Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland: Alternative Rekonstruktionen der Baugeschichten
Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland: Alternative Rekonstruktionen der Baugeschichten
Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland: Alternative Rekonstruktionen der Baugeschichten
eBook387 Seiten3 Stunden

Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland: Alternative Rekonstruktionen der Baugeschichten

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die aktuellen Rekonstruktionen der Baugeschichten der frühen Kirchen basieren großenteils auf den Schriftquellen und dem heutigen Geschichtsbild. Mit der Feststellung, dass alle frühen Schriftquellen Fälschungen späterer Zeit sind und die Geschichte des Mittelalters weitgehend konstruiert ist, bedarf es einer Neubetrachtung dieser Rekonstruktionen. Der Autor bietet für die folgenden Bauten alternative Rekonstruktionen der Baugeschichten an: St. Servatius in Quedlinburg, der Dom zu Halberstadt, St. Cyriakus in Gernrode, St. Maria in Memleben, der Dom zu Magdeburg, St. Michael in Rohr, der Erfurter Dom einschließlich Severikirche und Peterskirche, der Dom zu Meißen, die Peterskirche in Ohrdruf.
Die 2. Auflage beinhaltet einige wichtige Aktualisierungen (u. a. Gernrode, Halberstadt, Magdeburg) und Ergänzungen (Quedlinburg St. Wiperti und St. Marien, Zeitz)
Im Anhang der Versuch einer Rekonstruktion der frühen Geschichte Mitteldeutschlands.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum15. Mai 2019
ISBN9783749459681
Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland: Alternative Rekonstruktionen der Baugeschichten
Autor

Michael Meisegeier

Der Autor wurde 1950 in Erfurt geboren. Er studierte in Weimar Bauingenieurwesen und schloss das Studium 1977 mit der Promotion ab. Danach war der Autor bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2015 in einem Erfurter Planungsbüro tätig. Seit mehr als 45 Jahren beschäftigt sich der Autor mit romanischer und vorromanischer Kunst sowie mit der Geschichte des frühen Kirchenbaus vom frühchristlichen Kirchenbau bis zum Kirchenbau des 13. Jahrhunderts.

Mehr von Michael Meisegeier lesen

Ähnlich wie Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland

Ähnliche E-Books

Architektur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland - Michael Meisegeier

    Der Autor wurde 1950 in Erfurt geboren. Er studierte in Weimar Bauingenieurwesen und schloss das Studium 1977 mit der Promotion ab. Danach war der Autor bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2015 in einem Erfurter Planungsbüro tätig.

    Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt sich der Autor mit romanischer und vorromanischer Kunst sowie mit der Geschichte des frühen Kirchenbaus vom frühchristlichen Kirchenbau bis zum Kirchenbau des 13. Jahrhunderts.

    Weitere Veröffentlichungen des Autors:

    "Der frühchristliche Kirchenbau - das Produkt eines

    Chronologiefehlers. Versuch einer Neueinordnung mit Hilfe der HEINSOHN-These"

    Im Anhang u. a. Exkurs: Die Erschaffung der karolingischen und ottonischen Baukunst

    2017, 280 S., BoD - Books on Demand, Norderstedt

    ISBN: 9783848256686

    Das Heilige Grab in Gernrode - alles klar, oder? Eine alternative Baugeschichte

    Im Anhang Exkurs: Die Reliquienkammer in der Ostkrypta der Stiftskirche in Gernrode

    2018, 60 S., BoD-Books on Demand, Norderstedt

    ISBN: 9783746097381

    "Die ottonischen Kirchen St. Servatii, St. Wiperti und St.

    Marien in Quedlinburg. Eine notwendige Revision"

    2018, 104 S., BoD-Books on Demand, Norderstedt

    ISBN: 9783752824902

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort zur 2. Auflage

    Vorbemerkungen

    Karl der Große, Otto der Große und Friedrich Barbarossa - alles nur Märchen wie Rotkäppchen und König Drosselbart!

    Es gibt keine zeitgenössischen Schriftquellen!

    Baugeschichte ohne Geschichte?

