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Mords-Kerwa
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eBook254 Seiten2 Stunden

Mords-Kerwa

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Über dieses E-Book

Die meisten der handelnden Personen sind Einwohner des imaginären Dörfleins Rödnbach, wie es die Einheimischen liebevoll nennen. Ein kleiner Ort, wie viele andere irgendwo in Mittelfranken. Die Bevölkerung spricht meist den heimischen Dialekt, gerade so wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Der Charakter der Bewohner ist noch weitgehend unverfälscht und nur wenig beeinflusst vom Zeitgeist. Sie pflegen ihre geliebten Traditionen und das Wirtshaus hat noch immer eine gemeinschaftsfördernde Funktion. Man lässt den Feierabend ausklingen, spielt Karten. Am Stammtisch wird politisiert und man bespricht die neuesten Nachrichten aus der großen und kleinen Welt. So auch an jenem Tag, der die Idylle nachhaltig stören und an dem das Böse die fragile Oberfläche aus Sicherheit und beschaulicher Ruhe durchbrechen und sich gewaltsam Raum verschaffen sollte.
Die im Goldenen Adler versammelte Schafkopfrunde wartet vergeblich auf den vierten Mann. Doch Georg Schiffermüller kommt nicht, denn er liegt mausetot im Wohnzimmer seines schmucken Eigenheims. Für die Kripo ist die Indizienlage eindeutig: Selbstmord mittels einer Überdosis Schlaftabletten aufgrund wirtschaftlicher Probleme. Ein Abschiedsbrief an seine "geliebte Liesl" liegt unübersehbar neben der leeren Tablettenschachtel.
Peter Kleinlein, Kartelbruder und Freund Georgs aus gemeinsamen Schultagen hat seine Zweifel am Selbstmord, die im Laufe seiner Ermittlungen immer stärker zu Tage treten und ermittelt auf seine Weise. Er kennt Georg nur als lebenslustigen, tatkräftigen Mann, für den ein Selbstmord keinesfalls in Frage käme. Eifrige Helfer sind seine Frau Marga, der Metzgermeister Simon Bräunlein, dessen gewiefte Gattin Gisela und der eher schüchterne Dorffigaro Lothar Schwarm, in deren Geschäftsräumen die örtliche Gerüchtebörse ihren Hauptsitz hat. Im Umfeld der "Rödnbacher Kerwa" ermittelt das schrullige Team mit oftmals unorthodoxen Methoden und verblüfft schließlich alle mit seinen erstaunlichen Schlussfolgerungen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum30. Juli 2016
ISBN9783741834677
Mords-Kerwa

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    Buchvorschau

    Mords-Kerwa - Günther Dümler

    Inhaltsverzeichnis

    Mords-Kerwa

    Inhaltsverzeichnis

    Bisher erschienene Bücher der Rödnbach-Reihe

    Vorwort

    Handelnde Personen:

