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Sinn gesucht - Gott erfahren KIDS: Erlebnispädagogik im christlichen Kontext der Arbeit mit Kindern von 8 bis 12Jahren
Sinn gesucht - Gott erfahren KIDS: Erlebnispädagogik im christlichen Kontext der Arbeit mit Kindern von 8 bis 12Jahren
Sinn gesucht - Gott erfahren KIDS: Erlebnispädagogik im christlichen Kontext der Arbeit mit Kindern von 8 bis 12Jahren
eBook381 Seiten3 Stunden

Sinn gesucht - Gott erfahren KIDS: Erlebnispädagogik im christlichen Kontext der Arbeit mit Kindern von 8 bis 12Jahren

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Über dieses E-Book

"Sinn gesucht - Gott erfahren KIDS" nimmt erstmals das Potenzial einer kindgerecht gestalteten Erlebnispädagogik für die Arbeit mit Kindern von 8 bis 12 Jahren im christlichen Kontext in den Blick.

Es gibt eine Einführung in das Thema sowie 38 in der Praxis erprobte Übungen. Beides schafft die Basis für neue Berührungspunkte zwischen Kindern und christlichen Inhalten. Neben Einzelübungen gibt es Reihen zu Josef, Psalmversen und Naturerlebnissen.

"Sinn gesucht - Gott erfahren KIDS" eignet sich für die unterschiedlichen Kontexte und Formate in der Arbeit mit Kindern: von Kinderkirche über Jungschar und Freizeit bis Religionsunterricht. Fachleute aus diesen Kontexten haben die Übungen entwickelt.

Entstanden ist ein inspirierendes Praxisbuch. Es richtet sich an alle, die Erlebnispädagogik als handlungsorientierten Ansatz und qualitative Methode der Verkündigung in der Arbeit mit Kindern einsetzen wollen.
SpracheDeutsch
Herausgeberbuchmusik
Erscheinungsdatum29. März 2022
ISBN9783866873186
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    Buchvorschau

    Sinn gesucht - Gott erfahren KIDS - buchmusik

    Welt der Kinder heute: Wie Kinder in Deutschland aufwachsen

    In der Beschäftigung mit Kindern ist es wichtig, einiges über ihre Lebenswelt zu wissen. Wie wachsen Kinder in Deutschland auf? Was bewegt sie? In welchen Lebensräumen bewegen sie sich und was spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle? All diese Themen spielen in die erlebnispädagogischen Übungen, insbesondere in ihre Reflexion und Auswertung, mit hinein.

    Familie

    Nichts ist im Leben von Kindern so wichtig wie ihre Kernfamilie. Sie zieht sich bei Kindern durch alle Lebensbereiche. Eltern sind nach wie vor die wichtigsten Bezugspersonen der Kinder.¹ Je kleiner Kinder sind, desto mehr Zeit verbringen sie in ihrer Familie. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zeit, die Kinder mit ihrer Kernfamilie verbringen, ab. Sie orientieren sich dann verstärkt auch an Menschen außerhalb ihres engeren familiären Umfelds.

    Dabei hat sich Familie in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Hier geht es vor allem um die Frage, welche Form des Zusammenlebens als Familie gezählt wird. Neben der etablierten Vater-Mutter-Kinder-Familie innerhalb einer Ehe, die auch heute noch den Großteil der Formen des Zusammenlebens in Deutschland ausmacht (70%)², sind eine Vielzahl anderer Formen entstanden. Dazu gehören Alleinerziehende, Paarbeziehungen außerhalb einer Ehe, gleichgeschlechtliche Beziehungen und Patchworkfamilien in vielen Varianten. Darum ist es wichtig, beim Begriff „Familie" nicht direkt an eine Ehegemeinschaft mit Kindern zu denken, sondern an eine Vielfalt unterschiedlicher (familialer) Lebensformen, die jede für sich eine gewisse soziale Legitimität beansprucht.