    Das Eigenkirchenwesen

    Erfurt, der Dom Beatae Mariae Virginis, die Stiftskirche St. Severi und die Peterskirche

    Frühe Schriftquellen

    Stiftskirche Beatae Mariae Virginis (Dom)

    Stiftskirche St. Severi

    Kirche des Benediktinerklosters St. Peter und Paul auf dem Petersberg (Peterskirche)

    Peterskirche und Severikirche - Kirchen des Doppelklosters St. Peter und St. Paul

    Topografie des Dom- und Severihügels

    Erfurter Datierungen in das 8. und 9. Jh.

    Ohrdruf, St. Peter

    Schriftliche Überlieferung

    Der Kirchenbau nach den Grabungen und die Einordnung durch HOPF

    Alternative Rekonstruktion der Baugeschichte

    Halberstadt, Dom St. Stephan und St. Sixtus

    Schriftquellen zur Frühgeschichte

    Grabungsergebnisse von LEOPOLD / SCHUBERT

    Neuinterpretation der Grabungsergebnisse

    Ergänzungen zur Bistumsgeschichte

    Zeittafel zur Baugeschichte bis 1220:

    Rohr, St. Michael

    Schriftquellen

    Die Kirche

    Die Krypta

    Das Langhaus

    Alternative Rekonstruktion der Baugeschichte

    St. Michael - die Kirche des Klosters Rohr?

    Quedlinburg, St. Servatius

    Grabungen durch GIESAU und WÄSCHER

    Gelber Mörtel

    Bisherige Rekonstruktionen der Baugeschichte Vorschlag einer neuen Rekonstruktion der Baugeschichte

    Weihenachricht von 1021

    Zeittafel zur Baugeschichte bis 1320:

    Quedlinburg, St. Wiperti

    Vorbemerkungen

    Bisherige Rekonstruktion der Baugeschichte

    Vorschlag einer neuen Rekonstruktion der Baugeschichte

    Meißen, Dom St. Johannis und St. Donati

    Memleben, St. Maria

    Magdeburg, Dom St. Mauritius und St. Katharina

    Schriftquellen

    Grabungen

    Die Nordkirche

    Die Südkirche

    Magdeburg - Speerspitze Roms im Investiturstreit

    In Magdeburg eine Doppelkirchenanlage?

    Das Grab Ottos des Großen und der Editha

    Gernrode, St. Cyriakus

    Die Reliquienkammer in der Ostkrypta

    Merseburg, Dom St. Johannes d. T. und St. Laurentius

    Zeitz, Dom St. Peter und Paul

    Quedlinburg, St. Marien auf dem Münzenberg

    Vorbemerkungen

    Der Kirchenbau

    Ostbau

    Westbau

    Langhaus

    Datierung

    Klausur

    Naumburg, Dom St. Peter und Paul

    Grabungen von LEOPOLD und SCHUBERT

    Alternative Rekonstruktion der Baugeschichte

    Stifterchor

    Anhang

    Frühe Geschichte Mitteldeutschlands - Versuch einer Rekonstruktion

    Vorbemerkungen

    Die Katastrophe von 238 (= 522 = 940)

    West- und Mitteleuropa bis zur Katastrophe im Jahr 238

    Die Kirche

    Die Merowinger

    Das Thüringer Königreich

    Thüringen unter fränkischer Herrschaft

    Bonifatius

    Thüringen nach dem Ende der Merowinger

    Sachsen

    Vorwort zur 2. Auflage

    Teile des Manuskripts der 1. Auflage entstammten einem früheren Aufsatz unter dem Titel Phantomzeitliche und phantomzeitnahe Bauten in Thüringen und Sachsen-Anhalt, veröffentlicht in ZEITENSPRÜNGE Jg. 22 (2010) H. 1, S. 177-197, und entsprechen nicht mehr meinem aktuellen Erkenntnisstand.

