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Das Labyrinth der Medea
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eBook299 Seiten4 Stunden

Das Labyrinth der Medea

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Über dieses E-Book

Als im Jahre 1690 in Stirling ein unheimlicher Richter auftaucht, wird das Leben für Hexen und Zauberer zur Hölle.
Dieser Richter ist vor allem hinter einer bestimten Hexe her. Er findet sie und tötet ihren Mann. Die Hexe setzt ihrem Leben selbst ein Ende. Zuvor aber schickt diese Hece ihr Baby in die heutige Zeit in die Menschenwelt zu Nachfahren.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum8. Juni 2018
ISBN9783746731599
Das Labyrinth der Medea

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    Buchvorschau

    Das Labyrinth der Medea - Gabriela Hofer

    Printed in Germany

    KAPITEL – VERZEICHNIS

    Printed in Germany

    KAPITEL – VERZEICHNIS

    WIE ALLES BEGANN

    IN DER ZUKUNFT

    SELTSAMES GESCHIEHT

    DAS DORF DER HEXEN

    DIE SCHWESTERN DUMMEROS

    DAS ABENTEUER BEGINNT

    HAGITH

    ENDLICH EINE GROSSMUTTER

    WIE BEHANDLE ICH EINEN BESEN?

    DIE TIERE DER UNTERWELT

    DAS BÖSE KEHRT ZURÜCK

    WEITERE JUNGS VERSCHWINDEN

    KONFERENZ IM LEHRERZIMMER

    DAS GEHEIMNIS DES BACKSTEINS

    NÄCHTLICHES SPIONIEREN

    HEITERES BESENJAGEN

    WIR LERNEN DIE DRACHENSCHULE KENNEN

    KRIEGSRAT

    TRAURIGER GEORGE

    LERNEN UND SPIELEN

    DAS SPIEL KANN BEGINNEN

    BEI PROF. PAX

    DER KNUCKER

    DRACHENKAMPF

    UNTERRICHT

    KEILEREI IN DER BESENSTUNDE

    NÄCHTLICHE GESPRÄCHE

    NEUES VON MARYBETH

    GEMMA UND ROMULUS

    EINE FREUNDSCHAFT AM ENDE?

    FEINDE IN DER LIEBE, FREUNDE IN DER NOT

    DAS GEHEIMNIS DER BIBLIOTHEK

    TOBIAS

    DAS VERLIES

    SCHRECKEN IM LEHRERZIMMER

    KEINE HOFFNUNG

    AUF ZUR RETTUNG

    KEINE RETTUNG FÜR AMELIA UND BETSY

    DER KAMPF BEGINNT

    DIE KINDER SIND ZURÜCK

    WAHRE FREUNDSCHAFT

    DAS AMULETT DES THOT

    DIE ENTSCHEIDUNG

    TANZEN...

    WIE ALLES BEGANN

    Wir schreiben das Jahr 1690. Für einige der Bewohner eines kleinen Dorfes in der Nähe von Stirling war dieses das schwärzeste Jahr ihres Lebens. Die Jagd nach Hexen war voll im Gange. Auch in diesem Dorfe waren schon einige Heilerinnen der Hetzjagd zum Opfer gefallen: Frauen, die niemandem etwas zuleide getan hatten, im Gegenteil, sie hatten nur helfen wollen. Viele hatten ihre ehemalige Heimat bereits verlassen in der Hoffnung, in Stirling untertauchen und irgendwann wieder einmal ein normales Leben fuhren zu können.

    Der Mond war bereits aufgestiegen. Eine schöne junge Frau trat aus einer der hübschen im irischen Stil gebauten Hütten. Der Schnee knirschte unter ihren groben Schuhen.

    Es war ein besonders kalter Januar. Wo blieb nur ihr Mann? Hoffentlich war er nicht in die Fänge des neuen grausamen Richters geraten. Da sie noch immer nicht ganz von ihrer Erkältung genesen war, ging sie wieder hinein. Aus einem Weidekörbchen vor dem Kamin drang ein Wimmern. Schnell ging sie hin, kniete nieder und betrachtete zärtlich ihre drei Monate alte Tochter Hope. Ihre Geburt war das Schönste in ihrem Leben gewesen. Tränen traten ihr in die Augen. Sie strich sanft über die flauschigen roten Härchen.

