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Rache nur der Teufel war Zeuge.: DIE DIABOLISCHE TOCHTER DES TEUFELS
Rache nur der Teufel war Zeuge.: DIE DIABOLISCHE TOCHTER DES TEUFELS
Rache nur der Teufel war Zeuge.: DIE DIABOLISCHE TOCHTER DES TEUFELS
eBook755 Seiten9 Stunden

Rache nur der Teufel war Zeuge.: DIE DIABOLISCHE TOCHTER DES TEUFELS

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Über dieses E-Book

Susanne war zu der Zeit erst 12.Jahre als ihre Hölle auf Erden begann ,wenn sie damals gewusst hätte was sie in späteren Jahren auf Susanne zukommen würde wäre ihr Leben mit Sicherheit normal verlaufen.
Das Wort Rücksicht kannte Susanne nicht Menschen wurden verletzt, oder ermordet. Susanne war teuflisch veranlagt Susanne haste alles" insbesondere ihre ach so liebe Mama'' die Susanne eigentlich sehr liebte wenn sie Susanne nicht so gemein betrogen hätte.
So nannte Susanne das Verhalten ihrer Mama, dabei vergaß Susanne aber, das ihre Mama es nur aus reiner Not getan hatte! Der Vater war ein Alkoholiker er schlug Susanne und ihre Mutter grün und blau, als ihre Tante in das kleine Dorf zog war Susanne glücklich denn jetzt hatte sie jemanden wo sie hingehen konnte die Tante hatte auch eine Tochter ,die beiden Mädchen sahen gleich aus was natürlich auffiel. Dann kam Susannes Vater Besuch von seinem Freund was Susanne und ihrer Cousine auffiel war das der Freund genau so aussah wie die beiden Mädchen! Susannes Mutter und Tante wurden leichenblass, das wunderte beide Mädchen, das bekommen wir raus meinten die Mädchen! Dann wollten alle es sich gemütlich machen. Er stänkerte nur und schrie und tobte. Dann schubste er Susanne nachdem er sie geschlagen hatte in die Büsche, jetzt platzte Susannes Mutter der Kragen alles was sie in den ganzen Jahren in sich hinein gefressen hatte brach aus ihr heraus…. Denn Sie hatte ein dunkles Geheimnis.
Man könnte auch schreiben…….DIE DIABOLISCHE TOCHTER DES TEUFELS.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Okt. 2018
ISBN9783742720436
Rache nur der Teufel war Zeuge.: DIE DIABOLISCHE TOCHTER DES TEUFELS

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    Buchvorschau

    Rache nur der Teufel war Zeuge. - Dagmar Schulz

    Rache Nur der Teufel war Zeuge.

    Rache Nur der Teufel war Zeuge.

    Psycho - Krimi

    1. Kapitel

    Susanne wuchs in einem kleinen Dorf auf dem Land auf, wo sich Fuchs

    und Hase „Gute Nacht" sagten.

    Ihr Leben schien sehr eintönig zu sein: Die Schule, ein paar Freundinnen

    und sonst nichts. Man könnte meinen, eigentlich ein idyllisches Dorf.

    Doch der Schein trügt.

    Susanne hatte die Hölle auf Erden.

    Ihre Eltern hatten nicht viel Geld und konnten ihrer Tochter nicht viel bieten.

    Außer Angst, Kummer und Schrecken.

    Jetzt fragt man sich, warum sie so was geboten bekam, wo es doch in einem

    Dorf eigentlich schön und ruhig sein sollte...

    In dem Dorf gab es ein Gasthaus, das von den Dorfbewohnern einfach nur

    „Kneipe" genannt wurde.

    Meistens waren die Gäste so betrunken, dass sie dermaßen randalierten, bis der

    Wirt gezwungen war, sie rauszuwerfen.

    Leider gehörte dazu auch Susannes Vater, der seiner Meinung nach unglücklich

    war und sich dann volllaufen ließ.

    Andere Gäste gingen nach ihrem Kneipenbesuch meistens ruhig ins Bett und

    ließen ihre Familien in Ruhe, aber Susannes Vater, Heinz, fiel immer aus der

    Rolle, sobald Alkohol ins Spiel kam.

    Wenn der Wirt alle rausgeworfen hatte, kam Heinz mit einer halbvollen Flasche Schnaps nach Hause und beschimpfte Susanne, die zu diesem Zeitpunkt gerade mal 11 Jahre alt war.

    Und er tobte und schlug Susannes Mutter erbarmungslos zusammen.

    Susanne verkroch sich in solchen Situationen meistens in dem kleinen Zimmer am Ende des Flures. Als sie dort mal von ihrem Vater gefunden wurde, schüttelte er sie so lange, bis sie besinnungslos wurde und mit dem Kopf auf den Boden aufschlug.

    Erst dann ließ er von ihr ab und flüchtete fluchend aus dem Zimmer.

    Es war ihm egal, was mit Susanne war. Eigentlich war ihm alles egal.

    Die Mutter, Hanna, kroch ängstlich zu Susanne und wischte ihr mit zitternden Fingern das Blut ab.

    Heinz kam dazu, sah auf die beiden herab und lachte höhnisch.

    Tür knallend verließ er die Wohnung und taumelte wieder zurück in die Gaststätte, um weiter zu trinken.Was sollte er auch mit den beiden Weibern anfangen.

    Der Wirt gab ihm jedoch an diesem Abend keinen Tropfen Alkohol mehr. Er sah, dass Heinz kurz vor der Besinnungslosigkeit stand und als dieser wütend aus der Kneipe stampfte, rief er ihm beschwichtigend hinterher:

    „Heinz, geh nach Hause und schlaf dich aus."

    Wutschnaubend torkelte Heinz über den Bürgersteig und bekam auf einmal unbändige Lust, die Schaufensterscheibe des kleinen Tante-Emma-Ladens einzuschlagen.

    Er nahm einen Stein und schmetterte ihn brüllend gegen die Scheibe. Sie zerbarst und er warf wie von Sinnen direkt noch einen zweiten Stein hinterher.

    Die Polizei, die zufällig direkt an Ort und Stelle zugegen war, nahm den immer noch aufgebrachten Heinz in Gewahrsam und sperrte ihn in die Ausnüchterungszelle.

    Diese Erfahrung sollte für Heinz eigentlich eine Lehre gewesen sein, wo er doch bisher noch nie eingesperrt wurde. Als er morgens in der Zelle erwachte, war es ihm zunächst auch peinlich, in diese Situation geraten zu sein.

    Dies hielt jedoch nicht lange an.

    Er verfluchte die Polizei, die ihn dabei erwischte, als er die Schaufensterscheibe zerschlug und je länger er darüber nachdachte, desto mehr gab er der Polizei die Schuld. Eigentlich war er das arme Opfer, er, der Arme.

    Die Lage verschlimmerte sich von Tag zu Tag.

    Heinz war nur noch betrunken und schlug ununterbrochen.

    Schläge und Tritte gehörten zur Tagesordnung und Susanne konnte oft nicht die Schule besuchen, weil sie von ihm abends grün und blau geschlagen worden war.

    Dass dies keiner gemerkt hat, weder die Lehrer, noch die Schulkrankenschwester

    – ist immer noch ein Rätsel.

    Susannes Mutter Hanna hatte durch die penetranten Schläge ihres Mannes Heinz mehr als einmal eine gebrochene Nase. Er hat sie oft übel zugerichtet.

    So wagten sich die beiden kaum noch, das Haus zu verlassen.

    Es sollte keiner wissen, wie schlecht beide behandelt wurden. Darauf passte der versoffene Heinz auch nur zu gut auf.

    Er brauchte ja kaum etwas zu Essen, hatte seinen Alkohol und nur darauf kam es für ihn an.