    Meine Bedenken gegenüber den so genannten zeitgenössischen Schriftquellen, die ich schon damals in Ansätzen dargelegt habe, haben sich heute dahingehend radikalisiert, dass ich nunmehr sämtliche mittelalterliche Schriftquellen vor dem 12. Jh. als Fälschungen bzw. Pseudepigraphen betrachte. Bei der damaligen Bearbeitung hatte ich noch den ziemlich hoffnungslosen Versuch unternommen, aus den angeblich zeitgenössischen Nachrichten den wahren Kern herauszulesen.

    Den neueren Erkenntnisstand z. B. zu den Stiftskirchen in Quedlinburg und Gernrode habe ich zwischenzeitlich in zwei weiteren Publikationen veröffentlicht und in die vorliegende Auflage i. W. übernommen.

    Mit der vorliegenden 2. Auflage möchte ich meinen aktuellen Erkenntnisstand zu den behandelten Bauten vorstellen.

    Die gravierendsten Änderungen erfahren die Baugeschichten der Dome in Halberstadt und Magdeburg, die komplett zu überarbeiten waren. Ich hatte mich damals zu sehr an den Rekonstruktionen der etablierten Forschung orientiert, da ich mir kaum vorstellen konnte, dass die so weit danebenliegen.

    Ergänzen habe ich die Auflistung der frühen Bauten Mitteldeutschlands um die Wipertikirche und die Münzenbergkirche in Quedlinburg, die zweifellos ebenfalls zu den frühen Kirchenbauten Mitteldeutschlands gehören.

    Weiter habe ich die Dome von Merseburg, Zeitz und Naumburg aufgenommen, auch wenn ich diese nicht zu den wirklich frühen Kirchen in Mitteldeutschland zähle.

    Abweichend von der 1. Auflage habe ich die Reihenfolge der besprochenen Bauten verändert. In der vorliegenden Auflage behandele ich die Bauten in der Reihenfolge des traditionellen Gründungsdatums.

    Meine Ansicht zu den gefälschten mittelalterlichen Schriftquellen hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Rekonstruktion der Ereignisgeschichte in dieser Zeit. Im Anhang versuche ich eine Rekonstruktion der frühen mittelalterlichen Geschichte Mitteldeutschlands.

    Vorbemerkungen

    Mitteldeutschland, das sind heute die Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen, hat eine Reihe von sehr alten Kirchenbauten aufzuweisen, deren angebliche Gründungen z. T. bis in das 8. Jh. zurückreichen.

    So wird z. B. die Gründung des Doms zu Erfurt, richtiger der Stiftskirche Maria Beatae Virginis, mit Bonifatius in Verbindung gebracht, wobei die Archäologie bisher keine Spuren des 8. Jh. nachweisen konnte. Die frühesten baulichen Reste, die ergraben wurden, gehören - so die Archäologen - dem 12. Jh. an.

    Dagegen gibt es Grabungsergebnisse im Halberstädter Dom, die vermeintlich einen Kirchenbau um 800 belegen.

    Hauptsächliche Grundlage für die Rekonstruktion der Baugeschichten eigentlich aller frühen Kirchen in Mitteldeutschland als auch andernorts war bisher die schriftliche Überlieferung, die so genannten zeitgenössischen Schriftquellen. Geschichte wie auch Baugeschichte beruhte zum größten Teil auf den Informationen der Schriftquellen.

    Die Archäologie wurde nur ergänzend zu Rate gezogen, sozusagen zur Bestätigung der schriftlichen Quellen. Wenn sich die archäologischen Ergebnisse mit der schriftlichen Überlieferung nicht decken, wie z. B. in Magdeburg, tritt großes Rätselraten ein. Es gibt natürlich auch den anderen Fall, wo bedeutende archäologische Befunde vorliegen und dazu keine Schriftzeugnisse existieren, wie in Unterregenbach, weswegen noch heute vom Rätsel von Regenbach gesprochen wird.

    Eine scheinbare Deckung von schriftlicher Überlieferung und baulichen Zeugen ist natürlich kein Beleg für eine richtige Rekonstruktion der Baugeschichte, da selbstverständlich auch eine Fehlinterpretation der archäologischen Befunde vorliegen kann.

