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Als die Angst kam - als die Angst ging: Erfahrungsbericht einer Angststörung
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eBook201 Seiten1 Stunde

Als die Angst kam - als die Angst ging: Erfahrungsbericht einer Angststörung

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Über dieses E-Book

An einer chronischen Angststörung zu leiden, bedeutet jahrzehntelange starke Einschränkung der Lebensführung, Hilflosigkeit, körperliche Schwäche, seelische Verzweiflung, Abhängigkeit von Anderen; inmitten einer Welt voller Möglichkeiten, die dem Angstbetroffenen verschlossen bleibt. In ihrer Extremform entwickeln sich Angststörungen so weit, bis die Erkrankten ohne Begleitung vertrauter Personen ihr Zuhause nicht mehr verlassen. Eine schwere Angsterkrankung riss mich im Alter von 25 Jahren aus meiner fast noch jugendlichen Unbeschwertheit. Unberechenbare, quälende Angstanfälle schüttelten und lähmten mich fast zwei Jahrzehnte lang, bis ich die Ursachen der panischen Angst erkannte.
Kurzzeitbefristete Arbeitsverträge, Leistungsdruck, Konkurrenzkämpfe, Verleumdungen und Blockierungen kennzeichneten meine berufliche Laufbahn. Unter dem Druck äußerer Zwänge funktionierte ich als Jemand, der ich niemals jemals sein wollte. Parallel bauten sich gravierende Sorgen im privaten Umfeld auf.
Heftige Angstanfälle hinderten mich zuerst am selbständigen Autofahren und am Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel, um schließlich auch meine eigenständige Fortbewegung mit dem Fahrrad und zu Fuß zu blockieren. Die Unfähigkeit, allein zu sein und allein zu übernachten, umrahmte meine schreckliche Lebenssituation. Panische Angstgefühle stiegen auch aus dem Nichts heraus in mir auf. Hinzu kam das Unverständnis selbst mir nahestehender Menschen, die genau wie ich selbst von den Angstattacken überfordert wurden. Ärzte, Psychotherapeuten, Psychiater, Heilpraktiker halfen nicht und verschlimmerten meinen Zustand stattdessen noch weiter. Ich probierte pflanzliche und homöopathische Mittel und schließlich harte Medikamente, die mich in eine Abhängigkeit trieben, von welcher ich mich auf eigenständige Weise wieder befreite.
Letztendlich rettete mich meine Sehnsucht nach einem naturverbundenen Leben. Als ich begann, einen Garten zur Selbstversorgung zu bewirtschaften, erfuhr ich einen ersten tiefgreifenden Heilungsschritt sowohl in Hinsicht auf die quälenden Angstsymptome als auch auf ein jahrelang heftig wütendes Reizdarmsyndrom und ein fauliges Zahnfleisch. Als ich mich im Inneren vollständig von meinem bisherigen Berufsweg löste, verschwand die quälende Platzangst in vielen angstbesetzten Situationen nach kurzer Zeit. Der nächste Schritt betraf die intuitive Aufspürung und Lösung innerer Verkrampfungen und negativer familiärer Verstrickungen, wobei diese zum Teil noch aus einer pubertären Magersucht stammten. Mein Heilungsprozess geschah in Etappen und dauerte Jahre. Die gravierenden, umfassenden Angstsymptome heilten vollständig aus, ohne psychotherapeutische, medikamentöse oder anderweitige Hilfe.
In allgemeingültigen Ausführungen stelle ich aktuelles Grundwissen über Angsterkrankungen vor, widme mich den verschiedenen Therapieangeboten, den sanften unwirksamen und den wirksamen harten Medikamenten.
Aufgrund meiner Erfahrungen ordne ich das Auftreten von Angsterkrankungen einer zwanghaften und leistungsbetonten Lebensweise zu. Von mir selbst umgesetzte, als angstlösend empfundene Maßnahmen erfordern ein Innehalten, ein Hinterfragen der eigenen Lebenssituation und eine Hinwendung zu einem naturnäheren Lebensstil. Meine intuitiven Selbsthilfestrategien beinhalten sieben Heilungsansätze, welche ich aufliste als Vertrauen, Erspüren eigener Bedürfnisse, Freude, Ursachensuche, Naturbezug, Konfrontation, Ausüben sinnhafter erfüllender Tätigkeiten.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. März 2022
ISBN9783754186497
Als die Angst kam - als die Angst ging: Erfahrungsbericht einer Angststörung
Autor

