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KISHOU III: Das Drom der Asimielen
KISHOU III: Das Drom der Asimielen
KISHOU III: Das Drom der Asimielen
eBook490 Seiten6 Stunden

KISHOU III: Das Drom der Asimielen

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Über dieses E-Book

Es ist die Geschichte von Kishou.

Doch wer ist "Kishou"?

Fest steht,
sie entstammt dem Volke der Nin …
... wiedergeboren im Großen Belfelland – dem Land des Wassers.

Fest steht auch,
es ist eine Ursache für ihr Erscheinen im Großen Belfelland ...
... Eine Ursache, die weit außerhalb ihrer Erinnerung liegt.

Fest steht auch,
es ist Suäl Graal,
die Ursache ist, für ihr Erscheinen im Großen Belfelland.

Doch ... wer ist "Suäl Graal"?

Fest steht,
sie ist eine unüberwindliche und unsterbliche Macht.
Sie ist die Beherrscherin des Großen Belfellands.
Sie gebietet über alles, was da 'ist',
... und ihre Entscheidungen sind unumkehrbar.

Es bedarf einer besonderen Macht, sie zu bezwingen – Kishou.

Doch ... wer ist "Kishou"?
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Aug. 2021
ISBN9783754155530
KISHOU III: Das Drom der Asimielen

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    Buchvorschau

    KISHOU III - Michael Kornas-Danisch

    Tolsmoi Bork

    Tolsmoi!", rief einer der am Boden Kauernden, und sein Arm streckte sich aufgeregt in den Himmel. Es begann sich langsam eine gewisse Unruhe unter der wartenden Meute zu verbreiten. Die Sonne sollte den Horizont längst erreicht haben ...

    Die spiegelnde Glatze des kleinen, etwas rundlichen Mannes, dem der Anruf galt, kippte nach hinten, und seine Augen folgten dem Arm des Rufenden. Zwei kleine schwarze Punkte hoben sich dort deutlich vom Grau der schweren Wolken ab – und ihre Flugbahnen begannen sich in diesem Moment zu teilen. Vögel gab es viele in diesem Drom. Diese hier, zu dieser Zeit und unter diesen Umständen, konnten aber nur das alternativ verabredete Zeichen bedeuten.

    Ruhig folgten die Augen Borks, des Tolsmoi der Oase Flin, dem steten Anwachsen eines der beiden Punkte – während der andere erwartungsgemäß seine Flugbahn einhielt, und wohl jeden Moment über sie hinweg ziehen würde.

    Nur kurze Zeit später hockte das Tier bereits auf dem Landeholz – ein in den Boden gesteckter Stab, mit einem T-Stück obenauf. Das Nachrichtenkörbchen an eines seiner hochstelzigen, dünnen Beine war leer. Seine Ankunft war Nachricht genug.

    Der Tolsmoi Bork steckte sich einen frischen Kaustab zwischen die Zähne, und seine Augen wanderten musternd über die am Boden sitzenden Gefolgsleute, die, ihrer Ruhe nun endgültig beraubt, anstalten machten, sich zu erheben ... „Nein – nein! Wir warten noch eine verdammte Zeit!", rief er in die Menge – und während seine Hände beschwichtigend zur Ruhe aufforderten, wendeten sich Bart, Gesicht, und Kaustab wieder dem Himmel zu.

    Der Zweite Vogel hatte sie inzwischen überquert und verlor sich langsam im fernen Zwielicht.

    Auch der Tolsmoi Bork schätze eine Zeit, die es wohl brauchen würde, bis der andere Vogel ebenfalls sein Ziel erreicht hatte – erst dann wollte auch er zum Aufbruch rufen.

    Vorzubereiten gab es nichts mehr, es war alles längst getan. Alle Besonderen Apparate, die denkbar waren, um sich gegen mutmaßliche Hyndriden, und jenen ,Wächtern der Heiligen Tafel‘ zu verteidigen, standen versorgt auf ihren Plätzen.

    Wie beiläufig zog er sein Krypt aus dem Wams – ein kleines Büchlein, das jeder Asimielene mit sich trug, um zu jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit seine Gedanken und sonstige Neuigkeiten darin festzuhalten – und begann mit einem Stift, der nicht weniger zerkaut war, wie jener, den er in seinem Munde mit den Zähnen malträtierte, darin herum zu kritzeln ...

    ~*~

    Tolsmoi Kilak

    Kilaks Augen waren das Unruhigste, das man sich nur denken konnte. Eigentlich war kein Moment vorstellbar, wo sie nicht in Bewegung waren – der jetzige jedoch war ein Solcher.

    Seine hagere Gestalt, mit viel zu großem, mantelartigen Umhang, stand wie angewurzelt – und ebenso fixiert starrten seine großen, etwas hervorquellenden Augäpfel in eine bestimmte Richtung des wolkenschwangeren Himmels. Von dort musste die Botschaft zum Aufbruch kommen, dessen eigentlich vorgesehenes Zeichen der Himmel an diesem Morgen verweigerte. Seine ohnehin großen Augen weiteten sich noch einmal, als er endlich meinte, sie zu erblicken.

    Er wartete nicht, bis sich der vermeintliche Vogel am Himmel zu einem Tatsächlichen aus der Dämmerung herausschälte. Kilak galt als verwegen und rücksichtslos neugierig – wohl der Grund, warum die Bewohner Goozls ihm in dieser Dekade die Funktion des Tolsmoi zuwiesen hatten. Für ihn konnte es keinen trefflicheren Zeitpunkt für seine Wahl geben. Das Erkunden der Singala war ein Traum der Asimielenen seit die Großen Wasser nicht mehr flossen und sie aus dem ehemaligen riesigen See hervorgegangen war.

