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Modern Heroes: Das Bild und Selbstbildnis des Managers - Wie aus den Siegertypen der Antike die Superhelden von heute werden konnten
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Modern Heroes: Das Bild und Selbstbildnis des Managers - Wie aus den Siegertypen der Antike die Superhelden von heute werden konnten
eBook273 Seiten3 Stunden

Modern Heroes: Das Bild und Selbstbildnis des Managers - Wie aus den Siegertypen der Antike die Superhelden von heute werden konnten

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Über dieses E-Book

Dieses Buch widmet sich den modernen Helden im Management. Mit Tugend und Stehvermögen, robust, risikobereit, strahlend, klar und umsichtig, so werden Manager und Managerinnen oft in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Kurzum: Sie sind die Superhelden unserer Tage. Das undifferenzierte und klischeehafte Bild dieser Berufsgruppe hat sich längst verfestigt. Doch woher kommen diese Zuschreibungen? Welche historischen und soziokulturellen Voraussetzungen haben dieses Bild geprägt? Roland Leonhardt wirft einen profunden Blick auf die europäische Kulturgeschichte und zeigt anhand vieler lebendiger Beispiele auf, wie aus den Siegertypen der Antike die Superhelden von heute geworden sind.
SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum25. Feb. 2019
ISBN9783658238353
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    Buchvorschau

    Modern Heroes - Roland Leonhardt

    Roland Leonhardt

    Modern HeroesDas Bild und Selbstbildnis des Managers - Wie aus den Siegertypen der Antike die Superhelden von heute werden konnten

    ../images/457651_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.png

    Roland Leonhardt

    Frankfurt am Main, Deutschland

    ISBN 978-3-658-23834-6e-ISBN 978-3-658-23835-3

    https://doi.org/10.1007/978-3-658-23835-3

    © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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    Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.

    Lektorat: Stefanie Winter und Denise Schneider

    Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature.

    Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

    Das Wollen ist die erste Heldentat.

    Meinen Eltern

    Vorwort

    Alte Helden – Neue Helden

    Es sind nicht nur die alten Helden, die uns von gewaltigen Kämpfen, von Widerstand, Verteidigung und Gründungsmythen erzählen, auch die neue Zeit hat ihre Helden hervorgebracht, die faszinieren und näher betrachtet werden wollen. Zwar haben historisch fixierbare Helden ihren Reiz, können aber mit den modernen Identifikationsfiguren, die uns die Medien tagtäglich präsentieren, nicht mithalten.

    Die Helden von heute sind keine Kämpfer mehr, keine Wettstreiter, die um jeden Preis und unter allen Umständen auf dem Siegerpodest stehen wollen. Die Helden von heute sind smarter geworden und ihre Wirkkraft ist von gesellschaftlicher Relevanz. Keine Tat mehr ohne wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder kulturellen Nutzen!

    Die Helden von heute sind Manager ihres Lebens, ihrer Unternehmungen, ihrer Leistungen und Zielsetzungen geworden. Nicht mehr und nicht weniger.

    Doch woher kommen überhaupt die Heldenbilder?

    Im ersten Teil des Buches wird der Versuch unternommen, dem Heldenmythos auf die Spur zu kommen. Die Anfänge liegen dabei weit zurück in der Vergangenheit und haben ihren Ursprung in der Antike. Über das Mittelalter, die Renaissance bis in die Neuzeit und Gegenwart reicht die Spurensuche. Dabei geht es nicht um Verklärung und Historisierung, sondern um Aufklärung und Anschaulichkeit. Denn wie bei keinem anderen Begriff (Held/Heldentum), ist Skepsis und gesundes Urteilsvermögen angebracht. Daneben bietet das Buch im zweiten Teil eine pragmatische Hinwendung zum Typus des modernen, zeitgemäßen Helden, wie er sich oft in der Wirtschaft darstellt. Unternehmerpersönlichkeiten, denen ein gewisser Heldenstatus zugebilligt wird, werden in kurzen Erzählungen und essayistischen Beiträgen vorgestellt.

    Weil auch Helden nicht ohne Humor sind, werden im letzten Abschnitt Heldenworte zu Heldenzitaten umgemünzt und für den Leser mit launigen Kommentaren und anregenden Tipps versehen.

