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Abenteuer in Oregon: Ein Abenteuerkrimi
Abenteuer in Oregon: Ein Abenteuerkrimi
Abenteuer in Oregon: Ein Abenteuerkrimi
eBook349 Seiten4 Stunden

Abenteuer in Oregon: Ein Abenteuerkrimi

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Über dieses E-Book

Der nachstehende Abenteuerkrimi spielt in den 50er-Jahren nach dem 2. Weltkrieg. Hauptsächlich sind dabei die US-Bundesstaaten Oregon und Alaska Schauplätze des Geschehens.
Bill Turner, der als hochdekorierter Jagdpilot nach dem Ende der Kämpfe im Pazifik im Rang eines Navy Commanders zunächst arbeitslos ist, findet erst eine ganze Weile nach seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst in der Stadt Astoria in Oregon in einer prosperierenden Logistikfirma eine neue Anstellung als Pilot.
Dort baut er ab Ende 1950 mit seiner Chefin und späteren Ehefrau Annabelle Junot die Lufttransportsparte der Firma auf. Da man sich speziell auf den Warentransport per Flugboot in die unwegsamen Gegenden Alaskas konzentriert und damit in eine Versorgungslücke stößt, schreibt die neue Firmensparte schon rasch positive Zahlen.
Doch dann wird Bills Mutter entführt und kann erst mit Hilfe von FBI und Bills inzwischen für die Firma fliegenden Staffelkameraden gerettet werden. Dabei steht Bill, der jetzt wieder den Nachnamen seiner Mutter trägt, vor allem sein Patenonkel und späterer Stiefvater, Senator Pete MacLaren zur Seite.
Der Senator ist es auch, der Annabelles und Bills Firma ab dem Jahr 1955 Aufträge der amerikanischen Nationalbank zum Transport von Barrengold aus Alaska nach Oregon beschafft. Als bereits der allererste Transport Ziel eines Überfalls wird, muss die Besatzung des Flugboots alles riskieren, um den Golddiebstahl zu vereiteln.
Und so gibt es für die Piloten der Junot & Morgan Air Charter im Anschluss noch eine ganze Reihe weiterer Abenteuer zu bestehen, die mit der Rettung einer jungen Forest Rangerin aus einem am Mount Hood in Oregon tobenden Waldbrand sowie der Jagd nach dem Brandstifter ihren Anfang nehmen und die später mit dem Aufbringen eines chinesischen Spionage-U-Boots im Golf von Alaska ihre Fortsetzung finden.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum11. Feb. 2018
ISBN9783745097122
Abenteuer in Oregon: Ein Abenteuerkrimi

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    Buchvorschau

    Abenteuer in Oregon - K. B. Stock

    Kapitel 1      Prolog – Kriegsende im Pazifik

    Man schrieb den Februar des Jahres 1946. Knapp sechs Monate war es jetzt her, seit Bill Turner – Spitzname Wild Dog – dem letzten Weltkrieg nach der Kapitulation Japans Anfang September einigermaßen unbeschadet entronnen war.

    Als ausgefuchster Pilot einer Grumman F4F Wildcat¹ und später eines Grumman F6F Hellcat²-Jagdflugzeugs hatte er den verlustreichen Luftkrieg über dem Pazifik in den ersten Jahren von Bord des Flugzeugträgers USS Enterprise aus mitgemacht.

    1943 war er nach einer Reparatur des Trägers Enterprise in Hawaii auf den Flugzeugträger USS Essex gewechselt, nachdem er während der Dockliegezeit seines alten Trägers eine Zeitlang für den erkrankten Kopiloten eines PBY Catalina³-Aufklärers einspringen musste. Denn Piloten waren zu der Zeit ein knappes Gut.

    Und bis auf ein paar Bruchlandungen auf dem Meer war er – trotz zerschossener Maschine – mehrfach heil aus brenzligen Situationen herausgekommen.

    Kampfpiloten gab es zur Zeit des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor Anfang Dezember 1941 viel zu wenige, wähnte man sich doch in den USA weit weg von den europäischen und asiatischen Kriegsschauplätzen. Daher hatte man in den Jahren zuvor auch die vorbeugenden Verteidigungsanstrengungen des Landes ziemlich vernachlässigt.