    Sie seufzte tief „Ach Mutter, was habt du und der Hexenrat mit diesem unsinnigen Gesetz nur angerichtet?" Keine ihrer Freundinnen hatte zurück ins Hexenreich fliehen können. Sie waren verbannt worden — und dies nur, weil sie einen Menschen zum Manne genommen hatten. Dina Marshall, so hieß die Frau, lauschte. In der Ferne hörte man aufgeregtes Gejohle. Sie erschrak. Leise stand sie auf, setzte sich an den Tisch, griff zu Feder und Papier und begann zu schreiben:

    „Liebste Mama, wenn dir Irma diesen Brief überbracht hat, werden mein geliebter Gatte Gilroy und ich ... nicht mehr am Leben sein. Hier in der Menschenwelt geht Schreckliches vor. Wir werden bespitzelt und überwacht. Sollte der Verdacht auf- treten, dass eine von uns eine Hexe ist, wird sie inhaftiert und gefoltert, bis sie alles zugibt, danach wird sie verbrannt. Viele sind schon geflüchtet. Leider konnte ja keine mehr zu euch zurück. Gilroy und ich konnten noch nicht fliehen, da ich mit einer schweren Erkältung im Bett lag — und wir uns ja selber nicht heilen dürfen. Was ich dir nun sagen werde, muss unter uns bleiben, unbedingt! Dieses ganze Elend hat begonnen, als ein neuer Richter hier aufgetaucht ist. Leider habe ich ihn bis jetzt wegen meiner Krankheit noch nicht gesehen. Es wird aber gemunkelt, dass es gar kein Mensch ist, sondern jemand aus dem Hexenreich. Er ist groß, breit, hat schwarze Haare und einen schwarzen Bart. Vielleicht könnt ihr ja etwas mit dieser Beschreibung anfangen. Nun zum Wesentlichen (Ich muss mich beeilen, sie kommen immer näher ...!): Mama, du bist seit dem 31. Oktober Großmutter. Deine Enkelin heißt Hope und ist unser Ein und Alles. Sie kann ja nicht zu dir, und wenn es wirklich jemand von euch ist, der hier so viele Hexen tötet, dann ist sie sowieso gefährdet. Ich werde ihr jetzt all meine Hexenkraft übergeben und sie in die Zukunft zu Nachfahren von Gilroy schicken. Bitte hab immer ein Auge auf sie, bleib aber unsichtbar, bis es Zeit wird für meine Hope ihre Zauberlehre anzutreten. Sie wird im Jahre 1985 bei einer Familie Hopper aufgenommen und adoptiert werden. Bitte Mama, beschütze mein geliebtes Kind! Ich werde aus dem Jenseits auf sie herabsehen, auch wenn ich keine Kräfte mehr habe. Sie wird sie eines Tages brauchen. Mutter, ich liebe dich von ganzem Herzen ... Ich muss Schluss machen, sie kommen!!"

    Schnell rollte sie das Papier zusammen, rief: „Irma!"

    Eine Eule kam geflogen, setzte sich auf die Stuhllehne und beäugte sie mit schräg geneigtem Kopf. Zärtlich strich Dina über ihr weißes Gefieder. „Irma, nimm diesen Brief und flieg

    sofort zu meiner Mutter nach Hagith — und dann bleib dort! Komm nicht mehr zurück!"

    Die Eule schrie protestierend. Dina legte sich schnell den Finger auf den Mund: „Schsch! Sei leise, das Baby! Ich befehle es dir, du bleibst bei meiner Mutter, klar?"

    Sie hielt Irma den Brief hin. Diese nahm ihn zögernd, rieb noch einmal ihren Schnabel an Dinas Gesicht und flog zum offenen Fenster hinaus. Dina legte einen Moment ihren Kopf auf den Tisch. Tränen rannen ihr durch die Hände. Nun kam der schwerste Teil, sie musste sich beeilen. Sie konnte nicht mehr länger warten. In wenigen Minuten waren sie hier.

    Sie stand auf, stellte das Körbchen mit Hope und ihren wenigen Habseligkeiten auf den Boden, zog mit Kreide einen Kreis um ihr Baby herum und schritt schnell dreimal um den Kreis. Dann hob sie die Hände gegen den Himmel und sagte: „Mouno greofso tund douno. Koho firs en ounon endorn irs."

