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Sie jagte ihren Ehemann in die Luft
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eBook246 Seiten3 Stunden

Sie jagte ihren Ehemann in die Luft

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Über dieses E-Book

Der Schulbus hielt wie üblich vor unserem Haus. Meine Schwester Lucy und ich verabschiedeten uns schnell von unseren Klassenkameraden. Unsere Freunde zogen uns immer noch damit auf, dass wir in unserem Alter noch den Bus nahmen, aber es war alles nur Spaß. Unsere Eltern waren ziemlich bescheiden und sahen nicht viel Sinn darin, uns beiden ein Auto zu kaufen, ehe wir keinen Abschluss gemacht hatten. „Geizig“ nannten unsere Freunde sie und wir stimmten zu. Aber es lag mehr Empfindsamkeit in ihrem sogenannten „Geiz“ als nur der Verzicht auf ein Jugendritual, um ein paar Dollar zu sparen.

Lucy und ich wollten unbedingt einen Snack vor dem Abendessen haben. Es war drei Uhr am Nachmittag und wir hatten keine Ahnung, was unsere Mutter vorbereitet hatte.

Die Atmosphäre im Haus fühlte sich merkwürdig an, als wir eintraten. Es war eine nervenzermürbende Art der Stille, die keiner von uns kannte. Die übliche Hektik meiner Mutter, wenn sie die Hausarbeit verrichtete, damit die Familie jeden Tag versorgt war, fehlte. Stattdessen war das Haus in gespenstisches Schweigen gehüllt. Die Spannung war so dick, dass wir sie bis in unsere Poren spüren konnten, sobald wir durch die Tür traten. Wir konnten aber nicht genau benennen, was los war.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum17. Okt. 2022
ISBN9781667443577
Sie jagte ihren Ehemann in die Luft

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    Buchvorschau

    Sie jagte ihren Ehemann in die Luft - Taylor Storm

    Sie jagte ihren Ehemann in die Luft

    Von Taylor Storm

    Copyright:  © 2017 by Reality Today Forum.  Alle Rechte vorbehalten.

    Kein Teil dieses Dokuments darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, sei es elektronisch, mechanisch, durch Fotokopieren, Aufzeichnen oder auf andere Weise, reproduziert oder übertragen werden.

    INHALTSVERZEICHNIS

    Kapitel Eins

    Kapitel Zwei

    Kapitel Drei

    Kapitel Vier

    Kapitel Fünf

    Kapitel Sechs

    Kapitel Sieben

    Kapitel Acht

    Kapitel Neun

    Kapitel Zehn

    Kapitel Elf

    Kapitel Zwölf

    Kapitel Dreizehn

    Kapitel Vierzehn

    Kapitel Fünfzehn

    Kapitel Sechszehn

    Kapitel Siebzehn

    Kapitel Eins

    Der Schulbus hielt wie üblich vor unserem Haus. Meine Schwester Lucy und ich verabschiedeten uns schnell von unseren Klassenkameraden. Unsere Freunde zogen uns immer noch damit auf, dass wir in unserem Alter noch den Bus nahmen, aber es war alles nur Spaß. Unsere Eltern waren ziemlich bescheiden und sahen nicht viel Sinn darin, uns beiden ein Auto zu kaufen, ehe wir keinen Abschluss gemacht hatten. „Geizig nannten unsere Freunde sie und wir stimmten zu. Aber es lag mehr Empfindsamkeit in ihrem sogenannten „Geiz als nur der Verzicht auf ein Jugendritual, um ein paar Dollar zu sparen.

    Lucy und ich wollten unbedingt einen Snack vor dem Abendessen haben. Es war drei Uhr am Nachmittag und wir hatten keine Ahnung, was unsere Mutter vorbereitet hatte.

    Die Atmosphäre im Haus fühlte sich merkwürdig an, als wir eintraten. Es war eine nervenzermürbende Art der Stille, die keiner von uns kannte. Die übliche Hektik meiner Mutter, wenn sie die Hausarbeit verrichtete, damit die Familie jeden Tag versorgt war, fehlte. Stattdessen war das Haus in gespenstisches Schweigen gehüllt. Die Spannung war so dick, dass wir sie bis in unsere Poren spüren konnten, sobald wir durch die Tür traten. Wir konnten aber nicht genau benennen, was los war.

