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Nachrichten aus dem Exil: Die wahre Geschichte des Jesus von Nazareth
Nachrichten aus dem Exil: Die wahre Geschichte des Jesus von Nazareth
Nachrichten aus dem Exil: Die wahre Geschichte des Jesus von Nazareth
eBook656 Seiten8 Stunden

Nachrichten aus dem Exil: Die wahre Geschichte des Jesus von Nazareth

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Über dieses E-Book

Jesus ein Mensch, der die Kreuzigung überlebt hat! Ist das Blasphemie oder eine Überlegung Wert?
Was wäre, wenn wir Jesus nicht als Gottessohn betrachten würden sondern als wahren Menschen, wie du und ich es sind?
Wir könnten uns an ihm messen und versuchen in seine Fußstapfen zu treten. Und es gäbe keine Ausflüchte dass wir ihm ja doch nie nahe kommen könnten. Jesu Lebensleistung wird größer, wenn man ihn als Menshcen betrachtet. Genau das tue ich in meinem Roman. Ich lasse ihn schildern, wie er seine Überzeugungen entwickelte und seinen Glauben fand. Dabei war und ist er einer der ersten Humanisten und Naturverehrer. Er macht keine Unterschiede zwischen Mann und Frau und er liebt das Leben. Jesu Leben ist bewundernswert, gerade wenn man davon ausgeht, das er ein Mensch war!
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Okt. 2016
ISBN9783738088687
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    Buchvorschau

    Nachrichten aus dem Exil - Hannes Hanses

    Prolog

    Nachrichten aus dem Exil

    Die wahre Geschichte des Jesus von Nazareth

    übersetzt aus dem Aramäischen

    ein Roman

    von

    Hannes Hanses

    Und sie führten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten …

    Und sie brachten ihn zu der Stätte Golgatha, dass übersetzt Schädelstätte heißt.

    Und sie kreuzigten ihn.

    Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los, wer was bekommen solle.

    Und es war die dritte Stunde, dass sie ihn kreuzigten.

    Und es stand über ihm geschrieben welche Schuld man ihm gab:

    Der König der Juden!’

    Und sie kreuzigten mit ihm zwei Zeloten, einen zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken.

    Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land, bis zur neunten Stunde.

    Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut:

    Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

    Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken

    Aber Jesus schrie abermals laut und verschied"

    Markus, 15, 20-37

    „ … Ich weiß, der Herr führt die Sache der Armen, er verhilft den Gebeugten zum Recht.

    Deinen Namen preisen nur die Gerechten, vor deinem Angesicht dürfen nur die Redlichen bleiben."

    Psalm 140, 13-14

    Abba

    Abba, der Du unser aller Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde und aller Geschöpfe auf dem weiten Erdenrund bist und dort oben im Himmel über alles so gnädig und gütig wachst, Dein nahes Gottes-Reich möge bald hier auf Erden errichtet werden. Dein Wille möge geschehen, im Himmel und auch hier auf Erden, denn Du allein weißt um die Zusammenhänge Deiner Schöpfung. Du bist der Weg und das Ziel.

    Gib uns, was wir zum täglichen Überleben benötigen, damit wir nicht von der Mühsal des Alltags zu sehr bedrückt und belastet sind und dadurch unsere Herzen und Augen für Deine Wunder und Dein nahes Reich verschlossen haben. Wir wollen das Brot nicht geschenkt, denn wir wissen, dass man sich sein Essen verdienen muss und sich Deiner gnädig erweisen sollte. Aber bitte verteile alles gerecht, so dass alle Geschöpfe an deinem Tisch Platz finden und niemand aufgrund von Armut, Krankheit, anderer Mängel oder gar seines Geschlechtes von deinem Tisch ausgeschlossen ist, so wie es uns die Priester und Schriftgelehrten einreden wollen.

    Und bitte vergib uns unsere Schuld die wir jeden Tag auf uns laden dadurch, dass wir unsere Schwächen zulassen dadurch, dass wir nach Macht und Besitz streben und besonders dadurch, dass wir unser Gegenüber nicht achten und lieben. Damit Du uns vergeben kannst, wollen wir zuerst denen vergeben, die in unserer Schuld stehen.

    Und bitte schütze uns vor den Versuchungen des Alltags und schütze uns vor dem Bösen das durch uns Menschen, unseren Hass, unsere Gier und unseren Neid in Deine Welt hinein getragen wurde und wird.

    Denn wir möchten in Dein nahes Reich eingehen dürfen. Wir möchten Deine Kraft und Deine Liebe spüren dürfen. Wir wünschen uns Deine Herrlichkeit zu schauen und das in alle Ewigkeit, die Dein nahes Reich hier auf Erden dauern wird.

    So möge es geschehen. Amen."

    Ich schreibe euch heute, meine lieben Schwestern und Brüder, da ihr auf eurer Flucht aus Jerusalem vor den drohenden Auseinandersetzungen zwischen den radikalen jüdischen Kräften und den Römern in Pella¹ eine neue Heimat gefunden habt.

    Seit meiner Kreuzigung am 7. April 30², in meinem 37. Lebensjahr, die ich, wie ihr wohl wisst, überlebt habe, sind nunmehr 36 Jahre vergangen. Nun muss ich aber versuchen der Entwicklung Einhalt zu gebieten, die sich unter der Federführung des Paulus bis heute hin zeigt.

    Ich habe gehört was über mich berichtet wird und kann es kaum glauben.

    Immer wieder habe ich „die Zwölf" beschworen mein Andenken in Ehren zu halten.

    Ich habe mir Petrus ausgewählt als denjenigen, der den anderen vorstehen soll, gerade weil er schwach und zögerlich ist.

    Er hat keine eigenen Ideen und deshalb hätte er meine Worte getreu wiedergegeben und bewahrt.

    Mit ihm hätten sich meine Gedanken, Worte und Ideen erhalten, wären rein geblieben und vielleicht hätte sich eine kleine Gemeinde gebildet, eine Sekte, die getreu meiner Vision die Nächstenliebe und die Liebe zu unserem einen Gott praktiziert hätte. Vielleicht hätte unser gemeinsamer jüdischer Glaube davon profitiert.

    Doch zu meinem Entsetzen hat sich alles anders entwickelt.

    Ich bin in eine Rolle gedrängt worden die ich nie spielen wollte.

    Zuerst haben mich der Sanhedrin und der „Hohe Priester" benutzt um ihre Position in der Auseinandersetzung mit dem römischen Protektorat zu festigen.

    Ich wurde zu einem „Spielball" in ihrem Machtspiel.

    Heute werde ich von einem Mann benutzt, der sich Paulus nennt, einst ein fanatischer Gegner meiner Gedanken und Anhänger, später aber – wie mir heute scheint – ein Mensch der erkannt hat, dass er seine Nichtigkeit und seine Unbedeutsamkeit dadurch aufheben kann, indem er sich vermeintlich in den Dienst meiner Worte und Visionen stellt.

    Ich muss leider erkennen, er war erfolgreich.

    Heute „verkauft er seine Worte in „meinem Gewand, ist in der mir bekannten Welt berühmt und Anführer einer großen Zahl von Anhängern.