    Das war nicht nur Bill Turner, sondern auch den meisten seiner amerikanischen Landsleute in dem Moment klargeworden, als die Japaner die Hawaii-Inseln überfielen und damit die USA zum Eintritt in den 2. Weltkrieg zwangen.

    Da Bill bereits 1939 als gerade mal 18-jähriger interessehalber das Fliegen einmotoriger Flugzeuge erlernt hatte, war er noch zu Weihnachten 1941 spontan – und ein Stückweit sicher auch aus abgrundtiefer Wut über die vielen Opfer des japanischen Angriffs – freiwillig in die U.S. Navy eingetreten.

    Dafür hatte er sogar seine soeben erst begonnene Universitätsausbildung als Jurastudent abgebrochen und stattdessen in Rekordzeit eine Blitzausbildung zum Kampfpiloten eines trägergestützten Jagdflugzeugs absolviert.

    Vor allem war es sein dominanter Vater John Turner, der seine Missbilligung über den Schritt seines Sohns mehr als deutlich kundgetan hatte.

    Als sich Bill in der Uniform eines Ensign⁴ drei Monate später frühmorgens in der heimischen Villa in Monterey von ihm verabschieden wollte, kam er seinem Vater gerade recht.

    Während seine Mutter Jill bei diesem vorläufig letzten Kontakt vor Besorgnis aus dem Weinen gar nicht mehr herauskam, lies sein Vater John Turner seinem Zorn freien Lauf.

    „Wirst schon sehen, was du davon hast, du Idiot", blaffte der korpulente, mit einem teuren Maßanzug bekleidete Anwalt seinen Sohn an, sobald Bill das pompöse Wohnzimmer der protzigen Villa betreten hatte.

    „Einen Platz in Harvard⁵ gibt man nicht auf – schon gar nicht, wenn man sein Jurastudium mit Auszeichnung bestehen will. Was denkst du dir eigentlich dabei. Meine Kanzlei in Los Angeles braucht schließlich irgendwann einen Nachfolger.

    Deine Noten in den ersten drei Monaten Harvard waren ausgezeichnet. Und jetzt willst du das alles hinschmeißen – ich fasse es noch immer nicht. Wie blöd muss man eigentlich sein?

    Aber du machst es ja lieber deiner starrsinnigen Schwester nach, die meine Ratschläge ebenfalls ausgeschlagen und sich schon im Sommer in das Haus deiner Großeltern nach Oregon aus dem Staub gemacht hat."

    „Lass gefälligst Stella aus dem Spiel! Oder erinnerst du dich nicht mehr daran, dass du es selber warst, der meine Schwester mit deinen anzüglichen Gemeinheiten aus deiner hochherrschaftlichen Villa rausgeekelt hat.

    Und all das nur, weil sie nach der Highschool nicht, wie von dir empfohlen, Jura studieren, sondern lieber als Geschäftsfrau in das Handelskontor unserer Großeltern in Oregon einsteigen wollte!"

    „Halt deine freche Klappe, Sohn – oder siehst du nicht, dass deine Mutter bereits ebenfalls darüber weint, dass du dich im Krieg umbringen lassen willst?"

    „Das ist nicht der Grund, John. Schon gar nicht, weil du gerade unseren Sohn so abkanzelst und Stella und meine Eltern grundlos diffamierst", ergriff nun Jill Turner schniefend das Wort.

    Dann legte Jill Turner, geborene Morgan, nach langer Zeit erstmals einen Mut an den Tag, den ihr Sohn ihr bis dahin niemals zugetraut hätte.

    „Ja, ich sorge mich auch um dich, das ist schon wahr. Aber ich respektiere die Gründe für deine Entscheidung, Bill", fuhr sie fort.

    „Ganz egal, was dein Vater sagt. Dem geht’s ja immer nur um seine bescheuerte Kanzlei und seine dubiosen Geschäftsbeziehungen, die er bei der Verteidigung von ausgewiesenen Gangstern pflegt.

    Ich weine nur, weil ich Radio höre und von daher weiß, wie viele gute Amerikaner schon in den ersten Kriegsmonaten nach Pearl Harbor umgekommen sind. Und ich habe eine höllische Angst davor, dass dir das Gleiche passiert."

    „Na dann bereite dich schon mal auf noch Schlimmeres vor, du Märchenerzählerin. Bin mal gespannt, wann sie uns deinen Sohn in einem Sarg zurückschicken.

