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Spuren: Der abenteuerliche Weg einer bayerischen Familie vom 30jährigen Krieg bis zum Ende des Nationalsozialismus (1632 - 1947).
Spuren: Der abenteuerliche Weg einer bayerischen Familie vom 30jährigen Krieg bis zum Ende des Nationalsozialismus (1632 - 1947).
Spuren: Der abenteuerliche Weg einer bayerischen Familie vom 30jährigen Krieg bis zum Ende des Nationalsozialismus (1632 - 1947).
eBook739 Seiten11 Stunden

Spuren: Der abenteuerliche Weg einer bayerischen Familie vom 30jährigen Krieg bis zum Ende des Nationalsozialismus (1632 - 1947).

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Über dieses E-Book

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um einen Geschichtsroman in Form einer Familiengeschichte. Er beginnt im Dreißigjährigen Krieg und endet mit dem Untergang des 3.Reiches.
Am Beispiel einer Familie taucht der Leser auf unterhaltsame und auch anregende Weise in die ferne, uns fremd gewordene Welt unserer Vorfahren ein und begleitet sie durch drei schicksalshafte Jahrhunderte deutscher Geschichte.
Er lernt Schicksale von Männern und Frauen aus den unterschiedlichsten Schichten (Handwerker, Studenten, Soldaten, Ärzte, Geistliche, Juristen, Künstler verschiedener Couleur, Adelige, Reiche und Arme) authentisch in ihrer jeweiligen Zeit kennen. In Bildern prallen Lebens erfährt er von ihren Wünschen und Hoffnungen, ihrem brennenden Ehrgeiz und bodenständigen Bürgersinn, ihren Siegen und Niederlagen und nicht zuletzt von Liebe und Tod.
Fast alle vorkommenden Personen haben tatsächlich gelebt. Notgedrungen macht sie das zu Mitspielern der kleinen Geschichte und zu Opfern der großen.
Lediglich der geheimnisvolle Signore Francesco Poggibonsi ist der Phantasie entsprungen, aber seine Ideen weilen ganz konkret unter uns, unausrottbar, auch wenn es bisweilen nicht danach aussieht.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum14. Juni 2015
ISBN9783737546133
Spuren: Der abenteuerliche Weg einer bayerischen Familie vom 30jährigen Krieg bis zum Ende des Nationalsozialismus (1632 - 1947).

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    Buchvorschau

    Spuren - Armin Aubler

    Raimund Lauber

    Spuren

    Der abenteuerliche Weg einer bayerischen Familie

    vom 30jährigen Krieg bis zum Ende des Nationalsozialismus.

    (1632 – 1947)

    Roman

    In meinem früheren Leben, als ein geachteter Bürger, war es für mich und alle, die von mir wussten, undenkbar gewesen, dass ich mich einst in einer Gefängniszelle wieder finden würde. Trotzdem überraschte es mich nicht, als sie kamen um mich abzuholen. Denn nie hatte ich mich der Illusion hingegeben, dass mich ihr Hass vergessen könnte. Zu schreckliches ist geschehen.

    Allein mit mir in der Zelle, eine schwarz verhüllte Zukunft vor Augen, überschwemmt mich das ganze Ausmaß meiner Misere. Auf Gnade oder gar Gerechtigkeit darf ich nicht hoffen und das Trost spendende Gebet ist mir verschlossen. Dunkelste Phantasien wetteifern mit zermürbender Ratlosigkeit über das Schicksal, das ich zu erleiden haben werde. Nur quälend langsam befreien sich meine Gedanken aus dem kreisendeden Mahlwerk fruchtloser Grübelei und machen sich auf die Suche nach etwas, das mir Halt und Zuversicht geben könnte. Bei meiner Familie werden sie fündig.

    Schon als Kind genoß ich das wärmende Gefühl des liebevollen Geborgenseins, das sie mir gab, später das Wissen in allen denkbaren Nöten einen bedingungslos zuverlässigen Zufluchtsort zu haben und bis heute erfüllt es mich mit Stolz dieser, meiner Familie anzugehören. Alles Gute hat seinen Preis. Die Familie erwartet von ihren Mitgliedern die Verinnerlichung ihrer Maßstäbe, bei allem was sie gibt und was sie fordert. Sich auf angemessene Weise durchs Leben zu bringen, gehört dazu, und auch, sich in den Wechselfällen des Lebens als tapfer zu erweisen, so wie die Ahnen es uns immer wieder vorlebten.

    Wie ich sinnend durch das Gitterfenster in den nächtlichen Sommerhimmel blicke, weicht die Enge der Zelle und ich betrete das weite Feld der Geschichte und Geschichten meiner Familie.

    Als erstes tritt der Zimmermann Hanns aus der Tiefe der Zeit hervor.

    I. Kapitel

    Wie mitten im 30jährigen Krieg der Altgeselle Hanns Lauber, 

    allen Widrigkeiten zum Trotz, doch noch Meister wurde.

    Es ist das Jahr 1632 und der 30jährige Krieg hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. Da hat Hanns schon 42 Jahre auf dem Buckel und verdient sein Brot als Altgeselle in der Werkstatt des ehrenwerten Zimmermeister Lorenz Schober zu Thürsenreuth.

    Kein Ort im ganzen Stiftsland kam damals Thürsenreuth an Bedeutung gleich, auch jetzt nicht, da der Krieg seine Hand schwer auf die Stadt legte. Handel und Handwerksfleiß hatten ihr soliden Wohlstand beschert. Den zu mehren war der ganze Stolz seiner Bewohner. Der Ausbruch des Krieges erinnerte die Bürger daran, dass Wohlstand keine Garantie für Sicherheit und schon gar nicht für Glück ist. Im Gegenteil, der Krieg lockt unliebsame Besucher an, wie der Honigtopf die Fliegen. Jahr für Jahr kamen irgendwelche Söldner aus dem katholischen oder protestantischen Lager und sie alle entwickelten eine beachtliche Phantasie in ihren Methoden, die Bürger so gründlich wie möglich zu schröpfen. Derzeit lag eine Besatzung aus Wallonen in der Stadt, die ihnen der zwielichtige General Johann Philipp Cranz Graf von Scharpfenstein als Hilfe gegen die räuberischen Sachsen von jenseits der Grenze geschickt hatte. Bald mussten die Thürsenreuther feststellen, dass es sich bei den Wallonen samt ihrem deutschen Befehlshaber Hauptmann Lackner, um ein ganz besonders rohes und feiges Pack handelte. Lackner erhob für die Verpflegung seiner Leute unmäßige Forderungen. Die Söldner hielt es nicht ab, trotzdem erbarmungslos zu plündern und die Bürgersfrauen zu belästigen. Mit dem ehedem geruhsamen Bürgerleben war es vorbei. Die Frauen blieben in ihren Häusern mit den festen Riegeln und wenn ein Geschäft sie vor die Türe zwang, schlichen sie sich ängstlich den Mauern der engen Gassen entlang. Die ständige Bedrohung und die unsichere Zukunft lasteten bleiern auf der Stadt. Aber die Thürsenreuther waren wackere Leute. Sie trotzten den schlimmen Zeitläufen in der Zuversicht, dass es einmal wieder anders werden würde, ohne Besatzung und ohne Feind vor den Mauern. Nicht mehr lange, so hofften sie nun seit mehr als einem Jahrzehnt, und alles würde wieder werden wie es vordem war. Bis dahin versuchten sie dem Leben seinen gewohnten Gang zu bewahren, so gut es die Verhältnisse eben zuließen. So hatten es schon die Väter und Vorväter gehalten und Thürsenreuth war immer wieder auf die Beine gekommen.

    Der Zimmermann Hanns Lauber stand mit den Leuten von Thürsenreuth auf gutem Fuß und sie mit ihm. Man achtete ihn und sein Meister konnte sich die Arbeit ohne den erfahrenen Altgesellen gar nicht mehr vorstellen. Sein Vertrauen zu ihm war so vollkommen, wie es nur aus einer langjährigen, guten Zusammenarbeit erwächst. Hanns lebte unter des Meisters Dach wie in einer Familie und so würde es voraussichtlich auch bleiben, bis er für die Arbeit zu alt geworden ist. Was dann kommt, daran mochte Hanns nicht denken. Aber vielleicht würde ihn der Meister im Haus behalten, ausgeschlossen war das nicht.

    Obwohl er schon ins fünfte Lebensjahrzehnt eingetreten war, hatte Hanns es weder zum Meister, noch zu einer eigenen Familie gebracht.

