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Zwillingsmord
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eBook272 Seiten3 Stunden

Zwillingsmord

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Über dieses E-Book

Ilka Goldstein, eine junge Frau spürt über eine Entfernung von 16500 Kilometer instinktiv, dass ihrer Zwillingsschwester Anna Lena im fernen Australien etwas zugestoßen ist. Zusammen mit ihrem Schwager Ingo Ebert, deckt sie die verbrecherischen Machenschaften des Professor Hohenfels und seinem Sohn Volker auf. Zusammen mit der Jugendliebe von Hohenfels, Carla Frentzen, einer bekannten Astronomin, führen sie grausame Versuche an Zwillingspaaren durch, die meist mit deren Tod enden.
Durch die Person der Carla Frentzen werden Fragen nach der Unendlichkeit des Alls und dessen Entstehung aufgeworfen, deren Beantwortung seriöserweise nicht erfolgen kann und dem Leser überlassen wird. Es wird allerdings der Wunschgedanke manches Universitätsgelehrten nach der Tatsache des "Urknalls" infrage gestellt.
Würde der geneigte Leser des Romans, über beide Themen, also Entstehungsgeschichte des Weltalls und medizinisch-psychologische Versuche an Menschen oder Tieren, seine Gedanken ruhen lassen, könnte dies eventuell durch eine parapsychologische Übertragung dem Autor ein Glücksgefühl hinterlassen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. Juni 2014
ISBN9783847690191
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    Buchvorschau

    Zwillingsmord - Rainer Rau

    1. Uran

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    Uran

    Das Element wurde im Jahr 1789 von dem deutschen Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743–1817) in Berlin in der Pechblende entdeckt. Klaproth gewann aus dem Uranerz Urandioxid, das er zunächst für das neue Element selbst hielt. Das Uran war bis zu diesem Zeitpunkt das Element mit der größten Atommasse. Daher benannte man es nach dem Planeten Uranus (griech. ouranos, der »Himmel«), den man damals für den entferntesten Planeten hielt.

    Dass sie nur noch wenige Minuten zu leben hatte, konnte sie nicht ahnen, als sie sich mit dem Mann zu einem konspirativen Treffen verabredete.

    Ihr Tod sollte ewig lange Sekunden dauern. Sie sollte Todesangst haben. Und sie hatte Todesangst. Angst, die ihre Gedanken beflügelte und sich in schneller Folge um ihre Tochter, ihren Mann und ihre Schwester drehte, nach denen sie schrie.

    Warum machte der Mann das? Sie hatte nie jemanden was zuleide getan. Sie kannte ihn auch überhaupt nicht. Und doch wollte er sie töten. Sie wollte schreien, doch ihre Stimme versagte. Durch den Schlag auf ihren Kopf war sie bewegungsunfähig. Ihre Schädeldecke war gebrochen. Sie hatte Tränen in den Augen und ihr Blick war verschwommen.

    Sie konnte nur schemenhaft erkennen, was der Fremde mit ihr tat.

    Anna Lena Ebert war von ihrer Redaktion nach Australien beordert worden, um für eine Reportage über den Uranabbau und dessen Export aus Australien zu recherchieren. Eine Gefährdung der Aborigines durch die kontaminierte Biosphäre mit Radon stand im Mittelpunkt ihrer Aufgabe.

    Nach einer Auszeit von einem Jahr, in der sie sich um ihre Tochter kümmerte und der vorhergehenden Zeit des Mutterschutzes, war sie nach fast zwei Jahren wieder als freie Reporterin für Stern, Spiegel und andere namhafte Journale tätig.

    Mit ihrem Mann, der sie nach Australien begleitete, wollte sie ein paar Tage Urlaub machen. So verbanden sie das Nützliche mit dem Angenehmen. Ihre Tochter wurde in dieser Zeit von den Großeltern und ihrer Zwillingsschwester Ilka betreut.

    Der 20-stündige Flug war erträglich, wenn man davon ausgeht, dass die Menschen vor 100 Jahren noch weit über 100 Tage auf dem Schiff von Deutschland nach Australien unterwegs waren.

    Nur die Landung auf dem Melbourne Airport, der zugleich auch Tullamarine Airport heißt, war problematisch und spektakulär. Eine Windbö erfasste den Jumbo und der Pilot konnte erst nach einmaligem Durchstarten den Flieger sicher landen.