    Wäre ich eitel, so könnte ich stolz auf Paulus sein, denn schließlich hat er mich berühmt gemacht.

    Ich der unbedeutende, unbekannte Sohn des Téktons³ Jehosaf⁴, bin heute in aller Munde.

    In meinem Namen wird bekehrt, gemordet und viel Leid über die Menschen gebracht.

    Wie schaudert mir bei dem Gedanken, dass wegen meiner Ideen Menschen in römischen Circussen getötet werden.

    Wie sehr verachte ich die Entwicklung dass um jeden Gegenstand, der angeblich oder auch tatsächlich mit mir in Berührung kam, ein Kult entsteht.

    Da werden leblose Gegenstände verehrt die den Menschen wichtiger werden als meine Botschaft der Mitmenschlichkeit und Achtung vor der Natur.

    Dies alles erinnert mich stark an die Erfahrungen des Mosche⁵, der seine Gemeinde am Berge Sinai nur einige Zeit allein ließ um die zehn Gebote unseres Herrn zu empfangen, und als er zurückkehrte hatten sie Götzenbilder erstellt die sie hingebungsvoll anbeteten.

    Mich ergreift dieselbe Wut die einst Mosche gespürt haben muss.

    Doch ich bin inzwischen zu müde und schwach um mich gegen diese Entwicklung noch persönlich zu wehren.

    Außerdem fürchte ich, dass mich heute niemand mehr erkennen würde.

    Nicht, dass ich mich optisch in den Jahren meiner Abwesenheit so sehr verändert hätte.

    Auch sind meine Wundmale sicherlich immer noch Beweis dafür, dass ich der Gekreuzigte bin. Aber meine Worte und meine Lehren würde heute niemand mehr wieder erkennen, denn sie sind ganz anderen Inhaltes als das, was heute in meinem Namen verkündet wird.

    Heute wird das Kreuz als Zeichen meines Sieges über den Tod verherrlicht.

    Ich aber sage euch: Es ist ein Zeichen meines Scheiterns.

    Es war wohl ein großer Fehler von mir eine so schwache Person wie Petrus an die Spitze der Menschen zu stellen, die meine Worte und Visionen wahren sollten.

    Ich hätte Maria Magdalena⁶ zur Hüterin meines Andenkens ernennen sollen.

    Ich weiß, dies hätte allen Regeln einer von Männern dominierten Welt widersprochen, – aber, habe ich mich jemals an Konventionen gehalten?

    Ich habe es doch damals erlebt!

    Es waren die Frauen die den Mut bewiesen für mich zu kämpfen.

    Sie standen unter dem Kreuz und ihnen habe ich mein Leben zu verdanken.

    Sie hätten wie „Löwinnen" um den wahrhaftigen Erhalt meines Andenkens gekämpft.

    Aber ich liebe die Nähe Maria Magdalenas zu sehr, als dass ich darauf hätte verzichten mögen. So habe ich es vorgezogen sie mitzunehmen in mein selbst gewähltes Exil.

    Ich frage mich heute:

    War es verletzte Eitelkeit oder meine Wut über die Blindheit der Menschen, dass ich so lange geschwiegen habe?

    War es die Angst vor erneuter Entdeckung, dass ich bis heute keinen Widerspruch eingelegt habe?

    Oder war es die frustrierende Erkenntnis dass die Menschen in ihrer Eitelkeit und Unbelehrbarkeit doch immer nur ihren eigenen Vorteil suchen?

    Ich kann es nicht mehr sagen.

    Ich habe so lange geschwiegen, obwohl ich schon früh über die sich abzeichnende Entwicklung informiert war.

    Dabei habe ich Saulus doch kennen gelernt!

    Ich habe ihm einst in Damaskus Auge in Auge gegenüber gesessen und ich hätte seinen übergroßen Ehrgeiz erkennen können, der nichts Gutes erahnen ließ.

    Ich hätte, ich hätte…

    Nun, nach 36 Jahren, ist es jedoch dafür zu spät.

    Doch ich kann jetzt nicht mehr länger schweigen und nicht noch länger den Verrat an dem billigen, was ich einst gelehrt habe.

    Es ist mir unmöglich noch länger zu schweigen, wenn in meinem Namen Menschen getötet werden.

    Ich kann nicht zulassen, dass Kinder, Frauen und Männer, die sich auf mein Wort berufen, in den Circusarenen in den Tod gehen und dabei in Wahrheit Paulus verherrlichen.

    Ich wollte niemals – und will es auch heute nicht hinnehmen – dass für mich oder wegen mir Blut vergossen wird.

    Es war niemals meine Absicht eine „neue Religion" zu gründen.

    Es war vielmehr mein Ziel meinen jüdischen Glauben vom Schutt der Geschichte und der Eitelkeit der Priester, die unseren Glauben total verfremdet haben, zu befreien und ihm sein menschliches Antlitz zurückzugeben.

    Ich war kein „Opferlamm" für die Sünden der Menschheit.

    Ich hatte eine Vision von „Gottes nahem Reich", wurde jedoch Opfer meiner eigenen Verblendung.

    Angestachelt durch den Zuspruch der Menschen!

    Herausgefordert durch die ablehnende Haltung der Sadduzäer und der konservativen Pharisäer!

    Überheblich geworden und blauäugig für die reale Situation in Jerusalem zum Zeitpunkt des Pessachfestes.

    Ich habe die Macht des Hohen Priesters und die Angst der römischen Besatzer vor einer eskalierenden Aufruhr unterschätzt und war damals zu dumm oder stolz die Intrigen und Ränke zu durchschauen.

    Ich habe mein Wirken und Auftreten niemals aus den Augen der Römer betrachtet, und deshalb war ich wohl auch blind für die Gefahr, die mein provokantes Auftreten in sich barg.

    Es waren die Römer die mich gekreuzigt haben!

    Für Sie war ich der Aufrührer und Volksverhetzer, der vermeintliche Tropfen, der „das Fass zum Überlaufen" hätte bringen können –.

    Und so musste ich eliminiert werden.

    Deshalb bin ich, entgegen der jüdischen Tradition, am Rüsttag, dem Vortag des Pessach-Festes, von den Römern als „König der Juden" gekreuzigt worden.

    Ich sage euch:

    Es soll niemandem in meinem Namen Leid angetan werden!

    Es soll niemandem in meinem Namen Leid geschehen!

    Deshalb ist es heute höchste Zeit mich an alle Menschen zu wenden die sich auf mich berufen um die Worte zu korrigieren, die über mich verbreitet werden.

    Ich will euch meine wahre Lebensgeschichte erzählen.

    Aus erster Hand sollt ihr, die ihr meint an mich zu glauben, hören wer ich wirklich war und was ich wollte.

    Ich hoffe, die Verblendungen, Verzerrungen und Lügengeschichten um meine Person damit zerschlagen zu können.

    Ich wünsche mir Frieden und Glück für alle Menschen.

    Möge jeder seinen Nächsten respektieren, wertschätzen und anerkennen, so wie er ist, denn wir sehen in einen Spiegel, wenn wir unseren Nächsten betrachten!

