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Perspektivismus: Neue Beiträge aus der Erkenntnistheorie, Hermeneutik und Ethik
Perspektivismus: Neue Beiträge aus der Erkenntnistheorie, Hermeneutik und Ethik
Perspektivismus: Neue Beiträge aus der Erkenntnistheorie, Hermeneutik und Ethik
eBook383 Seiten7 Stunden

Perspektivismus: Neue Beiträge aus der Erkenntnistheorie, Hermeneutik und Ethik

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Über dieses E-Book

Dass alles eine Frage der Perspektive sei, scheint selbst kaum mehr eine Frage der Perspektive zu sein. Die Vorschussplausibilität dieser Position verdeckt jedoch die Differenzen innerhalb des Perspektivismus. Zum einen kann damit die Gebundenheit unserer Sichtweisen gemeint sein, die je nach Standort wechseln; zum anderen kann zum Ausdruck gebracht werden, dass unterschiedliche Annahmen, Interessen oder Ziele dazu führen, 'denselben' Gegenstand unterschiedlich zu betrachten; zudem haben wir es mit oft divergenten, ja unvereinbaren Überzeugungen zu tun, wie in einer bestimmten Situation zu handeln ist. Es lassen sich demnach verschiedene Versionen des Perspektivismus unterscheiden: eine epistemische, die die Unhintergehbarkeit der Perspektive verdeutlicht, zumal ohne sie gar nichts zu erkennen wäre; eine hermeneutische, die unterstreicht, dass ein Gegenstand nicht selbst bestimmt, wie er verstanden werden könnte; und eine moralische, die den Konflikt zwischen Überzeugungen und Werten verarbeitet. Lässt sich trotz dieser Differenzen eine einheitliche Position formulieren, die das Etikett des Perspektivischen verdient? Liegen hierin womöglich Chancen, die Alternative zwischen relativistischen und realistischen Positionen zu unterlaufen? Und diese Alternative ließe sich selbst noch einmal auf den Perspektivismus anwenden: Ist das Perspektivische eine Eigenschaft der betrachteten Gegenstände oder verdankt es sich unseres Zugriffs auf sie? Und wie steht es um die Grenzen des Perspektivismus: Wo und wann beendet das uns ganz Gewisse den Pluralismus perspektivischer Offenheit? Könnte man nicht zuletzt gar der Perspektivlosigkeit etwas abgewinnen? Mit Beiträgen von Christine Abbt, Johanna Breidenbach, Lisa Heller, Andreas Mauz, David Lauer, Anton Leist, Hartmut von Sass, Niko Strobach, Jakob Tanner, Holm Tetens, Dieter Thomä, David Weberman, Markus Wild und Véronique Zanetti.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Jan. 2019
ISBN9783787336890
Perspektivismus: Neue Beiträge aus der Erkenntnistheorie, Hermeneutik und Ethik

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    Buchvorschau

    Perspektivismus - Hartmut von Sass

    95.

    I.

    Standortgebundenheit.

    Zum epistemischen Perspektivismus

    »Man erwäge, ob Jemand einen guten Willen zur Erkenntniss der moralischen Dinge hat, der von vornherein durch den Glauben an die Unbegreiflichkeit dieser Dinge sich beseligt fühlt! Einer, der noch ehrlich an Erleuchtungen von Oben, an Magie und Geistererscheinungen und die metaphysische Hässlichkeit der Kröte glaubt!«

    (Nietzsche, Morgenröthe § 142)

    Friedrich Nietzsches sogenannter Perspektivismus wird häufig als zentraler Bestandteil seiner Philosophie betrachtet. Dabei wird der Perspektivismus vorwiegend als eine epistemologische, d. h. Erkenntnis, Wissen und Wahrheit betreffende These angesehen. Dieser die Diskussion dominierenden epistemologischen Deutung des Perspektivismus bei Nietzsche soll eine psychobiologische Deutung entgegengesetzt werden.¹ Für Nietzsche, so möchte ich zeigen, sind nicht die Erkenntnis oder gar die Wahrheit perspektivisch, vielmehr gibt es perspektivische Bewertungen, Bewegungen und Repräsentationen, die Lebewesen für das Erkennen nutzbar machen.²

    1. Sehen als vieldeutiges Paradigma für EDP

    ³

    Eine häufig angeführte Stelle zur Unterstützung der EDP findet sich im zwölften Aphorismus der dritten Abhandlung von Zur Genealogie der Moral (1887): »Es giebt nur ein perspektivisches Sehen, nur ein perspektivisches ›Erkennen‹.«⁴ Nimmt man diese Passage beim Wort, so argumentiert Nietzsche in etwa folgendermaßen: Sehen ist das korrekte Modell für Erkennen; alles Sehen ist perspektivisch; alles Erkennen ist perspektivisch. Der Ausdruck ›sehen‹ ist freilich zweideutig, weil man ihn sowohl transitiv als auch intransitiv benutzen kann. So kann man einfach feststellen, dass man in der Lage ist zu sehen, auch wenn es stockdunkel und nichts sichtbar ist; demgegenüber kann man auch darauf hinweisen, dass man etwas sieht. Gemeint ist offenbar der transitive Gebrauch von Sehen, das reine Vermögen des Sehens – der intransitive Gebrauch – scheint an dieser Stelle (noch) nicht relevant zu sein. Deshalb lautet das Argument für den Perspektivismus wie

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