Entdecken Sie mehr als 1,5 Mio. Hörbücher und E-Books – Tage kostenlos

Ab $11.99/Monat nach dem Testzeitraum. Jederzeit kündbar.

Götterfunken- sieben Höllen
Götterfunken- sieben Höllen
Götterfunken- sieben Höllen
eBook262 Seiten2 Stunden

Götterfunken- sieben Höllen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Keine Gnade, kein Mitgefühl, nur Macht und Gehorsam- Sie sind in der Hölle
Diesmal führt es den Vampir Dorian und seine Gefährten an einen absolut dunklen Ort. Ein böser Hexer und eine geheimnisvolle Bruderschaft bringen sie dazu die Vorwelt aufzusuchen.
Auf der Suche nach seiner einzig wahren Liebe, durchquert Dorian die 7 Höllen und tritt den finstersten Dämonen gegenüber. Doch auch seine Freunde, Menschen wie Vampire folgen ihm aus unterschiedlichen Gründen und begegnen in dieser fantastischen Welt ihren eigenen Abgründen.
Währenddessen treffen die Götter eine Entscheidung, die für alle Welten die Apokalypse bedeuten kann.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum29. Apr. 2021
ISBN9783753186740
Götterfunken- sieben Höllen

Ähnlich wie Götterfunken- sieben Höllen

Ähnliche E-Books

Fantasy-Romanze für Sie

Mehr anzeigen

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Götterfunken- sieben Höllen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Götterfunken- sieben Höllen - Sabine Claudia

    Götterfunken- Sieben Höllen

    Roman

    Sabine Claudia

    Sabine Claudia

    Erstausgabe 2019

    als Orange Cursor-eBook

    Alle Rechte bei Verlag/Verleger

    Copyright © 2021

    by Verlag/Verleger

    PLZ Autorenort

    Autorenstraße

    www.autorenseite.eu

    Für meine liebe Freundin Petra, die mich zu diesem Buch motiviert hat.

    Inhalt

    Die Rückkehr

    Die Reise

    Die Verfolger

    Vorwelt, Heim der Hexen

    Rumänien, Kloster Varg

    Die Erscheinung

    Das Ritual

    Eleonoras Mission

    Gefangen

    Arban Krul

    In der Falle

    Gezähmt

    Götterwelt, Entscheidungen

    Im Reich der Parth

    Ausgestoßen

    Loredanas Rache

    Menschen in der Hölle

    Kurnugia, Ereshkigals Reich

    Im Reich der Xul

    Der Fluss der bitteren Tränen

    Götterwelt, Der Götterrat

    Der dunkle Shargaz

    Der Auftrag

    Am Anfang war die Dunkelheit

    Glossar

    Über die Autorin

    Impressum

    Die Rückkehr

    Er kreisch­te, schrie und heul­te.

    Die Flam­men, die der Dolch ver­ur­sacht hat­te, brann­ten auf ihm und in ihm. Er fiel in bo­den­lo­se Tie­fen, wäh­rend sein Kör­per im­mer wie­der gegen fel­si­ges Ge­stein prall­te, was ihm zu­sätz­li­che Schmer­zen be­rei­te­te. Pech­schwar­ze Fins­ter­nis war rund um ihn. Er spür­te wie die Ener­gie, die ihn mit der Men­schen­welt ver­band, schwä­cher wur­de, bis die Ban­de völ­lig zer­ris­sen.

    End­lich schlug er hart auf stei­ni­gem Bo­den auf. Er über­schlug sich ei­ni­ge Ma­le, bis er schließ­lich end­gül­tig zum lie­gen kam. Er hus­te­te in der stau­bi­gen Hit­ze, die ihn um­gab. Er fühl­te sich zu elend die Au­gen zu öff­nen. Er wuss­te auch so, dass er an­ge­kom­men war, wo er hin­ge­hör­te.

    Er war in der Vor­welt, der Höl­le. Er war zu Hau­se.

