Eine allzu perfekte Mutter: Die neue Praxis Dr. Norden 24 – Arztserie
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Über dieses E-Book
Sophia wusste nicht genau, was sie erwartete, als sie an der Tür des Reihenhauses mit der hellblauen Fassade und den dunkelblauen Fensterläden läutete. Ihre Freundin Lisa und ihr Mann Ralph hatten das Haus vor zwei Jahren gekauft, kurz nachdem sie beschlossen hatten, dass die Zeit für Nachwuchs gekommen sei. Inzwischen hatten sie eine Tochter. Sie war vier Wochen alt und hieß Amelie. Sophia hatte Lisa nach der Geburt im Krankenhaus besucht, seitdem hatte sie sie nicht mehr gesehen, nur einige Male mit ihr telefoniert. Lisa hatte ihr erzählt, dass sie erst einmal eine Weile für sich brauchte, um sich in ihre neue Rolle als Mutter einzugewöhnen. Gestern hatte sie sich aber gemeldet und sie auf einen Kaffee eingeladen. »Hallo, Lisa, du siehst gut aus«, sagte Sophia, als Lisa, eine hübsche junge Frau mit kurzem dunklem Haar, ihr öffnete. »Danke, mir geht es auch gut«, entgegnete Lisa. »Aber weißt du was, ich beneide dich nach wie vor um dein wundervolles Haar«, sagte sie und zog sanft an einer Spitze von Sophias langem hellblondem Haar. »So wie ich dich damals in der Schule um dein dunkles Haar beneidet habe.« »Stimmt, weil du Schneewittchen geliebt hast.« »Richtig, stattdessen habt ihr mich immer Dornröschen genannt, aber ich habe euch inzwischen verziehen.« »Danke, meine Schöne«, antwortete Lisa lachend. »Und nun komm endlich rein.« »Du hast trotz Kind offensichtlich alles im Griff, so aufgeräumt ist es bei mir nie«
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Buchvorschau
Eine allzu perfekte Mutter - Carmen von Lindenau
Die neue Praxis Dr. Norden
– 24 –
Eine allzu perfekte Mutter
… und dann brach Lisas Welt zusammen
Carmen von Lindenau
Sophia wusste nicht genau, was sie erwartete, als sie an der Tür des Reihenhauses mit der hellblauen Fassade und den dunkelblauen Fensterläden läutete. Ihre Freundin Lisa und ihr Mann Ralph hatten das Haus vor zwei Jahren gekauft, kurz nachdem sie beschlossen hatten, dass die Zeit für Nachwuchs gekommen sei. Inzwischen hatten sie eine Tochter. Sie war vier Wochen alt und hieß Amelie.
Sophia hatte Lisa nach der Geburt im Krankenhaus besucht, seitdem hatte sie sie nicht mehr gesehen, nur einige Male mit ihr telefoniert. Lisa hatte ihr erzählt, dass sie erst einmal eine Weile für sich brauchte, um sich in ihre neue Rolle als Mutter einzugewöhnen. Gestern hatte sie sich aber gemeldet und sie auf einen Kaffee eingeladen. »Hallo, Lisa, du siehst gut aus«, sagte Sophia, als Lisa, eine hübsche junge Frau mit kurzem dunklem Haar, ihr öffnete.
»Danke, mir geht es auch gut«, entgegnete Lisa. »Aber weißt du was, ich beneide dich nach wie vor um dein wundervolles Haar«, sagte sie und zog sanft an einer Spitze von Sophias langem hellblondem Haar.
»So wie ich dich damals in der Schule um dein dunkles Haar beneidet habe.«
»Stimmt, weil du Schneewittchen geliebt hast.«
»Richtig, stattdessen habt ihr mich immer Dornröschen genannt, aber ich habe euch inzwischen verziehen.«
»Danke, meine Schöne«, antwortete Lisa lachend. »Und nun komm endlich rein.«
»Du hast trotz Kind offensichtlich alles im Griff, so aufgeräumt ist es bei mir nie«, stellte Sophia fest, als Lisa sie gleich darauf in ihr Wohnzimmer führte.
Die Bücher in den Regalen in dem großen hellen Raum waren nach Größen und Farben sortiert, auf dem Esstisch aus Kirschbaumholz stand eine einsame Vase mit rosafarbenen Rosen, und das blaue Sofa sah aus, als wäre es gerade erst gereinigt worden. Auf dem Klavierflügel aus schwarzglänzendem Holz, der durch eine hochgewachsene weitgefächerte Palme optisch vom Rest des Wohnzimmers getrennt war, war nicht die Spur von Staub zu erkennen. Durch die geöffnete Terrassentür schaute sie auf einen ebenso perfekt gepflegten Garten mit kurzgeschnittenem Rasen und unkrautfreien Blumenbeeten.
»Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich so gut zurechtkomme, aber es ist nicht allein mein Verdienst. Ralph hilft mir, wann immer er Zeit hat«, versicherte ihr Lisa, die ein moosgrünes Kleid mit einem zartgelben Blütenmuster trug. »Nur mit dem Stillen hat es leider nicht geklappt. Ich musste Amelie bereits auf Fläschchen umstellen. Ich denke, das zeichnet mich nicht gerade als gute Mutter aus«, seufzte sie und senkte schuldbewusst den Kopf.
