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Deine Freiheit, deine Gelassenheit: Zeitlose Pfade der Achtsamkeit zum inneren Frieden
Deine Freiheit, deine Gelassenheit: Zeitlose Pfade der Achtsamkeit zum inneren Frieden
Deine Freiheit, deine Gelassenheit: Zeitlose Pfade der Achtsamkeit zum inneren Frieden
eBook437 Seiten5 Stunden

Deine Freiheit, deine Gelassenheit: Zeitlose Pfade der Achtsamkeit zum inneren Frieden

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Über dieses E-Book

Ein idealer Mix aus praxisorientierter Philosophie und bildhafter Sprache

Das Buch über Achtsamkeitstraining und Gelassenheit nimmt uns mit auf eine psychologisch-philosophische Reise zu unserem inneren Frieden. Der Autor legt darin dar, wie ein gelassenes Leben im turbulenten Überraschungsraum des Alltags mit drei Schritten gelingt: 

1. Selbst wählen 

2. Entscheiden 

3. Entschlossen und mutig losgehen

Zur Veranschaulichung zieht er neben bewährten psychologischen Praktiken der Selbstklärung ebenfalls die großartigen Welt- und Lebensanschauungen einiger ausgewählter Philosophien heran.


Mindful Business: Wie Führungskräfte mit Stress im Berufsalltag gelassen umgehen

Das Wesentliche in der Führung ist vor allem die Wirkung, die man auf andere Menschen hat. Es geht darum, Impulse zu setzen, Visionen zu gestalten und Mitarbeiter zu inspirieren. Kai Hoffmanns neues Buch über Achtsamkeits- und Gelassenheitstraining zeigt, wie Führungskräften dies auch in turbulenten Situationen gelingt und wie sie aus einer inneren Ruhe heraus authentisch handeln. 


SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum29. Aug. 2019
ISBN9783658254759
Deine Freiheit, deine Gelassenheit: Zeitlose Pfade der Achtsamkeit zum inneren Frieden

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    Buchvorschau

    Deine Freiheit, deine Gelassenheit - Kai Hoffmann

    © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019

    K. HoffmannDeine Freiheit, deine Gelassenheit https://doi.org/10.1007/978-3-658-25475-9_1

    1. Eine Art Hinführung

    Kai Hoffmann¹ 

    (1)

    Psychotherapie und Managementberatung, Buddhistische Praxis für Coaching und Psychotherapie und Managementberatung, Frankfurt am Main, Deutschland

    Auf den Geisterschwellen

    zeichnen tanzende Mücken

    die feine Schraffur deines Glücks.

    Du wartest den Paukenschlag ab,

    mit entsichertem Herzhirn.

    Paul Celan¹

    1.1 Der Mensch braucht Sicherheit & Nervenkitzel

    Wollen wir seelisch gesund bleiben, sind wir herausgefordert, mit Ambivalenzen ausgewogen umzugehen. Wir bedürfen einer inneren Balance, die uns von Natur aus mitgegeben worden ist. Von Geburt an sind wir Seiltänzer zwischen den Seelenzuständen in uns selbst. Kinder leben das noch aus. Zwischen dem Schutz hinter Mutters Schürze und dem Abenteuer hinter des Gartens Mauern entfalten Kinder spielerisch ihren Umgang mit den Extremen ihrer beiden Bedürfnisse: Der Mensch will Sicherheit verspüren und sucht doch auch Riskantes auf. Sicherheiten suchen wir, um zu überleben, und Herausforderungen, um uns weiterzuentwickeln. Beides können wir in Einklang miteinander bringen, wenn wir unterscheiden können, wozu uns das eine und wozu das andere in einem jeweiligen Augenblick dienen soll. In jedem Augenblick steht unsere Freude an uns selbst und damit unser innerer Friede auf dem Spiel. Wenn wir die Waage zwischen „wahren und „wagen halten können, finden wir zu einer natürlichen Balance von Ordnung und Chaos, Harmonie und Kampf, Ruhe und Bewegung, Stabilität und Wandel.