    Die­se Höl­le hat­te nichts zu tun, mit der christ­li­chen Vor­stel­lung der Höl­le, mit dem Teu­fel oder dem Fe­ge­feu­er. Das wa­ren arm­se­li­ge Sy­no­ny­me für die Vor­welt. Sie war weit­aus äl­ter und schreck­li­cher.

    Schrit­te wur­den hör­bar. Je­mand kam auf ihn zu und blieb vor ihm ste­hen.

    Als er sich we­der rühr­te, noch die Au­gen öff­ne­te, stieß ihn die Spit­ze eines Stie­fels un­sanft in die Sei­te. Blin­zelnd öff­ne­te er einen Spalt breit sei­ne Au­gen.

    Vor ihm stand eine Frau von dä­mo­ni­scher Schön­heit. Sie hat­te blon­des lan­ges Haar, ein fei­nes eben­mä­ßi­ges Ge­sicht und jett­schwar­ze fun­keln­de Au­gen. Trotz der schwar­zen Kut­te, die sie trug, war ihre schlan­ke, stäh­ler­ne Fi­gur er­kenn­bar.

    Er schloss ent­mu­tigt wie­der sei­ne Au­gen, als er sie er­kann­te. Lo­re­da­na Xul.

    Die Xul wa­ren Dä­mo­nen­fürs­ten. Sie herrsch­ten über die­sen Teil der Vor­welt. Lo­re­danas Bru­der, Cor­bi­ni­an, war der re­gie­ren­de Fürst.

    Die Dä­mo­nen-Fa­mi­lie der Yaks, zu der auch er ge­hör­te, wa­ren den Xul ab­so­lu­ten Ge­hor­sam schul­dig. Er war ab­trün­nig ge­wor­den und hat­te von Macht­hun­ger ge­trie­ben, mit einem rang­nied­ri­ge­ren An­ge­hö­ri­gen sei­ner Fa­mi­lie, einen Weg in die Men­schen­welt ge­fun­den.

    Er wuss­te, er wür­de hart da­für be­straft wer­den.

    »Steh auf!«, fuhr ihn Lo­re­da­na Xul her­risch an und stieß ihn wie­der grob mit ihrem Fuß in die Sei­te.

    Er roll­te sich mit einem Kla­ge­laut zu­sam­men. »Tö­te mich gleich hier, mach mich zu einem macht­lo­sen Geist! Wo­zu soll ich noch auf­ste­hen!«, keuch­te er re­sig­niert.

    Lo­re­da­na schnaub­te ver­ächt­lich. »Du bist er­bärm­lich Dhe­ros! Wenn es nach mir gin­ge, wür­de ich dich auf der Stel­le ver­nich­ten. Doch mein Bru­der, dein Fürst will dich se­hen. Ge­hor­che!«, zisch­te sie wü­tend und hol­te noch ein­mal mit ihrem Fuß aus.

    Er be­eil­te sich, auf die Bei­ne zu kom­men, be­vor ihn noch ein Fuß­tritt traf.

    Als er schwan­kend auf­recht stand, wand­te sie sich ab­rupt um und stapf­te mit fes­ten schnel­len Schrit­ten los. Er be­müh­te sich, nicht hin­ter ihr zu­rück­zu­blei­ben. Er wuss­te, er wür­de es be­reu­en, wenn er ihren Zorn er­reg­te.

    Dhe­ros füg­te sich in sein Schick­sal. Was im­mer Cor­bi­ni­an für ihn be­schlos­sen hat­te, es gab kein Ent­rin­nen. Hier gab es kei­ne Gna­de, kei­ne Nach­sicht, kein Mit­ge­fühl, nur Macht und Ge­hor­sam. Sie wa­ren in der Höl­le …

    Cor­bi­ni­an sass auf dem mäch­ti­gen schwar­zen Thron. Sei­ne Au­gen glüh­ten wie Koh­len. Er trank ein Ge­bräu aus einem wuch­ti­gen Be­cher, das bei je­dem Schluck rauch­te und zisch­te. Hin­ter ihm brann­te ein rie­si­ges Feu­er, und ein ge­sichts­lo­ses Ge­schöpf in einer schwar­zen Kut­te leg­te mas­si­ge Holz­schei­te nach.