»Ach was, schlechte Mutter, manchmal funktioniert es eben nicht. Dein Kind wird auch so groß, du musst dir keine Sorgen machen«, versuchte Sophia ihre Freundin aufzubauen.
»Heißt es nicht immer, dass Flaschenkinder gesundheitliche Nachteile befürchten müssen? Ihnen fehlen doch die Abwehrstoffe, die die anderen durch die Muttermilch aufnehmen.«
»Hast du den Eindruck, dass mir etwas fehlt?«
»Du wurdest auch nicht gestillt?«
»Nur ein paar Tage, meine Mutter wurde dann krank. Sie hatte sich eine schwere Bronchitis eingefangen und war zu schwach, um mich weiter zu stillen.«
»Na gut, wenn das so ist, dann mache ich mir eben keine Sorgen mehr.«
»Nein, das solltest du nicht tun. Ich weiß, dass junge Mütter gerade bei ihrem ersten Kind ständig in Sorge sind, sie könnten etwas falsch machen, aber glaube mir, meistens machen sie ganz instinktiv alles richtig.«
»Danke, für deine weisen Worte«, sagte Lisa und streichelte Sophia freundschaftlich über die Schulter. »Möchtest du Amelie sehen?«
»Aber ja, natürlich möchte ich sie sehen.«
»Dann komm mit.«
Falls das obere Stockwerk ebenso ordentlich ist, dann scheint sich Lisa nicht viel Schlaf zu gönnen, dachte Sophia, als sie der Freundin über die helle Holztreppe hinauf in den ersten Stock folgte. Sie gibt wirklich alles, stellte sie gleich darauf fest.
Das Schlafzimmer mit dem dunkelblauen Polsterbett und den weißen Schränken sah aus wie aus einem Möbelkatalog. In dem großen hellen Bad stand nur eine kleine Palme auf dem Wannenrand, kein Shampoo, Duschgel oder anderer Krimskrams. Das Gästezimmer mit dem gelben Klappsofa schien auch vollkommen staubfrei. Der Laminatboden in allen Zimmern glänzte, als sei er erst vor kurzem geputzt worden.
Das Kinderzimmer, in dem es nach Lavendel und Babycreme duftete, passte perfekt in dieses Bild. Die Wände waren zartrosa gestrichen, vor dem Fenster zum Garten hin hingen sonnengelbe Vorhänge, die Wickelkommode und der Kleiderschrank waren aus massiver heller Buche. Amelie lag in einem Stubenwagen aus weißem Korb mit einem hellblauen Stoffdach. Ein Mobile mit bunten Vögeln aus Holz war an dem Dach befestigt und bewegte sich bei jedem Luftzug.
»Willst du sie mal halten?«, fragte Lisa, als Amelie die Augen aufschlug.
»Ja, liebend gern«, sagte Sophia.
»Das fühlt sich gut an, habe ich recht?«, fragte Lisa, als sie Sophia das Baby in die Arme legte.
»Ja, es ist ein wundervolles Gefühl«, stimmte Sophia ihr zu und betrachtete das kleine Mädchen in der weißen Strampelhose und dem rosa Hemdchen. »Falls deine Tochter das musikalische Talent ihrer Eltern geerbt hat, wovon ich ausgehe, wird aus ihr ganz sicher einmal eine große Musikerin«, stellte sie fest. Sie wusste nicht, was das Neugeborene mit seinen hellen blauen Augen bereits von seiner Umwelt wahrnahm, aber so wie Amelie sie gerade anschaute, hatte sie das Gefühl, dass die Kleine sie bereits ganz genau musterte.
»Ralph und ich werden ihr nichts vorschreiben. Sie kann werden, was immer sie möchte«, sagte Lisa. »Aber wir wissen natürlich, dass die meisten Eltern kurz nach der Geburt so etwas von sich geben. Sobald die Kinder in die Schule kommen, ändert sich diese Einstellung recht oft«, gab sie zu.
»Viele warten nicht bis zur Schule, die Auslese beginnt schon im Kindergartenalter. Vormittags Sprachunterricht im Kindergarten, nachmittags Sport- und Musikunterricht und weitere Sprachunterrichte. Viele Kinder haben kaum noch Zeit zum Spielen«, seufzte Sophia.
»Ich hoffe, Ralph und ich werden da nicht mitmachen. Wie wäre es mit einem Kaffee und einem Stück Marzipantorte?«
»Sehr gern«, sagte Sophia.
»Gut, dann gehen wir in die Küche.«
Die Küche im Erdgeschoss hatte einen direkten Zugang zum Garten. Die weißen Hochglanzmöbeln mit den silberfarbenen Griffen glänzten, wie gerade erst geputzt, auf den hellen Bodenfliesen war auf den ersten Blick kein einziger Fleck zu sehen und auch der runde Kiefernholztisch und die vier Stühle aus dem gleichen Holz schienen absolut staubfrei. Sophia war sicher, dass Lisa vor der Geburt ihres Kindes nicht derart putzwütig gewesen war. Für Amelie stand ein zweiter Stubenwagen, ganz mit rosa Stoff ausgekleidet in der Küche, das Gefährt für das Erdgeschoss, wie Lisa sagte, als sie das Baby in den Stubenwagen legte.
»Lisa, ich bin wirklich beeindruckt,