    Familie heute heißt auch, dass häufig beide Elternteile erwerbstätig sind, was in 68% der Familien in Deutschland der Fall ist. Dabei arbeitet in den meisten Fällen die Mutter in Teil- und der Vater in Vollzeit. Die meisten Kinder in Deutschland wachsen mit Geschwistern auf, lediglich jedes vierte Kind hat keine Geschwister. Die Wichtigkeit von Geschwisterbeziehungen für Kinder ist hier zu betonen: Beziehungen unter Geschwistern halten am längsten und gehören zu den intensivsten. Mit Geschwistern haben Kinder wichtige Mitstreiterinnen und Mitstreiter, Vertrauenspersonen, Rivalinnen und Rivalen, Hilfe und Vorbilder in einem. Auseinandersetzungen unter Geschwistern sind elementare Übungsfelder für den Umgang mit Konflikten.³

    Weitere wichtige Bezugspersonen neben den Eltern und Geschwistern sind die Großeltern, da diese oft Ansprechpersonen für Fragen und Probleme sind, die Kinder zwar mit einer Vertrauensperson, nicht aber mit den Eltern besprechen wollen.

    Auch der Umgang innerhalb der Familien hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt: Eltern sind heute nicht nur Autoritätspersonen, sondern auch Partnerin und Partner der Kinder. Familien tauschen Erfahrungen aus, suchen Lösungen für Probleme gemeinsam und treffen Entscheidungen zusammen. So hat sich das Familienkonzept von einer „Vorgabefamilie zu einer „Verhandlungsfamilie gewandelt.⁵ Die Kinder unserer Gesellschaft sind es gewohnt, Entscheidungen mitzutragen und ihre Meinung kundzutun.

    Freundinnen und Freunde

    Neben den Eltern und Großeltern sind besonders Gleichaltrige wichtige Bezugspersonen für Kinder. Freundinnen und Freunde zu haben, ist nicht nur den Kindern selbst wichtig, sondern auch aus entwicklungspsychologischer Sicht elementar: Mit Freundinnen und Freunden redet man anders, lernt Konfliktfähigkeit, hat ein ebenbürtiges Gegenüber mit ähnlichen Interessen und lernt, Beziehungen aufzubauen und diese zu halten. Für Kinder in unserer Gesellschaft spielen Freundinnen und Freunde eine große Rolle: Weit über die Hälfte der 6- bis 11-Jährigen geben an, sechs bis zehn Freundinnen/Freunde zu haben,⁶ die sie auch gern und häufig treffen.⁷ Dabei ist interessant zu beobachten, dass bereits 20% der Kinder dieser Altersgruppe ihre Freundinnen und Freunde mehrmals in der Woche auch online treffen, Trend steigend.⁸ Dies heißt aber nicht, dass Kinder ihre Freundinnen und Freunde nicht mehr im realen Leben treffen; vielmehr ergänzen sich beide Varianten der Freundschaftspflege. Dass die Digitalisierung selbst vor Kindern nicht haltmacht und dies nicht nur negativ zu sehen ist, hat sich spätestens in den Pandemiejahren 2020/21 gezeigt: Wenn Homeschooling die Regel ist und Kontakte möglichst strikt beschränkt werden sollen, kann sich jedes Kind glücklich schätzen, wenn es die Möglichkeiten und Fähigkeiten hat, auf digitalem Wege zu kommunizieren. Wobei in dieser Zeit auch deutlich wurde, dass Kinder reale Treffen mit Freundinnen und Freunden nicht weniger schätzen und wahrnehmen, wenn sie die Wahl haben, sondern vielmehr froh sind, wenn ihnen beide Möglichkeiten offenstehen.

    Mit ihren Freundinnen und Freunden entdecken Kinder spielerisch die Welt und tauschen sich mit zunehmendem Alter mehr und mehr über existenzielle Fragen aus. Kindergruppen sind meist geschlechtshomogen, was sich mit dem Übergang ins Jugendalter ändert. Es gibt verschiedene Orte, an denen Freundschaften zwischen Kindern entstehen können. Bildungsinstitutionen spielen dabei eine wichtige Rolle.