    Also hungerten Susanne und ihre Mutter, bis sie sich vor Schwäche kaum noch auf den Beinen halten konnten, um Heinz keinen Grund zu geben, erneut auf die einzuschlagen, wenn sie versuchen würden, sich aus dem Haus zu schleichen, um etwas zu Essen zu kaufen.

    Doch es gab zwischendurch auch mal friedliche Zeiten in der Familie.

    Susanne ging dann nach draußen und spielte mit ihren Freundinnen.

    Die Mutter traf sich mit Bekannten zum Kaffee trinken und hielt einen Plausch.

    Der Vater betrank sich wie immer in der Kneipe, torkelte nachts grölend durch die Straßen nach Hause und fiel lallend ins Bett. Immerhin einigermaßen friedlich, ohne vorher Frau und Kind zu verprügeln.

    Susanne und ihre Freundinnen halfen alten Menschen gerne bei ihren Einkäufen und trugen ihnen die schweren Taschen nach Hause.

    Die Mädchen waren in der Dorfgemeinde sehr beliebt, so dass ihre Hilfe sehr gefragt war.

    Meistens bekamen sie für ihre Hilfe sogar ein paar Mark.

    Die anderen Mädchen gaben das Geld oft für Bonbons, Lutscher und Schokolade aus. Susanne jedoch rannte danach zu ihrer Mutter und erzählte ihr, wofür sie das Geld bekommen hatte, das sie in den Händen hielt.

    Sie gab ihrer Mutter dann das Geld, damit sie damit die nötigen Lebensmittel einkaufen konnte.

    Die Mutter lobte ihre Tochter mit den Worten:

    „Schätzchen, du bist ein gutes und liebes Kind. Ich bin so stolz auf Dich."

    Susanne strahlte und erwiderte „Komm, wir kaufen etwas zu Essen."

    Die beiden lachten sich an, was angesichts der Tatsache, dass beide die meiste Zeit weinend und mit Schmerzen verbrachten, wirklich sehr selten war.

    Aber heute lachten sie und freuten sich.

    Doch kurz, nachdem sie aufgebrochen waren, wurde die Mutter wieder traurig.

    Susanne sah sie fragend an:

    Mama, was ist denn mit dir auf einmal los? Du warst doch gerade noch so fröhlich und jetzt bist du wieder so traurig.

    Hanna erwiderte leise:

    Wenn dein Vater uns erwischt, dann nimmt er uns alles weg. Alles!

    Susanne hatte 5 Mark zusammenbekommen. Das war 1959 sehr viel Geld für die Familie und mit der heutigen Zeit im Wert nicht zu vergleichen.

    Trotzig antwortete sie:

    Das Geld habe ich mir verdient! Das Geld gehört mir! Und nicht Papa.

    Susanne wurde richtig wütend und schimpfte laut:

    Dann soll er eben nicht so viel saufen.

    Zum ersten Mal sah die Mutter ihre Tochter staunend an. Aber Recht hatte das Kind ja, dachte Hanna.

    Sie gingen also einkaufen. Sie lachten dabei und freuten sich so ausgelassen, dass sie auf dem Weg sogar zusammen sangen. Sie genossen jeden Schritt in der Freiheit, doch vorsichtshalber gingen sie dabei eine Strecke, die Heinz nicht kannte.

    Und das war auch gut so, denn Heinz saß betrunken zu Hause und war auf Ärger aus. Wo er immer das Geld für seine Sauferei her hatte, wusste niemand.

    Als Susanne und ihre Mutter vom Einkaufen zurück kamen, standen sie vor ihrem Haus und überlegten, was sie wegen der Lebensmittel sagen sollten, die sie in der Tasche trugen. Es war zwar nicht viel, was die beiden gekauft hatten. Nur Brot, Käse und etwas Wurst. Die Flasche Orangensaft hatten sie geschenkt bekommen.

    Aber er würde es merken!

    Da wurde plötzlich von innen die Tür aufgerissen.

    Susannes Vater stand mit hochrotem Kopf wutschnaubend vor den beiden und begann sofort, sie vulgär zu beschimpfen:

    „Ihr Miststücke! Ihr elendes Pack! Ihr seid unnötige Fresser bei mir."

    Mutter und Tochter zuckten bei diesen Worten zusammen und sagten wie aus einem Mund:

    Wir haben für uns alle Essen gekauft.

    Der Vater schaute die beiden verblüfft an, schrie aber dann direkt los:

    Wo habt Ihr, verdammt nochmal, das Geld her? Geklaut? Dann habt Ihr bestimmt auch Schnaps für mich dabei, oder?

    Gierig streckte er seine Hand aus und griff wie blind nach der Flasche.

    Susannes Mutter sagte leise: Das ist kein Schnaps. Wir haben Saft geschenkt bekommen.

    Innerlich bebte sie vor Angst vor ihrem aggressiven und gewaltbereiten Mann.

    „Was kommt jetzt bloß auf uns zu?", fragte sie sich.

    Mit so einer schnellen Reaktion ihres betrunkenen Mannes hätte sie allerdings nicht gerechnet:

    Er packte sie blitzschnell und brüllte los:

    Miststück, wo ist mein Schnaps? Wo hast du ihn versteckt? Ihr habt mich ja wohl nicht vergessen, oder?

    Erschrocken sah Susanne ihren Vater an. Er riss das kleine 11-jährige Mädchen an sich und trat ihr mit voller Wucht in den Bauch.

    Susanne krümmte sich vor Schmerzen, verlor das Gleichgewicht und stürzte die Treppe hinunter auf die kleinen Steinchen.

    Sie schrie auf.

    Dann wurde es still.

    Hanna rannte die Treppe hinunter zu ihrer Tochter. Susanne lag blutüberströmt auf den Steinen, rang um Atem und flüsterte leise:

    Hilfe! Hilfe! Bitte helft mir doch.

    Aber es kam niemand vorbei, der dem Mädchen zur Hilfe eilen konnte.

    Heinz sah sich das erbarmungsvolle Bild seiner Tochter an, drehte sich um und rannte weg. So einfach war das für ihn. Sein Gedanke galt nur dem Alkohol und der schnellen Beschaffung.

    Er rannte in die Kneipe und jammerte, wie schwer er es doch habe und wie gemein und ungerecht seine Familie ihn behandele.

    Alkoholiker sind Schauspieler, das weiß jeder. Aber dieses Szenario war wirklich bühnenreif.

    Er erzählte so traurig seine Geschichte, dass der Wirt und seine Frau Mitleid mit dem „armen geschundenen Mann" bekamen und ihm zum Trost auf ein paar Schnäpse einluden.

    Unterdessen war Hanna damit beschäftigt, ihre Tochter zu verarzten. Sie holte das Verbandszeug und half dem Mädchen, so gut es ging. Aber zu ihrem Leid musste Hanna erkennen, das Susanne eine große, stark blutende Platzwunde am Kopf hatte und sie alleine damit überfordert war.

    Hanna lief zu ihrer Nachbarin. Sie war ihre einzige Möglichkeit.

    Sie bat die Nachbarin um Hilfe für ihre kleine Susanne. Aber sie wusste auch, dass sie damit alles verraten würde.

    Jeder würde erfahren, dass Heinz brutal das Kind geschlagen hatte und würde erkennen, wie er wirklich war.

    Doch das war Hanna in dem Augenblick egal.

    Sie musste etwas tun! Sie brauchte Hilfe für Susanne – und die bekam sie auch.

    Die Nachbarin handelte sofort und rief einen Krankenwagen, der Susanne abholte und in die Ambulanz brachte. Wegen ihrer Verletzungen musste Susanne eine Woche lang im Krankenhaus bleiben.

    Sie hatte starke Kopfschmerzen, mehrere Prellungen und der Körper war mit Blutergüssen übersät.

    Die behandelnden Ärzte fragten natürlich, wie das denn passiert sei, aber Hanna und ihre Tochter schwiegen.

