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Die Tempelschwestern. Band 1: Dienerinnen des Gottes
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Die Tempelschwestern. Band 1: Dienerinnen des Gottes
eBook211 Seiten

Die Tempelschwestern. Band 1: Dienerinnen des Gottes

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Über dieses E-Book

DIE TEMPELSCHWESTERN

Ägypten im Jahre 164 vor unserer Zeit: Zwei Schwestern sollen Dienerinnen im Tempel des Gottes Serapis werden. Doch ihre Schönheit bleibt auch den Sterblichen nicht verborgen und weckt Begehrlichkeiten. Und der Tempel birgt ein eigenes Geheimnis…

Der zweibändige historische Roman »Die Tempelschwestern« spielt im Alexandria des zweiten Jahrhunderts vor Christus. Dem Historiker und Ägyptologen Georg Ebers gelingt die Verbindung von geschichtlich korrekter Darstellung und fiktiver Erzählung. Der altertümlich anmutende Sprachstil trägt zusätzlich zur authentischen Gesamtwirkung des Werkes bei. Diejenigen Leserinnen und Leser, die die Qualität eines historischen Romans auch in seiner Realitätsnähe erkennen, werden mit diesem Buch einen lohnenden Fund machen. Der historische Roman umfasst ca. 450 Seiten und liegt hier in einer zweibändigen und überarbeiteten Neuauflage vor.

Dieses ist der erste von zwei Bänden. Der Umfang des ersten Bandes entspricht ca. 200 Buchseiten.


CHRONIKEN DES SCHWARZEN LANDES

Der zweibändige historische Roman »Die Tempelschwestern« bildet zugleich die Teile 7 und 8 der episch angelegten Reihe »CHRONIKEN DES SCHWARZEN LANDES«. Diese Reihe behandelt in eigenständigen Geschichten verschiedene Epochen des Alten Ägyptens.

Die eigenständigen Geschichten können unabhängig voneinander gelesen werden. In ihrer Gesamtheit vermitteln sie den Leserinnen und Lesern auf unterhaltsame und spannende Weise einen soliden Wissensstand über Geschichte, Kultur, Religion und Alltagsleben des antiken Reiches, das seine Macht auf das fruchtbare Delta des Nils fußte und von seinen Einwohnern einst »Kemet« genannt wurde: »Schwarzes Land«.
SpracheDeutsch
Herausgeberapebook Verlag
Erscheinungsdatum27. Dez. 2020
ISBN9783961303588
Die Tempelschwestern. Band 1: Dienerinnen des Gottes
Autor

Georg Ebers

Georg Moritz Ebers (Berlin, March 1, 1837 – Tutzing, Bavaria, August 7, 1898), German Egyptologist and novelist, discovered the Egyptian medical papyrus, of ca. 1550 BCE, named for him (see Ebers Papyrus) at Luxor (Thebes) in the winter of 1873–74. Now in the Library of the University of Leipzig, the Ebers Papyrus is among the most important ancient Egyptian medical papyri. It is one of two of the oldest preserved medical documents anywhere—the other being the Edwin Smith Papyrus (ca. 1600 BCE).Ebers early conceived the idea of popularising Egyptian lore by means of historical romances. Many of his books have been translated into English. For his life, see his "The Story of My Life" — "Die Geschichte meines Lebens". (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Die Tempelschwestern. Band 1 - Georg Ebers

    Dieses Buch ist Teil der BRUNNAKR Edition: Fantasy, Historische Romane, Legenden & Mythen.

    BRUNNAKR ist ein Imprint des apebook Verlags.

    Nähere Informationen am Ende des Buches oder auf:

    www.apebook.de

    1. Auflage 2020

    V 1.1

    ISBN 978-3-96130-358-8

    Buchgestaltung/Coverdesign: SKRIPTART

    www.skriptart.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    © BRUNNAKR/apebook 2020

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    DIE TEMPELSCHWESTERN

    Band I

    Band II

    Inhaltsverzeichnis

    DIE TEMPELSCHWESTERN. Band 1: Dienerinnen des Gottes

    Frontispiz

    Impressum

    Vorbemerkung

    Karte

    ERSTER BAND: Dienerinnen des Gottes

    Erstes Kapitel.