    Man muss sich natürlich darüber im Klaren sein, dass die von den Experten manchmal mit großer Selbstsicherheit dargebotenen Rekonstruktionen der Baugeschichten dieser frühen Kirchenbauten immer nur Interpretationen der den Rekonstruktionen zugrunde liegenden Quellen sind, ob Schriftquellen und/oder Quellen materieller Art wie Grabungsbefunde. Damit sind sie naturgemäß erst einmal rein subjektive Auslegungen und potentiell fehlerbehaftet (Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass das auch für meine Ausführungen gilt).

    Gerade die sehr unterschiedlichen Rekonstruktionen z. B. der Baugeschichte der Stiftskirche St. Servatius in Quedlinburg - obwohl alle auf denselben bauarchäologischen Untersuchungen fußen - belegen die große Unsicherheit bei den Experten zum Thema des frühesten Kirchenbaus in Mitteldeutschland. Der Blick auf die anderen frühen, mitteldeutschen Kirchenbauten zeigt ein ähnliches Bild.

    Karl der Große, Otto der Große und Friedrich Barbarossa - alles nur Märchen wie Rotkäppchen und König Drosselbart!

    Dieses Zitat von ARNDT auf seiner Webseite [https://www.historyhacking.de/geschichtsanalytik/medi%C3%A4vistik/] ist sozusagen die Quintessenz seines Buches Die wohlstrukturierte Geschichte. Die Lektüre dieses kleinen Buches hinterlässt den Leser in ziemlicher Verwirrung und Ratlosigkeit.

    Danach ist die gesamte Geschichte von 911-1313 eine bewusste Konstruktion. ARNDT sieht insgesamt von 768 bis 1493 ein geschlossenes System, das während der Herrschaft Karl V. (1520-1556) entworfen wurde, oder zumindest in wesentlichen Teilen erweitert wurde [ARNDT, 71f]. ARNDT spricht von der Fiktionalität eines wesentlichen Teils der Pippiniden- und Karolinger-Geschichten [ebd., 100]. Er sieht die Merowinger und die Karolinger nach derselben Schablone gestrickt und betitelt seinen Abschnitt zur Karolingerzeit mit der Frage: Sind die Karolinger nur ein Double der Merowinger? [ebd., 98].

    Das heißt, dass die Geschichte des gesamten Mittelalters weitgehend erfunden ist. Unser Geschichtsbild wird bis heute durch diese gefälschte, größtenteils erfundene Ereignisgeschichte bestimmt. Die Erfindung betrifft wie oben bereits gesagt sowohl die Geschichte der Karolinger, als auch die der Ottonen, aber auch die Geschichte der Salier und Staufer. Das gesamte römisch-deutsche Kaisertum hat es nach meiner Auffassung vor dem Spätmittelalter nie gegeben.

    Man ist sogleich erinnert an ILLIG, der Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts seine Phantomzeitthese veröffentlicht hat, nach der der Zeitabschnitt von 614 - 911 in die Chronologie eingeschoben und nachträglich mit erfundener Geschichte gefüllt sein soll. Schon ILLIG behauptete, dass es Karl den Großen nie gab.

    Nach einem kurzen Auftritt in den Medien (ZDF-Beitrag, Talkshows) verschwand ILLIG und seine These aus der Öffentlichkeit. Man (Wer? Thinktanks?) entschied offensichtlich, dass eine solche Diskussion nicht dienlich sei.

    ILLIG wurde aus dem öffentlichen Debattenraum entfernt. Ein Diskurs findet somit nicht mehr statt. In Lohn und Brot befindliche Mediävisten konnten sich mit seiner These nicht wirklich auseinandersetzen, da sie Gefahr liefen, Reputation und sämtliche Karrierechancen zu verlieren. Die Mechanismen sind bei [MAUSFELD, 72ff] nachzulesen.