    Allerdings entscheiden zumeist unsere Gefühle, wie wir uns in Situationen, in denen Ordnung oder Chaos vorherrschen, dann entsprechend verhalten. Und beide Pole dieser Balance lösen bei uns Menschen gegensätzliche Emotionen aus. Sicherheit und Ordnung lassen uns entspannt sein und uns wohlfühlen, bei Chaos und Disharmonie fühlen wir uns angespannt, unruhig oder ängstlich. Wir Menschen neigen dementsprechend intuitiv – solange wir ungezwungen wählen können – zu einem entspannten Lebensmodus, um Unruhe und Ängste zu vermeiden. Das jedoch führt dazu, dass wir in Routinen verfallen, weil wir den starken Gefühlen in uns davonlaufen. Unser Hang, den Level emotionaler Spannung niedrig zu halten, ist unverhältnismäßig größer als der Drang, das Abenteuer der Gefühle zu wagen. Lieber leiden wir im Stau, weil wir die Straßen gewohnheitsmäßig entlangfahren, als zur Abwechslung auch einmal unbekannte Wege zu nehmen, die uns schneller zum Ziel führten und dabei die Gegend neu kennenlernen ließen. Leiden fällt uns gemeinhin leichter als Handeln. Wir stellen uns den Preis, mal anders zu handeln, meist höher vor als unser Feststecken im längst schon durchgesessenen Leidenssessel. Ein Trugschluss mit oft verheerenden, weil einschränkenden Auswirkungen für das persönliche Leben. „Nichts ruiniert tiefer, innerlicher, warnt uns Nietzsche, als unsere „Opferung vor dem Moloch der Abstraktion (Antichrist, S. 177). Unsere Gedanken, diese Abstraktionswerkzeuge seit Menschenbeginn, können unser Lebendigstes abtöten, wenn wir ihnen aus Gewohnheit mehr als unserem Lebendig-Sein vertrauen. Deshalb wird Ihnen dieses Buch hin und wieder Wachstumsschmerzen jenseits Ihrer Komfortzonen zumuten.

    Höchstwahrscheinlich werden Sie jetzt zustimmend nicken und an Ihrer kommenden Alltagskreuzung doch wieder dort abbiegen, wo Sie gestern schon abgebogen sind, und Ihren Leidenssessel weiter durchsitzen. Dabei zahlt der Mensch für seine Nervenkitzel-Scheu auf Dauer. Denn woraus haben Sie mehr gelernt, aus Ihren Annehmlichkeiten oder aus Ihren Problemen und Schlägen, die Sie bisher einstecken mussten? Gelassenheit entsteht gerade durch solche Grenzerfahrungen. Mit Ihrem freien Willen stehen Sie jeden Augenblick Ihres Lebens an einer Weggabelung und geben mit Ihrem Handeln, das die Grenzen der Routine überschreitet, dem Leben ein Versprechen.

    Den höchsten Preis in seinem Leben hatte Heinz Paffen für solche Gefühlsvermeidungen zu zahlen. „Jahrelang habe ich auf dieser Einweg-Tour mein Leben versäumt, resümiert der 55-jährige IT-Bereichsleiter eines internationalen Versandhauses. Während seines Karriereaufstiegs knapp unters Sonnendach der Vorstände lag Paffen seit über zwanzig Jahren nicht einmal krank im Bett, gab „aus Zeitnot seine Hobbys auf und vernachlässigte selbst seine früher gepflegten Freundschaften. Paffen vermied aufregende Abwechslungen in seinem gesamten Arbeitsleben. „Selbst im Büro mied ich Auseinandersetzungen mit Kollegen, Mitarbeitern und vor allem mit meinem Vorstand." Je mehr Paffen in Sachen Abwechslung und Aufregung aus der Übung kam und emotional bewegende Momente umging, umso behaglicher umfingen ihn seine Routine-Nischen. Und je mehr er diese Nischenfriedlichkeit aufsuchte, umso unruhiger und unsicherer wurde er, wenn’s mal drauf ankam.

    Ein Paradox: Der Mensch sucht, Aufruhr meidend, die Sicherheit und entwickelt dadurch Unruhe und Ängstlichkeit bis hin zu Depressionen. Diese Konsequenzen jedoch gehen auf Kosten unseres inneren Reichtums, und dieser Tribut zahlt sich niemals aus. Auch wenn’s schwerfällt: Unsere Gefühle, Ideen, Standpunkte, Wünsche und Hoffnungen sollten, gerade wenn wir innerlich ausgewogen und gelassen leben wollen, gewagt und zum Ausdruck gebracht werden. Es ist der ausgewogene Wechsel zwischen Sicherheit und Nervenkitzel, der cool macht und uns ermöglicht, aufzuwachen, bevor wir auf dem Boden aufschlagen. So kann alles zusammenbrechen, solange noch etwas anderes bleibt – der innere Frieden.

    Friedrich Nietzsche hat einprägsam eine Metapher für diese Ambivalenz von Regel und Unordnung geschaffen: „Jene Denker, in denen alle Sterne sich in kyklischen Bahnen bewegen, sind nicht die tiefsten; wer in sich wie in einen ungeheuren Weltraum hineinsieht und Milchstraßen in sich trägt, der weiß auch, wie unregelmäßig alle Milchstraßen sind; sie führen bis in’s Chaos und Labyrinth des Daseins hinein" (Nietzsche, Bd. 3, 1980, S. 552). Das auszutragen fördert und erfordert zugleich Wagemut, Neugier, Freiheit, Selbstvertrauen – die Werte, auf die es uns im Folgenden auch ankommen wird. Nietzsche macht uns hierzu auf das Lebensfremde der Komfortzonen und vor allem auf die Gefahr der regelmäßigen „kyklischen" Lebensbahnen aufmerksam. „Das Maß ist uns fremd, gestehen wir es uns; unser Kitzel ist gerade der Kitzel des Unendlichen, Ungemessenen … und (wir) sind erst dort in unserer Seligkeit, wo wir auch am meisten – in Gefahr sind" (Nietzsche, Bd. 5, 1980, S. 160).