    Er ist wie wir, genauso schwach oder eigennützig, sanft oder hart.

    Liebet einander ohne Einschränkungen und Bedingungen, seid tolerant anderen gegenüber und verurteilt niemanden!

    Strebt nicht nach Macht, denn Macht korrumpiert und macht blind und ängstlich.

    Aus dieser Angst entspringt dann das Böse, das ausschließlich dem Machterhalt dient.

    Schützt euch vor Neid und Missgunst.

    Es geht niemandem besser als euch.

    Jeder wird nur dann glücklich und zufrieden sein wenn er in sich selber ruht, wenn er seine Mitte gefunden hat.

    Und, das ist absolut unabhängig von Reichtum, Macht oder gesellschaftlicher Stellung!

    Wenn ich etwas Besonderes gewesen sein sollte, dann nur deshalb, weil ich glaube meine innere Balance und Zufriedenheit gefunden zu haben.

    Sie war es, die ich zu lehren und weiterzugeben versucht habe.

    Sie und die Nächstenliebe.

    Deshalb habe ich immer öfter gesagt:

    Und wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so kommet ihr nicht in das Reich unseres Vaters".

    In Kinderaugen und Kinderseelen ist diese Zentrierung auf die Mitte, auf sich selbst, noch intakt, unbefangen, unvoreingenommen, authentisch und ursprünglich. Sie leben noch in dem Urvertrauen auf das Gute und Schöne. Sie genießen den Augenblick ohne Wertung, voller Staunen und Ergriffenheit.

    Darum, wer Ohren hat zu hören, der höre!

    Hier ist meine Lebensgeschichte und Lebensphilosophie. Ich werde sie euch heute aus erster Hand erzählen, in der Hoffnung damit alle Irrtümer und Verzerrungen, die sich um meine Person und meine Lehren herum aufgetürmt haben auszuräumen.

    Dharamsala (36 Jahre nach meinem vermeintlichen Tod am Kreuz.)

    Jeshua Ben Jehosaf

    Die Geburt

    Die Anfänge meines Lebens kann ich euch nur vom Hörensagen wiedergeben.

    Ich war selbstredend dabei, jedoch habe ich keine konkreten Erinnerungen an meine ersten drei Lebensjahre hier auf Erden.⁷

    Meine Mutter hieß Mirjam⁸ und mein Vater Jehosaf.

    Meine Eltern waren frisch verheiratet und – ich habe es später einmal nachgerechnet – meine Eltern waren wohl schon intim miteinander gewesen bevor sie geheiratet hatten.

    So war ich letztlich ein Grund warum die beiden so jung geheiratet haben.

    Mirjam war 13 Jahre, Jehosaf 17 Jahre alt, als sie sich gemeinsam auf den Weg von Nazareth in Galiläa nach Bethlehem in Judäa machten, dem Geburtsort meines Vaters, um an der von Rom angeordneten Volkszählung teilzunehmen.

    Ich sollte ihr erstgeborener Sohn werden, den Mirjam – bereits hoch schwanger – in einer Grotte nahe Bethlehem zur Welt brachte.

    Mein Name sollte Jeschua Ben Jehosaf⁹ sein. Ich wurde jedoch Jeschua, oder wie ihr heute sagt „Jesus" gerufen.

    Natürlich waren damals viele Menschen auf dem Weg zur Volkszählung, doch es war wohl der Mangel an Geld, der meine jungen Eltern dazu zwang in einer Grotte zu übernachten.

    Meine Mutter erzählte mir später in Ägypten oft von dieser Nacht, in der ich geboren wurde.

    Es war eine sternklare Nacht. Der Mond schien hell durch die Bretter, die die Grotte nach außen abgrenzten.

    Im Laufe des Abends waren die Hirten mit ihren Tieren (Kühe und Schafe) zur Grotte gekommen, um dort Schutz vor der empfindlichen Kälte und den Gefahren der Nacht zu finden.

    So drängten sich die Tiere und Menschen in der Grotte dicht aneinander und verbreiteten eine wohlige Wärme.

    Meine Mutter spürte schon früh am Abend dass es so weit war und meine Geburt kurz bevorstand. Jehosaf war zu jung und unbeholfen um ihr bei der Geburt beizustehen. Deshalb war Mirjam froh dass die Hirten anwesend waren. Sie hatten schon so viele Lämmer entbinden geholfen, dass sich die unerfahrene junge Frau vertrauensvoll in ihre Hände begab.

    Jehosaf stand hilflos dabei, besann sich dann jedoch seiner Fähigkeiten als Tékton und fertigte aus der Futterkrippe im Handumdrehen eine gemütliche Wiege für mich.

    Um die vierte Stunde des neuen Tages erblickte ich dann das Licht der Welt.

    Ich war laut Aussage meiner Mutter eine unkomplizierte Geburt und soll nach meinem ersten Ringen nach Luft bereits selig gelächelt haben.

    Die Hirten, so sagte Mirjam es mir, waren fasziniert von meinem Strahlen. Ein richtiger „Sonnenschein" an dem alles in Harmonie zu sein schien.

    Es war eine besondere Nacht, denn im Laufe dieser Nacht war ein junger Hirte, den man hinausgeschickt hatte als meine Geburt begann, aufgeregt in die Grotte gelaufen gekommen und hatte von einem hellen Leuchten am Himmel berichtet.

    Einige der älteren Hirten waren daraufhin gemeinsam mit meinem Vater aus der Grotte hinaus in die Nacht getreten. Und tatsächlich, ein besonders heller Stern wanderte durch das Firmament.

    Die Männer hatten so etwas noch nie gesehen und blickten deshalb ehrfurchtsvoll diesem hellen Stern hinterher.

    Sollte dies etwa ein „Zeichen" sein?

    Und wenn ja, was hatte es wohl zu bedeuten?

    Sprachen nicht die alten Schriften von einem „neuen Stern" aus dem Hause Juda?

    Sollte es endlich eine Befreiung aus der Unterjochung durch die Herodianer und die Römer geben?

    Ja sollte es wirklich einen neuen David geben, der den Goliath aus dem heiligen Land der Väter vertreiben würde?

    Wie hatte es doch gleich bei Jesaja geheißen?

    All diese Fragen schwirrten in den Köpfen der Hirten und auch in dem meines Vaters, doch der Schrei meiner Mutter, ausgestoßen aufgrund der Wehenschmerzen, riss die Männer jäh aus ihren Gedanken heraus.

    Sie standen hier und hier gebar eine junge Frau in diesem Augenblick ihr erstes Kind.

    Das Mysterium des neuen Sternes konnte warten.

    Im hier und jetzt war ihre Hilfe und Tatkraft gefragt.

    Sie wandten sich ab und betraten wieder die Grotte um meiner Mutter beizustehen.

    Dann war ich endlich da! Ein gesunder Junge, der schon bei seiner Geburt einen üppigen Haarschopf auf dem Kopf trug und mit seinem strahlenden Lächeln im Fluge die Herzen der Anwesenden eroberte.