    Wie einfach wäre es gewesen, einfach das auszusprechen, was beide schon so lange im Herzen trugen:

    „Er schlägt uns. Er prügelt uns. Er säuft und quält uns. Wir haben nichts zu Essen und jeden Tag große Angst, wenn er nach Hause kommt."

    Doch das trauten sich beide nicht. Sie schwiegen!

    Und so verschlimmerte sich ihr Leben von da an immer mehr.

    Niemand sah, was passierte.

    Niemand sah oder wollte es sehen, was mit Susanne und ihrer Mutter war.

    2. Kapitel

    Eines Tages nahm ihre Mutter sie beiseite und erzählte ihr, dass sie schwanger sei und Susanne bald ein kleines Geschwisterchen bekommen würde.

    „Dein Vater wird sich dadurch bestimmt ändern und lieb zu uns sein, Schätzchen. Jetzt wird alles besser."

    Doch das war ein großer Irrtum.

    Heinz quälte seine Frau zwar nicht mehr, was ihm große Mühe bereitete, doch nun war Susanne sein neues Frontalopfer!

    Susanne musste die Wohnung putzen, spülen und waschen, bekam kaum etwas zu Essen und wurde von Heinz noch mehr geschlagen und getreten als früher. Und immer wieder gab es Tage an denen sie nicht die Schule besuchen konnte.

    Zu seiner schwangeren Frau dagegen säuselte er:

    „Du brauchst jetzt Ruhe. Das blöde Weib wird 12 Jahre alt und kann ruhig mal etwas für dich machen."

    Er aber ging weiter in die Kneipe und betrank sich bis zum Umfallen.

    Die Dorfbewohner sprachen über ihn und die Schwangerschaft seiner Frau und er versuchte, sich nicht hinreißen zu lassen.

    Er versuchte, ruhig zu bleiben und wenn er auf die Verletzungen seiner Tochter angesprochen wurde, antwortete er so ruhig er konnte:

    So ein Unfall passiert schon mal.

    Susanne hatte kaum noch Zeit für sich und ihre Freundinnen. Wann immer sie konnte, besuchte sie die Schule, lernte, ging für ein paar Mark für die alten Leute im Dorf einkaufen, kümmerte sich um den Haushalt und ging für ihre Mutter einkaufen. Dabei hatte sie wenigstens etwas Ruhe vor ihrem Vater.

    Jeden Abend fiel Susanne todmüde ins Bett.

    Dann wurde ihr Bruder geboren. Er war ein süßes und gesundes Baby.

    Alle kümmerten sich jetzt nur noch um den Kleinen.

    Niemand schenkte Susanne Beachtung, die weiterhin alleine den ganzen Haushalt erledigen musste.

    Doch das alles war zu viel für sie. Susanne dachte in ihrer Verzweiflung darüber nach, wegzulaufen.

    Aber wohin? Raus aus dem Dorf konnte sie nicht. Dafür hatte sie kein Geld. Und das Geld, was ihr von den dankbaren alten Leuten in die Hand gedrückt wurde, wurde ihr doch immer wieder weggenommen.

    Und die Mutter fing jetzt auch noch an, ständig nur noch mit ihr zu schimpfen:

    „Wir brauchen das Geld für dein Brüderchen. Geh mal öfter für die Alten einkaufen oder geh putzen. Streng dich mal an."

    Susanne verstand ihre Mutter nicht mehr.

    Was sollte sie denn noch alles machen, fragte sie sich. Und warum schimpfte sie nur noch mit ihr?

    Wie immer ging sie abends todmüde ins Bett. Am nächsten Morgen musste sie vor der Schule den Tisch decken und anschließend alles spülen und die Küche aufräumen.

    Susanne erinnerte ihre Mutter mehr als einmal, dass sie zu spät kommen würde, wenn sie das jetzt noch alles verrichten müsse.

    Aber die Mutter lachte nur und meinte:

    „Mach dir dein Brot. Und renne dann halt ein wenig schneller. Ach ja, und vergiß nicht, die Windeln mitzubringen."

    Susanne schaute ihre Mutter aus großen Augen fragend an.

    „Auf was wartest du noch?" rief die Mutter.

    Susanne antwortete leise mit gesenktem Blick:

    „Ich brauch doch Geld."

    Da sprang ihre Mutter auf und schrie:

    Du verdammte Göre! Wenn ich Geld hätte, würde ich die Windeln selber kaufen. Geh für die Alten einkaufen, schleppe ihre Taschen und lass dich ausgiebig bezahlen. Davon holst du die Windeln! Und wage Dich ja nicht, ohne sie nach Hause zu kommen!

    In diesem Augenblick kam Heinz aus dem Schlafzimmer und brüllte, was denn hier schon wieder los sei und was dieses Gezeter am frühen Morgen solle.

    „Schatz, Susanne soll Windeln kaufen."

    „Dann kauf sie! schrie der Vater Susanne wütend an. „Oder bist du zu faul, für Deinen kleinen Bruder ein paar Windeln zu besorgen?

    Susanne begann zu weinen.

    „Papa, schluchzte sie erbarmungsvoll, „Ich bekomme kein Geld von der Mama für die Windeln.

    Heinz sah seine Frau an. Er war es bald leid mit diesem Weib und hätte sie jetzt am liebsten verprügelt, aber das konnte er nicht tun.

    Er dachte an die Leute, die schon ständig gafften, um seinen Sohn zu bewundern.

    Also zerrte er blitzschnell Susanne zu sich und prügelte wahllos auf sie ein.

    Er konnte sich einfach nicht mehr beherrschen, zu sehr kochte die Wut in ihm.

    Dieses dumme Balg kapiert es einfach nicht, dachte er.

    Er schlug Susanne mehrmals mitten ins Gesicht und trat ihr mit voller Wucht gegen ihr Bein, woraufhin Susanne schmerzverzerrt zusammensackte und mit stockendem Atem nur noch schluchzen konnte.

    Heinz tobte, er schäumte geradezu vor Wut.

    „Hör auf zu heulen, sonst schlage ich dich tot.", brüllte er. Das wäre vielleicht sowieso das Beste, dachte er. Dann wäre er sie los, dieses faule Miststück!

    „Jetzt hau endlich ab!", schrie Hanna ihre Tochter an.

    Susanne zuckte zusammen. Warum war ihre Mutter jetzt auch so zu ihr. Das verstand das Mädchen nicht mehr.

    Susanne packte mit zitternden Händen ihre Schulsachen und humpelte mit ihrem verletzten Bein so schnell zur Schule, wie sie nur konnte.

    Es war zu spät.

    Susanne kam wieder zu spät.

    Ihre Wangen brannten noch immer von den brutalen Schlägen des Vaters und ihr Bein schmerzte höllisch.

    „Was mache ich nur?, fragte sie sich. „Ich mache nichts richtig.

    Susanne humpelte langsam bis ans andere Ende des Dorfes. Niemand sah sie. Sie war ganz alleine. Dort angekommen, setzte sie sich auf eine Bank und starrte vor sich hin.

    Sie bemerkte nicht, dass es dabei immer später wurde und irgendwann die Dunkelheit einbrach.

    Plötzlich schrak sie auf: „Die Windeln!"

    Wie durch Geisteshand schoss es ihr wie ein Blitz durch den Kopf.

    Sie sollte doch die Windeln für das Brüderchen mitbringen!

    Aber woher sollte sie die jetzt noch bekommen? Alle Geschäfte hatten doch bereits zu.

    Susanne hinkte langsam und hoffnungslos zu einem kleinen Abhang und schaute hinunter. Dort unten sah es so friedlich aus.

    Diese grünen Bäume, deren Kronen sich langsam im Wind wiegten, die sanften Wiesen und Felder und diese gemütlichen Häuser, die von hier oben aus aussahen wie Spielzeughäuser.