    „Verdammt, das stimmt! Heinz Paffen lehnte sich plötzlich zurück, erstaunt über das, was Nietzsche, als ich ihm das vorgelesen hatte, wieder in Erinnerung gerufen hat. „Was hab ich mir damals anderen gegenüber alles rausgenommen und aus mir rausgeholt und mich einen Dreck geschert, was die Leute über mich dachten oder von mir erwarteten. Durch Indien, Asien, Nordafrika und die USA war er jahrelang gereist, hatte dort als „IT-Scout für eine englische Bank die Aufbauprojekte neuer Niederlassungen organisiert und „jede Herausforderung angenommen, mit denen auch ich mich neu entdecken konnte. Natürlich hätten ihn damals mit Ende 20 Ängste und Sorgen gepackt und ihm „angstschweißnasse Asien-Nächte beschert. „Doch mit jedem Tag hab ich quasi das Ausland in mir entdeckt und bin jedes Mal überrascht über mich selbst gewesen, wie gelassen ich Probleme, die mir oft unlösbar erschienen, immer wieder neu angepackt habe. Was hatte ihm das ermöglicht? Was befähigte ihn zu diesen Wagnissen? Waren es allein Mut und Risikofreude?

    „Eigentlich bin ich ein Sicherheitsmensch, gestand der hochgewachsene hagere Ex-Globetrotter. Er liebe und pflege seine Routinen aus Joggen, Lesen, Sparkonten-Kontrolle, Schachspielen, Mittagsschlaf und Kinobesuchen. Diese Ankerstellen der Sicherheit seien immer seine „Leuchttürme gewesen, an denen er sich orientieren konnte, wenn Unruhe, Aufregung und Chaos um ihn herum herrschten bei seinen Unternehmungen für die Bank. Dieser Wechsel war’s, der Heinz Paffen innerlich ausglich.

    Und wie verläuft entsprechend unser Alltag, wenn unsere Seelenantreiber mal Sicherheit, mal Wagnis fordern? Überwiegend kippt die Waage zwischen diesen fundamentalen Bedürfnisse meist unausgeglichen entweder in die chronischen Komfortzonen oder die unkontrollierten Ekstasen: Absicherungsroutinen oder Risikospiele; Stagnation oder Veränderungsmanie; Gewohnheitsrecht oder Rebellion; Dörrfleisch oder Suchtexzesse; Traditionsgehabe oder Grenzgänger-Wahn. Jede Einseitigkeit jedoch rächt sich. Wenn wir hier nicht achtsam hellhörig und hellsichtig dafür bleiben, sobald wir die Balance zu verlieren drohen, kriegen wir’s später ungewollt mit uns selbst zu tun. Dann wedelt unsere Seele mit Symptom-Flaggen herum, mit Depressionen, Selbstzweifeln oder Burn-outs, und die sollten wir in jedem Fall als weiße Sehnsuchtsflaggen nach innerem Frieden deuten. Das seelische Gesundheitsprinzip hierzu funktioniert nach physio-psychischen Gesetzen: Wie wir leben und was wir tun, stimmt überein mit dem, was uns wert und wichtig ist, und steht in einer innerlich spürbaren Balance und Ausgewogenheit zueinander.

    Wir können diesen inneren Frieden inmitten all unserer seelischen Vielfalt jederzeit beschließen und uns dazu entschließen, unsere Ambivalenzen und Polaritäten wie Gleichgewichte einer Waage anzunehmen. Wir wenden unsere Fähigkeit, dem inneren Gleichgewicht nachzuspüren und aufzuhorchen, wenn wir in Ungleichgewicht geraden, leider nur viel zu selten an.

    Heinz Paffen sackte, als er im heimischen Versandhaus Karriere gemacht hatte, in die bewährten Komfortzonen aus Sicherheit und Routinen zurück. „Ich hatte unglaubliches Glück, vieles wurde mir dabei leicht gemacht, und kämpfen musste ich um nächsthöhere Stellen kaum, gesteht er sich ein, und das habe ihn „verführt, meine sicheren Pfründe zu hüten, statt wie früher regelmäßig Ungewisses zu wagen.