    Meine Eltern hatten sich entschlossen einige Tage die Gastfreundschaft der Hirten in Anspruch zu nehmen und so verliefen meine ersten Lebenstage sehr ruhig und bestanden für mich ausschließlich aus Schlafen im wohlig warmen Stroh der Krippe, und aus Trinken und der Geborgenheit an der Brust meiner Mutter.

    *

    In diesen Tagen kursierten die verschiedensten Gerüchte im Land.

    Herodes der Große sah angeblich seine Macht gefährdet da ihm Sterndeuter mitgeteilt hatten, dass ein neuer König geboren sei. Deshalb, so befürchteten viele, könne er in seinem Regierungsbereich den Befehl erteilen alle Neugeborenen und kleinen Kinder töten zu lassen, denn er war bekannt für seine Rohheit und seine Neigung zu skrupelloser Gewalt, selbst wenn sie sich gegen Familienmitglieder richtete. Aber dies sei hier angemerkt: Diesen Befehl zur Kindsermordung hat Herodes niemals erteilt. Es war nur ein Gerücht, welches sich durch die Angst der Menschen vor diesem bösen Despoten nährte und weit in alle Teile des Landes verbreitete. Er war viel zu nüchtern und sich seiner Macht sehr wohl bewusst um den Orakeln von Sterndeutern solches Gewicht beizumessen und natürlich wäre es zu einer gewaltigen Aufruhr in der Bevölkerung gekommen, der ihm dann möglicherweise tatsächlich seine Macht gekostet hätte.

    Mein Vater Jehosaf war ein kritischer Mann, der sich seine eigenen Gedanken zu den Geschehnissen der Zeit und ihren Gerüchten machte.

    Auch wenn er noch jung war, so besaß er doch Stolz! Stolz auf seinen Beruf, Stolz auf seine junge Frau und Stolz auf mich, seinen Erstgeborenen.

    Er hatte sich seine eigene Meinung zu den Gerüchten gebildet, mit den Hirten darüber diskutiert und meinte schließlich, Herodes wolle den Römern nur beweisen, wie groß seine Macht innerhalb seines Herrschaftsbereiches immer noch sei. Noch immer war Herodes Herr über Leben und Tod. Hier in Israel hob oder senkte er den Daumen und es bereitete ihm höchsten Genuss seine Macht auszukosten.

    Was auch immer der Grund für die Gerüchte war, sie beunruhigten Mirjam und Jehosaf dennoch zunehmend. Und da Jehosaf ohnehin geplant hatte in den nächsten Jahren in der jüdischen Gemeinde in Alexandria zu arbeiten, entschieden sie sich dazu umgehend nach Alexandria zu gehen.

    Vorher jedoch wollten Mirjam und Jehosaf sich noch nach Jerusalem begeben¹⁰ um, der Tradition gemäß ihrem Gott zu danken.

    Eine Woche nach meiner Geburt wanderten Mirjam und Jehosaf also weiter nach Jerusalem und begaben sich dort in den Tempel um Gott zu danken und mich gemäß den Vorschriften beschneiden zu lassen.

    Um diesen Besuch rankt sich eine eigentümliche Legende.

    Damals soll ein entfernter Verwandter meiner Mutter ihr für mich eine große Zukunft vorausgesagt haben.

    Ich glaube da lieber den Erinnerungen meiner Mutter die mir erzählte, dass ihr alter, fast blinder Großonkel Simeon, ein Diener im Tempel, sie freudig begrüßt hatte, nachdem sie und Jehosaf ihn um ein Nachtlager für eine Nacht gebeten hatten. Selbstverständlich konnten sie bei ihm bleiben. Simeon soll sich trotz seines hohen Alters ein sehr kindliches Gemüt bewahrt haben und bei meinem Anblick geriet er ins Schwärmen. Ich weiß noch aus den Erzählungen meiner Mutter, dass er die ganze Nacht mit mir gespielt haben soll, soweit man mit mir, einem sieben Tage alten Baby schon spielen konnte. Mirjam sagte später einmal teils amüsiert, teils ärgerlich „nicht einmal zum Trinken an meiner Brust wollte er dich hergeben, so vernarrt war er in dich".

    Am nächsten Morgen begaben sich meine Eltern mit mir in die Synagoge, wo ich unserer religiösen Tradition entsprechend an meinem achten Lebenstag, meine Brit Mila¹¹ erlebte. Simeon war sehr stolz, das Jehosaf und Mirjam ihn gebeten hatten mein Sandak¹² zu sein. Das Ritual wurde von einem Mohel¹³, vorgenommen und selbstverständlich war mein Vater ebenfalls anwesend. Meine Mutter allerdings durfte der Tradition der Väter entsprechend daran nicht teilnehmen.

    Wie es der Brauch vorschrieb, stand während dieser Zeremonie ein besonders schöner und bequemer Stuhl im Raum, der leer blieb und für den Propheten Elija reserviert war, der den Messias ankündigt und den Bund mit Gott vertritt.

    Der Mohel sprach während dieser Zeremonie folgenden Text aus der Genesis:

    Und das ist mein Bund, den ihr wahren sollt, zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: Beschneiden lasse sich euch alles Männliche. Und ihr sollt euch beschneiden lassen am Fleisch eurer Vorhaut, und dies sei das Zeichen des Bundes zwischen mir und euch".

    Vater gestand mir später dass ihm ein wenig mulmig gewesen sei, als er gesehen habe, wie der Mohel das Messer schwang und mit gekonntem Handgriff die Beschneidung vornahm. Er war so stolz auf mich, dass er wie ein kleiner Junge weinte und sich dieser Tränen auch nicht schämte.

    Die Kindheit

    Über die Reise nach Ägypten wurde in unserer Familie nicht viel gesprochen.

    Meine ersten eigenen Erinnerungen beziehen sich dann auch erst auf unser Leben in Alexandria.

    Alexandria war in diesen Jahren eine pulsierende lebendige orientalische Stadt.

    Viele verschiedene Kulturen und Rassen lebten hier friedlich nebeneinander, beeinflussten sich gegenseitig und es kam auch zu gewollten und ungewollten Vermischungen.

    Unser jüdisches Viertel das sich nahe am Hafen von Alexandria befand, wo mein Vater arbeitete, grenzte an ein von indischen Menschen bewohntes Viertel. Meine Mutter verkehrte viel mit den Frauen der indischen Gemeinde und ließ sich von ihnen in die Kunst der Gewürzverwendung einweisen.

    Wann immer es uns möglich war besuchten wir eines der Theater in Alexandria, um dort die Hypokritái¹⁴ zu bewundern die griechische Dramen von Aischylos, Sophokles oder Euripides oder auch Komödien von Aristophanes oder Menander aufführten.

    Überhaupt entstand ein reger Gedankenaustausch zwischen den benachbarten Gruppen die hier in Alexandria in friedlicher Koexistenz lebten.

    So diskutierte mein Vater nächtelang mit seinen arabischen und indischen Freunden über den Sinn der Religionen, über Gott, die Menschen und den Sinn des Lebens überhaupt.

