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DAS TOR ZUR HÖLLE (Matt Drake Abenteuer 3): Thriller
DAS TOR ZUR HÖLLE (Matt Drake Abenteuer 3): Thriller
DAS TOR ZUR HÖLLE (Matt Drake Abenteuer 3): Thriller
eBook325 Seiten4 Stunden

DAS TOR ZUR HÖLLE (Matt Drake Abenteuer 3): Thriller

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Über dieses E-Book

DIE MATT DRAKE ABENTEUER
Weltumspannende Abenteuer, atemlose Action und die größten Rätsel der Menschheit – vom Gewinner des AMAZON Storyteller Awards 2017 David Leadbeater.
Matt Drake, gezeichnet vom tragischen Verlust seiner Liebsten, macht sich auf, die Morde zu rächen und die Vendetta seiner Nemesis, des Blutkönigs, endgültig zu stoppen. 
"Wer Andy McDermott oder Matthew Reilly liebt, sollte sich dieses Buch holen." - Amazon.com
Unterdessen bereitet der gefürchtete, als Blutkönig bekannte Unterweltboss alles dafür vor, seinen von langer Hand vorbereiteten Plan endlich in die Tat umzusetzen und damit etwas zu vollbringen, was seinem Idol Captain Cook zu Lebzeiten verwehrt blieb: das Tor zur Hölle zu öffnen.
Nur mit einer alten Karte aus Cooks Hinterlassenschaft als Hinweis heftet sich Drake an die Fersen des Blutkönigs und folgt ihm dabei bis in ein tödliches Labyrinth im Herzen eines Vulkans …
Mit irrem Tempo, rasanten Actionszenen und einer gehörigen Portion Humor eroberten David Leadbeaters Schatzjäger-Romane rund um Matt Drake und dessen verschworenem Team die Amazon-Bestsellerlisten im Sturm, und sorgten dafür, dass Leadbeater mit seiner Serie 2017 sogar den Amazon Kindle Storyteller Award gewinnen konnte.
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum17. Apr. 2024
ISBN9783958355897
DAS TOR ZUR HÖLLE (Matt Drake Abenteuer 3): Thriller

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    Buchvorschau

    DAS TOR ZUR HÖLLE (Matt Drake Abenteuer 3) - David Leadbeater

    Kapitel 1

    Der Hass in seinem Herzen brannte so heiß wie geschmolzener Stahl.

    Matt Drake kletterte auf die Mauer und landete lautlos auf der anderen Seite. Er kauerte sich zwischen die im Wind schwankenden Büsche und lauschte, doch um ihn herum regte sich nichts. Er hielt einen Moment inne und überprüfte erneut seine Glock Subcompact.

    Alles war bereit. Die Schergen des Blutkönigs würden heute Nacht elendig verrecken.

    Das Haus vor ihm lag im Halbdunkel. Die Küche im Erdgeschoss und das Wohnzimmer waren hell erleuchtet, der Rest hingegen war stockfinster. Er wartete noch einen Augenblick und rief sich den Grundriss noch einmal in Erinnerung, den er von dem nun toten Helfershelfer hatte, bevor er sich lautlos vorwärtsbewegte.

    Seine Ausbildung machte sich nun bezahlt und jetzt, wo er sich darauf verlassen musste, kam all das Wissen zurück, als wäre es nie weg gewesen. Er hatte in den letzten drei Wochen drei der Männer des Blutkönigs getötet.

    Egal, was auch als Nächstes passierte, Rodriguez würde Nummer vier sein.

    Drake erreichte den Hintereingang des Hauses und überprüfte das Schloss. Wenige Minuten später drehte er den Türknauf und schlüpfte hinein. Er hörte einen laut aufgedrehten Fernseher und gedämpften Jubel. Rodriguez, der Massenmörder, sah sich offenbar gerade das Spiel an.

    Drake schlich in Richtung Küche, die kleine Taschenlampe brauchte er nicht, denn es drang genug Licht aus dem Hauptraum des Erdgeschosses. Im Flur stoppte er kurz und lauschte.

    Befand sich mehr als ein Gegner in dem Raum? Schwer zu sagen bei dem Lärm des Fernsehers. Egal. Er würde sie einfach alle töten.

