Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Computervirus: M-A-L-E-F-I-C-U-S-6-6-6
Computervirus: M-A-L-E-F-I-C-U-S-6-6-6
Computervirus: M-A-L-E-F-I-C-U-S-6-6-6
eBook284 Seiten3 Stunden

Computervirus: M-A-L-E-F-I-C-U-S-6-6-6

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Angebot!
0,99 € statt 2,99 €


Ein kleines menschenähnliches Wesen wird gefunden. Für viele Jahre verschwindet es in den geheimen Laboratorien des US-Geheimdienstes CIA. Dort muss es schlimmste Versuche über sich ergehen lassen. Als das Wesen die Nahrung verweigert und fast ums Leben kommt, ändert der Geheimdienst seine Verfahrensweise. Und als sich zeigt, wie überaus intelligent das Wesen ist, soll es an wichtigen Forschungen teilnehmen. So auch an der Erforschung eines Stimulators, mit dem sich Befehle an Ratten übermitteln lassen. Heimlich entwickelt das Wesen den Stimulator weiter, bis er zur Fernsteuerung von Menschen taugt …
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum28. Nov. 2014
ISBN9783738006285
Computervirus: M-A-L-E-F-I-C-U-S-6-6-6

Ähnlich wie Computervirus

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Computervirus

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Computervirus - Konstantin Forcera

    Kapitel 1

    Jedes Jahr wird in den Medien über die Entdeckung neuer Lebewesen berichtet:

    So war in einem Magazin über eine Spinne zu lesen, die Caerostris darwini, die in Madagaskar riesige Netze an 25 Meter langen Spinnfäden verankert. Aufsehen erregte auch der Bericht über einen Blutegel Namens Tyrannobdella rex, der in der Nase eines peruanischen Mädchens gefunden wurde. Ferner erschien in einer Fachzeitschrift ein zweiseitiger Artikel über eine zwei Meter lange Echse, die Varanus bitatawa, die in philippinischen Bäumen lebt. Eine Antilope, die Philantomba walteri, welche nur 40 Zentimeter misst und in den Regenwäldern Westafrikas zuhause ist, schaffte es nicht nur auf die Titelseite eines Fachblattes sondern auch auf eine Briefmarke. Die Seefledermaus, Halieutichthys intermedius, die auf Stummelflossen, über den Grund des Golfs von Mexiko hüpft, hingegen sogar in einen Dokumentarfilm.

    Das waren jetzt fünf von vielen Arten, die Jahr für Jahr neu von der Wissenschaft entdeckt und die in die Liste der bestehenden Arten aufgenommen werden. Und jedes Jahr kommen einige weitere tausend Spezies dazu.

    Viele dieser Lebewesen sind in den entlegensten Gebieten unserer Erde zuhause und manche davon so versteckt, dass es mehr als nur einem Zufall bedurfte, dass sie aufgespürt wurden.

    Hin und wieder gibt es auch Neuentdeckungen mitten unter uns: So wurde kürzlich über eine in Deutschland gefundene Wespenart berichtet. Und in Italien, in der Region um den Gardasee, wurde eine neue Fledermausart auf Zelluloid gebannt und in den Nachrichten gezeigt.

                Gelegentlich wird auch von Sichtungen bereits ausgestorbener Tierarten berichtet. Erwähnenswert ist der Tasmanische Beutelwolf, der seit 1936 als ausgestorben gilt, aber seither in Berichten von Rucksacktouristen immer wieder auftaucht. Zahlreiche ungenaue Fotos zeugen von diesen Begegnungen, die in bestimmten Foren im Internet zu finden sind. Auch die karibische Mönchsrobbe, die seit 2008 als ausgestorben gilt, taucht regelmäßig in Berichten von Seefahrern auf, die sie gesehen haben wollen und von der ebenfalls Bilder in diesen Foren existieren.

                Daneben gibt es auch Berichte in einschlägigen Medien, von Menschen, die angeben, Wesen gesehen zu haben, die mehr der Fabelwelt zuzuordnen sind, als unserer: Darunter fallen der Yeti, wie auch Zwerge, Wichte, Elfen, Kobolde & Co.

                Nicht alle dieser Sichtungen sind jedoch auf Spinnereien einzelner zurückzuführen und manche dürften durchaus einen wahren Hintergrund haben ...