Anne-Christine Schmidt

Die Autorin studierte Biologie und Chemie und arbeitete über fünfzehn Jahre in biochemischen, geologischen und analytischen Forschungslaboren. Nach ihrem Ausstieg aus dem wissenschaftlichen System beackert sie naturnahe Selbstversorgergärten, sanierte ein baufälliges Bauernhaus, absolvierte ein Studium zur Phytotherapie, führte Heilpflanzenführungen durch und widmete sich einer freiberuflichen Autorentätigkeit. Sie heilte sich selbst von einer zwei Jahrzehnte währenden schweren Angsterkrankung.

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    Buchvorschau

    Als die Angst kam - als die Angst ging - Anne-Christine Schmidt

    Einleitung

    Als die Angst kam – als die Angst ging

    Erfahrungsbericht einer Angststörung

    Angsterkrankungen nehmen in der Bevölkerung zu. Angsterkrankungen sind grausam. Wenn die Angst einen Menschen nicht loslässt und seine Lebensführung so weit beeinträchtigt, bis er ohne die Hilfe vertrauter Personen nicht mehr in der Lage ist, normale Anforderungen des täglichen Lebens zu bewältigen, dann leidet er an einer Angsterkrankung. Ich beschreibe die krankhafte Angst aus der Sicht einer Betroffenen: fast zwei Jahrzehnte lang plagten mich schwere Angstzustände einschließlich aller damit einhergehenden körperlichen Symptome wie Atemnot, Schwindel, nahende Ohnmacht, Zittern, Derealisationsempfinden. Eine starke Platzangst bis hin zum Weinkrampf befiel mich insbesondere auf Autofahrten, während mich eine bedrohliche Angst vor dem Umfallen und Kollabieren daran hinderte, mich ohne Begleitung anderer Personen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen. Viele Menschen in meiner Umgebung akzeptierten mein Leiden aufgrund seiner Symptomatik nicht als Krankheit, sondern sahen darin Willensschwäche, Persönlichkeitsschwäche, oder ein anderweitig selbstverschuldetes Übel. Die Angstzustände begannen mit dem Eintritt in eine von starken äußeren Zwängen beherrschte berufliche Laufbahn und verschwanden zunächst weitgehend mit der Beendigung dieser Tätigkeiten. Später flammten die Ängste im Zusammenhang mit andauernder Arbeitslosigkeit und dadurch bedingter sozialer Isolation wieder auf. Als Erbe einer misslungenen pubertären Entwicklung kämpfte ich des Weiteren mit den Folgen einer schweren Magersuchtsepisode. Sicherlich schwächte mich meine darauf zurückzuführende schlechte körperliche Verfassung im Umgang mit den harten Anforderungen des Arbeitsalltags. Neben einer stattlichen Anzahl aneinander gereihter, kurzzeitig befristeter Arbeitsverträge, in deren Rahmen ich einem gewaltigen Arbeitsdruck und einer ständig präsenten, konkreten Angst vor dem Ende des Beschäftigungsverhältnisses ausgesetzt war, zerstörten unerträgliche zwischenmenschliche Spannungen und Konkurrenzsituationen meine ohnehin bereits zermürbte Persönlichkeit. Eine zusätzliche Belastung, der ich in der Entstehungsphase meiner Angststörung ausgesetzt war, brachte eine schwierige Beziehung zu einem älteren, verheirateten Mann mit sich. Letztlich verpasste ich nicht nur die Phase der Pubertät, sondern auch auf ungewollte Weise die Stufe einer eigenen Familiengründung, weshalb mir auch dieser Entwicklungsschritt versagt blieb. Unfreiwillig blieb ich auf mich selbst und meinen Berufsweg fixiert, lebte außerhalb gewöhnlicher Bahnen und stand unter Dauerstress. Das zentrale Problem meiner Persönlichkeit bestand darin, dass ich nie erwachsen werden konnte: zuerst in meiner Herkunftsfamilie nicht, wo ich als pubertierende Jugendliche in eine lebensbedrohliche Magersucht schlitterte, später in meiner Partnerschaft nicht: ich blieb das selbstbewusstseinslose Kind auf halbe Lebenszeit.