    Sie dachte, dass sie sich diese Stelle unbedingt merken müsse. Hier könnte sie vielleicht zwischendurch mal zu Ruhe kommen.

    Dann drehte sie sich langsam um und machte sich auf den Heimweg.

    Auf der Straße traf sie ihre Schulfreundinnen, die ihr zuriefen:

    „Hi, wo warst du denn?"

    Sie kamen näher und sahen, das Susanne humpelte und ihre Wange dick angeschwollen und blau war. Sie erschraken und fragten:

    „Was hast Du gemacht? Du siehst ja schlimm aus."

    Susanne log – wie immer: „Ich bin ausgerutscht."

    Aber die Mädchen glaubten ihr nicht.

    Sie wollten Susanne helfen. Aber wie?

    Susanne flunkerte weiter, das sie verschlafen habe und deswegen nicht in der Schule gewesen sei. Dann wollte sie die Windeln kaufen und sei ausgerutscht.

    Aber dann konnte sie nicht mehr und fing bitterlich an zu weinen.

    Ihre Freundinnen trösteten sie:

    „Susanne, wir wissen, wie du zu Hause behandelt wirst. Du musste uns nicht mehr anlügen und Windeln besorgen wir dir auch."

    Susanne wurde ruhiger.

    Die Mädchen hielten zusammen. Das war der einzige Trost, den sie hatte.

    Eine ihrer Freundinnen lief sofort zu ihrer Tante, die ebenfalls vor kurzem ein Baby bekommen hatte. Sie erzählte ihr, was bei Susanne zu Hause los sei und die Tante gab ihr lächelnd ein Paket Windeln und erwiderte kurz, dass so etwas bestraft werden müsse und schloss dann ihre Tür.

    So also hatte Susanne endlich nach einem langen Tag die ersehnten Windeln.

    Als sie nach Hause kam, sagte die Mutter kein Wort.

    Sie nahm die Windeln und das Baby und ließ Susanne stehen.

    Zu Essen war nur etwas trockenes Brot da. Susanne hatte so großen Hunger, dass sie das Brot ziellos in sich hineinstopfte und dann erschöpft zu Bett ging.

    3.Kapitel

    Am nächsten Morgen meinte ihre Mutter:

    „Dein Brüderchen wird am Sonntag getauft und das kostet viel Geld. Wir können dir nichts zu Deinem 12. Geburtstag schenken".

    Das machte Susanne nichts aus. Sie wollte nur nicht mehr so schlecht behandelt werden.

    Dann kam der Tag der Taufe, der Tag, an dem normalerweise das ganze Dorf zusammen kam. Doch der Tag lief anders als erwartet. Die Dorfbewohner, die sich zusammenfanden, gingen wortlos an Hanna und Heinz vorbei, um einen kurzen Blick auf das Baby zu werfen. Sie ignorierten sie völlig. Susanne jedoch bekam Schokolade von ihnen geschenkt, weil sie so ein liebes Mädchen sei und sie Mitleid mit ihr hatten.

    Hanna und Heinz waren wütend. Wieso wird das Mädchen so gut behandelt und wir werden nicht beachtet, fragten sie sich.

    Die Mutter veränderte sich immer mehr.

    Susannes Bruder war ihr kleiner Prinz, ihr Sonnenschein. Susanne dagegen wurde nicht mehr beachtet oder von der Mutter angeschrien und verprügelt. Der Vater hielt sich etwas zurück, denn er wollte ja einen guten Ruf erhalten.

    Nur was das leider schon zu spät. Einsehen wollte er das aber auch nicht. Schließlich war er seiner Meinung nach unschuldig. Diese blöden Weiber hätten doch an allem Schuld!

    Also ging er weiterhin in die Kneipe und spuckte große Töne. Seine Kumpel sahen alle weg und der Wirt gab ihm nichts mehr zu trinken. Heinz schimpfte und tobte. Er bettelte sogar zeitweise. Dann ging er wütend nach Hause, packte Susanne und brüllte sie an.

    „Alles deine Schuld, du freches Weib! Das machst Du wieder gut!Hau ab! Ich kann Dich nicht mehr sehen! Besorge mir Alkohol, egal woher! Ohne brauchst du nicht mehr nach Hause kommen!"

    Er schüttelte sie dabei so sehr, das sich Susanne übergeben musste.

    Da schrie er noch lauter:

    „Mach die Sauerei weg und verschwinde! Aus meinen Augen mit dir!"

    Susanne war sehr blass geworden, verließ das Haus und schlich wie ein geprügelter Hund ganz langsam durch das Dorf. Was sollte sie nun machen,fragte sie sich?

    Sie traute sich nicht, ohne Geld in den Laden zu gehen.

    Susanne stand zitternd vor der Tür. Auf einmal wurde sie von einer fremden Frau angesprochen, die ungefähr im gleichen Alter wie ihre Mutter zu sein schien.

    „Hallo Susanne. Ich bin Else."

    Susanne sah sie erstaunt an, denn sie hatte diese Frau noch nie gesehen. Wo kam sie her und wo wohnte sie? Else merkte Susanne an, dass sie überlegte und erklärte ihr:

    „Ich wohne mit meinem Mann Freddy und meinen 2 Kindern Monika und Jörg in einem Haus am Ende des Dorfes. Dort habe ich dich neulich auch gesehen."

    Susanne sah sie erstaunt an. Sie zitterte immer noch und wünschte sich, dass man es ihr nicht anmerken würde.

    Aber Else merkte es, sah sie lieb an und meinte:

    „Susanne, was hast du denn?"

    Susanne sah die fremde Frau sprachlos an. Diese aber nahm das Mädchen an die Hand und ging mit ihr in den Laden.

    Die Verkäuferin sah das Mädchen und die Frau fragend an. Susannes Stimme war sehr leise und zitterig.

    „Ich soll eine Flasche Schnaps für meinen Vater kaufen."

    Weiter kam Susanne nicht, denn die fremde Frau legte Geld auf die Ladentheke und sagte zu der fassungslosen Susanne:

    „Ist schon okay, mein Mädchen."

    Susanne bedankte sich schüchtern, nahm die Flasche und rannte los, bis sie abgehetzt vor der Haustür ankam.

    Sie ging zu ihrem Vater, der in der Küche saß und stellte schweigend die Flasche Schnaps vor ihm auf den Tisch.

    Er sah auf, erblickte die Flasche und schrie:

    „Na geht doch, du faules Balg!" und verzog seinen Mund zu einem breiten Lachen.

    Susanne erledigte weiter ihre täglichen Aufgaben im Haushalt, zwar manchmal verspätet, da sie ja auch noch in die Schule und Hausaufgaben machen musste, aber es ging.

    Nachdem sie damit fertig war, wollte sie raus. Sie fragte ihre Mutter, die nur murrte:

    „Hau endlich ab."

    Susanne atmete auf. Sie dachte, dass das ja nochmal gut gegangen sei! Dieses Mal keine Schläge!

    Sie schlenderte wieder zu ihrem geheimen Platz am Rande des Dorfes.

    Dort hin, wo alles in Ordnung war.

    Dieser Abend verlief so einigermaßen ruhig.

    Als sie nach Hause kam, musste sie ihr Brüderchen baden und füttern. Das Baby war ganz ruhig in ihren Armen und sie genoss diese Harmonie. Dabei sang sie leise ein kleines Lied vor sich hin.

    Ihre Mutter schaute ihr dabei zu und meinte dann freundlich:

    „Das machst du gut mit dem kleinen Peter."

    Susanne fand das Verhalten ihrer Mutter unheimlich. So viel Freundlichkeit war sie einfach nicht gewohnt. Sie fragte sich, warum ihre Mutter auf einmal so ruhig und nett zu ihr war. Irgendetwas stimmt nicht.

    Später ging sie in ihr Zimmer. Im Haus war alles sehr ruhig – zu ruhig.

    Sie lauschte an der Türe.