    Rödnbach

    Entdeckungen

    Der Goldene Adler

    Das traurige Ende des Georg Schiffermüller

    Eine schwerer Tag

    Tiefgründige Gedanken

    Erste Zweifel

    Geheimwaffe Donauwelle

    Peter hat (wenig) Skrupel

    Fleischliche Gelüste

    Die Bombe

    Gisela hat einen Verdacht

    Ein erfolgreicher Ausflug in die Stadt

    Bittere Selbstvorwürfe

    Nicht nur der Glubb iss a Debb

    Ein feierlicher Beschluss

    Schon wieder eine Beerdigung

    Der Braten in der Röhre

    Ein früher Gast

    Die Inspektion der Rostlaube

    Kommissar Schindler weiß Bescheid

    Wilma Hauenstein

    Der Kampf mit dem Zerberus

    Kerwa-Samsdooch

    Das Geheimnis der verschwundenen Flasche

    Finale furioso

    Betzentanz

    Fredi Leipold und die ewige Treue

    Glossar

    Bisher erschienene Bücher der Rödnbach-Reihe

    Erstfassung Juli 2012

    Alle Rechte vorbehalten

    neuer Titel-Versuch

    Vorwort

    Die folgende Geschichte ist durchaus nicht frei erfunden, jedenfalls nicht vollständig. Das kann sie auch nicht. Es gibt immer Erfahrungen, die ein Autor in seinem Leben gemacht hat, die auf die eine oder andere Weise in einen Roman einfließen. In die Sprech- und Handlungsweisen seiner handelnden Personen etwa. Einige der zahlreichen, unfreiwillig komischen Begebenheiten im Umfeld der fiktiven  Mordgeschichte haben daher einen durchaus handfesten Hintergrund. Es handelt sich um Szenen, wie sie tagtäglich im fränkischen Alltag vorkommen. Wer kennt ihn nicht, den rundlichen, gemütlichen Typ, der oft nur so lange ausgeglichen erscheint, wie er in seiner eigenen kleinen Gedankenwelt leben darf, der aber auch heftig poltern kann, wenn er gestört wird oder den siebengescheiten Besserwisser, der alle, die zurückhaltend agieren für dumm und einfältig hält.  Einige dieser realen Erfahrungen mit diesen kantigen Typen dienten dem Autor als Inspiration für die zugegebenermaßen hoffnungslos übertrieben komödiantische Ausmalung der einen oder anderen Sequenz, die sich Leser zu Recht im wahren Leben so nicht erwarten würde.

    Die kriminellen Aspekte des Geschehens sind jedoch 100% reine Fiktion und haben niemals stattgefunden. Irgendwelche Ähnlichkeiten jeglicher Art mit wahren Begebenheiten und real lebenden Personen sind rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt.

    Als Quelle für die Namensgebung dienten alle einigermaßen fränkisch klingenden Namen, die dem Schreiberling  während der Entstehung der Geschichte begegneten.  Tatsächlich sind sie vornehmlich von Grabsteininschriften, Namensschildern von Busfahrern, Kaufhausmitarbeitern oder von Todesanzeigen in der örtlichen Tageszeitung entnommen, kurzum sie stammen allesamt direkt aus dem fränkischen Alltag.

    Noch ein Wort zum fränkischen Dialekt. Er ist so vielfältig wie die Landschaft selbst. In jedem Ort wird er anders gesprochen, noch dazu wird die Aussprache oftmals von den äußeren Umständen nachhaltig beeinflusst. So drückt sich auch ein passionierter Dialektsprecher gelegentlich verständlicher aus, wenn er es mit vermeintlich gebildeten Menschen oder Personen zu tun hat, bei denen er nur geringe Kenntnisse seines eigenen Idioms voraussetzt. Bei Peter Kleinlein kann man das gut beobachten, wenn er mit „Norddeutschen" oder mit Bürgern ausländischer Herkunft spricht. Bei Simon Bräunlein hängt die Tiefe seiner Dialektsprache oftmals vom Grad seiner Erregung ab, je ärgerlicher er ist, umso fränkischer wird er und umso weniger legt er Wert auf Verständlichkeit.

    Wie man sehr schnell erkennen kann ist das Fränkische eine sehr weiche Sprache. Damit entspricht sie ganz der Seele der Einheimischen, die sich oft durch einen schier undurchdringlichen Mantel auszeichnet, der aber nur dazu dient, einen unendlich gutmütigen, samtweichen Kern zu schützen. Ein K kommt als G daher, man unterscheidet zwischen einem harten und einem weichen B, wobei das harte eigentlich ein P wäre. Ebenso hält er es mit den Buchstaben T und D. Den Namen Theodor schreibt man also mit einem harddn D.

    Den „ou"-Laut  im Wort Bou darf man sich übrigens sehr ähnlich dem englischen „ow" in „I know" vorstellen. Für viele Laute gibt es gar keine tauglichen Buchstaben. Als Beispiel mögen die berühmten „3 im Weckla dienen. Ein echter Franke würde es wohl am ehesten als „3 im Weggler oder Weggläh aussprechen. Daher gibt es auch in diesem Buch keine einheitliche Schreibweise für manche Begriffe. Vieles hängt eben auch von dem jeweiligen Sprecher ab.