    Es war ein ganz gewöhnlicher Tag. Lucy und ich waren gegen sieben Uhr morgens aufgestanden, wir hatten unserem Vater einen schnellen Kuss auf die Wange gegeben und uns schnell unser Schulessen gemacht. Dann hatten wir auf dem Weg nach draußen noch einen Apfel mitgenommen anstatt eines Frühstücks. Es hatte keine Anrufe gegeben, während wir in der Schule waren. Nichts war ungewöhnlich an diesem Tag gewesen. Es war ein typischer Tag für Teenager in den Vorstädten: Schule, Neckereien, Klatsch und Lernen. Derselbe Tag, wie ihn Millionen Teenager ähnlich erleben. Aber Lucy und ich wussten, dass etwas nicht in Ordnung war. Es war instinktiv, Schwestern hatten immer diese Art von Vorahnung. Wir gingen nach hinten ums Haus herum. Wir hatten das immer in Filmen gesehen und weder Lucy noch ich konnten erklären, warum wir das machten. Nichts war ungewöhnlich, keine offenen Türen, keine abgeknickten Pflanzen nichts. Wir gingen vorsichtig ins Wohnzimmer. Alles war sauber und an seinem Platz so wie immer, seitdem wir in das Haus gezogen waren, als wir beide sechs Jahre alt waren. Keine merkwürdigen Geräusche, keine Anzeichen, das irgendwas irgendwo schief lief. Aber diese Anspannung. Sie war wie ein giftiger Dolch auf unserer Brust. Eine fremde Inbesitznahme unserer Teenager Gedanken. Ich kann es immer noch in meinen Knochen fühlen. Wir gingen leise in die Küche.

    Lucys Hand griff meinen Arm, als wir die Küche betraten, beide keuchten wir vor Schreck bei dem Anblick vor uns. Papa war an den Küchenstuhl gefesselt, seine Gliedmaßen waren mit einem Seil angebunden, ein Knebel hielt ihn davon ab zu sprechen, während seine Augen groß wurden, als er uns hereinkommen sah. Er begann seinen Kopf angespannt zu schütteln, als wir auf ihn zu rannten. Es war ein Anblick, den ich nie wieder vergessen werde. Er hat sich unauslöschlich in mein Gehirn eingebrannt, selbst während ich sprach.

    „Was macht ihr Mädchen zu Hause?"

    Bei dem Klang der Stimme meiner Mutter drehte ich mich zu ihr um. Verwirrt zog ich die Augenbrauen hoch, als sie plötzlich aus dem Schatten trat, sie sah nervös und irgendwie aufgeregt aus, dass Lucy und ich da waren. Wir hatten unsere Tante nach der Schule besuchen wollen, aber sie hatte abgesagt, weil unser Cousin krank geworden war. Sie hatte den Schuldirektor angerufen, damit er uns Bescheid sagte und wir stattdessen direkt nach Hause gingen. Offenbar hatte man Mama nicht Bescheid gesagt.

    „Hört mal Mädels, ich kann das jetzt nicht erklären. Aber ich möchte, dass ihr aus dem Haus geht. Es sind Dinge vorgefallen, die euer Vater und ich vor euch geheim gehalten haben. Also bitte geht nach draußen, wo es sicherer ist", beharrte Mama, während sie uns zur Vordertür schob.

    „Was ist mit Papa?", schluchzte Lucy.

    „Es ist okay Schatz. Ich mache Papa los und wir treffen uns draußen. Bitte wartet einfach auf der Straße auf uns."

    Ich nahm Lucys Hand und führte sie nach draußen. Ich schaute kurz zurück und sah, wie Mama an den Stricken herumfummelte. Ich hatte keine Ahnung, was los war. Alles, was wir tun konnten, war das zu tun, was sie uns sagte und darauf vertrauen, das Mama und Papa alles wieder in Ordnung brachten.

    „Was meinst du ist hier los?" Lucys Stimme zitterte und ich konnte die Tränen in ihren Augen sehen.

    „Ich habe keine Ahnung. Oh Gott, ich weiß es nicht", wiederholte ich die Worte immer und immer wieder wie ein Mantra, bis sie selbst für meinen bereits versteinerten Verstand keinen Sinn mehr machten.

    Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, während wir uns in die Sträucher am Rand des Gartens kauerten. Meine Augen waren wachsam und schauten nach jeder Bewegung. Ich konnte kaum atmen, mein Hals war eng und trocken, während wir darauf warteten, dass unsere Eltern aus dem Haus kamen.

    Ich wurde schon bald immer angespannter und fragte mich, warum das so lange dauerte. Aber bevor ich die Gelegenheit hatte, zu überlegen, wieder rein zu gehen, kam Mama aus der Tür gerannt. Sie wedelte panisch mit ihren Armen und schrie uns an zurückzugehen. Ich zog Lucy hinter mir her. Wir rannten über die Straße und Angst ergriff mich, während ich meine Arme um meine Schwester schlang.