    Es waren nicht die zu erwartenden Gefahren, die sie bislang von einer Erkundung der Singala abgehalten hatte – nicht die Kreaturen Suäl Graals, die ja nach Meinung eines jeden Asimielenen mit Sicherheit auch an diesem Ort ihr Unwesen trieben. Es war vielmehr die unendliche Öde dieses Ortes, die ihnen bis zu dieser Zeit unüberwindlich erschien. Die Singala verweigerte jede Art der Orientierung – kannte keinen Punkt, dass dem Auge eine Abwechslung, und dem Geist einen neuen Gedanken bot. Die Öde des Äußeren hätte sich augenblicklich in ihr Innerstes hineinfressen und jeden Gedanken darin ausgelöscht. Eine Gefahr, die selbstverständlich nach wie vor bestand.

    Nun aber war es das Wagnis wert, einen Weg dort hinein zu finden. Es war eine Zeit angebrochen, die bislang nicht gedacht werden konnte – eine Neue und besondere Zeit, die von Habadam, dem Chemuren und Regenten dieses Droms einem Samen gleich in ihre Köpfe gepflanzt, jedes Wagnis rechtfertigte. Eine solche Zeit – ein solcher Samen – kreiert neue Gedanken und damit neue Möglichkeiten. So hatten sie endlich eine Vorstellung davon, wie sie es wagen konnten.

    Kilak holte ausgiebig Luft, bevor er lauthals über die Menge schrie. „Die Karren und Wagen in die Mitte – verhaltet euch angemessen zu euren Positionen ... .Und das niemand von euch aus der Reihe tanzt!"

    ~*~

    Geschöpfe Suäl Graals

    Die Luft vibrierte, und die obere Schicht des feinen Sandes auf dem Boden führte einen hektischen Tanz auf – dirigiert von den starken Schwingungen eines abgrundtiefen Tones, der die Atmosphäre erfüllte. Obwohl kein Ohr seine Herkunft zu bestimmen im Stande wäre, war seine Ursache doch offenbar.

    Ein großes, pyramidenförmiges Gebilde, schwärzer als die dunkelste Nacht – glatt und matt seine Flächen, das selbst die scharfen Kanten in seinen Winkeln vom gleißenden Licht der hohen Sonne für das suchende Auge nur gerade erahnbar waren, musste seine Ursache sein.

    In respektvollem Abstand vor dieser Erscheinung saß eine bizarre Gestalt auf seinem gepanzerten Reittier. Seine mächtiges Äußeres – gehüllt in zerschlissene, farblose und weite Tücher, die aus den Überresten einer Rüstung hervorquollen wie die losen Hautfetzen eines gemarterten Körpers, hielt eine Lanze, unter dessen Spitze, zwischen einigen dort befestigten Bändern, verblichene Schädel hingen. Ihre wenigen verbliebenen Haare wurden vom leichten Wind bewegt – einem Wind, der hier in den Weiten der Singala ebenso außergewöhnlich war, wie der alles erschütternde dunkle Ton, der nun über der Öde lag.

    Das breite, grau-fahle Gesicht der mächtigen Gestalt mit seinen pupillenlosen roten Augen war unbewegt auf die alles beherrschende Pyramide ausgerichtet.

    Ebenso bewegungslos stand unweit hinter ihm ein Meer von Reitern, deren Äußeres sich von der ersteren Gestalt kaum unterschied. Ihnen fehlte die Rüstung – wenn man denn die vereinzelten und notdürftig zusammengehaltenen Metallplatten am Körper des Ersteren als eine solche bezeichnen wollte. Er erschien vielleicht noch um einiges größer und furchterregender als seine Artgenossen – aber das konnte auch nur die Suggestion seiner Haltung sein, die diesen Eindruck erweckte. Es war auf jeden Fall unverkennbar, das er der Führer dieses Heeres war ...

    „Und als das große Wasser

    In dem das Geschöpf Gala erkannte,

    Versunken,

    Und nicht mehr Gala war,

    Da war Singala an seiner Stellen!"

    Die sich mehrstimmig überlagernde Stimme, die in diesem Augenblick den tiefen Dauerton unterbrach, als würde sie sich aus ihm heraus formen, um nach dem Ende jeden Satzes wieder in ihn zurückzukehren, war so wenig in seiner Herkunft zu bestimmen, wie der dunkle Dauerton, der sofort wieder jede Pause der Stimme füllte ...

    „So hat die Zeit

    Das in ihr Verborgene

    Offenbart,

    Wie alles Verborgene offenbart sein muss

    In der Zeit.

    Denn so spricht Suäl Graal,

    Und so ist es entschieden!

    In jener Zeit nun,

    Da Gala nicht,

    Und Singala war,

    Da schuf ich den Hyndriden –

    Euch!

    Um zu wachen

    Über das nun nicht mehr Verborgene.

    Um zu wachen

    Über das nun nicht mehr Verborgene

    In den kommenden Zeiten.

    Ausgestattet mit der List der Wandlung

    Und der Kraft des Verachtenden,

    Ist nun die Zeit, das Offenbarte –

    Ist nun die Zeit, die Heilige Tafel

    Zu bewahren.

