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Schwarzes Blut
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eBook254 Seiten2 Stunden

Schwarzes Blut

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Über dieses E-Book

Österreich bekommt seinen eigenen Geheimdienst.
Während der neugewählte Bundespräsident noch Zweifel hegt, läuft bereits die erste Bewährungsprobe in Wien. In einer Undercovermission wird eine rechtsradikale Gruppe ausspioniert, nachdem es Vermutungen gibt, dass sie einen größeren Anschlag planen.
Beinahe gelingt es, die Details zu dem mutmaßlichen Plan zu erfahren, doch dann kommt alles anders: Ein Attentat auf dem Donauturm, ein undurchsichtiger Wissenschaftler und eine Phiole mit einem unbekannten Virus sorgen für Aufregung.
Als klar wird, wie gefährlich das entdeckte Virus tatsächlich ist, muss das Team alles riskieren, um eine weltweite Katastrophe zu verhindern.
Eine Katastrophe, die die Welt für immer verändern würde...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. März 2017
ISBN9783742794475
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    Buchvorschau

    Schwarzes Blut - Joachim Koller

    Freitag, 15. Jänner

    22:20 Uhr

    Burgenland

    Bundesstraße B50, nahe Oberpullendorf

    Der Mannschaftswagen des Roten Kreuz fuhr gemächlich über die unbeleuchtete Bundesstraße. Die Straße führte durch einen Wald, der um diese Uhrzeit nur schemenhaft zu erkennen war. Von den acht Insassen war nur der Fahrer munter, das Personal ruhte sich nach einem langen Arbeitstag aus. Sie waren auf dem Rückweg einer Blutspendeaktion im mittleren Burgenland, die gut besucht war. Die Mitarbeiter der Firma waren überaus motiviert gewesen, insgesamt hundertfünfunddreißig Konserven konnten abgenommen worden.

    Während hinter ihm leises Schnarchen und gleichmäßiges Atmen zu hören war, konzentrierte sich Lukas Sedlacek auf die schneebedeckte Straße. Trotz der angenehmen Wärme im Fahrzeug und der Dunkelheit um ihn herum war er hellwach und konzentriert. Deshalb fiel ihm der am Straßenrand abgestellte Wagen schon aus einiger Entfernung auf, kurz bevor seine Scheinwerfer ihn beleuchteten.

    Hoffentlich kein Unfall. Nicht, dass wir jetzt noch Erste Hilfe leisten müssen, dachte Lukas und wurde langsamer. Im Scheinwerferlicht sah er zwei Personen neben dem Wagen stehen. Plötzlich rannten beide auf die Fahrbahn, eine weitere Person stieg aus dem Fahrzeug.

    »Was zum Teufel ...!« Erschrocken sprang er auf die Bremse. Erst einige Augenblicke später bemerkte er, dass die Gesichter hinter dunklen Sturmhauben versteckt waren und beide Männer Waffen in ihren Händen trugen. Bislang kannte Lukas Sturmgewehre nur aus dem Fernsehen oder aus sicherer Entfernung in Kasernen.

    Er brachte den Wagen vor den Männern zum Stillstand, schaltete das Fernlicht ab und starrte mit einer Mischung aus Angst und Verwunderung aus der Windschutzscheibe.

    »Und jetzt?«, fragte er sich selbst.

    Vor ihm blieben die Männer regungslos stehen, ihre Waffen auf ihn gerichtet.

    Lukas hörte, wie die Tür zum Laderaum seines Fahrzeugs geöffnet wurde. Neben ihm erwachte der Arzt und blickte überrascht hinaus.

    »Sind wir schon da? Warum halten wir?«, fragte er verschlafen.

    »Weil ich nicht gern Menschen überfahre, Herr Doktor. Schon gar nicht, wenn sie mit Gewehren auf uns zielen.«

    Ungläubig starrte ihn der Arzt an, gleichzeitig musste auch Lukas zugeben, dass er sich schwertat, die Situation zu realisieren. Doch die Männer vor dem Wagen existierten tatsächlich.

    Im Laderaum wurden Kisten herumgeschoben und hinausgeworfen.

    »Was wollen die?«

    »Keine Ahnung, Herr Doktor. Ich habe nicht vor, auszusteigen, um zu fragen.«

    Dem Arzt schien die Antwort nicht zu genügen, er schnallte sich ab und öffnete die Beifahrertür. Die Waffen schienen ihn nicht zu beeindrucken.

