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Primel und die Schattenwesen
Primel und die Schattenwesen
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eBook225 Seiten2 Stunden

Primel und die Schattenwesen

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Über dieses E-Book

>>"Jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit", flüsterte Lil. "Egal was passiert, du musst ihm vertrauen. Vielleicht hängt mein Leben davon ab." Dann sank Primels Schwester zu Boden. Sie bewegte sich nicht mehr.<<

Schatten, die zwischen den Welten wechseln.
Eine Reise durch einen denkenden Wald.
Ein alles entscheidender Kampf.
Kann sie dem Jungen mit den grünen Augen vertrauen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. März 2020
ISBN9783750227330
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    Buchvorschau

    Primel und die Schattenwesen - Vanessa Lange

    Knollfütterung

    „Primel! Komm doch bitte einmal kurz! Es hat Hunger", rief Arianna, Primels Mutter, und winkte mit der freien Hand.

    In der anderen hielt sie ein Knolljunges. Das Kleine wand sich und versuchte vergeblich mit seinen stumpfen Zähnen nach ihren Fingern zu schnappen, aber Primels Mutter kannte sich aus. Sofort eilte Primel herbei und half ihrer Mutter, das Knolljunge zu füttern. Geduldig hielt sie ihm ein rohes Maiskorn nach dem anderen vor das kleine Maul und wartete, bis es geschluckt hatte.

    Dabei verdrehte es genüsslich die winzigen, unter dem zotteligen Fell kaum erkennbaren Augen.

    Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit war das Knolljunge satt und kurz davor, einzuschlafen, wie es jedes Knolljunge nach der Mahlzeit tat.

    Skeptisch saß die Knollmutter neben dem Kamin und beobachtete, was Primel und ihre Mutter mit ihrem Jungen machten. Dieses schlief nun tief und fest in Ariannas Hand. Sie legte es vorsichtig vor der Knöllin ab, welche es sofort näher an ihren zotteligen Bauch schob. Liebevoll drückte sie ihren Nachwuchs mit der Pfote an sich.

    „Ja, Ja, ist ja gut! Deinem Kleinen passiert hier nichts!", beschwichtigte Primels Mutter.

    Die Knollmutter begann, ihr leise schnarchendes Junges, kaum größer als eine Handfläche, heftig zu lecken und sein Fell zu glätten. Primel spürte, wie bei dem Anblick ihr Herz aufging. Sie liebte die Arbeit ihrer Mutter und noch viel mehr liebte sie es, ihr dabei helfen zu können. Magischen Wesen Schutz zu bieten und sie zu pflegen, war das Schönste überhaupt. Ihre Mutter hatte vor vielen Jahren ihr Haus in eine Schutzstation für magische Wesen umgebaut. Seitdem half sie kranken oder verzweifelten fantastischen Tieren.

    „Ich glaube, wir können die beiden jetzt allein lassen", flüsterte Arianna und wich Schritt für Schritt zurück.

    Mit einem letzten Blick auf die kugelrunden Fellbälle neben dem Kamin folgte ihr Primel. Auch wenn sie noch ewig hätte zuschauen können.

    Eine Fee?

    „Und ihnen kann hier wirklich nichts passieren?", vergewisserte sie sich noch einmal, sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.

    Kurz fiel ein Schatten über die Augen ihrer Mutter, doch sie schüttelte vehement den Kopf, so dass ihre kupferrote Lockenmähne hin und her flog. Unwillkürlich fasste Primel sich in ihre eigenen Locken, die denen ihrer Mutter exakt glichen. Sie sah Arianna abwartend an. „Nein! Hier ist jedes Geschöpf sicher!", versicherte sie ihrer Tochter.

    Arianna seufzte kaum wahrnehmbar, aber Primel hatte gute Ohren. Wachsam sah sie auf, doch bevor sie irgendetwas sagen konnte, donnerten Schritte die Holztreppe hinunter, dass man meinen könnte, ein Elefant sei eingezogen.

    Erschrocken wirbelte Primel herum. Es war ihre kleine Schwester.