                Die Liste wiederaufgefundener, zuvor ausgestorben geglaubter, Tierarten ist lang; die Liste noch nicht entdeckter Arten scheinbar unendlich. Inzwischen geht die Wissenschaft davon aus, dass geschätzte 86 Prozent der Landlebewesen sowie 91 Prozent der Meereslebewesen noch gar nicht erfasst sind.

    Kapitel 2

    26. Dezember 1980 Bentwaters-Woodbrigde, England.

    Ein Jeep raste in den frühen Morgenstunden des 26.12.1980 über eine unbefestigte Straße. Drei Militärangehörige befanden sich in dem Jeep. Auf den Vordersitzen die beiden Airmen Petrakes und Johnson, auf der Rückbank saß ein Funker namens Price. Petrakes fuhr. Wie ein Verrückter heizte er mit dem Jeep über den Feldweg auf ein Waldstück zu. Zuvor hatten sie von ihrem Stützpunkt aus ein Flugobjekt am Himmel wahrgenommen, das im Zickzackkurs über den Rendlesham Forest flog und anschließend zwischen den Bäumen verschwand. Sie gingen von einem Flugzeugabsturz aus. Jetzt sahen sie aus dem Wald ein helles Leuchten.

                »Der Funkkontakt zur Basis wird schwächer«, rief Price. »Hallo Stützpunkt ... Hallo Stützpunkt.« Price drehte sich zu Johnson. »Der Empfang ist fast weg«, sagte er.

    Petrakes verringerte die Geschwindigkeit. Price drehte an der Sendereinstellung am Funkgerät herum.

                »Zum Teufel«, fluchte er, »je weiter wir uns von der Basis entfernen, desto schlechter wird der Empfang. Wenn das so weitergeht reißt er ganz ab.«

    Mit einem Ruck brachte Petrakes den Wagen zum Stehen.

                »Wir gehen zu Fuß weiter!«, befahl Petrakes. »Bleiben Sie hier und halten Sie den Kontakt aufrecht!«

    Petrakes und Johnson liefen im Laufschritt in den Wald. Als sie sich der Stelle näherten, wo sie das Leuchten gesehen hatten, sahen sie zwischen Bäumen ein metallisches Objekt in Form eines Dreiecks. Petrakes und Johnson hielten die Luft an und gingen auf Zehenspitzen weiter. Und dann sahen sie sie ...

    28. Dezember 1980 Bentwaters-Woodbrigde, England.

    Lieutenant General John Penniston war sauer. Er war am Vortag von Area 51 in Nevada aufgebrochen und hatte in einer lauten und unbequemen Militärmaschine den Atlantik überquert, um dieser lächerlichen Meldung dreier, wahrscheinlich unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stehender, Airmen nachzugehen, die behaupteten, sie hätten ein UFO sowie mehrere extraterrestrische Lebensformen in der Nähe ihres Stützpunkts gesehen.

    Solche Meldungen gab es immer wieder und normalerweise zählte es nicht zu Pennistons Aufgaben ihnen nachzuspüren. Doch diesmal hatten es seine Vorgesetzten offenbar für angebracht gehalten, einen Fachmann hinzuzuziehen.

    Häufig handelte es sich bei derartigen Meldungen, um Aussagen von Zivilisten, die Lichterscheinungen am Himmel falsch interpretiert hatten. In der Regel waren es Positionslichter von Luftfahrzeugen, die sie fehlgedeutet hatten; oder es hatte sich um das normale Flackern von Sternen gehandelt – eine optische Täuschung, die auf ein Zusammenspiel mit dünnen Wolken zurückzuführen war. Aufgefundene Gegenstände entpuppten sich meist als verlorengegangene Teile von Flugzeugen. Besonders oft wurden auch Überreste von Drachen oder Wetterballons entdeckt, manchmal auch Teile von Satelliten. Und in noch selteneren Fällen handelte es sich um Meteoriten, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre für eine Leuchterscheinung gesorgt hatten.

    Dass aber gleich drei Militärangehörige, unter ihnen ein Sicherheitsoffizier, die Meldung absetzten, sie hätten kleine humanoide Wesen in Nähe eines seltsamen dreieckigen Flugobjekts beobachtet, die miteinander kommunizierten, war erstmalig.

