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Wachsmädchen: Wem kannst Du noch trauen?
Wachsmädchen: Wem kannst Du noch trauen?
Wachsmädchen: Wem kannst Du noch trauen?
eBook152 Seiten2 Stunden

Wachsmädchen: Wem kannst Du noch trauen?

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Über dieses E-Book

Hochsommer in München. Auf dem Haidhauser Friedhof steht eine junge Frau vor einem namenlosen Grab. Niemand weiß bisher, wer die unbekannte Tote war, die seit vielen Jahren hier begraben liegt. Der Polizei kommen die Hinweise und Aussagen der so plötzlich aufgetauchten jungen Frau suspekt vor. Sie scheint mehr zu wissen, als sie vorgibt. Angeblich war sie nur dabei, als damals die Leiche aus dem Baggersee der stillgelegten Kiesgrube geborgen wurde. Aber war sie auch Zeuge, als ein Mensch sterben musste? Immer mehr erhärtet sich der Verdacht, dass die Frau die Tote gekannt hat. Und dass sie nun auf der Suche nach Gerechtigkeit ist. Die junge Frau scheint deutlich mehr zu wissen, als sie anfangs zugibt. Und sie stellt auch einige merkwürdige Fragen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum21. Sept. 2021
ISBN9783754168011
Wachsmädchen: Wem kannst Du noch trauen?
Autor

Thomas Bosch

Thomas Bosch, Jahrgang 1971 und gebürtiger Münchner, hat schon als Kind Geschichten geschrieben. Sein Vater musste ihm regelmäßig für 50 Pfennig kleine selbst gemachte Bücher abkaufen, die aus einem zusammengefalteten DIN-A4-Blatt mit handgemaltem Titelbild bestanden. Meistens handelte es sich um Western-„Romane“ oder – sic! – um romantische Liebesgeschichten.

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    Buchvorschau

    Wachsmädchen - Thomas Bosch

    Jedes Jahr verschwinden in Deutschland

    rund 100.000 Menschen.

    Die meisten von ihnen tauchen

    nach kurzer Zeit wieder auf.

    Manche nie mehr.

    Prolog

    Trotz der vielen Menschen sah sie das Schild schon von Weitem. Und auch der junge Mann, der den Blick suchend in die Menge richtete, kam ihr sofort vertraut vor. Sie kannte sein Gesicht. Es war das Gesicht von dem Foto, das sie sich schon so oft angesehen hatte.

    Der Mann, der da inmitten all der Menschen stand und ganz offensichtlich auf sie wartete, war eindeutig die Person auf dem Bild. Vielleicht war er etwas jünger gewesen, als das Foto gemacht worden war, ein paar Jahre, drei oder vier, mehr nicht. Aber es war definitiv derselbe Mann. Und jetzt, da er sie erblickt hatte, lächelte er.

    Mit ausladenden Armbewegungen winkte er ihr zu. Sie winkte zurück und lenkte ihre Schritte in seine Richtung. Etwa einen Meter vor ihm blieb sie stehen. Sie blickte erst zu Boden, dann sah sie schüchtern in sein Gesicht. Der Mann schien genauso verunsichert zu sein wie sie. „Hallo", sagte er, ein wenig leise – so leise, dass sie seine Stimme in dem ganzen Trubel kaum hören konnte.

    Ein paar Sekunden standen sie sich gegenüber, dann hob er überflüssigerweise nochmal die rechte Hand zum Gruß. Dabei sagte er etwas zu ihr, das sie aber nicht verstand. Das Wort „Hallo" hatte sie gekannt, aber mit dem, was er jetzt sprach, konnte sie nichts anfangen. Mit einem scheuen Lächeln in ihrem hübschen Gesicht blickte sie ihn an und zuckte entschuldigend mit den Schultern.

    Der Mann klatschte sich mit der rechten Hand an die Stirn. Aha, offenbar hatte er sich jetzt daran erinnert, dass sie seine Sprache nicht kannte. Er sagte wieder etwas, deutete dabei mit dem Zeigefinger erst auf sich selbst, dann machte seine Hand die Scheibenwischergeste vor seinem Gesicht. Ununterbrochen sprach er weiter, die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. An seinem Tonfall erkannte sie, dass er sich wohl selbst einen Nar-ren schalt und sich bei ihr entschuldigte. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und lachte ihn an. Das Eis war gebrochen.

    Er deutete auf ihren Koffer und zog fragend die Augenbrauen nach oben. Sie lächelte und nickte. Dann griff er sich ihr Gepäck, zeigte in Richtung des etwa 25 Meter entfernten Ausgangs des Terminals und bedeutete ihr voranzugehen.

