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Elektrisiert - IV
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eBook238 Seiten2 Stunden

Elektrisiert - IV

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Über dieses E-Book

Der Kampf um die letzten, noch unerschlossenen Ölreserven hat begonnen. In aller Härte. Ohne Rücksicht auf Mensch und Natur. Eric Brinneau, Experte der International Energy Agency für die Reduzierung der CO2- Emissionen im Straßenverkehr, erhält einen heiklen Auftrag von seinem Chef. Er soll ein Geheimtreffen mit der deutschen Kanzlerin vorbereiten. Unwetter in Deutschland und eine schleppende Energiewende zwingen sie zum Handeln. Der Klimawandel muss aufgehalten werden. Eric und sein Team sollen eine Lösung entwickeln. Eine Aufgabe, die nicht nur sein Leben verändern wird. Da kristallisiert sich überraschend ein Ausweg heraus. Doch mächtige Gegner aus Industrie und Politik schrecken vor nichts zurück. Zu hoch sind die Einsätze.

TEIL IV:
Eric und sein Team machen endlich Fortschritte. Eine Lösung für die so dringend notwendige Energiewende zeichnet sich ab. Das erkennen auch ihre Gegner - und entscheiden sich für drastische Gegenmaßnahmen. Nur Eric´s neuer Verbündeter erkennt das Ausmaß des Komplotts. Ein brutales Rennen gegen die Zeit beginnt, doch Mutter Natur spielt nicht mit.

>>So spannend hat noch niemand über die Energiewende geschrieben. Michael Valentine-Urbschat schreibt, wie nur ein Insider es kann.<<

>>Fiktion oder Insider-Bericht? Wahrscheinlich beides. Das macht das Buch zu einem einmaligen Leseerlebnis.<<
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. Dez. 2016
ISBN9783738097078
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    Buchvorschau

    Elektrisiert - IV - Michael Valentine-Urbschat

    ELEKTRISIERT

    - TEIL IV -

    Michael und Nancy Valentine-Urbschat

    Für Katharina und Nicholas – als Zeichen dafür,

    dass die Generation ihrer Eltern nicht tatenlos zusieht,

    obwohl sie es besser weiß.

    Vorbemerkung

    Die Brennstoffe – vornehmlich Öl, Kohle und Gas – stellen keine nachhaltige Energieversorgung dar, auch wenn bis heute unser weltweiter, wirtschaftlicher Erfolg in großen Teilen darauf basiert. Das wissen wir alle. Seit Jahren.

    Allein diese fehlende Nachhaltigkeit zwingt uns dazu, erneuerbare Energiequellen als attraktive Alternativen auf den Weg zu bringen. Ohne besonderen Zeitdruck, nachdem die Rohstoffkonzerne bisher eine ausreichende Versorgung mit fossilen Brennstoffen sicherstellen. Auch wenn unklar ist, wie lange unsere Öl-, Gas- und Kohlereserven tatsächlich noch reichen.

    Wir wissen aber auch – und das nicht erst seit dem diesjährigen, fünften Bericht des Weltklimarates –, dass die dadurch verursachten CO2-Emissionen maßgeblich zur Klimaveränderung beitragen. Experten gehen von einer Erwärmung der Erdoberfläche von mindestens 3-4 Grad Celsius im Laufe dieses Jahrhunderts aus, wenn wir es nicht schaffen, in wenigen Jahren unsere Abhängigkeit von diesen fossilen Brennstoffen massiv zu reduzieren.

    Die Folgen dieser einsetzenden Klimaveränderung sind heute bereits spürbar und werden aller Voraussicht nach besonders für die nachfolgenden Generationen zu einem gigantischen Problem werden.

    Diese unumkehrbaren Langzeitfolgen erhöhen den Zeitdruck massiv. Zwingen uns, jetzt die Alternativen auf den Weg zu bringen. Hier können und wollen wir nicht tatenlos zusehen. Nicht nur, weil wir selber zwei Kinder haben.

    Dabei stellt die umfassende Abkehr von Verbrennungskraftmaschinen im weltweit wachsenden Straßenverkehr eine besondere Herausforderung dar. Bisher haben wir keinen Weg gefunden, diese Technologiewende in der notwendigen Breite und Geschwindigkeit auf den Weg zu bringen. Der Verkehrssektor ist weltweit der einzige Verbrauchersektor, der immer noch ein ungebrochenes Wachstum bei den CO2-Emissionen aufweist.