    Das Körbchen hob sich in die Luft, drehte sich schnell um sich selbst und war plötzlich verschwunden. Auch der eingezeichnete Kreis verschwand.

    Dina sank auf ihre Knie, hielt beide Hände vor das Gesicht und schluchzte bitterlich.

    Da wurde mit aller Gewalt die Türe aufgestoßen und ein wie ein Richter gekleideter großer Mann stand im Türrahmen. Dina sah hoch und ein ungläubiger Ausdruck erschien auf ihrem verweinten Gesicht: „Du? Du bist für all dieses Elend hier im Dorf verantwortlich, aber warum nur?! Ein grausames Lachen erklang. Der Mann trat zu Dina und riss sie auf die Füße: „Nun, Cousinchen, ich will alles, verstehst du? Du stehst mir im Wege. Wo ist deine süße Tochter?

    Ein verschlossener Ausdruck trat auf Dinas Gesicht: „Ich habe keine Tochter."

    Der Richter schüttelte sie durch: „Lüg nicht! Dein treuer Gatte hat geredet. Ich muss sagen, Respekt, er hält viel aus. Doch auch bei ihm war mal Schluss. Nun, du wirst ihm bald in das Jenseits folgen."

    „Nein!! Gilroy ist nicht tot! Wieder dieses höhnische Lachen: „Aber sicher doch — und du wirst die Nächste sein, aber zuvor will ich wissen, wo deine Tochter ist

    Tränen der Verzweiflung über den Verlust der beiden Menschen, die sie außer der Mama am meisten liebte, liefen über ihre Wangen. In ihr reifte ein Entschluss. Wenn ihr geliebter Mann am Ende die Kraft nicht mehr hatte seine Tochter zu schützen, würde sie sie wahrscheinlich auch nicht haben, sie musste verhindern gefoltert zu werden. Unvermittelt riss sie sich los. Die Verzweiflung gab ihr eine unwahrscheinliche Kraft. Sie war tatsächlich frei. Sie rannte zurück ins Haus. Nach kurzer Überraschung folgte ihr Maurice-Luc, so hieß ihr Cousin, fluchend. Bevor er sie erreichen konnte, hatte sie schon ein Messer gegriffen.

    „Du wirst keine Gelegenheit haben etwas von mir zu erfahren! Du wirst mein Kind nie bekommen!" Mit diesen Worten stieß sie sich das Messer in den Bauch ...

    IN DER ZUKUNFT

    Hope! Kommst du endlich runter? Betsy wartet sicher schon draußen auf dich! Mrs. Hopper stand im Flur am Anfang der Treppe zum ersten Stock. „Bin schon auf dem Weg, Mom! Unten angekommen fiel sie ihrer Mutter um den Hals, schnappte sich Jacke und Schultasche und wollte zur Tür hinaus. Ihre Mutter hielt sie zurück: „Halt, junge Dame! Wo hast du den Zettel mit den mitzunehmenden Sachen für eure zweitägige Geschichts-Exkursion? Hope drehte sich nochmals um: „Der liegt oben im Zimmer auf dem Bett. Ich habe schon begonnen die Dinge bereitzulegen. Deshalb habe ich auch die Zeit vergessen. Tschüss, Mom ..., und draußen war sie.

    Zurück blieb ihre Mutter, eine 43-jährige Archäologin, die im örtlichen Museum in Stirling arbeitete. Sie war eine hübsche, leicht rundliche Frau mit kurzen braunen Haaren und braunen Augen.

    Auf der Straße des kleinen Quartiers in einem Vorort Stirlings stand tatsächlich schon ein Mädchen, das ungeduldig auf die Uhr geschaut hatte und nun meinte: „Hallo, Hope! Sag mal, wo bleibst du denn so lange? Ich habe keine Lust in die Schule zu rennen."