    Die Eltern saßen zusammen im Wohnzimmer, der Vater mal wieder mit der Schnapsflasche am Hals.

    Susanne öffnete leise die Tür. So konnte sie hören und sehen, was Hanna leise zu ihrem Mann flüsterte.

    „Meine Schwester hat mir geschrieben. Sie wollen uns morgen besuchen."

    Heinz schrie sofort los, was das Pack denn hier wolle.

    Doch Hanna erwiderte nichts. Susanne schloss leise wieder ihre Tür und legte sich ins Bett. Das war es also, warum die Eltern sie in Ruhe ließen, überlegte sie. Und dass ihre Mutter eine Schwester hatte, wusste sie ja gar nicht. Ihre Mutter hatte nie darüber gesprochen. Mit diesen Gedanken im Kopf schlief Susanne erschöpft ein.

    Am nächsten Morgen stand sie wie immer in aller Frühe auf, um schnell vor der Schule das Frühstück zu machen.

    Ihre Mutter war sehr nervös und gereizt.

    „Beeil Dich, Du Faulpelz" schrie sie plötzlich Susanne an.

    „Ich mach ja schon" , murmelte Susanne leise.

    Aber da schlug ihr die Mutter schon mitten ins Gesicht.

    „Benimm Dich, Du Göre! Keine Widerworte in meinem Haus!" schrie jetzt auch noch der Vater und trat Susanne in ihr Hinterteil.

    Sie zuckte zusammen. Das war zu viel!

    Schnell packte sie mit zitternden Händen ihre Schulsachen und rannte die Treppe herunter aus dem Haus, so schnell sie nur konnte. Ihre Wangen brannten und sie spürte einen stechenden Schmerz im Rücken.

    Während der langen Unterrichtsstunden zitterten ihre Hände noch leicht und in ihrem Bauch rumorte es.

    Sie war froh, als es endlich zum Schulschluss klingelte, stand auf und verließ, ohne jemanden anzusehen, die Schule. Es zog sie zu ihrem geheimen Ort, wo sich auf die Bank setzte und ihren Tränen freien Lauf ließ.

    Ihre Freundinnen sahen ihr besorgt nach, ahnten, wohin Susanne ging und folgten ihr.

    Als Susanne aus tränennassen Augen aufblickte, standen ihre Freundinnen vor ihr. Sie umarmten sich schweigend.

    Es war schon fast 16.00 Uhr.

    Susanne schlich mit gesenktem Kopf nach Hause.

    Sie befürchtete, dass es jetzt zuhause wieder Ärger gab, weil sie zu spät war.

    Zuhause angekommen, öffnete sie leise die Haustür und was sie dann hörte, ließ ihren Atem stocken.

    4.Kapitel

    Sie hörte ihre Mutter lachen und mehrere Stimmen.

    Was ist denn hier los, dachte sie verwundert und betrat vorsichtig das Wohnzimmer. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Dort saßen fremde Leute und ein paar Kinder.

    Neben ihrer Mutter saß die Frau von gestern, die sich ihr als Else vorgestellt hatte und die ihr den Schnaps für ihren Vater gekauft hatte und lachte.

    Ihr Vater und ein fremder Mann unterhielten sich ebenfalls.

    Else hielt ein Baby im Arm und sagte gerade:

    „Jörg ist jetzt 1 Jahr alt und Monika ist 12 Jahre alt. Genauso alt wie deine Tochter Susanne."

    Das Mädchen Monika hatte kurze blonde Locken und saß ganz still neben ihrer Mutter.

    Susanne raffte sich zusammen und sagte mutig „Hallo!".

    Alle verstummten und sahen Susanne an. Auch Susanne hatte blonde Locken, jedoch waren sie viel länger als die des anderen Mädchens.

    Der Vater rief:

    „Hallo Susanne. Schau mal, wir haben Besuch."

    Die Mutter meinte liebevoll säuselnd:

    „Susanne, mein Engel. Das ist meine Schwester Else, ihr Mann Freddy und ihre Kinder Monika und Jörg."

    Susanne blieb der Mund offen stehen.

    Mensch, waren ihre Eltern freundlich zu ihr, dachte sie.

    Else, die Schwester ihrer Mutter, begrüßte Susanne, aber sie tat dabei so, als sähe sie Susanne zum ersten Mal.

    „Schätzchen, sagte ihre Mutter mit sanfter Stimme, „Deine Hausaufgaben kannst du später machen. Jetzt setz dich mal zu uns und iß mal von dem Kuchen.

    Diese Tonart kannte Susanne nicht. Monika setzte sich zu Susanne. Ihre kurzen Locken flogen bei jeder Bewegung hin und her und sie hatte ein liebes Gesicht.

    Beide Mädchen unterhielten sich und verstanden sich prächtig und Susanne wünschte sich, dass dieser Tag nie zu Ende gehen sollte.

    Monika und Susanne bekamen beide ihre Brüderchen in die Kinderwagen gelegt und schoben sie in Ruhe spazieren.

    Monika erzählte Susanne, dass sie vor zwei Monaten hierher gezogen wären. Weg von der lauten Stadt in dieses Dorf und fragte, was im Dorf so los sei. Susanne plapperte und beide Mädchen gingen lachend nach Hause. Abends verabschiedeten sich alle voneinander und Tante Else und Onkel Freddy sahen Susanne an und meinten:

    „Wir wohnen in dem roten Haus am Ende des Dorfes. Du kannst jederzeit kommen, so oft du möchtest."

    Susanne strahlte beide an: „Das mache ich, Tante Else. Ganz bestimmt sogar." Susanne war glücklich. Endlich hatte sie jemanden, der ihr vielleicht helfen konnte und sie war nicht mehr so alleine. Und Monika fand sie auch sehr nett!

    Susanne räumte den Tisch ab und spülte das Geschirr. Da hörte sie, wie ihr Vater zu ihrer Mutter sagte:

    „Jetzt haben wir die auch noch am Hals und das ausgerechnet in unserem Dorf. Susannes Mutter erwiderte: „Sie kommen bestimmt nicht so oft.

    Mehr hörte Susanne nicht, denn der Vater verließ den Raum und ihre Mutter brachte den kleinen Peter ins Bett.

    Susanne erledigte alles und ging dann ebenfalls ins Bett. Sie wollte die Ruhe so richtig genießen.

    Die Monate zogen so dahin, in denen Susanne getreten, geschlagen und angebrüllt wurde, ihre Mutter mal freundlich und mal aggressiv zu ihr war. Sie war sehr beschäftigt, hatte immer noch den Haushalt und zwischendurch auch das Baby zu versorgen, ging für die alten Leute wie gehabt einkaufen und wann immer sie Zeit hatte, traf sie sich mit ihren Freundinnen, besuchte Tante Else und Monika oder zog sich alleine an ihren Lieblingsplatz zurück.

    Eines Morgens stand Susanne früh auf, um wie an jedem Morgen alles für das Frühstück herzurichten. Es war ruhig und sie überlegte, was wohl heute auf sie zukommen würde. Aber ihre schlechten Gedanken verschwanden schnell. Sie dachte an ihre Tante Else. Es war so schön, jemanden zu haben, zu dem sie hingehen kann, wenn es ihr schlecht oder auch mal gut geht. Sie dachte an Monika und daran, wie sie zusammen gelacht hatten. Dann kam Susannes Mutter mit dem kleinen Peter auf dem Arm in die Küche herein. Sie war freundlich und lobte Susanne sogar, als sie den gedeckten Tisch sah.

    „Das hast du schön gemacht, mein Schätzchen! Heute Nachmittag gehen wir zu meiner Schwester. Du magst doch Tante Else, oder?" säuselte sie.

    Leise antwortete Susanne „Ja Mama, sie ist sehr nett zu mir und den Peter hat sie auch lieb."

