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Der Weg des Schamanen oder die Tragfähigkeit des Traums
Der Weg des Schamanen oder die Tragfähigkeit des Traums
Der Weg des Schamanen oder die Tragfähigkeit des Traums
eBook274 Seiten5 Stunden

Der Weg des Schamanen oder die Tragfähigkeit des Traums

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Über dieses E-Book

Schamanismus – das klingt erst einmal ziemlich weit weg. Nur ein Wort. Doch das was damit gemeint ist kann definitiv dein Leben verändern. Heute.

Vielleicht ist die Welt ganz anders.

Wie real ist die Wirklichkeit? Gibt es die Vergangenheit noch, existiert schon jetzt die Zukunft? Wo wartet der Tod? Gibt es Götter und Geistwesen? Zaubern – geht das? Ich meine so etwas wie dass - ganz zufällig natürlich - genau das geschieht, was ich mir gerade vorgestellt habe und das ich mir wünsche.

Es gibt nur einen sicheren Weg zur Antwort - die eigene Erfahrung. Und es gibt Mittel und Techniken, die dir etwas zeigen, das du dir vorher noch nicht einmal vorstellen konntest.

Schamanismus ist weder eine Religion noch ein Glauben. Es geht um Erfahrungen, die sich nicht mehr leugnen lassen, die dich verwandeln werden, die dir Flügel verleihen, die dir die Welt zeigen wie sie wirklich ist.

Die Tragfähigkeit des Traums.

Dies Buch ist ein Praxisbuch, das umfassend die Aspekte des Schamanismus vorstellt. Es berichtet über Erfahrungen, die ich mit mehreren Lehrern über viele Jahre gemacht habe. Es zeigt Instrumente, die solche Erfahrungen vermitteln können.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Nov. 2018
ISBN9783746783437
Der Weg des Schamanen oder die Tragfähigkeit des Traums

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    Buchvorschau

    Der Weg des Schamanen oder die Tragfähigkeit des Traums - Tomo J. Seitz

    Der Weg des Schamanen oder die Tragfähigkeit des Traums

    Titel Seite

    Titel

    Titel - 1

    Titel - 2

    Titel - 3

    Titel - 4

    Titel - 5

    Titel - 6

    Titel - 7

    Titel - 8

    Titel Seite

    Tomo J. Seitz

    DER WEG DES SCHAMANEN

    ODER

    DIE TRAGFÄHIGKEIT DES TRAUMS

    2. veränderte Auflage

    November 2018

    © Jürgen Seitz, Bonn

    Die 1. Auflage ist 1996 erschienen

    im Verlag Simon+Leutner, Berlin

    Gedankengefangen

    Tag für Tag

    wie Trance

    wann warst du wach?

    Eine hauchdünne Wand

    gerade hier

    dahinter

    der Zauberwald

    Einleitung

    Hier ist von Zauberei die Rede oder von Schamanismus. Dabei geht es nicht so sehr um in schwarzen Zylindern wartende rotäugige Kaninchen - eher schon um Bergkristallkugeln und Ketten aus Tigerzähnen.

    Der Duden, maßgeblich in allen Zweifelsfragen, nennt den Schamanismus ein Glaubenssystem. Ich folge dieser Ansicht nicht. Für mich geht es hier nicht um glauben, sondern um wissen - wenn auch um ein besonderes Wissen.

    Ich unterstelle, die uns vertraute Welt ist gelernt. Sie zeigt einen schmalen Ausschnitt aus der Realität, eine einzige Möglichkeit von unendlich vielen. Gewöhnlich haben wir die Ebene angenommen, die uns Eltern und Erzieher beigebracht haben. Unsere Umgebung ist Konvention. Wir haben uns darauf geeinigt, was ein Lapislazuli und was eine Erbsensuppe, was ein Weihnachtsmann und was eine Arteriosklerose ist. Wir sehen nur, was wir kennen und kennen nur, was wir gelernt haben. Was auf unserer Landkarte nicht verzeichnet und in unserem Gehirn nicht als Möglichkeit gespeichert ist, kann – erst einmal - nicht entdeckt werden. Wenn ich aber diese Welt, so wie ich sie jetzt wahrnehme, gelernt habe, kann ich wohl auch eine andere Sicht der Welt lernen.

    Zauberei geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie unterstellt: Wir haben nicht nur unsere Vorstellungen über unsere Welt gelernt - wir sind sogar ihr Schöpfer, wie ein junger Gott am Anfang aller Tage.