    Man würde ihm aber nicht gerecht, wenn ungesagt bliebe, dass es nicht in seiner Person lag, dass er Weib und Kinder noch nicht um sich geschart hatte. Zwar sahen die Thürsenreutherinnen in ihm bestimmt nicht das, was sie einen schönen Mann genannt hätten und das, obwohl ihre Ansprüche ohnehin nicht zu hoch gesteckt sein durften, aber es gab schon welche unter ihnen, die den großen, schlanken Mann mit seinem kantigen, wettergegerbten Gesicht und dem Grübchen im markanten Kinn, auf eine herbe Art anziehend fanden. Bei Mann wie Weib gleichermaßen sympathisch machte ihn sein offener Blick, wie man ihn manchmal bei Männern findet, die sich wie selbstverständlich ihrer Mitte gewiss sind. Dass er zwei Finger der linken Hand dem Beruf geopfert hatte, störte kaum jemanden, am wenigsten ihn selbst. Sein Herz hing nicht an Äußerlichkeiten, nur mit seiner Kappe machte er ein Wesen. Sie bestand aus fest mit dickem, rotem Garn zusammengenähten, birnenförmigen Ledersegmenten, die oben in einem Lederknopf zusammenliefen. Farbe und Alter dieses Erbstückes waren nicht mehr bestimmbar. Je nach Beleuchtung changierte das Leder zwischen grün-braun und schwarz-grau. Niemand erinnerte sich daran, Hanns jemals ohne diese Kappe gesehen zu haben. Wer ihn fragte, warum er sie nie abnehme, bekam zur Antwort, das wäre nicht mehr möglich, sie sei ihm im Laufe der Zeit am Kopf festgewachsen. Dabei blitzte es verdächtig in seinen grauen Augen. Da diese Erklärung nicht allen Thürsenreuthern genügte und Hanns sich zu keiner weiteren Auskunft bereit fand, konnte es nicht ausbleiben, dass die wildesten Gerüchte ins Kraut schossen.

    In der Bürgerschaft blieb es natürlich nicht unbemerkt, dass Hanns auch vor den gestrengen Obrigkeiten, den weltlichen, wie den geistlichen, den Kopf nicht entblößte. Angeblich habe er sich dieses Privileg erworben, indem er glaubhaft machte, es wäre für alle Anwesenden besser, wenn er die Kappe da ließe, wo sie ist. Ansonsten laufe man Gefahr, dass das darin hausende Ungeziefer in Mengen entweichen würde, was niemand wünschen könne. Den älteren Thürsenreuthern war die Kappe nicht einmal mehr ein Lächeln wert, aber die jungen Leute, namentlich die männlichen, sahen in Hanns einen Verbündeten in ihrem trotzigen Aufbegehren gegen jede herkömmliche Autorität und sie bewunderten ihn dafür. Trotz dieser kleinen Eigenheit galt Hanns als ein vernünftiger Mann, der wusste was er wollte und worauf es ankam. Außerdem konnte man sich auf ihn verlassen. Das achteten die Männer und gefiel den Frauen. Aber heiraten durfte er trotzdem nicht. Seine mächtige Zunft mutete allen Gesellen zu, so lange ledig zu bleiben, bis sie eine frei gewordene Meisterstelle übernehmen konnten. Die aber waren so dünn gesät wie Schwalben im Winter. Früher konnte man leichter in eine vakante Meisterstelle nachrücken, aber die Anzahl der Gesellen stieg rasch und die Zunft, um das Auskommen der Meister besorgt, ließ keine neuen Meisterstellen zu. So wuchs die Zahl der Gesellen, die nicht zum Zuge kamen und mit ihr die Unzufriedenheit.

    Bisher hatte Hanns mit seinen Bewerbungen kein Glück gehabt. Anfangs nahm er das noch gelassen hin, aber mit zunehmendem Alter wurde ihm die Zeit knapp. Wenn er sich nicht bald eine Meisterstelle sichern konnte, musste er seine Hoffnung auf eine Zukunft mit einer eigenen Familie begraben. Er wusste, dass die späten Jahre bitter schmecken, wenn man alleine ist und er sah sich schon den trostlosen Weg in ein einsames Alter gehen.

    Hanns war ein frommer, gottesfürchtiger Mann und hatte seine verarbeiteten Hände nicht nur ein Mal im Gebet um eine Meisterstelle gefaltet, aber die Resonanz war enttäuschend. Da wurde er der Ungewissheit überdrüssig und suchte, in der Hoffnung etwas über seine Zukunft zu erfahren, für gutes Geld Rat bei einer alten Zigeunerin am glosenden Feuer. Sie prophezeite ihm, er würde sein Glück finden, aber nur, wenn er sieben Prüfungen bestünde. Hanns hielt die irrlichtigen Worte für ein gutes Omen und schenkte ihnen gerne Glauben. In jener Nacht aber unterlief der Alten eine kleine Ungenauigkeit. Lag es am Mond oder dem Quäntchen Fliegenpilz, das sie ihrem Fusel manchmal beisetzte oder an beidem? Nachts bleibt der gelbäugigen Eule kein Geheimnis des Waldes verborgen, doch die schweigt, wohlweislich. Die Sieben war nicht die einzige der magischen Zahlen, die sich für diesen besonderen Fall angeboten hatte. Die Zwölf und die Siebzehn standen auch bereit, wurden aber übergangen. Das rächt sich. Wie viele Prüfungen Hanns tatsächlich zu bestehen hat, wir werden es sehen. Ich will den Ereignissen nicht vorgreifen. Viel mehr werde ich versuchen, chronologisch säuberlich geordnet und vor allem wahrheitsgetreu zu berichten, was sich damals, seit den Vorkommnissen des 1.März im Jahre 1632 nach der Fleischwerdung Gottes, an Erzählenswertem ereignet hat.

    Eine Ohrfeige mit Folgen

    Montag, der 1. März

    An diesem denkwürdigen Vorfrühlingstag fügte es sich auf wunderbare Weise, dass das Leben des Hanns Lauber eine ganz erstaunliche Wendung nahm. Angefangen hatte der Tag so wie jeder andere auch, den der Herr werden ließ, es sei denn, es war Sonntag oder ein Feiertag, dann ruhte die Arbeit, auch in der Werkstatt von Meister Schober. An solchen hohen Tagen schlüpfte Hanns in seinen besten Rock und folgte mit der Familie des Meisters dem feierlichen Ruf der Glocken zur heiligen Messe. Trat er dann geläutert aus dem Hause Gottes, war es zum „Bräu" nicht weit. Denn auch in der oberen Pfalz gehören Kirche und Wirtshaus zusammen wie Leib und Seele.

    Heute aber war ein ganz gewöhnlicher Werktag. Hanns, der Meister und der verschlafene Lehrbub Andres verließen schon in der Dämmerung die erwachende Stadt und machten sich auf den Weg zur Prößlmühle, einer niedergebrannten Mühle außerhalb der Stadt. Die hatten sächsische Soldaten auf dem Gewissen, sofern die nach Jahren des Söldnerlebens noch über ein solches verfügten. Die Nacht war klar und kalt gewesen und die vereisten Pfützen knirschten unter ihren schweren Stiefeln. Das Werkzeug hatten sie sich unter die Achseln geklemmt und die Hände in die Taschen versenkt. In ihren dunklen Mänteln hoben sich die Drei hart gegen den Schnee ab und wirkten wie der Schattenriss einer kleinen Bußprozession, die bedächtig ihrem heilspendenden Ziel zustapft. „An Kunigund kumbt Wärm von unt’, klammerte sich Andres an eine geheimnisvolle Bauernweisheit und wiederholte mit Bestimmtheit, gleichsam als Beschwörung: „Übermorgen ist der Tag der heiligen Kaiserin Kunigunda! so, als könne eine Heilige, die noch dazu Kaiserin war, ihn besser vor der Kälte schützen, als eine ganz gewöhnliche Heilige. „Wärm von oben wär’ mir lieber" versetzt darauf griesgrämig der Altgeselle. Er dachte an die Arbeit oben am First des Dachstuhls, wo die schneidende Kälte immer noch rötend in das erstarrte Gesicht biss. Sogar das Nasentröpferl an seiner stattlichen Nase fror manchmal fest, noch bevor es seinen Weg nach unten in den dunklen Bart antreten konnte. Trotzdem war Hanns froh aus der Stadt zu kommen. Es ging ihm gewaltig gegen den Strich mit anschauen zu müssen, wie eine überhebliche Soldateska klirrend durch die Stadt stolzierte, als wären sie die Herren der Welt.

    Dem Mühlgraben entlang waren die trockenen Halme des Vorjahres mit Rauhreif überzuckert, aber bei der maroden Mühle angekommen, schob sich die Sonne gerade über die glitzernden Baumwipfel und ließ das Weiß des nicht enden wollenden Winters triumphal erstrahlen. Nicht mehr lange und die Wärme würde die Äcker dampfen lassen. Hanns atmete tief ein. Kein Zweifel, die Luft roch schon nach Frühling und was ihm die Nase sagte, das sangen ihm auch die Hochzeitslieder der Vögel. Eine aufgeplusterte Amsel jubilierte so unverdrossen gegen das Sägen und Klopfen der Zimmerer an, als könnte sie alles übertönen. „Du hast es leicht, brummt Hanns, „bei unsereiner ist mit singen allein nichts zu machen. Gegen Mittag zu näherte sich eine junge Frau der Baustelle, die schwer an einer Last trug. Hanns erkannte schon von weitem dass es Anna war, die einzige Magd, die den Schobers verblieben war. Sie stellte den schweren Korb auf einem Baumstumpf ab und atmete erleichtert auf. Getreidebrei, schwarzes Roggenbrot und hausgemachtes Bier für drei Mann, das hatte schon sein Gewicht. Anna zählte neunzehn Jahre, stand fest im Fleisch ohne wirklich fett zu sein und wirkte, weil sie sich wegen ihres Hohlkreuzes sehr gerade hielt, größer als sie in Wirklichkeit war. Sie strotzte vor Energie und guter Laune und man merkte es ihr nicht an, dass das Leben es ihr nicht ganz leicht gemacht hatte. Ihre Mutter war vor Jahren bei der Geburt des fünften Kindes gestorben. Anfangs half sie die jüngeren Geschwister zu versorgen. Als aber der Vater wieder heiratete, ging sie als Magd ins Haus der Schobers.