    Cor­bi­ni­an hör­te die lau­ten Schrit­te sei­ner Schwes­ter, be­vor sie mit Schwung den Raum be­trat. Ihr folg­te der furcht­sam hin­ter­her­has­peln­de Yak.

    Ein Lä­cheln der Ge­nug­tu­ung und Vor­freu­de um­spiel­te die Lip­pen des Dä­mo­nen­fürs­ten, als Lo­re­da­na hin­ter sich griff, Dhe­ros am Ge­nick pack­te und zu Bo­den stieß, so­dass er auf den Kni­en lag vor sei­nem Herr­scher.

    »Hier brin­ge ich dir die­sen Ab­schaum, Bru­der, der es ge­wagt hat sich dir zu wi­der­set­zen.«

    Dhe­ros at­me­te ängst­lich und wag­te nicht sei­nen Blick zu heben, als Cor­bi­ni­an sich lang­sam er­hob und um den Kni­en­den he­rum schritt. »So sieht al­so ein Wurm aus. Ein Wurm, der glaub­te, er könn­te ein Herr­scher sein. Sag dum­mer Yak, was hast du dir nur da­bei ge­dacht?«

    Cor­bi­ni­ans Stim­me klang fast sanft, doch Dhe­ros ließ sich nicht täu­schen. Er wuss­te, wie ge­fähr­lich es war, sich sei­nem Herrn zu wi­der­set­zen und dass auf die­sen Ver­rat der Tod stand.

    Den­noch winsel­te er los. »Gna­de, mein Ge­bie­ter. Ja, es war gren­zen­los dumm von mir, dass ich ver­sucht ha­be die­se Welt zu ver­las­sen, doch ich be­reue die­sen Feh­ler zu­tiefst.«

    Cor­bi­ni­an ließ ein schnau­ben­des kur­zes La­chen hö­ren. »Dei­ne Reue kommt et­was spät. Hät­ten die Men­schen dich nicht zu­rück­ge­jagt, so wür­dest du jetzt be­reits Sie­ges­ge­heul hö­ren las­sen, wenn du dei­ne Herr­schaft er­rich­tet hät­test in ihrer Welt.«

    »Es wa­ren nicht nur Men­schen, die mich ver­trie­ben ha­ben. Sie hat­ten Unter­stüt­zung durch einen Shar­gaz (Voll­stre­cker) der gol­de­nen Göt­tin, der mich zu­rück­schick­te.«

    Der Dä­mo­nen­fürst run­zel­te ver­wun­dert sei­ne Stirn. »Die gol­de­ne Göt­tin hat einen Shar­gaz ge­sandt, um dich un­schäd­lich zu ma­chen?«

    Der Yak nick­te eif­rig mit ge­senk­tem Kopf. »Ein Shar­gaz stand den Men­schen zur Sei­te und Vam­pi­re ha­ben ih­nen ge­hol­fen. Be­son­ders ein Vam­pir. Er war stän­dig an der Sei­te des Shar­gaz.«

    Nun war Cor­bi­ni­an wirk­lich ver­blüfft. Er wech­sel­te einen fra­gen­den Blick mit Lo­re­da­na, die zuck­te je­doch nur mit den Schul­tern, als Zei­chen ihrer Un­wis­sen­heit.

    Cor­bi­ni­an kehr­te lang­sam zu sei­nem Thron zu­rück, ließ sich nach­denk­lich da­rauf nie­der und nahm einen Schluck sei­nes zi­schen­den Ge­trän­kes. Dhe­ros wag­te kaum, zu at­men, und war­te­te in ner­vö­ser An­span­nung ab, was nun ge­sche­hen wür­de.

