Verflixte Familienalltagsgschichtn: Eine Mama bloggt
Von Bettina Kalandra
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Buchvorschau
Verflixte Familienalltagsgschichtn - Bettina Kalandra
Vorwort
Ich habe schon Blogs geschrieben, als kein Mensch wusste, was das überhaupt sein soll. Leider (oder zum Glück) gibt es diese Aufzeichnungen nicht mehr. Mit dem Familienblog „Alltagsgschichtn begann ich 2007, kurz nach der Geburt unserer vierten Tochter. Weil
nur" Mutter und Hausfrau sein für mich noch nie genug war.
Vor einiger Zeit bin ich durch Zufall über einen meiner alten Artikel gestolpert und musste herzlich lachen. Schade eigentlich, dass das gar niemand mehr liest, geschweige denn findet. Mittlerweile wurde aus den Alltagsgschichtn ein Reiseblog, weil die Kinder sich weigerten, weiterhin als Protagonisten öffentlich vorgeführt zu werden und wir ein neues Hobby hatten: Wohnmobil fahren.
Kurz entschlossen setzte ich mich hin, importierte alle unterhaltsamen Blogartikel und erstellte dieses Buch daraus. Für die Nachwelt. Und für mich. Weil’s einfach schade drum wäre.
Ich habe alle Artikel im Original belassen (bis auf gefundene Tippfehler). Nur wenn sie komplett aus dem Kontext gerissen erscheinen, habe ich mir erlaubt, eine kurze Erklärung hinzuzufügen.
Und damit Leser, die verwunderlicherweise noch nie von mir gehört haben, nicht sofort wieder frustriert aufgeben, hier ein kleiner Überblick über unsere Familie:
Verheiratet seit 1998: Bettina und Richi
2 Mädchen aus erster Ehe, mittlerweile 20 und 19 (Stand 2015) – Kim und Tiffany
2 gemeinsame Töchter, mittlerweile 8 und 13 – Brenda Lee und Lucille
1 Hund namens Puppe
(damals ca 9 Jahre alt)
Und nun viel Spaß mit meiner Familie.
2007
Tagesbericht vom 22.10.2007
22. Oktober 2007
Lucy war heut mal wieder superbrav. Ihr Schläfchen zu Mittag hat mich doch glatt dazu animiert, wieder mal im Internet zu surfen – und schon hab ich was Neues entdeckt – ich bastle einen Blog.
Heut hat sie am Morgen beim Aufwachen soooooo süß gelächelt, zum ersten Mal sind ihr nicht einfach nur die Gesichtszüge entgleist. Leider braucht man da hellseherische Fähigkeiten um sie in so einem Moment zu fotografieren. Bisher ist es mir noch nicht gelungen.
Ein Tag bei uns…
24. Oktober 2007
2 Uhr früh: Zwerg Lucy hat Hunger, ich komme mir vor wie ein Schnellimbiss (da braucht man auch nicht aufs Essen zu warten, da wartet das Essen auf dich). Nach 10 Minuten schlafen wir beide weiter.
5 Uhr früh: Die nächste Mahlzeit ist fällig – und ich kann jetzt bis zum Aufstehen durchschlafen.
6 Uhr 30: Der Wecker läutet, aber Richi weckt schon die beiden Großen, ich kann also liegenbleiben. Super! Siedend heiß fällt mir ein, dass Tiffy Schwimmen hat und Kimberly eine Unterschrift braucht. Da beide am Morgen ihr Gehirn noch nicht eingeschaltet haben, vergessen sie das sicher, also muss ich doch aufstehen. Richi ist sauer: „Warum bist du auf? Ich mach das schon!"
Naja, aber ohne mich geht es doch gar nicht.
7 Uhr: Die beiden Großen verlassen das Haus, Richi ebenso. Zeit für einen Kaffee in Ruhe.
7 Uhr 30: Brenda Lee ist äußerst ungnädig weil ich sie „mitten in der Nacht" aufwecke. Der Kindergarten ist doch sowieso doof. Ich verspreche ihr noch eine Runde zu kuscheln, also bequemt sie sich dazu mit Decke, Polster und Kuscheltier ins Wohnzimmer zu wandern. Leider wird aus dem Kuscheln nix, Lucy ist ausgeschlafen und möchte frühstücken. Toll, es schüttet aus Kübeln und ich darf mit beiden in den Kindergarten wandern.