    Oft saß ich dabei und hörte mit offenen Ohren zu, schlief aber ebenso oft dabei ein, wenn die Männer kein Ende finden konnten und sich in ihre philosophischen Gedankengebäude verstrickt hatten und endlos debattierten.

    Wie oft habe ich meine Mutter Jehosaf ermahnen hören, dass er seiner Gesundheit schade, wenn er sich durch das nächtelange Debattieren um den Schlaf brachte, am nächsten Morgen jedoch selbstverständlich wieder an sein schweres Tageswerk gehen musste. Wie besorgt sah meine Mutter ihrem Mann an manchem Morgen nach, wenn er übernächtigt zur Arbeit schlurfte, kaum in der Lage die Augen offen zu halten.

    Häufig aber war es auch meine Mutter selbst, die meinem Vater eine schlaflose Nacht bereitete indem sie sich einander hingaben in zärtlicher Lust und Gemeinsamkeit.

    Unser Heim war zu klein, als dass wir Kinder – inzwischen hatte ich einen Bruder mit Namen Jakobus und eine Schwester mit Namen Ester bekommen – das Liebesspiel und die Zärtlichkeit unserer Eltern nicht mitbekommen hätten. Wir lebten sehr frei und ungezwungen miteinander ohne falsche Scham.

    In einigen Gesprächen meiner Mutter mit ihren jüdischen, indischen und arabischen Freundinnen hörte ich sie flüsternd und lachend über die Kunst des Liebens sprechen und ich beobachtete, wie diese Gespräche alle Beteiligten erregte und manchmal auch erröten ließ.

    Für mich war es normal dies alles aufzunehmen und ich empfinde es rückblickend als großes Geschenk multikulturell und so frei und ungezwungen aufgewachsen zu sein.

    *

    Da mein Vater – wie schon gesagt – einen wachen Geist besaß der sich neuen Gedanken und Inspirationen nicht verschloss, ergaben sich in unserem Heim, oder wo auch immer sich die Männer trafen, immer rege Gespräche.

    Schon früh hielt mich mein Vater dazu an mir meine eigene Meinung zu bilden und die Dinge, die mir widerfuhren, kritisch zu beleuchten.

    In seinen Augen gab es kein „Schicksal" in das man sich zu fügen hatte. Er war fest davon überzeugt, dass jeder sein eigenes so genanntes Schicksal fest in der Hand hält und aktiv an seinem eigenen Weg mitgestalten kann.

    Mein Vater war durch und durch in seinem jüdischen Glauben an unseren einen Gott „J.H.V.H." verankert. Aber gleichzeitig verhielt er sich auch sehr liberal und so kam es, dass ich schon in jungen Jahren die Vielfalt der Religionen kennen lernte.

    Natürlich bildete unser jüdischer Glaube das Fundament meiner religiösen Erziehung, doch mein Vater war weitsichtig und tolerant genug zu erkennen, welche positiven Gedanken und Ideen auch in anderen Religionen enthalten waren.

    Oft schimpfte er über die Naturfeindlichkeit und Naturverachtung unserer eigenen Religion.

    Dann sagte er: „Sind wir nicht alle Kinder dieser Erde, die uns mit ihrem Reichtum beschenkt? Wo wären wir denn ohne die Pflanzen und Tiere, die uns unter anderem Nahrung bieten, aber ebenso zur Freude unseres Herzens und unserer Seele beitragen.

    Stehen wir über ihnen?

    Sind wir ihnen etwa überlegen?"

    Dann sagte er: „In diesem Punkt stimme ich mit unseren hinduistischen und buddhistischen Freunden überein!

    Tiere und Pflanzen haben den gleichen Wert wie wir Menschen und sind ebenso beseelt wie wir.

    Schau dir einen Affen an mit welchem Geschick er an einer Palme hinaufklettert um sich eine Banane zu holen. Mach es ihm nach und ich werde über deine Ungeschicklichkeit und dein Unvermögen die Palme zu besteigen schmunzeln.

    Wie liebevoll kümmern sie sich um ihren Nachwuchs.

    Wie klug und friedfertig regeln sie ihr soziales Zusammenleben.

    Haben sie nicht in der Schöpfung genauso ihren Platz wie wir?

    Sieh dir diese Pflanze an. Gestern hat der Händler sie mit ihrer Blüte gen Osten vor seinen Laden gestellt. Heute hat sie sich von selbst nach Süden gewandt um ihrer Blüte den hellsten und wärmsten Sonnenstrahl zu schenken. Und wie geschickt lockt sie mit ihrem betörenden Duft die Insekten an die sie zur Bestäubung benötigt.

    Alles ist von unserem Schöpfer so wunderbar geregelt.

    So etwas Herrliches soll also geringer sein als wir Menschen?

    Nein, nein, ich stimme unseren Freunden zu: Alle Lebewesen auf dieser Erde sind Geschöpfe Gottes und haben damit dieselbe Achtung verdient, die wir für uns selbst von anderen verlangen!"

    Meist schloss mein Vater solche Gedanken und Worte mit dem Satz: „Das ist meine tiefe innere Überzeugung". Dann wussten wir, es hat keinen Zweck ihm zu widersprechen.

    In unserer jüdischen Gemeinde stieß er mit solchen Gedanken häufig auf Unverständnis, besonders beim Rabbiner.

    Aber das kümmerte meinen Vater wenig. Er pflegte dann zu sagen: „Gott ist groß und sein Reich hat viele Zimmer. Soll doch jeder nach seinen eigenen Überzeugungen glücklich werden".

    Dann wandte er sich an uns Kinder und beschwor uns: „Hütet euch vor jenen Menschen die behaupten sie wüssten alles und nur sie hätten recht. Das sind falsche Propheten die nur Unheil, Streit und Unglück bringen.

    Kinder, seid tolerant euren Nachbarn gegenüber, verurteilt nicht die, die ihr nicht kennt, nur weil sie euch fremd erscheinen.

    Geht mit offenen Ohren, Augen und Herzen durch eure Welt und nehmt erst alles unvoreingenommen auf, wägt es für euch ab, und wenn ihr feststellt dass es für euch gut ist, so eignet es euch an. Stellt ihr aber fest, dass es nicht gut ist, verurteilt es nicht, sondern sagt euch, für mich ist es nicht gut."

    In diesem Geiste wuchsen wir Kinder heran.

    *

    Sobald ich kräftig genug war half ich meinem Vater bei seiner Arbeit.

    Ich erlernte sein Handwerk und war nicht ungeschickt darin.

    Bei jeder Gelegenheit begleitete ich meinen Vater voll Freude und war stolz auf ihn und auf mich selbst, dass ich schon so groß war, ihm zur Hand zu gehen.

    Mutter ermahnte meinen Vater oft mir doch die Zeit zum Spielen zu lassen.

    Dann habe ich meine Mutter gehasst, denn sie verstand gar nichts. Welcher Junge will schon spielen wenn er gemeinsam mit seinem Vater arbeiten kann.

    Ich war stolz darauf dass mein Vater mich zu seiner Arbeit mitnahm und mich in meinem Tun bestärkte.

    Manchmal aber gab Vater nach, nämlich dann, wenn Mutter zu zänkisch wurde.