    Die traditionelle Geschichte des Mittelalters war kurzerhand zum Narrativ erklärt worden. Realität, Wissenschaftlichkeit und Vernunft spielen ab jetzt keine Rolle mehr. Der Kampf gegen Dissidenten wird ideologisch geführt. Ähnliche Vorgänge sehen wir bei Themen wie dem sog. anthropogenen Klimawandel, der sog. Diesel-Affäre und der sog. Energiewende. Vernunft wird zunehmend durch Haltung ersetzt. Das heutige Weltbild wird fast ausnahmslos von den verschiedensten Narrativen bestimmt, die von den Medien tagtäglich gefestigt werden. Leider kann ich den versteckten Optimismus hinsichtlich eines guten Endes bei MAUSFELD nicht teilen. Dass hochentwickelte Zivilisationen untergehen können, hat die Geschichte mehrfach bewiesen. Wir arbeiten anscheinend an dem Niedergang unserer.

    ARNDT kam mit seiner Analyse gar nicht erst in die Öffentlichkeit. Er wird von den Medien als auch von der Wissenschaft einfach ignoriert.

    HEINSOHN tritt etwa seit 2013 mit einer neuen These auf, die die Chronologie des 1. Jahrtausends auf ganze 300 Jahre verkürzt. Er rückt damit die römische Antike direkt an das 10. Jh. Interessanter für das vorliegende Thema ist, dass mit der HEINSOHN-These die Spätantike mit Justinian I. und die Merowingerzeit ebenfalls in das 10. bzw. sogar 11. Jh. rücken. In meinem Exkurs zur frühen Geschichte Mitteldeutschlands (siehe Anhang) gehe ich näher auf die sog. HEINSOHN-These ein.

    Wenn ich mich einmal als Prophet betätigen darf, so sage ich der HEINSOHN-These eine ähnliche Öffentlichkeitswirksamkeit wie der Arbeit von ARNDT voraus. HEINSOHN ist zwar bemüht, die vermeintlichen Fehler der Öffentlichkeitsarbeit von ILLIG zu vermeiden, übersieht aber vielleicht, dass nicht ILLIG für den Misserfolg verantwortlich ist.

    Auch über das Schicksal der vorliegenden Publikation mache ich mir keine Illusionen.

    Es gibt keine zeitgenössischen Schriftquellen!

    Es gibt z. B. für die Zeit der Ottonen eine, wenn auch relativ überschaubare Anzahl an Schriftquellen, in denen die Orte oder auch die Bauten selbst erwähnt werden. Das sind insbesondere die Chroniken zur Ottonengeschichte wie z. B. die Sachsenchronik von Widukind, die Chronik des Thietmar von Merseburg sowie Gesta Oddonis der Hrotsvith von Gandersheim. Sie gelten der etablierten Wissenschaft als zeitgenössische Quellen und haben für sie einen absoluten Wahrheitswert.

    Merkwürdig ist nur, dass verschiedene, dort berichtete Ereignisse mit den archäologischen Untersuchungsergebnissen nicht in Einklang zu bringen sind. Anzuführen ist hier die vergebliche Suche nach dem Grab Heinrichs I. in Quedlinburg oder die vergebliche Suche nach dem Moritzkloster und der ottonischen Pfalz in Magdeburg oder die vergebliche Suche nach der ersten Marienkirche in Memleben, in der Otto I. aufgebahrt gewesen sein soll, sowie der dortigen ottonischen Pfalz. Genauso wie für Quedlinburg zahlreiche Besuche der späteren Ottonen - insbesondere immer zu den Osterfeierlichkeiten schriftlich „bezeugt sind, weswegen Quedlinburg als „wichtigste Pfalz der ersten Liudolfinger, als Osterpfalz angesehen wird, obwohl dort die baulichen Voraussetzungen vor der Jahrtausendwende gar nicht vorhanden waren.