8 Uhr: Lucy ist gefüttert und angezogen und gibt mal für 5 Minuten Ruhe. Brendy ist noch immer nicht angezogen und kann nur mit den tollsten Versprechungen dazu gebracht werden, endlich auf Trab zu kommen. Der Hund war auch noch nicht draußen, auf den 100 m zum Kindergarten sehen wir aus wie eine Flüchtlingsfamilie. Ein Kind an der Hand, eins im Tragesack und ein doofer Hund, der wie blöd zieht (man muss ja schnüffeln, was es Neues gibt, nicht?).
8 Uhr 15: Ich packe Lucille in den Kinderwagen und marschiere mal zum Einkaufen. Frische Luft soll ja gesund sein – und Autofahren mag sie sowieso nicht. Dass ich 4 Grad nicht so gern mag, interessiert sie nicht – sie ist ja warm eingepackt. Leider dauert Einkaufen nicht lange, wenn man es täglich macht. Wir sind nach einer dreiviertel Stunde wieder zu Hause.
9 Uhr: Eigentlich wollte ich jetzt mal Betten machen und ein bisschen aufräumen, Lucille möchte aber getragen werden. Da sie die überzeugenderen Argumente in einer ohrenbetäubenden Lautstärke vorbringt, gewinnt sie und ich geh vom Vorzimmer ins Wohnzimmer und wieder zurück. Staubgewischt sollte auch mal wieder werden (fällt mir nur grade auf). Die Fotos an der Wand kann ich mittlerweile blind nachzeichnen. Ich glaub, auf den Fliesen im Vorzimmer bildet sich schon eine Furche vom Gehen (ich kann mich aber täuschen).
10 Uhr: Mir tut das Kreuz weh vom Tragen, endlich lässt sich Lucy zu einem kleinen Imbiss und einem Nickerchen überreden. Ich hab Zeit, endlich im Haushalt ein bisschen was zu tun – was soll man auch sonst mit seiner Freizeit machen? Mit dem Mittagessen könnt ich auch schon beginnen, vielleicht kriegen wir dann mal vor 2 Uhr was Warmes. Geht nicht, Telefon läutet…
...Fortsetzung folgt...
Gähn!
25. Oktober 2007
Wenn Richi mitkriegt, dass die Nacht mal wieder sehr unterhaltsam
war, weckt er die Großen auf und ich kann weiterschlafen. So auch heute. Dezentes Hüsteln signalisiert mir, dass ich nicht aufzustehen brauche, also dreh ich mich um und falle wieder ins Koma.
Lucy schläft, Brendy schläft, ich schlafe – da klingelt das Telefon! Es ist 7 Uhr 30!
Im Schlaf springe ich aus dem Bett, umrunde die Wiege und stürze die Treppe runter! Hoffentlich ist nix passiert! Wer ist dran? KIMBERLY!!!!!!!!!
„Du Mama, ich hab meine Schwimmsachen vergessen!"
Grrrrrrrr! Und nun sitz ich hier und warte, dass die 2 Kleinen aufwachen, damit ich der Großen ihren Kram nachführen darf!
Ich schaff das! – Lucy „erzählt"
25. Oktober 2007
Hallo, ihr Lieben! Jetzt muss ich euch mal erzählen, wie ich es mache, um meine Mami zu Tränen zu rühren. Seit 2 Tagen mag ich abends nämlich nicht mehr schlafen gehen. Ich esse mein Abendessen, dann tu ich so, als ob ich friedlich eingeschlafen wäre – und sobald ich oben im Bett liege, brülle ich los. Manchmal erst, wenn meine Mami wieder im Wohnzimmer ist und sich erschöpft hingesetzt hat, manchmal auch gleich, wenn sie mich reinlegt. Dann kommt sie wieder, nimmt mich raus und trägt mich herum. Das macht Spaß! Dieses Spiel schaffe ich spielend bis zu zweieinhalb Stunden, dann werde ich müde und leg mal ein Nickerchen ein.
Blöd nur, wenn mein Papi das Tragen übernimmt – der geht so komisch, da schlaf ich immer ein und werde nicht mehr wach!
