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Tameriq - Wächter des Totenbuchs
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eBook222 Seiten3 Stunden

Tameriq - Wächter des Totenbuchs

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Über dieses E-Book

Tameriq – Wächter des Totenbuches

Abenteuer-Roman von Margret Schwekendiek

Der Umfang dieses Buchs entspricht 216 Taschenbuchseiten.

Dies ist die Geschichte von Tameriq, dem Kuschiter, Ratgeber des Pharao und Aufseher über die Gesetze. Tameriqs Volk wurde von den Ägyptern fast vollständig vernichtet und doch hat das Schicksal ihn dazu ausersehen, eine bedeutende Rolle im Leben von Ramses II. zu spielen, anstatt geopfert zu werden. Tameriq soll den Mord am Hohepriester lösen. Doch dafür wird er einen furchtbaren Preis zahlen müssen...
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum7. Nov. 2021
ISBN9783956176708
Tameriq - Wächter des Totenbuchs

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    Buchvorschau

    Tameriq - Wächter des Totenbuchs - Margret Schwekendiek

    Tameriq – Wächter des Totenbuches

    Abenteuer-Roman von Margret Schwekendiek

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 216 Taschenbuchseiten.

    Dies ist die Geschichte von Tameriq, dem Kuschiter,  Ratgeber des Pharao und Aufseher über die Gesetze. Tameriqs Volk wurde von den Ägyptern fast vollständig vernichtet und doch hat das Schicksal ihn dazu  ausersehen,  eine bedeutende Rolle im Leben von Ramses II. zu spielen, anstatt geopfert zu werden. Tameriq soll den Mord am Hohepriester lösen. Doch dafür wird er einen furchtbaren Preis zahlen müssen...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Prolog

    19 . Epiphi – 12. Schemu III im Jahre 1 des neuen Zeitalters Ramses II

    (19. Mai 1279 v. Chr.)

    Da oben steht er, Ramesisumeriamun Sessu User-Maat-Re-setep-en-Re Ka-nechet-meri-maat Wer-schefit-mek-kemet Aa-chepesch-meri-taui, im allgemeinen jedoch nur Ramses II. genannt, Pharao beider Ägypten - mein Freund, wenn man überhaupt sagen kann, dass jemand wie ich mit dem allmächtigen Pharao befreundet sein kann.

    Neben ihm steht Nefertari die Schöne, seine Hauptfrau, die Große Gemahlin. Die Sonne glänzt kaum heller als das Gold des Wesech, dem traditionellen Schmuckkragen, der auf dem nackten Brustkorb von Ramses liegt. Mit unbewegter Miene läßt er zu, dass man die Doppelkrone auf seinen Kopf setzt, der traditionelle Bart wird an seinem Kinn befestigt, und in der linken Hand hält er die Geißel, die Nechacha; die Rechte umschließt das Sekhem, das Königsszepter. Die Uräusschlange auf der Doppelkrone wirkt so lebendig, dass man sie für dressiert halten könnte.

    Die große Halle im Palast von Pi-Ramesse, nach dem Willen des Ramses die neue Hauptsstadt von Ägypten, ist bis zum Bersten mit Menschen gefüllt; jeder will dabei sein, wenn Ramses so überraschend schnell nach seinem Vater, der kaum zwei Jahre regiert hatte, den Thron besteigt. Neben den zahllosen Ehefrauen, von denen er vielleicht fünfzig in seinen Gemächern beglückt hat, sind natürlich auch sämtliche Hohepriester der zahlreichen Götter anwesend, dazu die hochrangigen Beamten mit ihren Familien und unzählige Abgesandte aus den angrenzenden Ländern, mit denen die Ägypter gerade nicht im Krieg liegen. Es grenzt an ein Wunder, dass jemand wie ich ebenfalls dieser Zeremonie beiwohnen darf.

    Warum? Nun, ich bin ein Kuschiter, jemand aus dem Volk, das von Ramses Vater, Sethos I., in einem gnadenlosen Kampf fast völlig vernichtet wurde. Jemand aus dem Land, das auch Nubien genannt wird, weil es dort Nub, Gold, zu holen gibt. Für uns, die wir überlebt haben, wird die Niederlage in dieser Schlacht ein immerwährendes Trauma bleiben. Und doch ist Ramses mein Freund, und ich gehöre zur Hofhaltung in einer ungewöhnlich einflussreichen Position.