    Das plötzliche Auftreten einer schweren Angststörung zu Beginn meiner Berufslaufbahn veränderte mein zuvor freies, ungezwungenes Leben, unterdrückte positive Eigenschaften meiner Persönlichkeit wie Unternehmensfreude, Hilfsbereitschaft, Eigenständigkeit und Freiheitsliebe und machte mich zu einem hilflosen, zittrigen Etwas. Die Angst beherrschte fortan mein Denken und meine Gefühlswelt; alles musste ich ihr unterordnen. Ich fand keinen willentlichen Zugang, der Angst gegenzusteuern, so sehr ich mich auch bemühte. Zur Entspannung von Körper und Geist empfohlene Übungen wie Yoga, Progressive Muskelentspannung und verschiedene Atemtechniken halfen nicht. Das Studium von Ratgeber- und Selbsthilfebüchern für Angsterkrankungen nützte nichts, die sich stets von Neuem aufbauende Angst einzudämmen. Eine Psychotherapie brach ich verzweifelt ab, weil sie meine Angstverkrampfung noch weiter verstärkte und meinen allgemeinen Zustand weiter verschlimmerte. Auch den Vorschlag eines Psychiaters hinsichtlich eines mehrwöchigen stationären Klinikaufenthaltes inklusive Therapieprogramm lehnte ich erschrocken ab. Schließlich sammelte ich eigene Erfahrungen bezüglich medikamentöser Behandlungen von Angsterkrankungen, wobei ich sowohl über Medikamentensucht als auch über eine mir eigenständig gelungene Absetzkur berichte.

    Die Angst ist das Anzeichen eines schweren allgemeinen Schwächezustandes des Nervensystems. Vor dem Ausbruch der Angststörung ohne Schwierigkeiten gemeisterte Angelegenheiten des Alltags werden nicht mehr ertragen. Meistens bezieht sich die Angst auf

    das Verlassen des Hauses ohne Begleitung, auf das Autofahren und das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, auf das Alleinsein, auf das Einkaufen in größeren Kaufhäusern und Einkaufsmärkten und allgemein auf das Besuchen von Örtlichkeiten oder Veranstaltungen, wo sich viele Menschen versammeln. Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen spielt ein dauerhaftes Zuwiderlaufen der ursprünglichen inneren Ausrichtung der Persönlichkeit mit den äußeren Bedingungen und die als aussichtslos empfundene Auslieferung gegenüber diesen von außen drückenden Zwängen eine entscheidende Rolle für die Entstehung einer Angsterkrankung sowie für deren Manifestation und Chronifizierung. Angststörungen entstehen nicht aus dem Nichts oder gar aus einer Willensschwäche heraus, sondern es gibt immer eine oder zumeist ein Zusammenspiel mehrerer auslösender Ursachen, die tief in das Unbewusste greifen.

    Ich beleuchte die verschiedenen, derzeit etablierten Behandlungsstrategien bei Angsterkrankungen und setze deren Konzept und Herangehensweise in Bezug zu meinen eigenen Erfahrungen, die Angst aufzulösen. Letztlich stelle ich anhand der Darstellung meiner eigenen „Angstgeschichte" Einflüsse und Umstände zur Diskussion, welche die Entstehung krankhafter Angst begünstigen können. Eine der wichtigen Botschaften, die ich anderen Angstbetroffenen und deren Umgebung mitteilen möchte, beinhaltet die Schuldfreiheit des Leidenden. Schließlich beschreibe ich meinen ganz persönlichen Ausweg als Anregung für andere von Angststörungen heimgesuchte Menschen, um Hoffnung auf Linderung und Heilung zu schenken, unabhängig von Medikamenten und Therapietorturen. Man braucht eine Vision, die einen fortträgt über die Mauer aus Angst, eine Begeisterung, die stärker ist als die Angst.