    Schule

    Die Schule ist der Hauptaufenthaltsort von Kindern, gleich nach ihrer Kernfamilie. Außerhalb der Familie bestimmt die Schule das Leben der Kinder wesentlich. Freundschaften werden geknüpft und gepflegt, Beziehungen zu anderen Kindern entstehen und werden immer wichtiger. Schule ist mehr als nur ein Ort der Bildung, denn Kinder lernen hier Sozialverhalten im Umgang mit Gleichaltrigen und das Auftreten gegenüber Autoritätspersonen. Kinder lernen, wie man sich in einer Gruppe verhält, und das besonders auch im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel, wie etwa den Abschluss eines Schuljahres. Auch Freizeitaktivitäten in Gruppen fördern Grundlagen für ein soziales Miteinander. Die Erlebnispädagogik kann einen wichtigen Beitrag für ein gutes Gruppengefüge leisten.

    Die Schule hat gesellschaftlich gesehen einen hohen Stellenwert. Kindern wird früh nahegelegt, einen hohen Bildungsabschluss, inklusive Studium, anzustreben. Das Ziel von Schule ist es, Kinder an vielen Stellen zu fördern und zu fordern, was schon in der Grundschule beginnen kann. Deshalb ist es wichtig, in der Freizeitgestaltung mit Kindern immer auch die Schule im Blick zu haben. Wenn Kinder schulisch voll beschäftigt sind, bleibt wenig Zeit und Geduld für ein (über-)forderndes Programm in der Freizeit. Erlebnispädagogische Übungen sollten entsprechend gewählt werden.

    Gesellschaft

    Betrachtet man die Gesellschaft Deutschlands, fällt eines besonders auf: Kinder machen im Vergleich zu den Erwachsenen verschiedener Altersgruppen nur einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung aus. 2016 gehörten zur Gruppe der 6- bis 17-Jährigen nur knapp 11% der Gesamtbevölkerung. Wie alles, von dem es nur wenig gibt, sind auch Kinder heiß begehrt: Alle wollen sie haben. Musikverein, Sportgruppe, Kirche – sie alle werben um Kinder.⁹ Kinder haben in unserer Gesellschaft damit einen großen Wert und viele Wahlmöglichkeiten – vorausgesetzt, sie gehören zu den Kindern, deren Familien sich all diese Freizeitbeschäftigungen leisten können.

    Leider wachsen in Deutschland rund 20% der Kinder in Armut auf¹⁰ und sind damit in quasi allen Lebensbereichen benachteiligt, wobei Kinder sowohl die Armut als auch die damit einhergehende Benachteiligung spüren.¹¹ Dabei ist zu beachten, dass man hier von relativer Armut spricht. Diese schließt im Gegensatz zur absoluten Armut auch mangelnde Teilhabemöglichkeiten (Sportverein usw.) ein. Zwar besuchen auch arme Kinder die Schule, haben dabei aber meist weniger Unterstützung, weniger Selbstvertrauen in ihre Leistung und weniger Bildungsaspiration. Das heißt, sie wissen meist schon sehr früh ganz genau, dass ihre Chancen schlechter stehen als die anderer Kinder und streben gar nicht erst einen hohen Bildungsabschluss (wie z. B. das Abitur) an.

    Auch in ihren Freizeitaktivitäten sind Kinder mit konkretem Armutserleben eingeschränkter. Oft fehlt einfach das Geld für Musikunterricht, Vereinsmitgliedschaften und die entsprechende Ausrüstung für diverse Hobbies. Kinder, die in Armut aufwachsen, wissen das. Sie fühlen sich ausgegrenzt und benachteiligt. Wichtig ist es daher, gerade sozial benachteiligte Kinder mit unseren Angeboten im Blick zu haben und allen Kindern eine Teilnahme zu ermöglichen.