    Das Buch in seiner kurzen Zusammenfassung will eine Übersicht über die Entstehung des Heldenbegriffs geben und dabei relevante Themen zur Gegenwart aufzeigen. So gesehen ist das Buch für den Manager nicht nur eine historische Zeitreise zu den Helden der Vergangenheit, sondern auch ein aktuelles Nachschlagewerk mit Tipps, Anregungen, Empfehlungen und Erläuterungen für die Praxis. Denn Heldentum ohne Praxis ist wie ein Kampf gegen Windmühlen, den man nur verlieren kann. Das Gegenteil davon will dieses Buch bezwecken.

    Roland Leonhardt

    Frankfurt am Main

    im Sommer 2018

    Inhaltsverzeichnis

    Teil I Heldentum in Mythos und Geschichte

    1 Antike 3

    1.​1 Einleitung Antike 3

    1.​2 Antike Prototypen des Siegerhelden 5

    1.​2.​1 Herakles/​Herkules 5

    1.​2.​2 Apollon – Musik und Ordnungssinn 9

    1.​2.​3 Cäsar – Superheld einer Supermacht 11

    1.​2.​4 Alexander der Große 18

    1.​2.​5 Perikles – Held der Athener 21

    1.​2.​6 … und was die Antike sonst noch an Helden zu bieten hat 24

    1.​2.​7 Gladiatoren 26

    1.​3 Helden des Geistes 28

    1.​3.​1 Sokrates – standfest bis zuletzt 29

    1.​3.​2 Heraklit – Aristokrat und Einzelkämpfer 33

    1.​3.​3 Aristoteles – Herr über Raum und Zeit 36

    1.​3.​4 Seneca – Held des Wortes 39

    Literatur 48

    2 Mittelalter 49

    2.​1 Einleitung Mittelalter 49

    2.​1.​1 Wandlung des Superhelden zum Ritter mit Tugenden:​ Manager – die neuen Ritter 49