                Lieutenant General John Penniston hatte 1971 einen Bachelor in Molekularer Biologie an der University of California, Los Angeles erworben. 1976 folgte der Ph.D. in Biochemie. Anschließend wurde ihm eine Stelle als Post-Doktorand am Massachusetts Institute of Technologie angeboten, dort war er zunächst als Assistent Professor tätig, dann als Associate Professor. Doch dann erhielt seine Karriere, zum Unverständnis seiner Kollegen, einen Knick. Er gab seine Stelle auf und ging nach Atlanta, Georgia, um sich um eine kranke Tante zu kümmern. In Wirklichkeit jedoch hatte ihn die Central Intelligence Agency abgeworben. Penniston wechselte ins DS&T – Directorate of Science & Technology – eine Unterabteilung des CIA, wo er die Karriereleiter zügig nach oben gelangte. Inzwischen gehörte er weltweit zu den zehn führenden Kapazitäten was extraterrestrische Lebensformen betraf und die Hälfte dieser Experten arbeitete auf seinem Stützpunkt. Dort war er inzwischen zum Leiter einer Forschungsabteilung aufgestiegen, mit einem Dutzend untergebener Wissenschaftlern, und zwei weiteren Dutzend Militärangehörigen, die ebenso unter seinem Befehl standen. 

                Jetzt stolperte er, in einen weißen Schutzanzug gekleidet,  mit den beiden Airmen Petrakes und Johnson, die ebenfalls einen Schutzanzug trugen, durch ein Waldstück im Rendlesham-Forest, auf der Suche nach auswertbaren Materialien von was-auch-immer. In der rechten Hand trug er einen schweren Aluminiumkoffer, in dem sich allerlei Werkzeuge und Utensilien befanden, falls sie einen Fund tätigten und Proben zu entnehmen waren. Mit seiner freien Hand schob er Zweige und Äste zur Seite, die im Weg waren. Die Temperatur betrug 2 Grad, es war ein nasskalter Tag mit immer wieder kleinen Nieselschauern. Über den Bäumen hing leichter Nebel und der Himmel war grau verhangen.

    Penniston fühlte sich miserabel, der lange Flug hatte ihn ausgelaugt. Er war übermüdet und es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren. Dazu fror er bis auf die Knochen, in Nevada war es um mindestens zehn Grad wärmer gewesen. Ein widerspenstiger Ast, den er mit der Hand seitwärts gedrückt hielt, entglitt seinen Fingern und peitschte ihm ins Gesicht. Penniston stieß einen Fluch aus. Er fasste sich an die Stelle, wo ihn der Ast getroffen hatte und stellte eine Schramme fest. Unbeirrt stapfte Penniston weiter zwischen den Bäumen hindurch. Auch wenn er sich das ganze Gesicht zerkratzte, wollte er sich nicht aufhalten lassen. Je schneller er die Sache hinter sich bringen konnte, umso eher würde er in den Staaten zurück sein, wo er an einer wichtigen Forschung weiterarbeiten konnte. Inzwischen hatten sich er, Petrakes und Johnson aufgeteilt. Auf diese Weise konnten sie den Wald schneller und großflächiger absuchen. Petrakes und Johnson bahnten sich linker Hand von ihm einen Weg durch das Gehölz. Die Bäume standen dicht aneinander und es ließen sich nur noch ihre entfernten Schritte vernehmen, die durch das Laub pflügten.

    Wenige Meter von sich entfernt sah Penniston, zwischen ein paar Bäumen hindurch, ein metallisches Glitzern. Genauso wie er es sich vorgestellt hatte, fand er die Überreste eines Wetterballons. Dreieckig und etwa 2 mal 2,5 Meter groß. Es gehörte schon viel Phantasie dazu, darin ein UFO zu sehen. Penniston hielt nach weiteren Teilstücken Ausschau. Weiter vorne war eine Lichtung, er hielt darauf zu. Als er aus dem Wald ins Freie trat, sah er, umgeben von einer grasbewachsenen Insel, eine einfache Blockhütte auf einer Lichtung stehen. Penniston stapfte durch das taunasse Gras auf die Hütte zu. Als er die Waldwiese zur Hälfte überquert hatte, waren ihm Schuhe und Hose bis zu den Waden rauf nass geworden.

    Die Hütte wirkte baufällig und verlassen. Das Fenster neben dem Eingang war mit Holzplatten vernagelt. Penniston wollte prüfen, ob es weitere Möglichkeiten gab, von wo aus er einen Blick ins Innere werfen konnte. Er umrundete die Hütte, auf der Suche nach einem Fenster. Aber die Rückseite, wie auch beide Flanken, waren vollkommen tür- und fensterlos.