    Während sie frühstückten, lächelte die Mutter vor sich hin. Der Vater fehlte. Heute war es einfach zu still. Susanne traute sich nicht, nach dem Vater zu fragen. Besser ist besser, dachte sie. Aber irgendetwas lag in der Luft, das spürte Susanne.

    Langsam ging sie zur Schule. Auf dem Weg dorthin traf sie auch auf Monika, die ja seit einiger Zeit auch in diese Schule ging. Die beiden Mädchen sahen sich sehr ähnlich. Beide waren groß, schlank und hatten blonde Locken – Susanne lang und Monika halblang. Sogar die Lehrer trauten ihren Augen nicht, als beide Mädchen zum ersten Mal nebeneinander in den Klassenraum kamen.

    Als die Schule aus war, gingen die beiden zu Susannes Lieblingsplatz.

    Susanne sagte vorsichtig: „Hier komme ich öfters hin, weil es so schön ist."

    Monika sah sich um.

    „Da hast du Recht".

    Die beiden setzten sich auf die Bank, die nahe am Abgrund stand.

    Monika sah hinunter und meinte: „Ganz schön gefährlich hier!"

    Der Abgrund war voll mit hartem Gestrüpp und Ästen und ein paar spitze Steine lugten aus dem trockenen Boden, der steil abging.

    „Da würde ich gerne mal runter klettern."

    Susanne beugte sich vor und sagte: „Zu steil."

    Bei ihrem Glück würde sie sich noch verletzen, dachte sie, oder sich schmutzig machen und das hasste ihre Mutter. Dann würde es gleich wieder Ärger geben und es setzte wieder Prügel.

    Die beiden unterhielten sich, aber Susannes Ton veränderte sich schlagartig, als sie an ihre Mutter dachte.

    Monika zuckte erschrocken über Susannes geänderte Tonlage zusammen.

    Dann standen sie auf, Susanne ging in Gedanken versunken den Weg zurück und Monika trödelte hinterher.

    Was ist nur los mit Susanne, fragte Monika sich. Aber dann sagte sie sich, das sie das todsicher noch herausbekommen würde.

    Als Susanne nach Hause kam, war es noch immer ruhig.

    Keiner schimpfte und keiner schlug auf sie ein.

    Heinz saß auf der Veranda – wie immer in Begleitung seiner Schnapsflasche. Als Susanne herein kam, sah sie, wie ihre Mutter den kleinen Peter fütterte.

    „Hallo, mein Mädchen. Möchtest du dein Brüderchen weiter füttern? Dann kann ich noch den Rest der Wäsche bügeln, bevor ich zu Tante Else gehe. Ach ja, hast du nicht Lust mitzukommen?"

    Susanne konnte es kaum glauben! Wieso ist Mama so freundlich zu mir, fragte sie sich. Es war fast genauso wie früher zwischen Mutter und Tochter.

    Als sie fertig waren, gingen sie gemeinsam mit Peter, der zufrieden im Kinderwagen lag, zu Tante Else.

    Monika freute sich wie eine Schneekönigin, als sie Susanne kommen sah. Die beiden hatten sich doch eben noch gesehen und sie war ganz erstaunt, ihre neue Freundin so schnell wieder zu sehen! Der kleine Bruder von Monika schlief wie Peter in seinem Kinderwagen, der im Garten stand.

    Monika rannte wie ein Wirbelwind auf Susanne zu. Die beiden Mädchen prallten zusammen und landeten in einem Blumenbeet. Schnell standen sie auf und klopften sich lachend die Erde von ihrer Kleidern. Durch das Lachen der Mädchen wurden die beiden Babys wach und fingen an zu schreien.

    Susanne erstarrte, sah Monika an und dachte:

    „Verdammt, jetzt gibt es gleich richtig Ärger. Ich bin dreckig und die Kleinen haben wir auch wach gemacht."

    Susanne fühlte sich schuldig. Sie war ja immer die Schuldige. Von Anfang an war das so und diese Tatsache nagte an dem Mädchen. Ihr kam es so vor, als könnte sich sich gleich ein Schuld mit der Aufschrift „SCHULDIG" umhängen. Da wüsste gleich jeder Bescheid!

    Doch zu ihrem Erstaunen fielen keine bösen Worte. Tante Else sagte nur kurz:

    „Seid doch nicht immer so wild miteinander!"

    Onkel Freddy kam dazu und murmelte „Wo sie das nur her hat? Von mir nicht."

    Er war ein sehr ruhiger Mann, regte sich nicht lange auf und das Thema war damit für ihn beendet.

    Susanne schaute im Wechsel zu ihrer Tante und zu ihrer Mutter. Die Frauen lächelten. Aber dieses Lächeln kannte das Mädchen – es war nicht echt.

    Susannes Vater, der kurz darauf auch eintraf, rief direkt:

    „Gibt es hier nichts zu trinken?"

    Wie umgewandelt erwiderte Hanna:

    „Wir haben Kaffee gekocht."

    Onkel Freddy trank so gut wie keinen Alkohol, er musste in seinem Beruf einen klaren Kopf behalten und daher gab es keinen Alkohol im Haus von Tante Else.

    Das passte Susannes Vater nicht. Er zischte leise etwas vor sich hin, was aber niemand verstand.

    Der Nachmittag ging viel zu schnell herum und Susanne schob am Abend den Kinderwagen nach Hause. Die Mutter war damit beschäftigt, ihren Mann an der Kneipe vorbei zu schieben, um so einen erneuten Alkoholexzess zu vermeiden.

    Zuhause angekommen lief alles wie immer ab. Susanne ging in ihr Zimmer. Ihr Brüderchen weinte ein wenig, so dass Hanna begann, für den Kleinen leise ein Lied zur Beruhigung zu singen. Heinz saß beleidigt mit einem Rest Schnaps, den er noch in der Küche gefunden hatte, auf der Terrasse.

    So müsste es immer sein, dachte sich Susanne und schlief ein.

    Fast eine Woche lang hielt dieser Zustand des ruhigen Beisammenseins zusammen – bis der Vater einen Brief bekam. Er sollte in zwei Monaten versetzt werden. Seine Firma zwang ihn, in einer fremden Stadt zu arbeiten. Heinz regte sich so sehr auf, dass er wild herum brüllte, um seiner Wut Luft zu machen.

    „Die sind doch alle bescheuert! Aufhängen sollte man die! Ich gehe da nicht arbeiten!"

    Hanna seufzte innerlich. Wie schön es doch wäre, wenn ihr Mann mal weg wäre. Dann wäre sie ihn endlich mal für eine Zeit los und hätte Ruhe vor ihm, dachte sie.

    „Hanna!, brüllte er, „Stell dir das mal vor! Ich soll in die Stadt zum Arbeiten!

    Hanna versuchte, ihn zu beruhigen.

    „Das ist doch nicht so schlimm."

    „Doch!, schrie er sie an. „Ich bin dann mindestens für zwei bis drei Tage weg!

    „Schön!", dachte sich Hanna heimlich und kicherte in sich hinein.

    Susanne bekam das Geschrei ihres Vaters natürlich wieder mit und dachte:

    „Vielleicht ist er nicht nur zwei bis drei Tage weg, vielleicht kommt er ja dadurch auch von der Flasche weg."

    Dabei grinste das kleine Mädchen diabolisch vor sich hin.

    In dem Moment schien sie sich zu verändern. Sie war inzwischen 15 Jahre alt geworden und hatte schon lange nicht mehr den Verstand einer 12-jährigen.

    Susanne war ein hübsches Mädchen geworden und das wusste sie auch.

    5.Kapitel

    Hanna sah ihren Mann an.

    „Wir brauchen das Geld. Auf der Baustelle, auf der du jetzt arbeitest, wird doch sowieso nur gesoffen! Geh in der Stadt arbeiten, oder ich bin mit den Kindern weg!"