    »Be­rich­te mir Al­les. Von dei­ner Flucht an­ge­fan­gen bis zu dei­ner Rück­kehr hier­her.«

    Der Yak schöpf­te ein we­nig Hoff­nung, schluck­te und er­zähl­te al­le Ein­zel­hei­ten. Wie er ge­flo­hen war aus der Vor­welt. Wie er sein Un­we­sen trieb in der Welt der Men­schen, in der Zeit eine Rol­le spiel­te, und sei­ne Un­ta­ten 4000 Men­schen­jah­re zu­rück­la­gen. Von den Ma­giern, die ihn dort schließ­lich ge­fan­gen hat­ten und in ein fer­nes Land brach­ten, eine öde Wild­nis, in der sie ein ma­gi­sches Grab aus Stein er­rich­te­ten und ihn mit den Wor­ten der Macht bann­ten. Den Wor­ten des gol­de­nen Tem­pels von Uruk.

    Er ver­schwieg, wie lang­wei­lig die Ge­fan­gen­schaft in dem en­gen Grab­mal ge­we­sen war, nur in Ge­sell­schaft die­ses Töl­pels, des an­de­ren Yak, der weit unter ihm stand im Ge­fü­ge ihrer Fa­mi­lie. Er wuss­te, das wür­de Cor­bi­ni­an nicht in­te­res­sie­ren und nur sei­nen Zorn er­re­gen.

    Er be­rich­te­te da­von, wie ein Mensch nach vie­len tau­send Jah­ren das Grab, in dem er ge­fan­gen war, ge­öff­net hat­te und er da­raus ent­kam. Fast wä­re er tat­säch­lich frei ge­we­sen, doch be­vor das ge­sche­hen konn­te, kam der Shar­gaz, der gol­de­nen Göt­tin und er lan­de­te wie­der hier in der Höl­le.

    Als er sei­ne Ge­schich­te be­en­det hat­te, brei­te­te sich Stil­le aus, in der nur das Pras­seln des Feu­ers zu hö­ren war. Die Stil­le dau­er­te so lan­ge an, dass er über­leg­te ob er es wa­gen konn­te sei­nen Kopf zu heben und sei­nen Herrn an­zu­schau­en. Fast woll­te er es tun, als er Cor­bi­ni­ans Stim­me ver­nahm.

    »An­schei­nend ist heu­te dein Glücks­tag. Du darfst noch eine Wei­le dein arm­se­li­ges Da­sein fris­ten.«

    Cor­bi­ni­an schnipp­te mit den Fin­gern und aus der Dun­kel­heit hin­ter ihm tra­ten zwei ge­sichts­lo­se Krea­tu­ren in schwar­zen Kut­ten, die Dhe­ros er­grif­fen und auf die Bei­ne stell­ten. Der Yak ließ den Kopf noch im­mer ge­senkt und wag­te nicht Cor­bi­ni­an an­zu­schau­en. Schlaff vor Er­leich­te­rung hing er in den Ar­men sei­ner Be­wa­cher und ließ sich wi­der­stands­los weg­schlei­fen.

    Sie war­fen ihn in ein stei­ner­nes Ver­lies und die schwe­re Eisen­tür fiel kra­chend hin­ter ihm zu. Er konn­te hö­ren, wie ein mas­si­ver Rie­gel vor­ge­scho­ben wur­de. Kraft­los ließ er sich zu Bo­den sin­ken.

    Er war sei­nem end­gül­ti­gen Tod vor­erst ent­gan­gen. Wie­der war er ein Ge­fan­ge­ner. Aber er leb­te noch und das war ihm im Mo­ment ge­nug.