    Wieder vorne angelangt, entschloss er sich nachzusehen, ob nicht abgeschlossen war. Entgegen seiner Erwartung ließ sich die Klinke, begleitet von einem Knarzen, herunterdrücken. Penniston schob die Tür auf, die widerspenstig nachgab, und ging ein paar Schritte hinein. Er wischte sich Spinnweben aus dem Gesicht, die von der Decke gehangen hatten und an ihm kleben geblieben waren.

    Das Innere war spärlich mit wenigen Möbeln eingerichtet. Nah des Eingangs befand sich links ein einfacher rechteckiger Tisch, davor, an der Längsseite standen zwei Stühle, einen Meter entfernt eine alte Küchenvitrine. Ansonsten war die Hütte leer, bis auf eine dicke Staubschicht, die alles bedeckte. Penniston wollte schon kehrt machen, da bemerkte er eine schwache Bewegung in der gegenüberliegenden Ecke. Penniston ging darauf zu, was er zu sehen bekam, ließ ihn schlagartig hellwach werden. Ein kleines Männchen, etwa 8 cm groß. Als Penniston seine Hand danach ausstreckte, war es vor Schreck ganz starr.

    Mitte August 2013, Irvine, Orange County (Kalifornien)

    32 Jahre später

    Der San Bernadino Forest mit seinen bewaldeten Hügeln, in orange- und feuerrotes Licht der Abendsonne getaucht, erhob sich hinter den Dächern von Irvine wie auf einer kitschigen Postkarte.

    Obwohl die Temperatur seit der Mittagszeit nachgelassen hatte, war es noch immer so heiß, dass sich die Bewohner seit Tagesanbruch in ihren klimatisierten Wohnungen verbarrikadiert hielten. Diejenigen, die ihre Einkäufe aufgeschoben hatten, würden erst rauskommen, wenn die Nacht hereingebrochen war.

    Über dem alten Wohnhaus in der Main Street lag eine träge Stille, weitab dem Großstadtgetriebe, der nur knapp zweiundvierzig Meilen entfernten Millionenmetropole, Los Angeles.

    Mrs. Brownington kehrte aus ihrem Garten zurück, den sie ein paar Meter abseits von ihrer Wohnung gemietet hatte, und wo sie Gemüse und Salate anbaute. Trotz der anhaltenden Hitze war sie noch raus, die Pflanzen gießen, bevor sie eingingen. Mrs. Brownington war Ende siebzig und nicht mehr gut zu Fuß. Sie schob einen Rollator vor sich her. Linkseitig des Rollators war mithilfe eines Klettverschlusses eine Krücke befestigt, davor ein Korb, in dem Gartenwerkzeug und frisch geerntetes Gemüse lag. Mrs. Brownington lenkte den Rollator durch den Hauseingang und ließ ihn dann vor dem Treppenaufgang stehen. Sie öffnete den Klettverschluss und nahm die Krücke vom Gefährt.

    Mit der freien Hand griff sie sich den Korb und mühte sich dann Stufe für die Stufe die Treppe zu ihrer Wohnung in den ersten Stock hoch.

    *

    Indessen wurde das geschäftige Treiben, das in der Wohnung herrschte, von Warnrufen durchbrochen.

                »Mrs. Brownington kommt! Mrs. Brownington kommt!«, rief ein kleines Männchen, das kaum größer war als ein Daumen, während es vom Flur in Richtung Küche rannte. Es rannte eine etwa fünfzig Zentimeter breite Schneise entlang, hindurch zwischen meterhohen Stapeln kleinerer und größerer Kartons und aufgeschichteter Kleidung – vorbei an Bergen mit alten Zeitschriften und Werbeprospekten aus vergangenen Tagen – es wich geschickt einem Kleiderbügel aus, der auf den Boden gefallen war, und sprang mit gedehnten Schritten über im Weg befindliche Teppichfalten, blieb aber dann, noch vor der Türe zum Wohnzimmer, mit dem Fuß am Telefonkabel hängen. Der Wicht geriet ins Trudeln, flog in hohem Bogen hin und schlitterte zwanzig Zentimeter auf dem Bauch, bis er liegen blieb. Sofort sprang er wieder auf die Beine und lief noch schneller weiter.

                »Mrs. Brownington kommt!«, keuchte er.