    I) ANGST

    Krankhafte Angst, deren Auftauchen, jahrzehntelanges Bestehen wie deren Verschwinden ist ein Mysterium. Krankhafte Angst ist ein sehr leidvolles Übel, das viele Lebensjahre raubt.

    Angstproblematiken gewinnen in der modernen Hochgeschwindigkeitsgesellschaft zunehmend an Bedeutung. „Angststörungen nehmen – vor allem in jüngeren Altersgruppen – zu." [1] Gegenwärtig leidet etwa jeder siebte Einwohner Europas unter Angstzuständen. Europaweit liegen Angststörungen mit 14 Prozent an der Spitze aller Stressbelastungen [2]. Allein in Deutschland leiden mehr als zwölf Millionen Menschen an einer diagnostizierten Angsterkrankung, über zwei Millionen davon werden von ständig wiederkehrenden Panikattacken geplagt [3].

    Die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD 10) listet für die Diagnose „Angst- und Panikstörung acht verschiedene Kategorien mit eigenen Diagnoseschlüsseln: Agoraphobie, soziale Phobien, spezifische (isolierte) Phobien, sonstige phobische Störungen, nicht näher bezeichnete phobische Störung, Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst), generalisierte Angststörung, Angst mit depressiver Störung gemischt. „Der Begriff `Angst` bedeutet ursprünglich etwas wie Beklemmung oder Beengung. Er ist verwandt mit dem lateinischen `angustus`, was übersetzt `eng` heißt. [4] Im Leben wie im eigenen Inneren ist es also eng geworden.

    Dabei sind Ängste etwas ganz Anderes als Angstzustände. Ängste hat jeder Mensch, besonders in schwierigen und belastenden Lebensphasen. „Angst und Furcht sind nicht per se als Zeichen einer psychischen Erkrankung anzusehen. Es gibt eine `vernünftige`, normale und angemessene Angst, die tief im Biologischen verankert ist. Angst und Furcht erfüllen ihre Funktion als Warnsignale, wobei sie angesichts drohender Gefahren Aufmerksamkeit und Handlungsfähigkeit erhöhen." [4] Es gibt auch einen Gegenpol zur pathologischen Angst, und zwar die pathologische Angstlosigkeit [4].

    Was aber ist nun eine Angsterkrankung? An dieser Stelle übernehme ich das Symptombild aus einem medizinischen Buch über Angsterkrankungen: „Die Patienten erleben eine Vielzahl körperlicher Beschwerden wie Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Brustschmerz oder Hitzewallungen. / Bei schweren Anfällen tritt die Furcht auf, während des Anfalls zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden. / Die Anfälle kommen oft spontan, d.h. für die Patienten unerwartet, wie `aus heiterem Himmel`. / Die Symptome entwickeln sich meist plötzlich, innerhalb weniger Minuten. / Es liegen keine organischen Gründe für die Beschwerden vor. [4] Im Lauf starker Angstanfälle flieht der Betroffene aus der bedrängenden Situation, oder er sucht Hilfe. Als Folge der bedrohlichen Symptome meidet der Angstpatient all diejenigen Situationen und Örtlichkeiten, in welchen seine Angstanfälle auftreten. Im schlimmsten Fall verlassen von einer Angstneurose betroffene Menschen ihre Wohnung nicht mehr ohne unterstützende Begleitung. Die Medizin diagnostiziert solche Verlaufsformen als „Panikstörung mit Agoraphobie [4]. Als Agoraphobie bezeichnet man die Angst vor eigentlich ungefährlichen Situationen und das daraus resultierende Vermeiden dieser angstbesetzten Situationen. Mediziner vermuten, dass ein agoraphobisches Verhalten dem Auftreten von Panikattacken folgt [1]. Die Abläufe während einer Panikattacke stellen eine natürliche Reaktion des Körpers auf eine wahrgenommene Bedrohung dar. Entsprechend mobilisiert der Körper viel Energie, um sich der Bedrohung entweder zu stellen oder zu flüchten (Kampf-/Fluchtreaktion). Allerdings ist die Wahrnehmung der Bedrohung aus dem Ruder gelaufen. „Gemeinsame Merkmale typischer `agoraphobischer` Situationen sind, dass die Patienten es als gefährlich oder peinlich empfinden, dort einen Panikanfall zu erleben, dass Hilfe nicht schnell verfügbar wäre oder dass man nicht leicht fliehen kann. [4] Als häufigste Situationen, welche Angstanfälle hervorrufen, lassen sich daher das Autofahren, das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, das Einkaufen in größeren Kaufhäusern, das Alleinsein in einer Wohnung sowie das Besuchen von Veranstaltungen mit großen Menschenmengen aufzählen. Agoraphobie ist eine furchtbar quälende und frustrierende psychische Störung. Sie „macht die Betroffenen mehr zu Gefangenen als zwei gebrochene Fußknöchel [5]. „Panische und agoraphobische Ängste gehören zu den häufigsten psychischen Störungen bei Frauen. Viele müssen bei ausgeprägter Agoraphobie ihren Beruf aufgeben. Einige sind derart beeinträchtigt in der Lebensführung, dass sie nicht mehr ohne Begleitung das Haus verlassen können." [1] Angststörungen führen oft zu depressiven Verstimmungen und beeinträchtigen die Betroffenen in ihrer Lebensführung schwer [1].