    Cor­bi­ni­an grü­bel­te über das nach, was der Yak er­zählt hat­te. »Sie schickt al­so einen Shar­gaz, für die­sen Dumm­kopf. Und bit­te seit wann gibt es wie­der Vam­pi­re in der Men­schen­welt? Und wa­rum in drei Teu­fels Na­men arbei­ten die mit einer Ge­sand­ten des Lichts zu­sam­men?«

    Lo­re­da­na zuck­te wie­der die Schul­tern. »Kei­ne Ah­nung? Soll­te uns das in­te­res­sie­ren? Wa­rum tö­test du die­sen Idio­ten nicht?«

    Cor­bi­ni­an schüt­tel­te ta­delnd den Kopf und schnalz­te mit der Zun­ge. »Du bist zwar mei­ne Schwes­ter, aber Ver­stand wur­de an­schei­nend nur mir zu­teil.«

    Sie press­te ver­dros­sen die Lip­pen auf­ei­nan­der, er­wi­der­te aber nichts.

    »So ist es an mir nach­zu­den­ken und klu­ge Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, du hast nur zu ge­hor­chen.« Cor­bi­ni­an sonn­te sich ger­ne in sei­ner Ei­tel­keit.

    »Hin­ter der Rück­kehr des Yaks steckt mehr, das kann ich förm­lich rie­chen. Of­fen­bar blie­ben die Vam­pi­re un­ge­scho­ren, sonst hät­ten sie dem Shar­gaz nicht ge­hol­fen. Ich frag mich wa­rum. Und wa­rum sind ein Shar­gaz der gol­de­nen Göt­tin und ein Vam­pir plötz­lich Freun­de? Nein, nein Schwes­ter, glaub mir! Das stinkt ge­wal­tig.«

    »Ja, mag sein. Was küm­mert es uns? Und wa­rum lässt du Dhe­ros am Le­ben? Er hat dir doch schon er­zählt, was er weiß.«

    Cor­bi­ni­an stand mit Schwung von sei­nem Thron auf und um­kreis­te sei­ne Schwes­ter. Sie fühl­te sich nicht wohl da­bei und warf ihm einen miss­bil­li­gen­den Blick zu.

    »Mich küm­mert es, denn ich bin wei­se und klug.« Lo­re­da­na ver­dreh­te ihre Au­gen, we­gen sei­ner Selbst­herr­lich­keit.

    »Dhe­ros lebt noch, weil ich ihn viel­leicht noch ge­brau­chen kann.«

    Er blieb vor ihr ste­hen und tipp­te ihr mit aus­ge­streck­ten Fin­ger auf die Schul­ter.

    »Du hast je­doch eine Auf­ga­be: Fin­de he­raus, wer die­ser Vam­pir ist, den der Shar­gaz be­vor­zug­te. Mal se­hen, ob die gol­de­ne Göt­tin ein In­te­res­se an ihm hat. Das wä­re ja ge­ra­de­zu ein Licht­vam­pir. Die­se Be­zeich­nung ge­fällt mir – der Vam­pir des Lichts.«

    Er lä­chel­te selbst­ge­fäl­lig über sei­nen ge­lun­ge­nen Ein­fall, dem Vam­pir einen wi­der­sprüch­li­chen Ti­tel ver­lie­hen zu ha­ben.

    Lo­re­da­na ver­dreh­te kopf­schüt­telnd hin­ter sei­nem Rü­cken die Au­gen.

    Die Reise

    Die Vam­pi­re ver­lie­ßen, den klei­nen Ort am Harz­horn oh­ne Be­dau­ern. Cor­de­lia hat­te be­fürch­tet, Rü­di­ger wie­der zu be­geg­nen, doch sie er­fuhr, dass er und Mo­na eben­falls ab­ge­reist wa­ren.

    Sie war er­leich­tert, ihren Bru­der Do­ri­an noch an­zu­tref­fen, da sie un­be­dingt sei­ne Unter­stüt­zung brauch­te, um dem Ziel ihrer Sehn­süch­te na­he zu kom­men. Die Mön­che in dem ru­mä­ni­schen Klos­ter, wa­ren sehr be­stimmt ge­we­sen, was sei­ne An­we­sen­heit be­traf.