    Lea-Manon Burrer

    1 Vgl. Corsa, Mike / Freitag, Michael (Hg.): #immerandersweiter. Bericht über die Lage der jungen Generation und die evangelische Kinder- und Jugendarbeit 2018, Arbeitsgemeinschaft d. Ev. Jugend, Hannover 2018, S. 26.

    2 Vgl. www.worldvision.de/sites/worldvision.de/files/pdf/World-Vision-Zusammenfassung-vierte-Kinderstudie.pdf, S. 1.

    3 Vgl. Corsa/Freitag: #immerandersweiter, S. 29.

    4 Vgl. Corsa/Freitag: #immerandersweiter, S. 29.

    5 Vgl. Corsa/Freitag: #immerandersweiter, S. 31.

    6 Vgl. Corsa/Freitag: #immerandersweiter, S. 32.

    7 Vgl. www.worldvision.de/sites/worldvision.de/files/pdf/World-Vision-Zusammenfassung-vierte-Kinderstudie.pdf, S. 2

    8 Vgl. www.worldvision.de/sites/worldvision.de/files/pdf/World-Vision-Zusammenfassung-vierte-Kinderstudie.pdf, S. 8

    9 Vgl. www.worldvision.de/sites/worldvision.de/files/pdf/World-Vision-Zusammenfassung-vierte-Kinderstudie.pdf, S. 14.

    10 Nach Definition des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales gilt in Deutschland als armutsgefährdet, wer weniger als 60% des Medians des Nettoequivalenzeinkommens zur Verfügung hat. Vgl. dazu auch: www.armuts-und-reichtumsbericht.de/DE/Indikatoren/Armut/Armutsrisikoquote/A01-Indikator-Armutsrisikoquote.html;jsessionid=3F6B360C1082C33E90E46484D5BAE4E9.

    11 Vgl. www.worldvision.de/sites/worldvision.de/files/pdf/World-Vision-Zusammenfassung-vierte-Kinderstudie.pdf, S. 12 und Corsa/Freitag: #immerandersweiter, S. 29.

    Konsequenzen daraus für die Arbeit mit Kindern: Was Kinder brauchen

    Kinder bewegen sich heute in einer Welt, in der viele unterschiedliche Anforderungen auf sie zukommen. Sie sind schon früh einem Leistungsdruck ausgesetzt und müssen in vielen Situationen „funktionieren". Dabei sind Kinder eigenständige Persönlichkeiten, die wir in ihrer Entwicklung und ihrem Denken ernst nehmen müssen. Um Angebote zu schaffen, in denen Kinder sich entfalten können, müssen wir uns auf Augenhöhe mit ihnen begeben. Nur so können wir ihre Bedürfnisse und Interessen wahrnehmen und in der Programm- und Gruppengestaltung berücksichtigen. Im Folgenden betrachten wir vier wichtige Grundbedürfnisse von Kindern näher.

    Beziehungen

    Wie die COPSY-Studie (Corona und Psyche) aus dem Jahr 2020 eindrucksvoll belegt, sind soziale Kontakte für Kinder von großer Bedeutung. Im Miteinander lernen sie die grundlegenden Regeln des Zusammenlebens. Sie machen Erfahrungen mit Nähe und Distanz und lernen die eigenen und die Grenzen anderer kennen. Im Miteinander lernen sie Vertrauen und Misstrauen und bauen Bindungen auf, die sich nicht aus Verwandtschaftsverhältnissen natürlich ergeben. Wie im Kapitel „Welt der Kinder heute: Wie Kinder in Deutschland aufwachsen" erwähnt, sind die Beziehungen eines Kindes in den ersten Lebensjahren stark vom familiären Umfeld geprägt. Im Grundschulalter werden Gleichaltrige zu immer wichtigeren Bezugspersonen. Hier kommt unsere Arbeit mit Kindern ins Spiel.