    Zu bewahren vor jener Macht,

    Die der ewigen Dunkelheit entwich,

    Die Große Ordnung Suäl Graals zu stören.

    Schon hat sie Gedanken erschaffen

    In den Geschöpfen dieses Droms.

    Gedanken wider der Ordnung.

    Gedanken wider der Furcht meiner Macht.

    Gedanken, beseelt zu forschen

    Nach dem Entschleierten,

    Um es sich dienbar zu machen

    Wider der Ordnung Suäl Graals.

    Es ist nun eine Zeit,

    Da das Unbeugsame,

    Unterschieden in Zeit und Ort,

    Einzudringen wagt

    In die Singala.

    So ist nun die Zeit

    Zu bewahren,

    Was Suäl Graals ist.

    Wie es euch bestimmt war von Anbeginn!"

    „Wer ist die Macht, die es wagen kann, dir zu begegnen?" Die gewaltige Stimme des Anführers des Heeres zerriss die vibrierende Luft.

    „Hyndride! Du bist nicht gemacht, Fragen zu stellen!"

    Eine unüberhörbare Drohung lag in den Worten, die die mächtige Stimme des Hyndriden überlagerte und für einen Moment zum verstummen brachte.

    „So gib uns mehr Augenlicht, damit wir auch in der Nacht deinen Feind erkennen!", hob er erneut an.

    „Nein!", donnerte der Himmel.

    „Die Nacht bewahrt,

    Das unerkannt sein muss

    Für Deinesgleichen!

    Denn das Dunkel ist die Mutter der Zeit,

    Deren Sohn nach dem Erkennen strebt.

    Du bist nicht gemacht

    Zu erkennen!

    Geschaffen habe ich dich,

    Was der Dunkelheit entrissen

    Zu bewahren -

    oder zu zerstören

    Wo es sich gegen mich erhebt.

    Denn ich bin das Dunkel,

    Bewahrend darin

    Das nach dem Lichte strebt –

    Trachtend,

    Das Geordnete zu stören.

    So spricht Suäl Graal!

    Sucht und vernichtet also

    Die es wagen

    Die Singala zu stören.

    Die es wagen

    Ihr zu nehmen,

    Was ich, Suäl Graal

    ihr bestimmt habe!"

    Ohne jede Ankündigung endete plötzlich das tiefe, und alles beherrschende Summen.

    Für einen Augenblick noch stand die dunkle Pyramide still und unangepasst, als ein bizarrer Fremdkörper in der Öden Weite – dann war auch sie in der Zeit eines Wimpernschlages verschwunden.

    Erst jetzt begann sich die zerschlissene Gestalt etwas zu Bewegen. Sein Kopf drehte sich langsam, und seine pupillenlosen, roten Augen schienen die Weite der Singala zu durchwandern – als suchte er in ihr etwas.

    Das Heer würde sich aufteilen müssen, um in ihr nach dem zu suchen, was es zu finden galt ...

    ~*~

    Das neue Land

    Das Erste, dass Kishou bemerkte, bevor sich noch all ihre Sinne dem neuen Land zuwenden konnten, war so allerweltsnormal, das sie eigentlich meinen wollte, es nie vermisst zu haben – wäre da nicht die große Überraschung über dieses vermeintlich Gewöhnliche: Wind!

    Sie waren schon ein Stück weit ins Land hineingegangen, aber Kishou war noch immer mit ihren Gedanken zu sehr verhaftet im Zweiten Tal der Zweiten Ebene des Zweiten Droms, und seinem erst kürzlich entronnenen ,Tal der Fügung’ – und natürlich nicht zuletzt bei dem zurückgelassenen treuen Kurluk – um das Neue in sich aufzunehmen.

    Ungläubig breite sie nun die Arme aus, und ließ den seichten Zug des Windes durch ihre gespreizten Finger gleiten ... Sie war stehen geblieben und schaute mit staunenden Augen zu Mo hinauf. „Wind!?", sagte sie mit großer Verwunderung in der Stimme.

    „So ist es entschieden!", nickte Mo.

    „Boorh entscheidet: Der Atem des Großen Belfellands verdrängt an diesem Ort von nun an in alle Zeit das Allsein!"

    „Stimmt!, erinnerte sich Kishou an Boorhs einstigen Worten. „Du hast ja mal sowas gesagt! Fasziniert drehte sie sich langsam mit weit geöffneten Armen im Kreise. Wie sie sich so drehte, bemerkte sie nun auch endlich die neue und fremdartige Umgebung. Alles hier schien zerrissen, unstet und willkürlich. Der Boden war mit großen und kleinen Steinen übersät – teilweise unter Sanddünen begraben – wie auch die unübersehbaren unzähligen Reste einer ehemaliger Vegetation.

    Kräftiges Wurzelwerk ragte überall wie versteinert aus dem Sande, und dazwischen stachelige Klumpen, die einst Grasnarben gewesen sein mochten. Säulenartige Gebilde ragten vereinzelt oder in Gruppen aus dem Boden, einseitig geschliffen vom scharfen Sand, den der Wind wohl gegen sie schlug. Nur weil einige von ihnen Verästelungen aufwiesen, die offenbar stark genug waren, der bewegten Luft in der Zeit zu widerstehen, durfte man annehmen, dass es sich hier um die skurrilen Zeugen einer lange vergangenen Vegetation handelte – um die kläglichen Reste eines ehemaligen, ausgedehnten Waldes.