    Berichten die vermeintlich zeitgenössischen Quellen doch nicht die Wahrheit? Betreffend Widukind ist es nach FAUßNER [ANWANDER zu FAUßNER 23f] erwiesen, dass die Sachsenchronik eine Fälschung des 12. Jh. durch Wibald (1098-1158), Abt von Stablo und Corvey, ist. Nach FRANZ ist neben der Sachsenchronik Widukinds auch die Chronik Thietmars zweifelsfrei durch Wibald im 12. Jh. geschaffen worden. Sowohl die Sachsenchronik als auch die Chronik Thietmars dienten Wibald dazu, seinen Urkundenreihen einen Halt, einen geschichtlichen Kontext zu verleihen. [FRANZ, 239] So sind von den schon nicht sehr zahlreichen so genannten zeitgenössischen Quellen zwei weitere für unsere Kenntnis der Ottonenzeit als solche ausgefallen. Von FAUßNER sind schon Werke wie die Gesta Oddonis der Hrotsvith von Gandersheim, die Vita brunonis von Ruotger, das Ottonianum von Heinrich II. und andere als Werke Wibalds benannt worden [ILLIG, 410]. Und es gab nicht nur die Fälscherwerkstatt Wibalds.

    Die karolingischen Schriftquellen hatte zuvor bereits ILLIG als Fälschungen entlarvt und verworfen.

    Erst ab der zweiten Hälfte des 12. Jh. nehmen die Schriftzeugnisse deutlich zu.

    Aus meiner Sicht lässt sich folgende These bzgl. der Schriftquellen formulieren:

    Alle Schriftquellen, wie Chroniken, Urkunden, etc., die unseren mitteleuropäischen Bereich betreffen und von denen die Forschung ausgeht, dass sie im Zeitraum von ca. 600 bis dem 12. Jh. verfasst sind, sind im Wesentlichen Fälschungen ab dem 12. Jh., also nachträglich verfasst und rückdatiert. Der Fälschungsumfang dürfte auch noch die meisten Quellen des 12. Jh. betreffen und möglicherweise noch darüber hinaus. Betroffen sind auf jeden Fall alle karolingischen und alle ottonischen Quellen, aber eben auch die dem 11. Jh. zugeschriebenen Quellen sowie auch spätere. D. h., alle auf uns überkommenen, sogenannten zeitgenössischen Schriftquellen des frühen und hohen Mittelalters sind Pseudepigraphen, d. h. Falschzuschreibungen, oder Fälschungen.

    Die tatsächliche Ereignisgeschichte ist offensichtlich durch das viel später geschaffene Geschichtskonstrukt vollkommen überdeckt.

    Wie könnte man sich das Entstehen dieses Konstrukts vorstellen?

    1. Mit dem Zusammenbruch des ehemaligen Weströmischen Reichs ging die Schriftkultur im betroffenen Gebiet komplett verloren. So ist die völlige Abwesenheit von Schriftquellen in dem o. a. Zeitraum zu erklären.

    Letztendlich gab es vor dem und bis hinein in das 12. Jh. in Mitteleuropa keine geschriebene Geschichte. Die Schriftkultur und mit ihr auch die Geschichtsschreibung war eine antike Tradition, die im Westen mit dem Ende Westroms ebenfalls endete. In weiten Teilen Mitteleuropas, natürlich besonders im Osten, hat es diese antike Tradition nie gegeben.

    2. Erst durch den Aufbau der neuen, römisch ausgerichteten Kirchenorganisation am Ende des 11. Jh. wurde der Gebrauch der Schrift wieder bzw. sogar erstmals eingeführt. Vermutlich wurden zunächst ausschließlich liturgische Schriften angefertigt (Evangeliare, Evangelistare, Sakramentare, Kodizes, Lektionare, etc.). Die Anfertigung dieser Werke erfolgte in den Klöstern.

    3. Frühestens ab dem fortgeschrittenen 12. Jh. begann man Geschichte rückwirkend zu schaffen. Zentren der Geschichtsschreibung und der Fälschungen waren die im Schreiben geübten Klöster, sozusagen eine neue Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und Geschäftsmodell für Mönche und Nonnen bzw. der den Klöstern vorstehenden Äbte und Äbtissinnen. Verschiedene Klöster taten sich dabei besonders hervor, wie St. Denis und Corvey.

    Es kam es zu einem massenhaften Fälschen von Urkunden und anderen Dokumenten, i. d. R. zum nachträglichen Nachweis von vorhandenen Besitz und alten Rechten.