    Eine riesige Explosion erfüllte die Abendluft. Die Flammen erreichten fast den Himmel, während unser ganzes Haus vor unseren Augen zusammenbrach. Die ganze Szene, die sich vor mir abspielte, war so klar und seltsam wie ein Traum. Der Anblick einer vier Meter hohen Flammensäule, der Geruch von Benzin und Rauch, der meine jungen Nasenlöcher verstopfte, das Geräusch von zersplitterndem Glas auf Beton - all das hat bis heute diese seltsame Qualität, die nicht von einem physischen Trauma und einer geheimnisvollen Tragödie zu unterscheiden ist. So sehr ich auch versuche, es zu verdrängen, es kommt immer noch zu mir zurück, so surreal und lebendig wie damals, als ich es zum ersten Mal erlebte.

    Die Fenster der angrenzenden Häuser zerbrachen bei der Wucht, Autos flogen in die Luft, ehe sie wieder auf die Straße fielen.

    Während ich Lucy festhielt, konnte ich überall Schreie hören und das Geräusch von Schritten, während Menschen hinliefen, um die Flammen zu löschen. Ich war nicht einmal sicher, ob irgendjemand überhaupt wusste, dass wir uns hier verstecken. Wir kauerten uns tiefer, während das Chaos um uns herum ausbrach.

    Ich war darauf gefasst, dass alles unter mir wegbrach, dass das wenige, was ich in meinem achtzehnjährigen Leben gekannt habe, wie Dominosteine in sich zusammenfiel ohne ein Wort, ohne Warnung, ohne irgendeinen Hinweis.

    Ich wollte unbedingt Mama finden, aber ich konnte Lucy nicht alleine lassen. Sie war verstört. Alles, was ich spürte, war der Schock. Was zum Teufel war passiert? Warum war Papa so angebunden gewesen? Warum hatte unsere Familie das verdient? Es machte alles keinen Sinn. Ich verstand es nicht. Alles, was ich in dem Moment fühlte, war das deutliche Messerstechen der puren, unverfälschten Panik.

    Der Klang der sich näherenden Sirenen wurde lauter. Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen begannen alle gleichzeitig zu arbeiten. Sogar ein Helikopter schwebte über uns, seine Scheinwerfer beleuchteten unser demoliertes Haus, das nach der Explosion kaum noch zu erkennen war. Sofort schämte ich mich zu Tode, als eine Reihe von Fernsehwagen mit Kameras und Reporter im Schlepptau erschienen, die sich auf der engen Straße vor unserem Haus in Position stellten.

    „Amy! Lucy!"

    Ich hörte meine Mutter schreien und führte meine Schwester ins Freie, durch die Menge der schockierten Zuschauer durch den Kreis der Polizisten und Feuerwehrmänner, durch die Menge der Reporter und Techniker, die Kameras aufstellten und Mikrofone testeten. Mama schlang ihre Arme um uns, während wir weinten und ich fühlte, wie sie mir über das Haar strich, um mich zu trösten. Auch wenn sie es nicht gesagt hatte, wusste ich, dass Papa tot war. Ich konnte es instinktiv spüren. Irgendwie war ich mir einfach sicher. Ich brach in nicht enden wollende Tränen aus, die auf mein T-Shirt fielen. Dann wurde es schwarz um mich herum.

    ***

    Nachdem wir im Krankenhaus untersucht worden waren, wurden wir alle auf die Polizeistation gebracht. Es war immer noch relativ ruhig für den Nachmittag und die Beamten berieten sich sofort mit meiner Mutter. Eine freundlich aussehende Beamtin setzte sich zu mir und Lucy, während Mama in einem getrennten Raum befragt wurde. Lucy und ich waren beide über die Ereignisse befragt worden, aber die Beamtin schien zufrieden damit, dass wir nichts wussten.

    Als einer der Beamten den Raum verlies, erhaschte ich einen kurzen Blick auf Mama. Sie sah müde und erschöpft aus und betupfte ihre Augen mit einem Taschentuch. Ich wollte alle anschreien, sie in Ruhe zu lassen. Ich hatte keine Ahnung, welche Art von Fragen sie meiner Mutter stellten, aber ich wurde plötzlich ungeduldig und wollte keifen. Ich konnte es nicht ertragen, dass sie meine Mutter mit ihren permanenten Fragen löcherten. Mama und Papa liebten sich. Konnten sie nicht sehen, dass sie nichts mit dem hier zu tun hatte?