    Die Verzweiflung, die er während der letzten drei Wochen, seit Kennedys Tod verspürt hatte, hatte ihn fast überwältigt. Er hatte seine Freunde zurückgelassen und seitdem nur zwei Menschen kontaktiert. Zuerst hatte er Torsten Dahl angerufen, um den Schweden vor der Vendetta des Blutkönigs zu warnen und ihm zu raten, seine Familie in Sicherheit zu bringen. Als Nächstes hatte er sich die Hilfe eines alten Freundes beim SAS gesichert und ihm aufgetragen, sich um Ben Blakes Familie zu kümmern, denn er hatte keine Zeit dafür.

    Nun kämpfte Drake allein.

    Er redete wenig, er trank viel, und Gewalt und Finsternis waren seine einzigen Freunde. In seinem Herzen war kein Platz mehr für Hoffnung oder Mitleid.

    Ohne ein Geräusch zu verursachen, bewegte er sich den Flur entlang. Das Haus stank nach Feuchtigkeit, Schweiß und Frittierfett. Der Bierdunst war fast mit Händen zu greifen. Drake verzog angewidert das Gesicht.

    Macht mir die Sache nur umso leichter.

    Seinen Informationen zufolge lebte nur ein Mann hier … Rodriguez, der an der Entführung von mindestens drei der zu trauriger Berühmtheit gelangten Gefangenen des Blutkönigs beteiligt war. Seit sein Schiff gesunken und der Mann geflohen war – offensichtlich eine von langer Hand geplante Flucht –, waren mindestens ein Dutzend hochrangiger Personen zögerlich im Geheimen vorgetreten und hatten berichtet, dass ein Mitglied ihrer Familie von dem Unterweltboss entführt worden war. Der Blutkönig manipulierte die Entscheidungen und Handlungen der Vereinigten Staaten, indem er die Liebe und das Mitgefühl ihrer Führungspersonen ausnutzte.

    Der Plan war brillant gewesen, denn keiner der Männer wusste, dass die Angehörigen der anderen in Gefahr gewesen waren, und der Blutkönig hatte sie auf diese Weise alle eisern im Griff gehabt. Egal, was nötig war und egal, was immer auch funktionierte.

    Drake vermutete, dass sie erst die Spitze des Eisbergs freigelegt hatten, wenn es um die wahre Anzahl der Entführten ging. Sie konnten nicht wissen, wie weit die perverse Kontrolle reichte, die der Blutkönig ausübte.

    Eine Tür öffnete sich jetzt links von ihm und ein unrasierter, dicker Mann kam heraus. Drake handelte, ohne zu zögern, und mit tödlicher Gewalt. Er stürzte auf den Mann zu, zog sein Messer und bohrte es ihm tief in den Unterleib, dann wuchtete er ihn durch die offene Tür ins Wohnzimmer.

    Der Dicke riss schockiert die Augen auf. Drake hielt ihn wie ein breites, schreiendes Schild vor sich, und drehte die Klinge in der Wunde herum, bevor er ihn losließ und die Glock zog.

    Rodriguez war schnell, obwohl Drake so unvermittelt aufgetaucht war, das musste man ihm lassen. Er rollte sich von der durchgesessenen Couch auf den Boden und fummelte dann an seinem Gürtel herum. Es war aber der dritte Mann im Raum, der Drakes Aufmerksamkeit erregte.

    Ein stämmiger, langhaariger Kerl, der mit großen schwarzen Kopfhörern in der Ecke zur Musik groovte. Aber noch während er sich hin und her wiegte und mit dreckigen Fingern den Rhythmus klopfte, griff er nach einer abgesägten Schrotflinte.

    Drake duckte sich hastig, sodass der tödliche Schuss in sein übergewichtiges Schutzschild einschlug. Drake schob den zuckenden Körper zur Seite, richtete sich auf und feuerte. Die drei Schüsse rissen dem Mann mit den Kopfhörern den halben Kopf weg und sein Körper wurde gegen die Wand geschleudert. Die Kopfhörer flogen davon, beschrieben einen Bogen in der Luft und landeten dann auf dem riesigen Fernseher, als wären sie ordentlich über die Ecke gehängt worden.

    Blut tropfte nun von dem Flatscreen.