    »Guten Abend!«, rief er den Männern höflich zu, »Hier liegt sicherlich eine Verwechslung vor.«

    »Zurück ins Auto, oder wir schießen!«, bellte ihn einer der Bewaffneten an und richtete sein Gewehr auf den Arzt.

    »Wir haben nichts, was für Sie von Interesse sein kann.« Der Arzt schien immer noch an eine Verwechslung zu glauben und stieg aus. Ein Geräusch von der Rückseite des Fahrzeuges ließ ihn umdrehen.

    »Was suchen Sie denn? Wir können sicherlich ...«

    Ein lauter Knall brachte ihn zum Schweigen. Lukas sah nur, wie der Körper des Arztes nach hinten geschleudert wurde und regungslos neben der offenen Tür liegenblieb. Weitere schockierende Details blieben durch das fehlende Licht verborgen. Wer auch immer neben dem Wagen stand, hatte den Arzt mit einem Schuss ins Gesicht getötet.

    Das Lenkrad fest umklammert, war Lukas nicht imstande, auch nur eine Bewegung zu machen. Sein Blick war starr auf die zwei Männer gerichtet, die weiterhin bewegungslos vor ihm standen. Die Ladetür wurde zugeworfen. Im nächsten Moment wichen sie zur Seite aus.

    »Los, fahr oder wir überlegen es uns anders!«

    Der Aufforderung kam er sofort nach, startete den Motor und gab Gas. Die offene Beifahrertür fiel von selbst zu, als er beschleunigte, um so schnell wie möglich von diesem Ort zu flüchten. Alle Insassen, die spätestens durch den Schuss aufgewacht waren, blieben stumm vor Schock.

    Erst nach zehn Minuten, als sie die Autobahn erreicht hatten, fuhr Lukas den Wagen zu einer Raststation und stellte den Motor ab.

    Wortlos, wie in Trance, stieg er aus und rauchte sich eine Zigarette an. Als Nächstes rief er die Polizei und berichtete ihnen ruhig, was gerade geschehen war. Danach sah er im Laderaum nach, was bei dem Überfall mitgenommen wurde. Es fehlten alle Blutkisten mit den frisch abgenommenen Konserven. Nachdem er auch das der Polizei berichtet hatte, setzte er sich auf die Trittfläche des Wagens und wartete auf die Beamten.

    An eine Weiterfahrt war nicht zu denken, zu stark zitterte sein ganzer Körper.

    Sonntag, 24. April

    16:00 Uhr

    Wien

    Bundesamtsgebäude Josef-Holaubek-Platz, Kellergeschoss

    Kommandozentrale der Abteilung 8 des Bundeskriminalamts »Spezialabteilung für inländische Sicherheitsangelegenheiten«

    »Die Ersten erreichen den Checkpoint Drei.«

    »Die Schätzung liegt bei zweitausendfünfhundert Personen, bislang laut aber friedlich. Die Gegendemonstranten sind zahlenmäßig fast doppelt so viele. Wie erwartet, das Thema polarisiert und bringt die Leute auf die Straße. Ein Zusammentreffen ist bei der derzeitigen Situation ausgeschlossen.«

    Im großen, spärlich beleuchteten Raum waren zehn Personen eifrig damit beschäftigt, die Übersicht zu bewahren. Über insgesamt sieben Großbildschirme wurde die Demonstration aus verschiedenen Blickwinkeln verfolgt. Neben den Bildern aus Verkehrsüberwachungskameras und zuvor angebrachten Kameras war auf dem Hauptbildschirm eine Luftansicht der Demonstranten zu sehen. Die dazu benutzte Drohne zeichnete aus einer Höhe von knapp 1.000 Metern alles in gestochen scharfen Bildern auf. Auf dem Bildschirm mit einem Durchmesser von drei Metern konnten die Anwesenden mitverfolgen, wie die Menschenmasse über den unteren Teil der Mariahilfer Straße marschierte.

    Während jeder Beamte an seinem Tisch saß und auf seinem Computer arbeitete, standen zwei Personen in der Mitte des Raums, um die Operation zu überwachen.

    »Sobald sie die Ringstraße erreichen, muss der Heldenplatz vorbereitet sein. Ich will nichts von der Abschlusskundgebung versäumen«, befahl Lance Westbrooke, Leiter der, in der Öffentlichkeit unbekannten, Abteilung. Seine Stellvertreterin, Gabriele Zauner, nickte dem dunkelhäutigen Mann zu. Sie hatte ein Tablet in der Hand und tippte einige Befehle darauf ein.