    „Nicht sonderlich gemütlich!", entfuhr es Kishou sinnend, wie sie nun nach und nach das neue Land in sich aufnahm.

    „Tatsächlich! – Sehr unangenehm!, wurde sie vom Unteren Squatsch unterstützt. Auch der musterte zweifelnd die Umgebung. ... habe lange nicht mehr an diesem Ort das Allsein verdrängt – keine angenehme Zeit bemesse ich hier! Er wiegte seinen viel zu großen Kopf auf dem kaum erahnbaren Hals. „Nein, keine angenehme Zeit!

    „Habt ihr eine Ahnung, wie’s jetzt weitergeht – also ich meine, wo wir hin müssen!?", unterbrach ihn Kishou.

    „Boorh entscheidet: Kishou bemisst nun den Pfad zum ,Heiligen Dom des allseitigen Verhaltens’!"

    „,Heiliger Dom des allseitigen Verhaltens’?, horchte Kishou auf. „Was is‘ das denn?

    „Boorh entscheidet: ..."

    „In ihm verdrängt der Ort das Allsein ..., wurde er vom Unteren Squatsch unterbrochen, ... der euch Einlass gewährt in das Dritte Tal der Dritten Ebene des Dritten Droms!"

    „Was ist ein ,Heiliger Dom’?", wollte Kishou wissen.

    „Nun – ein ... Dom eben ... ein Dom ...!" Das Untere Squatsch spitzte nachdenklich die Lippen ...

    „Ein großes Bauwerk ist in ihm vom Allsein verdrängt!, sagte Mo ruhig. „In ihm bemessen ist eine große Bedeutung für das Volk der Asimielen, den er bewahrt all ihre Gedanken!

    „So verdrängt es das Allsein!, fand das Untere Squatsch nun wieder seine Worte. ... eine große Bedeutung. Deshalb bemessen sie in ihm auch eine Heiligkeit ... .sehr heilig!", unterstrich er bedeutungsvoll.

    „Und ihr wisst, wo wir ihn finden?", fragte Kishou zweifelnd, die verwirrende Landschaft um sich herum musternd.

    „So ist es entschieden!", bestätigte Mo.

    ... und so verdrängt es das Allsein!, ergänzte Boorh.

    „Kein Problem – kein Problem!, mischte sich auch gleich das Untere Squatsch wieder mit wichtiger Mine in die Bestätigungen ein. „Nein – kein wirkliches Problem. Es dürfte etwa ... nun – so ungefähr ... Seine Augen suchten in eine bestimmte Richtung die Landschaft ab ...

    „Dort ist der Ort des Heiligen Doms entschieden und vom Allsein verdrängt!" sagte Mo, und ihr Arm streckte sich etwas zur linken der Richtung des Ortes, wo sich die Sonne vom Horizont erhoben hatte.

    Kishou hielt sich schützend die Hand über die Augen, um die nahe Sonne in Blickrichtung abzuschirmen. ... „Und wie weit?", fragte sie.

    „Sehr viele Male wird das Licht der Sonne neu entschieden sein!", antwortete Mo.

    „Puh ..., stöhnte Kishou. ... klingt nicht gerade nach einem Spaziergang. T’ja – wenn Kurluk noch hier wäre ... Und ... wo finden wir diesen ... Habadam? – So hieß doch der von eurer Sippe, der hier der Herrscher ist – oder?"

    „Habadam?", rief das Untere Squatsch, während sich seine Augen erschrocken weiteten.

    „Hieß der nicht so?", fragte Kishou, und dachte wohl, ob der Reaktion des Unteren Squatsch, sich im Namen geirrt zu haben.

    „Oh ja – oh doch!, rollte der mit den Augen, und gestikulierte mit seinen kurzen Ärmchen abwehrend in der Luft herum. „In diesem Namen will tatsächlich der erkannt werden, den ihr bemesst. Eine sehr unangenehme Verdrängung vom Allsein – sehr unangenehm! Er war sichtlich beunruhigt, und sein ganzer kleiner Körper geriet in Bewegung ... „Ihr habt ihn noch nicht vom Allsein verdrängt – Ihr kennt ihn nicht – sehr unangenehm ... .wie das ganze Land hier. Sehr unangenehm!"

    „Boorh entscheidet: Habadam: Boorh ,will nicht’! – also Habadam ,Böse’! Boorh entscheidet: Kishou, die Bezwingern Suäl Graals und Befreierin der Großen Wasser braucht Habadam nicht, um ..."

    „Du weißt, dass Trautel Melanchful gesagt hat, dass wir es nur zusammen schaffen können – … hab’ ich dir jedenfalls schon mal gesagt!, reagierte die etwas genervt. „Keine Ahnung, warum ihr euch so anstellt, aber er muss dabei sein ... sonst hätte es Trautel Melanchful nicht ausdrücklich gesagt!

    Es war wohl einer der höchst seltenen Momente, in denen sich das Untere Squatsch und Boorh einig waren, und so herrschte auch Einigkeit in der betretenen Stille, die nun eintrat.

    „Also wo finden wir ihn?", fragte Kishou mit Bestimmtheit in die Ruhe hinein.

    „Hier – wenn ihr erlaubt!"

    Alle Köpfe flogen herum ...

    ~*~

    Aufbruch in die Singala

    Der Tolsmoi Rhodes spie gezielt auf eine Planke des Bodens, die tatsächlich noch an einer Stelle des Wagens zwischen Kisten, Beuteln, Säcken und Getäu hervor lugte. Das Knirschen des Sandes zwischen seinen Zähnen verminderte es indes nicht.