    Rodriguez kroch immer noch auf dem Boden herum. Verstreute Chips und Bierdosen flogen in alle Richtungen. Drake war einen Wimpernschlag später neben ihm und schob ihm die Glock in den Mund und drückte sie fest gegen seinen Gaumen.

    »Schmeckt’s?«

    Rodriguez würgte, tastete jedoch immer noch an seinem Gürtel nach einem kleinen Messer. Drake sah mit Abscheu dabei zu, und als der Lakai des Blutkönigs mit brutalem Schwung auf ihn einstechen wollte, fing der Ex-SAS-Soldat das Messer mit Leichtigkeit ab und vergrub es im Bizeps des Angreifers.

    »Mach bloß keine Dummheiten.«

    Rodriguez hörte sich jetzt an wie ein abgestochenes Schwein. Drake schob ihn rückwärts gegen die Couch und sah dem Mann in die schmerzerfüllten Augen.

    »Sag mir alles, was du über den Blutkönig weißt«, flüsterte Drake. Er zog die Glock aus dem Mund des Mannes, hielt sie aber deutlich sichtbar vor sein Gesicht.

    »Den … den was?« Rodriguez hatte einen breiten Akzent und nuschelte außerdem vor Schmerzen.

    Drake rammte ihm die Glock erneut fest in den Mund. Mindestens ein Zahn brach dabei ab. Er zog die Glock wieder heraus.

    »Verarsch mich nicht!« Aus seiner Stimme hörte man mehr als nur Hass und Verzweiflung heraus. Der Mann des Blutkönigs sollte wissen, dass sein brutaler Tod unmittelbar bevorstand.

    »Okay, okay. Ich kenne Boudreau. Du willst, dass ich dir was über ihn erzähle? Das kann ich machen.«

    Drake tippte mit der Glock leicht gegen die Stirn des Mannes. »Wir können hier anfangen, wenn du willst.«

    »Okay. Bleib cool.« Rodriguez’ Stimme klang jetzt schmerzverzerrt. Blut strömte von den Zahnstummeln sein Kinn hinab. »Boudreau ist ein scheiß Freak, Mann. Weißt du, was der einzige Grund ist, wieso der Blutkönig ihn am Leben lässt?«

    Drake drückte dem Mann die Pistole nun ins Auge. »Sehe ich aus wie ein Mann, der Fragen beantwortet?« Seine Stimme klang wie Stahl, der auf Stahl reibt. »Oder wie ein Mann, der welche stellt

    »Okay, okay. Es werden eine Menge Leute sterben, hat der Blutkönig gesagt, und Boudreau kann sich glücklich schätzen, dabei zu sein.«

    »Er benutzt Boudreau, um seinen Dreck wegzuräumen. Das überrascht mich nicht. Er wird vermutlich all die Ranches zerstören wollen.«

    Rodriguez blinzelte überrascht. »Du weißt über die Ranches Bescheid?«

    »Wo ist er?« Drake spürte, wie ihn der Hass erneut übermannte. »Wo?«

    Noch eine Sekunde und er würde die Geduld verlieren und Rodriguez zu Brei schlagen.

    Was kein großer Verlust wäre. Das Stück Scheiße weiß sowieso nichts. Genau wie der Rest von denen. Wenn man etwas über den Blutkönig sagen konnte, dann, dass er gut darin war, seine Spuren zu verwischen.

    In diesem Moment sah er etwas in Rodriguez Augen aufblitzen. Drake rollte sich sofort zur Seite, als etwas Schweres genau an der Stelle vorbeisauste, wo gerade noch sein Kopf gewesen war.

    Ein vierter Mann, der vermutlich besoffen in einem anderen Zimmer gelegen hatte und von dem Lärm geweckt worden war, hatte ihn unbemerkt angegriffen.

    Drake wirbelte herum, ließ den Fuß nach vorne schnellen und trat dem Angreifer fast den Kopf von den Schultern. Als der Mann zu Boden knallte, musterte Drake ihn. Verquollene Augen, Nadelspuren an beiden Armen und ein siffiges T-Shirt. Er schoss ihm zweimal in den Kopf.

    Rodriguez riss panisch die Augen auf. »Nein!«

    Drake schoss ihm in den Arm. »Du warst mir keine große Hilfe.«

    Ein weiterer Schuss folgte, und dessen Knie explodierte.