    Mediziner schätzen agoraphobische Ängste als hartnäckige psychische Störungen ein [1]. In den meisten Fällen nimmt die Panikstörung einen chronischen Verlauf. Ein Anteil von über 90% einer Gruppe von Patienten mit einer Panikstörung „erfüllte auch noch nach sieben Jahren die diagnostischen Kriterien für eine solche [4]. „Unbehandelte Angststörungen nehmen langfristig einen schlechteren Verlauf als schwere Depressionen. [1] Chronische Angststörungen vermindern die Lebenserwartung um vier Jahre, wobei dies demselben Effekt entspricht, der durch Brustkrebs verursacht wird [2].

    Das limbische System des Gehirns spielt eine herausragende Rolle bei der Entstehung und Ausformung von Angstgefühl [4]. Im limbischen System werden Gefühle verarbeitet. Spezielle bildgebende Verfahren zur Untersuchung der Gehirnaktivität stellen bei Panikpatienten häufig eine erhöhte Aktivität in den sogenannten Basalganglien dar. Die Basalganglien sind große Strukturen in der Mitte des Gehirns, die das tiefe limbische System umgeben. Dauerhafter Stress versetzt die Basalganglien in ständige Alarmbereitschaft. Durch Entspannung finden sie in ein gesundes, nicht mehr übererregtes Niveau zurück [6]. Anhand dieses Zusammenhangs erkennt man bereits die Ursachen für Angsterkrankungen: ununterbrochenen, massiven Stress oder ein gravierendes traumatisches Erlebnis oder eine Reihe belastender Ereignisse. Die Speicherung und ständige Neuaktivierung der Angst geschieht in einem Teil des limbischen Systems, welcher den Namen Mandelkern (Amygdala) trägt. Der Mandelkern fungiert als Gefahrenmelder angesichts bedrohlicher Situationen und leitet die Stressreaktion des Organismus über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse ein, was über die Ausschüttung von Stresshormonen zur Freisetzung aller körperlichen Energiereserven führt [2]. Er befindet sich im Hirnstamm an der Unterseite des Hippocampus. Der Hirnstamm steuert unbewusste, vegetative Körpervorgänge. Das Zwischenhirn, welches sich zwischen Stamm- und Großhirn befindet, steuert den Hormonhaushalt.