    Von diesem Manöver konnte man sich später eine Videoaufnahme auf DVD ansehen, was Anna Lena jedoch ablehnte. Hunderttausende sahen es sich einen Tag danach auf Youtube an.

    Der Flughafen liegt 14 Meilen, also gute 23 Kilometer vom Stadtzentrum Melbournes entfernt und verfügt, was bemerkenswert ist, über eine eigene Postleitzahl: Melbourne Airport, Victoria PLZ 3045.

    Es war Ende Juni und eigentlich Winter in Australien, die Temperaturen lagen mit 15 Grad jedoch an der Grenze zu einem »europäischem Sommer«.

    Anna Lena und Ingo Ebert waren vor zwei Tagen in Melbourne angekommen und hatten sich die Gebäude im viktorianischen Stil, neben den modernen Wolkenkratzern der Skyline Melbournes und den futuristischen Bauten, wie die des Rialto Towers oder der Southbank, angesehen.

    Melbourne, die Hauptstadt des Bundeslandes Victoria und die zweitgrößte Stadt des Kontinents, nach Sydney, war auch bei Nacht für beide eine Attraktion, wenn sich die vielen bunten Lichter der Bars und Cafés im Yarra River spiegelten. Eine Kutschfahrt durch die City vermittelte den Eberts einen weltoffenen und aufgeschlossenen Eindruck der Stadt gegenüber Fremden.

    Sie empfanden ein friedliches Miteinander eines Kulturenmixes aus aller Herren Länder. Die Bevölkerung zählt 3,4 Millionen Einwohner. Dazu gehören viele Einwanderer, die sich aus Chinesen, Briten, Griechen, Italienern, Iren, Kroaten und Vietnamesen zusammensetzen. Melbourne ist in den vergangenen Jahren dreimal von einer britischen Wochenzeitung zur lebenswertesten Stadt der Welt unter Berücksichtigung der kulturellen Gegebenheiten, des Klimas, der Lebenshaltungskosten und des sozialen Umfeldes gewählt worden.

    In Melbourne sollte Anna Lena einen Kontaktmann, der auf der Gehaltsliste der Zeitung stand, treffen. Dieser hatte nähere Informationen über einen illegalen Transfer von Uran nach Libyen.

    Seit 2002 ist die Nachfrage nach Uran gestiegen, da sich viele Länder entschieden haben, weitere Atomkraftwerke aufzubauen, um der globalen Erwärmung zu entgegnen.

    Dies wird zumindest von Politikern dieser Länder aufgrund von Aussagen der Wissenschaftler so übernommen.

    Politiker haben im Allgemeinen wenig Sachverstand, aber die Berechtigung, Gelder für Projekte, die im Staatshaushalt eingestellt sind, auszugeben. Dass eine globale Erderwärmung nach neuesten Erkenntnissen nicht durch Wegfall der Kohlekraftwerke gestoppt werden kann, liegt nicht im Gedankenbereich der verantwortlichen Politiker, die Kernenergie als Heiligtum ansehen. Seit den späten 1960er Jahren wird zwischen den Regierungen und den Gegnern der Kernenergie heftig gestritten.

    Gruppierungen der Antiatomkraft-Bewegung in Australien brachten Argumente gegen die Umweltzerstörung und gegen die Zerstörung des Lebensraumes der Aborigines sowie gegen die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen in die Diskussion mit der Atomindustrie ein. Die Folge war eine Limitation des Uranabbaues und des Exportes.

    Da Australien heute über 30 Prozent der bekannten Uranlagerstätten hat, ist dies ein enormer finanzieller Verlust für den Kontinent. Nach neuesten Erkenntnissen soll ein umstrittener Uranexport in Länder wie China, Russland, Libyen oder in Krisengebiete wie den Nahen Osten erfolgen.

    Der Wert der australischen Uranlagerstätten beträgt heute mehr als 300 Milliarden Dollar und wird weiter steigen, weil erstens die Nachfrage trotz Atomkatastrophe in Japan laut des Australian Bureau of Agricultural and Resource Economics groß ist. Es ist bis 2014 mit einer 86-prozentigen Preissteigerung für Uran zu rechnen. Zweitens können die anderen Förderländer wesentlich weniger Lagerstätten vor-weisen. So hat Kasachstan nur 12 Prozent Anteile weltweit und Kanada nur 9 Prozent. Uran ist weiterhin begehrt.

    Anna Lena Ebert sollte Erkundigungen über eine Ungeheuerlichkeit am Rande des Uranabbaus einholen.