    »Du weißt anscheinend gar nichts.«

    Er feuerte eine dritte Kugel ab, Rodriguez kippte vornüber und hielt sich schreiend den Bauch.

    »Genau wie alle anderen zuvor.«

    Drake gab einen letzten Schuss direkt zwischen die Augen ab.

    Er betrachtete den Tod um sich herum, sog ihn auf, und ließ seine Seele einen Moment lang den süßen Nektar der Rache kosten.

    Dann verließ er das Haus, floh durch den Garten und ließ sich von der Dunkelheit verschlucken.

    Kapitel 2

    Drake erwachte mitten in der Nacht und war schweißgebadet. Seine Augen waren verklebt von halb vergossenen Tränen. Der Traum war stets derselbe.

    Er war der Mann gewesen, der sie immer gerettet hatte. Immer derjenige, der als Erster die Worte Vertrau mir ausgesprochen hatte. Aber dann hatte er versagt.

    Er hatte bei beiden versagt.

    Zuerst hatte er vor Jahren bei seiner Frau Alyson versagt, und nun war auch noch Kennedy tot.

    Er schlüpfte aus dem Bett und griff nach der Flasche, die seit einiger Zeit immer neben der Pistole auf seinem Nachttisch stand. Der Deckel war offen und er nahm einen Schluck. Der billige Whiskey brannte sich einen Pfad seine Kehle hinab bis in den Magen. Es war die Medizin der Schwachen und Verdammten.

    Als die Schuld ihn wieder fast auf den Knien hatte, tätigte er drei kurze Anrufe. Der erste ging nach Island. Er redete kurz mit Torsten Dahl und hörte die Sympathie in der Stimme des massigen Schweden, sogar dann noch, als der Mann ihm sagte, er solle ihn nicht jede Nacht anrufen. Seine Frau und die Kinder seien in Sicherheit, es gehe ihnen gut und ihnen würde nichts passieren.

    Der zweite Anruf galt Jo Shepherd. Mit ihm hatte er bei seiner Zeit im Regiment viele Kämpfe durchgestanden. Shepherd malte ihm höflich dasselbe Bild wie Dahl, gab aber keinen Kommentar dazu ab, dass Drake lallte und heiser klang. Er versicherte ihm, dass man gut auf Ben Blakes Familie aufpasste und er und ein paar seiner Freunde unbemerkt im Schatten saßen und die Bewacher bewachen würden.

    Drake schloss die Augen, als er einen letzten Anruf tätigte. Sein Kopf drehte sich mittlerweile und sein Magen brannte wie im tiefsten Kreis der Hölle. Doch das war ihm alles willkommen … alles, was seine Aufmerksamkeit von Kennedy Moore ablenkte, war gut.

    Du hast sogar ihre verdammte Beerdigung verpasst!

    »Hallo?« Alicias Stimme klang ruhig und selbstsicher. Sie hatte ebenfalls erst vor Kurzem jemanden verloren, der ihr nahegestanden hatte, aber sie ließ sich im Gegensatz zu ihm nichts anmerken.

    »Ich bin’s. Wie geht’s euch?«

    »Gut. Haydens Wunden verheilen. In ein paar Wochen kann sie wieder zur CIA. Blake geht es auch gut, aber er macht sich Sorgen um dich. Seine Schwester ist gerade ebenfalls aufgetaucht. Das reinste Familientreffen hier. Mai hat sich allerdings, Gott sei Dank, verkrümelt. Ich habe sie aber im Auge, Drake. Wo zur Hölle steckst du gerade?«

    Drake hustete und wischte sich über die Augen.

    »Danke«, brachte er heraus, bevor er die Verbindung unterbrach. Komisch, dass sie die Hölle erwähnt hatte.

    Denn er fühlte sich, als hätte er sein Lager direkt vor ihren Toren aufgeschlagen.

    Kapitel 3

    Hayden Jaye betrachtete den Sonnenaufgang über dem Atlantik. Den schönsten Teil des Tages verbrachte sie gern allein. Sie schlüpfte behutsam aus dem Bett, doch der Schmerz in ihrer Hüfte ließ sie leise wimmern. Vorsichtig lief sie barfuß zum Fenster.