    Schamanen wissen, dass alles in den Gedanken seinen Ursprung hat, selbst Materie. Wir zaubern daher ständig - freilich ohne uns darüber Rechenschaft abzugeben. Denn ohne eine Pause, selbst im Schlaf, beschäftigen sich unsere Gedanken mit uns und unserer Welt - und gestalten sie dadurch. Früher oder später wird das eintreten, was wir denken.

    Um nicht wahllos und ungewollt, sondern zielgerecht zu gestalten, richtet der Schamane seine Gedanken in eine vorgegebene Richtung. Es gilt die Gedanken zu zähmen bis sie als Instrument meinem Willen folgen. Die Anstrengung ist auf den Wunsch gerichtet, mir einen schmalen Heiligenschein wachsen zu lassen oder jeden Abend um 17 Uhr einen freien Parkplatz vor der Haustür vorzufinden. Ich unterstelle und nehme in meinen Gedanken schon vorweg, was ich anstrebe. Ich habe erfahren, dass eine solche Art des Wünschens immer noch helfen kann und nach einiger Zeit, rein zufällig natürlich, tatsächlich immer wieder zur rechten Zeit freie Parkplätze auf mich warten. Heiligenscheine dauern etwas länger. Der direkte Weg, unmittelbar in den Himmel - oder in die Hölle.

    Auch Zauberer fangen klein an. Die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen ist schon schwer genug. Ständig einen bestimmten Gedanken aufrecht zu halten scheint nahezu unmöglich zu sein. Deshalb verwenden Schamanen zahlreiche Methoden und Hilfsmittel, die auch ohne ständige Gedankenkontrolle einen Raum schaffen, in dem das „andere" erfahrbar wird.

    Auf die Grundschule folgt irgendwann die Universität, auch im Wünschen. Dann werden Mittel nicht mehr gebraucht. Alles formt sich gleichsam von selbst und in der rechten Weise. Harmonie. Dort liegt das Ziel. Zauberei als Weg.

    Ich bin Menschen begegnet, die diesen Weg gegangen sind. Von ihnen und dem, was ich von ihnen gelernt habe, möchte ich erzählen.

    Titel

    Wie es begann

    Das Leben besteht aus Bildern. Erinnerungen reihen sich aneinander wie ziehende Wolken. Keine Absicht, kein Wollen. Irgend etwas taucht auf und verliert sich wieder. Gelegentliche Stille. Keine Gedanken.

    Das Leben, eine Ansammlung von Eindrücken. Etwas bleibt haften, formt sich, wie ein Felsen in sprudelndem Wasser. Der Felsen will keine Form, noch das Wasser. Keine Absicht. Und doch ein perfektes Ergebnis. Und schließlich: der Stein zerrieben. Was bleibt?

    Ein niedriger Horizont, ferne Hügelketten. Der ganze Rest Himmel. Noch blau, nur ein klein wenig gelblich. Oben anthrazitfarbene Wolken, darunter eine langgezogene rosaviolette Schicht. Links anschließend weißgraue Gebilde, die wie Inseln im Blau schwimmen. Kaum später die perfekte Illusion von Felsen im Meer, Schären. Glänzendes, in zartes Orange übergehendes Blau. Wie von Innen scheinend. Unendliche Weiten. Die Wolkeninseln nehmen eine schwarze Farbe an. Das weite Tal, in dem durch den ersten Regen hervorgerufenes Grün erst mühsam das trockene rötliche Braun zu verdrängen sucht, versinkt in der Dunkelheit. Ich bin auf dem Weg nach Norden. Vier Tage und vier Nächte im Bus. Ein ehemaliger Schulbus aus den Staaten, ziemlich voll besetzt. Die Stille der beginnenden Nacht, die durch die monotonen Alltagsgeräusche nur verstärkt wird.

    Halt an einer schäbigen neonbeleuchteten Raststätte. Reklameschilder, Hinweise auf den großen Nachbarn im Norden. Einige Reihen schlichter plastikbeschichteter Tische. Ein Pappbecher mit einer zu süßen Limonade, zwei mäßig warme Tacos, mein Nachtmahl.

    Am Nebentisch ein Mann, den ich im Bus nur flüchtig wahrgenommen habe. Eher eine Erscheinung, der man im Dunkeln nicht begegnen möchte. Halb verdeckt vom Schirm der Mütze mit dem Zeichen eines populären Sportvereins, ein braunes, furchiges Gesicht, in dem eine scharfe Nase auffällt, ein schmaler Mund und Augen. Irgend etwas ist mit den Augen. Es ist nicht ihre Form. Sie scheinen irgendwie zu glühen.