    Sie fuh­ren mit dem Zug nach Frank­furt und be­stie­gen dort das Flug­zeug nach Bu­ka­rest. Von Bu­ka­rest aus wür­den sie einen Wa­gen neh­men und zu dem klei­nen Dorf unter­halb des Klos­ters fah­ren, wo Eleo­no­ra sie er­war­te­te. Zu dritt woll­ten sie dann die Mön­che auf­su­chen.

    Cor­de­lia be­gann Do­ri­an zu er­zäh­len, was sie in Ru­mä­nien he­raus­ge­fun­den hat­te.

    »Das Klos­ter liegt sehr ab­ge­schie­den auf einem Berg und die Mön­che dort sind seit Ge­ne­ra­tio­nen da­mit be­schäf­tigt, ein Wel­ten­tor zu hü­ten. Es kos­te­te eine Men­ge gu­ter Wor­te und Geld­spen­den, um über­haupt an­satz­wei­se aus ih­nen he­raus zu be­kom­men, was sie wuss­ten.« Cor­de­lia ver­zog ihr Ge­sicht zu einer säuer­li­chen Mie­ne.

    »Gegen Ge­dan­ken­ma­ni­pu­la­tion sind sie er­staun­li­cher­wei­se im­mun, gegen die Macht der ba­ren Mün­ze zum Glück nicht«, füg­te sie grin­send hin­zu. »Jeden­falls ha­ben sie uns schließ­lich an­ver­traut, dass es eine Mög­lich­keit gibt, das Wel­ten­tor zu öff­nen. Hier kommst je­doch du, mein Bru­der, ins Spiel. Ihre Be­din­gung war, dich zu ih­nen zu brin­gen, sonst wol­len sie uns nicht da­bei be­hilf­lich sein, den Weg in die Vor­welt zu öff­nen.«

    Do­ri­an hör­te ihr nach­denk­lich zu und sah sie bei ihren letz­ten Wor­ten miss­trau­isch an. »Wa­rum be­stehen sie da­rauf, dass ich zu ih­nen kom­me? Wo­her wis­sen sie über­haupt von mei­ner Exis­tenz?«

    Cor­de­lia zuck­te die Schul­tern. »Kei­ne Ah­nung, doch es schien ih­nen außer­or­dent­lich wich­tig zu sein.«

    Do­ri­an dach­te nach. Was konn­ten Mön­che in einem ab­ge­le­ge­nen Klos­ter von ihm wol­len? Ihm fiel kei­ne schlüs­si­ge Er­klä­rung da­rauf ein. Doch was hat­te er schon groß­artig zu ver­lie­ren? Er war un­sterb­lich, er war stär­ker als je­der Mensch und sie hat­ten einen Ein­gang zur Vor­welt, die an­geb­lich in die Göt­ter­welt führ­te. Sie woll­ten, dass er kam und er woll­te zu ih­nen, um in die Göt­ter­welt zu ge­lan­gen.

    Denn in der Göt­ter­welt war sie. Inoa. Das Ein­zi­ge wo­nach er sich schmerz­lich sehn­te, war ihre Nä­he. Je­der Schlag sei­nes Her­zens schien ihren Na­men zu ru­fen. Ihm war je­des Mit­tel recht, den Weg zu ihr zu fin­den.

    Sei­ne Ge­dan­ken schweif­ten zu­rück zu je­nem Au­gen­blick, in dem er sie wie­der­erkannt hat­te, be­vor er sie nach einem bit­ter­sü­ßen Kuss wie­der ver­lor. Der Schmerz er­zeug­te einen un­glaub­li­chen Druck auf sei­ner Brust, so­dass er mehr­mals tief durch­at­me­te, in der Hoff­nung ihn so ab­schüt­teln zu kön­nen.