    Beim Abbau des Urans entsteht das Edelgas Radon, welches den Staub der Abraumhalden und ebenso den abtrocknenden Schlamm aus den Gruben kontaminiert. Somit gelangt das Lungenkrebs erzeugende und die Erbanlagen verändernde Radon in die Biosphäre.

    Die Aborigines, die in den abgelegenen Gebieten Australiens leben und oft noch wie in früheren Zeiten der Jagd nachgehen, ernähren sich auch heute noch zum größten Teil von Naturprodukten. Sie sind als eines der letzten Naturvölker extrem gefährdet.

    Anna Lenas Kontaktperson rief sie am Mittag an und entschuldigte sich für die beiden nächsten Tage. Er hatte einen Autounfall und musste noch einen Tag in Sydney im Krankenhaus verbringen.

    Anna Lena war dies recht, konnte sie doch so mit ihrem Mann am nächsten Tag einen Einkaufsbummel machen.

    Anna stellte sich die Frage, warum hier jeder mit dem Auto fuhr, wenn man es doch nicht richtig konnte und ständig Unfälle baute. Außerdem hörte man immer, dass in Australien wegen der Größe des Landes jeder Zweite ein Flugzeug besaß. Dies stimmte so wohl nicht.

    Am Abend saßen sie im Restaurant des Hotels und waren beim Dessert angekommen. Anna Lena erhob sich und erklärte, dass sie erst einmal zur Toilette wollte.

    Sie ging an der Theke vorbei und betrat den Raum am Ende des Ganges, wo außen Ladys draufstand. Dann klingelte ihr Handy.

    »Anna Ebert«, meldete sie sich. Den zweiten Teil des Doppelnamens sagte sie nie.

    »Ich habe Informationen für Sie, über die Sie staunen werden. Es gibt Beweise für eine Kontaminierung der Aborigines mit Radon.«

    »Wer sind Sie?«

    »Mein Name ist Klaus Volkmann. Behalten Sie das aber für sich. Ich werde beobachtet. Ich muss morgen Mittag zurückfliegen. Können wir uns am Vormittag ganz früh treffen?«

    »Ja. Sicher. Wo?«

    »Ich habe noch etwas in Greg River zu erledigen, das hängt auch mit dem Fall zusammen und ist hochbrisant. Bis Greg River sind es 170 Kilometer von Melbourne aus. Für australische Verhältnisse ist das ein Katzensprung. Kennen Sie die Great Ocean Road?«

    »Nein.«

    »Haben Sie ein Auto?«

    »Wir haben einen Mietwagen.«

    »Gut. Fahren Sie in südwestlicher Richtung über den Princess Freeway. Folgen Sie einfach nur den Schildern nach Geelong, dann nach Torqualy. Hier ist der Beginn der Road. Dann können Sie nichts falsch machen. Fahren Sie einfach weiter über Aireys Inlet, Big Hill, Lorne nach Wye River. Der nächste Ort ist Kennett River. Auf der Strecke zwischen Kennett und Greg River stehe ich an einer Straßenausbuchtung.«

    »Oh Gott. Warum können wir uns nicht hier in Melbourne treffen? Das ist sehr weit weg.«

    »Nein, das geht nicht. Dort oder gar nicht. Ich muss vorsichtig sein. Man hat mich verfolgt. Es gibt starke Interessen von Leuten, die absolut gegen eine Veröffentlichung gewisser Details sind. Auch Sie sollten äußerst vorsichtig sein. Sagen Sie niemandem etwas von dem Treffen. Und kommen Sie alleine. Wenn Sie jemand begleitet, werde ich Ihnen nichts sagen.«

    »Gut. Ich komme alleine. Aber machen Sie eine Andeutung, ob sich die Fahrt für mich lohnen wird.«

    »Glauben Sie mir, das wird sie. Ich habe Informationen darüber, wer alles in der Sache drinsteckt. Ich kenne sie alle. Und ich habe Beweise. Fotos von Treffen und Aufzeichnungen von abgehörten Telefongesprächen. Das ist für gewisse Regierungsleute Sprengstoff. Leider kann ich sie nicht nutzen. Ich gefährde mein Leben. Man kennt mich. Sie können in Deutschland ungefährdet berichten. Nochmal, sagen Sie zu keinem ein Wort. Auch nicht zu Ihrem Mann.«

    »Ist gut. Wann treffen wir uns?«

    »Um 7.30 Uhr. Also müssen sie um 5.00 Uhr losfahren. Seien Sie pünktlich.«

    Er hatte sofort eingehängt.