    Anna blickte sich neugierig auf der Baustelle um. „Gut geht’s vorwärts. „Wir müssen doch was Ordentliches hinstellen, damit die Anderen wieder was zum niederbrennen haben, gab Hanns gallig zurück, fügte dann aber, auf die frisch zugehauenen Balken weisend, versöhnlicher hinzu, „bald kommt der Dachstuhl hinauf, dann feiern wir Hebauf! „Dann fall’ nur nicht runter, lachte die Magd, dass ihre braunen Augen funkelten und fügte, mit einem bedeutungsvollen Blick noch an „man braucht dich vielleicht noch" und machte sich auf den Rückweg zur Stadt. Alle im Haus mögen die Anna und der Hanns vielleicht noch etwas mehr. Es ist ihm nicht recht wohl dabei, wie er sie so allein mit wiegenden Hüften zur Stadt zurückgehen sieht. Nachdenklich blickt er dem hellbraunen Zopf nach, wie er im Takt zu Annas Gang lustig hin und her pendelte. Die meisten Soldaten sind zwar zu einem Streifzug zur Grenze nach Böhmen ausgerückt, aber eine Stammbesatzung bleibt immer in der Stadt zurück.

    Nach Feierabend blieb der Meister noch auf einen Schwatz beim Müller sitzen und schickte Hanns mit Andres voraus in die Stadt. Den allzeit hungrigen Lehrbub zog es direkt in die Küche der Meisterin und Hanns kehrte zu einem Dämmerschluck beim „Schwanen ein. Selbst die Unmengen Bier, die an die Soldaten geliefert werden mussten, hatten dort die Vorräte nicht erschöpfen können. Es war immer noch etwas von dem hausgemachten Dunklen übrig, das mehr schwarz als braun aus dem Krug schaute. Nur wenn der Wirt ein volles Glas gegen eine Kerze hielt, verlor der süffige Trank sein Schwarz und leuchtete rötlich-braun vor dem Licht. Mindestens einmal musste der Wirt nachschenken und manchmal tat Hanns ihm auch die Ehre und trank einen dritten Holzkrug aus. Hätte Hanns aus dem Fenster auf die Straße vor dem Wirtshaus geschaut und nicht in seinen Krug, dann hätte er sehen können, wie ein Soldat mit seinem Kauderwelsch auf Anna einredete und ihr einen der beiden Wassereimer abnötigte, die sie gerade vom Brunnen geholt hatte. Er hätte auch sehen können, dass in einigem Abstand zwei weitere wallonische Söldner ihrem Kameraden und der verstörten Anna zum Schoberschen Anwesen folgten. So aber trat er geruhsam vor das Gasthaus und rülpste wohlig. „Hat’s geschmeckt? fragte eine Stimme aus dem Hausschatten. „Kennst’ mich nimmer? Der Freislederer! Hanns hatte den langen Kerl sofort an seiner hohen Stimme erkannt. Aber auch sonst war er unverwechselbar, wie er so lässig da stand, mit seinen hängenden Augenlidern und dem Mund, der es fertig brachte trotz der leicht herabgezogenen Winkel immer zu lächeln. Der Freislederer Wolf hatte damals, als es noch reichlich Arbeit gab, bei Meister Schober die Lehre gemacht. Beliebt war er dort nicht gewesen. Dem Meister gefiel es nicht, dass er ein bisschen zu oft den Weibsleuten nachschaute, anstatt zu arbeiten und die anderen mochten ihn nicht, weil er mit seiner Rechthaberei und Streitsucht Unfrieden in der Werkstatt stiftete. Nur ein einziges Mal hatte er für Heiterkeit gesorgt, allerdings nicht ganz freiwillig. Weil die alte Elsbeth nicht mehr so richtig konnte, war die Anna gerade frisch als Magd in den Haushalt der Schobers aufgenommen worden, da glaubte der freche Kerl sich schon eine grobe Unverschämtheit gegen Anna herausnehmen zu können. Doch da hatte er sich gründlich verrechnet. Die Anna bekam einen hochroten Kopf, holte aus und gab dem überraschten Lehrbub, bevor er sich wegducken konnte, eine saftige Ohrfeige, dass es nur so schallte, nannte ihn einen dürren Hänfling und Rotzlöffel, der erst einmal trocken hinter seinen ungewaschenen Ohren werden solle, bevor er sich gegen die Weibsleut was traut. Am Schluss ihrer Schmährede rief sie noch triumphierend, „hast’ vielleicht gedacht, ich lang nicht hinauf zu dir, du langer Lackel, da hast’ dich aber sauber täuscht! Die Gesellen lachten, dass ihnen die Tränen über die rauhen Wangen liefen und die Lehrbuben ergriffen die Gelegenheit, den Geohrfeigten ordentlich zu hänseln. Der jüngste unter ihnen, der kleine Niclas Ibelacker, riss ihm die Kappe vom Kopf und warf sie dem Bärtl, dem dritten Lehrling zu. Als Freislederer sie zurückforderte, riefen sie ihm spöttisch zu, „hol’ sie dir doch! und als er dann nach seiner Kappe greifen wollte, warfen sich die Lehrlinge das Beutestück gegenseitig zu und riefen, „fang’s doch, wenn’st kannst! Das ging solange, bis Freislederer aufgab. Alle grinsten, nur der Freislederer war weiß wie ein Leintuch geworden. Die Abdrücke von Annas fünf Fingern leuchteten rot in seinem schmalen Gesicht und er schaute so giftig drein, wie eine Kreuzotter, der man auf den Schwanz getreten hat. Dabei zischte er etwas in der Art, dass die Anna das nicht umsonst getan habe und er es allen noch zeigen werde. Da wurde er noch mehr verlacht. Um dem ein Ende zu machen schickte ihn Hanns an die Arbeit, nicht ohne ihm die Mahnung mitgegeben zu haben, „lass’ die Anna in Ruh’ Wolf, sonst fangst’ von mir auch noch eine. Die Anna aber war etwas blass geworden und hat auch nicht mehr mitlachen können. Jetzt fürchtete sie den Freislederer. Als der endlich so weit war, dass er auf die Wanderschaft gehen musste, sah man ihn gerne ziehen. Nach langen Wanderjahren kehrte er nach Thürsenreuth zurück, hatte damals aber gar nicht erst versucht, bei Meister Schober wieder einzustehen. Schließlich war ein unsteter Geselle aus ihm geworden, der immer wieder aus der Stadt verschwand. Tauchte er dann unerwartet doch wieder auf, war er meist abgerissen. Manchmal aber war er so gut mit Gulden bestückt, dass seine Geldkatze spannte. Kurz gesagt, Freislederer war niemand, mit dem sich Hanns gerne sehen ließ. Da Hanns auf die Anrede stumm geblieben war, versuchte es der Freislederer noch einmal und lud ihn zum Bier ein. „Zum Gedenken an die alten Zeiten bei Meister Schober, grinste er schief. „Mir langt’s, schlug Hanns das Angebot aus und wandte sich zum Gehen. „Du kommst sowieso zu spät, da kannst’ ruhig noch was trinken hörte er noch nachrufen, hämisch, wie ihm schien, aber er gab nichts darauf. Die unliebsame Begegnung hatte Erinnerungen an frühere Zeiten in ihm geweckt. Was mag wohl aus der Belegschaft von damals geworden sein? Zu sechst waren sie in der Werkstätte gewesen, den Meister nicht mitgezählt. Einer fiel ihm auch ohne großes Nachdenken sofort wieder ein, der 14jährige Niclas, der so früh hatte sterben müssen. Eines Mittags hatten sie ihn nach der Brotzeit reglos unter dem Gerüst am Haupttor gefunden, an dem sie gerade arbeiteten. Es war noch Leben in ihm, als sie ihn zum Spital trugen, ist aber dort gestorben, ohne nochmals zu sich zu kommen. So erfuhr niemand, was er allein auf dem Gerüst zu suchen gehabt hatte. Weiter kam Hanns mit seinen Erinnerungen nicht. Denn als er in die Straße zur Zimmerei einbog, bekam er gerade noch mit, wie ein Soldat die widerstrebende Anna durch die kleine Pforte im Tor zur Zimmerei schob und hinter ihr hinein schlüpfte. „Sakrament" entfuhr es dem Altgesellen, wie immer, wenn ihm etwas nicht geheuer schien. Drinnen hatte der Soldat Anna mit einem bunten Band vor der Nase herumgewedelt und sie dabei lüstern angegrinst. Der Magd kam es so vor, als wäre sich der Eindringling sicher, dass sie ihm jetzt, weg von den Blicken der Leute, zu Willen sein würde, für das Band, das er immer noch vor ihr baumeln ließ. Als der geile Kerl versuchte sie an sich zu ziehen, war er von Annas Gegenwehr sichtlich überrascht. Sie stieß ihn so heftig zurück, dass einer der beiden Eimer umkippte. Zu ihrer eigenen Überraschung verspürte Anna noch ein Bedauern über das verschüttete Wasser, als sie versuchte, über die steile Treppe an der Torwand nach oben zu entkommen. Durch den Widerstand angestachelt, war der Soldat erst recht entschlossen sein Vorhaben, komme was da wolle, zu Ende zu bringen. Er versuchte der jungen Frau nachzusetzen, glitt aber in dem vergossenen Wasser aus, wobei der Tölpel, der brünftige, auch noch den anderen Eimer zum Überschwappen brachte. Wild mit den Armen rudernd, wie ein ungeübter Schlittschuhläufer, verlor er schließlich völlig die Balance und knallte in die sich immer weiter ausbreitende Wasserpfütze. Das brachte der fliehenden Anna einen kurzen Vorsprung, wurde aber doch noch an der letzten Stufe am Fuß erwischt, stürzte, schrie, wollte sich wieder aufrappeln, da war aber der Wallone schon über ihr und beendete ihr verzweifeltes Beißen, Kratzen und Treten mit einem harten Schlag ins Gesicht.