    Einen Monat später in den Bergen. Ein winziger, nahezu verlassener Ort, fast nur noch Ruinen um eine gar nicht so kleine und noch recht gut erhaltene Kirche, die dem heiligen Franz geweiht ist. An drei Seiten versperren massige, aus der Entfernung kahl wirkende schmutziggrüne Bergrücken die Sicht. Eine breite Lücke führt den Blick zu weiter entfernten Erhebungen, zwischen denen sich tiefe Täler eingegraben haben. Hier ist die Welt zu Ende. Keine Straßen mehr. Nur schmale Maultierpfade.

    Der heilige Franz. Frühmorgens habe ich ihn besucht und um eine gute Reise gebeten. Er saß mir gegenüber, in einem Glaskasten, dunkel gekleidet, und hat mich lange ernst aber gütig angeschaut, so als wüsste er auf jedes Leid eine Antwort.

    Ich laufe querfeldein. Ständig bergan. Violette Lavafelder, mit niedrigem Kraut bewachsen, dazwischen mit Flechten überzogene Steine in der Farbe oxidierten Kupfers. Nicht einmal mehr Kakteen. Dort hinten der Kopf des Kraken, ein Berg. Dort will ich hin. Hügel und Ebenen dazwischen, durchzogen von tiefen schmalen Rinnen, die das Wasser gegraben hat, Canyon en miniature. Das Tal vor mir im Schatten. Nur dort ist es dunkel, rundherum heller Sonnenschein. Ganz langsam verzieht sich die Dunkelheit und taucht auch dieses Tal wieder ins Licht. Die Sonne spielt mit den Wolken.

    Ich laufe seit Stunden, bewege mich auf einem Grat einem markanten Berg zu, treffe ihn in halber Höhe. Tief reicht er hinunter; seinen Fuß kann ich nur ahnen. Auf der anderen Seite ein Berg fast bis in den Himmel und ein Durchblick auf diese unbegrenzt weite Ebene, flach, graugrün mit kleinen braunen Flecken, Feldern. Schnurgerade dünne Linien, Straßen, aber kaum weitere Spuren menschlicher Besiedlung.

    Obwohl ich auf halber Höhe beginne, ist die Wand steil und der Gipfel weit. Sehr langsam geht es nach oben. Nach zwei oder drei Schritten brauche ich wieder eine Pause. Unter mir eine Welt aus Abgründen und sanft gerundeten Felsmassen auf deren baumlosen Flächen die allmählich länger werdenden Schatten ein fast unwirkliches Relief zaubern. Wie ein 3D-Bild. Demonstration der dritten Dimension.

    Der Gipfel ist fast erreicht. Oben ein Mensch. Schock. Ein indianisches Gesicht. Ein angedeutetes Lächeln. Der Mann aus dem Bus.

    Eine Hand auf der drei fleischige Stücke einer Pflanze liegen. Mir wird schwindlig. Ich frage nicht lange. Ich nehme ein Stück und kaue es langsam, folge seinen Gesten, frage nicht was kommen wird. Ich bin bereit. Auch wenn es hart werden mag, ich werde überleben. Er fasst in die Tasche seines fein bestickten hellen Hemdes und gibt mir eine weitere Handvoll Kaktusfleisch. Es ist fest, aber nicht zäh oder faserig und lässt sich gut kauen. Ein bitterer Geschmack, nicht angenehm, aber auch nicht ekelhaft, noch nicht. Ich esse langsam und gründlich, doch kontinuierlich. Ich will es gegessen haben, bevor die Übelkeit kommt.

    Der Weißgekleidete spricht von Reinigung. Er hat eine Kerze angezündet. Sie wird bis zum Grund brennen, flackernd zwar doch ohne zu verlöschen, auf dieser windigen Bergspitze.

    Ich stoße auf. Luft mit intensivem Kaktusgeschmack. Säuerlicher Speichel. Das ist genau das Gefühl, das sich einstellt, wenn beim Trinken gerade die Grenze überschritten ist. Ein Druck und ein Rumoren im Magen. Etwas wackelig auf den Beinen. Eine leichte Übelkeit wird mich auch in den nächsten Stunden begleiten. Die Reise beginnt.

    Ein wunderschöner Tag. Morgens hatte es dunkle Wolken gegeben, sogar einige Tropfen Regen. Jetzt strahlender Sonnenschein und tiefblauer transparenter Himmel mit Bändern aus weißen Wolken. Vor mir ein Abhang mit einigen Büschen, etwas Kraut und einzelnen Baumkakteen, Gewächse mit langen stacheligen Blättern, die eine große Kugel formen. Links Berge in diesem herrlichen rötlichbraunem Relief, Strukturen aus dunkelbraunen Schatten.