    Wer ich bin? Tameriq, der Kuschiter. Ich bin der Kuschiter, der am Hofe des Pharao einen unglaublichen Aufstieg erleben durfte. Und ich bin der Vertraute des Pharao.

    Im Alter von acht Jahren musste ich die Niederschlagung meines Volkes erleben, verlor meinen Vater, sah voller Entsetzen, wie meine Mutter vergewaltigt und als Sklavin abgeführt wurde, und kam selbst in Gefangenschaft. Ich gehörte zu denen, die während der Großen Danksagung nach dem Feldzug geopfert werden sollten, doch ein glückliches Schicksal bewahrte mich davor und brachte es mit sich, dass der zwei Jahre ältere Königssohn Ramses Gefallen an mir fand. Auf seine Bitten hin wurde ich verschont und musste als Diener in den Bädern arbeiten. Bald schon stellte sich heraus, dass ich Begabung dafür besaß, die zahlreichen Kinder in den Gemächern zu beruhigen, sie ordentlich zu beaufsichtigen und spielerisch an ihre Aufgaben heranzuführen. Binnen drei Jahren stieg ich vom Sklaven zum persönlichen Diener der Königskinder auf.

    Ramses, der eine große Zuneigung zu mir gefasst hatte, sorgte dafür, dass ich sooft wie möglich an seiner Seite dem Unterricht folgen durfte, den er selbst erhielt.

    Vier Jahre später beförderte man mich zum Aufseher über die Leibsklaven der Kinder, Ramses und ich machten die ersten Erfahrungen mit willigen Sklavinnen, und ich besiegte ihn zum ersten Mal im Speerwurf. Längst hatte ich unter Beweis gestellt, wie klug ich war, und auch Pharao hatte den Bitten seines Sohnes stattgegeben - ich erhielt eine besondere Ausbildung zum offiziellen Staatsbeamten, ein Privileg, das sonst nur hochgeborenen Söhnen einflussreicher Ägypter zustand.

    Obwohl speziell Wesir Paser, einer der mächtigsten Ratgeber im Land, versuchte, mich überall zu behindern, gelang es mir, meinen Platz zu festigen.

    Ramses vertraute mir und förderte mich nach Kräften. Noch vor dem Tod seines Vaters berief er mich in seinen persönlichen Regierungsstab.

    Paser beobachtete meinen Aufstieg voller Hass und versucht weiterhin mir Steine in den Weg zu legen. Aber jetzt, da Ramses Pharao ist, muss der Wesir vorsichtig sein. Auch wenn er so viel Wissen, Macht und Einfluss besitzt, dass man ihn nicht absetzen kann, wird Ramses wohl kaum zulassen, dass er mir schadet.

    Aber mittlerweile kann ich mich auch selbst recht gut schützen. Wissen ist Macht, das habe ich schon früh gelernt. Dementsprechend habe ich mein eigenes Spitzelsystem aufgebaut und erstaunliche Tatsachen erfahren, die ich je nach Bedarf einsetze.

    Nun gut, heute ist der große Tag, an dem Ramses die Macht übernimmt über ganz Ober- und Unterägypten. Heute ist aber auch der Tag, an dem ich, Tameriq, der Kuschiter, mein neues Amt antrete, als Ratgeber des Pharao und Aufseher über die Gesetze, obwohl ich dieser Aufgabe schon einige Zeit nachkomme. Meine Berufung ist es, den Gesetzen und Anordnungen des Pharao Geltung zu verschaffen. Wenn man will, bin ich eine Art Polizist und Richter in einem. Verantwortlich nur meinem direkten Vorgesetzten, dem Hauptaufseher Amenacht und Pharao persönlich.

    Ich lächele Ramses an und zeige mein prachtvolles Gebiss, das von meiner dunklen Haut absticht. Ich bin Tameriq, der Kuschiter, und ich bin Ägypter.