    Dann musste ich Zuhause bleiben und „durfte" spielen.

    Doch wer wollte das schon.

    An solchen Tagen war ich ungehalten und launisch und machte meiner Mutter das Leben schwer, so dass sie am nächsten Tag froh darüber war, wenn ich mit Vater wieder zur Arbeit ging.

    Es ging uns ziemlich gut. Vater hatte Arbeit und verdiente Geld.

    Unsere Familie wuchs und bald schon mussten wir uns ein neues Zuhause suchen, da unsere alte Mietwohnung zu klein geworden war.

    Ganz in der Nähe unserer neuen geräumigen Bleibe lebten buddhistische Mönche, die mit ihrer Kleidung und ihren tägliche Ritualen nicht nur die Aufmerksamkeit meiner Eltern, sondern auch die meine weckten.

    Sie waren sehr freundliche und hilfsbereite Menschen, und obwohl ich nicht erkennen konnte womit sie ihren Lebensunterhalt verdienten, lebten sie sehr zufrieden und entspannt neben uns, und ihre innere Ruhe und Kraft strahlte geradezu aus ihnen.

    Sie schienen nie hungrig zu sein, versenkten sich tagtäglich in Gebet und Meditation und lebten ausschließlich für ihren Glauben.

    Ich fragte sie eines Tages wie sie das denn machen würden, immer nur beten und dabei gar nichts zu essen. Da lachte einer der Mönche und verriet mir, dass sie von den Spenden gläubiger Menschen leben würden, dass sie aber auch nicht viel zu ihrem Lebensunterhalt benötigten und dass man mittels tiefer Meditation jegliche Bedürfnisse nach Essen und Trinken oder auch andere menschliche Bedürfnisse sehr stark reduzieren könne. Es wäre ihnen ein Anliegen, so fuhr er fort, ihren Körper beherrschen zu lernen, so wie es ihr Gründer und Meister Buddha Siddharta Gautama vermocht hätte.

    Ich war fasziniert von diesen bescheidenen, ruhigen und so zufrieden und glücklich wirkenden Mönchen. Immer häufiger saß ich bei ihnen anstatt mit meinem Vater zu gehen. Ich sah ihnen zu, versuchte zu begreifen und war froh, dass meine Eltern mich diese Erfahrungen sammeln ließen.

    Es wurde für mich zu einem täglichen Ritual jeden Morgen in der Frühe, kurz nach Tagesanbruch, gemeinsam mit den Mönchen zu beten und zu meditieren. Ich war erstaunt, welche Ruhe und Kraft mir diese Übungen mit der Zeit gaben. Ich fragte die Mönche alles was mir in den Sinn kam und obwohl ich ein Kind war nahmen sie mich ernst.

    Eine Frage die mich besonders stark beschäftigte war die nach dem Mitleid, einem sehr zentralen Aspekt der buddhistischen Religion. Die Mönche waren sehr geduldig und antworteten mir auf alle meine Fragen.

    Damals habe ich nicht alles verstanden was sie mir erzählten und über ihre Religion erklärten, doch ich spürte dass ihre Religion ein ausgewogenes, auf Toleranz basierendes Miteinander aller Lebewesen auf dieser Erde zu verwirklichen suchte.

    Sie betrachteten sich selbst nicht höher oder besser gestellt als Menschen anderer Nationalitäten oder anderen Glaubens. Nein, im Gegenteil. Sie sahen sich auch nicht höher gestellt als jedes beliebige Tier oder jede Pflanze. Sie sahen in jedem Geschöpf auf dieser Erde ein zu achtendes Individuum dem Respekt entgegen zu bringen ist.

    Dies stand in starkem Kontrast zu unserer naturfeindlichen Religion.

    Uns Juden war die Natur immer als Feind entgegen getreten, die uns Opfer und Mühen abverlangte und uns ihren Widerwillen entgegensetzte.

    Bei dem Auszug unseres Volkes aus Ägypten ins gelobte Land hatte man Hunger und Durst gelitten und die Härte und Unbarmherzigkeit der Natur der Wüste erlebt.

    Aufgrund dieser Erfahrungen entwickelte sich allmählich der Blick auf die Natur als unserem Feind, den es zu besiegen galt.

    Mosche und die späteren Führer unserer Stämme hatten uns gelehrt zu versuchen die Natur zu besiegen. Doch der Preis war hoch gewesen, und so setzte sich die Erinnerung an den Kampf gegen die Natur in unserem Gedächtnis fest. Er fand schließlich auch Eingang in unsere Rituale und Gebete und irgendwann hatte er Eingang in die Gesetze gefunden. Ein Gesetz unseres Gottes besagte sich die Natur „untertan" zu machen und sie zu bekämpfen und zu beherrschen.

    Meine buddhistischen Freunde lehrten mich jedoch, dass es auch eine andere Sichtweise geben kann. Jene nämlich, die Natur als Begleiter, als Freund und als Leben Spender zu betrachten und zu akzeptieren, nicht gegen die Natur zu leben, sondern im Einklang mit ihr.

    Die Mönche lehrten mich die Individualität und den besonderen Wert eines jeden Lebewesens auf dieser Erde zu erfassen und zu schätzen.

    Sie machten mich auf die Schönheit und Grazie der Tiere und Pflanzen aufmerksam.

    Sie öffneten mir die Augen und das Herz und machten mich sehend für das Wunder der Schöpfung.

    Durch sie erfuhr ich welches Geschenk es ist an einer Blume riechen zu dürfen und sich an ihrem süßen Duft zu berauschen.

    Sie machten mir bewusst, dass sich die Pflanzen und Tiere opfern um uns als Heilmittel oder Speise zu dienen, und dass deshalb ein wahlloses Töten von Pflanzen und Tieren ein großes Verbrechen darstellt.

    Und auf einmal begriff ich das Mosche wohl falsch verstanden worden sein musste als er vom „Opferlamm" sprach.

    Nicht wir opfern das Lamm unserem Gott zur Besänftigung seines Zornes oder um ihn wohl gesonnen zu stimmen, sondern Gott opfert eines seiner Geschöpfe, ein Lamm, um unseren Hunger zu stillen, um unser Überleben zu sichern. Das Lamm gibt sein Leben her, um unseres zu erhalten.

    Gibt es einen noch größeren Beweis von Liebe?

    Natürlich sind mir diese Einsichten in dieser Klarheit damals nicht gleich so deutlich geworden.

    Ich war jung und unerfahren, ein Wanderer zwischen den Welten.

    Auf der einen Seite waren da die Traditionalisten und Bewahrer, die in ihrer konservativen und unflexiblen, ja engstirnigen Auslegung der Worte und Gesetze Mosches und der Propheten meinten, unseren Glauben hier im Exil wahren zu müssen.

    Auf der anderen Seite stand dem Traditionellen das Lebensgefühl, die Lebensfreude und die multikulturelle Vielfalt unseres Wohnviertels gegenüber.