    2.​1.​2 Ritterlichkeit – Wiederentdeckung​ einer Tugend 50

    2.​2 Profis im Sattel 52

    2.​3 Höfische Freude und adelige Disziplin:​ Rittertum als Lebensart 53

    2.​4 Hauen und Stechen 57

    2.​5 Von der Fluchtburg zum Adelssitz 59

    2.​6 Ritterliche Werte und Verhaltensweisen​ im Management 60

    2.​7 Bedeutende Ritter des Mittelalters 61

    2.​7.​1 Karl der Große 61

    2.​7.​2 Richard Löwenherz 65

    2.​7.​3 Jeanne d’Arc 69

    2.​7.​4 Robin Hood – Held ohne Fehl und Tadel?​ 72

    Literatur 75

    3 Renaissance 77

    3.​1 Einleitung 77

    3.​2 Erster globaler Handelsschub 81

    3.​3 Erste Vernetzungen im Welthandel 83

    3.​4 Erste Superclans der Wirtschaft 86

    3.​4.​1 Die Borgia 86

    3.​4.​2 Die Medici 90

    3.​4.​3 Die Fugger 95

    3.​4.​4 Die Rothschilds 101

    3.​5 Der Fürst als Manager 107

    3.​6 Dem Tüchtigen gehört die Welt 111

    3.​7 Fazit 115

    Literatur 116

    Teil II Heldentum in der modernen Wirtschaftswelt

    4 Neuzeit und Gegenwart 121

    5 Unternehmertum als Heldentum 123

    5.​1 Helden am Steuer 124

    5.​2 Luft als Basis des Erfolgs 124

    5.​3 Postdienst auf Amerikanisch 125

    5.​4 Statt Nuggets textiles Gold 126

    5.​5 Start-up-Helden aus der Garage 127

    5.​6 Aus der Asche zum Erfolg 129

    5.​7 Vom „Five and Ten Cent Store zum „Woolworth-Tower 130

    Literatur 131

    6 Helden mit glücklicher Hand 133

    6.​1 Blitze und Diplomatie 133

    6.​2 Kometenhafter Aufstieg eines Business-Helden 134

    6.​3 Vom Tellerwäscher zum Tankerkönig 135

    6.​4 Von der Lochkarte zum Computer 136

    6.​5 Mit Cognac und Orangenschalen zum Arzneimittelhers​teller 138

    6.​6 Trümmerhelden 140

    6.​7 Multimillionär mit Sinn für Kultur 141

    6.​8 Heldenglück 142

    6.​9 Glück im Unglück 144

    Literatur 144

    7 Helden mit richtigem Riecher 145

    7.​1 Die Legende vom Business-Helden 145

    7.​2 Kampf dem Bartwuchs 147

    7.​3 Honig und Eis am Stiel 149

    7.​4 Heldentum mit Nebenprodukten 150

    Literatur 151

    8 Helden der Stunde 153

    8.​1 Held mit Pappbecher 153

    8.​2 Helden tragen weiße Wäsche 155

    8.​3 Glückspilz oder Held der Stunde?​ 156

    8.​4 Heldentum mit Sendefrequenz 157

    8.​5 Die U-Boot-Schlacht des Werner Possmann 158

    8.​6 Wie Davidoff Fidel Castro austrickste 159

    8.​7 Business-Held mit Schutzpatron 161

    8.​8 Ein Vogelnest von Weltrang 162

    Literatur 163

    9 Business-Helden und ihre Erfolgsmaximen 165

    Literatur 168

    10 Business-Helden mit Ideen und Tatendrang 169

    Literatur 172

    11 Wann ist ein Held ein Held?​ 173

    12 Starke Worte für Helden 177

    Literatur 181

    Teil IHeldentum in Mythos und Geschichte

    Entstehung von Heldentypen und Heldenbildern

    © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019

    Roland LeonhardtModern Heroeshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-23835-3_1

    1. Antike

    Roland Leonhardt¹ 

    (1)

    Frankfurt am Main, Deutschland

    1.1 Einleitung Antike

    Die Antike hat die ersten großen Helden in der Geschichte der Menschheit hervorgebracht. Helden, die uns mit Namen, Wirken und Ansehen auch noch heute bekannt sind. Es waren darunter nicht nur mythische Göttergestalten wie Zeus, Herkules oder Apollon, sondern auch Menschen aus Fleisch und Blut, die mit Schild und Schwert, Geist und Adel Heldentaten vollbrachten. Darunter auch viele Herrscher, Könige und Kaiser, man denke nur an Cäsar, Augustus, Alexander den Großen. Die Anhäufung und Dichte dieser Helden hing eng mit dem Personenkult sowie der Götter- und Heldenverehrung im alten Griechenland zusammen. Der Typus des Heroen hat in jener Epoche seine endgültige Ausprägung gefunden und neben den zahlreichen Giganten und Titanen seinen festen Platz in der griechischen Antike erobert.

    Doch auch ein anderer Heldentyp ist in jener Zeit in Erscheinung getreten: der des Geistesheroen. Damit gemeint sind vor allem die Philosophen wie Aristoteles, Platon, Sokrates und Heraklit. Man muss dabei nicht sofort an die heroische Tat eines Sokrates denken, der, als man ihm den Schierlingsbecher reichte, den giftigen Inhalt gefasst und bis auf den letzten Tropfen austrank. Auch große Autoren wie Homer, Ovid, Euripides und Seneca hatten so manche heldenhafte Schlacht gegen Vorurteile, Missgunst und Neid zu schlagen. Sie hatten mit der Obrigkeit und dem Unverständnis des Volkes zu kämpfen. Es wurde daher nicht nur mit dem Schwert, es wurde auch mit Worten gekämpft. Und so entstanden die großen Werke der klassischen Literatur und Philosophie unter teils widrigen Umständen, die oft viel Mut von den Autoren abverlangten.

    Anders verhielt es sich mit den Eroberern und Abenteurern wie Alexander dem Großen. Er setzte alles auf eine Karte und gewann am Ende die halbe Welt. Dennoch sind Alexanders heldenhaften Siege (so werden sie jedenfalls in den Geschichtsbüchern dargestellt) fragwürdig, da sie viele Menschenleben kosteten und somit teuer erkauft wurden. Groß daran ist vielleicht nur die logistische und strategische Leistung. Immerhin.

    Cäsar war dagegen alles andere als ein Abenteurer. Sein Heldentum vollzog sich eher im staatsmännischen Gebrauch seiner Macht. Er formte das römische Reich nach ökonomischen und staatsrechtlichen Gesichtspunkten, schuf eine effiziente Verwaltung, eine schlagfähige Armee und eine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik. Er war darum mehr Manager als Feldherr. Fürchten mussten ihn dennoch Viele.