    Manchmal frage ich mich wirklich, ob Stella und dieser Bekloppte hier wirklich meine leiblichen Kinder sind.

    Vielleicht hast du sie mir ja nur untergeschoben, während du dich in meiner Abwesenheit von deinen Liebhabern hast schwängern lassen.

    Unter der Woche war ich ja passenderweise immer lange genug in meiner Kanzlei in Los Angeles – da hattest du ja genug Gelegenheit, deine Langeweile mit anderen Männern zu befriedigen.

    Ist wohl am besten, wenn ich dich – zusammen mit deinem undankbaren Sohn – gleich mit rausschmeiße."

    Die Worte seines Vaters waren kaum verklungen, als ihn sein Sohn auch schon mit blitzenden Augen beim Kragen packte. Doch seine bereits erhobene Hand lies Bill Turner augenblicklich wieder sinken.

    „Keine Angst, der allerdümmste Idiot in unserer sogenannten Familie bist nämlich du. Und ein Vollpfosten wie du, hat es nicht verdient, dass ich mir die Finger an ihm schmutzig mache.

    Komm Mama, wir gehen. Mein Auto steht noch in der Auffahrt. Deine Sachen lassen wir später abholen. Ich habe vor meinem ersten Einsatz an Bord noch drei Tage Urlaub, die ich eigentlich in dieser hässlichen Protzvilla verbringen wollte.

    Aber jetzt denke ich, dass sich das für uns beide soeben erledigt hat. Ich bringe dich lieber umgehend zu Oma und Opa und deiner Tochter.

    Daheim bei Oma Sheila und Opa Mike in Oregon kannst du dir dann überlegen, ob und wie lange du noch mit diesem großkotzigen Scheusal verheiratet bleiben willst."

    „Einverstanden, Bill. Mir reicht’s nämlich ebenfalls – und das nicht erst seit diesem Streit", sagte Jill Turner nach einer kurzen Pause des Schweigens und Tränentrocknens jetzt mit fester Stimme.

    „Genug ist genug. Dein Vater ist ein mieser Dreckskerl. Und er hat mir gerade vorgeworfen, mit anderen Männern herumgemacht zu haben, während er mühsam seine Millionen vermehren musste. In Wahrheit ist das genaue Gegenteil der Fall.

    Ich weiß nämlich aus etlichen Tuscheleien der Gattinnen seiner sogenannten Freunde im Country Club, dass dein lieber Vater in Los Angeles schon seit Jahren einige sehr delikate Verhältnisse pflegt. So sieht’s nämlich aus!"

    Noch ehe der in diesem Moment ziemlich dumm aus der Wäsche schauende John Turner sich eine rechtfertigende Ausrede überlegen konnte, fuhr seine ‚Noch-Ehefrau’ unverblümt fort:

    „Nur absolut geheim halten konnte dein Vater seine außerehelichen Beziehungen letztlich nie, denn die mitleidig schwätzenden Weiber im Club konnten sich gar nicht genug darüber echauffieren.

    Und zwar so, dass ich das bei jeder passenden Gelegenheit – absichtlich, oder nicht – aufs Brot geschmiert bekam."

    „Du musst dringend zum Psychiater, Jill. Deine Lügen ..."

    „Sind keine, du Saukerl – oder für wie blöde hältst du mich eigentlich. Ich bin fertig mit dir, John! Geh zur Hölle!", gab ihm Jill sofort Kontra.

    „Na, wenn das so ist, du undankbare Person, müsst ihr euch beide darüber klar sein, was es bedeutet, wenn ihr jetzt die Tür hinter euch zuschlagt", fauchte John Turner seine im Aufbruch begriffene Frau noch im gleichen Moment rüde an.

    „Ich sag’s jetzt mal im Klartext für Minderbemittelte, wie dich. Du, meine liebe Jill, wirst genauso, wie dein missratener Sohn und deine rotzfreche Tochter dieses Anwesen nie wieder betreten.

    Wage es ja nicht, deinen Schmuck oder deine Kleider mitzunehmen. Schließlich hab‘ ich alle diese Geschenke bezahlt. Und enterben werde ich euch sowieso, da könnt ihr Gift drauf nehmen", schrie John Turner jetzt mit rot angelaufenem Gesicht den sich entfernenden beiden Menschen hinterher.