    Rechts steile Flanken, denen Pflanzen eine olivgrüne Färbung geben. Und vor mir ganz tief unten diese Ebene, die unbegrenzt scheint, das Ende verliert sich im Dunst. Natur pur. So schön. Ein Punkt in der Ebene nimmt mich gefangen, intensivgrün, smaragdfarben. Die Pflanzen neben mir sind von einer feinen hellblauen Aura umgeben. Sie leben. Die Baumkakteen stehen in Reihen, dunkel, wie Wächter. Wie zahlreich sie sind.

    Die Farben werden intensiver, realer als real, und transparent. Die Perspektive verändert sich. Wenn ich meinen Kopf drehe, bewegt sich die ganze Welt. Die Pflanzen stehen in Fluchten auf einen Zentralpunkt hin und diese Fluchten schwingen im Takt meiner Kopfbewegungen. Die Welt beginnt zu funkeln. In Maßen lösen sich die Begrenzungen, verschwimmen.

    Auf meiner Hand klettert ein Marienkäfer, spreizt die Flügel - und fliegt. Verschwindet im Blau des Himmels. Ein Blau, so schön, so schön. Hell und unendlich tief. Eine Farbe, in die ich eintauchen kann wie in einen stillen Ozean.

    Geräusche. Es fällt schwer, sie zu lokalisieren. Ungewohnte Töne, immer wieder, ein Schnarren. Ganz in der Nähe ein seltsamer Vogel, groß, rosa, mit kleiner Haube. Er scheint keine Angst zu haben, steht und guckt, springt und guckt, dreht sich. Er scheint hier zu wohnen.

    Ich starre in die Wolken. Sie formieren sich kunstvoll, wie in chinesischem Stil gemalt, gefrieren. Rechts ein bedrohliches Wolkengebilde. Es gewinnt harte, dunkle Konturen, formt einen altmexikanischen Drachenkopf. Lange Schnauze voller Zähne. Ich wende meinen Blick ab. Von solchen Energien will ich mich nicht gefangen nehmen lassen.

    Mein Regenponcho, profanes gummibeschichtetes Gewebe. Und trotzdem fasziniert dieses Oliv, schimmernde Goldtöne. Wie schön die Falten wirken, abgrundtiefes Schwarz in den Schatten. Ein roter Fleck. Ich kann mich nicht satt sehen. Alles wirkt wie immer und doch ganz anders. Keine spektakulären Ereignisse, kein Wesen von einem anderen Stern. Nichts, das ich nicht jederzeit erleben könnte.

    Doch diese Intensität, Totalität, die Fähigkeit, mich schnell und konsequent auf einen Punkt zu konzentrieren, kenne ich nicht. Kein Unterschied mehr zwischen Denken und Sinneswahrnehmung. Ich genieße diese wunderschöne Aussicht und sie ist so so so so schön. Mehr bedarf es nicht. Der Himmel so blau, die Wolken so weiß, das Land so weit. Das Relief der Berge, diese Rundungen und Rillen, lila und braun. Es gibt nichts als diese Schönheit. Mehr gibt es nicht. Das ist es. Ich habe es erreicht. Kein Gott, keine Erleuchtung. Jetzt könnte ich sterben, mich auflösen. Für immer in diese schöne weite Welt eingehen. Die Flügel ausbreiten und in das Blau eintauchen.

    Ein länglicher grauer Gegenstand. Nur ein Stück von einem abgestorbenen Agavenfruchtstand. Und doch ist dort mehr. Die Welt ist belebt. Ich weiß es nicht nur, ich nehme es wahr. Von den Pflanzen geht etwas aus und etwas davon beeinflusst mich. Sie können Freunde sein oder Feinde. Zu spaßen ist nicht mit ihnen. Die Kaktusbäume, Wächter. Sie haben etwas Bedrohliches. Sie könnten auf mich zukommen und mich überwältigen. Und es gibt funkelnde, zarte, durchscheinende Linien, sehr subtil, Filigran. Alles ist mit allem verbunden. Ein Netz.

    Was ich denke, erfahre ich. Keine deutliche Trennung. Nicht dass ich die Berge verschwinden ließe. Aber ich kann an Glück und Schönheit denken und beides erfahren. Wirklich und wunderbar. Und wenn ich diese Gedanken nicht halten kann, wenn Zweifel kommen, wachsen Gefahren. Dann entstehen boshafte Kakteenwächter und Drachenwolken.

    Ein Wissen von versteckten Bedeutungen. Große Zusammenhänge. Ein Wissen, das jetzt existiert, aber schwer mit hinüberzunehmen ist.