    Als sie das klimatisierte Gebäude verließen, schlug ihnen die drückende Sommerhitze entgegen. Sie zupfte an ihrer Kleidung, um etwas Luft unter den Stoff zu lassen. Dabei sah sie sich um und registrierte, wie unglaublich groß alles hier war. Der Flughafen, an dem sie vor einigen Stunden gestartet war, hatte nur einen Bruchteil der Größe der Anlagen hier. Eine schmale Straße hatte zum Terminal geführt, vor dem nur wenige Autos geparkt waren. Hier aber war alles anders. Sie sah viele Fahrzeuge, hunderte, vielleicht tausende, und überall waren Menschen. Sie trugen Koffer umher, umarmten sich, sprachen miteinander. Einige liefen herum, als hätten sie gar kein Ziel, aber natürlich kam ihr das nur so vor. Autos hupten, und eine Stimme drang von irgendwo her aus einem Lautsprecher zu ihr. Natürlich verstand sie nicht, was die Stimme sagte. Es war ihr aber auch egal.

    Gemeinsam überquerten sie einen riesigen Parkplatz. Der junge Mann ging jetzt voran, drehte sich immer wieder zu ihr herum, fast so als wollte er sichergehen, dass sie zwischen all den Autos und Menschen nicht verloren ging. Ab und zu sagte er etwas zu ihr, gestikulierte dabei in irgendeine Richtung. Sie verstand, dass er ihr etwas über den Flughafen erklärte, und lächelte artig in seine Richtung.

    Hinter einem dunkelblauen Auto blieb der Mann stehen, setzte den Koffer ab und fischte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor. Er öffnete den Kofferraum und legte ihr Gepäck vorsichtig, fast schon ein wenig zärtlich in den Laderaum des Fahrzeugs. Es war ein BMW der 5er-Reihe, ein älteres Baujahr. Das Auto hatte schon bessere Zeiten erlebt, aber für sie war der BMW trotzdem wunderschön. Galant öffnete ihr der Mann die Beifahrertür und machte eine einladende Handbewegung. Vorsichtig ließ sie sich auf das beigefarbene Leder gleiten, während der Mann die Tür sanft ins Schloss drückte.

    Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich das Flughafengelände verlassen hatten. Sie sah aus dem Seitenfenster nach oben zu einem Flugzeug, das gerade gestartet war und immer kleiner wurde. Wo es wohl hinflog?

    Der BMW fuhr eine Weile über die Zubringerstraße, dann lenkte er auf die Autobahn in Richtung Südosten. Der junge Mann neben ihr blickte immer verstohlen zu ihr hinüber und lächelte dabei. Sie lächelte zurück. Gerne hätte sie sich etwas mit ihm unterhalten, aber die sprachliche Barriere zwischen ihnen war unüberwindbar, das wusste sie. Mit der rechten Hand zeigte sie nach draußen, machte eine ausladende Bewegung und dann das Daumen-hoch-Zeichen. Zumindest wollte sie ihm irgendwie zu verstehen geben, dass ihr die Landschaft gefiel. Der Mann schien zu begreifen, denn er nickte und setzte ein zufriedenes Gesicht auf.

    Die kleine Analoguhr in der Mitte der Armaturentafel zeigte, dass es auf den Abend zuging. Eine knappe Stunde würden sie unterwegs sein, hatte sie im Vorfeld ihrer Reise erfahren. Inzwischen saßen sie rund 45 Minuten im Auto, während die Landschaft mit 120 Stundenkilometern an ihnen vorbeizog. Der junge Mann sprach jetzt nicht mehr. Er schaute zwar immer wieder zu ihr hinüber, doch sein Lächeln war verschwunden. Sie bemerkte, dass sein Blick, wenn er zu ihr sah, jetzt nicht mehr nur ihr Gesicht suchte, sondern auch nach unten wanderte. Instinktiv schloss sie züchtig die in einer blauen Jeans steckenden Beine noch ein wenig fester. Es war nicht so, dass sie sich unwohl fühlte, aber sie merkte, dass sie das Ende der Fahrt langsam doch herbeisehnte.

    War es ein Fehler gewesen, diese Reise anzutreten? Hätte sie nicht zufrieden sein sollen mit dem, was sie gehabt hatte? Warum eigentlich strebten die Menschen immer nach dem, was sie nicht hatten? Eigentlich ging es ihr doch gut. Aber andererseits… nein, sie hatte Träume. Wünsche. Vorstellungen. Alles war immer so weit weg gewesen. Aber dann waren die Chance und das Glück gekommen.

    So gerne hätte sie sich mit dem Mann neben ihr unterhalten. Sie suchte seinen Blick, doch er schaute konzentriert auf die Straße, während der BMW in die Dämmerung hinein rollte.