    „Behalt’ dein Geld. John. Nur mein Schmuck und meine Garderobe gehören mir. Auch wenn ich diese Dinge heute noch hierlasse – ich habe Fotos und Belege über das, was mir gehört.

    Kannst die Sachen also leider nicht einer deiner Huren umhängen, wenn du sie als meine Nachfolgerin in deine Übelkeit erregende kalifornische Festung schleppst.

    Immerhin bin ich es ja stets gewesen, die meinem Mistkerl von untreuem Ehemann nach jedem dieser sogenannten Geschenke zu Willen sein musste.

    Das war ein hoher Preis dafür, dass ich mich einem Ekel wie dir, trotz deiner Frauengeschichten, an jedem Wochenende hingegeben habe. Und wenn es schon darum geht, in aller Öffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen, werde ich davor ganz gewiss nicht zurückschrecken. Bin mal gespannt, wie deine Geschäftsfreunde und die Presse das dann finden werden.

    Zudem – ich garantiere dir jetzt schon, dass du mich nach über dreißig Ehejahren nicht ganz ohne finanzielle Verluste und lautlos mit einer von dir diktierten Scheidung loswirst.

    Ich will dich nur daran erinnern, dass auch meine Eltern in Oregon ganz hervorragende Anwälte haben. Also sei vorsichtig, sonst lernst du mich von einer ganz neuen Seite kennen."

    „Aber ... aber – Jill, das kannst du doch nicht mit mir machen. Was sollen denn die Leute von uns denken?", versuchte John Turner mit zum ersten Mal schreckgeweiteten Augen, aber dennoch im eingeübten salbungsvollen Anwaltston die Wogen zu glätten.

    „Es ist vorbei, John. Du hast mich lange genug betrogen. Nur muss ich dir – ehe ich dich verlasse – noch eine weitere bittere Pille verpassen.

    Stella und William sind wirklich deine Kinder. Auch wenn du mir genügend Gründe gegeben hast, habe ich dich in der Zeit unserer Ehe nie betrogen."

    Damit packte Jill Turner ihren erwachsenen Sohn bei der Hand und sagte beim Hinausgehen:

    „So, das musste noch gesagt werden. Und jetzt bin ich wirklich fertig mit diesem Rabenaas. Lass uns nach Oregon zu Stella und zu deinen Großeltern fahren.

    Nur müssen wir unterwegs nochmal irgendwo anhalten, damit ich mit Oma und Opa telefonieren und ihnen über das ganze Debakel von uns zwei Ausgestoßenen berichten kann."

    „Das trifft sich gut, Mom. Ich verspüre nämlich schon ein wenig Hunger. Und in Richtung Norden kenne ich auf dem Highway Nr. 101 noch kurz vor San Francisco ein ganz hervorragendes Diner, in dessen angeschlossenem Motel wir sogar übernachten können.

    Von dort aus kannst du telefonieren und unsere baldige Ankunft im schönen Warrenton ankündigen. Bis nach Warrenton an der Mündung des Columbia River werden wir mit dem Auto mindestens zwei Tage brauchen. Wir müssen also ohnehin einmal irgendwo übernachten."

    Kapitel 2      Heimkehr nach Oregon

    Gerne dachte Bill Turner an diese spontane Flucht mit seiner Mutter zum Anwesen ihrer Eltern, Sheila und Michael Morgan im Frühjahr 1942 zurück.

    Vor allem, weil seine Mutter und er am Ende der langen Reise von seiner Schwester und seinen Großeltern überaus warm und ohne langes Federlesen in deren überaus schicken, aus Natursteinen und Holz erbauten Landhaus aufgenommen worden waren.

    „Du bist dir sicher, dass du das machen willst, Bill?", hatte ihn seine Schwester kurz vor Ostern 1942 am Flughafen in Portland gefragt, von wo Bill nach Hawaii fliegen wollte, um rechtzeitig an Bord des Trägers USS Enterprise zu gehen.

    „Bin ich, Schwesterchen. Keine Angst, mir wird schon nichts passieren. In der Zwischenzeit passt du gut auf unsere Mutter und unsere Großeltern auf. Jills Scheidung von unserem Rabenvater wird sicher ziemlich schmutzig werden. Und dazu braucht sie jeden Beistand, den sie kriegen kann.

