Das Berner Münster
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Buchvorschau
Das Berner Münster - Jürg Schweizer
Jürg Schweizer · Bernd Nicolai
Brigitte Kurmann-Schwarz · Roland Gerber Annette Loeffel · Peter Völkle · Jasmin Christ
Das Berner Münster
Kanton Bern
Das Berner Münster – Highlights
Einführung
Das Münster im Stadtbild
Kirchengeschichte
Aufbruch in eine neue Zeit
Baugeschichte
Grundsteinlegung, Baubeginn, Altarhaus
Kapellen- und Arkadenreihen, Sockel des Westbaus, Baustagnation
Wiederaufnahme der Bautätigkeit: Seitenschiffgewölbe, Turmpfeiler, Turmseitenkapellen
Intensivphase: Fertigstellung von Seitenschiff und Chor, Hochwände
Der Turm
Der mittelalterliche Baubetrieb
Die Reformation
Die unfertige Kirche
Na gmacht – das 19. Jahrhundert und der Turmausbau 1889–1893
Die ewige Baustelle
Rundgang Aussen
Der Bau als Ganzes, Nordseite, Chor, Südseite
Westseite und Portale
Rundgang Innen
Mittelschiff
Seitenschiffe und Seitenkapellen
Der Chor als ein Hauptwerk der Spätgotik
Turmaufstieg
Anhang
Das Münster auf der zwischen 1334 und dem 16. Jh. errichteten Plattform. Links das Stiftsgebäude von 1745–1748 in den Abmessungen des spätgotischen Deutschordenshauses bzw. St. Vinzenzenstifts.
Das Berner Münster – Highlights
Das Berner Münster ist eines der Hauptwerke der Spätgotik in der Schweiz. Seine bestimmende Lage über dem Aarehang mit dem hohen, erst Ende des 19. Jahrhunderts vollendeten Westturm macht es schon auf den ersten Blick zu dem Wahrzeichen der Stadt Bern. Erbaut im 15. Jahrhundert, wurde es als Repräsentationsbau des aufstrebenden Stadtstaates konzipiert, durchaus in Konkurrenz zur gleichzeitigen Kirche St. Nikolaus in Freiburg i. Üe. (CH). Künstlerisch prägten die grossen Bauvorhaben am Oberrhein das Berner Münster, die Kathedralen von Basel (Gewölbe des dortigen Kreuzgangs) und Strassburg (Westturm mit durchbrochenem Helm) sowie das Ulmer Münster, aber auch die grossen Baustellen in Böhmen (Prag) und im Donauraum (Passau, Landshut). Das Münster in Bern ist damit auch Ausdruck des weiten Horizontes und der grossen Mobilität seiner Auftraggeber, Architekten und Künstler, die hier etwas Ausser gewöhnliches schufen.
Neben dem Bau ist insbesondere seine Ausstattung von Bedeutung. Das vielfigurige Westportal (um 1475) stellt in gut lesbarer, aber drastischer Weise das Weltgericht am Ende der Zeiten dar, verbunden mit den Portalfiguren der Klugen und Törichten Jungfrauen, die das Öl in den Lampen für den letzten Tag bewahrt oder aber vergeudet haben. Der Westbau lädt zu einem Turmaufstieg ein, der am mittelalterlichen Geläut mit originalem Glockenstuhl vorbeiführt zur Viereckgalerie mit den Büsten der Baumeister und Steinmetzen, die für die Turmvollendung bis 1893 verantwortlich waren, und weiter zur Achteckgalerie. Von hier bietet sich ein unvergleichlicher Blick auf die Altstadt und die Umgebung.