Sollte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht heulen (was aber eher selten ist, da sie um die Zeit kaum mehr Nerven hat), hab ich mir für heute etwas Besonderes einfallen lassen: Um 2 Uhr nach meinem Imbiss bin ich einfach wachgeblieben! Hihi – das hab ich glatt eineinhalb Stunden durchgehalten! Ihr hättet mal sehen sollen, wie meine Mami geguckt hat! Echt fertig hat die ausgesehen!
So, und jetzt will ich frühstücken, geht ja nicht an, dass meine Mami vorm PC sitzt.
Eure Lucy
PS: Übrigens: Den „Rest hat meine große Schwester geschafft, aber das steht unter „Gähn
nachzulesen.
Ein Tag bei uns…(Teil 2)
25. Oktober 2007
Nachdem ich wieder etwas Kontakt zur Außenwelt hatte, ist es fast 11 Uhr 30 und Lucy möchte ihr Mittagessen haben. Jetzt hab ich die Qual der Wahl: entweder mit brüllendem Kind in den Kindergarten latschen und Brenda erzürnen weil ich sie zu früh abhole oder Lucy füttern und zu spät in den Kindergarten kommen. Ich entscheide mich für die Brüllarie und packe Lucy ein. Toll, die Gruppe ist mal wieder spazieren und ich muss warten…
12 Uhr: Lucy bekommt endlich ihr Mittagessen, Brendy darf einstweilen fernsehen. Mittagessen hab ich noch immer keins gemacht. Nachdem unser Zwerg endlich zum Mittagsschlaf abdampft, hab ich Zeit für die Küche. Was geht schnell und kostet nicht viel? Brendy ist jetzt schon hungrig und stopft sich mit Äpfeln, Bananen und Süßigkeiten voll.
13 Uhr: Tiffany kommt von der Schule und schleppt erstmal 5 kg Dreck durchs Vorzimmer. Schuhe abputzen ist out. Das Essen ist auch fertig, wir können uns zu Tisch setzen. Lucille ist nicht so ganz damit einverstanden, dass ich zu einer warmen Mahlzeit komme und brüllt los. Also lass ich die anderen beiden beim Essen allein und gebe Lucy noch einen Nachschlag. Sie schläft wieder friedlich ein. Ich würde das auch gerne. Geht aber nicht, Tiffany braucht Hilfe bei den Hausaufgaben. Schnell noch eine Beschäftigung für Brendy suchen damit die Ruhe gibt und dann „Zurück zur Schulbank". Nebenbei darf ich mein kaltes Mittagessen zu mir nehmen. Lecker!
13 Uhr 45: Kimberly kommt heim und beschwert sich über die doofen Lehrer. Nach dem Essen verzieht sie sich in ihr Zimmer. Zweimal hab ich sie schon erwischt als der Fernseher lief neben den Hausaufgaben. Beim 3. Mal ist er weg. Jetzt ist sie vorsichtiger. Tiffany quält sich durch die Aufgaben.
14 Uhr 30: Lucille ist fertig mit Schlafen und quengelig. Also gibt es erstmal einen Nachmittags-Imbiss. Zurück in den Stubenwagen will sie aber jetzt nicht mehr, das ist langweilig. Also ist Tragen angesagt, nebenbei soll ich einhändig die Saftflasche öffnen (für Brendy), die Hausaufgaben verbessern (für Tiffy) und irgendwas unterschreiben (für Kim). Was es ist vergesse ich in dem Moment, wo ich das Heft wieder zuschlage. Muss ich abends noch mal nachlesen.
15 Uhr 30: Tiffy ist endlich fertig und packt weg. Kimberly soll mit dem Hund raus, das findet sie aber blöd – und es regnet. Mit bösem Gesicht dampft sie ab, kurze Pause für mich. Ach, war das noch schön, als ich gearbeitet hab…
Tiffy möchte fernsehen, geht aber nicht. Ihr Zimmer ist eine Baustelle und um fünf hat sie Tennis. Da es zu kalt ist zum Radfahren, darf ich mal wieder mein Taxi anwerfen und sie bringen. Vorher soll sie den Müllberg im Zimmer reduzieren und die Schultasche packen. Zu viel an Informationen für sie, die Hälfte vergisst sie. Während dessen hat