    Mit dem vorliegenden Roman hoffen wir, zur Diskussion und Lösung dieses Themas beitragen zu können, indem wir einer breiteren Leserschaft die prekäre Ausgangssituation, die sehr unterschiedlichen Sichtweisen und Zwänge der beteiligten Spieler, aber auch mögliche Lösungsansätze vor Augen führe.

    Das alles haben wir versucht, in eine möglichst spannende Geschichte zu packen – wir wollen Sie als interessierten Leser ja auf keinen Fall verlieren, auf diesem etwas umfangreicheren Exkurs.

    Die Geschichte selbst ist völlig frei erfunden, genauso wie auch alle handelnden Personen frei erfunden sind.

    Dennoch spielt der Roman mitten in unserer heutigen Welt und baut auf vielen, aktuellen Fakten auf, die von uns nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert wurden. Ein Verzeichnis der wichtigsten Quellen findet sich im Anhang, in dem wir auch einige Hintergründe und Details erläutert haben.

    Die öffentlichen Ämter, Organisationen, Firmen und Produkte, die den meisten bekannt sein dürften, sind rein zufällig gewählt und dienen nur dazu, den Bezug zur realen Welt noch mal zu verdeutlichen. Die konkreten Aktivitäten dieser Einrichtungen und ihrer handelnden Personen sind aber natürlich ebenfalls frei erfunden.

    Dagegen existieren die beschriebenen Technologien zum größten Teil heute schon oder stehen kurz vor der Fertigentwicklung – und können damit tatsächlich einen nennenswerten Beitrag zur Lösung unseres Verkehrsproblems liefern.

    Jetzt aber genug der Vorrede – wir wünschen Ihnen eine spannende Unterhaltung. Und anschließend natürlich möglichst intensive Diskussionen. Denn nur so kommen wir in diesem so essentiellen Thema für die Menschheit endlich voran. Hoffentlich.

    München, im Oktober 2014

    Michael und Nancy Valentine-Urbschat

    Teil IV

    Mehr als ein Jahr später – Houston, Texas

    Die Stimmung war gereizt. Mehr als zwanzig Personen saßen um den langen Mahagoni Tisch des voll klimatisierten Konferenzraums, der sich in der obersten Etage ihrer Firmenzentrale befand. Jeff Simson hatte die besondere Ehre, seine Chefin begleiten zu dürfen. Der Status zur Erschließung neuer Ölquellen war der letzte, aber wichtigste Punkt auf der Agenda der heutigen Vorstandssitzung. Der alleinige Verantwortungsbereich seiner Chefin. Da er fast alle Feld-Aktivitäten persönlich kannte, hatte sie ihn gebeten mitzukommen. Jeff hätte sehr gut auf eine Teilnahme in so erlauchtem Kreise verzichten können. Ist nichts für mich. Jetzt weiß ich auch wieder, wieso! Das Schlammwerfen fing gerade an.

    Sid, der Vorstandsvorsitzende, schnaubte wild in ihre Richtung. „Das kann echt nicht wahr sein, Carol! Wofür geben wir eigentlich mehr als fünf Milliarden Dollar jedes Jahr aus, wenn unsere Fördermengen keinen Deut nach oben gehen? Was haben wir diesem korrupten Werftbesitzer in Aserbaidschan noch mal bezahlt für seine vergoldete, aber leider halb versenkte Bohrplattform?"

    Sid sah Carol, die direkt neben Jeff saß, böse an. Ja, jeder wusste, dass der Preis deutlich überhöht gewesen war. Dennoch hatte man dem Deal, den Jeff letztes Jahr in Baku so geschickt auf den Weg gebracht hatte, unisono zugestimmt. Zeit ist Geld, sehr viel Geld wert! Das war damals klar gewesen und auch heute noch so.

    Es konnte ja keiner ahnen, dass die Iraner die Dreistigkeit haben würden, das Ding halb in die Luft zu sprengen. Der Kampf um die Ausbeutung der riesigen Ölfunde unter dem Kaspischen Meer nahm damit neue Dimensionen an. Gut für das amerikanische Militär und seine Rüstungspartner. Aber höchst riskant für die beteiligten Ölfirmen. Mit Mühe konnten die Spezialisten des aserbaidschanischen Unternehmers die Plattform vor dem Kentern retten und in die Werft bei Baku zurückschleppen. Dort lag sie nun bereits seit mehr als einem Jahr und wurde wieder mühevoll instandgesetzt. Doch alles dauerte länger als geplant. Und die Reparatur kostete Jeff´s Arbeitgeber fast noch mal so viel wie die ursprüngliche Anschaffung.