    Wie schon beschrieben, ist die Schule ein wichtiger Ort für Kinder, um soziale Kontakte zu knüpfen. An Bedeutung gewinnen zunehmend außerschulische Aktivitäten, bei denen Gleichaltrige getroffen werden können. Wenn wir auf unsere Angebote in Gemeinden und anderen kirchlichen Institutionen für Kinder schauen, dann wird deutlich, dass sie in erster Linie auf Beziehungen ausgelegt sind: Beziehungen zwischen den Kindern, aber auch Beziehungen zwischen Mitarbeitenden und Kindern. Damit greifen sie ein elementares Bedürfnis der Kinder auf, das Bedürfnis nach verlässlichen Beziehungen. Beziehungen, die tragfähig sind, Belastungen aushalten und ein unbeschwertes Zusammenleben ermöglichen, sind wichtig, damit Kinder ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln können.

    Unsere Angebote für Kinder werden klassischerweise in Gruppenstrukturen angeboten. Kinder und Mitarbeitende treffen sich regelmäßig, z. B. wöchentlich, in einer festen und relativ verbindlichen Gruppe. Das meistverbreitete Modell für die Arbeit mit Kindern in Kirchen und Jugendverbänden ist die Jungschargruppe. Da Gruppenarbeit auf Dauer ausgelegt ist, bietet sie den idealen Rahmen, damit sich Kinder in Beziehungen ausprobieren können. Das können sie zwar auch im schulischen Kontext, doch gibt es zwei signifikante Unterschiede: In unseren Gruppenangeboten treffen Kinder mit Gleichaltrigen in einem Kontext zusammen, der auf Freiwilligkeit beruht. Inhalte und Angebote sind grundsätzlich frei von Zwang und Leistungsdruck. Das ermöglicht es den Kindern, sich auszuprobieren und in ungezwungenem Umfeld die eigenen Vorlieben, Gaben, Talente, Schwächen und Grenzen zu entdecken.

    Um Kindern das Erlernen sozialer Kompetenzen, die die Basis für jede Beziehung bilden, zu erleichtern, sind wir Mitarbeitenden gefordert. Kinder, die unsere Angebote besuchen, stammen aus den unterschiedlichsten Verhältnissen. Ein großer Teil entstammt der Mittelschicht, lebt in gesicherten finanziellen Verhältnissen und wächst in einem liebevollen Umfeld auf. Aber auch Kinder aus schwierigen, benachteiligten und aus prekären Verhältnissen besuchen unsere Gruppenangebote. Wir wollen alle angemessen begleiten und ihnen die Chancen geben, die sie brauchen. Deshalb müssen wir in der Programmgestaltung auf Vielfalt und Abwechslung setzen und die Kinder immer wieder herausfordern. So dürfen sie z. B. einmal frei entscheiden, mit wem sie das Spiel oder die Aufgabe zusammen machen, mal werden sie von uns Mitarbeitenden eingeteilt und müssen sich mit ihren Teammitgliedern arrangieren. Die Kinder verbessern dadurch nicht nur ihre sozialen Kompetenzen, sondern können herausfinden, mit welchem Kind sie sich so gut verstehen, dass eine Freundschaft daraus entstehen kann.

    Hier liegt eine weitere große Chance, denn Freundschaften, die in unseren Gruppen geschlossen werden, bauen auf Vertrauen. Dazu kommt die Komponente, die Menschen zusammenschweißt: gemeinsam Erlebtes. In gemeinsam Erlebtem gründet sich ein Wir-Gefühl. Dieses Gefühl steht für eine gemeinsame Gruppenidentität. Die Kinder fühlen sich zusammen- und zugehörig. Untereinander verbindet sie das gemeinsame Interesse an der Gruppe und dem Gruppenprogramm. Durch dieses vertrauensvolle Miteinander und die gemeinsamen Aktionen können Kinder zu selbstbewussten Persönlichkeiten heranwachsen. Was in der Familie mit der Kernfamilie beginnt, wird in unseren Gruppen weitergeführt (s. auch Kap. „Welt der Kinder heute: Wie Kinder in Deutschland aufwachsen").