    1. Ein Toter auf dem Nil

    Als Ramses II. die langatmige Zeremonie hinter sich gebracht hatte, war die Nacht schon weit fortgeschritten. Im Anschluss an die Krönung hatte es ein Fest gegeben, und auch dabei hatte er die Würde und Distanz bewahren müssen, die den Herrscher über die zwei Ägypten auszeichnete.

    Jetzt saß er in seinen Gemächern, und eifrige Diener waren dabei, ihn für die Nacht vorzubereiten. Die Staatsinsignien hatte er längst wieder dem Hohepriester des Amun-Re, Senenmut, übergeben, der es als Ehre und mittlerweile selbstverständliches Privileg betrachtete, diese wertvollen Gegenstände im Tempel aufbewahren und behüten zu dürfen.

    Ungeduldig ließ Ramses zu, dass die zahlreichen Leibsklaven ihn entkleideten und wuschen, dann mit parfümierten Ölen salbten und die Schlafstatt bereiteten. Aber schließlich hatte er genug von ihnen und schickte sie weg.

    Die hauchdünnen Schleier vor den Fensteröffnungen bewegten sich leicht im Wind, als alle das Schlafgemach verließen. Dann stand die Große Gemahlin Nefertari da. Wie ein Windhauch war sie eingetreten, ein Lächeln auf den Lippen.

    Ramses streckte die Hand aus, und die schöne Frau schmiegte sich an seinen kräftigen muskulösen Körper. Doch Pharao hatte in dieser Nacht keine weiteren Wünsche, der kommende Morgen sollte mit einer Jagd noch im Morgengrauen beginnen, der Herrscher wünschte nur ein wenig zur ruhen. Er führte seine Frau zur Schlafstatt, und eng umschlungen schliefen beide ein. Noch vor dem Morgengrauen erwachte der Pharao und sah gerade seinen persönlichen Leibsklaven Achmenet hereinkommen. Er war der einzige, der das Vorrecht besaß, den göttlichen Herrscher aus dem Schlaf zu wecken.

    Ramses löste sich sanft aus den Armen seiner Frau und folgte Achmenet ins Nebenzimmer, wo bereits weitere Sklaven darauf warteten, den allmächtigen Herrscher für die anstehende Jagd vorzubereiten.

    Nur ein Lendenschurz war die ganze Bekleidung, Sandalen aus Schilf zierten die Füße, und das gefältelte Kopftuch, die Nemes, komplettierten die Ausstattung des muskulösen Mannes. Die Jagd sollte auf Nilpferde gehen, der oberste Priester des Hapi, des Nilgottes, hatte Glück verheißende Vorzeichen gedeutet, und die Flotte der Jagdboote lag bereit.

    Nur die Edlen und Vornehmen besaßen das Recht, die schwerfälligen Tiere zu jagen, die Beute aus dieser Jagd sollte jedoch dem gemeinen Volk zugute kommen. So profitierten auch Arbeiter und Sklaven von der Thronbesteigung des neuen Pharao.

    Ramses machte noch einige Dehnübungen, damit der vom Schlaf entspannte Körper die nötige Geschmeidigkeit bekam, dann ging er mit raschen Schritten durch den Palast zum Nilufer. Er hasste es, in der Sänfte getragen zu werden und benutzte sie nur bei offiziellen Anlässen.

    Eine große Anzahl von Männern wartete bereits, darunter auch der Oberbefehlshaber des Heeres, der Goldhorus Neb-Amun, ein kraftvoller Mann mit einem scharf geschnittenen Gesicht, der sich aus dem gemeinen Soldatenrang bis zum Heerführer hochgearbeitet hatte. Ebenso wie Tameriq, der Kuschiter, verfügte er nicht über die Protektion der hohen Würdenträger, sondern hatte das Entzücken des Pharao gefunden, als er sich im Feldzug als mutiger Mann erwies. In seinen Händen lag die Organisation dieser Jagd, und sollte Ramses nichts erlegen oder in irgendeiner Form unzufrieden sein, musste Neb-Amun damit rechnen, Rechenschaft abzulegen. Da half ihm dann auch die glückliche Prophezeiung des Hapi-Priesters nichts mehr.