    Mrs. Brownington war ein Messie und unterhielt in ihrer Wohnung chronische Unordnung. Links und rechts des Korridors befanden sich unterschiedlich hohe Berge aufgetürmter Wäsche, neben Stapeln an aufgeschichteten Zeitschriften und Kartons. Über diesen Stapeln befanden sich an Regalen, Hängeschränken und Türpfosten, aus der Mode gekommene Kleidungsstücke: Jacken, Mäntel, Nachthemden und Blusen, die an Bügeln hingen und ihre beste Zeit längst hinter sich hatten, aber jetzt als nutzlose Staubfänger den Platz wegnahmen. Die Wohnung war düster und das meiste Licht drang spärlich durch das von altertümlichen Vorhängen zu zwei Dritteln verhängte Fenster im Wohnzimmer. Der Geruch von verbranntem Fett und angebrannten Essen hing in der Luft. Und in der Küche ragte, durch einen Rauchschleier hindurch, der bedrohliche Umriss eines schweren eisernen Topfes, der auf dem Herd stand und dessen Inhalt, grüne Bohnen, munter vor sich hin dampften.

    Jetzt kam der kleine Wicht, der mit Namen Sirius hieß, in die Küche gerannt. Er war ganz außer Atem.

                »Mrs. Brownington kommt!«, rief er panisch. »Sie hat schon den Schlüssel ins Schloss gesteckt!«

    Aufregung machte sich breit. Ein paar ebenso kleine Wichte wuselten neben dem Herd über die Arbeitsplatte. Sie verschwanden in einem kleinen Spalt hinter einem Berg mit Lebensmitteln – bestehend aus Backmischungen, Fertigsuppen, Gewürzen und diversen Kekspackungen. Zuletzt sah man einen dicklichen Wicht, der sich eine der dampfenden Bohne geschultert hatte und unter dessen Last er schnaubend wie eine Lokomotive über die Arbeitsplatte hastete. Sekundenbruchteile darauf war auch er im Spalt verschwunden. Dann war der Spuk zu Ende.

                Etwa eine halbe Minute später kam Mrs. Brownington in die Küche.

                »Oh je«, stöhnte sie entsetzt, als sie den Qualm sah, »ich hab wohl mal wieder vergessen den Herd auszumachen«,

    Mrs. Brownington drehte den Schalter, bis die Markierung mit der Null nach oben zeigte, und schob den Topf von der Herdplatte. Danach ging sie ins Wohnzimmer und ließ sich in ihren Fernsehsessel sinken. Sie hatte zwei anstrengende Stunden im Garten verbracht und fühlte sich jetzt mehr als entkräftet. Ein paar Minuten später war sie vor Erschöpfung, mit einem Werbeprospekt in der Hand, eingenickt.

    Einige Meter entfernt befand sich in der Wand ein alter Kabelschacht, folgte man ihm hindurch gelangte man in den hinteren Bereich der Wohnung. Dieser Schacht maß nur wenige Zentimeter, und war gerade hoch und breit genug, dass die Wichte durchpassten. Wollte Mrs. Brownington in diesen Teil der Wohnung, führte gegenüber dem Schlafzimmer ein schmaler Gang zu dem abgelegenen Raum, der bis obenhin vollgestellt war. Nur an der vorderen Seite befand sich ein freigebliebener Bereich, der zu einem Fenster führte, das sich aber nur noch kippen ließ, da der Griff nicht mehr vollständig herumzudrehen war.

    Linker Hand des Durchgangs befand sich noch der Gefrierschrank, in dem Mrs. Brownington dann und wann Essen einfror. Doch auch diesen benutzte sie selten. Eigentlich nur in den Wintermonaten, wenn es kein frisches Gemüse aus dem Garten gab.

                Der hintere Teil des Raumes, etwa fünf mal fünf Meter, also vom Gefrierschrank bis zur Wand, war von verschiedensten Mobiliar, Kisten, Kartons und Krimkrams zugestellt. Und genau dort, in der hintersten Ecke, in jenem Abschnitt den Mrs. Brownington schon Jahrzehnte nicht mehr betreten hatte, weil ein Durchkommen schlicht unmöglich war, hatten sich die Wichte ihr Zuhause eingerichtet.