    Zwei Soldaten, die draußen vor dem Tor auf ihren Kameraden warteten, versuchten dem anstürmenden Hanns den Weg zu vertreten. Da waren sie schlecht beraten. Rote Wut und schwarzes Bier ließen in Hanns keinen Raum für Bedenken, was daraus werden könnte, wenn er, der Handwerker, sich an den Soldaten seines Kurfürsten vergriff. Dazu ging auch alles viel zu schnell. Er fegte die beiden Wachen beiseite, bevor sie zu ihren Waffen greifen konnten und stürzte die Treppe hinauf. Bevor Annas Peiniger überhaupt wusste, wie ihm geschah, hatte Hanns ihn schon von der weinenden Anna gerissen. „Gehst’ runter vom Nannl, du welsche Drecksau, du verkommene!, keuchte er, hob den kreischenden Wüstling hoch und stürzte ihn, die Augen weit aufgerissenen, wie eine Puppe kopfüber die steile Treppe hinunter, seinen Kameraden entgegen, die ihm mit gezogenen Degen zu Hilfe eilen wollten. Es war ein wilder Sturz in einem sich drehenden Knäuel aus Leibern und Waffen, der erst zwischen den Wassereimern am Fuße der Treppe endete. Oben aber stand schwer atmend Hanns, den Arm schützend um die schluchzende Anna gelegt und sah voll grimmiger Genugtuung auf sein Werk hinunter. Zwei der Angreifer kamen mühsam wieder auf die Beine, der Dritte lag auffallend ruhig und merkwürdig verrenkt da unten. Aus Nase und Ohren sickerte wallonisches Blut. Seine Kumpane schleppten ihn unter wilden Drohungen und unverständliche Flüche ausstoßend vom unrühmlichen Schlachtfeld. Inzwischen war durch den Lärm das ganze Haus zusammengelaufen. „Der schaut nicht gut aus kommentierte Andi noch mit vollem Mund den wallonischen Rückzug. „Unsere Treppen halten eben mehr aus, als wallonische Köpf!" So spaßig fand das der Meister auch wieder nicht, wenn in seinem Haus drei kurfürstlich-bayerische Soldaten zu Schaden kamen und gab dem Lehrbuben eine Maulschelle. Das machte Andi nichts aus, denn er hatte heute seinen Helden gefunden. In dieser Nacht bekam Anna Besuch in ihrer Kammer. Als in dem Handgemenge alles drunter und drüber ging, war ihr Mieder verrutscht. Da hatte Hanns, ganz kurz nur, etwas erhascht, was er sich gerne etwas genauer beschaut hätte.

    Anna war nicht schwer zu trösten und legte Hanns auch keine unüberwindbaren Hindernisse in den Weg, als er bei ihr nach dem „etwas suchte, das er sich gerne näher angeschaut hätte. Vielleicht war sie ihm sogar ein bisschen behilflich, beim Suchen. Noch vor Morgengrauen klaubte Hanns seine sieben Sachen zusammen und wollte aus der Kammer schlüpfen, bevor Anna aufwacht. Die hatte aber nicht schlafen können, weil ihr soviel im Kopf herum ging, und hielt ihn fest, als er sich davon schleichen wollte. „Nannl, ich muss fort, es wird gleich hell! „Hanns, was wird aus uns? flüstert sie bang. Jetzt war sie heraus, die Frage, die sie die halbe Nacht umgetrieben hatte und eigentlich für sich hatte behalten wollten. Was soll aus ihnen werden, wo sie sich doch so lieb haben und doch nicht beieinander sein durften? „Ich weiß ja nicht einmal was aus mir wird, wo ich doch den kurfürstlichen Soldaten die Treppe hinunter geworfen habe. „Versteck dich Hanns, bis Gras über die Sache gewachsen ist, und dann kommst zurück zu mir. „Ich habe nichts Unrechtes getan, brauche mich nicht zu verstecken, und das mit uns beiden, du weißt so gut wie ich, dass kein Geselle von der Zunft die Erlaubnis zum Heiraten erhält, wenn er keine Meisterstelle übernehmen kann und eine Meisterstelle habe ich nicht, sonst wäre ich nicht immer noch hier beim Schober. Also gibt es keine Hochzeit. So schaut es aus mit uns! Das ist zwar eine Riesensauerei, aber nicht zu ändern, fügte dann aber zögernd an, „es gäb’ schon eine Möglichkeit, dass wir heiraten könnten, aber dazu müssten wir auswandern. Anna war gleich Feuer und Flamme und sagte, sie wolle mit Hanns überall hin gehen, wenn sie nur zusammen wären. Hanns war zurückhaltender und das hatte einen schwerwiegenden Grund. „Nannl, wir müssten nach Franken ziehen. In der freien Reichsstadt Nürnberg dürfen auch Gesellen heiraten. „Nach Nürnberg! jubelte Anna und war ganz aufgeregt, „in die schöne, reiche Stadt, da bin gleich dabei! „Nicht so schnell, Nannl, in Nürnberg ist man lutherisch. „Jesus, Maria und Joseph! Um deiner und meiner ewigen Seeligkeit willen, zu den Lutherischen geh ich niemals nicht!, rief Anna voll echtem Entsetzten. „Das habe ich mir schon gedacht Nannl, aber bedenke, wenn es nicht der Münchner gewesen wäre, der die Oberpfalz einkassiert hat, sondern einer von den lutherischen Fürsten, dann wäre auch deine und meine Konfession die lutherische geworden, so aber sind aus uns Calvinisten brave Katholiken geworden. Da könnten wir leicht auch noch lutherisch beten lernen. Anna bekreuzigte sich rasch. „Hanns, jetzt hast du von dieser Nacht schon zwei Sachen zum beichten, ich nur eine, und für die bete ich die zehn ‚Gegrüßt seist Du Maria‘ und ‚Vaterunser‘ gern als Buße. „Du kennst dich ja bei den Tarifen für die Sünden recht gut aus grinste Hanns. „Das weiß ich nur von der alten Elsbeth, nicht was du schon wieder meinst! Hanns wurde wieder ernst. „Wenn wir nicht nach Franken gehen, muss ich nach wie vor auf eine Meisterstelle warten und das kann dauern. „Ich bin jung, ich kann warten. „Aber ich nicht. Und da ist noch etwas. Viele Meisterstellen werden erst frei, wenn der Meister stirbt. „Ich weiß schon unterbrach ihn die Anna und vollendete, was eigentlich Hanns hatte sagen wollen. „Und wer die Stelle haben will muss meistens die Witwe heiraten, damit die versorgt ist. Das ist nichts Neues. Hanns war überrascht wie gleichmütig Anna das gesagt hatte und erwiderte fast vorwurfsvoll: „Aber wenn es so kommt, dann schaut es mit uns beiden schlecht aus! „Überhaupt nicht, freute sich die Anna und lachte. „Ich gehe dann als Magd zu euch und wenn die Meisterin recht alt ist ... Anna ließ den Satzes unvollendet in der Luft hängen, aber Hanns konnte sich auch so zusammenreimen, was in Annas Köpfchen vor sich ging. Das wurde ihm jetzt doch zu viel. „Ich geh jetzt und schau, was wegen dem Soldaten passiert und du schaust auch, dass du langsam in deine Socken kommst!"

    Dienstag, der 2. März

    Was Signor Poggibonsi mit Bürgermeister Stiermayr zu bereden hat.

    Eine Gewalttat gegen kurfürstliche Soldaten musste die Obrigkeit auf den Plan rufen. Die vier Bürgermeister der Stadt trafen sich noch in der gleichen Nacht, denn sie befürchteten, dass sich aus dem Vorfall politische Verwicklungen ergeben könnten. Schnell waren sie sich einig geworden, dass die leidige Angelegenheit am Besten bei einem geschulten Juristen aufgehoben sei. Da traf es sich gut, dass der einzige Jurist unter ihnen, der Stadtrichter Christoph Stiermayr, turnusgemäß gerade das Amt des regierenden Bürgermeisters inne hatte. Ihm schoben sie die Sache zu.

