Demenz - was nun?: Hilfe für Angehörige und Freunde
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Buchvorschau
Demenz - was nun? - Dorothea Schneider
Keine Angst vor Demenz!
Es ist bekannt, dass uns die Dinge ereilen, die wir am meisten fürchten.
Zum Beispiel:
Ein Ehepaar wollte vor Jahren nach Italien fahren. Sie hatten ihr Auto komplett für eine Fahrt nach Italien ausgerüstet. Ihre größte Angst war, dass ihr Wagen beschädigt oder gestohlen werden könnte. Eine Wegfahrsperre am Lenkrad und eine elektronische Wegfahrsperre sollten dies verhindern. Na ja, es kam, wie es kommen musste: Dem Ehepaar wurden in der ersten Nacht in Italien alle vier Reifen am Auto geklaut.
Eine Dame hatte jahrelang Angst davor, Darmkrebs zu bekommen. Sie tat alles in Bezug auf Ernährung, Bewegung und Gesundheitscheck. Sie bekam Darmkrebs. Sie hatte versäumt, ihre geistige Einstellung zu ändern. Leider verstarb sie an den Folgen der Chemotherapie, nicht am Darmkrebs. Der trat nach der Operation nicht wieder auf.
Sie sehen, Ihre eigene Einstellung ist auch sehr wichtig, ob Sie an Demenz erkranken oder nicht.
Die Demenz eines Angehörigen oder Freundes verändert das Leben der gesamten Familie und die des Freundeskreises! Es liegt an uns, wie wir mit dem Dementen umgehen. Es ist unsere persönliche Einstellung, die diese Erkrankung zum massiven Problem werden lässt oder nicht.
Bei kleinen Kindern ist es normal, wenn wir das Brot streichen oder beim Gang zur Toilette behilflich sind. Bei Erwachsenen zieren wir uns. Bei älteren Menschen, die sich nur schwer bewegen können ist es selbstverständlich, dass wir ihnen helfen. Warum also nicht auch den Dementen?
In diesem Buch werden Sie erfahren, wie an Demenz Erkrankte versuchen, mit ihren Einschränkungen ihre Umwelt wahrzunehmen, sich darin zurechtzufinden und auf welche Hilfen sie angewiesen sind.
Es ist kein Buch, das Ihnen wissenschaftliche medizinische und pharmazeutische Erklärungen gibt, sondern ein Buch, das Ihnen die Angst und Unsicherheit im Umgang mit an Demenz Erkrankten nehmen soll.
In diesem Buch erfahren Sie zuerst, was kognitive Fähigkeiten sind und was deren Verlust bedeutet. Danach erhalten Sie Informationen darüber, wie Sie selbst eine Demenz vermeiden können.
Im Kapitel ‚Demenzstadien‘ können Sie alles über den Krankheitsverlauf aus pflegerischer Sicht nachlesen.
Im Anhang finden Sie Richtlinien für die „eingeschränkte Alltagskompetenz". Dies bedeutet, Sie können dort nachlesen, ob und welche Defizite Sie evtl. selbst haben. Keine Angst: Vergesslichkeit und Schusseligkeit sind keine Anzeichen von Demenz, sondern von Unkonzentration - meistens kombiniert mit körperlicher und geistiger Überbelastung. Noch ein Tipp zum Lesen dieses Buches: Nehmen Sie sich Zeit!
Demenz – Was nun?
Viele Menschen fragen sich: Werde ich, nachdem ich etwas vergessen habe, jetzt dement? Ich kann Sie beruhigen. Wegen Vergesslichkeit ist man nicht gleich dement. Oftmals stuft man Dinge als weniger wichtig ein und vergisst sie dann – das ist alles.
Das Wort „Demens kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „ohne Geist
. „Mens ist im Lateinischen der Verstand, und „de
bedeutet abnehmend. Hier wird ersichtlich, der Geist oder Verstand nimmt ab.
Ein an Demenz erkrankter Mensch verliert also Stück für Stück das, was er einmal erlernt hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob es eine Alzheimer Demenz ist oder eine Demenz aufgrund mangelnder Gehirndurchblutung oder Störungen bzw. mangelndem Nichtweiterleiten von Informationen von einer Gehirnzelle zur anderen. Jede Demenzform hat die gleiche Auswirkung auf das Verhalten des Erkrankten. Nur die medikamentösen Therapiemöglichkeiten sind bei den verschiedenen Demenzformen unterschiedlich. Deshalb ist es wichtig, dass VOR der Therapie eine genaue Diagnose mittels Blutwerten und MR (Magnetresonanzuntersuchung) oder CT (Computertomographie) erstellt wird. Bei MR und CT kann man genau erkennen um welche Form der Demenz es sich handelt.
Der an Demenz erkrankte Mensch verliert das,
was er einmal Stück für Stück in seinem Leben erlernt hat.
Das bedeutet, wir haben alle einmal gelernt:
- dass bestimmte Dinge einen bestimmten Namen haben, z.B. ist ein Stuhl eine Sitzgelegenheit mit vier Füßen und einer Lehne,
- dass bestimmte Tätigkeiten bestimmte Namen haben, z.B. Gehen, Singen, Kochen, Waschen etc., und dazu kamen auch noch die verschiedenen Zeiten: ich ging, ich werde gehen, ich bin gegangen usw.
- wie man mit Messer und Gabel isst,
- wie man sich die Schuhe bindet,
- wie man sich an- und auszieht (wo, wie, wann und warum),
- dass bestimmte Dinge bestimmte Formen und Farben haben können, z.B. die rote bauchige Vase oder das blaue Rennrad,
- dass nach jedem Tag eine Nacht folgt,
- dass bestimmte Handlungen diese oder jene Konsequenz haben, z.B. wenn ich Putzmittel trinke werde ich sehr krank und kann evtl. daran sogar sterben,
- dass man Geld zum Einkaufen benötigt,
- dass ein Auto ohne Sprit nicht fährt.
Es gibt noch unendlich viele Beispiele, was wir im Leben alles gelernt haben. Die Liste dürfen Sie gerne für sich erweitern.
Dieses Erlernte nennt man kognitive Fähigkeiten.
Verlust der kognitiven Fähigkeiten bedeutet
- den Verlust des Gedächtnisses,
- der Orientierung in Zeit und Raum,
- der Handlungsfähigkeit,
- der Motivation,
- der Sprache etc..
Jetzt schauen wir uns einmal an, was passieren würde, wenn jemand zu uns sagt: „Hol doch bitte mal schnell meinen Mantel! Wir verstehen das „Holen
in seiner Bedeutung, den „Mantel" überhören wir.
Ein Mensch, der über alle seine kognitiven Fähigkeiten verfügt, kann aus der Situation heraus – er/sie will das Haus verlassen – den Rückschluss ziehen, der Andere möchte seinen Mantel, auch wenn er das Wort Mantel überhört hat.
Ein an Demenz erkrankter Mensch kann nicht auf seine kognitiven Fähigkeiten zurückgreifen. Auch