                Aus übereinander gestapelten Kartons, einigen anderen Behältnissen wie Keks- und Lunchdosen, sowie zwei großen Puppenhäusern – welche noch von Mrs. Browningthons Töchtern stammten, die längst aus dem Haus waren –, hatten sie sich ein Domizil erschaffen, das sich über mehrere Etagen erstreckte. Im zweiten Geschoss, zwischen den Puppenhäusern, befand sich ein Bereich, der als Gemeinschaftsraum genutzt wurde. Hier standen zwei zerschlissene knuddelige Sofas, einige Sessel, ein paar Stühle, wie auch andere Sitzgelegenheiten, mit wackeligen Tischen davor. In einer der Ecken stand ein gebrechlicher Schaukelstuhl. Ein paar der Wichte lümmelten in den Sesseln und Sofas, und einer hatte es sich in dem Schaukelstuhl bequem gemacht.

    Es waren etwa zwanzig der seltsamen Geschöpfe.

                »Wir müssen besser aufpassen«, sagte Sirius. Er war der kleine Wicht, der zuvor die anderen vor der nahenden Mrs. Brownington gewarnt hatte.

    Sirius sah zornig drein. Immer wenn Mrs. Brownington vom Garten erwartet wurde, fiel einigen plötzlich ein, dass sie Hunger hatten, und noch in die Küche mussten. Dem nicht genug, wurde meist der Herd angestellt, um Essen aufzuwärmen.

    So war es nicht das erste Mal passiert, dass sie von Mrs. Brownington überrascht wurden, und sie gezwungen waren, alles liegen und stehen zu lassen. Ohne vorher Gelegenheit zu haben, die Spuren zu beseitigen.

    Bisher hatte es Mrs. Brownington immer auf ihre Vergesslichkeit geschoben, wenn sie eine der Herdplatten angeschaltet vorgefunden hatte, doch was, wenn sie eines Tages Verdacht schöpfte?

                »Auch wenn Mrs. Brownington schon etwas altersschwach ist und nicht so schnell zu Fuß, heißt das nicht, dass sie uns eines Tages nicht entdecken könnte«, schimpfte Sirius.

                »Ach, lass mal«, sagte der Wicht, der im Schaukelstuhl saß. Es handelte sich um den Dicken – derjenige, der sich zuvor mit der Bohne abgeplagt hatte. Er hörte auf den Namen Harley.

    Harley stopfte sich demonstrativ ein großes Stück Bohne in den Mund, kaute genießerisch darauf herum, und nachdem er heruntergeschluckt hatte, rülpste er laut.

                »Wenn wir gelegentlich mal kochen, ist das nicht minder so gefährlich, wie deine stümperhaften Versuche Erfindungen zu machen. Das letzte Mal hast du die ganze Kolonie unter Wasser gesetzt – schon vergessen?«

                »Das war nicht meine Schuld«, wies Sirius die Anschuldigung zurück, »der Schlauch ist von der Kupplung abgegangen. Es war ein Materialfehler!«

                »So so – Materialfehler – nennt man das also«, lachte Harley gehässig.

    * * *

                Es war im letzten Winter. Nachdem die Anzeige des Thermometers tagelang unter zehn Grad zeigte, war Sirius auf die Idee gekommen, in der Kolonie eine Zentralheizung zu installieren. Nach einigem Stöbern fand er in Mrs. Browningtons Sammelsurium einen alten Aquarium-Schlauch und schloss diesen an der Entlüftungsschraube des Heizkörpers an. Doch als das heiße Wasser durchlief, dehnte sich der Schlauch und löste sich von einem Verbindungstück. In kürzester Zeit war der Gemeinschaftsraum überflutet und alle standen bis zu den Knien im Wasser und waren stundenlang damit beschäftigt, das schwarze und übelriechende Heizungswasser herauszubekommen.

    * * *

                Harley nahm demonstrativ einen weiteren Bissen von der Bohne, er wusste, dass es Sirius fuchsteufelswild machte, wenn er ihn mit Nichtbeachtung strafte.

                »Seit sie einen Garten hat, schmeckt es viel besser«, gab er mit aufgesetzter Zufriedenheit von sich.

                »Du hasst doch nur dein Essen im Kopf!«, schimpfte Sirius.

                Essen war Harleys wunder Punkt und ein Thema, auf das er äußerst empfindlich reagierte, wenn es ihm jemand vorhielt. In sekundenschnelle geriet er in Zorn.

                »Na und – mir schmeckt’s halt!«, knurrte er. »AUSSERDEM GEHT’S DICH GAR NICHTS AN, WENN WIR UNS WAS ZU ESSEN MACHEN!«

    Die letzten Worte hatte Harley nur so heraus geschrien.

                »DAS IST MIR AUCH EGAL. IHR

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1