    Anna Lena fragte sich, woher er überhaupt ihre Telefonnummer hatte. Und woher er über ihren Auftrag der Zeitung wusste. Wer war er eigentlich?

    Auf jeden Fall wollte er ihr helfen. Und er hatte Angst. Das hatte sie ganz deutlich gespürt. Sollte sie ihrem Mann davon erzählen?

    Sie beschloss, es zu unterlassen. Sie musste um 4.30 Uhr aufstehen und wollte ihn zu solch früher Zeit nicht wecken. Sie konnte ihn von unterwegs anrufen und sie war ja noch am Vormittag zurück.

    Zurück am Tisch fragte Ingo, wo sie denn so lange geblieben war.

    »Schlange vor der Toilette, Schatz.«

    »Dass ihr Frauen auch immer euer Näschen zwischendurch pudern müsst.«

    Nach dem Dessert nahmen sie noch einen Drink an der Bar. Dann war Müdigkeit angesagt und sie gingen aufs Zimmer. Schließlich wollte sie sehr früh aufstehen.

    2. Rückblende – Nasenbeinkorrektur

    Bild 129260 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

    Ilka Goldstein und ihre Zwillingsschwester Anna Lena sahen sich, bis auf eine kleine Auffälligkeit, wie ein Ei dem anderen ähnlich.

    Ilka hatte seit ihrer Geburt einen höheren Nasenrücken. Was zunächst nicht weiter auffiel. Dadurch waren sie von eingeweihten Personen zu erkennen, auch wenn sie, was nicht allzu häufig vorkam, getrennt auftraten.

    Sie waren jetzt 28 Jahre alt und gehörten nicht mehr zu der Generation, denen die Eltern, als sie noch Kinder waren, unbedingt die gleichen Kleider angezogen hätten. Allerdings wollten das Ilka und Anna Lena selbst so.

    Ihre Eltern versuchten, sie auch auf anderen Gebieten völlig unterschiedlich zu behandeln.

    Ihre Namen waren einmal ein Doppelname und einmal ein Einzelname, was zur Folge hatte, dass Anna Lena sich nur Anna rufen ließ. Die Sitzverteilung im Kindergarten brachten sie sehr schnell durcheinander, da sie zuerst getrennt untergebracht waren. Durch kräftiges Stören, es ging auch schon mal eine Vase entzwei, erreichten sie die Zuteilung der Sitzordnung nebeneinander.

    Auch bei der Einschulung brachte man sie zunächst in verschiedenen Klassen unter. Ein Leistungsabfall bei beiden, von einem weitsichtigen Lehrer erkannt, brachte sie wieder zusammen. Ihre Noten wurden daraufhin sofort besser.

    Erste Freundschaften mit Jungs wurden von beiden sehr locker genommen. Manchmal machten sie sich sogar einen Jux daraus, dass sie ihre Freunde tauschten und diese davon nichts mitbekamen. Wenn eine ein Date hatte, blieb die andere meistens in der Nähe.

    Das zahlte sich eines Abends aus, als Anna Lena von einem Jungen abgeholt wurde und dieser beim Nachhause gehen vom Kino in einer dunklen Ecke etwas alkoholisiert über sie herfiel. Anna Lena konnte sich zunächst ganz gut wehren und die Hände des Jungen von ihrem Busen fernhalten. Doch als er sie auf den Boden warf, sich auf sie legte und ihr unter den Rock fasste, schrie sie laut. Sie rief jedoch nicht um Hilfe, sondern den Namen ihrer Schwester. Diese hatte sich nach dem Kino noch ein Eis gekauft und verspätete sich somit um fünf Minuten. Da Ilka nicht sofort erschien, geriet Anna Lena in Panik und schrie lauter. Das empfand der Junge als gefährlich für ihn und er hielt ihr den Mund zu. Das hätte er besser nicht gemacht, denn der Biss ging bis auf den Knochen, was zur Folge hatte, dass Anna Lena eine kräftige Ohrfeige bekam und ihn wieder losließ. Nun bog Ilka um die Ecke und vertrieb den Jungen. Dieser lief so schnell er konnte. Gegen zwei hätte er es ja noch aufgenommen. Eine, die es doppelt gab, war ihm nicht geheuer. Er fluchte im Laufen etwas wie: »Scheiß Dosenbier, das macht nicht blind, man sieht doppelt!«

    Anna Lena und Ilka Goldstein mussten trotz der brenzligen Situation lachen.