    Am Morgen holten zwei Gerichtsdiener Hanns ab. Die Büttel legten ihm keine Fesseln an und als sie mit ihm vor Schobers Haus traten, stießen sie ihn nicht mit ihren Spießen vorwärts, wie sie das sonst bei missliebigen Verhafteten gerne taten. Man schien die Sache nicht unnötig dramatisieren zu wollen. Die wenigen Gaffer verschonten ihn mit Schmähreden und nur ein Knirps gönnte sich das Vergnügen und warf einen gefrorenen Rossbollen nach ihm, verschwand aber blitzschnell hinter der nächsten Ecke, als Hanns zu ihm hinüber schaute. Sonst geschah nichts bis sie das wuchtige Rathaus mit seinem markanten Erker erreichten. Erleichtert bemerkte Hanns, dass er zu der Treppe geführt wurde, die aufwärts zu den Amtsräumen führte. Der Kerker wurde ihm also erspart, vorläufig jedenfalls. Im zweiten Stock bedeutete man ihm, er solle warten bis der Richter käme. „Da hockst’ ja sauber in der Scheiße, meinte der eine von der Stadtwache noch mitfühlend, bevor er die schwere Eichentüre hinter Hanns schloss. In all den Jahren, die ins Land gezogen sind, seit ihn seine Mutter, Gott hab sie selig, in diese Welt gesetzt hatte, war er noch nie, oder um der Wahrheit die Ehre zu geben, fast nie, mit der gestrengen Obrigkeit aneinander geraten, bis heute. Er hoffte inständig, dass der vergangene Abend nichts daran ändern würde. Immerhin, gestand er sich ein, hatte er sich mit kurfürstlichen Soldaten angelegt und mindestens einen übel zugerichtet, aber „um die wallonische Drecksau, die verderbte, ist es nicht schad, brauste er trotzig auf und fügte plötzlich unsicher geworden hinzu „Ist doch so, oder!?" Langsam dämmerte ihm, dass die Angelegenheit vielleicht doch nicht ganz so einfach war, wie er gehofft hatte. Es beschlich ihn ein ungutes Gefühl, das umso stärker wurde, je länger er allein in dem schmalen Raum ausharren musste. In seiner Not stützte er den Kopf in die Hände und fing an zu beten. Er flehte darum, den vergangenen Tag oder, wenn das nicht möglich ist, wenigsten den Abend ungeschehen zu machen. Ihm wollte aber partout der Heilige nicht einfallen, der für ein derartiges Ersuchen zuständig war, und so kam es, dass sein Anliegen höheren Ortes nicht gehört wurde.

    Die Zeit war Hanns schon lang geworden, da hörte er im Amtszimmer des Richters ein Stühlerücken. Endlich - gleich würde sich die Türe öffnen und die Last der Ungewissheit von ihm genommen. Doch nichts geschah. Nach kurzem Zögern presste er sein Ohr an die Türe und belauschte so ein Gespräch, das tief in sein Leben eingreifen sollte. Zuerst hörte er, wie jenseits der Türe eine hölzerne Sitzgelegenheit ob der schweren Last, die sie zu tragen hatte, gequält aufstöhnte. Der hochweise Richter Christoph Stiermayr, ganz in das Schwarz seiner Amtstracht gehüllt und den steifen Hut auf dem kahlen Kopf, hatte sich in seinen Sessel gezwängt und bot mit sonorer Stimme dem Besucher auch einen Platz an. Das war höchst ungewöhnlich bei dem für seine Grobheiten bekannte Richter. Gewöhnlich standen die Rechtsuchenden vor ihm während sie verlegen die Hüte in den Händen drehten und ihre dunklen, grobgewebten Mäntel in der Wärme des Amtszimmers eine muffige Feuchte ausdünsteten. Zeigten sich die Streithähne uneinsichtig und bockbeinig, konnte es schon vorkommen, dass dem Richter der Geduldsfaden riss und er sie je nachdem, als Flegel, Schurken, Lümmel, Ochsen oder Eselsköpfe titulierte.

    Der Mann, der jetzt mit lässig übereinander geschlagenen Beinen vor ihm saß, hatte mit seinem ländlichen Klientel nichts gemein. Vom federngeschmückten Hut bis zu den feinen Schuhen, präsentierte er sich als ein gepflegter, eleganter Herr, dem es gefiel, sich in hellen Farben zu kleiden, wobei er seiner Vorliebe für leuchtendes Sonnengelb und strahlendes Sehnsuchtsblau ungehemmten Lauf ließ. Von Stiermayr auf diese auffallende Farbzusammenstellung angesprochen, erklärte der vornehme Besucher, er bevorzuge diese Farben, weil sie seinem Wesen entsprächen. Entgegen der herrschenden Mode verbarg kein Bart seine klaren Gesichtszüge und trotzdem fiel es Stiermayr schwer, sein Alter auch nur annähernd zu schätzen. Die größte Überraschung aber war der Duft, mit dem sich der Italiener umgab. Er verströmte großzügig den Geruch eines vollen Korbes frischer Limonen. Genießerisch sog Stiermayr den ungewohnten Wohlgeruch tief in die Nüstern seiner fleischigen Nase ein, bis er sich, wenn auch widerwillig, von seiner Schwelgerei löste und unvermittelt fragte, „wie ist Euer Name? „Poggibonsi, Francesco Poggibonsi, stets zu Diensten, antwortete der Fremde in gutem Deutsch, mit unverkennbar italienischem Akzent.

    Den Umstand, dass er vor Richter Stiermayr saß, hatte er, je nach Betrachtungsweise, entweder seiner freien Zunge oder dem Biedersinn des Mähringer Wirtes Tübel zu verdanken, bei dem er tags zuvor eingekehrt war. Tübel, ein vorsichtiger Mann, hatte es, um seiner und der herrschenden Ordnung Sicherheit willen, für nötig befunden, Stiermayr die bevorstehende Ankunft eines höchst verdächtigen Subjekts, welscher Abstammung, in Thürsenreuth zu melden. Hinter der Fassade eines Gelehrten verberge sich ein frecher Aufwiegler und teuflischer Volksverhetzer.

    Derartige Verdächtigungen waren nicht ganz aus der Luft gegriffen, denn tatsächlich bereisten allerlei undurchsichtige Personen in geheimer Mission das Reich, von Fürst zu Fürst, von Feldherr zu Feldherr. Stiermayr beäugte seinen Besucher neugierig. Wenn es etwas über den Fremden herauszufinden gab, würde er es ans Licht bringen, da war er recht zuversichtlich. „Ich habe Euch hergebeten, um einige Fragen zu klären, was ohne Eure Hilfe nicht möglich ist. Es handelt sich um keine große Sache, nur das übliche nach dem Woher und Wohin, wie bei allen Fremden. Poggibonsi erwies sich als ungewöhnlich gesprächig. Er nannte Florenz als Heimatort, wo seine Familie seit Generationen lebe, aber eigentlich aus Griechenland stamme. Als der Italiener bei Richter Stiermayr eine beginnende Ungeduld bemerkte, beeilte er sich konkreter zu werden. „Verzeiht mir den Exkurs, Ihr interessiert Euch natürlich für meine derzeitige Reiseroute. Die ist schnell gesagt. Vor ein paar Tagen habe ich Prag mit der Kutsche verlassen und bin auf dem Weg in die Niederlande. Von dort will ich mich nach England einschiffen. Den Rückweg werde ich nach Möglichkeit über Frankreich wählen. „Ihr kommt weit herum in diesen unruhigen Zeiten, bemerkte der Richter misstrauisch und sein Argwohn wurde nicht geringer, als ihm Poggibonsi auf die Frage, ob er Freunde im Reich habe, Namen auftischte, mit denen er nichts anfangen konnte: Gerhard Gerhards in Basel, Konrad Pickel in Leipzig, Philipp Schwarzert in Wittenberg und Jakob Wimpheling in Strassburg. Schon in Friedenszeiten würde es nicht ganz einfach sein der Sache nachzugehen, aber jetzt im Krieg, dürfte es fast unmöglich sein solche Recherchen in angemessener Zeit durchzuführen. Stiermayr seufzte. Trotz der vorzüglichen Höflichkeit, mit der ihm Poggibonsi begegnete, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass hinter den Worten des Fremden mehr steckt, als er erfasse, ohne freilich diesem Verdacht Substanz geben zu können. Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Rotweinkaraffe, die ihm sein fürsorglicher Schreiber bereitgestellt hatte, ließ sie aber unberührt. „Erlaubt mir noch eine letzte Frage. Was ist Eure Profession? Poggibonsi, der sich schon am Ende dieser lästigen Prozedur geglaubt hatte, gab sich zugeknöpft. „Ich sorge für den Austausch von Ideen und humanistischem Gedankengut unter den Gelehrten Europas. „Werter Herr, seid so freundlich und erklärt Euch etwas genauer, forderte der Richter gereizt. „Kommunikation ist eine grundlegende Voraussetzung aller Kultur und ich nehme, in aller Bescheidenheit natürlich, für mich in Anspruch, einen kleinen Beitrag zu diesem Austausch zu leisten. „Was sind denn das für Gelehrte, mit denen Ihr Euch trefft? „Eigentlich sind das Forscher aller Wissensgebiete. Aber über allem steht natürlich die Philosophie. Stiermayr wurde hellhörig. Eine bessere Tarnung für einen europaweit tätigen Agenten konnte es kaum geben. Statt seinen Argwohn zu äußern, höhnte er, „pah! Die Philosophie! Natürlich! Als ihn Poggibonsi verständnislos ansah, stichelte er, „die feine Dame Philosophia hat viele Kinder von ebenso vielen Vätern und nicht alle sind gleich gut geraten. „Da mögt Ihr wohl recht haben, Herr Richter, aber ihre griechischen und römischen Kinder scheinen mir doch außerordentlich wohlgelungen. Könnt Ihr da zustimmen? „Wieso sollte ich? „Weil sie Unvergängliches in sich tragen, verteidigte Poggibonsi seine große Liebe. „Etwa so unvergänglich, wie die Reiche, in denen sie gediehen? Alle sind sie verweht wie Staub im Wind, provozierte Stiermayr. „Hier, mit Verlaub, irrt Ihr, Herr Richter. Die Weisheit der Antike verfliegt nicht wie Staub, der spurlos im Nichts verschwindet. Sie ist ein Samenkorn im Strom der Geschichte, das nur der Erweckung bedarf, auch wenn sie manchmal verkannt wird. Stiermayr wiegte skeptisch den Kopf. Ihm war das zu abgehoben, zu wenig praktisch. Wie hatte es der Ausländer nur geschafft, ihn derartig von seiner Aufgabe abzulenken, tadelte er sich. Doch Poggibonsi, ganz in seinem Element, setzte nach. „Ist denn die Lehre unseres Herrn Jesus Christus weniger wahr, nur weil sie, wie gerade jetzt in Deutschland, mit Stiefeln getreten wird?. Stiermayr verschlug es den Atem. Der Mann war wirklich brandgefährlich. Ihm fehlte der Respekt vor der Kirche und auch vor seinem Amt! Was bildet der sich ein, derart ketzerische Reden vor einem pfälzischen Richter zu führen. Er musste doch wissen, dass er sie beide mit seiner naiven Offenheit in Gefahr brachte. Die Wände haben Ohren! Stiermayr rettete sich vor dem südländischen Ungestüm Poggibonsis, in dem er etwas zusammenhanglos feststellte, „ihr habt doch die böhmische Grenze bei Mähring überschritten. Konntet Ihr sehen wie es dort geht? Meine Familie stammt von dort. Poggibonsi versicherte dem Richter sein Bedauern, dass es in Mähring nicht zum Besten bestellt sei. Die Leute hätten wegen der Grenzlage offenbar besonders unter den ständigen Truppendurchzügen zu leiden. Zwei oder drei Höfe seien von ihren Bewohnern schon aufgegeben worden. Er berichtete von einem Vorfall, der ihn offenbar sehr beschäftigte. „Als ich dort war, begruben die Mähringer gerade ihren Zimmermann. Er war so unklug gewesen, sich der Aufforderung einiger dänischer Reiter zu widersetzen, mit ihnen nach Eger zu kommen, wo auf der Festung gerade Zimmerleute gebraucht werden. Der Mann hatte einfach Angst mit den Geharnischten zu gehen, das war alles. Man band den Ärmsten kurzerhand hinter ein Pferd und schleifte ihn mit. Das hielt der Zimmermann nicht durch. Er starb lange bevor der Trupp Eger erreichte. Stiermayr hatte aufmerksam zugehört und sich gedankenverloren an seinem graumelierten Spitzbart gezupft. „Schrecklich, wirklich schrecklich, aber findet ihr es nicht auch merkwürdig, dass Reiter aus Eger den weiten Weg nach Mähring machen, nur um sich einen Zimmermann für die Festung zu greifen? Zugegeben, jetzt im Krieg sind gelernte Arbeiter schwer aufzutreiben, aber trotzdem, auffällig bleibt das doch. Für derartige Überlegungen brachte Poggibonsi angesichts der Tragödie des Zimmermanns kein Verständnis auf. „Das mag schon sein, aber das Empörende an der Sache ist doch, dass sich Soldaten ungestraft über jedes Recht hinwegsetzen können, nur weil sie die Macht dazu haben. Das ist ein Rückfall in die Barbarei! Aber wem sage ich das? Beide schwiegen. Stiermayr, weil er als Mann der Praxis die Grenzen seiner Möglichkeiten kannte, der Fremde, weil er nicht wusste, wie viel er einem Richter im Dienste eines absolut herrschenden Staatsapparates zumuten durfte. Poggibonsi entschloss sich, den Juristen in Stiermayr anzusprechen und ergriff als Erster wieder das Wort. „Entgegen dem bedauerlichen Augenschein, bin ich überzeugt, dass das Recht nicht nur wieder in seiner alten Form hergestellt werden kann, sondern dass es sich auch zum Besseren weiter entwickeln wird. Könnt Ihr Euch vorstellen, Herr Richter, dass dereinst das Recht und die dem Menschen eingeborene Würde, eine unlösbare Allianz eingehen werden? Nur ein Hirngespinst? Der Traum ist eine Botschaft an die herrschende Gegenwart sich zu verändern. Ihr zu folgen heißt, die ersten Lichter auf dem Weg in eine neue, menschlichere Zeit zu entzünden.