    So, und jetzt wünsch’ mir Glück, dann wirst du mich am Ende dieses vermaledeiten Krieges auch ganz sicher wiedersehen."

    Da der Pazifikkrieg erst im September 1945 zu Ende ging, als die Waffen in Europa schon monatelang schwiegen, dauerte es doch noch einige Monate bis zu diesem Wiedersehen.

    Wie sich direkt nach Bills Abmusterung als Navy Offizier im Jahr 1946 zeigte, waren seine Heldentaten, die ihm schon im Alter von 21 Jahren nach einer Verwundung während der verlustreichen Schlacht um Midway das Purple Heart und zum Kriegsende sogar die Medal of Honor des Kongresses eingetragen hatten, nicht mehr viel wert. In einer wieder auf Frieden gestimmten Öffentlichkeit brauchte man den Kampfpiloten Bill Turner nicht mehr.

    Was ihn daran vor allem schmerzte war, dass er inzwischen als in der Truppe zum Staffelchef beförderter Navy Commander keine Chance gegen die geleckten Offizierskameraden hatte, die vor dem Krieg noch die seinerzeit übliche Militärakademieausbildung der U.S. Navy in Annapolis absolviert hatten.

    Daher beschloss Bill Turner, sich nach seiner erzwungenen Entlassung eine neue Arbeit zu suchen, in der er seine Qualifikation als erfahrener Pilot würde einbringen können. Denn etwas Anderes hatte er schließlich nicht gelernt. Und sein nur gerade mal zu 10 Prozent absolviertes Jurastudium lag letztendlich auch bereits ein paar Jahre zurück.

    Außerdem hatte Bill ohnehin nicht mehr vor, in die Fußstapfen seines ungeliebten Vaters zu treten. Der Anwaltsberuf war für ihn letztlich auch deshalb inzwischen keine Option mehr, obwohl ihn seine ausgezeichnete Collegeausbildung und sein vor dem Krieg begonnenes Harvard-Studium dazu berechtigt hätten.

    Auch wenn er das vielleicht nicht wahrhaben wollte, hatte das sicher auch ein Stückweit damit zu tun, dass sich sein als skrupelloser Anwalt tätiger Vater, sozusagen als früherer juristischer Sponsor, komplett von ihm abgewandt hatte.

    „Er hat mir nie verziehen, dass ich zur Navy gegangen bin, anstatt in seine Fußstapfen zu treten", dachte der schnöde von seinem Vater abgewiesene Sohn, als er zur Kenntnis nehmen musste, dass er als Erstgeborener a) enterbt und b) auch im Haus seines Vaters in Monterey nicht mehr erwünscht war.

    Bill Turner hatte nach seiner Entlassung aus der Navy deswegen nur noch einen Wunsch – nämlich den, dass ihn seine Vergangenheit endlich in Ruhe ließ.

    Exakt deshalb hatte er ja mit seiner Mutter zu Beginn des Krieges das verhasste Heim seines Vaters in Kalifornien verlassen.

    Doch schon die anfängliche Arbeitssuche gestaltete sich ziemlich schwierig. Entlassene Militärpiloten gab es zuhauf – und so blieben Bill Turner, statt der Anstellung bei einer Airline, nur Gelegenheitsarbeiten, die ihn letztlich immer mehr frustrierten.

    Ein anerkannter Kriegsheld zu sein, der mit seinen Kameraden spätestens seit der Schlacht um Midway im Juni 1942 den Hintern vieler Amerikaner gerettet hatte, stand halt momentan – allein schon wegen der vielen Kriegsopfer – nicht mehr besonders hoch im Kurs.

    In den nachfolgenden vier Jahren, in denen Bill Turner auf der Suche nach Arbeit immer wieder diverse Jobs annahm, waren für ihn eine sehr unbefriedigende Zeit gewesen. Die meisten Arbeitsverhältnisse warf er nämlich schon nach kurzer Zeit wieder hin, weil sie ihm nicht gefielen oder ihn klar unterforderten.

    Und so schien genau das einzutreten, was ihm sein Vater direkt nach seinem Ausscheiden aus der Navy im Jahre 1946 am Telefon prophezeit hatte.