    Aber soweit wollte der Goldhorus gar nicht denken, auch er trug das Jagdfieber im Blut. Seine Soldaten und eine ganze Reihe von Sklaven waren bestens vorbereitet, Pharao würde eine großartige Jagd erleben, dessen war er sicher.

    Sein Blick traf kurz auf den von Tameriq, die beiden Männer hatten schon vor einiger Zeit Freundschaft geschlossen. Der riesige Kuschiter mit der ebenholzfarbigen Haut, den breiten Lippen und den flinken intelligenten Augen war ebenfalls gerüstet für die Jagd. Mit einem breiten raubtierhaften Lächeln begrüßte er Ramses, noch bevor Wesir Paser den traditionellen Kniefall ausführen konnte. Ein Blick voller Hass traf den Freund des Pharao, der sich jedoch nichts daraus machte.

    Die Boote waren gut sechs Meter lang und mit ausgesuchten Soldaten besetzt, die kräftig zu rudern wussten. Ramses betrat ohne Umstände seines, auf dem ein Sonnenschutz angebracht worden war. Ihm folgten Tameriq und Neb-Amun, sowie der königliche Jagdaufseher und zwei weitere Kuschiter aus der Leibwache.

    Auch die übrigen Männer am Ufer stiegen in die ihnen zugewiesenen Boote, dann setzte ein kleines Wettrennen ein, bis die Flotte die sumpfigen Nebenarme des Nils erreichen. Hier, zwischen Papyrus und Schilf, lebten die massigen Nilpferde, die heute das Ziel der Begierde sein sollten.

    Amen-Hotep, der Oberpriester des Hapi, brachte ein Opfer dar, ebenso wie Senenmut, der Hohepriester des Amun, dann begannen auch schon die Treiberboote auszuschwärmen.

    Vögel kreischten erschreckt und empört auf, das Wasser wurde aufgewühlt, und die Schreie der Treiber tönten durch den bislang ruhigen Morgen. Im Osten zeigte sich der erste Schimmer des Re, der Sonnenaufgang stand kurz bevor.

    Mit funkelnden Augen standen Ramses und Tameriq im Bug des Bootes, die Augen fest auf den Sumpf gerichtet, um die Nilpferde zu erspähen und sich in eine gute Position für den Angriff zu bringen.

    Die Jagd auf diese großen Tiere war nicht ungefährlich, sie konnten allein durch ihre Körperkraft die relativ leichten Jagdboote umwerfen, und die gewaltigen Hauer im großen Maul hatten schon viele Menschen tödlich verletzt. Aber alle hier Anwesenden waren erfahrene Kämpfer - auf dem Schlachtfeld und bei der Jagd.

    „Schau, Erhabener, dort drüben ist ein prächtiger Bulle", rief Tameriq und deutete auf den Schädel eines mächtigen Tieres.

    Ramses lachte dröhnend auf. Er hob den Arm mit dem Speer und zielte kurz. Die scharf geschliffene Klinge sauste auf das Tier zu und traf zielsicher gleich hinter dem Kopf. Der Speer war so heftig geworfen, dass er im Hals stecken blieb. Blut spritzte auf, und der Bulle öffnete das riesige Maul, um zu schreien.

    Das war für die übrigen Jäger das Signal. Dutzende von Speeren zuckten durch die Luft, die Schreie der getroffenen Tiere durchbrachen den lieblichen Morgen, das Gebrüll der Jäger tat ein Übriges, und das aufgewühlte Wasser schlug heftig gegen die Boote. Jeder der rund zweihundert Männer war vom Jagdfieber besessen, es gab nur noch den Geruch nach Blut und das wilde Verlangen zu töten.

    Auch Tameriq ließ sich davon anstecken, doch er hatte es sich selbst zur Aufgabe gemacht Pharao zu beschützen. So behielt er selbst mitten im Gewühl der durcheinander drängenden Boote, des aufgewühlten Schlamms und der feucht glänzenden Leiber, inmitten von Blut und Wasser einen klaren Kopf und die Übersicht. Er und auch Neb-Amun warfen immer wieder aufmerksame Blicke um sich.