    „Lil! Du weckst das Knolljunge auf. Außerdem ist es spät. Du solltest längst schlafen", schimpfte Arianna. Das interessierte die fünfjährige Lil allerdings nur wenig. Zuckersüß sah sie aus, wie sie mit zerzaustem, blondem Haar in ihrem rosa Schlafanzug und dem Schmusehasi in der Hand dastand. Ganz aufgeregt schien sie.

    „Priml, in meinem Zimmer sitzt eine Fee!, verkündete sie atemlos. „Komm! Schnell, sonst fliegt sie weg!

    Dann drehte sie sich um und polterte die Treppe wieder hinauf. Primel schmunzelte. Lil musste geträumt haben. Gerade vor wenigen Stunden hatte sie ihrer kleinen Schwester eine Geschichte über Lacrime, die Tränenfeen, erzählt, doch diese lebten weit entfernt und waren viel zu stolz, um Menschen um Hilfe zu beten.

    Es war also absolut unmöglich, dass wirklich eine Lacrima in Lils Zimmer saß.

    „Priml! Komm!"

    Primel lächelte noch einmal. „Ich schau mal nach Lils Fee, meinte sie zu ihrer Mutter. Diese nickte und steuerte auf ihr Schlafzimmer zu. Arianna war müde. „Wenn es wirklich eine Lacrima ist, holst du mich bitte. Ich schaue nachher noch einmal nach dem Knolljungen. Gute Nacht, flüsterte sie in Primels Ohr, dann stieg Primel die Treppe hinauf zu ihrer Schwester.

    „Priml!, tönte ihr Lils quengelnde Stimme entgegen. „Priml, jetzt ist sie weggeflogen.

    Primel seufzte. Sie hatte es gewusst. Die Fee war Lils Fantasien entsprungen. Es war wohl besser so, auch wenn sich ein kleiner Teil von ihr gewünscht hatte, wirklich eine Lacrima zu sehen.

    „Priml, da saß sie, rief Lil aufgeregt und deutete auf das Fensterbrett. Primel beruhigte ihre kleine Schwester, versicherte ihr, dass sie ihr auf jeden Fall glaubte und brachte sie wieder ins Bett. „Gute Nacht, Priml, murmelte Lil in ihren Kuschelhasen hinein. „Gute Nacht, Lil, meinte auch Primel. „Und wenn deine Fee wieder kommt, dann gib mir Bescheid.

    Aber Lil schlief schon wieder tief und fest. Beim Verlassen des Zimmers warf Primel einen letzten Blick auf das Fensterbrett. War da nicht wirklich ein goldener Schimmer? Die goldenen Tränen der Tränenfee?

    Nein, sie musste sich irren. Eine Tränen vergießende Lacrima wäre auch kein gutes Zeichen. Primel schloss die Tür und machte sich auf den Weg in ihr eigenes Zimmer.

    Die traurige Knöllin

    Am nächsten Morgen wachte Primel früh auf. Sie sprang aus dem Bett, machte sich auf den Weg nach unten und betrat das Wohnzimmer.

    Da saßen sie, Knollmutter und Junges, in Eintracht vor dem Kamin. Beide starrten sie erwartungsvoll aus goldbraunen, vom Fell fast verdeckten Augen an.

    Ein Brummeln ertönte und Primel musste lachen. „Ihr habt wohl Hunger", stellte sie fest. Primel öffnete den Kühlschrank. Gestern, nachdem ihre Mutter die Knolle aufgelesen hatte, war sie extra noch einmal Mais kaufen gegangen und jetzt war der Kühlschrank voll davon. Sie nahm zwei Kolben heraus und reichte sie der Knollmutter.

    „Hier für dich."

    Als Primel mit dem Mais näherkam, zog das Knolljunge genießerisch die Luft durch die kleinen Nasenlöcher und quiekte erfreut auf. Ganz vorsichtig krabbelte es auf Primel zu, wurde allerdings von seiner Mutter zurückgehalten.