    „Schätze, du wirst schon bald auf deinem Sixpackbauch angerobbt kommen, um mich um eine Arbeit anzubetteln.

    Leider fehlt dir ja ein Studienabschluss als Jurist – deshalb kannst du dann froh sein, wenn ich dich als Büroboten einstelle", hatte sein Vater diesen Anruf großkotzig eingeleitet, nachdem er von Bills Entlassung aus der Navy erfahren hatte.

    „Da kannst du lange drauf warten, du bescheuerter Kriegsgewinnler. Meinst du Arschloch etwa, ich hätte nicht mitbekommen, was du und deine feinen Freunde aus der Kriegsindustrie an diesem Krieg, unter anderem auch mit Hilfe deiner juristischen Tricks verdient haben?", hatte Bill seinem Vater bei diesem unerwarteten Telefonat geantwortet, wobei er sogleich wütend ergänzt hatte:

    „Das waren doch Millionen von Dollars. Dein Vermögen, lieber Dad, ist mit sehr viel Blut besudelt. Und dazu gehören auch die vielen Kameraden von mir, die bei den Kämpfen im Pazifik ums Leben gekommen sind.

    Unter anderem auch wegen des oft fehlerhaften Materials, das uns einige deiner Industriekumpane geliefert haben. Deshalb scheiß’ ich auf dein Geld."

    „Das war gestern, du Blödmann. Jetzt heißt es nämlich, in die Zukunft zu schauen. Heutzutage ist die Geschäftswelt eine gänzlich andere geworden. Selbst die bescheuerten Japaner und die Deutschen werden demnächst unsere Geschäftspartner sein.

    Beende also deine Jammerei und mach’ was aus deinem Leben. Hier bei mir in Kaliforniern könnte ich dich nämlich, angesichts der vielen anstehenden neuen Geschäfte, als früheren Kriegshelden ganz gut gebrauchen. Das mit dem Büroboten vorhin war doch nur ein Spaß.

    Hör also endlich auf, dich als heldenhafter Pilot aufzuführen. Du siehst doch, was die Navy von dir hält. Schließlich haben die dich am Ende des Kriegs einfach rausgeschmissen.

    So dämlich wirst du doch hoffentlich nicht sein, dass du nicht begreifst, dass du für deine ehemaligen Befehlshaber nicht mehr von Nutzen bist. Für diese Admirale bist du doch nur ein ordensbehängter Vollpfosten mehr, den sie entlassen haben, damit sie ihn künftig nicht mehr durchfüttern müssen."

    „Nur bin ich nicht so dumm, wie du anscheinend denkst, Vater. Wobei ich mir gerade überlege, ob es dir überhaupt zusteht, so mit mir zu reden.

    Wundert mich sowieso, dass du mich für diesen Anruf hast ausfindig machen können. Soviel Mühe um meine Person bin ich von dir sonst ja nicht gewohnt. Läuft wohl nicht mehr ganz so rund mit deinen sogenannten Geschäften.

    Ganz egal wie – nimm zur Kenntnis, dass ich nicht käuflich bin. Lass mich also für den Rest deines beschissenen Lebens in Ruhe. Ich will nämlich rein gar nichts mehr mit dir zu tun haben.

    Da du meine Schwester und mich schon zu Kriegsbeginn enterbt hast, sehe ich auch nicht den geringsten Grund, dir was Anderes zum finalen Abschied zu sagen.

    Werd’ also glücklich mit deinen Millionen – friss deine 100-Dollar-Scheine meinetwegen in der dir noch verbleibenden Zeit auf, oder verprass’ deine Kohle mit deinen diversen Freundinnen.

    Von mir aus kannst du dein dreckiges Geld auch im Kamin deines pompösen Wohnzimmers verbrennen.

    Ich jedenfalls wollte nie auch nur einen einzigen Cent von deinen, auf Mord und Totschlag basierenden Kriegsgewinnen erben. Und mit deinen bisherigen dreckigen Machenschaften will ich schon gar nichts zu tun haben – und das gilt übrigens auch in Zukunft. Ruf mich also nie wieder an."

    Nach diesem unerfreulichen Gespräch legte Bill Turner abrupt auf. Zugleich entschloss er sich, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, was ihm aber in den ersten Jahren nach dem Kriegsende nicht so recht gelang.