    Überhaupt hinterlässt uns die Antike viele Helden- und Sagengestalten. Man könnte meinen, dass dies die Epoche der Superhelden war. In der Tat formte sich zu jener Zeit ein Heldenbild heraus, das nachfolgende Generationen prägte. Der Held wurde gesellschaftlich anerkannt und respektiert, er bot unter seiner Führung nicht nur Schutz und Sicherheit, er gab auch Orientierung. Helden haben Vorbildcharakter, sie können edel, aber auch grausam sein. Sie handeln immer auf eigene Rechnung und haben (so scheint es von außen) nur die Götter zu fürchten. Was damals (und auch noch heute) zu Nachahmung und blinder Gefolgschaft führte, wird doch mehr und mehr kritisch hinterfragt. Wer sind diese Helden eigentlich, wo kommen sie her, was treibt sie um? Heldentum im griechisch-römischem Gewand ist ein anderes als das Heldentum unserer Tage.

    Wurden Helden damals noch von Göttern gezeugt und wurde ihnen ihr Heldentum damit in die Wiege gelegt, müssen sich die Macher und Manager unserer Wirtschaftswelt erst noch als solche beweisen. Geschenkt wird ihnen dabei nichts.

    Der Blick zurück in eine ferne Vergangenheit ist auch ein Blick auf die Möglichkeiten in uns selbst. Zwar sind die Anforderungen andere, der Leistungswille und die Einsatzbereitschaft, der Mut und das Risiko aber bleiben als feste Größen bestehen, sie kennzeichnen weiterhin das Wesen des Helden. In der Antike begann sich jener Typus herauszuschälen, der uns heute so bekannt und vertraut ist: der Held. Es hat sich zwar sein Bild im Laufe der Jahrhunderte verändert, nicht aber sein Nimbus und seine Bedeutung. Aus den einst mystischen Erscheinungen sind reale Wesen aus Fleisch und Blut geworden, die anpacken, unterstützen, helfen und retten und die die richtigen Entscheidungen treffen können. So befruchten sich Antike und Gegenwart noch immer. Der Held von gestern und der Held von heute müssen keine unüberbrückbaren Gegensätze sein. Lehrreich und interessant aber bleiben die antiken Helden allemal.

    1.2 Antike Prototypen des Siegerhelden

    1.2.1 Herakles/Herkules

    Er war der berühmteste Held der Griechen und stammte aus der Stadt Theben. Wie die Nachwelt weiß, wurde Herakles von Zeus gezeugt, der sich Alkmene in der Gestalt des abwesenden Ehemannes Amphitryon näherte und die Nacht bei ihr verbrachte. Zeus soll Alkmene in dieser Nacht vielfach geliebt haben. In der darauffolgenden Nacht kehrte ihr Ehemann Amphitryon zurück und liebte sie auch. Als Folge dieser Nächte kamen (Halb)-Zwillinge zur Welt, die sich stark voneinander unterschieden. Herakles erschien als kräftig und gesund, der Bruder Iphikles dagegen als schwach und kränklich.

    Weniger beeindruckt von der Geburt der beiden ungleichen Brüder war Hera, die Frau ihres fremdgehenden Ehemannes Zeus. Besonders Herakles verfolgte sie mit ihrem Hass, der so weit ging, dass sie zwei Giftschlangen in seine Wiege legte. In dieser Gefahr schlug die Stunde des zukünftigen Helden, er vollbrachte seine erste Heldentat und erwürgte die beiden Schlangen mit den bloßen Händen.

    Als der junge Herakles zu einem stattlichen Jüngling heranreifte, bekam er eine exzellente Ausbildung im Wagenlenken, Ringen und Bogenschießen. Herakles wurde von Tag zu Tag immer reifer und stattlicher in seiner Erscheinung. Seine göttliche Herkunft wurde von niemandem mehr bezweifelt. Zu alldem waren ihm auch die Götter wohlgesonnen. So erhielt er zahlreiche nützliche Gaben, die er in seinen späteren Jahren gut gebrauchen konnte. Von Hermes bekam er ein Schwert, von Apollon einen Bogen, von Hephaistos eine goldene Rüstung und von Athene einen Helm geschenkt. Doch das reichte dem jungen Helden nicht. Er wollte mit einer Keule sein Waffenarsenal ergänzen, und so schnitzte er sich aus hartem Holz selbst eine. Damit war er nun bestens für seine Heldentaten ausgestattet. Seine Markenzeichen waren von nun an Keule, Bogen und Köcher.