    „Und wann ist das Ding endlich wieder einsatzbereit?", hakte Sid schmallippig nach.

    „Wir hoffen, in spätestens drei Monaten", antwortete Carol vorsichtig, die die immer wieder verpassten Zusagen der Aserbaidschaner aktuell hautnah miterleben musste.

    „Carol, wir müssen unsere wenigen, neuen Quellen einfach schneller hochfahren, egal wie! Nicht, weil wir nicht genügend Umsatz oder Profit machen. Das ist nicht der Punkt! Ich mache mir massiv Sorgen, dass der Ölpreis zu weit steigt! Und dann den Markt zum Kippen bringt! Das wäre der Supergau für uns!"

    Sid spielte auf die zunehmende Abhängigkeit der Ölnachfrage vom weltweiten Straßenverkehr an. Einer der Top-Strategen des Konzerns hatte es zu Beginn der Sitzung in aller Deutlichkeit dargelegt. Alle anderen Ölabnehmer waren seit Jahren rückläufig oder stagnierend. Immer mehr Kraftwerke und lokale Heizungssysteme verabschiedeten sich von dem teuren Brennstoff, und auch die Industrie arbeitete intensiv an alternativen Grundstoffen für ihre chemischen Produkte. Nur der weltweite Bedarf an Benzin und Diesel eilte von Rekord zu Rekord. So sehr, dass das Angebot kaum Schritt halten konnte und damit die Preise weiter in die Höhe trieb. Aktuell stand das Barrel bei deutlich über 150 Dollar.

    „Wir dürfen das Thema einfach nicht überreizen, fuhr Sid mit bösem Blick in die Runde fort, „irgendwann realisiert auch der döfste Autofahrer, dass die immer höheren Benzinkosten keinen Spaß mehr machen! Und denkt dann ernsthaft über Alternativen nach. Besonders, wenn die Werbetrommel für EVs so massiv gerührt wird, wie aktuell in Kalifornien.

    Bud, ihr Raffineriechef in LA, hatte vor wenigen Minuten ausführlich über die neuesten Aktivitäten des kalifornischen Gouverneurs zusammen mit dem LA Bürgermeister und diesem neuen GREEN ELECTRIC INSTITUTE berichtet. „Wenn täglich so ein blöder Zeppelin über der Stadt kreist und in fetten Buchstaben GO ELECTRIC anpreist, kommt irgendwann jeder ins Grübeln", ergänzte er in Unterstützung.

    „Und meine Befürchtung ist, schob Sid etwas ruhiger nach, „dass die Trendwende, wenn sie denn erst einmal einsetzt, erdrutschartig stattfinden wird. Nach dem Motto, jetzt will jeder ein solches EV, gerade als Zweit- oder Drittwagen. So wie jeder plötzlich ein iPhone oder iPad brauchte, weil er ja sonst nicht mehr ‘in’ war. Und wenn die täglichen Kurzstrecken fast ausschließlich mit EVs zurückgelegt werden und das benzinbetriebene Fahrzeug nur noch für die wirklichen Langstrecken herhalten muss, dann geht der Benzinverbrauch richtig in die Knie.

    Ihr Top-Stratege hatte auch dazu eine beeindruckende Szenario-Rechnung aufgelegt, die den Anwesenden die Augen geöffnet hatte. Er konnte das Ziel des Bürgermeisters von LA, bis 2030 den Benzinverbrauch in der Metropole um ein Drittel zu reduzieren, nur bestätigen. Es war tatsächlich denkbar! Wenn alle mitspielten, zuerst die vermögenderen Haushalte mit mehr als drei Fahrzeugen im Fuhrpark und dann sukzessive auch die anderen, bis hin zum city-internen Lieferverkehr. Für Jeff waren diese Ausführungen absolutes Neuland. Bisher hatte er EVs immer in die Golfcart-Ecke abgetan oder zumindest als technisch unreif empfunden. Das klang von diesen Leuten plötzlich ganz anders. Wenn dieser Umschwung auf EVs tatsächlich einsetzt, sind unsere Anstrengungen zur Erschließung neuer und höchst riskanter Ölquellen ja eigentlich völlig überflüssig! Der Bedarf wäre plötzlich gar nicht mehr gegeben. Und bei einem dann fallenden Ölpreis auch nicht mehr kostendeckend zu bedienen. Das wäre eigentlich auch das Ende für meinen Job, dachte Jeff in einem Anfall von Erleuchtung. Doch der Gedanke machte ihm irgendwie keine Angst. Ganz im Gegenteil. Dann wären auch die Medikamente nicht mehr notwendig.