    Sie musste über ihren eigenen Mut schlucken, den Gedanken laut auszusprechen, den sie schon so lange hatte.

    Doch Heinz sah seine Frau nur schweigend an, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.

    Susanne, die das hörte, wusste, dass das bei dem Alten gesessen hatte. Sie lief schnell zu Monika, um ihr die Neuigkeiten zu erzählen.

    „Monika wird sich sicher für mich freuen", dachte Susanne.

    Denn mittlerweile wussten alle im Dorf, wie es um Susannes Familie stand.

    Monika hörte ihrer Freundin zu, dachte nach und sagte dann:

    „Weißt du, Susanne, ich verstehe Deinen Vater nicht. Mein Zuhause ist in Ordnung. Es kann ja mal vorkommen, dass man sich streitet. Aber wie bei Euch – man, das ist echt nicht mehr normal! Susanne, Du kannst immer zu uns kommen, haben meine Eltern gesagt. Mama sagte auch, so einen Mann wie Deinen Vater hätte ihre Schwester nicht verdient. Dann hat Mama geweint und Papa hat sie in den Arm genommen."

    Erst einmal tat sich aber gar nichts. Sie lebten von der Hand in den Mund. Es gab Salzgurken aufs Butterbrot, keine Margarine, keine Milch, nur Kranwasser. Nur der kleine Bruder bekam seinen Babybrei, was Susanne auch richtig fand.

    Zu allem Unglück kam dann auch noch Tante Else mit Mann und Kindern zu Besuch. Hanna wusste nicht, was sie machen sollte, also log sie:

    „Wir haben nichts im Haus. Ich muss erst einkaufen."

    Susannes Vater jammerte sich bei Onkel Freddy darüber aus, was für ein armer Mann er doch sei, den keiner lieben und verstehen würde.

    Dem sonst so ruhigen Onkel Freddy platzte der Kragen.

    „Wenn du nicht ständig saufen und regelmäßig deiner Arbeit nachgehen würdest, hättest du auch Geld für deine Familie und Hanna müsste nicht für dich lügen. Deine Tochter bräuchte dann auch nicht in dem kleinen Laden betteln gehen. Basta!" Susannes Vater lief rot an und rastete völlig aus. Er wollte Mitleid! Auf eine Belehrung konnte er verzichten! Schon gar nicht von seinem Schwager, was bildete der sich eigentlich ein?

    Unterdessen war Susanne tatsächlich einkaufen gegangen. Sie hatte mal wieder alten Menschen geholfen, um ein paar Mark erhalten, mit denen sie der Mutter helfen wollte. Ihre Mutter war mal wieder seit einiger Zeit nett zu ihr – aber sie fragte sich, wie lange noch.

    Susanne brachte stolz ihren Einkauf nach Hause. Alle saßen da, außer ihr Vater.

    „Wo hast du das her?", fragte die Mutter traurig.

    „Ich habe gespart und mein Geld versteckt. Und heute habe ich für uns eingekauft." Ihre Mutter sprang weinend auf und umarmte ihre Tochter.

    „Weißt du, mein Mädchen, ich wollte dich nicht verletzen. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war."

    „Ach, Mama., antwortete Susanne. „Das ist schon vergessen.

    Tante Else, die daneben saß, fing auch an zu weinen. Onkel Freddy schaute kummervoll zu den dreien hinüber.

    Monika war sehr still.

    Abends luden Tante Else und Onkel Freddy Hanna, Susanne und den kleinen Peter zum Essen ein. Sie gingen in ein kleines Restaurant.

    Heinz folgte ihnen heimlich und beobachtete das Szenario.

    „Die fressen sich durch und ich soll nur noch arbeiten. Denen zeige ich es noch!"

    Dann zog er eine kleine Flasche Schnaps aus seiner zerbeulten Hosentasche und wandte sich einem Feldweg zu.

    Nach dem Essen, dass sie ausgiebig genossen haben, gingen Hanna und Susanne Arm in Arm, den Kinderwagen vor sich herschiebend, nach Hause.

    Hanna drückte ihre Tochter an sich und meinte:

    „Schätzchen, jetzt haben wir uns und es wird so bleiben. Ich habe nur Angst davor, was Dein Vater gerade wieder anstellt."

    Aber es passierte gar nichts.

    Heinz war nicht zu Hause, als die drei ankamen. Aber das interessierte Susanne und ihre Mutter heute nicht mehr. An diesem Abend genossen sie einfach die Ruhe.

    Drei Tage gingen vorbei und Heinz blieb spurlos verschwunden.

    Hanna und Susanne konnten sich endlich entspannen, kümmerten sich liebevoll um das Baby und erledigten gemeinsam den Haushalt.

    Am vierten Tag schlenderten Susanne und Monika laut singend nach der Schule zu ihren geheimen Platz an den Abgrund. Sie setzten sich auf ihre Bank, steiften ihre Schuhe ab und ihre Füße berührten den lauwarmen Boden.

    Die beiden Mädchen sahen nun fast gleich aus. Monika hatte ihre Haare wachsen lassen. Beide hatten ihren Spaß daran, wegen ihrer Ähnlichkeit von den Leuten im Dorf angestarrt wurden.

    Eine Lehrerin meinte: „Ihr beide seht aus wie Zwillinge."

    Und diese Tatsache wussten die beiden Mädchen schließlich auch einzusetzen...

    6.Kapitel

    Monika stand von der Bank auf , ging zum Abgrund und sah hinab.

    Sie würde ja zu gerne mal da herunter klettern, dachte sie wieder.

    Plötzlich erstarrte sie.

    Dann rief sie aufgeregt:

    „Susanne, komm schnell! Da unten liegt was!"

    Aber Susanne wollte nicht aufstehen. Es war doch gerade so gemütlich.

    Aber Monika schrie weiter.

    „DAS musst Du sehen! Ich glaube, es ist...es ist dein Vater!"

    Soll er doch krepieren, war Susannes erster Gedanke. Ihr Vater hätte ihr jetzt gerade noch gefehlt!

    Dann stand sie aber doch auf und sah in den Abgrund.

    Neben einem Bach, neben dem Gestrüpp, lag eine Gestalt. Susanne konnte nicht erkennen, wer es war. Sie überlegte, ob sie einen Krankenwagen holen oder diese Gestalt dort liegen lassen sollte.

    Aber wenn es nicht ihr Vater war, dann würde sie sich sicher schuldig machen, überlegte sie.

    Sie drehte sich langsam zu Monika um.

    „Komm, wir holen Hilfe."

    Es dauerte sehr lange, bis ein Krankenwagen kam, denn die Mädchen mussten erst den ganzen Weg ins Dorf zurück laufen und dann erst mal jemanden finden, der den Krankenwagen anrufen konnte.

    Die herbeigerufenen Sanitäter kletterte den Abgrund herunter und die Mädchen sahen dabei zu. Susanne hoffte, das es ihr Vater sei. Das wäre ja dann mal was Gutes. Ein teuflisches Grinsen fuhr durch ihr Gesicht.

    Der Mann wurde nach oben geholt. Susanne sah die verschmutzte Kleidung und dann das Gesicht.

    „Scheiße!, sagte sie laut. „Den bekommt keiner klein.

    Sie ließ die verdutzten Sanitäter stehen und wandte sich Monika zu.

    „Monika, es ist mein Vater. Selbst der Teufel will ihn nicht!"

    Dann prustete sie los und fing so laut an zu lachen, dass Monika eine Gänsehaut bekam.

    Und plötzlich war Susanne verschwunden.

    Sie war einfach gegangen. Wollte nicht mehr länger an diesem Ort sein.

    Zu Hause angekommen merkte ihre Mutter sofort, dass etwas nicht stimmte und fragte sie, was denn los sei.

    Susanne lachte wieder – dieses Mal höhnisch:

    „Den Alten haben sie gerade aus einem Abhang hoch gezogen."