    Mehr zur Aussprache muss man eigentlich nicht wissen, denn die Rödnbacher gehören allesamt zu der überwiegenden Gruppe der Franken, die beim Balanceakt zwischen dem urwüchsigen Dialekt und dem Hochdeutschen einen Mittelweg bevorzugen. Sie sprechen also mehr oder weniger ein fernsehtaugliches Fränkisch, vergleichbar mit dem Ohnsorg-Platt, dem Millowitsch-Köllsch und dem Komödienstadl-Bayrisch. Es bleibt ihnen schon gar nichts anderes übrig, wenn sie von Außenstehenden verstanden werden wollen.

    Handelnde Personen:

    Wer in Franken in den beschaulichen Ort Röthenbach oder nach Röttenbach reisen möchte, der sollte sich tunlichst vorab nach der Postleitzahl erkundigen. Der Versuch, nur den Ortsnamen in eines der modernen Navigationswunder einzugeben, wäre mit absoluter Sicherheit zum Scheitern verurteilt. Die elektronische Wunderwaffe der  Ortsunkundigen dieser Welt würde ihm nur eine schier endlose Liste möglicher Kandidaten ausspucken. Denn Röthenbach oder Rödnbach, wie der Mittelfranke sagt, besser gesagt, butterweich aus seinem Mund heraus gleiten lässt, das gibt es dortzulande hundertfach. In unserem Fall würde sogar die Postleitzahl nichts nützen, denn unser Rödnbach ist frei erfunden, ein imaginäres Dorf, irgendwo in Mittelfranken. Der Name Rödnbach passt ganz gut, denn er ist praktisch kein Ortsname im üblichen Sinn, sondern gleichsam ein Sammelbegriff für alle Ansiedlungen, die im finsteren Mittelalter, manche sogar noch davor, an einer Rodung in unmittelbarer Nähe eines munter dahin fließenden Baches gegründet wurden. Und Bächlein gibt es im Frankenland sehr viele.  Andere Quellen bestehen darauf, dass das Rot vor dem Wort Bach gar nichts mit einer Rodung, sondern mit der roten Farbe des Baches selbst zu tun hätte, was wohl vom Eisengehalt des Wassers herrühre oder dass das Rot im Name bedeute, dass es sich um eine Siedlung auf des Königs Land handelte, dessen Farbe eben Rot war. Welche Deutung auch immer der Wahrheit entsprechen mag, dasselbe gilt dann auch für Röttenbach, welches der Einheimische logischerweise als Röddnbach herausbellt. Noch ein weiteres haben diese Orte gemeinsam: Sie befinden sich samt und sonders im Einzugsgebiet der Frankenmetropole, der ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg.

    Frei? Frei ist Nürnberg schon lange nicht mehr. Vor mehr als 200 Jahren haben die ungeliebten Bajuwaren die Stadt in Besitz genommen, ein Geschenk seitens des ersten Napoleon für besondere Verdienste, die ihm die verbündeten Bayern in seinen Eroberungskriegen geleistet haben. Wahrlich kein Ruhmesblatt für die schenkelklopfenden Weißwurstesser und Gamsbartträger. Seit einigen Jahren weht sogar an allen gesetzlich vorgeschriebenen Feiertagen auf der Kaiserburg die weiß-blaue bayerische Staatsflagge, sehr zum Ärger der rot-weißen Franken. Angeordnet hat dies der Innenminister, der zwar in Erlangen wohnt, aber in München geboren wurde. Einem waschechten Franken wäre diese typische Demonstration altbayerischer Großmannssucht nicht im Traum eingefallen. Sensibel sind sie ja nicht gerade, die „Mia san mia Bayern. Nein, es müsste eher heißen: „Ihr seids ihr. Mir sinn Franggn.

    Die Sache mit dem Napoleon interessiert Peter Kleinlein, den sie in Rödnbach in ihrem weichen Dialekt, den Gleinleins Beder nennen, nicht so brennend. Er ist schließlich kein Nürnberger, er hat lediglich sein ganzes Arbeitsleben dort verbracht.