    Wie schon vermutet, rührte diese nichts an, sondern betrachtete die Maiskolben skeptisch. Seit gestern hatte sie sich nicht getraut, zu fressen.

    Das Knolljunge starrte begierig auf den Mais und fiepte. „Wir tun euch nichts. Ich möchte nur helfen. Lass mich dein Junges füttern", meinte Primel beschwörend.

    Sie bückte sich, bis sie mit der Knollmutter auf Augenhöhe war. Diese sah sie einen Moment lang an, dann streckte sie zögernd die Pfote nach dem Maiskolben aus und schob mit der anderen ihr Junges in Primels Richtung. Dieses gab erfreute Töne von sich und hielt sich an Primels Schlafanzughose fest. Sie lachte und nahm es sanft in ihre Hand.

    Wie gestern schon, drehte und wand es sich, um möglichst schnell den Mais zu bekommen. Primel packte fest zu, damit das Kleine ihr nicht aus den Fingern glitt.

    Eine kleine, raue, rosa Zunge streckte sich aus dem Maul heraus und leckte die Maiskörner von Primels Handfläche. Irgendwann spürte Primel, wie das Knolljunge schläfrig wurde. Sie legte es zu seiner Mutter. Auch diese hatte beide Maiskolben samt Strunk verdrückt. Ein leiser Rülpser entwich dem Knolljungen, bevor es in seinen schnarchenden Verdauungsschlaf verfiel. Die Knollmutter blinzelte Primel dankbar an.

    Nachdem die Knolle versorgt waren, bemerkte Primel, wie hungrig sie selbst war. Die Sommersonne ging gerade auf und warf ihr sanftes Licht in das Wohnzimmer. Es war Samstag und noch dazu der Beginn von sechs Wochen Sommerferien. Sie steckte Toastscheiben in den Toaster, suchte zwischen dem ganzen Mais im Kühlschrank nach der Butter, stellte für Lil die Nougatcreme auf den Tisch und für ihre Mutter den Honig.

    Nachdenklich betrachtete Primel die Frühstücksteller. Arianna hatte sie selbst bemalt. Kleine Feen und andere magische Wesen, die Primel nicht kannte, schwirrten auf den Tellern herum.

    Unwillkürlich dachte Primel an ihre Schwester und den gestrigen Abend. Sie seufzte. Wie gerne hätte sie wirklich eine Fee gesehen.

    Aber Primel, schalte sie sich selbst. Für deine zwölf Jahre hast du sowieso schon viel gesehen. Welches Mädchen aus deiner Klasse kann schon von sich sagen, einen Knoll gefüttert zu haben? Wer konnte überhaupt von sich sagen, dass er von der Existenz magischer Wesen wusste?

    Irgendwann, wenn sie groß war - da war sich Primel sicher- würde sie um die Welt reisen und fantastischen Wesen helfen.

    Und irgendwann - da war sich Primel auch sicher - würde sie eine Lacrima zu Gesicht bekommen. Sie musste nur geduldig sein und warten.

    Primel setzte sich in den Ohrensessel, der so groß war, dass sie fast darin verschwand und beobachtete die Knolle. Die Knollmutter kauerte schützend über ihrem schlafenden Jungen. Sie wirkt irgendwie traurig, dachte Primel, wie sie so die Knöllin betrachtete.

    Primel wusste nicht, wie lange sie so dasaß. Die Sonne war längst aufgegangen und wärmte Primels Oberschenkel, die Knollmutter hatte ihr schlafendes Junges geputzt und die Butter war etwas weich geworden.

    Zuerst kam Arianna mit wirren roten Haaren und ebenfalls im Schlafanzug, dann folgte ihr Vater, gewaschen, umgezogen und hergerichtet und zuletzt polterte Lil unüberhörbar die Treppe hinunter. Ihren Kuschelhasen hatte sie wieder dabei.

    „Guten Morgen", begrüßte Primel ihre Familie.