Der reich ausgestattete Chorraum im Inneren zeigt nicht nur eines der qualitätsvollsten Glasmalereiprogramme aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, sondern neben dem Adlerlesepult auch einen Dreisitz, ursprünglich für den Priester, gestaltet als eine gotische Kleinarchitektur. Den Höhepunkt bildet das netzartige Chorgewölbe (1515–1517), der sogenannte Himmlische Hof, mit figurativen Verzweigungssteinen, auf denen u. a. die Dreifaltigkeit, Maria, die Apostel, Evangelisten und Heilige dargestellt, aber auch durch die zahlreichen Wappenschilde immer wieder Verweise auf die Stadt Bern als Auftraggeberin zu finden sind. Abschluss dieser Phase bildet das aufwändige Renaissance-Chorgestühl, eines der frühesten nördlich der Alpen. Das Langhaus zeigt grosse Masswerkfenster sowie eine spätgotische Kanzel. Im Eingangsjoch, wo sich die Infostelle befindet, ist das schöne Sterngewölbe mit der Jahreszahl 1476 zu entdecken.
BN
Einführung
Das Münster im Stadtbild
Die Gründungsstadt des späten 12. Jahrhunderts, die von der Burg Nydegg (heute Nydeggkirche) bis zum Zeitglockenturm reichte, erhielt an der südlichen Hangkante eine erste Kirche, von der nur wenige Spuren überliefert sind. 1276 wurde sie zur Pfarrkirche erhoben, was einen Neubau nach sich zog, die sogenannte zweite Leutkirche. Um sich ein Bild davon zu machen, ist ein Blick auf die etwa zur gleichen Zeit entstandene Predigerkirche (Französische Kirche) in Bern sinnvoll, die als grössere Version gelten kann.
Die Leutkirche war samt ihrem ummauerten Kirchhof in den bis heute gut erhaltenen ursprünglichen Stadtplan eingebettet. In Etappen wurde dieser Friedhof erweitert, markant die in der Matte fussende, 1334 begonnene Terrasse von etwa 24 m Höhe, gegen Süden bereits mit der heutigen Tiefe. Sie umfasste die östlichen zwei Drittel der heutigen Terrasse und ist anhand der Strebe pfeiler und des Tuffsteins gut zu erkennen. Später wurden die Stützmauern um 8 m auf die aktuelle Höhe aufgemauert, verstärkt und ab 1514 gegen Westen um einen Drittel auf die heutige imposante Grösse erweitert. Nach der Reformation hob man 1531 den Friedhof auf und schuf die erhaltene öffentliche Parkanlage. Die Eckpavillons wurden 1778 durch den Architekten Niklaus Sprüngli spät barock erneuert. Mit der kräftigen Erweiterung der Terrasse, Plattform genannt, reagierte das frühe 16. Jahrhundert auf den fertigen Münsterbau und verankerte ihn monumental im Stadtkörper. Mit der Randstellung im Stadtganzen und der vorgelagerten Plattform galt das Münster für Grossbauten in Bern bis ins frühe 20. Jahrhundert als Vorbild.
Auch auf den drei anderen Seiten des wachsenden Münsters vollzog man noch im 15. Jahrhundert die nötigen städtebaulichen Änderungen, indem man die Kirchhofmauern aufhob. Am bedeutendsten ist die Schaffung des Münsterplatzes. Seine östliche Hälfte war bis weit ins 15. Jahrhundert Teil des Kirchhofs, seine westliche Hälfte mit Privathäusern überbaut. Dazwischen führte ein schmales Gässlein in Fortsetzung des Münstergässchens von der Münstergasse zur Herrengasse. Der Rat der Stadt liess zwischen 1491 und 1506 die untersten fünf Bürgerhäuser gegenüber dem grossen Westbau abbrechen, um dem Münster den nötigen Freiraum zu geben. Der Brunnen entstand 1544, die heutige Gestalt mit dem Moses auf der Säule stammt von 1790. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden die Häuser fast durchwegs erneuert, einzig das Haus an der Münstergasse 30 hat seine kurz nach der Platzbildung 1569 geschaffene spätgotische Gestalt bewahrt. Neben dem geglückten südlichen