    Zweites Kapitel.

    Drittes Kapitel.

    Viertes Kapitel.

    Fünftes Kapitel.

    Sechstes Kapitel.

    Siebentes Kapitel.

    Achtes Kapitel.

    Neuntes Kapitel.

    Zehntes Kapitel.

    Elftes Kapitel.

    Zwölftes Kapitel.

    Eine kleine Bitte

    Chroniken des Schwarzen Landes

    BRUNNAKR Edition

    Buchtipps für dich

    A p e B o o k C l a s s i c s

    N e w s l e t t e r

    F l a t r a t e

    F o l l o w

    A p e C l u b

    L i n k s

    Zu guter Letzt

    Vorbemerkung

    Die nachfolgende Geschichte spielt im Alten Ägypten, zu einer Zeit, die so weit entfernt liegt von der unsrigen, dass wir Mühe haben, uns in die damalige Lebenswelt einzufinden - zumal die geschilderten Begebenheiten in einem uns fremden Kulturkreis stattfinden. Die dargestellten Gepflogenheiten in Kultur, Religion und Leben entsprechen jedoch exakt dem Kenntnisstand der Geschichtswissenschaft des 19. Jahrhunderts. Der Autor der Bücher, Georg Ebers, zählt zu den bedeutendsten Ägyptologen der Welt. Somit werden die Leserinnen und Leser dieser Geschichte nicht nur in eine fremde Welt in längst vergangener Zeit entführt, sondern werden auch sehr viel lernen über das Leben im Alten Ägypten.

    Die Sprache der Geschichte ist für heutige Leserinnen und Leser in einer zunächst ungewohnten Rechtschreibung verfasst. Dabei handelt es sich aber nicht um Fehler, sondern um eine antiquierte Schreibweise, die die altertümliche Stimmung des historischen Romans unterstützt. Die geneigte Leserin und der geneigte Leser werden schnell bemerken, dass nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung die gewählte Form nicht mehr den Lesefluss hemmt, sondern die eben besagte Wirkung entfaltet. Wer sich an dieser Schreibweise jedoch stört, dem sei von der Lektüre und dem Erwerb der Bücher von vornherein abgeraten.

    Der zweibändige historische Roman »Die Tempelschwestern« bildet zugleich die Teile 7 und 8 der episch angelegten Reihe »CHRONIKEN DES SCHWARZEN LANDES«. Diese Reihe behandelt in eigenständigen Geschichten verschiedene Epochen des Alten Ägyptens. Die einzelnen Romane sind in chronologischer Reihenfolge:

    Uarda (3 Bände)

    Die Königstochter (3 Bände)

    Die Tempelschwestern (2 Bände)

    Kleopatra (2 Bände)

    Der Kaiser (3 Bände)

    Homo sum (2 Bände)

    Per Aspera (2 Bände)

    Serapis (2 Bände)

    Die Nilbraut (3 Bände)

    Die eigenständigen Geschichten können unabhängig voneinander gelesen werden. In ihrer Gesamtheit vermitteln sie den Leserinnen und Lesern auf unterhaltsame und spannende Weise einen soliden Wissensstand über Geschichte, Kultur, Religion und Alltagsleben des antiken Reiches, das seine Macht auf das fruchtbare Delta des Nils fußte und von seinen Einwohnern einst »Kemet« genannt wurde: »Schwarzes Land«.

    KARTE

    des

    ALTEN ÄGYPTEN

    ERSTER BAND

    DIENNERINNEN DES GOTTES

    Erstes Kapitel.

    An den großen und stattlichen Quaderbau des griechischen Serapistempels und die ihm benachbarten kleineren Heiligthümer des Asklepius, Anubis und der Astarte im Wüstengebiet der Todtenstadt von Memphis schließt sich wie eine Schaar von Bettelkindern, die ein geschmückter König an der Hand führt, eine Reihe von langen, niedrigen Häusern aus ungebrannten Ziegeln.