    Er saß auf einem der vollbepackten Wagen, und musterte aufmerksam über die Köpfe seiner Truppe hinweg die tödliche Eintönigkeit der Singala – und immer wieder auf die Formation seines Trupps. Sie hatten sich lange auf diesen Augenblick vorbereitet, und zumindest bis zu diesem Moment sah alles ganz gut aus.

    Weit waren sie noch nicht gekommen. Die Wolkendecke hatte sich inzwischen etwas aufgelöst, und ließ hier und da die Strahlen der Sonne passieren. Es war schon eine gute Weile her, wo sie den Horizont überschritten hatte, dennoch war das Ufer der Singala noch immer gut zu erkennen – obgleich es sich farblich nicht einmal sonderlich von der Einöde unterschied.

    Es wären wohl nicht richtigen Worte, wenn man sagen wollte: die Asimielenen waren in die Singala eingedrungen. ,Eingeflossen’ wäre stimmiger. Denn kein Asimielene durfte sich eigentlich am Rande des Trupps aufhalten. Ein einziger unbedachter, und etwas zu lange gewährter Blick in die Gleichförmigkeit der Umgebung, hätte ihren Geist auslöschen – und damit ihren Tod bedeuten können.

    Für den Asimielenen war keine Gefahr größer, als die der Fraglosigkeit. Wenigstens ein einziger kleiner, noch so unbedeutender Punkt, sollte da sein, gegenüber dem sie sich verhalten konnten – der Fragen aufwarf, die wiederum alle möglichen Gedanken produzieren würden – denen gegenüber man sich erneut verhalten musste ... Die Singala kannte solche Keimzellen des Geistes nicht, von denen der Asimiele lebte – die er gewissermaßen atmete.

    So liefen jene, die sich am äußeren Rand des Trupps aufhielten, seitwärts – ihre Gesichter den Gefährten zugewandt und ihre Augen stets ins Innere des Trupps gerichtet – während die inneren ihren Marsch bremsten, um sie vorbeiziehen zu lassen. Vorn angekommen, verlangsamte sich der letztlich rückwärtige Gang der Äußeren, bis sie wieder von der Meute verschluckt wurden, und ins Innere glitten – während gleichzeitig am hinteren Ende des Trupps die entsprechende Menge der Asimielenen gerade nach außen fiel – um dort wiederum im Seitwärtsgang das Spiel von Neuem zu beginnen.

    Auf diese Weise wechselte jeder von ihnen immer wieder seinen Standort von Innen nach Außen, und zurück – und niemand war zu lange der Gefahr ausgesetzt, in die Leere der Singala zu blicken, und zugleich konzentriert damit beschäftigt, die Formation aufrecht zu erhalten. Im Inneren des Trupps wurde die sichere Situation ausgiebig genutzt, die Krypte hervorzuholen, um darin die letzten Gedanken und Erfahrungen festzuhalten.

    Es war alles nicht gerade unkompliziert – aber gut durchdacht und hinlänglich geübt. So hatte es von außen betrachtet tatsächlich den Anschein einer fließenden Masse – wenngleich auch einer sehr zähen. An ein schnelles Fortkommen war auf diese Weise nicht zu denken.

    Ein Trupp bestand jeweils aus etwa zweihundert Asimielenen. Das Los hatte über ihre Anwesenheit hier entschieden, denn es wäre wohl niemand unter den Asimielenen, der freiwillig auf dieses Unternehmen verzichtet hätte – auch wenn einer Rückkehr kaum die Chance der vorhergesagten Zahl eines fallenden Würfels zukam.

    Dann waren da noch jeweils fünfzehn vollbepackte Wagen – immer drei nebeneinander bildeten das gleichbleibende Zentrum des Aufmarschs. Jeder von ihnen wurde gezogen von zwei kräftigen Fläcks – büffelartige Tiere mit kaum erahnbaren, stumpenförmigen Hörnern, zottigen schwarzbraunen Fell, und breiten Kopf, der sich vorn zu einem kurzen Rüssel verjüngte. Sie waren nicht besonders groß, dafür aber ausdauernd und zäh. Ihren Wasservorrat trugen sie in sackförmigen, durchhängenden Bäuchen mit sich. Sie wirkten dadurch etwas plump, und tatsächlich waren sie alles andere als flink – aber das war hier auch nicht gefragt. Ein schnelles Vorankommen war ja in dieser Umgebung sowieso von vornherein ausgeschlossen.

    Vier bis fünf Tage, schätzten die Asimielenen, würde ihr Marsch dauern, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Was es hier zu finden galt, sollte sich in etwas der Mitte der Singala aufhalten. Doch bereits Einen Tag vor dem Ziel würden sich die drei getrennt marschierenden Trupps vereinigen – wenn alles gut ging.

    Die beiden äußeren Flanken des geteilten Einmarsches – es waren zum Einen die Asimielenen um den Tolsmoi Rhodes von der Oase Tisma, und auf der anderen Seite die des Tolsmoi Kilak von der Oase Goozl – zogen mit einem Pflug, den sie jeweils am mittleren Wagen der letzten Reihe vertäut hatten, eine Furche in den lockeren Boden. Während sich die auf diese Weise gegrabene Schneise hinter ihnen in der Ferne verlor, hatten die jeweiligen Tolsmois von ihrem erhöhten Sitz auf den Wagen darauf zu achten, dass diese Schneise in ihrem Lauf eine kleine, genau vorausberechnete Krümmung aufwies. Auf diese Weise vordringend, sollten die Trupps in der Folge des dritten Tages aufeinander stoßen.