    „Guten Morgen, mein Schatz. Ich sehe, du warst schon fleißig", meinte Arianna und strich Primel anerkennend über die Schulter. Lil versenkte sofort ihren Finger in der Nougatcreme. Bevor Arianna oder ihr Vater sie zurechtweisen konnten, machte sich das Knolljunge bemerkbar. Es war aufgewacht und stupste seine Mutter an, mit ihm zu spielen, aber diese blieb regungslos vor dem Kamin sitzen. Stumm wiegte sie sich vor und zurück. Glasig stachen ihre Augen unter dem Fell hervor.

    Auch Arianna betrachtete mit gerunzelter Stirn die Knöllin, dann flüsterte sie Primels Vater etwas ins Ohr. Er nickte bedächtig. Lil bekam davon nichts mit, sie war mit ihrer gesamten Konzentration bei der Nougatcreme.

    „Was ist los?, wollte Primel wissen und legte ihre halb aufgegessene Toastscheibe ab. Sie hatte auf einmal ein ganz mulmiges Gefühl. Arianna warf einen letzten Blick auf die Knollmutter, dann wandte sie sich an ihre älteste Tochter: „Vielleicht ist es dir aufgefallen Primel, aber die Knollmutter trauert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unser Knolljunges hier noch einen Wurfgefährten hat, um den sich die Knöllin nun sorgt. Sie muss ihr zweites Junges irgendwie verloren haben.

    Primel schluckte einen Kloß in ihrem Hals hinunter.

    „Wenn wir Glück haben, ist ihr zweites Junges noch irgendwo in der Nähe", fuhr Arianna fort. Primel sagte nichts, aber sie hatte das Unausgesprochene längst verstanden. Ihre Eltern würden gehen und das vermisste Knolljunge suchen.

    Das war riskant, gehörte aber dazu, wenn man den fantastischen Tieren helfen wollte und genau das wollte ihre Mutter und auch Primel wünschte sich nichts mehr.

    „Gestern Abend hat mich eure Mutter auf die Situation angesprochen, ergriff nun ihr Vater das Wort. „Wir waren uns einig, noch den Morgen abzuwarten und die Knöllin noch einmal zu betrachten, aber der Verdacht hat sich bestätigt.

    Primel strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Und jetzt müsst ihr gehen."

    „Wir brechen gegen Mittag auf und sind bei Einbruch der Dunkelheit spätestens zurück", versicherte Arianna.

    Lil hatte den Kopf gehoben und lauschte den Worten ihrer Mutter.

    „Ist gut, Mama, Priml passt auf mich auf", meinte sie und griff mit ihrer schokoladenverschmierten Hand nach Primels. Sie schluckte alle Zweifel hinunter und nickte.

    „Ja, wir kommen klar, sucht ihr nur das Knolljunge."

    Allein mit magischen Wesen

    „Gut, habt ihr das soweit verstanden? Gegen drei Uhr macht ihr einmal den Rundgang. Für die Knolle ist Mais im Kühlschrank. Dann sitzt unten im Keller der alte Mäusefleder mit dem verletzten Flügel. Er braucht nur etwas Gesellschaft, ein kurzes Gespräch. Bringt ihm Staubmäuse mit, über die freut er sich. Dann im Garten in den Blumentöpfen gibt es jede Menge Blättermännchen, ihr werdet sie nicht von echten Bättern unterscheiden können, aber legt ihnen einfach einige Vogelkörner in den Topf und passt auf die Hüster auf. Sie wirren einem um die Füße herum, aber ihr Husten verrät sie und geht dann noch in den Dachboden, da wartet ..."

    „... Ja, ich weiß, da wartet das brütende Regenbogenspatzenweibchen auf uns. Wir müssen ihm vor allem Orangen geben, die im Obstkorb in der Küche sind, wir haben alles verstanden Mama, mach dir keine Sorgen", beruhigte Primel ihre Mutter, auch wenn sie selbst sich nicht halb so zuversichtlich fühlte, wie sie es vorgab zu sein.