    „Bin ja schon hier, sorry, habe noch den Zettel für die Exkursion studiert. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Schule. Die beiden Girls waren seit der Krabbelzeit Freundinnen. Bisher hatte nichts sie auseinanderreißen können, obwohl sie gegensätzlicher nicht hätten sein können. Betsy, bereits 15-jährig, war eine große, langbeinige Schönheit mit weißblonden langen, glatten Haaren, welche wie ein Fächer hin und her schwangen, wenn sie ihren Kopf schüttelte. Eine Bewegung, die bei ihr sehr häufig vorkam, da sie entgegen der allgemeinen Meinung, dass Menschen mit solcher Haarfarbe keinerlei Temperament besäßen, über ein großes Maß davon verfugte. Außerdem war ihre Neugierde sprichwörtlich. Sie musste alles wissen. Nun richtete sie ihre großen blauen Augen auf Hope: „Stell dir vor, heute kommt endlich der neue Junge in die Schule. Wie der wohl aussieht? Hope grinste vor sich hin; dies war typisch für Betsy. Sie verging beinahe vor Neugierde: „Gedulde dich noch eine halbe Stunde, dann weißt du es."

    „Na klar, der ruhigen, besonnenen Hope Hopper ist dies natürlich völlig egal. Betsy schlug Hope nicht gerade sanft auf den Rücken. Diese fiel beinahe vornüber. „Sag mal, Betsy, spinnst du? Ich wäre fast hingefallen! Ich habe nun einmal noch kein solches Interesse an Jungs wie du — und übrigens hast du den einzig süßen in der Schule ja schon für dich gepachtet. Na ja, vielleicht ist dieser Gideon ja wenigstens mal kein Kindskopf.

    Betsy blieb erstaunt stehen: „Du meinst wohl George? Ich soll in George verknallt sein? Ja, er ist nett, irgendwie knuddelig mit seinen immer verwuschelten braunen Haaren und seiner ungeschickten, schlaksigen Gestalt. Ich verstehe seine Unsicherheit nicht, schließlich ist er sehr intelligent, besonders in Computersachen. Schade, dass ihn die anderen Jungs immer piesacken, aber vielleicht sind sie ja nur eifersüchtig, weil George alle Mädchen mögen. Man kann nur hoffen, dass der neue Schüler endlich mal einer ist, der sich nicht so blöde benimmt wie die anderen in der Klasse. Besonders George gegenüber, da sie ja gleich nebeneinander wohnen werden."

    „Ja; in welches Haus zieht Gideon denn nun ein, in das gelbe oder das rote?" Hope war im Stillen für das gelbe Haus. Es strahlte so viel Wärme aus. Die verschiedenen Farben der total identischen Häuschen in diesem kleinen Quartier gaben dem Ganzen einen lustigen Aspekt. Es war so, dass der Briefträger nicht nach Nummern suchte, sondern nach Farben.

    Die „Street of Hope" war ziemlich lang und schnurgerade, bevor man wieder an eine Kreuzung stieß, dort ging man nach rechts und die nächste wieder nach links und schon waren die Kids in der Schule. Wer ganz in der entgegengesetzten Richtung der Schule wohnte, hatte Pech, dieser hatte einen beachtlichen Fußweg vor sich. Hope und Betsy gehörten zu den Glücklichen, ihre Häuser lagen ziemlich am Ende der Straße. George, dessen Haus tatsächlich rosa war, hatte es noch besser, seines lag beinahe bei der Kreuzung.

    Betsy und Hope gingen wieder weiter „Ich habe keine Ahnung, frag doch einfach George! Sieh, er wartet schon. Sag mal, nun fällt mir auf: WIE nennst du den Neuen? Gideon? Betsy musste lachen: „Wie kommst du denn darauf? Du hast ihn doch noch nie gesehen. Hope erschrak. Tatsächlich — es war ihr schon wieder passiert. Was war nur mit ihr los? Ihre Stimme klang angespannt, als sie nun zu Betsy sagte: „Du bist doch meine beste Freundin, nicht wahr? Du behältst das, was ich dir nun sage, für dich? Betsy nickte heftig. „Also gut. Mir passieren in letzter Zeit merkwürdige Dinge. Hope fuchtelte mit den Händen herum. Nun absolut neugierig geworden fragte Betsy: „Was für Dinge? Komm, erzähl, bevor wir bei George angekommen sind."

    „Nun, fuhr Hope unsicher fort, „ich wusste zum Beispiel schon Namen im Voraus oder was gleich passieren würde. Das Schlimmste war, dass sogar das eingetreten ist, das ich mir gewünscht hatte. Hope wurde rot wie eine Tomate.