    Sofort machte sich Ruhe in ihr breit. Die Wellen sahen aus wie in Feuer getaucht und für ein paar Minuten schmolzen all ihre Sorgen dahin. Die Zeit stand still und sie fühlte sich einen kurzen Moment lang unsterblich. Doch dann öffnete sich die Tür hinter ihr.

    Ben sagte: »Schöne Aussicht.«

    Sie nickte in Richtung Sonnenaufgang und drehte sich um. Er sah sie aufmerksam an. »Du brauchst dich gar nicht so ins Zeug legen. Kaffee und ein Bagel mit Butter reichen mir voll und ganz.«

    Ihr Freund hielt einen Becherhalter und eine Papiertüte fast wie eine Waffe vor sich. »Wir treffen uns im Bett.«

    Hayden warf einen letzten Blick aus dem Fenster und schlenderte dann zum Bett hinüber. Ben stellte den Kaffee und die Bagels in Reichweite ab und sah sie dann mit seinem Hundeblick an.

    »Wie …«

    »Genauso wie letzte Nacht«, sagte Hayden hastig. »Acht Stunden Schlaf lassen das Humpeln nicht einfach verschwinden.« Ihre Stimme wurde nun sanfter. »Irgendwelche Neuigkeiten von Drake?«

    Ben lehnte sich auf dem Bett zurück und seufzte. »Nein. Aber ich habe mit Dad geredet und allen geht es gut. Keine Spur von …« Er zögerte kurz.

    »Unsere Familien sind sicher.« Hayden legte eine Hand auf sein Knie. »Der Blutkönig hat an der Front versagt. Jetzt müssen wir ihn nur noch jagen und die Vendetta aufheben lassen.«

    »Versagt?«, wiederholte Ben. »Wie kannst du das sagen?«

    Hayden atmete tief durch. »Du weißt, wie ich das gemeint habe.«

    »Kennedy ist gestorben! Und Drake … er war nicht einmal auf ihrer Beerdigung.«

    »Ich weiß.«

    »Er ist gegangen, weißt du.« Ben starrte seinen Bagel an, als wäre dieser eine Klapperschlange. »Er wird bestimmt nicht wiederkommen.«

    »Gib ihm einfach ein bisschen Zeit.«

    »Er hatte schon drei Wochen.«

    »Dann gib ihm eben noch drei.«

    »Was glaubst du, was er gerade tut?«

    Hayden lächelte fast. »Wie ich ihn kenne, wird er uns zuerst den Rücken freihalten und dann versuchen, Dmitry Kovalenko zu finden.«

    »Der Blutkönig taucht vielleicht nie wieder auf.« Bens Stimmung war jetzt so gedrückt, dass sie sogar die gute Laune eines neuen Morgens überschattete.

    »Und ob er das wird.« Hayden warf dem jungen Mann einen ernsten Blick zu. »Er hat eine Agenda, erinnerst du dich? Er wird nicht wieder untertauchen, so wie vorher. Diese Zeitverschiebungsmaschinen waren erst der Anfang. Kovalenko hat garantiert noch etwas viel Größeres geplant.«

    »Das Tor der Hölle?«, fragte Ben nachdenklich. »Glaubst du den Scheiß etwa?«

    »Das ist egal. Er glaubt es! Die CIA muss nur herausfinden, was er als Nächstes vorhat.«

    Ben nahm einen großen Schluck Kaffee. »Das ist alles?«

    »Nun …« Hayden lächelte ihn neckisch an. »Unsere Nerd-Power wurde ja verdoppelt.«

    »Karin ist vielleicht das Gehirn der Truppe, aber Boudreau zu befragen, funktioniert nicht. Drake würde ihn in zehn Minuten brechen können.«

    »Ich wäre mir da nicht so sicher. Kinimaka hat es auch nicht geschafft, und der ist nicht gerade ein Schmusebär.«

    Ben verstummte, als es plötzlich an der Tür klopfte. Sein Blick wirkte sofort ängstlich.

    Hayden beruhigte ihn. »Wir befinden uns in einem gesicherten Krankenhaus der CIA, Ben. Die Security hier würde die Parade zur Vereidigung des Präsidenten wie einen Kindergarten aussehen lassen. Entspann dich also.«

    Ein Arzt steckte jetzt den Kopf durch die Tür. »Alles in Ordnung?« Er trat ins Zimmer und machte sich daran, Haydens Krankenblatt und ihre Vitaldaten zu studieren.