    „Was ist denn passiert? Lebt er noch?"

    Susanne stand da und grinste.

    „Antworte doch endlich!"

    „Das weiß ich nicht. Bin einfach abgehauen. Hoffentlich verreckt er elendig wie eine Sau!".

    Das Telefon klingelte. Es war die Polizei und informierte Hanna, dass sie ihren Mann aufgelesen hatten.

    Da Heinz ja inzwischen im Dorf bekannt war, wurde seitens der Polizeibeamten keine weiteren Fragen gestellt.

    Susanne grinste immer noch und dachte

    „Das ist ja einfach. Einfach weg und keine großen Fragen.".

    Susannes Vater wurde in ein Krankenhaus in eine andere Stadt gebracht. Er hatte zahlreiche Knochenbrüche und Prellungen, so dass er sich kaum bewegen konnte.

    Das passte ihm gar nicht und er meckerte nur ungeduldig herum.

    Einmal in der Woche bekam er Besuch von „seinen Lieben" , die er nur beschimpfte und jedes Mal waren sie nur noch froh, wenn sie das Krankenhaus so schnell wie möglich wieder verlassen konnten.

    Susanne veränderte sich in dieser Zeit.

    7.Kapitel

    Als Heinz nach einiger Zeit aus dem Krankenhaus entlassen wurde, holte ihn niemand ab. Er musste alleine nach Hause laufen. Zuhause angekommen setzte er sich erst ein mal hin. Susanne und ihre Mutter ließen ihn alleine dort sitzen.

    Abends ging er in seine Kneipe und kam erst spät zurück. Wie immer. Aber er ging schnurstracks ins Bett, ohne ein Wort an seine Frau zu richten.

    Und so ging es die ganzen nächsten Tage. Immerhin ließ er Hanna und Susanne einigermaßen in Ruhe. Aber die Stimmung war angespannt.

    Eines nachmittags bekam Heinz überraschend Besuch von seinem alten Freund Gerd, der schon vor vielen Jahren aus dem Dorf weggezogen war und nichts von Heinz´ Familiengründung mitbekommen hatte.

    Ahnungslos klingelte Gerd an der Tür und erschrak, als Hanna ihm öffnete. Auch Hanna erschrak, als sie die Tür öffnete.

    Zu gerne hätte sie sie wieder zugeschlagen, nachdem sie sah, wer da vor ihr stand. Gerd fragte höflich, ob Heinz zu Hause sei und Hanna war klar, das sie den großen Mann mit den blonden Locken jetzt ins Haus lassen musste.

    Beide Männer begrüßten sich herzlich.

    Heinz rief direkt seiner Tochter zu:

    „Susanne, hol uns doch mal zwei Bier! Das ist mein alter Freund Gerd. Darauf müssen wir einen trinken!"

    Susanne war erstaunt über den freundlichen Tons ihres Vaters und dachte:

    „Ach, auf einmal so höflich?"

    Sie sah den blonden Mann mit großen Augen an. Er hatte die gleiche Haarfarbe und Locken wie sie. Das kam ihr komisch vor.

    Sie sah ihren Vater an, er hatte schwarze Haare.

    „Na ja, dachte Susanne, „wird wohl daran liegen, dass mein Vater wie ein Teufel ist.

    „Was ist los? Hörst du schwer?". Heinz stieß sie in die Seite.

    „Wer saufen kann, der kann auch selbst laufen und sich sein Bier holen", rief Susanne mutig.

    Doch sie dreht sich schnell um, rannte aus dem Zimmer und knallte die Tür zu. So mutig war sie schon lange nicht mehr.

    „Susanne, was ist los mit dir?", rief ihre Mutter, die erschrocken aus der Küche angelaufen kam.

    „Mama, sagte Susanne mit fester Stimme. „Ich will nicht mehr. Mit mir nicht mehr. Ich hol kein Bier.

    Susanne drehte sich auf dem Absatz um und ging in ihr Zimmer.

    Mehr wollte sie einfach nicht mehr sagen.

    Woher die Männer abends den ganzen Alkohol her hatten, wusste Susanne nicht. Jedoch waren beide sturzbetrunken. Zur Sicherheit holte sich Susanne das kaputte Stuhlbein aus dem Hof, das noch aus der Zeit stammte, in der ihr Vater betrunken randalierte und gegen Möbel trat. Einige kaputte Möbelstücke hatte sie dann mit ihrer Mutter später in den Hof getragen,

    Sie versteckte es in ihrem Zimmer.

    Es war zu ihrer Sicherheit, denn sie würde sich ab heute nicht mehr schlagen lassen!

    Sie würde sich heute wehren, nahm sie sich vor.

    Schließlich war sie inzwischen 15 Jahre alt, war mit der Schule fertig und würde sich nichts mehr gefallen lassen!

    Sie musste zuhören, wie ihr Vater ihre Mutter immer wieder anschrie. Einige Zeit später rief Heinz schroff in den Flur:

    „Susanne! Geh und beziehe ein Bett in der Kammer. Gerd bleibt ein paar Tage hier." Susanne stöhnte leise auf. Sie wollte doch früh ins Bett gehen, weil sie am nächsten Tag zum ersten Mal zu ihrer Ausbildungsstelle ging.

    Sie war so stolz, als sie mit dem Ausbildungsvertrag nach Hause kam! Auszubildende für den Beruf der Friseurin. Was anderes gab es ja leider im Dorf nicht.

    Der erste Tag im Friseur-Salon war ganz nett und etwas langweilig. Sie dachte, sie dürfe sofort loslegen, aber sie durfte gerade mal zusehen, wie die Meisterin den Kunden die Haare schnitt. Nach jedem Kunden musste sie den ganzen Salon fegen und sie durfte sich nicht einmal setzen. Aber die Meisterin und die Kunden waren sehr nett zu ihr.

    Als der letzte Kunde gegangen war und sie den Besen in die kleine Kammer stellte, durfte sie endlich gehen.

    Sofort lief sie zu Monika und erzählte ihr neben den Ereignissen ihres ersten Tages im Friseur-Salon auch von dem Besuch dieses komischen Mannes mit den blonden Locken, der ihr so ähnlich sah.

    Else kam hinzu und hörte gespannt zu.

    „Das glaubst du nicht Monika! Er sieht aus wie wir! Blonde Haare und sogar die gleichen Locken", rief Susanne aufgeregt.

    „Das muss ich sehen, sagte Monika, „kann ich mir nicht vorstellen.

    „Es stimmt aber, rief Susanne aufgeregt,schau ihn dir einfach mal an."

    Else hätte bei den Worten fast alles fallen lassen. Zum Glück sahen die Kinder ihr erschrockenes Gesicht nicht. Sie wurde genauso rot wie Susannes Mutter und versuchte, sich so gut wie nichts anmerken zu lassen.

    „Wollt Ihr Kuchen haben, Kinder?", fragte Else.

    Als die Mädchen die Frage bejahten war Else froh, schnell wieder in die Küche gehen zu können. Die Mädchen schauten Else nach. Sie sah verzweifelt aus und „irgendwie komisch", dachte Susanne.

    Else beschloss in der Küche, mit ihrer Schwester zu sprechen, ehe es zu einer Katastrophe kam.

    Denn Susanne und Monika waren ja intelligent. Sie würden es herausfinden.

    Am nächsten Abend ging auch Onkel Freddy rüber zu Heinz. Er überlegte vorher lange, ob er das tun sollte oder nicht. Aber schließlich gab seine Neugier keine Ruhe. Susanne freute sich, als sie Freddy sah. Er begrüßte erst seine Nichte und lächelte freundlich Hanna an, die gequält versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen. Dann ging er ins Wohnzimmer, wo Heinz und Gerd saßen.

    Gerd saß mit dem Rücken zur Tür. Heinz hing wieder an seiner Flasche und setzte sie nicht einmal ab.

    Freddy

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