    „Was meinst du damit?" Betsy glaubte ihr kein Wort.

    „Vorgestern war ich so sauer auf Nancy Miller und habe mir in meiner Wut gewünscht, dass sie auf die Nase fliegt — und in diesem Moment ist sie tatsächlich gestolpert und hingefallen, obwohl gar nichts da war, worüber sie hätte stolpern können. Dann waren da noch diese Vorhersehungen. Ich wusste, dass sich Mrs. Willow den Arm gebrochen hatte, bevor Papa dies Mama erzählte, ich wusste auch, dass sich das Fernsehprogramm wegen eines Vorfalls in der Politik ändern würde — und ich bin mir sicher, dass der Name des neuen Jungen wirklich Gideon sein wird."

    Betsy strich ihr beruhigend über den Arm: „Das waren doch alles Zufälle, glaub mir. Mach dir keine Sorgen. Wenn es nämlich keine wären, müsstest du doch eigentlich eine Hexe sein! Da mussten beide Mädchen lachen. „Obwohl, Hope, wenn man dein Aussehen mit einbezieht, könnte man schon daran glauben. Hope gab ihr einen scheinbar empörten Nasenstüber. Aber es stimmte schon, Hope hatte alle einer Hexe zugeschriebenen Attribute: Sie war rothaarig und hatte grüne, katzenartig schräg stehende Augen. Sie war wirklich sehr hübsch. Ihre Haare fielen in großen Locken bis auf den Po. Sie war weder klein noch groß und bis auf ein paar Pfunde zu viel um die Hüften schlank.

    Nun hatten sie George Parker erreicht, und somit konnte Hope keine Antwort mehr auf diese Hexengeschichte geben. Sie begrüßten ihren Mitschüler und gingen weiter.

    Sie hatten George in die Mitte genommen. „Du, George, fragte nun Betsy, „hast du den Neuen schon gesehen? In welches Haus zieht er nun ein?

    George wandte sein Gesicht Betsy zu: „ln das gelbe und nein, ich habe ihn noch nicht gesehen. Nur ein großer Umzugswagen war gestern hier. Dort aber ist kein Junge in unserem Alter mit dabei gewesen." Betsy war ein bisschen enttäuscht, aber wenigstens wusste sie nun, welches Haus neue Mieter bekam.

    Sie hatten die Kreuzung erreicht und trafen dort auf weitere Mitschülerinnen. Gemeinsam setzten sie ihren noch kurzen Weg zur Schule fort.

    SELTSAMES GESCHIEHT

    Hope saß auf ihrem Platz in der Schule, geistesabwesend aus dem Fenster starrend. Es war die letzte Stunde heute und sie hatte endlich Zeit über einiges nachzudenken. Gedankenverloren kaute sie auf ihrem Bleistift herum. Irgendetwas stimmte mit ihr eindeutig nicht. Der verwirrte Blick von Betsy, als sie erfuhren, dass der neue Junge tatsächlich Gideon hieß, verfolgte sie immer noch. In der Pause war Betsy dann ziemlich ruhig gewesen. Wenigstens etwas klappte: Gideon hatte den leeren Platz neben George bekommen. Ein schneller Blick dorthin. Sie schienen sich gut zu verstehen. Gideon schaute auf und ihr direkt in die Augen. Schnell sah sie weg. Er sah aber auch verflixt noch mal sehr gut aus: für sein Alter ziemlich groß und muskulös, blonde Haare und die blausten Augen, die sie je gesehen hatte; man konnte direkt darin ertrinken. Außerdem machte es den Eindruck, als müsste er sich nicht dauernd beweisen. Wieder schweiften ihre Gedanken zu den ihr in letzter Zeit passierenden seltsamen Dingen. Wie waren diese nur zu erklären? Waren es wirklich nur Zufälle, wie Betsy meinte? Doch auch sie war sich nicht mehr ganz sicher.

    Am besten wäre es, sie spräche heute Abend mal mit ihren Eltern. Vielleicht hatten sie ja darauf eine Antwort. Ihr Blick streifte die alte Ulme vor dem Fenster, ein kleiner Zaun umlief diese. Auf der kleinen dort angebrachten Tafel stand: Kein Zutritt. Es sollte die Kids davon abhalten auf den Baum zu klettern und sich eventuell zu verletzen. Leider schienen nicht alle lesen zu können ...