    »Verstanden, Captain. Die Kameras sind überprüft und die Mikros einsatzbereit. Bislang gibt es keine Auffälligkeiten.«

    Schon im Vorfeld hatte die angekündigte Demonstration durch die Wiener Innenstadt für Aufsehen gesorgt. Seit dem Wahlkampf zur Nationalratswahl vor sechs Wochen war der Grund für diese Demonstration das beherrschende Thema, sowohl im Inland als auch in den Nachbarländern.

    Als vor mehr als einem Jahr ein Flüchtlingsstrom von über zehntausend Personen aus dem Nahen Osten nach Österreich kam, löste dies eine europaweite Diskussion über Flüchtlingshilfe, Terrorbekämpfung und Unterstützungen von Entwicklungsländern aus. Aufgrund der Neutralität Österreichs, wählte die Regierung eine nicht militärische Art der Hilfe. Da auch in der Zentralafrikanische Republik der andauernde Kampf zwischen christlichen Milizen und muslimischen Rebellen zunahm, entschied sich die ehemalige und neu gewählte Koalitionsregierung des Landes für die Teilnahme an einem europäischen Hilfsaufgebot. In einer Zusammenarbeit mit Holland, Spanien und Portugal wurde im Norden der Zentralafrikanischen Republik ein Flüchtlingslager aufgebaut, das bis zu 200.000 Menschen Schutz bieten soll.

    Obwohl als europäische Kooperation mit der UNO geplant, wurde das Thema im zurückliegenden Wahlkampf zum meistdiskutierten Zankapfel zwischen den Parteien. Da gleichzeitig Pläne für ein neuerliches Sparpaket mit spürbaren Belastungen an die Öffentlichkeit kamen, musste die Regierung von vielen Seiten harsche Kritik einstecken. Bis zuletzt spitzte sich die Wahl auf die Parteivorsitzenden der sozialistischen und der freiheitlichen Partei zu.

    Der Parteichef der freiheitlichen Partei war der Meinung, dass der Bürgerkrieg in Afrika zu weit entfernt und die Kosten für das Land untragbar wären. Bundeskanzler Alfred Haim trat hingegen für eine volle Unterstützung der Flüchtlinge und der Hilfe vor Ort ein. Obwohl die sozialistische Partei bei der Wahl hohe Stimmenverluste hinnehmen musste, konnte sie weiterhin mit der konservativen Volkspartei ihre Koalition weiterführen.

    Die politischen Hintergründe waren für die Abteilung 8 des Bundeskriminalamtes nur nebensächlich. Bei dieser Mission mussten sie beweisen, dass es eine gute und sinnvolle Idee war, eine neue geheimdienstähnliche Abteilung zu schaffen.

    »Wir kriegen Ton!«, sagte einer der Kollegen und schaltete das dazugehörige Video auf den Hauptschirm. Die Kamera war in einem Lieferwagen versteckt, der neben der Straße parkte und somit direkt neben den Demonstranten war.

    »Kein Geld für uns, aber Millionen für Afrika!«

    »Kein Geld für Afrika!«

    »Zuerst wir, dann die Welt!«

    »Wir sind das Volk!«

    Diese Sprechchöre waren am deutlichsten zu hören. Die Kamera fing die Gesichter der Demonstranten ein, die gleichzeitig durch eine Gesichtserkennungs-Software überprüft wurden.

    »Eine weitere Person mit rechtsradikalem Hintergrund. Männlich, 39, Bewährungsstrafe wegen Körperverletzung.«

    »Solange er nur schreit, lassen wir ihn. Das oberste Gebot ist es, die Lage nicht eskalieren zu lassen. Wir stehen unter Beobachtung und dürfen uns keinen Fehler erlauben.« Lance Westbrooke klang angespannt und hoch konzentriert.

    »Gabriele, wissen wir schon mehr über die Bewegung, die dahintersteht?«, erkundigte er sich.

    Gabriele ging zu ihrem Platz, wobei sie bemüht war, sich nicht von ihrem steifen Bein behindern zu lassen.

    »Keine neuen Erkenntnisse. Diese Gruppe ‚Neue Weltordnung‘ scheint wie ein Mythos aus dem Untergrund zu sein. Entweder haben wir es mit einigen Größenwahnsinnigen zu tun, oder einer ernsthaften Bedrohung. Noch haben wir nur Indizien.«

    ---***---

    Die Spitze der Demonstranten  bestand aus knapp zwanzig Männern, die immer wieder dieselben Phrasen skandierten.