    Hanns in seiner Kammer, begriff wenig von dem, was die gelehrten Herren sich zu sagen hatten, aber bei dem Bericht über den Tod des Mähringer Zimmermeisters, überkam ihn das unbestimmte Gefühl, der sei nicht so sehr für den Richter, sondern eigentlich für ihn bestimmt gewesen. „In Mähring ist eine Meisterstelle frei geworden, verstand Hanns, „nutze die Gelegenheit und greif zu! Das ist vielleicht deine letzte Gelegenheit!

    Drüben im Amtszimmer wiegte Stiermayr bedächtig den schweren Kopf. Wenn der Fremde ein Agent war, dann einer der gefährlichsten Art, denn eines stand für ihn bereits zweifelsfrei fest, Francesco Poggibonsi war ein Idealist, ein Advokat höheren Rechts, das allen Menschen gleichermaßen dient. Der Richter konnte sich einer gewissen Sympathie für diesen Mann nicht erwehren, auch wenn das Pathos des Italieners vertragen sein wollte. Immerhin versuchte sein Gegenüber Ideen von der Würde des Menschen in eine Welt zu tragen, deren gegenwärtiges Leiden jeder Menschlichkeit Hohn spricht. Wer sonst sollte die Welt verändern, als mutige Menschen, die von einer Idee beseelt sind, das Zusammenleben der Menschen anders zu gestalten, damit es sich für alle Menschen zum Besseren wendet. In Mähring hatte Poggibonsi, wie ihm Tübel berichtet hatte, auf die Fürsten, als die Schuldigen an dem Elend, gedeutet. Konnte es sein, dass ihm mit dem Mann aus Florenz ein Vorbote jener Männer gegenüber saß, deren Ziel es ist, dass übermorgen an Stelle der Fürsten andere die Entscheidungen für ihre Völker treffen würden, wie es die Niederlande schon vormachen? Waren die auffallenden Attribute, mit denen sich sein Besuch umgab, mehr als nur eine eitle Marotte? Sehnsuchtsblau, die Farbe der grenzenlosen Weite und der Freiheit, Sonnengelb, das Symbol für die leuchtende Klarheit des Verstandes und für die Wahrheit, der frische Geruch der Limonen, der Widerpart zu allem Modrig-Dumpfen und Abgestandenem. Ein höchst verlockendes Programm, das den absolutistischen Herrschern von Gottes Gnaden das Fürchten lehren könnte.