    Je heller und glänzender die glatten gelben Sandsteinwände des Tempels in der Morgensonne leuchten, je unscheinbarer und struppiger nehmen sich seine grauen Nebenbauten aus. Wenn der Wind sie umweht und die Strahlen der Sonne sie treffen, so werden sie von Staub umflogen wie trockene Wege, die ein Windhauch streift. Selbst die Innenräume, die sie enthalten, sind ungetüncht, und da die Nilziegel, welche die Wände bilden, mit geschnittenem Stroh vermischt sind, das überall mit kleinen harten Spitzen aus den Mauern hervorragt, so ist es ebensowenig erfreulich für die Hand, sie zu berühren, wie für das Auge, sie zu betrachten.

    Als sie vor Zeiten zwischen dem eigentlichen Tempel und der ihn umgebenden Umfassungsmauer, die mit ihrer Ostseite den Akazienhain des Serapis in zwei Hälften zerschneidet, erbaut worden waren, verbarg sie die Hinterwand eines Säulenganges an der Ostseite des großen Vorhofes dem Blick der Besucher des Heiligthums, jetzt aber ist ein Stück der Kolonnade zusammengestürzt und man übersieht durch diese Bresche einen Theil der Ziegelbauten und mehrere dem Tempel zugewandte Thüren und Fenster, oder besser eine Reihe von kunstlosen Oeffnungen zur Ausschau und zum Eintritt. Wo sich Thüren befinden, sieht man keine Fenster, und wo Fenster die Wand durchbrechen, keine Thore, und doch ist keines der Gemächer dieses lang hingestreckten, schmalen und einstöckigen Gebäudes mit dem andern verbunden.

    Durch die Bresche im Säulengange führt ein schmaler, viel betretener, mit grauem Staub bestreuter Pfad über Geröll und an Steinen und Säulenstücken vorbei, die für einen Neubau bestimmt sind, der nur in der Nacht geruht zu haben scheint, denn Brecheisen und Hebel liegen auf und neben den Werkstücken. Dieser Weg leitet zu dem grauen Hause und endet bei einer kleinen verschlossenen Holzthür, die so roh gezimmert ist und so schlecht in den Angeln hängt, daß sich zwischen ihr und der Schwelle, die den Boden nur wenige Finger breit überragt, eine hübsche graue Katze mit gesenktem Kopf und die Erde fegend hindurchdrängen kann.

    Sobald das geschmeidige Thier sich wieder auf seine Füße gestellt hat, glättet und säubert es sein glänzendes Fell, krümmt seinen Rücken und blickt mit den grünen funkelnden Augen nach dem Hause hin, das es eben verlassen und hinter dem in diesem Augenblicke die Morgensonne hervortritt. Geblendet von dem hellen Lichte, wendet es sich um und steigt mit vorsichtigen, unhörbaren Schritten in den Tempelhof.

    Das Gemach, aus dem die Katze heraustrat, ist klein und gar spärlich ausgestattet; ja es würde völlig dunkel sein, wenn sein durchlöchertes Dach und die Spalten in der Thür dem Lichte nicht Einlaß in den bescheidensten aller Räume gewährten.

    An seinen rauhen grauen Wänden steht nichts als eine hölzerne Kiste und neben dieser auf dem Boden ein paar irdene Becken, eine Wasserflasche aus porösem Thon, ein hölzerner Becher und ein zierlich gearbeiteter Krug von echtem, glänzendem Golde, der sich in seiner ärmlichen Umgebung gar sonderbar ausnimmt. Im äußersten Hintergrunde sieht man außerdem zwei Matten von Bastgeflecht, die man über einige Schafwolle gebreitet hat. Das sind die Betten der beiden Bewohnerinnen dieses Gemaches, von denen die Eine auf einem kleinen Schemel von Palmenstäben sitzt und sich gähnend das lange, glänzend braune Haar zu ordnen beginnt.