    Der mittlere Trupp – der des Tolsmoi Bork von der Oase Flin, musste entsprechend ohne jede Kursabweichung immer genau geradeaus marschieren. Aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen – es hat wohl etwas mit der eigensinnigen Natur dieses Volkes zu tun – nutzten diese allerdings für die notwendige Markierung, die ihren gradlinigen Kurs gewährleisten sollte, keinen Pflug, sondern fein gemahlene Holzkohle, die von einem der letzten Wagen über einen langen, rüsselartigen Trichter auf den Boden entlassen wurde. Ein endloser, tiefschwarzer Faden verlor sich auf diese Weise hinter ihnen.

    Wer das Volk der Asimielenen nur flüchtig kannte, hätte leicht annehmen können, dass sie sich einfach nur nicht auf einen gemeinsamen Marsch einigen konnten, und jeder der Oasenvölker seinen eigenen Gedanken folgte. Wer sie allerdings besser kannte, wusste, dass sich dahinter eine gut durchdachte Strategie verbergen musste.

    Die Asimielenen kannten die mutmaßlichen Hyndriden der Singala nicht. Es musste unklar bleiben, ob sie überhaupt eine Chance hatten, sich ihrer zu erwehren – wie es auch keinerlei Gewissheit darüber gab, ob die Feinde der Hyndriden, jene mächtigen Handriden, ebenfalls in der Singala irgendwo ein Zuhause hatten, um ihnen im Zweifelsfalle beizustehen zu können. Nichts wusste man – was aber natürlich niemand wirklich bedauerte, wie jeder sofort bestätigen würde, der sich etwas mit den Asimielenen auskannte, denn es beflügelte ihre Gedanken. Letztlich: Drei unabhängig von einander marschierende Trupps bedeuteten schlicht, dreimal die Chance durchzukommen.

    Sie ahnten zum Zeitpunkt ihres Einmarsches noch nicht, wie bald sich ihr Kalkül auszahlen sollte …

    ~*~

    Habadam

    Habadam!", entfuhr es Boorh und dem Unteren Squatsch gleichzeitig – aber es war nicht gerade der Klang von Freude, die in ihrem Ausruf mitschwang. Was in Mo in diesem Moment vor sich ging, war wie immer, nicht zu erkennen. Scheinbar unbeeindruckt, nahm sie die Überraschung zur Kenntnis.

    Das große, und eher hagere Wesen, das in diesem Moment hinter einem Felsen hervorkam, war offenbar um so erfreuter. Kleine Knopfaugen strahlten unter weißen, buschigen Augenbrauen hervor, und unter der großen, schmalen und ziemlich hakenförmigen Nase, deuteten sich, unter einem vollen und bis über die Brust reichenden und spitz zulaufenden weißen Vollbart, zwei zu einem Lachen geöffnete unregelmäßige Zahnreihen an.

    Er reichte nicht ganz an die Größe Boorhs heran, erschien aber im ersten Moment – wohl auf Grund seiner schlaksigen Gestalt – fast größer als dieser. Ein langer, blauer und bis zum Boden reichender, geschlossener Mantel fiel von seinen schmalen Schultern, aus dessen weite Ärmel heraus, lange, etwas spindelige Finger hervor lugten. Das Kleidungsstück war überall mit großen, weißen Symbolen bestickt, und sein Kopf zierte eine ebenso blaue Kappe, unter der ein unbändiges langes Büschel schlohweißer Haare hervorquoll.

    Außer der auffälligen Nase und den hellen Knopfaugen war eigentlich nicht besonders viel von seinem Gesicht zu erkennen. Eine Hand hielt einen langen, knorrigen Stab, der in seinem Verlauf am oberen Ende abgeknickt war. Der Jüngste schien er wahrlich nicht mehr zu sein ...

    „Koschu!, rief die Gestalt freudig aus, während sich seine Arme einladend weit öffneten. Ein seltsames Knistern war vereinzelt aus seiner Richtung zu vernehmen, und kleine Blitze entluden sich zwischen den ausgebreiteten Händen ... „Verzeiht meine kleine Unaufmerksamkeit ...! , rief er mit einer erstaunlich tiefen und warmen Stimme, die man dieser Gestalt gar nicht zubilligen wollte. „Ich warte schon eine Ewigkeit auf euch, und war wohl mit meinen Gedanken gerade etwas geschwätzig – als ich eben meinen Namen hörte ...! Welch ein Reiz!"

    Er war nun herangekommen, und schien jetzt doch einigermaßen fassungslos, wie er Kishou gegenüberstand. „Für alles was sich Verhält, gibt es immer sehr viele Möglichkeiten!, sprach er mit ehrfürchtiger Gebärde. „Bisher gedachte ich keine davon unbemessen zu lassen, oder gar auszuschließen – doch ihr übertrefft alles, was mein Geist zu bemessen imstande war ...! Ruhelose Augen bemaßen Kishou für einen Moment in Sprachlosigkeit – dann wendete er sich plötzlich ab, reckte seine Arme hoch in den Himmel, und rief in ihn hinein: „Suäl Graal! – ungeliebte Schwester und unbändige Herrscherin über alles, was da ist. Sieh her! – die neue Zeit ist angebrochen! Du wirst sie nicht aufhalten!" Indem er dies rief, richtete er die Spitze seines Stabes in den Himmel. Knisternde Blitze traten daraus hervor, und ein knallender Donner erfüllte die Luft.

