. Andererseits ist unklar, warum es überhaupt einen unterscheidbaren Gehalt geben soll, der die Tauschwerte zu seinen Ausdrucksweisen macht. Daher können wir festhalten, dass auch der zweite Schritt keine logische zwingende Folgerung darstellt, sondern allenfalls als empirische Behauptung richtig ist.xxx

    Wenn das der Fall sein sollte, kann man korrekterweise feststellen, dass es eine empirische Koexistenz zwischen dem Umstand gibt, dass sich die eine Ware mit vielen anderen austauscht, undjenem, dass sie einen einheitlichen unterscheidbaren Gehalt besitzt, der in den verschiedenen Austauschakten zum Ausdruck kommt. Dies ändert jedoch am negativen logischen Urteil rein gar nichts. Denn auch an dieser Stelle ist festzuhalten, dass der logische Zusammenhang nur mit einer logischen Argumentation bewiesen werden kann, die über die bloße Feststellung der empirischen Koexistenz hinausgeht. Eine solche Argumentation ist bei Marx jedoch nicht zu finden.

    Bei der Beurteilung der zweiten Folgerung wurde bislang davon ausgegangen, dass schon die erste zurückzuweisen ist. Daher sei noch geprüft, ob wir zu einem besseren Urteil kommen, wenn wir die erste Folgerung akzeptieren. Das Ergebnis dieser Prüfung ist ebenfalls negativ. Zu einem besseren Urteil würden wir nämlich nur kommen, wenn in der ersten Gleichheit der zweite unterscheidbare Gehalt schon beinhaltet wäre. Das ist aber gar nicht der Fall. Vielmehr gilt umgekehrt, dass die zweite Folgerung als die konkretere die erste als die allgemeinere in sich enthält. Auf dieser Basis ist festzustellen, dass der unterscheidbare Gehalt eine Weiterbestimmung der Gleichheit ist, die als solche nicht notwendig ist. Das zeigt sich z. B. daran, dass man die Gleichheit auch in einer Weise weiterbestimmen könnte, die nur auf die der einen Ware gegenüb erstehenden anderen Waren Bezug nimmt und an ihnen etwas aufweist, was sie untereinander gleich macht.xxxi

    Doch weiter mit der Marxschen Darstellung im 'Kapital':

    Nehmen wir ferner zwei Waren, z. B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältnis, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem Quantum Eisen gleichgesetzt wird, z. B. 1 Quarter Weizen = a Ztr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? Daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich weder das eine noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwert, muß also auf dies Dritte reduzierbar sein. (I, 51)

    Obwohl er das selbst nicht explizit zum Ausdruck bringt, geht Marx an dieser Stelle, die die unmittelbare Fortsetzung des vorletzten Zitats darstellt, noch einen Schritt weiter und präsentiert eine dritte Folgerung. Er teilt uns nämlich mit, dass der „unterscheidbare Gehalt nicht nur in der einen, eigenen Ware enthalten ist, sondern auch in den anderen, fremden Waren. Denn nur, wenn das der Fall ist, kann das Austauschverhältnis „stets als „Gleichung und der unterscheidbare Gehalt als gemeinsames Drittes dargestellt werden. Indem Marx das tut, bestimmt er zwar nicht diesen Gehalt selbst, aber die Art und Weise weiter, in der er sich ausdrückt. Während das oben noch vollkommen offen blieb, istjetzt klar, dass diesem Ausdruck ein Gemeinsames von derselben Größe zugrunde liegt. Auf diese Weise haben wir es mit einem Gehalt zu tun, der das Tauschverhältnis erklärt. Das ist der Fall, weil er nicht nur in gleicher Größe auftritt, sondern auch unabhängig von dem andern" (UF, 3) festgestellt werden kann. Auf der Grundlage dieses Gehalts, ist das Verhältnis, in dem sich die eine Ware mit einer anderen austauscht, nicht beliebig und zufällig, sondern hat seinen Grund im gemeinsamen Dritten.

    Dieser dritte Schritt bestimmt die Gleichheit zwischen den verschiedenen Tauschwerten einer Ware noch weiter. Das führt aber immer noch nicht zu einer vollständigen Bestimmung. Denn es bleibt unklar, wie das gemeinsame Dritte zu verstehen ist. Dieser Umstand verhindert aber auch an dieser Stelle nicht, dass eine Antwort auf die Frage nach der logischen Notwendigkeit gegeben werden kann. Denn wir können uns fragen, ob es einen notwendigen logischen Zusammenhang zwischen dem Tausch als solchem und dem Umstand gibt, dass er durch irgendein gemeinsames Drittes bestimmt ist.

    Auch bezogen auf diese Frage kommen wir zu einer negativen Antwort. Der Grund dafür besteht darin, dass nicht abzusehen ist, warum Tauschakte auszuschließen sind oder nicht Vorkommen können, denen kein gemeinsames Drittes zugrunde liegt. Daher können wir auch hier festhalten, dass der logische Zusammenhang zwischen dem Tausch als solchem und dem gemeinsamen Dritten nicht zwingend ist. Dieser Zusammenhang kann nicht als logisch überzeugender Schluss verstanden werden, was aber erneut nicht ausschließt, dass er als empirische Behauptung richtig ist.

    Andererseits ändert sich am negativen logischen Urteil auch dann wieder nichts, wenn es empirisch gesehen immer ein gemeinsames Drittes geben sollte. Dann könnte zwar in jedem Fall von einer empirischen Koexistenz zwischen dem Tausch und dem gemeinsamen Dritten gesprochen werden. Das genügt aber insofern nicht als Begründung, als auch im vorliegenden Zusammenhang eine logische Argumentation erforderlich wäre, die über die Feststellung der empirischen Koexistenz hinausgeht. Denn eine solche Argumentation trägt uns Marx auch im vorliegenden Zusammenhang nicht vor.

    Bei den obigen Überlegungen sind wir wieder davon ausgegangen, dass schon die erste und zweite Folgerung zurückzuweisen ist. Wenn wir noch prüfen, ob wir zu einem anderen Ergebnis kommen, wenn wir nicht nur die erste, sondern auch die zweite Folgerung akzeptieren, kann auf das obige Resultat verwiesen werden. Zu einem besseren Ergebnis würden wir nur kommen, wenn es zwischen der zweiten und dritten Folgerung zu keiner inhaltlichen Weiterentwicklung kommen würde. Das ist aber gar nicht der Fall. Weil die dritte Folgerung konkreter ist als die zweite, kommt es zu einer inhaltlichen Weiterentwicklung, die als solche nicht notwendig ist, weil man sich auch andere Weiterentwicklungen denken kann.

    Klar ist, dass die Marxsche Behauptung besagen will, dass der Tauschwert der Waren kein Zufälliges und rein Relatives ist, sondern seinen Grund in den beteiligten Waren selbst hat und insofern etwas ihnen Innerliches darstellt. Die Waren sollen einen Gehalt haben, der die Austauschverhältnisse in quantitativer Hinsicht bestimmt und damit erklärt. Mit der Unterstellung eines unterscheidbaren Gehalts zielt Marx also auf eine Erklärbarkeit der

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1