    „Oh meine Mädchen!" Tante Sandra kam in das Zimmer geeilt und schlang ihre Arme um mich und Lucy, als wir aufstanden, um sie zu begrüßen. Sie weinte, während sie von der Explosion sprach und darüber, wie schrecklich das alles für uns sein musste, und ich konnte keine Worte finden, um zu sagen, wie ich mich fühlte. In dem Moment hatte die Taubheit alles übernommen.

    Ich konnte nicht glauben, dass Papa tot war. Es würde keine Knuddeleien mehr geben und keine seiner spielerischen Neckereien. Ich würde sein Parfüm nicht mehr in der Luft riechen und nie wieder sein freches Lächeln mit dem spitzbübischen Funkeln sehen, das er immer in den Augen hatte. Mein Herz schmerzte bei der Erkenntnis.

    Die Stärke der Explosion bedeutete, dass unser Familienhaus weg war, zusammen mit all unseren Habseligkeiten. Ich machte mir keine Sorgen über die materiellen Dinge, es waren die sentimentalen Dinge, nach denen ich mich sehnte: Der Teddybär, den meine Eltern mir als Kind gekauft hatten und all die Fotos von meinen Freunden und der Familie. Alles war weg. Es war verloren gegangen, als hätte es nie existiert.

    Es war, als hätte ich nie existiert.

    Sobald die Beamten das Verhör mit Mama beendet hatten, fuhr Tante Sandra uns zu sich nach Hause. Mein Cousin Harry und Onkel Wayne wartete auf uns, beide sahen ernst aus, als sie uns willkommen hießen. Onkel Wayne hatte ein Zimmer für mich und Lucy vorbereitet, während meine Mutter in einem anderen Zimmer auf demselben Flur schlief.  

    Tante Sandra und Onkel Wayne meinten es gut, aber während sie dort standen und redeten und hypothetische „Was wäre wenns" aufbrachten und versuchten, die Ereignisse der letzten Stunden zusammenzusetzen, war ich immer noch mit demselben Ekel gefüllt, der mich auf der Polizeistation ereilt hatte. Ich hatte keine Ahnung, ob es sich um ein Verbrechen oder um einen Unfall handelte, dessen Zeuge ich unglücklicherweise wurde. Alles, was ich in dem Moment wusste, war, das ich Hilfe brauchte. Ich wollte die Liebe meiner Familie. Ich wollte das alles wieder normal war. Und hier waren mein Onkel und meine Tante und verhielten sich genauso blöd wie die Geier auf der Polizeistation. Ich musste hier weg.

    Während die anderen darüber nachdachten, was passiert war und überlegten, wer dafür verantwortlich war, ging ich nach oben. Jeder Schritt fühlte sich schwer an, als wenn meine Füße in dicken Eisenketten steckten, aus denen ich nicht entkommen konnte. Ich brauchte ewig in mein Zimmer, während ich mich hilfesuchend an der Wand festhielt. Das war ungewöhnlich. Und das, obwohl mir durch eine gewaltsame Explosion mein Lebensmittelpunkt geraubt worden war, der mir meinen Vater und mein altes Leben genommen hatte, fühlte ich mich wie auf den Boden der Tatsachen gepresst. Irgendwie schaffte ich es ins Schlafzimmer. Lucy folgte mir, setzte sich ans Fenster und starrte in die Dunkelheit.

    Ich machte mir Sorgen um sie. Lucy hatte kein Wort mehr gesprochen seit der Explosion. Ihre Wangen waren so weiß wie Schnee. Tränen schimmerten ständig hinter ihren klaren blauen Augen. Dennoch blieb sie standhaft, nicht zu weinen, sie saß einfach still da und wollte mit niemandem sprechen. Sie war nicht mehr sie selbst. Wenn überhaupt, war Lucy hundert Mal sensibler als alle anderen, die ich kannte, auf jeden Fall sensibler als ich. Ich wusste, es war ihre Art, damit umzugehen. Ich wusste, wenn ihre Art, damit umzugehen, darin bestand, sich hinter einer Mauer aus undurchdringlichem Schweigen zu verschließen, bedeutete das in der Tat etwas Schreckliches für sie. Mein Herz blutete für sie und auch für mich selbst.

    Lucy hatte schon immer ein engeres Verhältnis zu Papa als ich. Ich wusste, dass es sie am schwersten treffen würde. Sie liebte es Zeit mit ihm zu verbringen, mit ihm angeln zu gehen, stundenlang dabeizusitzen, während er die Fische ausnahm, damit Mama sie kochen konnte. Lucy würde ihn einfach nur bewundernd anschauen, wie er vor sich hin lachte, während er sich daran erinnerte, wie viel Angst Mama davor hatte, den Fisch auszunehmen. Ihre Füße trommelten ungeduldig im Flur, der zur Küche ging, bis sie sicher zurückgehen konnte, um Papas Fang zu kochen.