    Hierzu mahnt uns Nietzsche: „Der freigewordene Mensch, um wie viel mehr der freigewordene Geist tritt mit Füßen auf die verächtliche Art von Wohlbefinden (…). Der freie Mensch ist Krieger." (Nietzsche, Bd. 6, 1980, S. 139). Die Metapher vom „Krieger zitiere ich an dieser Stelle nicht nach dem Motto „auf Teufel komm raus, Du Nervenkitzel äußerer Tumulte und Gefechte!. „Krieger" müssen wir vielmehr uns selbst und unseren eigenen Widerständen gegenüber sein. Wir scheuen die Ungewissheiten der Veränderungen. Wir meiden den Wechsel zwischen dem, was ist, und dem, wie es bestmöglich sein sollte. Wir neigen dazu, uns dort behaglich einzurichten, wo wir uns wohlfühlen. Dagegen ist auch erst einmal gar nichts einzuwenden, soweit unsere Art und Weise, zu leben, unseren Wünschen und Vorstellungen entspricht. Doch der Wohlfühlfaktor ist tückisch. Wir verführen uns selbst allzu leicht durch unsere Gewohnheiten dazu, blind und taub zu werden gegenüber Möglichkeiten der Veränderung. Diese Komfortzonen-Falle gilt es, als menschliches Wesensmerkmal erst einmal zu akzeptieren, und zugleich, soweit sie uns hindert, persönlich zu wachsen, als Signal und Chance für den inneren Krieger zu nutzen. „In ruhigen Zeiten überfällt der Krieger sich selbst" (Nietzsche, Bd. 6, 1980). Drum keine Faust in der eigenen Tasche. Raus damit! Schmerzen vergehen – aufgeben verfolgt uns ein Leben lang.

    „Und das hab ich eben versäumt, resümiert Heinz Paffen seine Depression, „ich hab aufgehört, mich selbst herauszufordern und mich damit auszugleichen, hab meine Fähigkeit echt brachliegen lassen, Aufregungen zu wagen oder mich zu etwas zu überwinden, das mich echt gefordert hätte. Rückblickend stellt er fest, während seiner früheren turbulenten Auslandszeiten, in denen er immer wieder zu seinen sicheren Ruhepolen zurückgekehrt war, viel gelassener mit der Welt und sich selbst umgegangen zu sein, als es ihm heute in der aufreibenden Routine möglich ist.

    Des Menschen Sehnsucht nach Sicherheit wirkt oft selbstzerstörerisch, wie die Geschichte von Heinz Paffen gezeigt hat. Eine solche Sicherheit, die uns vor Risiken der Veränderung und des persönlichen Wachstums schützt, kommt selbst in der Natur nicht vor. Wie leicht flieht die Seele in die Routine oder ins Musische oder flüchtet in die Stille und ist nachher, zurückgekehrt, umso erschrockener, wenn der Zeitraffer Arbeit und die Ungewissheiten des Wandels unverdrossen weiter marschieren.

    Natürlich existiert in unserer Gesellschaft auch das andere Extrem des unentwegten Nervenkitzels. Zockereien beim Börsenhandel, Workaholism als Karrieregier, Streitsucht von chronischer Aggression, Risikospiele als Internet-Fieber – solche Aufregungen können süchtig machen und hinterlassen doch meist nur verbrannte Erde zwischen Menschen oder den Katzenjammer innerer Leere. Auch der Adrenalin-Schub ist tückisch, weil begrenzt, und birgt das Suchtpotenzial einer unentwegten Suche in sich. Immer mehr, schneller, riskanter.

    Nun leugne ich keineswegs die mächtige Antriebsquelle des Adrenalins, sondern warne davor, diese physische Energie, die von Natur aus limitiert ist, mit dem psychischen Inhalt dessen zu verwechseln, was diese Energie entfacht. Außerdem verzerrt Adrenalin unsere Bilder der Wirklichkeit. Die Natur hat uns diese Energiequelle vor Urzeiten als einen Überlebensfaktor eingerichtet. Die Daseinsberechtigung des Adrenalins heißt: Risiko! Deshalb sind Menschen, die den Energie-Kick genießen wollen, gezwungen, die Risikolatte immer höher zu legen. Welche Konsequenzen von Fehlentscheidungen das nach sich ziehen kann, ist täglich in den Schlagzeilen nachzulesen.

    Im Wahn solchen permanenten Nervenkitzels zu sein, ist auch nur wieder ein Vorwand, in der Komfortzone turbulenter Ablenkungen zu verweilen, um tiefere Gefühle wie Furcht, Einsamkeit, Versagen oder Verletzlichkeit zu vermeiden. Und wenn wir uns mal ausruhen, scheint’s, als müsste die Ruhe selbst Überstunden machen.

    Wenn wir jedoch mit Nietzsche unseren inneren Krieger wachrufen und uns dem stellen, was wir vermeiden – ob in uns selbst oder draußen –, dann verschaffen wir unserem Geist gute Chancen, danach zu einer Ruhe zu kommen, die mehr mit innerem Frieden als äußerer Stille zu tun hat.

    Es geht um das Wagnis, in einem gesunden Wechsel zwischen Sicherheit und Nervenkitzel gelassen weiterzumachen wie nie zuvor. Denn Veränderungen sind wie Lebensmittel, wir bekommen sie nicht umsonst, auf jedem klebt ein Preisschild. Entscheide Dich! Hierzu brauchen wir die Bewusstheit, auf innere Schieflagen zu achten, sowie die Bereitschaft, den Wechsel zu wagen, der uns wieder ausgleicht. Dazu müssen wir uns willentlich immer wieder entscheiden.

