Tipps für die Hochschullehre: Wie Sie gute Lehre planen, umsetzen und nachbereiten
Von Henning Schweer
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Über dieses E-Book
Henning Schweer
Dr. Henning Schweer ist beruflich sowohl in der Gesundheitsbranche als auch in der politischen Kommunikation heimisch. Er ist Kommunikationsexperte, Dozent, Autor, Dichter und Blogger. Von Haus aus Didaktiker und Historiker arbeitete er u.a. als politischer Referent für Gesundheit und Pflege, als Lehrbeauftragter in Hamburg und Lüneburg, leitete mehrere Jahre die Unternehmenskommunikation eines großen norddeutschen Pflegeunternehmens und war für die Hamburg Open Online University sowie als Public Affairs & Communications Manager im Gesundheitsbereich tätig.
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Buchvorschau
Tipps für die Hochschullehre - Henning Schweer
für T.
Inhalt
Lehren kann man lernen
I. Planen
Prüfung und Lehr-Lernprozess aufeinander abstimmen
Übersicht über häufige Prüfungsformen
Vorwissen berücksichtigen
Rahmenbedingungen und Lernumgebung prüfen
Die eigene Planung systematisieren
Beispiel: Überblick über ein Lernangebot
Beispiel: Semesterplan eines Seminars
Beispiel: Planung eines Seminartermins
Die eigene Planung flexibel gestalten
Planung digitaler Angebote
Beispiel: Überblick über ein digitales Lernangebot
II. Umsetzen
Lernziele und Bewertungsmaßstäbe offenlegen
Beispiel: Kriterienkatalog einer Hausarbeit
Leistungsgerecht bewerten
Abwechslung in der Lehre nutzen
Didaktische Methoden & Tools gezielt einsetzen
Exkurs: Digitale Lehre und Tools
Exkurs: Visualisierung einsetzen
Leistung einfordern
Professionell mit Kritik umgehen
Souverän mit eigenen Ängsten umgehen
Umgang mit Gruppenkonflikten
Konflikte mit einer Ko-Leitung meistern
III. Nachbereiten
Ein eigenes Lehrarchiv aufbauen
Selbstausbeutung vermeiden
Möglichkeiten zur Weiterbildung nutzen
Nachwort
Literaturhinweise & Links
Über den Autor
Anhang
LEHREN KANN MAN LERNEN
Als ich vor fast zehn Jahren mein erstes Buch „20 Tipps für die Hochschullehre" veröffentlichte, war es mein Ziel, einen kurzen einfachen Ratgeber aus der Lehrpraxis für die Lehrpraxis zu schreiben. Ich wollte sowohl Neulingen als auch erfahrenen Dozenten konkrete Hilfestellungen und Ideen für ihren Lehralltag an die Hand geben. Dieses Ziel verfolge ich heute immer noch und ist der Grund, warum ich mich entschieden habe, mein erstes Buch zur Ausgangsbasis eines neuen, aktualisierten und verbesserten Praxisratgebers zu machen. Das Ergebnis halten Sie in den Händen. Auch dieses Mal ist es kein wissenschaftliches Werk zur Hochschuldidaktik geworden, sondern ein kleiner Führer durch den Alltag, mit Anregungen, Ratschlägen und Hinweisen, aus denen Sie sich nach Ihren Bedürfnissen frei bedienen können.
Heute wie damals bin ich der Überzeugung, dass die wichtigste Voraussetzung für gute Lehre eine positive Grundhaltung der Lehrenden gegenüber dem Unterrichten und ihren Studierenden ist. Freude an der Vermittlung von Wissen und am gemeinsamen Lehren und Lernen sind die notwendigen Bedingungen, um ein guter Dozent zu sein. Alles andere kann man lernen und ist zum Glück auch erlernbar. Dabei hat jeder Mensch seinen eigenen Lehrstil, den er selbst entdecken und entwickeln muss und kann. Ich möchte Ihnen mit diesem Buch dabei helfen, diese spannende Reise erfolgreich anzugehen.
Dabei erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Letztbegründung. Die Themen dieses Buches sind die Probleme, Fragen und Erkenntnisse, die mir selbst als Lehrender oft begegnet sind. Meine Antworten beruhen auf meiner persönlichen Lehrerfahrung und meiner eigenen Lernbiografie in der Hochschuldidaktik. Ich hoffe, sie sind Ihnen eine gute Hilfe auf Ihrem eigenen Weg als Dozent bzw. Dozentin.
Gute Lehre ist erlernbar, packen Sie es an!
I. PLANEN
Lernen ist kein passiver, sondern immer ein aktiver geistiger Prozess. Lernende machen sich das angebotene Wissen durch geistige Verarbeitung und Verknüpfung zu eigen (oder scheitern daran), wobei sie es in ihrem Sinne ganz automatisch und meist unbewusst modifizieren, selektieren, aussortieren. Die Art und Weise wie etwas gelernt wird, hängt dabei von den individuellen Interessen, Zwängen, dem Vorwissen und der Lernumgebung ab. Wissen, für das es aus der individuellen Sicht und Situation des Lerners keine Verwendung und keine Anwendungsmöglichkeit gibt, wird nur schwer aufgenommen, nur schwer erinnert und bildet allenfalls Bestände an totem Wissen, welche vielleicht noch für die nächste Prüfung mühsam abgerufen werden, um sie danach endgültig zu vergessen.