    »Kein Geld für Afrika!«, »Österreich zuerst!«

    Eine Gruppe von vier Männern marschierte hinter den vordersten Trägern von Plakaten mit der Aufschrift »Österreich zuerst!«

    »Wir kommen gleich zum Heldenplatz. Leute, wenn die Bullen ernst machen, können die uns dort einkesseln und spielend einsammeln.« 

    »Du bist Dir sicher, dass die das vorhaben, Sascha?«

    Sascha, der eigentlich Sam hieß, nickte. Er wirkte hektisch und sah sich immer wieder aufgeregt um. Seine Anspannung war nicht gespielt, denn sein Undercover-Einsatz in der rechtsradikalen Szene war an einem entscheidenden Punkt angelangt. Die drei Männer neben ihm hatten mehr als einmal angedeutet, dass sie mehr über die Gruppe namens »Neue Weltordnung« wussten. Sie waren Teil dieser Gruppe, davon war Sam inzwischen überzeugt. Aber sie waren auch sehr vorsichtig und misstrauisch.

    »Ich kann nur sagen, was ich gehört habe. Ich arbeite im Verkehrsamt und dort habe ich aufgefangen, dass sie eine Razzia planen, sobald die komplette Demo sich zur Abschlusskundgebung versammelt.«

    »Eine Razzia wäre nicht gut, wenn ich daran denke, was ich unter meiner Jacke trage.« Alex Brunner, der vermutete Anführer der Gruppe, schob seine offene Jacke etwas zur Seite und präsentierten darunter einen Revolver. Sam erkannte das Modell anhand des kurzen Laufs.

    Wahrscheinlich eine Taurus Modell 85, staunte er über den Mut oder die Dummheit von Alex.

    »Wenn die Dich damit erwischen, hast Du echt Probleme!«, sagte sein Vertrauter Bernd Neuwirth und blickte sich angespannt um. Aber niemand achtete auf sie.

    »Hört zu, ich kann für etwas ... Aufregung sorgen, dann könnt ihr untertauchen.« Sam sah sich um und erkannte, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, hundertfünfzig Meter trennten sie noch vom Heldentor, dem Durchgang zur Abschlusskundgebung am Heldenplatz.

    »Warum willst Du so ein Risiko eingehen?« Alex Brunner sah ihn skeptisch durch seine dünne Brille an.

    »Ich bin jetzt seit über zwei Monaten bei Euch. Auch wenn mir nicht viel verraten wurde, ihr habt doch etwas vor, etwas Größeres, als hier nur laut zu sein. Und ich bin Eurer Meinung, dass man endlich etwas unternehmen muss. Etwas gegen diese linken, selbstherrlichen und absolut realitätsfremden Politiker. Wir haben gestern über dieses Afrikaprojekt gesprochen. Wie ich gesagt habe, reinste Geldverschwendung, lasst die da unten sich einfach selber abschlachten.«

    Seine deutlichen Worte hatten schon seit längerem dafür gesorgt, dass man ihn akzeptierte.

    »Nun gut Sascha. Was schlägst Du vor?«

    »Ich werde für einen kleinen Tumult sorgen und ihr haut ab. Ihr müsst, noch bevor wir zum Heldentor kommen, hier verschwunden sein. Gleich um die Ecke in der Bellariastraße steht mein Wagen.«

    Er zog seinen Autoschlüssel hervor und überreichte ihn Alex Brunner.

    »Sag mir einfach, wo ich ihn nachher holen kann. Und gib mir Deine Waffe.«

    ---***---

    Im Untergeschoss des Bundeskriminalamtes im neunten Bezirk wurde jedes Wort von Sams Unterhaltung mitgehört. Über dessen Ohrstecker, der ihm offiziell als Hörgerät diente, konnten die anwesenden Mitglieder der Abteilung alles mitverfolgen.

    »Fuck it, was macht er da?«, stieß Lance Westbrooke erbost hervor.

    »Er weicht komplett vom Plan ab!«, meinte Gabriele und blickte über die Bildschirme. Sie lehnte neben ihrem Vorgesetzten an einem eigens für sie aufgebauten Geländer mit Rückenpolster. Als stellvertretende Leiterin musste sie den Überblick bewahren, durch ihr steifes Bein konnte sie aber nicht lange stehen. Einen Gehstock lehnte sie entschieden ab, mit der Begründung, dass sie mit sechsunddreißig noch viel zu jung dafür sei.

    »Captain, was soll ich der Einsatzgruppe melden?«, fragte Thomas Ostovitsch, der über seinen Computer mit der Polizei vor Ort verbunden war.