    „Die Unsicherheit ist eine Ressource, ohne die nichts zu entscheiden bliebe", schreibt der Psychologe und Organisationsberater Arnold Retzer (2002, S. 291). Also: Geben Sie Ihrem Handeln hin und wieder das Wagnis des Experiments: Ich probier’s mal, ich bin neugierig, was dabei rauskommt, ich wage den Schritt über den oxidierten Silberrand meiner Komfortzone hinaus und entdecke möglicherweise Gold in der Wachstumszone. Unser Leben bleibt riskant. Nur unser Tod scheint sicher.

    1.2 Das Bedürfnis nach Kontrolle, Identität & Herausforderung

    Das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir hierfür unsere individuellen Maßstäbe, dieses Bestreben angemessen zu befriedigen. Welche Maßnahme der Kontrolle hierbei „angemessen" für uns wirkt, bleibt so unvergleichlich subjektiv wie jede unserer Lebensgeschichten. Sollen jedoch, wie die Geschichte von Heinz Paffen gezeigt hat, keine Symptome wie Stress, Depression, Abhängigkeit, Panik oder Sucht entstehen, gilt es immer wieder, achtsam in sich selbst zurückzutreten und zu reflektieren, welches Bedürfnis zum Ausgleich der Kontrolle noch befriedigt werden will, um das innere Gleichgewicht zu wahren. Wer vorwiegend kontrolliert, hat bald nichts mehr im Griff.

    Was hat es mit unserem Sicherheits- und Kontrollbedürfnis eigentlich auf sich? Was lässt uns oftmals so verbissen festhalten an Gewohntem? Horchen Sie hierzu einmal für einen Augenblick in sich hinein: Wenn Sie etwas absichern oder kontrollieren wollen, um was geht es Ihnen dabei eigentlich und wirklich? Was, glauben Sie, ist der tiefere Grund, die eigentliche Absicht hinter all dem?

    Es ist Ihre Angst zu sterben, die Angst vor dem Tod. Sie wollen das nicht glauben? Hierzu ein Gedankenexperiment: Angenommen, Sie wüssten, dass Sie übermorgen sterben würden, wäre dann noch Ihr Absicherungswille, Ihre Kontrollabsicht, Ihr Pochen auf Routinen aktuell? Sie hätten Ihren bevorstehenden Tod akzeptiert, schauten gefasst auf Ihren Lebensabschied, die Angst davor wäre dahin, und nun spüren Sie, wie alle Ihre Sorgen der Alltagskontrolle, all Ihr Misstrauen, ob die Dinge genau so laufen würden, wie Sie es geplant haben, ebenso nichtig werden.

    Die meisten unserer Kontrollstrategien und Ordnungspläne resultieren aus unserem Bedürfnis, unangenehme Gefühle, die von möglichen Situationen ausgelöst werden könnten, in Schach und uns am besten vom Leibe zu halten.

    Wir glauben zwar weiterhin, die Situationen kontrollieren und Dinge regeln zu müssen, doch darum geht’s nicht. Das Grundgefühl, das uns unbewusst zu schaffen macht, bleibt die Existenzangst. Und so, wie wir unseren eigenen Tod verdrängen, taucht unsere Angst davor zumeist nur maskiert in unserem Alltag auf. Wir sorgen uns ums Geld oder befürchten den Verlust unseres Ansehens, wir werden nervös vor öffentlichen Auftritten, die zu Fehltritten werden könnten, oder wir entwickeln Prüfungsängste. Wir wollen diese Gefühle vermeiden und fangen an, Listen, Pläne, Ordnungen, Regeln oder andere Kontrollstrategien zu schaffen oder gleich den Situationen, die uns Sorgen oder Angst machen, aus dem Weg zu gehen. Vergessen Sie’s. Gelassen werden Sie hierdurch bestimmt nicht.

    Es belastet uns sogar weit mehr, wenn wir unsere Kontrolle über etwas verlieren, als wenn wir stark belastet und herausgefordert sind (Ulrich Schnabel 2010, S. 49).

    Gelassen wird, es klingt paradox, wer seine Kontrollgedanken auch mal ad acta legen und loslassen kann, womit bislang miese Stimmungen, Gefühle oder Angstgedanken hinter Gitter gebracht werden sollten. Wer kontrolliert, „füttert", was eingesperrt ist. Denn wer die Grundlage seines Lebens in der Kontrolle sieht, lebt unruhig und ungewollt riskant. Eltern, die ihre Kinder mit Argusaugen verfolgen, oder Chefs, deren Mitarbeiter ihnen jeden Kundenbrief noch mal vorlegen sollen, können ein Lied davon singen. Wer nicht loslassen kann, wird gezogen. Meistens sind es unsere selbst konstruierten Gedankenantreiber, mit denen wir die Welt um uns herum zur Signalgeberin innerer Kontrollansprüche ausstatten.