    Ein Geräusch, recht leise, meist jenseits der Wahrnehmungsgrenze, aber immer wieder da. Ein Rauschen, ein ganz feines Dröhnen. Ich kann nicht ausmachen, woher es kommt. Wie von einem Flugzeug, über mir, doch ich sehe nichts.

    Ganz allmählich verfärbt sich der Himmel. Schön. Einfach nur sitzen und schauen. Das Spiel der Farben. Noch verdränge ich den Gedanken an die Nacht. Die Sonnenstrahlen wärmen immer noch so intensiv, dass mir heiß wird.

    Vom Tag zur Nacht. Plötzlich ist der Himmel voller Sterne. Nicht flächig angeordnet, sondern räumlich. Wie ein Dom über mir von unermesslicher Tiefe. Die Sterne. Eher leuchtende Lichtflecken, alle untereinander mit allerfeinsten Lichtfäden verbunden. Dazwischen hellere Nebel. Funkeln. Geborgenheit. Aber die bedrohlichen Schatten der Wächter. Ferne Schreie von Eseln.

    Gefangen. Kein Weg zurück. Keine Orientierungsmöglichkeit, steile Abgründe und Spalten. Noch ist es halbwegs warm und angenehm. Ich habe alles angezogen, was ich mitgenommen habe und mache mich so klein wie möglich, die Gliedmaßen eng am Körper. An Schlaf ist nicht zu denken. Was tun? Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf die Sterne, auf die fernen Lichter. Doch sie fesseln die Aufmerksamkeit nicht für Stunden.

    Wie spät mag es sein? Ungeduldig wie ein kleines Kind. Die Kälte kriecht in meinen Körper. Ein starker Wind weht. Keine Zeit zum Träumen, mit Überleben beschäftigt. Im Osten müsste es hell werden. Ich krame die Taschenlampe aus dem Rucksack und schaue auf die Uhr. 3 Uhr. Wann wird es hell werden? Ich lege mich und stehe wieder auf, lege schließlich den Kopf auf die Knie und döse so gut es geht. In stockfinsterer Nacht gefangen. Lange Weile.

    Die längste Nacht. Noch nie hab’ ich den Morgen so sehr ersehnt. Schließlich, nach vielen Stunden, ein ganz feines Licht im Osten. Diesmal keine Einbildung. Ein besonders heller Stern, der vom Horizont her in den Himmel aufsteigt. Die Venus als Morgenstern, der Bote des neuen Tages, der Stern, der der einheimischen Sage nach die Sonne hochzieht. Ganz allmählich zeichnet sich die langgezogene Silhouette der Berggipfel ab. Ein heller graublauer Streifen, schließlich etwas Orange, einige Lichtstrahlen. Die Sonne hat einen langen Weg hinter den Bergen. Als sie endlich sichtbar wird, ist sie schon gelb, nicht mehr orange. Hell genug, um gefahrlos aufbrechen zu können.

    Meine Unterkunft, eine Ruine mit Licht. Eine nackte Glühbirne hängt von dem Balken, der das Wellblechdach hält. Wellblech und Pappe auch vor den Fensterhöhlen. Hinter dem Putz Lehm und dahinter rohe Steine. Ein abgebrochener Balken. Ein Bett aus Stahlrohren auf groben Steinplatten. Ich falle auf mein Lager. Keine Kraft mehr, um mich auszuziehen. Der Magen schmerzt und die Beine. Besinnungsloser Schlaf.

    Er erwartet mich außerhalb des Ortes. Höhlen in der Bergflanke, als hätte sie ein Meer ausgewaschen. Eine so geräumig, dass sie früher als Tierpferch gedient hat, die andere als Notunterkunft für Hirten. Ein Zaun aus Agavenstengeln. In der Nähe verfallene Häuser.

    Als ich komme, durchbohren mich zwei dunkle Augen. Ich habe immer noch ein Unbehagen in seiner Nähe und gleichzeitig spüre ich eine starke Anziehung.

    „Hi Güero, Blonder! Wie ist dir die Nacht bekommen? Er entblößt seine Zähne zu einem Grinsen. „Das war ein Test. Erzähl mal!

    Schweigend hört er sich meinen Bericht an. Meine Augen bleiben an seinem Stirnband hängen, an dem seitlich zwei Federn baumeln.

    „Ja, die Welt ist geheimnisvoll. Sie lebt. Es gibt nichts Totes. Nach einer gehörigen Pause setzt er fort: „Die Welt ist nicht fest. Du träumst.

    Er spricht extrem leise. Kaum kann ich seine Worte verstehen. Ein Krächzen ist in seiner Stimme. Etwas

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