    Denn natürlich kommt es im Miteinander auch immer wieder zu Konfliktsituationen. Konflikte sind für den Erwerb sozialer Kompetenzen wichtig. In Auseinandersetzungen erleben Kinder, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Sie lernen, Kompromisse einzugehen, und schulen ihre Empathie. Werden sie in diesen Situationen pädagogisch begleitet, lernen sie, herausfordernde Situationen selbst zu lösen. Auch die eigene Kritikfähigkeit steigt. Diese Lernprozesse brauchen Zeit und Gelegenheit, um ausprobiert werden zu können. Gerade erlebnispädagogische Inhalte können diese Fähigkeiten in spielerischem Rahmen fördern: eine Aufgabe oder Herausforderung, die gemeinsam gelöst werden muss, anschließend ein Reflexionsprozess, der den Kindern helfen soll, das eben Erlernte zu festigen. Da es während der Übungen immer wieder zu Unstimmigkeiten kommen kann, werden in den anschließenden Gesprächen diese Situationen besprochen und reflektiert. Erlebnispädagogik kann somit einen wichtigen Beitrag zum Erlernen sozialer Kompetenzen beitragen.

    Vorbilder

    Nicht nur Freundinnen und Freunde sind für Kinder von großer Bedeutung, sondern auch Menschen, die sie sich zum Vorbild nehmen können. Kinder brauchen Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Sie finden diese Vorbilder überall in ihrem Umfeld: Sind es zuerst wieder die Mitglieder der eigenen Familie, deren Verhalten und Meinungen nachgeahmt und übernommen werden, wenden sich Kinder im Älterwerden dann anderen Personen zu.

    Vorbilder können neben der Familie Lehrerinnen/Lehrer, Freundinnen/Freunde, Trainerinnen/Trainer, Berühmtheiten oder wir Mitarbeitende sein. Das stellt uns in eine besondere Verantwortung. Die Kinder verbringen viel Zeit mit uns. Dabei beobachten sie unser Verhalten und prüfen es auf Authentizität. Sie merken, wenn wir leere Drohungen aussprechen, die ohne Konsequenzen bleiben, oder wenn wir uns selbst nicht an die eingeforderten Werte halten. Deshalb müssen wir uns klar darüber sein, dass unsere Rolle als Vorbild verschiedene Aspekte beinhaltet.

    Mitarbeitende sind Wertevermittlerinnen und Wertevermittler. Unser Zusammenleben richtet sich nach gemeinsamen Werten, die in Regeln und Verhaltensweisen ihren Ausdruck finden. Oft werden zu Beginn einer (neuen) Gruppenphase gemeinsame Regeln aufgestellt, die Ausdruck der Werte innerhalb der Gruppe sind. So ist die Regel „Wir sind pünktlich Ausdruck der Werte Rücksicht und Zuverlässigkeit. Die Regel „Wir benutzen keine Schimpfwörter weist auf Wertschätzung und Respekt hin. Haben wir solche Regeln in unserer Gruppe, sind auch wir Mitarbeitende in der Verantwortung, diese umzusetzen. Wir können kaum von den Kindern fordern, pünktlich zu sein, wenn es Mitarbeitende gibt, die ständig zu spät kommen. Kinder merken, wenn Aussagen und Verhalten nicht miteinander übereinstimmen.