    »Abwarten, ich glaube, Sam weiß, was er tut«, entschied Gabriele spontan.

    »Hoffen wir es.« Lance klang weniger optimistisch.

    ---***---

    Alex Brunner steckte den Schlüssel ein und reichte Sam die Pistole.

    »Bist Du Dir sicher, mit dem was Du da tust, Sascha?«

    »Ja. Ich besitze einen Waffenschein und ich weiß, dass ich als Beamter schnell wieder draußen bin. Vertraut mir, Hauptsache, ihr kommt heil hier weg.«

    Alex wechselte einen Blick mit seinen Männern und nickte Sam anerkennend zu.

    »Ich melde mich, wenn wir untergetaucht sind. Und dann reden wir über wirkliche Veränderungen für dieses Land … oder sogar noch mehr.«

    Sam nickte ihm zu und sah sich um. Nur wenige Meter von ihm entfernt standen mehrere Polizisten und beobachteten den Demonstrationszug. Er wartete noch, bis Alex und seine zwei Vertrauten sich zurückfallen ließen und im großen Pulk untertauchen konnten.

    Unterdessen näherte er sich einem Polizisten, dessen schwarzes Barett und Ärmelzeichen ihn als Beamten der Einsatzeinheit auswies. Dieser polizeiliche Verband war unter anderem speziell dazu ausgebildet, Demonstrationen abzusichern oder schnell einzugreifen und Eskalationen zu vermeiden.

    Direkt neben dem Polizisten, schrie Sam lautstark auf und riss demonstrativ die rechte Hand hin die Höhe.

    »Nieder mit dem schwarzen Pakt! Heil …«

    Weiter kam er nicht. Wie erwartet, wurde er innerhalb von Sekunden aus der Menge gefischt und von zwei Beamten gegen den Zaun gedrückt.

    »Das geht zu weit, Bursche! So handelst Du Dir jede Menge Ärger ein«, drohte ihm der Polizist.

    »Ihr seid doch auch nur linkes Polizistenpakt und Arschkriecher für diese unfähigen Politikerschweine«, fuhr er ihn lautstark an. Während viele aus dem Zug der Demonstranten sich zurückhielten, stimmten einige mit deutlich rechtsradikalen Parolen ein.

    »Das war´s für Dich, Du bist festgenommen.« Schon im nächsten Moment hatte Sam die Hände auf dem Rücken und Handschellen an den Handgelenken. Ein Großaufgebot an Polizisten versuchte, die Demonstration zu beruhigen und allzu gewaltbereite Personen auszumustern. Unterdessen wurde Sam zum nächstgelegen Einsatzwagen gebracht.

    »Wohin bringen Sie mich, verraten Sie mir das doch bitte?« Sams Stimme klang plötzlich nicht mehr wütend und aggressiv. Für einen Moment verwunderte er damit den Beamten, dennoch ließ er ihn nicht los und zerrte ihn mit sich.

    »Du kommst mit aufs Revier und wirst dort einige Zeit haben, um über Deine Aussagen nachzudenken.«

    ---***---

    »Und das war klug?« Westbrooke war unüberhörbar stinksauer.

    »Captain, Sam ist im Wagen und wird weggebracht.«

    »Danke Denise. Behalten Sie weiter die Menge im Auge.«

    Obwohl ihn alle Captain nannten, trug Lance Westbrooke keinen österreichischen militärischen Rang. Er war Engländer und offiziell nicht mehr als ein Berater für EDV-Anlagen des Bundeskriminalamtes. Doch was nicht in seinem öffentlichen Lebenslauf stand, waren die Jahre im Dienste des englischen Geheimdienstes MI-5 und die kurzzeitige Leitung der Organisation. Schon damals war sein Spitzname Captain und den wollte er auch hier beibehalten.

    »Ich bekomme die ersten Meldungen. Der Großteil der Demonstranten verhält sich ruhig«, informierte Denise das Team.

    »Wo sind unsere Zielpersonen?«, wollte Gabriele wissen.

    Der Kollege vor ihr, der die Drohne in knapp hundert Meter Höhe steuerte, lenkte und tippte wie wild auf seinem Computer.

    »Sie sind untergetaucht. Ich kann den Wagen von Sam überwachen und sie so …«

    »Unnötig, der Wagen hat einen Peilsender«, unterbrach ihn Gabriele und tippte selbst auf ihrem Tablet.

    Lance Westbrooke hatte

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