    Im Vorbeifahren registrierte sie, dass der Wagen ein Schild passierte, auf dem ein Pfeil abgebildet war, zusammen mit dem international verständlichen Symbol für das Zentrum einer Stadt und dem Zusatz, dass es in 500 Metern so weit sein würde. Ihr Herz schlug schneller. Gleich würden sie die Autobahn verlassen, dann würden es nur noch wenige Minuten bis zum Ziel sein. Aufgeregt blickte sie aus dem Seitenfenster nach draußen. Kurz darauf kam die Ausfahrt zum Zentrum. Doch der BMW reduzierte die Geschwindigkeit nicht und fuhr an der Ausfahrt vorbei.

    Fragend sah sie den Fahrer an. Der aber erwiderte ihren Blick nicht, sondern sah weiter stur geradeaus. Sie bemerkte, dass sich auf seiner Stirn ein dünner Schweißfilm gebildet hatte, und wunderte sich. Schließlich war es in dem Fahrzeug überhaupt nicht warm. Die Klimaanlage lief auf vollen Touren. Vor einer Weile wollte sie den Mann schon bitten, die Temperatur im Innenraum etwas zu erhöhen, aber sie wusste nicht, wie sie ihm das verständlich machen sollte. Also hatte sie beschlossen zu schweigen. Die paar Minuten bis zum Ziel würde sie schon noch durchhalten.

    Als der BMW die nächste Ausfahrt nahm, entspannte sie sich ein wenig. Der Mann bog auf eine Landstraße und beschleunigte auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Sie sah einen weiteren Wegweiser, auf dem das Symbol für das Stadtzentrum abgebildet war. Es zeigte in die entgegengesetzte Richtung.

    Sie sprach den jungen Mann an. Natürlich würde er sie nicht verstehen, aber er würde ihr zumindest seine Aufmerksamkeit schenken. Als er zu ihr hinüberblickte, deutete sie mit dem Daumen über ihre Schulter und fragte in ihrer Sprache, ob sie denn nicht hätten anders fahren müssen. Anhand der Geste und des fragenden Tonfalls würde der Mann schon kapieren, was sie meinte. Er brummte etwas, dann wanderte sein Blick wieder nach vorne auf die Fahrbahn.

    Sie war irritiert. Die ganze Herzlichkeit, mit der er sie am Flughafen empfangen hatte, war verschwunden. Was war nur passiert? Sie spürte, dass ein unangenehmes Gefühl in ihr hochstieg. Hoffentlich waren sie bald am Ziel.

    Einige Minuten später bremste der BMW ab. Der Mann setzte den Blinker und bog in einen Feldweg ein. Es knarrte aus der Innenverkleidung des Fahrzeugs, als der BMW langsam über die Kieselsteine holperte. Der Weg führte eine Weile zwischen Feldern entlang und dann in ein kleines Waldstück hinein. Dann hielt das Auto an.

    Der Mann stellte den Motor ab und zog die Handbremse an. Sie bemerkte, dass sein Blick suchend umherging. Etwas stimmte nicht. Sie konnte es spüren. Plötzlich wünschte sie sich, niemals in dieses Fahrzeug gestiegen zu sein.

    Dann wandte sich der Mann ihr zu. Und sie verstand, dass er jetzt ein anderer geworden war.

    Samstag, 31. Juli 2021, 13.25 Uhr

    Der Juli verabschiedet sich mit stolzen 35 Grad aus der bayerischen Landeshauptstadt. Die Wetter-App auf meinem iPhone hatte ja bereits von dieser für mein Empfinden subtropischen Temperatur gesprochen, aber wie weit kann man diesen Softwaremeteorologen schon trauen… Als ich das vierstöckige Mehrfamilienhaus an der Einsteinstraße verlasse und gegen eine regelrechte Hitzewand pralle, werfe ich im Vorbeigehen einen Blick auf das gute alte analoge Thermometer, das einer meiner Nachbarn außen auf seinem Fenstersims im Erdgeschoss angebracht hat. Tatsächlich, 35 Grad.

    Sommer und Sonne waren noch nie meine besten Freunde. Meine Mitmenschen schauen mich immer bisschen schräg an, wenn ich von meiner Vorliebe für Kälte, Schnee und Eis erzähle. Und das, obwohl ich mit Wintersport nie etwas anfangen konnte. Aber ich fühl mich bei Temperaturen über 20 Grad einfach nicht wohl. Das war schon immer so und wird auch immer so sein. Punkt.

    „Don’t pay attention to it", hatte mir meine Bekannte Irina mal geraten, als wir irgendwann einen Spaziergang bei knapp über 30 Grad machten und ich neben ihr regelrecht dahinschmolz – nicht wegen ihres zugegeben atemberaubenden Aussehens in diesem Kirschmusterkleidchen, sondern weil mir die Hitze so zusetzte, dass ich kaum ihren Worten folgen konnte. Und Irina, die ursprünglich aus Russland stammt und trotz ihrer bereits mehrjährigen Verweildauer in München nach wie vor fast nur Englisch mit mir spricht, hat immer besonders viele Worte parat.

    Grundsätzlich bestens gelaunt, sprudelt

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