    Hier waren es vor allem die arabischen Händler, die indischen Kaufleute und nicht zuletzt die buddhistischen Mönche, die mit ihrer Lebensfreude und ihrem eigenen Glauben auf mich wirkten und mich zugegeben auch etwas verwirrten. Denn sehr oft standen sie im starken Kontrast zu unserer jüdischen Lebensweise und unseren Glaubensvorschriften.

    Warum zum Beispiel sollte ein Schwein nicht „Koscher" sein? – Etwa weil es im Dreck wühlt?

    Auf solche oder ähnliche Fragen gaben mir meine jüdischen Lehrer entweder gar keine Antwort oder sie sagten: „Das Gesetz schreibt es so vor".

    Fragte ich meine buddhistischen Freunde etwas, so öffneten sie mir zuerst die Augen und ermunterten mich dann, selbst nach einer Antwort zu suchen.

    Ich will versuchen am Beispiel mit dem Schwein zu erklären was ich damit meine.

    Als ich danach fragte, warum sie glauben dass ein Schwein nach Auffassung unserer Religion als nicht koscher zu betrachten sei, weil ich den Grund dafür selbst nicht ergründen konnte, mussten meine buddhistischen Freunde zuerst einmal herzlich lachen, entschuldigten sich dann jedoch sogleich dafür, denn sie wollten mich mit einer Unhöflichkeit nicht verletzen oder sich über unsere Religion lustig machen.

    Dann aber versuchten sie mir zu erklären wie sie die Angelegenheit betrachteten.

    Vordergründig gesehen, so sagten sie, sei ein Schwein zwar schmutzig, denn es wühle im Dreck, wälze sich in Schlammpfützen und fresse alles was man ihm zuwerfe, beim genaueren Hinsehen jedoch, so fuhren sie fort, und wenn man es mit unserem menschlichen Verhalten vergleiche, so ergebe sich ein differenzierteres Bild des Schweins.

    „Das Schwein wühlt im Dreck! Aber warum?", fragten sie mich.

    Ich antwortete: „Es sucht nach Wurzeln und Pilzen".

    „Ganz genau", war ihre Antwort, „…und diese Wurzeln und Pilze sind für uns Menschen eine Delikatesse, die wir den Schweinen, die sie offensichtlich auch gerne essen, rauben. Wir benutzen die feine Nase der Schweine dazu, Leckerbissen für unseren Gaumen zu finden, verachten aber gleichzeitig ihr Wühlen im Dreck.

    Ähnlich verhält es sich mit dem Suhlen des Schweins im Schlamm.

    Wenn wir unsere Haut vor der Sonne oder vor lästigen, stechenden Insekten schützen wollen, so ziehen wir uns Kleider an. Wir legen uns sozusagen eine „zweite Haut" zu.

    Genauso verhält es sich bei den Schweinen. Ihre Haut ist sehr empfindlich; und da sie sich keine Kleider anziehen können verschaffen sie sich durch das Bad im Schlamm eine zweite Haut, die sie vor der Sonne und Insekten schützt.

    Und was ihre Nahrung betrifft, so sagten wir gerade schon, dass sie Wurzeln und Pilze lieben, die wir ihnen jedoch rauben. Als schlechten Ersatz werfen wir ihnen unsere Essensreste zu.

    Wenn ein Schwein also für nicht „koscher" gehalten wird, weil es alles frisst was man ihm zuwirft, so sind wir Menschen es ebenfalls nicht, denn auch wir sind Allesfresser.

    Wenn wir sagen dass sie unsere Abfälle fressen, so sollten wir uns eher dafür schämen, denn schließlich sind wir es die den Schweinen die Wurzeln und Pilze stehlen und ihnen stattdessen unsere Abfälle zuwerfen.

    Also was denkst du nun Jeshua, ist ein Schwein koscher?

    Schau einem Schwein in die Augen und du wirst erkennen wie intelligent es ist.

    Wenn wir es essen, so hat sich das Schwein uns zum Geschenk gegeben und wir sollten dafür dankbar sein dass es sich uns als Nahrung zur Verfügung stellt.

    Wir sollten ein Schwein nicht beleidigen, herabwerten und entwürdigen, nur weil es im Dreck wühlt, sich im Schlamm wälzt und unsere Essensreste frisst.

    Allerdings", so räumten sie abschließend ein, „kann es sinnvoll sein auf den Verzehr von Schweinefleisch zu verzichten.

    Wenn man längere Wanderungen unternimmt so ist es ratsam, kein Schweinefleisch mitzunehmen denn es verdirbt sehr schnell in der Sonne und kann dann zu unangenehmen Durchfällen oder schlimmeren Erkrankungen führen. Wir glauben dass eure Führer das gemeint haben, als sie auf eurem Auszug aus Ägypten den Menschen rieten kein Schweinefleisch zu essen.

    Aber unter normalen Bedingungen hätten sie sicher nichts dagegen gehabt.

    Du siehst, Jeshua, man sollte immer alle Seiten einer Sache betrachten und nicht vorschnell urteilen."

    Von diesem Moment an betrachtete ich Schweine mit anderen Augen und ich habe es mir beherzigt nicht vorschnell Schlüsse zu ziehen oder etwas von vornherein zu verurteilen.

    Im Unterricht bei den Rabbinern und Schriftgelehrten stieß ich mit meinen Ideen und Gedanken auf taube Ohren oder sogar auf Protest, wobei dies noch die harmloseste Bezeichnung für die mir entgegengebrachten Reaktionen ist.

    Einer der Rabbiner, Rabbi Isaak, weigerte sich nach der Geschichte mit dem Schwein die ich ihm erzählte sogar, mich weiter zu unterrichten, bezeichnete mich als Ungläubigen, als Gotteslästerer, besserwisserisch, vorlaut und so weiter… Ich verschloss meine Ohren, wenn er seine Schimpftiraden über mich ergoss.

    Meine Eltern waren nicht glücklich mit dieser Entwicklung, jedoch tolerant genug mir weiterhin zu gestatten mich mit meinen buddhistischen Freunden zu treffen, wofür ich ihnen sehr dankbar war.

    Diesen offenen Gesprächen mit meinen Freunden verdanke ich viele Einsichten und Gedanken, die mir ohne ihre Offenheit und Toleranz versperrt geblieben wären.

    *

    Ich bin froh darüber, dass meine Eltern freiwillig nach Alexandria gegangen sind, denn Menschen die gezwungen werden ins Exil zu gehen neigen dazu, ihre ferne Heimat höher zu stilisieren und werden in ihrer verklärten Liebe zu ihrer verlorenen Heimat und zu ihrer Religion häufig fanatischer und extremer als jene, die freiwillig gingen oder dort geblieben sind und sich jeden neuen Tag den Gott werden lässt im Heimatland abmühen müssen im Kampf ums Überleben.

    Genauso war es auch in unserer jüdischen Gemeinde.

    Die Religiosität unserer Gemeindemitglieder war orthodoxer und gesetzestreuer als ich es je in Judäa oder Galiläa, selbst bei Pharisäern erlebt habe.

    Die Sehnsucht und Liebe zu unserer Heimat war verklärt durch die Entfernung.

    Alles war in der Heimat schöner, üppiger und saftiger als es der Wirklichkeit, der Realität entsprach.