    Stiermayr wischte sich über die Augen und zwang sich in die nüchterne Gegenwart zurück. Endlich schenkte er sich vom Wein ein und bot auch seinem Besucher davon an. Aus dem Verdächtigen war ein Gast geworden. Auch Poggibonsi machte es sich bequem und erzählte, wie er zu seinen guten Deutschkenntnissen gekommen sei. Er habe vor Jahren schon einmal das Reich bereist und sich da einiges der schönen Sprache aneignen können. Der Richter blickte auf. Von einem Italiener, dessen Muttersprache als der Inbegriff des Melodiösen galt, Deutsch als schöne Sprache gelobt zu hören, konnte nur eine Schmeichelei sein und dafür war der Richter nicht empfänglich. Aber dann sagte sein Gast etwas, das Stiermayr aufhorchen ließ. Poggibonsi hatte nebenbei einfließen lassen, dass er auch ein paar Worte Französisch spreche. Der Richter war hoch erfreut. „Das trifft sich gut, das trifft sich sogar sehr gut. Für ihn war es beschlossene Sache, dass Poggibonsi ihm bei den Wallonen als Dolmetscher dienen werde. Er erzählte ihm von den aufrührerischen wallonischen Soldaten, vom Grund ihrer Renitenz und von ihrem deutschen Kommandeur, der gerade nicht in der Stadt sei. „Ich habe in der Herberge schon von dem Zwischenfall gehört. Ihr seid auf den Handwerker nicht gut zu sprechen, scheint mir. Aber den Thürsenreuthern hat es offenbar sehr gefallen, wie er mit den Söldnern umgesprungen ist. Eigentlich hätte er für seine Tat Anerkennung verdient, versuchte Poggibonsi eine Lanze für Hanns zu brechen. Der Richter hob erstaunt die linke Augenbraue, aber Poggibonsi blieb dabei. „Immerhin hat er diese junge Frau gerettet. Dazu gehört einiger Mut. „Oder Jähzorn, hielt der Richter trocken dagegen. „Oder Liebe! „In seinem Alter? Er ist um die 40! „Das sagt wenig. Habt Ihr jemals eine erfahrene Frau gefragt, wen sie als Liebhaber bevorzugt, ganz junge oder eher reifere Männer? Nein? Natürlich nicht, das ist eines deutschen Richters nicht würdig. Aber glaubt mir, die Wahl fällt meistens auf den reiferen Mann. Das hat gute Gründe... „Erspart mir die Einzelheiten wehrte Stiermayr ab. „Trinken wir lieber noch ein Glas. Seit seine Frau gestorben war, hatte Stiermayr nur eine Liebe, die zum Rotwein, die aber pflegte er mit Hingabe. Der Schreiber war kurz hereingekommen und hatte die Kanne, noch bevor sie ganz leer war, durch eine volle ersetzt. Poggibonsi hob sein Glas und trank ohne eine Miene zu verziehen. „Semper amore. „Semper amore, gab der Richter ohne Begeisterung bescheid und kehrte zu seinem Problem zurück. „Bei den Wallonen braut sich etwas zusammen, das ganz und gar nichts mit Liebe zu tun hat. Sie fordern Revanche für ihren Kameraden. Das kann gefährlich werden, nicht nur für den Gesellen, sondern auch für die ganze Stadt. Solange sich Schrenck-Notzing, unser Pfleger, bei der Regierung in Amberg aufhält, lastet die Verantwortung für die Stadt auf meinen Schultern. Mein Amt zwingt mich zu pragmatischem Vorgehen, deshalb behalte ich mir den Gesellen für alle Fälle hier. Denn wenn ich die Entwicklung recht voraussehe, werde ich ihn als Tauschobjekt bei den Verhandlungen mit den Söldnern brauchen, um das Schlimmste von der Stadt fern zu halten. Poggibonsi war entsetzt. „Ihr könnt doch nicht einfach nach Gutdünken über den Mann verfügen. „Und ob ich das kann. Zum Wohle der Stadt, stellte Stiermayr klar. „Was sagt denn er selbst dazu, schließlich geht es ja um sein Leben? „Nichts sagt er, er wird nicht gefragt. Wenn es um die Stadt geht, muss der Geselle zurückstehen, ob ihm das passt oder nicht! Hanns war vor Schreck wie gelähmt. Da wurde jenseits der Türe über sein Schicksal verhandelt, wie bei einem Stück Vieh! Aber was konnte er tun? Gegen die Türe hämmern um zu zeigen, dass auch er mitreden wolle, wenn es um sein Leben geht? Oder sollte er dem geheimnisvollen Fremden trauen, der so offenkundig für ihn Partei nahm? Hätte er gewusst, dass die Türe, die ihn von seinem unbekannten Anwalt trennte, nicht verschlossen war, er hätte sie vielleicht geöffnet. So aber lauschte er weiter und hörte den Richter sagen, „Ihr könnt mir glauben, dass ich den Zimmermann nicht gerne in Gefahr bringe, zumal er ein anständiger Kerl zu sein scheint. Was ich tun kann ist folgendes: Ich werde ihn letztlich nicht an die Wallonen ausliefern, wie die sich das einbilden und ich werde ihn auch dann nicht ausliefern, fuhr er mit erhobener Stimme fort, „wenn das meine lieben Mitbürger von mir verlangen werden, falls es für sie gefährlich wird. Dann, nach einer dramaturgisch genau bemessenen Pause, „so wahr ich der pfälzische Richter Christoph Stiermayr bin. Bei den letzten Worten stemmte er sich in seiner ganzen Massigkeit aus dem Sessel und stand jetzt leicht schwankend hinter seinem Tisch. „Fiat iustitia! Der Richter staunte über sich selbst. Bisher war es ihm fremd gewesen, sich mit so viel Leidenschaft zu äußern, auch nach zwei Kannen Rotem nicht. Das musste der Einfluss des Italieners sein. Er riss eines der Fenster mit den bleiverglasten Butzenscheiben auf und ließ frische Luft herein. Der lichtverwöhnte Italiener dankte ihm. Er war kein Freund dieser Verglasungsart, die auch bei Tag dem Licht seine Klarheit und Helligkeit nahm und die Nacht viel früher ins Haus rief, als nötig. Poggibonsi schaute in seinen Becher ohne zu trinken. So viel Mut hatte er dem Provinzbeamten nicht zugetraut. Er glaubte ihm auch sein Versprechen, dass er den Handwerker nicht ausliefern wolle. Doch war sich Poggibonsi nicht sicher, was geschehen würde, wenn der Druck auf Stiermayr zu groß würde, etwa dann, wenn er gezwungen sein würde, das Leben des Gesellen gegen das Leben anderer Thürsenreuther abzuwägen. In diesem Fall, davon war Poggibonsi überzeugt, würde der Handwerker den Kürzeren ziehen. Poggibonsi versuchte einen Weg aus dem Dilemma zu weisen. „Wenn Ihr die Auslieferung des Gesellen verweigert, steht Ihr allein gegen die Söldner und Eure Bürger. Das sind keine guten Aussichten für Euch selbst und auch nicht für den Gesellen gab er zu bedenken. „Bringt doch den Zimmermann heimlich aus der Stadt, rückte er schließlich mit seinem Plan heraus. „Dann hätte der Zimmermann seine Chance. Der Richter wurde aus dem wortgewandten Italiener nicht schlau. Was hatte er nur für ein Interesse an dem Zimmermann? Warum setzte sich ein Herr, wie er, dafür ein, dass ein ihm völlig fremder Handwerker frei kam? Würde er Poggibonsi nachgeben, könnte das zwar den Gesellen aus der Reichweite der mordlüsternen Söldner bringen, aber sein eigener Verhandlungsspielraum wäre ohne den Gesellen sowohl gegenüber den Soldaten als auch den Bürgern entscheidend geschwächt. „Warum sollte ich das tun? „Ihr wärt nicht mehr erpressbar, was ihr nicht habt, könnt ihr nicht geben. „Wollt ihr mich umbringen?, erregte sich Stiermayr, „ich eigne mich nicht zum Märtyrer! Ich habe nicht die Statur dafür! „So weit muss es nicht kommen, Herr Richter. Die Behauptung, die Bürger wären zwangsläufig der Wut der Söldner ausgeliefert, wenn ihnen der Geselle nicht übergeben wird, akzeptieren wir nicht. Wir sind nicht so einfältig, dass wir uns dem Diktat eines „entweder – oder unterwerfen müssten. Das haben wir nicht nötig. Wir gehen einen dritten Weg. Dann entwarf er einen Plan, dem Stiermayr nach einigem „wenn und aber zustimmte. Gefährlich blieb die Sache immer noch. Das nahm der Richter aber gerne in Kauf, wenn er damit dem verhassten welschen Gesindel in die Parade fahren konnte. „So sei es! tönte er deshalb und leerte sein Glas. Er war sehr zufrieden mit sich und Poggibonsi mit ihm. „Verfügt über mich als Übersetzer wann Ihr wollt, bot er dem Richter nochmals an. „Gut, auf bald in Eurer Herberge, beendete Stiermayr die Unterredung. „Ich habe noch eine Kleinigkeit zu erledigen, es wird nicht lange dauern.

    Das erste was Hanns auffiel, als er vor dem Richter stand, war, dass der sonst bei Verhandlungen immer anwesende Schreiber Georg Hauner fehlte. „Der casus ist einfach, hob der Richter an, „du hast einen kurfürstlich-bayerischen Soldaten die Treppe hinuntergeworfen, als sich dieser im Haus des Zimmermeisters Lorenz Schober einer unbescholtenen Weibsperson unsittlich näherte. Damit hast du nicht nur den Soldaten schwer verletzt, sondern auch die ohnehin schon arg geprüfte Stadt in eine weitere, ernste Gefahr gebracht. Sag jetzt nichts fuhr er streng fort, als er merkte, dass Hanns Luft holte um etwas zu erwidern. „Der wallonische Hundsfott, um den es geht, lebt noch, nicht mehr viel, aber immerhin. Das verschafft uns eine Frist. Wenn er stirbt, bevor Hauptmann Lackner zurück ist, haben wir hier die Hölle, dann ist in Thürsenreuth keiner mehr seines Lebens sicher. Du am wenigsten! Kommt der Lackner rechtzeitig zurück, sieht die Sache besser aus, aber nicht für dich. Wenn dich die Soldaten erwischen, dann gute Nacht. Du bleibst also hier bis es dunkel wird und dann wirst du eine Zeitlang unsichtbar. Das ist bekanntlich in unserer Gegend nicht sehr schwer. Ich schicke zu deinen Leuten, dass man dir das Nötigste zusammen packt. Und jetzt gehab dich wohl." Damit eilte er, noch bevor ihm der verdatterte Hanns seinen Dank abstatten konnte, mit einer Leichtfüßigkeit aus dem Raum, wie man sie manchmal bei korpulenten Männern beobachten kann, wenn sie tanzen.

    Er musste aus der Stadt, da hatte der Richter recht und für Hanns war es keine Frage, wohin er gehen würde, an die Grenze, nach Mähring, zur verwaisten Zimmermeisterstelle. Als die Wache ihm das Bündel mit seinen Sachen gab, fragte er, wer es gebracht habe. Die Anna vom Schober, hatte er zur Antwort bekommen, sie hätte ihn sehen wollen, aber das hatte der Richter nicht erlaubt. Da habe sie dicke Tränen geweint und wäre nur schwer zu überreden gewesen nach Hause zu gehen.

    Mittwoch, der 3. März

    Flucht in die Zukunft

    Der verschlafene Torwächter hatte Hanns erwartet. Wortlos öffnete er den kleinen Durchlass im östlichen Stadttor und winkte ihn grußlos hinaus. Vor der Stadtmauer umfing ihn ein beinahe unwirkliches Licht, das der helle Mond aus den Schneefeldern zauberte. Obwohl der Nachtwächter schon Mitternacht ausgerufen hatte, konnte er mit den Augen dem Weg nach Mähring über die offene Flur folgen, bis er in die Schwärze des Waldrandes eintauchte. Hanns überkam das Gefühl ausgesetzt zu sein, wie ein unerwünschtes Kind. Aber als er sich vor Augen hielt, welcher Zukunft er dank seines geheimnisvollen Helfers entgegen geht, hellte sich seine Stimmung auf. Wenn ihm niemand zuvor kam, bot sich ihm in Mähring endlich die heiß ersehnte Möglichkeit Meister zu werden, was ihm Thürsenreuth in all den langen Jahren vorenthalten hatte. In vier Fußstunden konnte er dort sein, wenn alles gut ging.