    Mittlerweile waren auch schon vier Boote durch die im Todeskampf tobenden Tiere gekentert, einige der Treiberboote versuchten die wild planschenden Männer zu bergen, konnten aber nicht verhindern, dass es Schwerverletzte gab, die mit ihren Schreien das Chaos noch vergrößerten.

    Trotz all dieser Unruhe stand der hoch gewachsene Kuschiter aufrecht im Boot, ließ sich von Zeit zu Zeit einen Speer reichen und behielt Pharao im Auge. Nun wurden auch die Speerwürfe weniger, eine große Anzahl Nilpferde war bereits tot oder kämpfte aussichtslos ums Überleben.

    Einige mutige Sklaven waren ins Wasser gesprungen und befestigten Stricke an den Kadavern, um sie durch die Boote bis nach Pi-Ramesse ziehen zu lassen, wo die Leckerbissen schon hungrig erwartet wurden.

    Tameriq bemerkte aus dem Augenwinkel heraus einen weiteren Speerwurf. Doch dieses Mal traf die Klinge keines der zuckenden Tierleiber, stattdessen flog sie zielstrebig auf den Hohepriester des Hapi zu. Amen-Hotep, der dickliche, kleingewachsene Mann mit der schrillen Stimme sah das Unheil nicht kommen. Die Klinge drang in den Oberkörper, direkt unter der Schulter ein, und der Mann wurde durch die Wucht aus dem Boot gestoßen. Er fiel mitten hinein in den Todeskampf von zwei Tieren und hatte keine Chance, länger als ein paar Sekunden zu überleben.

    Nicht nur Tameriq hatte das Unglück verfolgt, auch Neb-Amun war der Vorfall nicht entgangen. Allerdings hatte er nicht gesehen, dass der Speer gezielt geworfen worden war.

    „Los, zwei Boote sofort seitwärts", brüllte der Goldhorus, er dirigierte die Boote zum Unglücksort. Aber natürlich war es schon zu spät, von dem Priester existierte nur noch eine leblose blutige Hülle, die rasch im schlammigen Wasser versank.

    Nun war auch Ramses aufmerksam geworden, bestürzt entdeckte er den Tod des Würdenträgers. „So hat seine Weissagung ein düsteres Ende gefunden", sagte er.

    Tameriq schüttelte den Kopf. „Das war kein Unfall, Erhabener, der Speerwurf war gezielt."

    Ramses runzelte die Stirn. „Bist du sicher? Wer würde es wagen, meinen Zorn herauszufordern, indem er eine solche Tat begeht? Du musst dich täuschen."

    „Nein, ich sah, wie jemand auf den Booten dort drüben auf den Hohepriester gezielt hat. Aber ich konnte nicht erkennen, wer."

    „Wir werden später noch darüber reden", beschied ihm der Herrscher und hob die Hände. Die Jagd war vorüber, und sie war erfolgreich gewesen. Während sich alle daran machten, die Beute nach Pi-Ramesse zu schaffen, schoss das Boot mit Ramses und Tameriq pfeilschnell zur Stadt zurück, wo eine jubelnde Menschenmenge sie in Empfang nahm.

    Es dauerte Stunden, bis Pharao und seine Ratgeber im Palast zusammen saßen. Der Tod des Hohepriesters wurde öffentlich betrauert, aber niemand stellte eine Frage. Es handelte sich offenbar um einen Unfall, so etwas passierte bei der Jagd immer wieder. Mochte es sich auch um einen der Mächtigen handeln - Menschenleben waren billig in diesen Zeiten.

    Doch Ramses bewies sein schon früh ausgeprägtes Geschick in der Menschenführung und  der Regierung, als er mit Tameriq beisammen saß. Sklaven fächelten ihnen kühle Luft zu, Wein, Früchte, Brot und Fleisch standen im Überfluss um sie herum, und das Bier war frisch und schmeckte.

    „Du bist also fest davon überzeugt, dass Amen-Hotep gezielt ermordet wurde?", fragte Ramses unvermittelt.

    Der riesige Kuschiter blickte ihn offen an. „So sicher, wie ich weiß, dass du Pharao bist",

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