    So waren sie bisher sehr aufeinander fixiert. Bis zu dem Zeitpunkt, als Anna Lena ihren späteren Mann Ingo Ebert kennen lernte. Ilka hielt sich seit dem ersten Kontakt ihrer Schwester zu Ingo schlagartig zurück.

    Nicht dass sie eifersüchtig gewesen wäre, sie spürte instinktiv, dass es mit Ingo und Anna etwas Ernstes war. Lediglich machte sich bei ihr eine tiefe Traurigkeit breit, die sie nach außen hin aber glänzend verbergen konnte. Eigentlich hätte sie sich für ihre Schwester freuen müssen. Das konnte sie aber nicht. Ihre traurigen Gefühle konnte sie sich erst viel später erklären. Diese hatten nichts mit ihrer Schwester zu tun. Diese galten dem Freund der Schwester.

    Nach wie vor erzählten sie sich alles. Und dazu gehörte auch Annas Bettgeflüster.

    Aber sie sprach in einer anderen Art von Ingo, wie sie das vorher von Klaus, Sven, Martin, Kevin, Patrick, Janosch, Peter, Michael und Norman getan hatte.

    Ilka verstand Anna sehr gut und freute sich für sie, wenn sie bei ihr war.

    Ilka Goldstein hatte wie ihre Schwester einen makellosen Körper mit Traummaßen, die sich wohl jede Frau wünschen würde. Der einzige Unterschied zu Anna Lena war die Frisur, die Ilka schulterlang trug. Das lenkte etwas von ihrem Nasenrücken ab.

    Ihre Nase machte ihr seit geraumer Zeit großen Kummer. Nicht nur, dass der Höcker größer geworden war, es kam ihr zumindest so vor, er schmerzte auch in letzter Zeit etwas. Eigentlich fingen die Schmerzen schon während der Studienzeit an.

    Während Anna Lena Journalismus und Politik studierte, lag Ilka eher das Fach Informatik.

    Zu dieser Zeit gab ihr eine Kommilitonin die Adresse einer Klinik in Hessen, die sich auf Schönheitsoperationen im Gesichtsbereich, Fettabsaugung und Brustoperationen spezialisiert hatte.

    Dort hatte Ilka auch mal angerufen und die Kosten für eine Nasen-OP erfragt, hatte den Fall aber schnell ad acta gelegt, da mit über 4000 Euro und ohne Kassenleistung zu rechnen war.

    Dann wurden die Schmerzen größer und der Arzt in der HNO in Gießen sagte ihr, dass dies nun keine kosmetische Sache mehr sei, sondern medizinisch notwendig wäre, folglich auch in die Gewährleistung der Krankenkasse fallen würde.

    Diese jedoch berief sich auf irgendeinen Artikel der Satzung und wollte zunächst keine Kosten übernehmen. Aufgrund einer schriftlichen Stellungnahme des Arztes ließen sie doch mit sich reden und wollten einen gewissen Satz von 72,6 Prozent der Kosten übernehmen.

    Ilka konnte sich nicht erklären, warum gerade 72,6 Prozent. Sie beließ es aber dabei mit einem Achselzucken und war bereit, die verbleibenden 1100 Euro zu bezahlen.

    Sie vereinbarte einen Termin mit der privaten Klinik, die ihr empfohlen worden war, und konnte sich eine Woche später zur ersten Untersuchung dort einfinden.

    In einem Fragebogen beantwortete sie alle Fragen wahrheitsgemäß, obwohl einige ziemlich indiskret waren. Sie konnte sich nicht erklären, was der Zyklus ihrer Menstruation mit ihrer Nase zu tun haben sollte. Ebenso war ihr die Frage nach Geschwistern, insbesondere nach Zwillingsschwestern oder Brüdern nicht plausibel.

    Sie sollte sich mit dem Ausfüllen der Fragebögen Zeit lassen, wurde ihr von der netten Empfangsdame gesagt. Es sah hier nicht aus wie in einer Klinik, eher wie in einem Hotel.

    So saß sie auch nicht in einem üblichen Wartezimmer, sondern auf einem Barhocker an einer Kaffeebar bei einem Latte Machiato, der auf Kosten des Hauses ging. So erklärte es ihr die junge Assistentin. Lediglich eine etwas älter aussehende Frau mit hochgesteckten Haaren, an deren Ansatz

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