    Als er ging und die Tür hinter sich schloss, fragte Ben: »Glaubst du, der Blutkönig wird wieder versuchen, die Apparate in die Finger zu kriegen?«

    Hayden zuckte mit den Achseln. »Du gehst davon aus, dass er den Controller nicht bekommen hat, den ich verloren habe, aber das hat er wahrscheinlich. Und was den Apparat angeht, den wir von seinem Schiff haben ...« Sie lächelte. »Da kannst du deinen Hintern drauf verwetten, dass er es versuchen wird.«

    »Sei mal nicht zu selbstgefällig.«

    »Die CIA ist nicht selbstgefällig, Ben«, sagte Hayden. »Nicht mehr zumindest. Wir sind jetzt auf ihn vorbereitet.«

    »Was ist mit all den Leuten, die er gekidnappt hat, um die Kontrolle und seinen Einfluss zu behalten?«

    »Was ist mit ihnen?«

    »Das sind hochrangige Personen. Harrisons Schwester zum Beispiel. Die anderen, die du erwähnt hast … er wird sie benutzen.«

    »Natürlich wird er das, und auch darauf sind wir vorbereitet.«

    Ben aß seinen Bagel auf und leckte sich danach die Finger ab. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass die gesamte Band untertauchen musste«, sagte er wehmütig und meinte damit seine Rockgruppe, bei der er, vor den Ereignissen, die sich rund um ihre Suche nach Odins Knochen abgespielt hatten, aktiv gewesen war.

    »Gerade als wir kurz davor waren, berühmt zu werden.«

    Hayden schnaufte diplomatisch. »Wie tragisch.«

    »Vielleicht werden wir dadurch ja nur noch berüchtigter.«

    Ein weiteres leises Klopfen ertönte und Karin und Kinimaka kamen ins Zimmer. Der Hawaiianer sah niedergeschlagen aus.

    »Der Bastard Boudreau gibt keinen Piep von sich. Egal, was wir auch machen, der pfeift nicht mal für uns.«

    Ben legte sein Kinn auf die Knie und machte ein betrübtes Gesicht. »Verdammt, ich wünschte, Matt wäre hier.«

    Kapitel 4

    Der Mann aus Hereford hatte alles ganz genau im Blick. Von seinem Beobachtungspunkt auf einem grasbewachsenen Hügel rechts neben einem dichten Wäldchen konnte er mithilfe des Zielfernrohrs seines Gewehrs die Mitglieder von Ben Blakes Familie betrachten. Das militärische Zielfernrohr verfügte über eine Beleuchtungsfunktion, sodass man es auch bei schlechten Lichtbedingungen einsetzen konnte. Außerdem glich es die ballistische Flugbahn des Geschosses mit Bullet Drop Compensation – BDC – aus.

    Die Waffe war bis zum Knauf mit jedem Hightech-Extra für Scharfschützen ausgestattet, das man sich vorstellen konnte, aber der Mann hinter dem Zielfernrohr brauchte das alles nicht, denn er war exzellent ausgebildet. Er beobachtete Ben Blakes Vater, der gerade zum Fernseher ging und diesen anschaltete. Mit einer geringen Korrektur hatte er Ben Blakes Mutter ebenfalls im Visier, die mit der Fernbedienung gestikulierte. Das Fadenkreuz seines Zielfernrohrs schwankte keinen Millimeter.

    Mit einer geübten Bewegung ließ er das Zielfernrohr nun über das Grundstück schweifen, welches das Haus umgab. Es lag ein Stück von der Straße entfernt, verborgen von Bäumen und einer Mauer. Der Mann aus Hereford zählte lautlos die Wachen, die zwischen den Büschen stationiert waren.

    Eins – zwei – drei. Alle da. Er wusste, dass noch vier weitere im Inneren des Hauses waren und zwei, die man nie zu sehen bekam. Trotz all ihrer Fehler schien die CIA sich Mühe zu geben, die Blakes zu bewachen.

    Der Mann runzelte die Stirn, denn er registrierte gerade eine Bewegung. Ein dunkler Schatten, schwärzer als die Nacht, schlich an der Mauer entlang … zu groß, um ein Tier zu sein, und zu sehr bemüht, verborgen zu bleiben, um harmlos zu sein.