    Die Verwendung der Schriftform war nunmehr nicht allein auf den kirchlichen Bereich beschränkt. Der soziale und wirtschaftliche Entwicklungstand, z. B. durch die fortschreitende Arbeitsteilung, erforderte zunehmend auch im profanen Bereich die Schriftform.

    Den sozialgeschichtlichen Hintergrund sehe ich im Aufkommen des freien Städtebürgertums im 11. Jh., die Veränderung von dessen Rechtstellung und dessen wirtschaftlicher Erfolg. Die wirtschaftliche Tätigkeit des freien Städtebürgertums machte das Abfassen von Schriftstücken, z. B. für Verträge, zunehmend notwendig. Der unausbleibliche Austausch mit dem Feudaladel zwang diesen ebenfalls zur Schriftlichkeit, z. B. zum schriftlichen Nachweis seiner Rechte und Besitzansprüche.

    Baugeschichte ohne Geschichte?

    Wie gelangt man zu einer realistischen Baugeschichte ohne die sie umgebende Geschichte?

    Von der Gegenwart rückwärts erscheint die Architektur- und Kunstgeschichte bis einschließlich der Gotik einigermaßen stimmig. Dazu würde ich auch noch die Spätromanik zählen, d. h. die Bauten bzw. Kunstwerke, errichtet bzw. geschaffen zwischen 1160/70 bis 1250.

    Davor wird es schwammig. Frage: Gelingt es, einen terminus post quem für einen Kirchenbau zu definieren? Ich denke ja.

    Justinian I., der bei Unterstellung der HEINSOHN-These von 945 bis 983 herrschte, erhob den Katholizismus zur Reichsreligion und begründete die Reichskirche. Ich sehe in der Begründung der Reichskirche den Beginn des monumentalen Kirchenbaus im Römischen Reich. (zum sog. frühchristlichen Kirchenbau siehe [MEISEGEIER 2017])

    Mit der HEINSOHN-These rücken auch die Merowinger, für die Kirchenbauten archäologisch nachgewiesen sind, in das 10./11. Jh.

    Die Merowinger als auch die Sachsen folgten gemäß ihrem Status als foederati, also als Vasallen Ostroms, der Vorgabe Konstantinopels und schufen i. W. zeitgleich in ihren Herrschaftsgebieten eigene vermutlich zunächst eigenständige Kirchenorganisationen. Diese erste, frühe Kirchenorganisation war das Eigenkirchenwesen. Ihre Gliederung entsprach der Gliederung der feudalen Gesellschaft in Lehnsherren und Vasallen, als oberster Lehnsherr der König.

    Früheste Kirchenbauten dürften damit kaum vor Ende des 10. Jh. begonnen worden sein.

    Das heißt, dass alle bekannten frühen Kirchenbauten einschließlich der angeblich karolingischen Kirchen in den Zeitraum zwischen dem Ende des 10. Jh. und 1160/70 einzuordnen sind. Das sind überschaubare 160-180 Jahre für die gesamte Früh- und Hochromanik.

    Insgesamt bedeutet das auch, dass die Bauten der Romanik in Deutschland, die aktuell von der Forschung vor der Mitte des 12. Jh. eingeordnet sind, i. d. R. zu früh datiert sind. Dasselbe Phänomen haben wir in Frankreich. Dort sind die gesamte Romanik und sogar die beginnende Gotik zu früh datiert. Auch die französische Gotik beginnt m. E. erst Mitte des 13. Jh. und nicht, wie die Forschung meint, schon Mitte des 12. Jh.

    Das Eigenkirchenwesen

    THIER hält das Eigenkirchenwesen für ein seit Mitte des 8. Jh. weit verbreitetes Phänomen, dessen prägendes Merkmal die eigentumsähnliche Verfügungsherrschaft des Eigenkirchenherren an den jeweiligen Kirchen und ihrem Vermögen ist [http://www.rwi.uzh.ch/elt-lst-thier/rgt/pars1/de/html/epochenpraegendes_2114.html].

    Der Höhepunkt des Eigenkirchenwesens sei im 9. und 10. Jh. [Wikipedia].

