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Erinnerungen eines Lausbuben
Erinnerungen eines Lausbuben
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eBook70 Seiten51 Minuten

Erinnerungen eines Lausbuben

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Über dieses E-Book

Der Band erzählt fünfzehn zum Teil heitere, zum Teil nachdenklich machende Episoden aus dem Leben eines Lausbuben. Der Reigen zieht sich von seiner Geburt (Mein erster Akt) über die Flucht aus Schlesien (Die Flucht), das erste Treffen mit seinem Papa (Der Fremde mit der Schokolade), den gestrengen Erziehungsmethoden seiner Eltern (Prügel im Theater-Foyer), seltsame neue Erfindungen (Bis nach Amerika gucken), die Nachkriegszeit (Der Kriegsheimkehrer), das wilde Lagerleben als Jungschärler (Die Geisterstunde), Schulstreiche (Der Klassenstreik), wie Papa zu seinem Beruf als Opernsänger kam (Oh mein Papa ...), einer Klassenfahrt nach Paris mit Strip-Lokal-Besuch (La Boule Noire), seiner Zeit in einer Mädchenschule (Neunzehn Mädchen Huckepack), einer gefährlichen Seepasssage (Poseidon lässt grüßen), einer weiteren Mädchenschulepisode (Der Wasch(t)raum), seine erste Liebe (Und ewig lockt das Weib) bis hin zu einer Nahtoderfahrung (Zurück aus einer anderen Welt) ...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum7. Apr. 2013
ISBN9783847634195
Erinnerungen eines Lausbuben

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    Buchvorschau

    Erinnerungen eines Lausbuben - Attila Jo Ebersbach

    Mein erster Akt

    Geburtstagsoper, die Erste

    Mein Leben begann, als Papa die Türe aufriss und eilig in Stadingers Schmiedewerkstatt trat.

    „He, Konrad!", rief er und ging auf den Grafen zu.

    Der drehte sich um. „Was gibt’s?"

    „’ne Neuigkeit, flüsterte er. „Nicht weit von hier, da hält ein Wagen, ich höre fragen und schau hinein; wer, denk ich, kann das wohl sein?

    „So sprich: Wer war’s?"

    „Das Fräulein von Katzenstein, Eure Braut."

    „Hol sie der Teufel!", fluchte der Graf und machte mit der Hand eine Bewegung, als schleudere er ein lästiges Insekt von sich.

    Es war genau zwanzig Uhr sechzehn. Während Papa als Knappe Georg und sein Herr, der Graf von Liebenau, die sich beide bei Stadinger als Schmiedegesellen eingeschlichen hatten, in Lortzings Komischer Oper „Der Waffenschmied" darüber nachdachten, wie sie es anstellen könnten, das ungeliebte Fräulein von Katzenstein loszuwerden und an ihrer Stelle Stadingers Tochter als Braut für den Grafen zu gewinnen – da tat ich meinen ersten Schrei.

    Am Nachmittag hatte Papa meine Mutter in die Klinik begleitet und es war abzusehen, dass ich im Laufe der kommenden Stunden eintreffen würde. Meine Eltern hatten vereinbart, dass die Hebamme sofort nach meiner Geburt den Inspizienten im Theater anrufen und ihm durchgeben solle, ob die Geburt gut verlaufen und ob es ein Junge oder ein Mädchen sei. Denn begreiflicherweise saß Papa wie auf glühenden Kohlen. Ein Anruf beim Inspizienten, der hinter der Bühne sozusagen die Fäden in der Hand hält, ist der kürzeste Weg für eine solche Nachricht. Doch Papa hatte just in dem Moment seinen Einsatz, als das Telefon klingelte.

    In Windeseile sprach sich die Neuigkeit hinter der Bühne herum. Und wer Theaterleute kennt, der weiß, dass diese stets zu einem Spaß auf Kosten ihrer Kollegen aufgelegt sind. Potz Donner! Hier war sie wieder, die Gelegenheit, einen „lieben Kollegen" aufs Glatteis zu führen! Und sie vereinbarten strengstes Stillschweigen untereinander.

    Zwischen dem ersten und dem zweiten Akt erforderte der Umbau der Kulissen eine kleine Pause. Diese nutzten einige der Sänger, die Bekannte im Publikum hatten, denen mitzuteilen, dass der Darsteller des Georg vor wenigen Minuten Vater eines strammen Jungen geworden war und baten um ihre Unterstützung bei dem Streich.

    Die erzählten es ihren Sitznachbarn, die wiederum den ihren, und bald wusste das ganze Theater Bescheid, auch die, die im ersten Auftritt mit Papa auf der Bühne gewesen waren. Nur mein armer Vater bekam in seiner Arglosigkeit von alledem nicht das Geringste mit.

    Dann kam die Stelle, an der der Schmiedemeister Stadinger seinem Gesellen Georg die Hand seiner Tochter anbietet, damit der Graf endlich von ihr ablasse, die Georg aber natürlich aus Rücksicht auf seinen Herrn mit allen möglichen und unmöglichen Ausreden auszuschlagen versucht.

    Der Meister, erbost darüber, zitiert Georg zum Fest des Jubiläums seiner fünfundzwanzigjährigen Meisterschaft mit den Worten:

    „Nun schweigst du still, sprichst nicht mehr drein. Du findst beim heut’gen Fest dich ein; dort wird, wie sich’s gebührt, Verlobung deklariert."

    Georg will auf keinen Fall an diesem Fest teilnehmen, wird gewaltsam herbeigeholt und muss ein Lied singen. In diesem ist die Rede von „einem jungen Springinsfeld", der auf Reisen geht, Ehre, Gut und Geld erwerben will und nach gescheitertem Abenteuer reumütig wieder zurückkehrt.

    „Ich stand ziemlich weit vorn, direkt am Orchestergraben und sang mein Lied dem Publikum zugewandt, begann Papa, als er mir die Geschichte später einmal erzählte. „Plötzlich fiel mir auf, dass sich im Saal eine mir unerklärliche Unruhe breitmachte. ‚Was machst du falsch‘, dachte ich irritiert und schaute an mir herunter, ob vielleicht irgendwelche Knöpfe offen standen oder dergleichen. Aber dem war nicht so. Nach und nach standen immer mehr Besucher auf, winkten und lachten zu mir herauf ...

    „Kam dir nicht in den Sinn, unterbrach ich ihn, „dass es vielleicht irgendwie mit meiner Geburt zu tun haben könnte?

    „Wo denkst du hin!, lachte Papa. „Wie hätte ich denn ahnen können, dass das Publikum eingeweiht war? Ich musste doch davon ausgehen, dass du noch nicht geboren warst und irgendwann ein Anruf aus dem Krankenhaus käme. Ich sah, wie die Erinnerung ihn einholte, denn auf seiner Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen.

    „Stell dir vor", fuhr er fort, „ich war so durcheinander, dass ich mich wie ein Anfänger verhedderte und fast weiterzusingen vergaß. Wie besoffen fühlte ich mich und muss ein saudummes Gesicht gemacht haben, denn das Lachen schwoll immer

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