    Hatten die Männer des Blutkönigs die Blakes etwa gefunden? Falls ja, wie gut waren sie?

    Eine leichte Brise kam jetzt von links, direkt vom Ärmelkanal, die den salzigen Geruch des Meeres mit sich trug. Der Mann aus Hereford kompensierte geistig die Flugbahn eines Geschosses und zoomte näher heran.

    Die schleichende Gestalt war komplett in Schwarz gekleidet, aber die Ausrüstung sah improvisiert aus. Der Mann war offenbar kein Profi, sondern nur ein Söldner.

    Kanonenfutter.

    Der Finger des Mannes krümmte sich leicht, entspannte sich dann aber wieder, ohne zu feuern. Die entscheidende Frage war: Wie viele Männer hatte der Kerl im Schlepptau?

    Ohne das Ziel aus dem Fadenkreuz zu lassen, beobachtete er aus dem Augenwinkel weiter das Haus und die Umgebung. Eine Sekunde später war er sich sicher, dass niemand anderes in der Nähe war. Der schwarz gekleidete Mann war allein gekommen. Der Mann aus Hereford war sich sicher.

    Ein Söldner, der angeheuert worden war, um für Geld zu morden.

    Kaum die Kugel wert.

    Er zog behutsam den Abzug durch und federte den Rückstoß ab. Das Geräusch der Kugel, die den Lauf verließ, war fast nicht zu hören. Er sah, wie der Söldner ohne großen Lärm zu Boden ging und zwischen den dichten Büschen kollabierte.

    Die Wachen der Familie Blake bemerkten es nicht einmal. In ein paar Minuten würde er einen verstohlenen Anruf bei der CIA machen und ihnen mitteilen, dass ihr neues Safehouse kompromittiert worden war.

    Der Mann aus Hereford, Matt Drakes alter Kumpel vom SAS, bewachte die Wachen weiter.

    Kapitel 5

    Matt Drake öffnete eine neue Flasche Morgan’s Spiced und tippte auf eine der Schnellwahlnummern auf seinem Handy.

    Mai schien erstaunt zu. »Drake? Was willst du?«

    Drake nahm einen Schluck aus der Flasche und machte ein finsteres Gesicht. Für Mai war es etwa so ungewöhnlich, sich ihre Gefühle anmerken zu lassen, wie für einen Politiker, seine Wahlversprechen einzuhalten. »Bist du okay?«

    »Natürlich bin ich okay. Wieso sollte ich das nicht sein? Was ist los?«

    Er nahm einen weiteren kräftigen Schluck. »Ist der Controller, den ich dir gegeben habe, sicher verstaut?«

    Sie zögerte kurz. »Ich habe ihn nicht, aber er ist sicher, mein Freund.« Mai klang wieder so ruhig wie immer. »Er ist so sicher, wie es nur geht.« Drake kippte sich noch einen hinter die Binde, als Mai fragte: »War das alles?«

    »Nein. Ich glaube, ich habe langsam alle Spuren abgeklappert, aber ich habe noch eine Idee. Eine, die … nahe liegender ist.«

    Es knisterte in der Leitung und Mai benahm sich nicht wie üblich. Vielleicht war ja jemand bei ihr.

    »Du musst für mich deine japanischen Kontakte anzapfen, auch die chinesischen und ganz besonders die russischen. Ich will wissen, ob Kovalenko eine Familie hat.«

    Man hörte, wie sie die Luft einsog. »Meinst du das ernst?«

    »Natürlich meine ich das verdammt noch mal ernst.« Er klang schroffer, als er es beabsichtigt hatte, entschuldigte sich jedoch nicht. »Außerdem will ich über Boudreau und seine Familie Bescheid wissen.«

    Mai brauchte eine ganze Minute, bis sie antwortete. »Okay, Drake. Ich schau mal, was ich tun kann.«

    Drake atmete tief durch, als sie auflegte. Nach einer Minute warf er einen Blick auf die Flasche. Sie war seltsamerweise halb leer. Er sah aus dem Fenster in Richtung Miami, aber das Glas war so schmutzig, dass er kaum hindurchsehen konnte.

    Ein Stich fuhr ihm durchs Herz.

    Erneut hob er die Flasche an den Mund. Ohne weiter nachzudenken,

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