    Strahlend wendete er sich wieder Kishou zu – die nur die ganze Zeit mit offenem Munde dastand. „Ich kann euch nicht sagen, wie erfreut ich bin!, rief er – und endlich bemerkte er wohl auch die anderen ... „Eine zweite Sonne ist nun ebenfalls aufgegangen im Drom der Asimielenen. Mo! Es ist ein wahrlich erregender Reiz, sich nach so langen Zeiten wieder zu dir verhalten zu können! ... Und auch das Untere Squatsch!, bemerkte er nun. „Wie lange haben wir uns nicht mehr zueinander verhalten!"

    „Nicht lange genug!", konterte der nur mit böse blitzenden Augen.

    „Herrlich! – wie mir das gefehlt hat. Ich danke dir!, freute sich der Neuankömmling offenbar über die Reaktion des Unteren Squatsch ... „Und auch Boorh – dazu in einem Stück! Ihr müsst gut auf ihn aufgepasst haben, Koschu!, freute er sich spitzbübisch.

    Der reagierte mit einem finsteren Blick. „Boorh entscheidet: nichts verdrängt an diesem Ort das Allsein, das als ,Koschu’ erkannt werden will!", brummte er böse.

    „Nicht?" Die buschigen Augenbrauen des quirligen Alten klappten nach oben.

    „Ich bin Kishou!", fand diese nun endlich ihre Sprache wieder. „Du bist wohl Habadam, … von der Sippe der Chemuren.

    „Ich ... denke – ja! So verhält es sich wohl ... , schien der Gefragte etwas irritiert – um sich jedoch gleich wieder zu fangen. „Verzeiht meine kleine Unverhältnismäßigkeit – wie kam ich nur auf ,Koschu’ ...?"

    „Und du hast gewusst, dass wir kommen?, wunderte sich Kishou. „Hat Trautel Melanchful ...

    „Trautel Melanchful? Erneut klappten die zottigen, weißen Augenbrauen des Chemuren nach oben. „Trautel Melanchful ist euch bekannt? Wie ergeht es der Alten? Ist sie gar mit euch gekommen? Seine Augen suchten aufgeregt die Umgebung ab ...

    „Nein, ich komme von ihr – sie hat mich geschickt!, klärte sie Habadam auf. „Ich dachte nur, dass sie dich vielleicht in so einer ,Ankunft’ ...

    „Welch ein Fluss von Neuigkeiten!", fiel ihr der aufgeregte Alte freudig ins Wort ...

    „Also Das sie dir Bescheid gesagt hat!", schloss Kishou ab.

    „Nein, nein! Es gab keine Ankunft. Es wäre hier auch sehr schwierig in diesen Zeiten zwischen all den unbemessenen Verhalten ..."

    „Aber woher wusstest du es dann, dass wir kommen?", wunderte sich Kishou.

    „Ich wusste, dass ihr kommt?", schien sich ob dieser Frage Habadam nun ebenfalls zu wundern, und seine dichten Brauen zogen sich nachdenklich nach unten ...

    „Aber Du hast doch eben gesagt, dass du auf uns gewartet hast?", wunderte sich nun wiederum Kishou.

    „Ich verhielt mich wartend zu euch ..., überlegte der Alte. „Doch ich wusste nicht das ihr kommt!

    „Häh?? – wie jetzt ...?. verstand Kishou nun gar nichts mehr. „Du hast auf uns gewartet, aber ...

    „Nun ja, es war eine Möglichkeit, dass ihr kommt!, unterbrach er sie sogleich. „Es verhielten sich dem gegenüber natürlich noch viele andere Möglichkeiten! ... Aber diese schien mir doch die Möglichste unter allen Möglichen. Und so, wie sich hier alles gerade verhält ... Und es ist ja auch die allerhöchste Zeit, dass ihr kommt!, stellte er fest. „Allerdings ... Sein Blick viel auf ihre Gefährten, ... dass auch einige meiner Sippenbrüder sich zu euch verhalten ... erstaunlich ... das kam mir nicht in den Sinn! Höchst erstaunlich! – Und euer Name ... Er strich sich nachdenklich über den Bart ... „Es gab wohl zu viele der Möglichkeiten. Verzeiht meine kleine Unverhältnismäßigkeit. Die fehlenden Wasser machen mir sehr zu schaffen. Meine Form hat doch sehr nachgelassen. Doch lasst uns nur eine kleine Zeit zueinander verhalten, und ..."

    „Habadam – es ist genug!, wurde er unwiderruflich von Mo unterbrochen. „Es ist entschieden, dass du in Kishou und uns das Land der Asimielenen bemisst, so, wie es in dieser Zeit das Allsein verdrängt!

    „Ein guter Gedanke!, erkannte Habadam sofort an. „Setzen wir uns doch! Zuvor berichtet mir aber, wo ihr euch verhieltet, bevor ihr kamt, und wie es euch bisher ergangen ist. Ich will zunächst alle Neuigkeiten aufsammeln. Danach stellt eure Fragen!