    Cor­de­lia warf ihm einen Blick zu und er­kann­te, was in ihm vor­ging. »Du wirst sie wie­der­se­hen«, flüs­ter­te sie tröst­lich und drück­te sei­ne Hand. Lei­se füg­te sie hin­zu: »Und ich wer­de Sieg­bert wie­der­se­hen.«

    Sie ver­stand ihn so gut, weil auch sie ihre gro­ße Lie­be, Sieg­bert, ver­lo­ren hat­te. Sie wa­ren bei­de durch ein ähn­li­ches Schick­sal ver­eint, wo­bei Do­ri­an sich ein­ge­ste­hen muss­te, dass er an ihrem Schick­sal gro­ße Mit­schuld trug.

    Do­ri­an war froh sei­ne Schwes­ter bei sich zu ha­ben, denn nie­mand ver­stand sei­ne See­len­qua­len so gut wie sie. Nur sie hat­te ihn ge­kannt, als er noch ein Mensch war, nicht ein über­mäch­ti­ges un­sterb­li­ches We­sen, son­dern ein­fach ihr ge­lieb­ter gro­ßer Bru­der, der sie ver­wöhn­te und mit dem sie stets in­nig ver­bun­den war.

    Do­ri­an lä­chel­te ihr zu. »Wer hat dir er­zählt, dass der Weg durch die Vor­welt in die Göt­ter­welt führt?«

    »Der Abt die­ses Klos­ters, in das wir nun fah­ren.«

    Ihre An­span­nung war für Do­ri­an fühl­bar und er wuss­te, dass sie da­rauf brann­te, end­lich zu er­rei­chen, was sie so un­ermüd­lich ver­such­te.

    Cor­de­lias Au­gen wa­ren voll Zu­ver­sicht. Sie war dies­mal si­cher den Weg, in die Vor­welt zu fin­den, um wie­der mit Sieg­bert ver­eint zu sein, der dort so lan­ge schon ge­fan­gen war.

    Do­ri­an fürch­te­te je­doch ins­ge­heim, dass sie ihr Ziel nicht er­rei­chen wür­de. Sieg­bert be­fass­te sich zwar mit Hexe­rei, doch er war kein un­sterb­li­ches We­sen, son­dern ein Mensch, als er vor über 200 Jah­ren in der Vor­welt ver­schwand. Rein phy­sio­lo­gisch muss­te er längst tot sein.

    Der Zug rat­ter­te da­hin und sie dös­ten ein we­nig ein, in dem ein­lul­len­den Ge­rüt­tel. Die Zeit ver­ging schnell und ehe sie sich ver­sa­hen, wa­ren sie in Frank­furt an­ge­kom­men. Dort nah­men sie ein Ta­xi zum Flug­ha­fen.

    Sie check­ten ein und wäh­rend sie auf das Boar­ding war­te­ten, still­ten sie ihren Blut­durst an ei­ni­gen ah­nungs­lo­sen Rei­sen­den. Sie ver­hiel­ten sich da­bei un­auf­fäl­lig, brach­ten kei­nes ihrer Op­fer um, son­dern tran­ken in Ma­ßen von ih­nen. Da­nach ma­ni­pu­lier­ten sie ihre Er­in­ne­rung, so­dass sie nichts mehr da­von wuss­ten.

    Frisch ge­stärkt sas­sen die Ge­schwis­ter schließ­lich an­ge­schnallt auf ihrem Flug nach Bu­ka­rest und als das Flug­zeug ab­hob, ver­spür­te Do­ri­an neu­gie­ri­ge Vor­freu­de auf die­ses ab­ge­schie­de­ne Klos­ter mit sei­nen un­ge­wöhn­li­chen Mön­chen.

    In Bu­ka­rest nah­men sie sich einen Wa­gen und Cor­de­lia dräng­te da­rauf, dass sie trotz der vor­ge­rück­ten Stun­de los­fuh­ren. Es wa­ren 2,5 Stun­den bis zu dem Klos­ter und sie woll­te es noch schaf­fen, am sel­ben Tag dort

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1