    Ein weiterer Aspekt in unserer Vorbildfunktion ist der der Orientierung. Die Welt der Kinder wird immer komplexer. Unsere Welt wandelt sich so schnell wie noch nie. War es Anfang der 2000er Jahre kaum möglich, gleichzeitig zu telefonieren und das Internet zu nutzen, haben mittlerweile alle ein Gerät in der Hosentasche, das ohne Probleme beides kann. Was heute noch galt, ist morgen schon überholt. Oft fällt es Erwachsenen schon schwer, hier den Überblick zu behalten. Wie soll es da Kindern gelingen? Aus diesem Grund ist es wichtig, dass es Personen gibt, an denen sich Kinder orientieren können. Hier kommen wir ins Spiel. Natürlich haben wir auch nicht auf alle Fragen eine Antwort. Es reicht aber schon, wenn wir offen und ehrlich mit den Kindern über ihre Fragen und Anliegen ins Gespräch gehen. Eine Meinung müssen sie sich selbst bilden. Trotzdem sollten wir unsere Rolle nicht unterschätzen. In den Angeboten der Kirchen und Jugendverbände spielen Fragen des täglichen Lebens eine große Rolle. Die Kinder- und Jugendarbeit möchte ja nämlich genau das anbieten: Orientierung. Angelehnt an die Hoffnung, die alle Christinnen und Christen in Jesus Christus finden, soll auch Kindern das Angebot gemacht werden, mit Jesus durchs Leben zu gehen. Wenn wir Mitarbeitenden uns bewusst sind, was wir selbst glauben, wovon wir überzeugt sind und wo wir Zweifel und Fragen haben, können wir Kindern Orientierungspersonen sein. Durch Gespräche und Impulse kann sich das Kind mit seiner eigenen Weltsicht und der der Mitarbeitenden auseinandersetzen. Wir begleiten die Kinder auf ihrem Weg. Wir stecken den Rahmen, in dem die Kinder auf Entdeckungsreise gehen können.

    Mitarbeitende sind auch Vertrauenspersonen für die Kinder. Beziehungen, die verlässlich und langfristig sind, werden immer weniger. Durch die Regelmäßigkeit unserer Angebote haben Kinder Zeit, Vertrauen aufzubauen. Sie finden in uns Mitarbeitenden Personen, die sich für sie interessieren, die ein offenes Ohr für ihre Probleme und Schwierigkeiten haben. Aus dieser Akzeptanz ihrer Person heraus ergibt sich ein vertrauensvolles Miteinander.

    Als letzten Aspekt greifen wir die Vorbildfunktion im Glauben auf, die uns Mitarbeitenden zufällt. Glaube und Religion sind sehr abstrakte Themen. Sie handeln von einem Wesen, das niemand sehen oder anfassen kann. Die Zugänge zum Glauben sind so unterschiedlich wie wir Menschen. Damit Kinder Gott und Jesus (be-)greifen können, orientieren sie sich an uns Mitarbeitenden. Wir sind gefragt, nicht nur unterschiedliche Methoden des Glaubenslebens anzubieten, sondern selbst Glaubensthemen umzusetzen und zu leben.

    Experimentierräume

    Eine Stärke in unseren außerschulischen Angeboten liegt in ihrem großen Gestaltungsspielraum. Unser Programm kann vielfältig sein. Unsere Gruppenstunden bieten viel Raum, damit sich Kinder weiterentwickeln können. Wichtigstes Tool sind Experimentierräume. Experimentierräume sind Orte, an denen Kinder die Möglichkeit haben, etwas Neues auszuprobieren. Dabei ist entscheidend, dass Kindern nicht alles vorgegeben wird, was sie ausprobieren können. Ihnen wird Freiraum gelassen. So lernen sie, selbst Entscheidungen zu treffen und sich mit wenigen Hilfsmitteln auf kreative und individuelle Art zu beschäftigen und Neues zu entdecken.

    Dabei gehen wir davon aus, dass jedes Kind eine sogenannte Komfortzone hat. Das ist der Bereich, den es kennt und in dem es sich sicher fühlt. Jenseits dieser Komfortzone gibt es die Risikozone, in der das Kind leicht überfordert wird. Experimentierräume versuchen nun, aus der Komfortzone zu

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