    Wo der Weg sich gabelt, links nach Wondreb, rechts nach Konreuth, steht ein Kreuz. Dort beugte Hanns das Knie und bat um eine sichere Ankunft in Mähring. In der Dunkelheit des Waldes herrschte fast völlige Stille, nur ab und zu knackte im Frost ein Ast. Sonst rührte sich nichts, aber Hanns wusste, dass hundert wache Augen jede seiner Bewegungen beobachteten. Ein großer Nachtvogel strich lautlos so nahe an ihm vorbei, dass er den Wind des trägen Flügelschlages im Gesicht spürte. Unwillkürlich zog er den Kopf ein und duckte sich. Hanns war nicht ängstlich, trotzdem fühlte er Erleichterung, als er die Schwärze des nächtlichen Waldes hinter sich hatte und Konreuth sich aus der Dunkelheit schälte. Alles war still, nur ein Hund bellte kurz auf, im Traum auf der Jagd oder vor Kälte, wer weiß das schon? Seit seinen Wanderjahren war Hanns nicht mehr so lange an einem Stück gelaufen, wie in dieser kalten Nacht. Die Füße taten ihm weh, auch wollte er nicht vor Tagesanbruch am Ziel sein. Hinter dem Ort fand er eine Scheune, die ihm für eine Rast richtig schien. In seinem Bündel fand er alles, von dem die Schobers glaubten, dass es ihm wichtig wäre, auch den Becher, den ihm einst seine Mutter mit auf die Wanderschaft gegeben hatte. Es war ein schlichter Trinkbecher aus Zinn, der sich nach unten verjüngte. Unter dem gewölbten Trinkrand und unten am Fuß rankte sich ein Ornament aus in sich verschlungener Pflanzen und fabelhaften Tierleibern. Der Becher war das einzige Andenken, das ihm von der Mutter geblieben war. Damals, als er nach den Wanderjahren zurückkam, lag die Mutter draußen auf dem Gottesacker und der Vater hatte sich eine neue Frau genommen. Hanns grub sich tief in das süße, wärmende Heu und nagte versonnen an einem Kanten Brot und Käse, die ihm jemand, der es gut mit ihm meinte, ins Bündel gesteckt hatte. Vielleicht war es die Anna, die daran gedacht hatte, dass er Hunger haben könnte. Bevor er einschlief ging er noch ein wenig in den Gärten seiner Phantasie spazieren und träumte von einer Zukunft als geachteter Meister. Da sah er Anna mit einer ganzen Schar Kinder als seine Hausfrau und eine Werkstätte, mit fleißigen Gesellen und frechen Lehrbuben. Es dauerte nicht lange und unmerklich schmückte der Schlaf alles noch viel schöner aus, als er es sich in seiner Vorstellung ausgemalt hatte. Einmal glaubte er Hufschlag und Stimmen zu hören, aber nichts geschah. Es war schon heller Tag als er erwachte. Vor ihm stand ein Bauer, der ihn eingehend musterte. Schließlich nickte er gewichtig, so als habe er die Bestätigung für etwas ungemein Wichtiges gefunden. „So ist das also, sprach er seinen ungebetenen Gast an. Hanns klopfte sich das Heu von den Kleidern. „Nichts für ungut. Ich wollte dich nächtens nicht wecken und habe mich einfach so in dein Heu gelegt. Der Bauer winkte ab. „Das Aufwecken haben andere besorgt. Sieben Reiter wären vorbeigekommen und hätten ihn und sein Weib aus dem Haus geholt. Eigentlich wären es nur sechs Soldaten gewesen. „Der Siebte war gar kein Soldat erinnerte sich er sich, habe wie ein Hiesiger gesprochen und mit seiner hohen Stimme wissen wollen, ob nächtens ein Mann vorbeigekommen sei. „Der Beschreibung nach könntest Du gemeint sein, aber Du warst ja nicht da und jetzt habe ich dich auch nicht gesehen, obwohl einer mit nur acht Fingern auch nicht jeden Tag vorbei kommt. Bis zur Grenze hast du’s eh nicht mehr weit, grinste verständnisinnig der hagere Kerl und hieb ihm seine knochige Hand auf die Schulter, dass es staubte. „Der kürzeste Weg ist über den Poppenreuther Berg. Wieder unterwegs dachte Hanns darüber nach, ob wirklich er es war, hinter dem die Reiter her waren und kam zu dem Schluss, dass tatsächlich er das Wild war, das die Meute jagte. Der Grund lag auf der Hand. Höchstwahrscheinlich war der Soldat gestorben, dessen er sich so gründlich angenommen hatte. Wenn dem so war, durfte er nicht auf Gnade hoffen, vorausgesetzt man finge ihn.

    Hinter Poppenreuth gabelt sich die Straße nach Mähring. Der eine Weg führt bequem um den Poppenreuther Berg herum, ist aber weiter als die beschwerlichere Route direkt über den Berg nach Mähring. Hanns entschied sich für den kürzeren Weg, wie es ihm der Bauer geraten hatte. Oben angekommen verschnaufte er und schaute sich um. Von seinen Verfolgern war nichts zu sehen. Auch im Schnee fand er keine Spuren von Pferden. Der Blick vom Gipfel über das weite hügelige Waldland ließ ihm das Herz aufgehen. Es wurde ihm ganz feierlich zumute, als er in einer beinahe kreisrunden Rodungsinsel Mähring friedlich unter sich liegen sah. In der unübersehbaren Weite des Waldes wirkte der Marktflecken beinahe verloren, so, als ob die Wildnis nur darauf wartete, sich wieder zu nehmen, was ihm der Mensch abgerungen. Plötzlich hatte es Hanns sehr eilig in den Ort hinunter zu kommen, der, wenn alles gut geht, einmal seine neue Heimat werden würde.

    Richters Stiermayrs List.

    Der Söldner, der Anna Gewalt antun wollte, erholte sich nicht mehr von seinen Verletzungen, die er sich bei seinem Treppensturz zugezogen hatte. Feldscher und Kaplan waren längst eingeschlafen, als der Soldat zwischen 3 und 4 Uhr morgens, der Lieblingsstunde von Gevatter Tod, zum letzten Appell gerufen wurde. Für seine Kameraden war das ein willkommener Anlass, ihrem Hass auf alles Bürgerliche freien Lauf zu lassen. In blinder Wut alles zertrümmernd, was ihnen in den Weg kam, stürmten sie durch die Straßen. Der Leineweber Georg Pußl, der sich ihnen in den Weg stellte, als sie in sein Haus eindrangen, erschlugen sie vor den Augen seiner Familie. Nichts und niemand war mehr sicher in der geprüften Stadt. Hauptmann Lackner, der kommandierende Offizier, war zwar in der Nacht von seiner Grenzstreife zurückgekehrt, aber die Hoffnungen, die Stiermayr in seine persönliche Anwesenheit in Thürsenreuth gesetzt hatte, erfüllten sich nicht. Entweder wollte oder konnte er seine entfesselte Meute nicht zur Ordnung bringen, bevor er ihnen den Mörder ihres Kameraden zum Fraße vorgeworfen hatte.

    Der einzige Tagesordnungspunkt der eilig einberufenen Ratssitzung war Mittel und Wege zu finden, um der Stadt die Ordnung zurückzugeben. Die Stadtwachen hatte der Bürgermeister gleich zu Beginn der Unruhen nachhause geschickt, um sinnloses Blutvergießen zu vermeiden. Stiermayr als amtierender Bürgermeister und Stadtrichter hatte gerade die Sitzung eröffnet, als im Treppenhaus gefährliches Lärmen anhob und die erregten Stimmen der Stadträte schlagartig zum Verstummen brachte. Wie gebannt richteten sich aller Blicke auf die Tür, durch die das Unheil kommen musste. Herein polterte, samt Adjutanten, Hauptmann Lackner. Angetan mit schwerem Wehrgehänge, die kurzen Beine in sporenklirrenden Stulpenstiefeln, um den strammen Bauch eine kostbare Schärpe und einen breitkrempigen Federhut auf den schwarzen, fettigen Locken, baute er sich mit respektgebietend in die Hüften gestemmten Armen vor dem Stadtrat auf. Den angebotenen Sessel lehnte er brüsk ab und brüllte, indem er zwei drohende Schritte auf Stiermayrs Tisch zu machte, „da hockt ja die ganze Hammelherde beisammen. Dann spitzt jetzt euere Lauscher, damit ihr recht versteht was ich euch zu sagen haben, denn ich sage es nur einmal. Rückt gefälligst den Mörder heraus, der einen meiner Leute auf dem Gewissen hat!" Beim Gros der im Saal vertretenen Bürgerschaft rannte er mit seiner Forderung offene Türen ein. Zwei der drei anderen Bürgermeister waren, um weiteres Unheil von der Stadt zu wenden, bereits im Namen von Zünften und Bürgern mit dem selben Ansinnen an Stiermayr herangetreten. Der vierte Bürgermeister hatte offenbar die Hosen so gestrichen voll, dass er den Weg zum Rathaus scheute. Dafür gab es mancherlei Gründe. Einer könnte seine Furcht gewesen sein, in der Krisensitzung würde ein Beschluss gefasst, aus dem man ihm

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