    Währenddessen redete sich ihr Oberboss wieder in Rage. „Das wäre wahrlich der Supergau für uns! Eine massive Reduzierung des Absatzes bei gleichzeitig sinkenden Preisen. Und Investitionen in Milliardenhöhe in der Erschließung von neuen Quellen, die wir dann aufgrund mangelnder Profitabilität abschreiben müssten. Carol, meine Herren, das wird unter meiner Führung nicht passieren! Ist das klar?"

    Breites Nicken in der Runde. Hier wollte keiner widersprechen. Jeff sah angewidert in die Gesichter dieser Topmanager. Er hasste dieses unterwürfige Getue. Nur nicht gegen den Mainstream denken oder handeln. Immer schön nicken, wenn der Boss was sagt. Eine solche Einstellung konnte er sich draußen in seinem Job nicht leisten. Wenn Verhandlungen ins Stocken gerieten, musste man oft gegen den Strom schwimmen. Wichtigen Leuten auch mal einen Schuss vor den Bug geben. Nur so kommt wieder Bewegung ins Spiel! Aber dabei ging es natürlich auch nicht direkt um den eigenen Job, gestand er sich ein. Hier in diesem Raum war das etwas anderes. Eine falsche Bemerkung, eine falsche Widerrede konnte auch mal den Kopf kosten, wie ihm seine Chefin schon ein paar Mal genüsslich berichtet hatte.

    Also ging Carol auf Wunsch ihres Vorstandsvorsitzenden noch mal im Detail durch den Status ihrer aussichtsreichsten Explorations-Aktivitäten. Aserbaidschan stand immer noch ganz oben auf der Liste. Im Kaspischen Meer mit seinen fünf Anrainerstaaten bestand die Möglichkeit auf eine Gesamtförderquote von bis zu fünf Millionen Barrels pro Tag. Das wären mehr als fünf Prozent der aktuellen Gesamtförderung weltweit. Hier mussten sie dranbleiben, gerade weil sie mit dem US-Militär seit einiger Zeit eine besondere Trumpfkarte im Ärmel hatten.

    Auch Nigeria stand immer noch hoch im Kurs, nicht nur wegen der zusätzlichen Quellen im Nigerdelta. Vor der westafrikanischen Küste war weiteres Potential entdeckt worden, das die Fördermengen auf über drei Millionen Barrels pro Tag in der Region hochtreiben konnte. Kombiniert mit ihrer bereits gut funktionierenden Produktionsbasis in dem Land waren sie aussichtsreich positioniert. Wenn nicht Bürgerkrieg und massive Korruption der Vergabe neuer Konzessionen immer wieder einen Strich durch die Rechnung machten.

    Daher gehörten Kanada mit seinen Ölsanden und das arktische Öl nördlich Alaskas zu Sid´s Lieblingsthemen. Hier musste man, da hatte er Recht, ja nur mit anspruchsvollen Umweltschutzauflagen und harter Konkurrenz kämpfen, aber kaum mit korrupten Regierungsvertretern oder blutigen Bürgerkriegen.

    „Wenn nicht gerade amoklaufende Selbstmord-Attentäter die Stimmung zum Kippen bringen", schob er bissig ein, sah dann aber Carol in einem Anflug von Mitgefühl länger an.

    Die Nachricht hatte damals alle schockiert. Jeff sah an Carols blasser werdender Gesichtsfarbe, dass auch sie noch immer nicht ganz darüber hinweg war. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, der Bände sprach. Doch dann wischte sie die Gefühle mit einem Ruck zur Seite und war wieder ganz die harte Konzernmanagerin. Der Job musste getan werden. Punkt. Aus.

    Die Toten in Fort McMurray hatten die kanadische Regierung dazu gezwungen, eine Untersuchungskommission einzusetzen und solange alle weiteren Vergaben von Ölsand-Konzessionen auf Eis zu legen. Und der Endbericht lag immer noch nicht vor. Der Frust war in den Augen aller Beteiligten gut zu erkennen.

    „Können wir denn wenigstens in der Arktis noch etwas beschleunigen?, fragte Sid und blickte auf die riesige Weltkarte an der Wand, „wir sind doch jetzt seit mehr als zwei Jahren mit der Plattform dort draußen und machen Probebohrungen. Das kann doch nicht ewig dauern!