    Das Gefühl der Kontrolle über das eigene Tun, ja über das eigene Leben besitzt eine der wichtigsten Bedeutungen für die seelische Gesundheit. Wir wollen in unserem Denken, Fühlen und Handeln uns unserer selbst mächtig fühlen. Das hängt eng mit unserer „Selbst-Kohärenz, also mit einem stimmigen Gefühl unserer Identität zusammen. Wie wollen in dem, was wir tun, fühlen und denken, mit uns selbst identisch und selbstmächtig sein. Ein Grundbedürfnis unseres Menschseins, das uns in unserem Leben hat laufen lernen lassen: „Ich will der Mensch bleiben, der hier beginnt, da weitergeht und dort ankommt. Auf diese Weise bleiben wir gerne selbst wirksam, so schöpfen wir Kraft, so fühlen wir uns gut. Und doch: Genau so können wir auch leicht in eine Falle geraten, indem wir unser Bedürfnis nach „Selbst-Kohärenz" mit dem verwechseln, was uns dieses Identitätsgefühl zuerst verschafft. Beruf, Status, Geld, Besitz, Macht, vor allem unsere Gedanken und Einstellungen über diese Lebensgüter und uns selbst bewirken eine suggestive und damit verführerische Kraft: Du bist das, was Du denkst zu sein. Ich denke, also … – glaube ich das auch zu sein.

    Gelassen bleibt tatsächlich, wer hier zu unterscheiden weiß zwischen innerer Selbstakzeptanz und äußerem Besitz, zwischen Sein und Haben – zwischen unserem innerem Frieden und den äußerlichen Formen unserer Identität.

    Unsere Herausforderung in einer immer komplexer werdenden Welt lautet: Halte vor Dir selber inne! Geh Deinen gedanklichen und emotionalen Reflexen nicht auf den Leim! Tritt vor Dir selber zurück! Häufig nämlich verwechseln wir unser Gefühl der „Selbst-Kohärenz" mit unseren Gedanken, die unser Gehirn uns hierfür gleichsam vorspielt, als seien sie Abbilder der Welt und unserer selbst: Du bist so, und so bist Du nicht, und Du kannst das, aber das kannst Du nicht, und so fort …

    Ob das tatsächlich auch faktisch der Fall ist, spielt dabei weniger eine Rolle. Wir glauben automatisch unseren Gedanken. Und so hängt auch unser „Gefühl" der Kontrolle ausschließlich von der Selbstperspektive ab, also von unseren Gedanken, Interpretationen und den damit verbundenen Gefühlseinstellungen uns selbst und den jeweiligen Situationen gegenüber. Gelassen bleibt, wenn’s brenzlig wird, wer hier zu unterscheiden weiß und entsprechend wählen kann.

    So erhielt Gabi Helling, Mutter von drei Kindern und Projektleiterin einer Agentur für Event-Marketing, eines Vormittags während eines Telefonats mit ihrer Agenturchefin gleich drei Projektaufträge, die Anfang der folgenden Woche synchron starten sollten. Panik packte sie, aufgepeitscht durch Gedanken, die in ihr Herzrasen und Schweißausbrüche auslösten: „Das pack’ ich nicht! Die Zeit ist viel zu kurz! Du erreichst auf die Schnelle so viele Kollegen überhaupt nicht! Jedes Projekt ist so wichtig, bei nur einem Flop ist mein Agenturruf dahin! Kurz darauf klingelte ihr Handy. Die älteste ihrer drei Töchter hockte mit einer schweren Magenverstimmung heulend vor dem Gymnasium und wollte abgeholt werden. Die Mutter schrie los: „Dann kotz doch! Ich kotze auch gleich! (Klingt derb, doch die Mutter schrie so.) – „Mama, steckst Du wieder im Tunnel fest? Komm doch, bitte!" Pieps. Der Mutter schossen Tränen aus den Augen. Ihre Tochter kannte ihre Panikattacken allzu gut.

    „Als ich im Auto saß und zur Schule fuhr, machte es ‚klickʻ in meinem Kopf, erklärte mir die Mutter ihren „Wendepunkt. Sie konnte plötzlich die Projekte, die ihr kurz zuvor noch unkontrollierbar erschienen, unerwartet ruhig und damit neu überdenken. In der Beratung wollte sie daraus ein praktikables „Coolness-Tool entwickeln. Was also geschah genau während der Autofahrt? Wodurch hat Gabi Helling ihren „Wendepunkt zur gelassenen Betrachtung ihrer zuvor panikartigen Situation ermöglichen können?