    Wie schon im Vorwort erwähnt gibt es in Franken ein Hartes und ein weiches B, wie es auch im Namen Peter Verwendung findet. Der Beder, wie wir ihn also ab sofort nennen wollen, hat mit der Aussprache keinerlei Probleme, denn er ist ein waschechter Einheimischer. Schon als kleiner Bub oder wie man hierzulande sagt, als Lausbou, hat er in den Wiesen und Wäldern um Rödnbach herum mit den Nachbarskindern gespielt. Hier, in der romantischen Landschaft mit ihren steil aufragenden Felsen, unheimlich anmutenden Höhlen und kühlen Grotten wurde er zu Winnetou und Old Shatterhand und manch anderem verwegenen Held aus seinen Lieblingsbüchern.

    Auch Kleinlein ist ein typischer Name, der wunderbar in die fränkische Landschaft passt. Die einheimischen Friedhöfe sind voll davon. Man neigt hierzulande gerne zur Verniedlichung, wobei man nicht einmal vor der eigenen Person halt macht. Noch viele Ältere sprechen von sich selbst als von meiner Wenigkeit. Das entspringt den Zeiten, wo einfache Bürger noch zu kuschen hatten und hat heute keinen wirklichen Grund mehr. Man hat es sich halt einfach angewöhnt, ohne viel darüber nachzudenken. In Wirklichkeit ist man schon recht selbstbewusst und man macht sich nur deshalb selber kleiner als man eigentlich ist, um nachher, wenn die Anderen ihr Pulver längst verschossen haben, umso größer herauszukommen. Wenn der Franke also niedlicher erscheinen will, dann hängt er gern ein –lein hinten an, ähnlich wie die Schweizer es mit ihrem –li und die Schwaben mit ihrem –le halten. Somit hieße Kleinlein auf gut Deutsch wohl „ziemlich kleiner Kleiner", was im Fall des Peter Kleinlein mit seinen etwas über 190 Zentimetern Länge absolut irreführend ist. 

    Nun, das konnten seine Eltern bei seiner Geburt vor fast sechzig Jahren nicht ahnen und wenn auch, den Familiennamen hätten sie weder ändern können, noch wollen.  Doch bei der Wahl seines Vornamens hatten sie sehr wohl die Wahl. Sie nannten ihren Buben Peter und damit lagen sie goldrichtig. Als Nicht-Einheimischer mag man sich jetzt fragen, was der Vorname Peter wohl über einen Menschen aussagen könnte. Natürlich nichts. Aber die kleinen Buben, die auf den Namen Peter getauft wurden, ruft man zärtlich Bederle oder in etwas breiterem Fränkisch Bäiderla. Und da haben wir auch schon unsere Verbindung, denn Bäiderla oder Bederle heißt hier auch die Petersilie. Nun, in Rödnbach benutzt man noch oft den Begriff „Bederle auf alle Suppn, auf gut Hochdeutsch also „Petersilie auf allen Suppen. Damit bezeichnet man Menschen, hauptsächlich solche männlichen Geschlechts, die sich, wohlwollend ausgedrückt, einer jeglichen Herausforderung gewachsen fühlen und sowohl mit allen alltäglichen, als auch den überraschenden Aufgaben des Lebens prima zurechtkommen. Sie schwimmen im Strom des Lebens meist oben, wie die Petersilie auf der legendären fränkischen Hochzeitssuppe. Das ist aber nicht negativ gemeint. Auf Neudeutsch würde man den Peter Kleinlein sogar als clever, aufgeweckt und lebenstüchtig bezeichnen.

    Mit seiner Frau, der Marga, ist der Peter schon seit fast vierzig Jahren verheiratet. Eigentlich heißt sie ja Margaretha. Ein schöner Name zwar, für den Alltagsgebrauch aber war er schon ihren Eltern zu lang. Das erste und letzte Mal wurde der vollständige Name anlässlich der Taufe und beim Eintrag ins Familienstammbuch benutzt, als ein Rufname war er viel zu umständlich. Im Fränkischen ist man in jeder Hinsicht sparsam, auch mit den Buchstaben. Man kürzt gerne ab. Man hätte sie deshalb Marcharedd, was keine große Einsparung bedeutet hätte, oder Reddl oder ganz einfach Gredl nennen können, wie viele es taten oder eben Marga, wie in ihrem Fall geschehen.