    Das aber war für mich, der ich die Heimat noch nicht kannte nicht erkennbar.

    Das gelobte Land der Väter erschien mir aufgrund der Erzählungen wie ein Paradies und meine Sehnsucht nach diesem Zuhause wuchs, je älter ich wurde.

    Natürlich störte mich die konservative und starre Haltung unserer Gemeindemitglieder.

    Da aber meine Familie und besonders mein Vater eine tolerante Haltung fremden Einflüssen gegenüber einnahm, sah ich in ihm den Prototypen des aufrechten und gottesfürchtigen Juden.

    Wenn meine Mutter abends mit uns am Feuer saß und uns Kindern von der Heimat erzählte, träumte ich mich dorthin; und obwohl ich Alexandria und seine multikulturell geprägte Bevölkerung sehr liebte, entwickelte sich in mir dennoch eine schmerzliche Sehnsucht das Land meiner Väter kennen zu lernen.

    Aber bis zu dem Tag, an dem wir in unsere Heimat zurückwandern sollten, lebte ich zwischen den frühmorgendlichen Gebets- und Meditationsstunden mit meinen buddhistischen Freunden, der gemeinsamen Arbeit mit meinem Vater, den Religionsunterweisungen der Rabbiner und Schriftgelehrten und unseren abendlichen Freundes- und Familienrunden, wo so manche heitere und auch nachdenkliche Geschichte erzählt wurde.

    Ich war ein glücklicher Junge der in einer intakten Familie mit Geschwistern und Haustieren aufwachsen durfte, von den Eltern akzeptiert, zur Übernahme von Verantwortung erzogen, dazu angehalten den Dingen und Menschen unvoreingenommen zu begegnen und frei sich seinen eigenen Interessen widmen zu dürfen.

    Kurz gesagt, es ging mir, es ging uns allen richtig gut.

    Doch es sollte der Tag kommen, an dem sich unser Leben radikal änderte.

    Ich erinnere mich genau, es war an einem Sonntag.

    Ich war inzwischen 12 Jahre alt.

    An diesem Tag hatte ich in der Früh Bauchweh gehabt und deshalb meinen Vater nicht zur Arbeit begleitet.

    Nachmittags um die neunte Stunde brachten sie ihn nach Hause.

    Schon frühmorgens war mein Vater auf der Baustelle gewesen, hatte Balken gehobelt und zusammen mit seinen Freunden begonnen ein Dach aufzurichten. Alles lief gut. Die Arbeiter kannten einander, arbeiteten seit langem zusammen und so lief die Arbeit wie aus einer Hand.

    Als sie meinen Vater zu uns nach Hause brachten, haben uns seine Freunde dies alles erzählt.

    Die Mittagszeit war schon vorbei. Sie hatten sich in den Schatten einiger Bäume gesetzt und wie fast jeden Mittag während ihrer Mahlzeit debattiert. Anschließend waren sie wieder an die Arbeit gegangen. Auf dem Dach wollte mein Vater noch einige Sparren anbringen, die er zum besseren Halt in die Balken einlassen wollte. So hatte er seinen Holzhammer und einige scharfe Stecheisen mit aufs Dach genommen und bearbeitete dort den Balken.

    Ob es sein gleichmäßiges Schlagen war oder nur ein großer unglücklicher Zufall? Eine der über dem Kopf meines Vaters bereits fixierten Querstreben des Daches löste sich, glitt an dem Dachbalken entlang und traf meinen Vater, der in seine Arbeit vertieft nichts von diesem Vorgang über ihm mitbekommen hatte am Kopf. Von der Querstrebe getroffen verlor mein Vater den Halt und stürzte vom Dach.

    So war es gewesen und nun lag mein Vater, immer noch bewusstlos, vor unserem Heim auf der Trage und Mirjam, die sonst so besonnene Mirjam, stand hilflos dabei, in Tränen aufgelöst, unfähig Entscheidungen zu treffen.

    Ich erkannte den Ernst der Situation sofort und gleichzeitig sah ich dass meine Mutter unfähig war zu handeln. Also war es an mir nun die Entscheidungen zu treffen.

    „Jakobus, du holst den Arzt. Esther, du läufst schnell los und holst den Rabbi", ich dachte man kann ja nie wissen, und ich selbst lief zu unseren buddhistischen Freunden um sie um Hilfe zu bitten.

    Da sie unserem Zuhause am nächsten wohnten, waren wir auch die ersten, die wieder dort ankamen.

    Eine wehklagende Gruppe von Frauen hatte sich mittlerweile um meine Mutter gescharrt und teilte mit ihr die Angst um meinen Vater.

    Ich spürte das diese Frauengemeinschaft meiner Mutter gut tat, dass es ihr half gemeinsam zu fühlen, den Schmerz und die Angst zu teilen und ich begriff in diesem Moment wie wichtig es ist, wenn am Schicksal eines Anderen Anteil genommen wird.

    So also wurde mir in diesem Moment klar, was meine buddhistischen Freunde unter anderem mit dem Mitleid allen Geschöpfen gegenüber meinten.

    Der älteste Mönch Namens Sedûn betastete meinen bewusstlosen Vater vorsichtig und sehr konzentriert. Manchmal murmelte er kopfnickend, dann wieder verstummte er in tiefer Konzentration.

    Inzwischen war auch Jakobus mit dem Arzt zurück, der nun erstaunt und bewundernd den Bewegungen und Handlungen Sedûns zusah.

    Als Sedûn fertig war machte sich der Arzt daran meinen Vater zu untersuchen.

    Im Nachhinein erscheint es mir seltsam dass damals alle ganz selbstverständlich akzeptierten, dass Sedûn, der nicht Arzt war, meinen Vater zuerst untersuchte und dann erst der Arzt seine Untersuchungen vornahm. Niemand rief: „Nun lasst endlich den Arzt ran". Sedûn strahlte eine solche Ruhe und Sicherheit aus, dass sich ihm ganz selbstverständlich jeder nachordnete.

    Nachdem schließlich auch der Arzt meinen Vater sehr gründlich untersucht hatte, beriet er sich sehr lange mit Sedûn. Der inzwischen ebenfalls anwesende Rabbi betete für meinen Vater.

    Dann endlich wandte sich der Arzt an meine Mutter und erklärte ihr was Sedûn und er festgestellt hatten.

    Mein Vater hatte sich bei seinem Sturz vom Dach die Schulter und das linke Bein gebrochen, Verletzungen, die wieder heilen würden. Gott sei Dank waren aber, so wie es schien, keine inneren Verletzungen entstanden. Der Brustkorb war geprellt, aber keine Rippe gebrochen.

    Was aber Anlass zur Sorge gab, war diese tiefe Bewusstlosigkeit meines Vaters. Die Querstrebe hatte ihn am Kopf in Nähe der Schläfe getroffen. Dort, man konnte es bereits sehen, entstand ein großes Hämatom.

    Nach gründlichem Betasten des Schädels waren sich sowohl Sedûn als auch der Arzt sicher, dass der Schädel selber nicht verletzt sei. Aber beide konnten nicht

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