    „Yvonne kennt meine Kopflastigkeit, die mich kopflos macht, und nennt das ‚Worttunnelʻ, was sie wohl mal bei Hermann Hesse gelesen hat. Und wie recht hat sie wieder gehabt. Das war mein Weckruf: ‚Tunnel!ʻ Ich klemmte in meinen Gedanken fest. Damit hatte ich mich vom Schreibtisch losreißen und ins Auto setzen können, und schon sah ich kurz danach meine Gedanken, die Projekte zu vergeigen, an der Windschutzscheibe vorbeiziehen. Was hatte ihr das ermöglicht? „Weg vom Schreibtisch, rein ins Auto, hin zur Tochter. Zuerst hab ich mich dazu gezwungen, dann wollte ich es auch. Ich hab mich bewegt, kurzfristig was ganz anderes gemacht und Abstand gekriegt und konnte nachdenken. Tritt zurück und reflektiere! Das werden wir später noch ausführlich behandeln. Nur so weit an dieser Stelle: Sobald wir willentlich Abstand zu unseren Gedanken bekommen und uns dazu noch in einen anderen emotionalen Bewegungsmodus hineinversetzen können, begreifen wir oft schlagartig die Künstlichkeit unserer Gedanken, mit denen wir die Dinge um uns herum interpretieren. Und was wir künstlich konstruiert haben, das uns im Leben weiter – oder eben auch nicht mehr weiter – bringt, das können wir auch wieder verändern, damit es passt für das, was uns am Herzen liegt.

    „Ich war so glücklich, meiner Tochter ihren Wunsch erfüllt zu haben, immerhin, sie ist das Wertvollste in meinem Leben, und dadurch konnte ich mir auf der Rückfahrt in die Agentur auch klarmachen, wie viele oft brenzlige Projektaufträge ich in der Vergangenheit schon erfolgreich abgewickelt habe, und dadurch wusste ich genau, was ich zu tun hatte. Und da hab ich was kapiert. Wenn ich denke, ich kann was kontrollieren, kann ich’s auch, und wenn ich denke, das schaffst Du nicht, geht’s leicht daneben. Nur, von der Sache, die ich da machen soll, hängt das gar nicht ab. Der Kniff dabei ist, das jedes Mal zu begreifen, vor allem, wenn Panik droht."

    Jeder von uns hat das schon einmal erlebt. Wir handeln in bislang heiklen Situationen unerwartet gelassen und spüren wie aus einer intuitiven eigenen Weisheit heraus, was unsere nächsten Schritte sind. Eine solche eigene Weisheit zu einer Maxime wiederholbarer Kompetenzen zu kreieren, macht jeden Menschen zum Experten seiner selbst. Und häufig kristallisiert sich aus solch individuellen Maximen eine grundlegende menschliche Weisheit gelassenen Lebens heraus.

    Der Fall von Gabi Helling liefert folgende (vorläufige) Gebrauchsanweisung gelassenen Handelns:

    1.

    Bewusst werden: „Ich steckte gedanklich oder emotional fest! Unsere Gedanken suggerieren uns ein (gewolltes/ungewolltes) Szenario der Wirklichkeit („Worttunnel) und lösen Gefühle aus.

    2.

    Willentlich Abstand nehmen: „Ich atme durch, halte inne und beobachte, was ist denke und fühle." Wir gewinnen innerlich Distanz, sobald wir unsere Gedanken und Gefühle als solche bewusst betrachten; wer etwas beobachtet, ist nicht direkt involviert.

    3.

    Wertvolle Erfahrungen würdigen: „Ich mache mir klar, was mir wert und wichtig ist und was mir schon alles gelungen ist." Unser Leben steckt voller Schätze. Indem wir das achten und zu schätzen wissen, was uns ausmacht, gewinnen wir unsere Kontrolle über das zurück, was uns herausfordert.

    Das Beispiel von Gabi Helling sollte Ihnen vor allem auch exemplarisch deutlich machen, dass Sie hauptsächlich nur über zwei Dinge in Ihrem Leben wirklich Kontrolle haben: Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Handeln. Weder Ihre Gefühle noch Ihre Gedanken und ebenso wenig das Tun und Treiben anderer Menschen und schon gar nicht der Lauf der Welt stehen unter Ihrer Kontrolle. Beeinflussen jedoch können Sie sich und andere, indem Sie sich entscheiden, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten und wie Sie handeln wollen.

    Mit diesen Fähigkeiten, unterscheiden zu können zwischen dem, was sich so alles abspielt in Ihnen, und der Welt „draußen", sowie den hieraus folgenden Möglichkeiten Ihrer Wahl, entsprechend zu handeln, werden wir uns noch ausführlich beschäftigen.

    Was wir also in heiklen Situationen als „unsere Kontrolle" erachten, hat immer seine Licht- und Schattenseiten. Mithilfe des Lichtschalters gelassenen Handelns können wir unsere „Schatten („Das schaff ich nicht …, … ich versage …) durch eigene Lichtquellen (eigene Werte, Erfahrungen, Fähigkeiten etc.) verschwinden lassen. Wo liegt der Schalter? Wie und wann betätige ich ihn? Welches Licht wähle ich für welchen Schatten? Und wie finde ich den Schalter, wenn’s längst schon dunkel geworden ist? Hierfür werden Sie noch mit genügend Übungen neue Trainingsfelder ausprobieren. Sie werden etwas dazulernen.