    Sie ist eher eine Stille. Das bedeutet keineswegs, dass sie nichts zu sagen hätte, aber sie behält das Meiste für sich und gehört mit Sicherheit nicht zu den unvermeidlichen Dorfratschen, die es natürlich auch in Rödnbach zu Genüge gibt.  Sie kümmert sich liebevoll um ihren Haushalt und ihren Ehemann. Die beiden Kinder, Heidi und Markus, sind mittlerweile erwachsen und schon lange aus dem Haus. Sie wohnen auch nicht mehr im Dorf, denn beide haben in ihren Berufen Karriere gemacht und deshalb von Rödnbach notgedrungen wegziehen müssen. Man hat ein gutes Verhältnis miteinander, auch mit den jeweiligen Partnern der Kinder, aber man sieht sich gerade mal ein- bis zwei Mal im Jahr.

    Alles in Allem sind sie eine unspektakuläre, aber glückliche Familie, mit kleinen, aber liebenswerten Macken.

    „Wemmer ka Ärberd¹ nedd hodd, na machd mer si anne."

    Eine uralte Binsenweisheit, die niemals mehr zutraf als gerade heute.  Die adrette Frau in der hellblauen Bluse und der stramm sitzenden Designerjeans steht einem  Haushalt vor, der sauberer und gepflegter nicht sein könnte. Und doch, sie findet immerzu etwas, das ihr Missfallen erregt und eine sofortige Gegenmaßnahme erfordert. Ein übersehenes Stäubchen hier, ein zusammengedrücktes Paradekissen dort, beides Unbotmäßigkeiten, die auf der Stelle beseitigt beziehungsweise wieder in Form gebracht werden müssen. Im Moment erregte eine unter Missachtung jeglicher völkerrechtlich gebotener Zurückhaltung illegal eingedrungene Steckmücke ihr Missfallen. Nichts hasst die Hausherrin mehr, als Mückenstiche, elendiglich juckende Stellen, die diese nutzlosesten aller nutzlosen Biester hinterlassen können.  Eile war geboten. „Beeder! Bee-der!" Ihr stets hilfsbereiter, geduldiger Ehemann war gefragt, denn das Vieh war schnell und äußerst hinterhältig, nicht zu erwischen, trotz High-Tech-Fliegenklatsche und dem ungehemmten Einsatz von pappigem Haarspray. Der Peter, wie er in Wirklichkeit hieß und von Nichtfranken auch genannt wurde, war augenblicklich zur Stelle. Ein gezielter Schlag genügte und das Ungeheuer zuckte hilflos auf der blank gewienerten Arbeitsplatte, ein zweiter, ebenso gut getimter Hieb brachte das finale Ende. Friede kehrte wieder ein im Hause Kleinlein.

    Auch in der Kirchgasse 2 herrscht im Moment das Chaos, obwohl normalerweise der Haushalt zu den gepflegtesten im Ort zählt. Darüber führt zwar niemand Buch, es gibt keine regelmäßigen Besuche einer wie auch immer gearteten Schiedskommission, aber man kann getrost auch ohne all dies davon ausgehen, dass es an nichts fehlt. Es gibt nur einen ältlichen, sehr freundlichen Hausherrn mit tadellosen Manieren und  mit einer ihm in langen Jahren von der schmucken, jüngeren Haushälterin beigebrachten elementaren Grundeinstellung bezüglich der Erfordernisse eines ordentlich geführten Haushalts. Alles ist an seinem Platz. Alles ist sauber und gepflegt. Es gibt keine Tabakkrümel auf dem Boden und keine Rotweinflecken auf dem glänzenden Tisch. Papiere sind in säuberlich beschrifteten Ordnern abgelegt nach Namen und Datum geordnet, je nachdem.

    Trotzdem  konnten beide das gesuchte Dokument nicht finden. „Zum Dunnerwetta noch amol, dess konn doch niad einfach sua ohne waideres verschwindn." Man merkte, die Sprecherin hatte auch nach fast

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