    Die biologische Aufgabe panikartiger Angst besteht darin, den Körper auf Höchstleistung zu trimmen [1]. „Panikattacken sind höchst dramatisch verlaufende Alarmreaktionen auf Stress. [1] Im Fall einer Alarmreaktion agieren die für die Verarbeitung von Gefühlen zuständigen Gehirnregionen des Hypothalamus und des limbischen Systems als „oberste Schaltstellen. Sie veranlassen über eine Hormonkaskade die Ausschüttung von sogenannten Stresshormonen, vor allem von Adrenalin, daneben auch von Noradrenalin und Kortisol [1]. Das Nebennierenmark setzt Adrenalin und Noradrenalin frei, während die Nebennierenrinde Kortisol in die Blutbahn schleust [2]. Diese Hormone bewirken, dass sich die Blutgefäße verengen, das Herz das Blut stärker pumpt, die Atmung schneller abläuft, die Muskeln sich anspannen und die Leber Glukose freisetzt, damit der Körper Höchstleistungen vollbringen kann, um der drohenden Gefahr entweder blitzschnell auszuweichen oder mit aller Kraft gegen sie zu kämpfen. Problematisch wird das Ganze angesichts dauerhaft wirkender Gefahren, gegen die man weder kämpfen kann noch vor denen man blitzschnell fliehen kann.

    Auf physiologischer Ebene lässt sich sagen: „Alles, was zu einem drastischen Anstieg des Adrenalinspiegels im Blut führt, kann eine Panikattacke auslösen."[5] Dauerhafte Angsterkrankungen manifestieren sich zudem in einer Störung des chemischen Gleichgewichts von Neurotransmittern im Gehirn, wobei vor allem den Botenstoffen Serotonin, Noradrenalin und Gamma-Aminobuttersäure eine ausschlaggebende Rolle zufällt.

    Einen ergänzenden Blickwinkel auf die Manifestierung von Angststörungen gewinnt man mit Hilfe der aus dem fernöstlichen Raum stammenden Lehre des Jin-Shin-Jyutsu, die im Körper befindliche Energiezentren und –ströme in den Mittelpunkt ihres Heilungsansatzes stellt. Gemäß dieser Anschauungsweise ist Angst ein Gefühl der 4. Tiefe. Die 4. Tiefe repräsentiert den Übergang zwischen stofflichem und energetischem Körper. Angst blockiert die Energiezufuhr aus dem Kosmos [7]. Daher staut sich die stetig zufließende kosmische Energie am Übertritt vom energetischen zum stofflichen Körper, was Panikgefühle verursacht.

    „Die Panikstörung ist eine häufige und meist chronische psychische Störung, die für die Patienten sehr belastend ist und hohe Kosten im Gesundheitswesen verursacht. Daher besteht ein dringender Bedarf, die Ursachen der Panikstörung zu klären und nach Behandlungsmöglichkeiten zu suchen." [4] Hierzu sollen meine Ausführungen einen Beitrag leisten.

    II) Die Erwägung von Kindheit und Jugendzeit als Ursprung einer späteren Angststörung

    Da oftmals auch Entwicklungen während Kindheit und Jugend als Ursachen später auftretender psychischer Störungen in Betracht gezogen werden, möchte ich zu Beginn diesen Lebensabschnitt unter dem Aspekt der Angst betrachten. In meiner Herkunftsfamilie traten keine solchen Angstzustände auf, wie ich sie als junge Erwachsene durchlitt. Eine Rückführung der Neigung zu Angstanfällen auf genetische Faktoren entbehrt eines empirischen Nachweises, wobei ein biologischer Ansatz zudem in medizinischen Studien widerlegt worden ist [4]. Ein genetisches Risiko, an einer Angstneurose zu erkranken, existiert demnach nicht oder nur bedingt.

    Meine Mutter beschrieb mich als ungewöhnlich waches, bewegliches Kleinkind. Wenn alle anderen Babys im Warteraum der Mütterberatung schliefen, krabbelte ich als Einzige herum. Im Kinderwagen rappelte ich mich in eine Stehposition, um meine Umgebung zu bestaunen, statt brav zu liegen und zu schlafen. Ich war gar kein ängstliches Kind, nach eigener Erinnerung nicht und auch nicht nach den Erinnerungen meiner Eltern: ich kletterte auf Bäume, streunte mit anderen Kindern den ganzen Tag draußen herum. Wir bauten Buden an einem einsamen Bahndamm, fuhren

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