    Und wie das mit unseren Veränderungen häufig so ist, sollten wir hierzu auch bereit sein, etwas zu verlernen, soweit unsere Gewohnheiten uns hindern, Neues zu erleben. So manche Fernbedienungen unseres Alltags ersparen uns nämlich, selber tätig zu werden und unsere Fähigkeiten für die wirklichen Kämpfe des Daseins beherzt einzusetzen. Unser Kopfkino mit all den gewohnten Heimatfilmen („Bequemlichkeit, „Ausreden, „Schönreden, „Vermeiden etc.) bietet uns lediglich einen standardisierten Ersatz für die ersehnte Gelassenheit. Diese Filme schauen wir uns noch genauer an.

    Doch einen Moment! Werfen Sie jetzt bitte nicht gleich all Ihre Fernbedienungen weg. Stehen Sie einfach nur mal selber hin und wieder auf und wechseln per Pedes et Manus die Programme Ihres Lebens. Dazu möchte ich Sie anspornen. Aufstehen, klar, müssen Sie selbst!

    1.3 Der Mensch sucht den Sinn & das Weite

    Glücklich kann doch fast jeder sein.

    Aber was bringt das?

    Bob Dylan

    Unser Selbst ist in sich selbst nicht abgesichert und zudem durch äußere Optionen längst überfordert. Der nächste Trend, dem alle anderen mit Glückserwartungen folgen, könnte auch uns schon wieder zweifeln lassen, ob unser Weg der richtige ist. Worauf wir unsere Blicke gerade richten, zieht unsere Energien an, und wie leicht hängen wir da fest oder lassen uns ablenken oder verlieren den Überblick, weil unser innerer Kompass entweder klemmt oder durchdreht. Und zugleich sehnen wir uns danach, unbeirrt zu bleiben, oder beneiden solche, die seelenruhig ihren Weg weitergehen. Gelassen bleiben wir, sofern wir Toleranz und Abstand gewinnen gegenüber dem, was uns da alles an den Haken nimmt. Vor allem sind’s die eigenen Energien, ausgelöst durch unsere Aufmerksamkeit auf Gefühlsanstürme oder das pausenlose Kopfkino, die uns zu schaffen machen und unsere innere Ruhe rauben. Was hilft uns in solchen Situationen?

    Bei dieser Seelen-Frage verwechseln wir Menschen bei all den überbordenden Optionen einer möglichen Antwort, die uns das Leben anbietet, das sogenannte „Glücksversprechen mit unserer Seelenruhe. Was meine ich mit „Seelenruhe? Hierzu möchte ich, weil’s treffender von mir kaum zu formulieren wäre, den amerikanischen Therapeuten und Hirnforscher Daniel J. Siegel zitieren, dessen Arbeiten zum Thema Achtsamkeit und Gehirn meine buddhistische Psychologie des inneren Friedens maßgeblich beeinflusst haben: „Tief in uns existiert ein Gefühl von Ganzheit, das alles durchdringt. Während die Ereignisse in unserem täglichen Leben Reaktionen wie Sorge und Zweifel, Enttäuschung und Traurigkeit oder auch Aufregung und Überraschung, Begeisterung und Zufriedenheit auslösen, existiert unter oder über diese Reaktionen hinaus ein Gefühl von Fülle. Das beste Wort, das ich finden kann, um diese Empfindung auf den Punkt zu bringen, ist Seelenruhe." (Siegel 2010, Der achtsame Therapeut, S. 333) – der innere Friede, den ich meine und dem dieses Buch gewidmet ist.

    Dabei geht es nicht um Glück, sondern um den inneren Frieden. Dauerhaften inneren Frieden kann nur eine Verbindung mit der inneren Quelle unserer Energie garantieren, was bedeutet, dass wir vom Ursprung unserer Energie her gesegnet sind. Wir leben quasi Tür an Tür mit unserer eigenen inneren Heimat. Frei sein heißt in diesem Zusammenhang, wählen zu können, was uns universell umgibt und uns überhaupt erst ausmacht: die Energie im Innersten unser aller Gedanken, Gefühle, Körper, Seinsweisen. Dieser unverlierbaren Kraft in uns gewahr zu werden schützt uns vor den Illusionen alltäglicher Heils- und Glücksversprechen. Denn selbst das vielfach beschworene „Glück blinkt uns als Optionssignal zumeist eher unter äußeren Suchscheinwerfern auf und lässt uns unzufrieden zurück, statt in uns selbst entdeckt zu werden als Wirkung der inneren Ruhe. Der neue Job, eine neue Diät, das neueste Smartphone, das nächste Selbsthilfebuch oder gleich eine neue Beziehung, … – mit all diesen Ver-Suchen, glücklich(er) zu werden, verführen wir uns selbst zu Ersatzteilen unserer selbst. Was wir vermeintlich „draußen suchen, ist das,

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