    Ich ging zu ihr und schlang meine Arme um Lucys Schultern. Ich musste nichts sagen. Sie wusste, dass ich für sie da war. Als Zwillinge waren wir immer unzertrennlich, wir wussten instinktiv, wie es dem anderen ging, wir trösteten uns immer, wenn wir aufgeregt oder wegen etwas nervös waren. Ich küsste sie auf die Wange und ließ sie mit ihren Gedanken alleine. Ich dachte, sie wollte vielleicht ein wenig Zeit für sich haben.

    Ich ging nach unten und fand die Erwachsenen im Wohnzimmer sitzend. Alle tranken ein Glas Wein. Mama starrte in die Flammen im Kamin, sie lächelte mich an, während ich mich neben sie setzte und drückte meine Hand.

    „Geht es dir gut, Amy Schatz?", fragte sie leise.

    „Ja, mir geht es gut", antwortete ich seufzend.

    Ich ging leise wieder hoch. Ich hatte niemandem mehr etwas zu sagen. Ich fühlte mich wie eine Statur oder ein Automat. Ich konnte nicht sprechen, mich bewegen oder etwas anderes murmeln als die üblichen Nettigkeiten ohne Gedanken und Gefühle. Wenn das schon für mich so war, konnte ich mir nur vorstellen, wie schwer es für Lucy sein musste.

    Die Erinnerung an die Nacht ging nur langsam vorbei. Obwohl es Gespräche im Raum gab, hörte es sich für mich alles stumm an. Ich war in meine eigenen Gedanken versunken, erinnerte mich daran, wie Papa angebunden war und gewürgt hatte, als wir nach Hause gekommen waren. Ich fragte mich, wer unsere Familie so sehr hassen konnte, dass er so etwas Schreckliches tat. Ich hatte so viele Fragen, aber jetzt war keine Zeit zum Fragen stellen. Mama sah bereits erschöpft von dem ganzen Tag aus und ich wollte ihr nicht noch mehr Druck machen.

    An diesem Abend schlief ich unruhig mit Gedanken an Papa, dem Geräusch der Explosion, das mich begleitete, während ich versuchte, Ruhe zu finden. Ich hörte Lucy leise in ihr Kissen schluchzen. Ich legte mich zu ihr ins Bett, nahm sie in meine Arme und streichelte ihr Haar und versuchte sie zu beruhigen, während ich gegen meine eigenen Tränen kämpfte. Nach einer gefühlten Ewigkeit schliefen Lucy und ich endlich ein. Wir wachten vier Stunden später auf. Wir mussten beide einen Albtraum gehabt haben. Vielleicht war es der gleiche Albtraum, obwohl keiner von uns sich an irgendetwas erinnern konnte. Unsere Zähne klapperten für die nächsten paar Stunden, bis der Morgen uns begrüßte. Keiner von uns hatte auch nur ein einziges Wort mit dem anderen in den letzten acht Stunden gesprochen.

    Kapitel Zwei

    Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Es war viel los, aber ich lief um Tante Sandra herum, als wäre ich in einer ganz anderen Welt. Ich konnte nicht verstehen, was passiert war oder was die Zukunft für uns als Familie bereit hielt. Ich konnte überhaupt nichts verstehen, um ehrlich zu sein. Schon die vertrautesten Anblicke schienen merkwürdig und gleichgültig. Jedes Wort schien fremd. Selbst meine Lieblingslieder im Radio schienen mit einer Abgeklärtheit erfüllt zu sein, die nicht nur undefinierbar war, sondern gerade zu bösartig.

    Mama hatte bereits mit der Bank gesprochen. Obwohl alle Papiere weg waren, versprach das Bankpersonal recht freundlich, dass sie meiner Mutter helfen würden, jegliches Problem zu lösen, um sicherzustellen, dass meine Mutter Geld hatte, um uns zu ernähren. Und wir brauchten es. Sie musste Tante Sandra Geld für unseren Aufenthalt geben und sie musste ein neues Haus für uns suchen. Sie brauchte nichts Schickes, besonders nicht im Vergleich dazu, was sie gewöhnt war, und ich machte ihr keine Vorwürfe. Sie wäre mit einem einfachen zwei oder drei Zimmer Haus zufrieden. Kein Swimmingpool. Kein großer Garten. Billig. Schlicht, genauso wie sie sich ihr Leben immer gewünscht hatte.

    Als die Nachricht von der

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