Maß: ganz schön wichtig
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Über dieses E-Book
Du kennst ihn zwar schon, aber es ist sehr leicht möglich, dass du selten an ihn denkst.
So machen es die meisten Menschen, insbesondere in unserer Zeit.
Sein Name ist Maß.
Nicht Maas, Mars oder Spaß, sondern Maß.
Schon die Rechtschreibung ist etwas altertümlich, es gibt in der deutschen Sprache nur mehr knapp dreißig Wörter, die mit einem scharfen s enden.
Und Maß ist wirklich ein scharfer Typ.
Weiß genau, was Sache ist.
Wo die Grenzen liegen.
Talking straight.
In einer Wischi-Waschi Welt wie der gegenwärtigen hat er wenige Freunde.
Und einige Feinde.
Und noch viel mehr Menschen, die ihn getreu einer hochspannenden Wiener Lebensweisheit behandeln: "Net amoi ignoriern", was mit "Nicht einmal ignorieren" übersetzt werden kann.
Maß ist out.
Doch das war nicht immer so.
Und muss auch nicht immer so bleiben.
Maß ist und bleibt etwas Besonderes.
Besonders Wichtiges.
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Maß - Pfarrer Christian Sieberer
Pfarrer Christian Sieberer
Maß
ganz schön wichtig
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.
© 2020 Pfarrer Christian Sieberer
INHALT
Einleitung 7
Maß ist eine Kardinaltugend 8
Ein Meister des rechten Maßes 13
Das Maß in der Kirche 16
P. Joseph Deharbes SJ 20
Kathpedia 22
I. Theorien
1. Bewahren und Voranschreiten 25
2. Aktion und Kontemplation 30
3. Wissen und Unwissen 31
4. Relativismus Fundamentalismus36
5. Ich und die anderen 39
6. Reden, Denken, Tun 42
7. Laxismus und Rigorismus 45
8. Freiheit und Kontrolle 47
9. Staat und Privat 49
10. Krieg und Frieden 51
II. Praxis
1. Beharrlichkeit und Loslassen 57
2. Drama und Gleichgültigkeit 61
3. Unvorsichtigkeit Übervorsicht 63
4. Gehemmtheit und Prahlerei 64
5. Real und Virtuell 66
6. Übermaß ergänzt Untermaß 69
7. Mäßig, aber regelmäßig 71
III. Erkenntnis
1. Wahrnehmen und Nachdenken 73
2. Grübeln und Tüfteln 76
3. Traum und Wirklichkeit 77
4. Fülle und Leere 80
IV. Religion
1. Schöpfer und Geschöpfe 84
2. Gott und Mammon 88
3. Formuliertes, persönliches Gebet89
4. Bitte und Fürbitte 91
5. Ignoranz und Frömmelei 92
6. Laien und Kleriker 93
7. Traditionalisten, Charismatiker 94
Synonyme 95
Würzen mit Maß 96
Jesus Christus Das Maß aller Dinge 97
Heilige Schrift 102
Gedanken Tag für Tag 106
Einleitung
Ich möchte dir heute einen Freund fürs Leben vorstellen.
Du kennst ihn zwar schon, aber es ist sehr leicht möglich, dass du selten an ihn denkst.
So machen es die meisten Menschen, insbesondere in unserer Zeit.
Sein Name ist Maß.
Nicht Maas, Mars oder Spaß, sondern Maß.
Schon die Rechtschreibung ist etwas altertümlich, es gibt in der deutschen Sprache nur mehr knapp dreißig Wörter, die mit einem scharfen s enden.
Und Maß ist wirklich ein scharfer Typ.
Weiß genau, was Sache ist.
Wo die Grenzen liegen.
Talking straight.
In einer Wischi-Waschi Welt wie der gegenwärtigen hat er wenige Freunde.
Und einige Feinde.
Und noch viel mehr Menschen, die ihn getreu einer hochspannenden Wiener Lebensweisheit behandeln: „Net amoi ignoriern, was mit „Nicht einmal ignorieren
übersetzt werden kann.
Maß ist out.
Doch das war nicht immer so. Und muss auch nicht immer so bleiben.
Maß ist und bleibt etwas Besonderes. Besonders Wichtiges:
Maß ist eine Kardinaltugend
Wiki weiß mehr dazu:
Als Kardinaltugenden (von lateinisch cardo „Türagel, Dreh- und Angelpunkt; auch Primärtugend) bezeichnet man seit der Antike eine Gruppe von vier Grundtugenden. Diese waren anfangs nicht bei allen Autoren dieselben. Eine Vierergruppe ist bereits im Griechenland des 5. Jahrhunderts v. Chr. belegt und war wohl schon früher bekannt; die Bezeichnung „Kardinaltugenden
wurde in der spätantiken Patristik durch den Kirchenvater Ambrosius von Mailand im 4. Jahrhundert erstmals verwendet.
Antike
Die Gruppe von vier Haupttugenden ist erstmals bei dem griechischen Dichter Aischylos belegt, in seinem 467 v. Chr. entstandenen Stück Sieben gegen Theben (Vers 610). Er scheint sie als bekannt vorauszusetzen; daher wird vermutet, dass sie schon im griechischen Adel des 6. Jh. v. Chr. geläufig waren. Aischylos charakterisiert den Seher Amphiaraos als tugendhaften Menschen, indem er ihn als
verständig (sóphron), gerecht (díkaios),
fromm (eusebés) und tapfer (agathós) bezeichnet.