    Deshalb entschied sich Bill Anfang 1950 zum Wohnort seiner Großeltern in Oregon zurückzukehren, um dort ein gänzlich neues Leben anzufangen.

    Doch auch dorthin wurde er, trotz seiner damaligen Aufforderung, ihn endlich in Ruhe zu lassen, von gelegentlichen Anrufen seines Vaters verfolgt.

    Obwohl er diese Telefongespräche immer sofort abwürgte, stand ihm seine Wut jedes Mal förmlich ins Gesicht geschrieben. Als er nach dem letzten Anruf seines Vaters ins Wohnzimmer seiner Großeltern eintrat, wartete dort bereits seine Familie auf ihn.

    „Was wollte dein Vater schon wieder von dir?", fragte ihn seine Mutter Jill sofort, als sie in das zornige Gesicht ihres Sohnes blickte.

    „Na was wohl? Das, was er immer will. Mein Erzeuger begreift es einfach nicht. Er versucht ja schon seit Jahren unaufhörlich, mich als Aushängeschild für seine obskure Anwaltsfirma und deren halbseidene Mandanten anzuwerben. Da käme ich ihm als dekorierter Navypilot anscheinend gerade recht.

    Aber da hat er sich verrechnet. Ich finde auch ohne ihn eine Arbeit, die mir gefällt. Die Zeiten werden ja auch hier in Oregon wirtschaftlich so langsam wieder besser."

    „Ich hätte da eine Idee", warf an dieser Stelle Bills bisher nur zuhörende Schwester Stella in das Gespräch ein, ehe sie auch bereits in Richtung ihres Bruders fortfuhr:

    „Sprich doch mal mit meiner Freundin Annabelle Junot. Sie ist gebürtige Kanadierin, lebt aber schon seit drei Jahren in den USA. Sie führt derzeit im nahegelegenen Astoria, hier gleich um die Ecke, ein Transportunternehmen, das sie demnächst erweitern will.

    Ihre Firma ist die amerikanische Zweigstelle der von ihrem Großvater in Vancouver geleiteten kanadischen Mutterfirma. Soweit ich weiß, sucht sie wegen der geplante Erweiterung momentan noch Mitarbeiter. Wenn du möchtest, rufe ich sie mal an."

    „Schön – aber was soll ich denn bei ihr machen? Etwa Trucks fahren oder vielleicht Kisten in Lagerhallen stapeln?"

    „Quatsch, dann hätte ich dir gar nichts davon erzählt. Annabelle hat natürlich auch eine Truckflotte und drei Transportschiffe, die drüben am Hafen von Astoria stationiert sind.

    Darüber hinaus hat sie mir aber neulich erst gesagt, dass sie ihr Geschäft demnächst um eine Lufttransportsparte erweitern möchte. Dazu hat sich Anna schon drei Wasserflugzeuge gekauft und für die sucht sie noch immer nach erfahrenen Piloten."

    „Um was für Flugzeuge handelt es sich denn? Du weißt, dass ich im Krieg hauptsächlich einmotorige Jagdflugzeuge geflogen habe. Obwohl ich zeitweise auch als Kopilot auf einem PBY Catalina-Flugboot zur Aufklärung und zur Seenotrettung eingesetzt worden bin, wenn ich gerade mal wieder meine zerschossene Wildcat in den Bach geschmissen hatte."

    „Das trifft sich gut, denn den Begriff Catalina habe ich nämlich von Anna in diesem Zusammenhang ebenfalls schon mal gehört.

    Ich glaube, sie hat so ein Flugzeug in ihrem Inventar. Und dazu noch zwei weitere, zu Wasserflugzeugen umgebaute zweimotorige Maschinen, die sie der kanadischen Luftwaffe abgekauft hat. Die heißen, glaub’ ich Cessna Bobcat⁶, und sind alle auf dem Astoria Regional Airport stationiert."

    „Das hört sich doch gut an, Schwesterlein. Ich bin sehr interessiert", erwiderte der von der Rede seiner Schwester völlig überraschte Bill Turner, ehe er noch ergänzte:

    „Wie du ja inzwischen von mir weißt, ist Fliegen für mich mehr, als nur eine Profession. Es war zwar ursprünglich in meiner Jugend nur ein Hobby, aber jetzt ist

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