    Sie hatte noch nie alleine alle fantastischen Wesen versorgt, die ihre Mutter beherbergte und denen sie Schutz bot. Besonders der Mäusefleder im Keller jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

    Trotzdem legte sie ihrer Mutter eine Hand auf den Arm. „Findet das Knolljunge."

    Arianna nickte, ihr Vater stand schon draußen und wartete ungeduldig.

    Sie hatten eine Tasche mit rohem Mais dabei, um eine Fährte zu legen, falls das Junge noch frei im Wald herumlief. Zudem trug Primels Vater einen kleinen Koffer mit Verbänden, Pflastern und allerlei Dingen zur ersten Hilfe für magische Wesen. Primel hoffte sehr, ihre Eltern würden das vermisste Knolljunge finden.

    „Also, ihr wisst Bescheid. Wenn nicht, klingelt bei der Nachbarin oder fragt dem Mäusefleder, ich habe ihm oft genug alles erzählt seit er mit dem gebrochenen Flügel zu mir gekommen ist. Wir haben unsere Handys ausgeschaltet, ihr wisst schon, es gibt im Wald einige magische Wesen, die Technik verabscheuen. Und die Vogelkörner sind ..."

    „... unter der Spüle, ergänzte Primel. Arianna lächelte und legte ihren beiden Töchtern einen Arm um die Schultern. „Ihr schafft das schon. Wir sind auch nicht lange weg, versicherte sie, dann gab Arianna erst Primel und anschließend Lil einen Kuss auf die Wange und verließ das Haus.

    Primel schloss die Tür. Gemeinsam mit Lil eilte sie zum Badezimmerfenster, von welchem man einen perfekten Blick auf den nahegelegenen Wald hatte, auf den Primels Eltern nun zusteuerten. Erst als die beiden zwischen den Bäumen verschwunden waren, lösten sich Primel und Lil und gingen ins Wohnzimmer.

    „Was wollen wir jetzt machen, Lil?", fragte Primel ihre kleine Schwester und blieb unschlüssig im Raum stehen. Bis es Zeit für den Rundgang war, dauerte es noch drei Stunden.

    Während Lil nach oben in ihr Zimmer verschwand, um ihre Malstifte zu holen, ließ sich Primel wieder in dem Ohrensessel nieder. Sie beobachtete die Knolle und ließ die Worte ihrer Mutter Revue passieren. Lil kam wieder herein, setzte sich auf den Boden und begann, zu malen. Es waren wilde Striche, die für Primel keinen Sinn ergaben, Lil allerdings zufrieden stellten.

    Primel seufzte, dann setzte auch sie sich auf den Boden, schnappte sich einen herumliegenden Flummi und rollte ihn dem Knolljungen entgegen. Dieses quiekte erfreut auf und warf sich dem Ball entgegen, bevor es ihn mit einer Pfote hinter das Sofa beförderte.

    Ein glucksendes Lachen kam aus seinem kleinen Mäulchen. Sofort war die Knollmutter da und sah Primel entschuldigend an, doch diese hob beschwichtigend die Hände.

    „Schon gut", meinte sie und machte sich daran, den Flummi hinter dem Sofa hervor zu holen. Dabei entdeckte sie gleich eine Staubmaus, die sie nachher dem Mäusefleder mitbringen konnte. Dann spielte sie eine Zeit lang mit dem Knolljungen.

    Die Knöllin hatte sich zusammengerollt und schlief. Lil arbeitete konzentriert an ihren Strichen. Plötzlich hob sie den Kopf.

    „Priml, ich bin fertig."

    Stolz hielt sie Primel ihr Gemälde vor die Nase. Primel setzte einen bewundernden Gesichtsausdruck auf und betrachtete das Chaos aus Strichen in grün, blau und gelb. „Schau, das ist die Fee, die gestern in meinem Zimmer war", fuhr Lil fort.

    Sie hatte den Vorfall also nicht vergessen und glaubte noch immer daran. Primel sah etwas genauer hin und tatsächlich konnte sie vage die Umrisse eines Mädchens mit Flügeln erkennen.

    „Genau so sah sie aus", meinte Lil. „Blaues Kleid mit grünem

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