    Im Moment aber handelte es sich nicht um ein Kind, das ihre Aufmerksamkeit fesselte, sondern — Hope ließ den Bleistift fallen, rieb sich mit beiden Händen die Augen und erhob sich leicht — es waren tatsächlich eine schwarze Katze und eine Krähe, traulich vereint nebeneinander auf dem Zaun sitzend, wobei die Krähe doch wirklich ihren Kopf an dem der Katze rieb! So etwas hatte sie noch nie gesehen.

    „Hallo, Hope, bist du noch da?" Betsy flüsterte leise neben

    ihr.

    Hope setzte sich schnell wieder hin und packte Betsy aufgeregt am Arm, so fest, dass diese leise aufschrie vor Schmerz. „Entschuldige bitte, Betsy, aber schau mal aus dem Fenster, siehst du auch, was ich sehe?" Aufgeregt zeigte Hope zu der Ulme.

    Betsy sah nach draußen; da war nichts Außergewöhnliches zu sehen, nur die alte Ulme.

    „Ich nehme mal an, du siehst auch die alte Ulme. Was soll daran so speziell sein?"

    Nun erst realisierte Hope, dass die beiden Tiere tatsächlich verschwunden waren. „Aber da waren ..."Völlig verwirrt verstummte sie, nur um zu bemerken, dass Betsy schon wieder am Schreiben ihres Aufsatzes war.

    Zur gleichen Zeit, weit weg von Stirling ...

    „Thadeus, es ist Zeit, Hope hierher zu bringen. Ein Leuchten erschien in den Augen der Dekanin. „Wie lange schon sehne ich mich danach, sie endlich kennen zu lernen. Wachen Alexis und Bethany auch gut über sie?

    „Aber sicher, Prudence, die beiden sind absolut zuverlässig. Sie werden mich sofort benachrichtigen, sollte sie in Gefahr sein."

    Die Dekanin atmete auf und wandte sich vom Fenster ab. Sie befanden sich in ihrem Büro. Prof. Prof. Scribble saß auf einem der bequemen Sessel Sie setzte sich ebenfalls wieder hin und sah ihren vertrauten Freund an. Thadeus Scribble war eine seltsame Gestalt, klein, einem Gnom ähnlich, mit mindestens drei Meter langem Bart und einer weißen löwenähnlichen Mähne. „Thadeus, ich hoffe, dass die Leute in diesem Stirling Hope wirklich darüber informieren, dass sie adoptiert wurde, so wie es der Wunsch meiner Tochter gewesen ist."

    „Sie werden es schon machen, trotzdem wird die Wahrheit für Hope ein Schock sein."

    „Ja, und ich hoffe, dass sie mir meine schweren Fehler verzeihen kann.

    Das Abendessen in der Küche der Familie Hopper wurde bisher schweigend eingenommen. Ein warmes Licht erhellte das heimelige Zimmer und doch spürte Hope, wie ihr die Kälte in die Glieder kroch. Verstohlen schaute sie ihre Eltern an. Beide waren ungewöhnlich still und sahen ziemlich traurig und blass aus. Was mochte geschehen sein? Konnte sie sie jetzt auf diese seltsamen Dinge ansprechen? „Ich möchte etwas mit euch besprechen", durchbrach sie die Stille. Ihr Vater zuckte leicht zusammen. Anscheinend war er mit seinen Gedanken ganz an einem anderen Ort gewesen. Nun schaute er Hope in die Augen.

    Mr. Hopper war ein hübscher großer Mann mit hellbraunen, modisch kurz geschnittenen Haaren, hellblauen Augen und Brille. Er war Arzt und hatte seine Praxis gleich im Hause nebenan. Es war in Grün gehalten, ihr Heim in Weiß. Er lächelte leicht: „Was gibt es denn so Wichtiges, Schatz? Hope setzte sich gerade hin, legte ihr Besteck ab, strich das Tischtuch glatt und begann: „Seit einiger Zeit, eigentlich seit etwa einem Monat, geschehen seltsame Dinge... Leise erzählte sie die verschiedenen Begebenheiten. „Ich dachte mir, dass ihr mir vielleicht helfen, mir vor allem sagen könnt, ob ich mir da nur etwas einbilde oder ob tatsächlich in unserer Familie spezielle Menschen — verrückte Menschen? — vorkommen."