    Sie setzten sich, wo sie gerade standen auf den Boden, und Kishou begann ihre Abenteuer zu berichten. Das Knistern um Habadam herum, und die kleinen Blitze, die sich nun vermehrt immer wieder zwischen seinen Händen entluden, oder für Momente den Boden mit seinem Körper verbanden, irritierte sie anfänglich etwas – aber es gelang ihr doch schnell, es zunächst einmal hinzunehmen. Die Chemuren hatten eben so ihre Eigenheiten, und sie war ja schon einiges gewohnt.

    Habadam saß kerzengerade vor ihr mit weit aufgerissenen, leuchtenden Augen, und schien jedes ihrer Worte begierig in sich aufzusaugen. Es war ja nicht gerade wenig, was Kishou zu erzählen hatte – zumal sie sprach, als würde sie alles selbst noch einmal erleben. So verging einige Zeit, bis sie schließlich zum Ende kam.

    Habadam stierte noch eine Weile auf Kishou, als sie verstummte, als müsste er noch einen Moment abwarten, bis auch die Letzten ihrer Worte sicher in ihm verstaut waren – dann atmete er einige Male tief ein und aus ...Ich gehöre zum alten Geschlecht der Chemuren, die die Zeiten überdauerten. Doch es wird noch das Verhalten vieler dieser Zeiten in ihrer Summe benötigen, um all eure Verhältnismäßigkeiten zu entdecken!, sagte er mit tragender Ehrfurcht. „Ich danke Suäl Graal, das sie uns die großen Wasser nahm, ihr wäret sonst für alle Zeiten im Allsein verborgen geblieben. So nun aber verhält es sich, das der große Sammler allen Wissens erfahren darf – ... dass er nichts weiß!"

    „Entschuldige, Habadam ..., reagierte Kishou, die von der plötzlichen Ernsthaftigkeit der Worte Habadams etwas verunsichert war. „Du redest einerseits so ziemlich normal ... und andererseits doch wieder nicht ... .zumindest trotz allem für mich noch in Rätseln ... .Also ich mein‘ … Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich dich verstehe! – Aber macht ja nix!, erwachten plötzlich ihre Gesichtszüge zu einem befreienden Lächeln. „So war’s bis jetzt ja immer, wenn ich irgendwo gerade neu angekommen war!"

    Auch unter Habadams dichtem Gesichtskleid schimmerten wieder die zwei lachenden Zahnreihen hindurch, während sein Blick fast verklärte Züge annahm.

    „Du bist ein Zauberer, stimmt's!, legte Kishou nun endlich los. Diese Frage brannte ihr vor allen anderen die ganze Zeit schon auf der Zunge. „Zumindest siehst Du genauso aus ... wie Merlin, der in einigen Geschichten von Trautel Melanchful ganz wichtig ist. Er ist auch ein großer Zauberer und ...

    „Oh nein, oh nein!, wurde sie sogleich von einem offenbar erschrockenen Habadam unterbrochen. „Wo denkt ihr hin? – In mir verhält sich natürlich ein ,Magier’ wie ihr es seid. Und mit eurer Hilfe sicherlich auch bald wieder ein Großer!

    „Häh?, stutzte Kishou. „Also mal abgesehen von dem in der Mitte – aber ist das nicht dasselbe?

    „Nein. Auf keinen Fall., winkte Habadam erschrocken ab. „Ein Zauberer ist ein ... Taschenspieler! Ich bin kein Taschenspieler. Ich bin ein Magier – wie ihr es seid!

    „Tut mir Leid, zuckte Kishou mit den Schultern. „Ich hab’ keine Ahnung was ein ‚,Taschenspieler’ ist – aber wieso sagst du immer, dass ich auch ein Magier bin? Das meinst du doch – oder?

    So wenig man unter den wallenden Haaren des Alten von seinem Gesicht erkennen konnte, war es doch unübersehbar, dass er mit Kishous Frage nichts Rechtes anzufangen wusste ... „Nun – selbstverständlich werde ich mich nicht mit euch jemals messen können ... Seine Hand raufte angestrengt nachdenklich den langen Bart ... „und fürwahr – ich sehe, meine Magie verhält sich nicht gleich der euren ... Meine mag euch wohl etwas … einfach und plump erscheinen – ... so ist mir doch kein Name bekannt, der eure hohe Kunst beschreibt. Ich kenne nur die des Magiers!? Doch klärt mich auf! Wie ist der Name der euch beschreibt?

    „Na ... Kishou!?", meinte die zögerlich. Unsicher, ob dies die rechte Antwort auf die Frage war.

    „Ah – höchst interessant! Das ist mir neu!, glaubte Habadam nun zu begreifen. „Es gibt also den Zauberer, den Magier, und Kishou! Verstehe! Er nickte mit dem Kopf. „In mir verhält sich nur ein Magier – aber immerhin doch: An eurer Seite schon bald wieder ein Großer! ... wenn ihr den Wunsch meines Verhaltens euch gegenüber nicht in den Wind schlagt, von nun an als eurer Begleiter nicht mehr von eurer Seite zu weichen."

    „Ganz im Gegenteil!, freute sich Kishou, die den kauzigen Kerl alles andere als unsympathisch empfand. „Ich würde dich sonst darum bitten. Trautel Melanchful hat gesagt, dass wir es nur gemeinsam schaffen können! Sie stockte plötzlich ... „Ach so – entschuldige. Du weißt ja noch garnicht worum‘s überhaupt geht!"

    Der Kopf Habadams senkte sich etwas, und die hellen Knopfaugen schielten verschmitzt auf die für ihn doch

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