    Carol nickte vorsichtig. Sie kannte die Schwierigkeiten in der arktischen Kälte mit seinem unberechenbaren Wetter. Die Berichte ihrer Leute vor Ort waren nicht wirklich ermutigend. Dennoch versprach sie Sid, sich das Thema noch mal persönlich anzusehen. Und meinte damit natürlich Jeff. Was aber nur dieser wusste, als ihn wieder der Blick seiner Chefin traf. Seit dem Vorfall in Kanada war Carol nicht mehr draußen gewesen. Und Baku hatte sie nur noch darin bestärkt, das Geschäft lieber von ihrem sicheren Schreibtisch aus zu steuern.

    Kurz danach beendete Sid die Sitzung. Eine kleine Gruppe von Topmanagern blieb noch im Raum, als die Assistentin einen bullig wirkenden Mann hereinbrachte. Im Vorbeigehen hörte Jeff den Beginn des Gespräches und verlangsamte instinktiv seine Schritte.

    „Darf ich vorstellen, sagte Sid mit einem kalten Lächeln zu der kleinen Gruppe, „Pit, mein Mann für besondere Fälle! Erstaunte Blicke. Nur ein, zwei Leute nickten wissentlich. Komisch.

    „Meine Herren, ich brauche unbedingt noch ein paar gute Vorschläge, wie wir diese nervigen Aktivitäten zur Einführung von EVs endlich einbremsen können. Ich habe ja nichts gegen diese Dinger auf einem Golfplatz oder in einem Seniorenheim! Aber einen richtigen V10 Pickup kann man doch nicht durch solche Gurken ersetzen. Da würde ja jede scharfe Braut wegrennen, bevor du nur in die Nähe kommst."

    Kurzes Gelächter in der kleinen Runde. „Elektroautos sind was für Warmduscher! Basta! Also, ich will Vorschläge, und zwar alle denkbaren Optionen", sagte Sid grimmig und sah dabei den Mann an, der direkt neben ihm stand.

    Merkwürdiger Typ, dachte Jeff und musterte den Kerl genauer. Gedrungener, breiter Oberkörper. Mit weißem Hemd und Krawatte, die aber beide deplatziert wirkten. Ganz sicher kein Manager! Eher ex-Militär! Sehr merkwürdig. Jeff verließ den Raum, während die Gruppe im Konferenzraum zurückblieb. Er hörte erneutes Lachen hinter sich, während er versuchte, zu Carol aufzuschließen.

    „Wer war der Typ?", fragte er leise, als er seine Chefin am Lift erreichte. Die schüttelte nur abwesend den Kopf. Mit den Gedanken bereits ganz woanders. Sie spürte, dass der Druck auf ihre Abteilung und sie persönlich enorm zunahmen. Diese Runde war nur der Anfang. Der steigende Ölpreis bringt die Gemüter in Aufruhr. Mit Recht! Aber sie konnte nicht zaubern.

    „Carol, was macht so ein Typ bei unserem Vorstandsvorsitzenden?", hakte Jeff bei seiner Chefin noch mal nach, als sie alleine im Aufzug standen.

    „Was weiß ich! Will ich auch nicht wissen. Wir machen unseren Job, das ist schon schwer genug, wie du ja gerade mitbekommen hast. Ich will, dass du dir ein persönliches Bild von unseren Fortschritten in Alaska machst. Und zwar schnell."

    Jeff nickte. Seine Chefin stieg kurz danach wortlos aus, während er noch bis in die Lobby hinunter fuhr. Läuft gar nicht gut! Er war mit Peter Larson verabredet, der etwas zu ihrem neuesten Stand in Nigeria besprechen wollte. Er mochte den ruhigen und mit einem scharfen Verstand ausgerüsteten Ex-Marine, auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren. Peter sagte, was er dachte, unabhängig davon ob es seinem Gegenüber gefiel oder nicht. Und das war gut so.

    „Hallo, Peter."

    „Hi, Jeff."

    Die beiden nahmen in einer der Lounge-Ecken des großzügigen Eingangsbereichs ihrer Konzernzentrale Platz. Es herrschte ein reges Kommen und Gehen. In leisem Ton gingen sie gemeinsam durch die von Peter mitgebrachten Unterlagen. Nach einer Weile lehnte sich Jeff in dem bequemen Polstermöbel zurück und beobachtete

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