Der Begriff agathós („gut) ist hier, wie in vielen In-schriften, im Sinne von „tapfer
(andreios) zu verstehen.
Platon übernahm in seinen Dialogen Politeia und Nomoi die Idee der Vierergruppe. Er behielt die Tapferkeit, die Gerechtigkeit und die Besonnenheit bei, ersetzte aber die Frömmigkeit durch Klugheit oder Weisheit. Dadurch wurde die Frömmigkeit aus dem Tugendkatalog verdrängt.
Noch Platons Zeitgenosse Xenophon, der wie Platon ein Schüler des Sokrates war, schrieb Sokrates einen Kanon von nur zwei Tugenden zu, nämlich Frömmigkeit (die die Beziehungen zwischen Menschen und Göttern bestimmt) und Gerechtigkeit (die für die Beziehungen der Menschen untereinander maßgeblich ist).
Auch im Judentum wurden dieselben vier Haupttugenden gelehrt; sie erscheinen zweimal in der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des Tanach), nämlich im Buch der Weisheit (8,7) und im 4. Buch der Makkabäer (1,18). Der jüdische Philosoph Philon von Alexandria befasste sich ebenfalls damit; er deutete die vier Flüsse des Paradieses allegorisch als die vier Tugenden.
Marcus Tullius Cicero, der sich hier auf ein nicht erhaltenes Werk des Stoikers Panaitios stützte, vertrat die Lehre von den vier Haupttugenden. Er machte die römische Welt mit ihr vertraut. In seiner Schrift De officiis (Über die Pflichten) nennt und erörtert er die vier Tugenden:
Gerechtigkeit (iustitia), Mäßigung (temperantia), Tapferkeit und Hochsinn (fortitudo, magnitudo animi bzw. virtus) und Weisheit oder Klugheit (sapientia bzw. prudentia).
Mittelalter
Antike Tugendlehren schlagen sich mit der Rezeption der antiken Philosophie durch christliche Theologen wie Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Beda und Hrabanus Maurus in der Bibelauslegung nieder. Im 4. Jahrhundert verfasste Ambrosius von Mailand eine Pflichtenlehre (De officiis ministrorum), in der er sich mit Ciceros Auffassung auseinandersetzt.
Er verwendete erstmals den Begriff „Kardinaltugenden (virtutes cardinales); häufiger ist bei ihm aber der Ausdruck „Haupttugenden
(virtutes principales). Er übernahm Philons Deutung der vier Paradies-flüsse als die vier Tugenden.
Eine erste systematische Ausformung erhält die Tugendlehre im Rahmen der Morallehre des Thomas v. Aquin, der die Kardinaltugenden als Angel bezeichnet, an der alle anderen Tugenden befestigt sind:
„Eine Tugend heißt Kardinal- bzw. Haupttugend, weil an ihr die anderen Tugenden befestigt sind wie die Tür in der Angel." (Virtus aliqua dicitur cardi-nalis, quasi principalis, quia super eam aliae virtutes firmantur, sicut ostium in cardine).
Moderne
Der Philosoph Josef Pieper macht in der Tradition von Thomas von Aquin die folgenden christlichen Kardinaltugenden aus:
Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung.
Dabei räumt er der Klugheit den ersten Rang ein. Aus ihr heraus werden alle anderen Tugenden geboren. Die Klugheit ist das Maß der Gerechtigkeit, der Tapferkeit und der Mäßigung.
In der orientierungslosen Nachkriegszeit fasste er diesen christlichen Glaubensgrundsatz prägnant zusammen:
„Keinen Satz der klassisch-christlichen Lebenslehre gibt es, der dem Ohr des heutigen Menschen, auch des Christen, so unvertraut, ja so fremd und wunderlich klingt wie dieser: dass die Tugend der Klugheit die Gebärerin und der Formgrund aller übrigen Kardinalstugenden ist, der Gerechtigkeit, der Tapferkeit und der Mäßigung: dass also nur wer klug ist, auch gerecht, tapfer und maßvoll sein kann; und dass der gute Mensch gut ist kraft seiner Klugheit."
Die Mäßigung oder das Maß bzw. die Maße, die Mäßigkeit (griechisch σωφροσύνη, lat. temperantia) ist also eine der vier Kardinaltugenden.
Im Deutschen hat sich keine einheitliche Übersetzung von σωφροσύνη bzw. temperantia herausgebildet, so dass sich verschiedene Namen mit unterschiedlichen Bedeutungen und Konnotationen finden. Die deutsche Sprache hat kein geeignetes Wort, um „auch nur einigermaßen den Kern und den Umfang des Begri-fes temperantia widerzuspiegeln", sagt Josef Pieper.
σωφροσύνη wird im Deutschen direkt unter anderem mit „Besonnenheit, „Mäßigkeit
oder „Beherrschung" übersetzt. temperantia als Übersetzung von σωφροσύνη kommt von temperare, dessen erster Sinn sein soll, „aus verschiedenartigen Teilen ein