Dieses Phänomen hat zur Folge, dass wir als Lehrende uns nicht einfach darauf beschränken dürfen, Wissen und Fertigkeiten in irgendeiner Weise zu präsentieren, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass, nur weil wir lehren, unsere Studierenden auch zwangsläufig etwas lernen. Vielmehr müssen wir versuchen, den Lehr-Lernprozess und die Lernumgebung so gut wie möglich an unsere jeweiligen Lernenden anzupassen, damit der Erwerb von Wissen und Fähigkeiten optimal stattfinden kann. Natürlich ist dies aufwendiger, als den Studierenden den Stoff einfach in einer für uns bequemen Form zu präsentieren. Wer sich um gute Lehre bemüht, sollte sich daher darüber im Klaren sein, dass diese Zeit und Ressourcen kosten wird, was beides im universitären Lehrbetrieb leider häufig knapp ist. Gute Lehre zum kleinen Preis bzw. ohne Aufwand gibt es nicht. Diese Ausführungen sollen Sie nicht zu Beginn entmutigen, sondern Ihnen vielmehr zeigen, welche Bedeutung Ihnen als Dozent für den Lernerfolg Ihrer Studierenden zukommt. Ich bin dabei davon überzeugt, dass alle, die bereit sind, Verantwortung für die eigene Lehre und den Lehr-Lernprozess ihrer Studierenden zu übernehmen, gute Lehrende sein können.
Wenn wir aber den Lehr-Lernprozess aktiv für unsere Studierenden und für ihre Bedürfnisse gestalten wollen, was müssen wir beachten? Hierzu dienen die folgenden Tipps in diesem ersten Abschnitt. Sie sind getragen von dem Gedanken, dass wir für die Planung und Umsetzung guter Lehre uns als Dozenten sowohl über die äußeren Rahmenbedingungen für unser Lehrangebot Klarheit verschaffen müssen als auch über unsere Studierenden.
Wichtige Punkte:
Lernen ist ein aktiver geistiger Prozess.
Die Lernumgebung, die Interessen und das Vorwissen der Lernenden bestimmen den Lernprozess.
Wir müssen unsere Lehre daher auf die Bedürfnisse der Lernenden abstimmen.
Prüfung und Lehr-Lernprozess aufeinander abstimmen
Aus meiner eigenen Lehrpraxis heraus halte ich es für unmöglich, gegen die vorgegebene Prüfungsform zu lehren. Vielmehr gilt auch in der Planung von Lehrveranstaltung der Grundsatz, dass man vom Ziel ausgehend rückwärts plant. Das Ziel einer Lehrveranstaltung im universitären Kontext ist aber in der Regel, zu einer Prüfung zu führen bzw. auf eine solche vorzubereiten. Das mag wenig idealistisch klingen, spiegelt aber die Tatsache wider, dass Hochschulen in unserer Gesellschaft nicht nur reine Forschungs- und Bildungsinstitutionen sind, sondern auch die Funktion haben, Torwächter und Selektionseinrichtungen für den Zugang zu diversen Berufen und gesellschaftlichen Funktionen zu sein. Genau dies gewährleisten sie über das System der Prüfungen, Credit Points und Notenvergabe. Studierenden haben also ein starkes Interesse daran, durch die Lehrveranstaltungen optimal auf diese Prüfungen vorbereitet zu werden und dieses Interesse ist völlig legitim. Ich halte daher auch nichts davon, die Konzentration von Studierenden auf prüfungsrelevante Inhalte oder Pflichtveranstaltungen schlechtzureden, es ist vielmehr ein natürliches und rationales Verhalten. Wenn wir ehrlich zu uns sind, würden uns aus unserer eigenen Studienzeit auch einige Momente einfallen, in denen es uns bei einer Lehrveranstaltung primär auf die prüfungsrelevanten Inhalte ankam oder wir sie nur besucht haben, weil wir den Leistungsnachweis brauchten. Unsere Studierenden werden sich also primär nach dem richten, was sie erbringen müssen, um die Lehrveranstaltung erfolgreich zu bestehen, und nicht nach unseren Wünschen. Daher sollten wir uns als verantwortungsbewusster Dozent zu Beginn unserer Planungen mit dem Themen Prüfungsformen und -zielen auseinandersetzen. Andernfalls drohen Frustrationen auf beiden Seiten. Im schlimmsten Fall wird unsere Lehrveranstaltung trotz aller Mühe unsererseits nicht von den Studierenden angenommen und umgekehrt fühlen sich diese nicht auf die verbundenen Prüfungen vorbereitet. Prüfung und Lehr-Lernprozess müssen also zusammenpassen und unsere Planung mit einer Betrachtung des