    SCHLOTHEUBER (Uni Düsseldorf): ... die Eigenkirche stand ... faktisch vielfach außerhalb der Kirchenhierarchie.

    [https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/geschichte/.../e-hofkapelle.doc]

    Nach meiner Meinung hat die etablierte Forschung das Eigenkirchenwesen bisher nicht richtig verstanden. Sie muss zwangsläufig, aufgrund ihres unzutreffenden Geschichtsbildes der allgemeinen Geschichte als auch der Kirchengeschichte, zu einer falschen Beurteilung des Eigenkirchenwesens gelangen. Die falsche Datierung in das 9. und 10. Jh. ist einfach den gefälschten bzw. falsch datierten Schriftquellen geschuldet. In Wirklichkeit entstehen die ersten Eigenkirchen Ende des 10. Jh. Die Einführung des Patronatsrechts 1179 beendete das Eigenkirchenwesen.

    Das Eigenkirchenwesen war kein weit verbreitetes Phänomen - wie THIER meint -, sondern die erste Entwicklungsstufe der Kirchenorganisation im Westen (Frankenreich, Sachsen).

    Diese Kirchen waren zunächst reine Landeskirchen. Sie waren hierarchisch aufgebaut. Jeder Grundherr hatte das Recht, auf seinem Grundstück Eigenkirchen zu errichten und zu unterhalten.

    Höchste kirchliche Instanz war der jeweilige weltliche Herrscher, der König bzw. der Stammesherzog. Für die kirchliche Aufsicht teilte dieser sein Herrschaftsterritorium in Bistümer ein und setzte ihm ergebene Bischöfe ein.

    Jedoch war die mögliche Einflussnahme des Bischofs rechtlich auf die Einweisung des Geistlichen beschränkt; er wurde aber tatsächlich oft überhaupt nicht zugezogen. [http://de.mittelalter.wikia.com/wiki/Eigenkirche].

    SCHLOTHEUBER: Sie (die Eigenkirchen - MM) gehörten zur Grundherrschaft (wie die Mühlen oder die Meierhöfe) und der Grundherr hatte das Recht der Investitur, also das Recht den Pfarrer oder Abt ein- bzw. abzusetzen, ohne weitere Eingriffsrechte des zuständigen Diözesanbischofs.

    [https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/geschichte/.../e-hofkapelle.doc]

    Sehr zu vermuten ist, dass selbst die Weihe der Eigenkirchen als auch der Altäre ohne Hinzuziehung eines Bischofs erfolgte.

    In dieser flachen Hierarchie dieser ersten Kirchenorganisation war das Papsttum noch gar nicht existent.

    Das Papsttum bildete sich erst in der ersten Hälfte des 11. Jh. heraus, weshalb es in dieser Zeit im Westen noch nicht in Erscheinung treten konnte. Entstanden aus dem von Justinian I. im 10. Jh. gegründeten Patriarchat Rom musste sich die römische Kirche, die die Herrschaft über die Christen im Westen für sich beanspruchte, zunächst von der Vormundschaft des Patriarchats von Konstantinopel befreien.

    (Zur Datierung von Justinian I. in das 10. Jh. siehe [MEISEGEIER 2017].)

    Dieser Befreiungsschlag gelang letztendlich 1054 mit der Trennung von Ost- und Westkirche. Erst danach hatte die römische Kirche, deren Bischof jetzt als Papst firmiert, den Rücken frei, um sich um die Belange im beanspruchten Herrschaftsbereich zu kümmern. Dort hatte sich jedoch schon - ohne römische Einflussnahme - eine Kirchenorganisation entwickelt, in der die adligen Grundherrn die Träger der Entwicklung waren - das Eigenkirchenwesen.

    Wollte das Papsttum seinen Anspruch, das Oberhaupt der Kirche im Westen zu sein, verwirklichen, so musste es diese vorangegangene Entwicklung stoppen und eine neue Kirchenorganisation installieren, in deren Hierarchie das Papsttum in oberster Position stand. Natürlich ging

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1