    Legendär sind seine Kämpfe gegen Kentauren und Giganten, dem Staat der Amazonen und Troja. Einem solchen Helden, so sahen es die Griechen, gebührt eine besondere Stellung in Kultur und Gesellschaft: Er wurde zum griechischen Heros und damit in den Olymp aufgenommen. Doch nicht nur das. Der gewaltigste Held der antiken Sagenwelt wurde Heil- und Orakelgott, Beschützer der Gymnasia (Sportstätte) und der Paläste reicher Adeliger und Senatoren. Schließlich wurde er auch noch Schützling der Athene. Die Römer verehrten ihn unter dem lateinischen Namen Hercules. Und auch noch im Mittelalter galt er als tugendhafter und vorbildlicher Krieger. Bis heute hat sich dieses Bild erhalten und zur Mythen- und Legendenbildung von Helden beigetragen. Darüber hinaus hat sich sein Ruhm auch in der Literatur und Kunst fortgesetzt. Herakles/Hercules bleibt der Prototyp des Siegerhelden an sich. Er ist der Maßstab, an dem sich andere Helden messen müssen, so jedenfalls will es die Geschichts- und Literaturüberlieferung.

    Auch Manager werden hin und wieder an die antike Sagengestalt erinnert, nämlich dann, wenn ihnen eine Herkulesaufgabe aufgetragen wird, die von ihnen vollen Einsatz und vielleicht auch Heldenmut erfordert. Übrigens stehen Manager in Hinsicht Ausbildung Herkules nicht nach. Unterschiede gibt es lediglich in den Waffengattungen. Waren es zu Zeiten der Antike noch Schwert und Bogen, stählerne Körperpräsenz und Muskelkraft, so sind die Waffen heute subtiler, intelligenter und zielgenauer geworden. Um taktisch überlegen zu sein, müssen Manager geeignete Strategien entwickeln. Dazu benötigen sie das richtige theoretische und praktische „Rüstzeug". Das holen sie sich in der Regel an den Universitäten, bei Trainee-Programmen, Manager-Seminaren, bei ihrem Coach oder Mentor. Aber auch der Auftritt, die Selbstinszenierung eines Managers haben zunehmend an Bedeutung gewonnen. Denn nur wer präsent ist und überzeugt, wird als authentisch und kompetent wahrgenommen. Anders als bei den Helden der Antike – und auch anders als beim Keule schwingenden Herkules –, kommt es mehr denn je darauf an, Probleme zu erkennen und zu lösen. Wenn es also ein Problem gibt, dass nur Sie lösen können, weil Sie dazu berufen und auch befähigt sind, dann sind Sie der Held der Stunde.

    Die Figur des Helden hat sich seit der Antike grundlegend geändert, denn mit den zeitgeschichtlichen Themen und Ereignissen wechselten auch die Herausforderungen. Konnte Herkules noch mit Manneskraft und göttlicher Herkunft punkten, müssen die Helden von heute bereit sein, „Überaufgaben" zu übernehmen und Lösungen anbieten. Keine leichte Aufgabe, setzt dies doch oft Herkulesarbeit voraus. Überaufgaben enthalten in ihrer Beschreibung die Verben ‚lösen‘, ‚helfen‘ und ‚retten‘. Genau dies zeichnet das Heldentum des modernen Managers aus. Je stärker er sich als Problemlöser, Sanierer oder Retter profiliert, umso eindeutiger können die Heldenzuschreibungen sein.

    Statt der göttlichen Herkunft eines Herkules tritt die gekonnte Inszenierung und Performance des Helden in den Vordergrund. Nun geht es darum, den Wirkungsgrad zu steigern und die eigenen Leistungen hervorzuheben. Der Nimbus vom Manager als Superhelden gründet sich nicht zuletzt auf diese Art der Inszenierung und Performance.

    In Unternehmen und Gesellschaft stechen immer wieder Persönlichkeiten durch die treibende Kraft der Überaufgabe hervor. Der Manager erscheint nun wie ein Fels in der Brandung: standfest, mutig, willensstark und anpackend. Der aufrechte Gang gehört ebenso zur Selbstinszenierung des Helden wie die Lässigkeit, das Selbstbewusstsein und der Optimismus. Der Herkules unserer Tage ist kein Kraftprotz mehr, sondern ein Mann oder eine Frau mit Haltung und eingespieltem Gestus. Es ist der Gestus

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