    Die Mienen ihrer Eltern wurden ernst. Es schien Hope, dass sie noch eine Spur blasser wurden. Betreten sahen sie sich in die Augen, die Mutter nickte dem Vater zu. Dieser seufzte schwer auf. Nun war der Moment der Wahrheit wohl gekommen. „Hope, wir wissen auch nicht, was diese seltsamen Begebenheiten sollen. Weißt du ... wie soll ich es dir nur sagen ...?" Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare. Hope saß völlig starr auf ihrem Platz. Schweißtropfen standen ihr auf der Stirn. Sie spürte, dass sie nun etwas Schreckliches erfahren würde.

    Ihr Vater fuhr fort. Er konnte ihr aber dabei nicht in die Augen sehen: Ich kann dir nicht helfen, weil… nun, wir haben dich, als du drei Monate alt warst, adoptiert. Endlich war die Wahrheit draussen.

    Hope sass immer noch starr da. Die Worte ihres Vaters drangen erst langsam in ihr Bewusstsein. Sie war adoptiert worden? Weshalb? Wer waren ihre leiblichen Eltern? Ein tiefes Schluchzen stieg in ihr auf. Heftig weinend legte sie ihren Kopf auf die Unterarme.

    Erschrocken standen ihre Eltern auf und setzten sich links und rechts von ihr auf die Bank. Zärtlich strich ihr die Mutter über das wundervolle rote Haar: Oh mein Schatz. Ich weiss, es ist schrecklich für dich. Aber du weißt tief in dir innen, dass wir dich von ganzem Herzen lieben. Du bist unsere Tochter, unser Sonnenschein und wirst es immer bleiben. Ich hätte nie ein eigenes Kind bekommen können, da ich mit sechzehn einen schweren Unfall gehabt hatte. Als du vor gut fünfzehn Jahren in einem Körbchen vor dem Haus lagst… dann war das für uns ein Geschenk des Himmels. Nicht wahr, Schatz?

    Hopes Vater strich ihr ebenfalls über die Haare. Er bejahte Mutters Worte. Beide warteten bis sich Hope wieder etwas gefasst hatte. Lange Zeit hörte man nur das Ticken der Kuckucksuhr. Dann hob Hope ihr verweintes Gesicht und stellte die Frage, vor der sich die Eltern fürchteten: Aber warum wurde ich einfach so weggegeben? Wer waren meine leiblichen Eltern?

    Der Vater reichte ihr ein Taschentuch: Mary, bitte hole alles was wir haben runter.

    Diese nickte und verliess die Küche.

    Jim Hopper stand auf. Er lief wie ein Tiger in der Küche auf und ab, wobei er zu erzählen begann: "Wir waren noch nicht lange hier in Stirling. Ich hatte gerade mal meine Praxis eröffnet und deine Mutter war noch auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, als sich unser Leben schlagartig änderte. Du tratst wie ein Sonnenstrahl in unser Leben. Als ich nach einem langen Tag die Praxis abschloss, es war ein kalter Winterabend im Februar, stolperte ich beinahe über ein Weidekörbchen. Darin lagst du und hast schrecklich gewimmert. Weit und breit war sonst niemand zu sehen. Das Seltsame am ganzen war die Art wie du gekleidet gewesen warst. Du sahst aus, als wärst du einer anderen Zeitepoche entsprungen. Nun, ich nahm dich mit nach Hause rüber. Selbstverständlich informierte ich das Jugendamt und erklärte, dass wir dich gerne adoptieren würden. Nach dem allgemeinen Papierkram und der gesetzlichen Wartefrist war es dann endlich soweit. Du wurdest auch auf dem Papier unsere Tochter. Im Herzen warst du es schon seit wir dich gefunden hatten. Ah, da kommt ja Mom zurück. Wir haben alles aufbewahrt. Ausser ein paar Kleider und Spielzeug waren auch noch zwei Briefe dabei. Einer war erstaunlicherweise an uns

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