    Sie zeigt sich nicht sonderlich geschickt, aber noch weniger geduldig bei dieser keineswegs leichten Arbeit und wirft, als sich den Zähnen von Horn ein neuer Widerstand bietet, den Kamm auf ihr Lager. Sie hat den letztern weder eilig, noch kräftig durch ihren Hauptschmuck geführt, und doch schließt sie die Augen so fest und drückt die kleinen schneeweißen Zähne so tief in die feuchte, jugendrothe Unterlippe, daß man denken könnte, sie habe sich schmerzlich weh gethan.

    Jetzt läßt sich außerhalb der Thür ein schlürfender Schritt vernehmen und schnell schlägt sie die großen, erstaunt in die Welt hineinschauenden, goldbraunen Augen auf, ihr Mund lächelt und ihr ganzes Wesen hat sich in einem einzigen Augenblicke so freundlich verändert, wie das Aussehen eines Schmetterlings, der aus dem Schatten in die Sonne fliegt, die sich nun in dem schillernden Staub seiner Flügel spiegelt.

    Eine Hand schlägt eilig und so hart an die lose in ihren Angeln hängende Thür, daß sie zittert, und gleich darauf wird durch die Oeffnung über der Schwelle, durch welche die Katze den Ausgang gefunden, ein hölzernes Brett geschoben, auf dem ein dünnes rundes Brod liegt und ein irdenes Schälchen mit einigem Olivenöl steht. Es ist nicht mehr, als etwa in der halben Schale eines Hühnereies Platz finden würde, aber es scheint frisch zu sein und glänzt in goldiger Reinheit. Das Mädchen hat sich der Thür genähert, das Brett zu sich herangezogen und ruft, sobald es mit den Augen das Brod gemessen, halb klagend, halb vorwurfsvoll.

    »So wenig! Ist das für uns Beide?«

    Bei dieser Frage haben ihre heiteren Züge wiederum schnell den Ausdruck gewechselt und ihre hellen Augen schauen so trostlos nach der Thür, als wären draußen Sonne und Sterne erloschen, und doch ist das, was sie kränkte, nur die Kleinheit des Brodes, welches freilich kaum groß genug ist, um den Hunger nur eines jungen Menschenkindes zu stillen. Aber es sollten sich Zwei darein theilen, und was in dem einen Leben ein elendes Nichts ist, das kann in dem andern gewichtig erscheinen und von schwerer Bedeutung.

    Der Klagenden vorwurfsvolle Worte haben ihren Weg durch die Thür gefunden, und die Alte, die das Brett über die Schwelle geschoben, ruft ihr schnell, doch nicht unfreundlich zu:

    »Es gibt heute nicht mehr, Irene.«

    »Aber das ist schändlich!« entgegnet das Mädchen mit Thränen im Auge. »Von Tag zu Tag wird das Brödchen kleiner, und wenn wir Sperlinge wären, wir könnten davon nicht satt werden! Du weißt, was uns zukommt, und wir werden nicht aufhören zu klagen und uns zu beschweren. Serapion soll uns eine neue Bittschrift aufsetzen und wenn der König erfährt, wie schmählich man uns behandelt –«

    »Ja, wenn er's erfährt,« unterbrach sie die Alte. »Aber viele Winde blasen auf das Wort des Armen, eh' es zum Ohre des Königs gelangt. Ich wüßte kürzere Wege für Dich und Deine Schwester, wenn euch das Hungern so arg mißfällt. Wer so aussieht, wie sie und wie Du, mein Irenchen, der braucht nicht zu darben!«

    »Und wie seh' ich denn aus?« fragte das Mädchen, und ein Sonnenstrahl schien wieder ihr hübsches Antlitz zu streifen.

    »Gerade so,« klang es lachend zurück, »daß Du Dich neben Deiner Schwester immerhin zeigen darfst, und gestern beim Aufzuge schaute auch der große Römer an der Seite der Königin ebenso oft nach Der, wie nach Kleopatra selbst. Wärst Du mit dabei gewesen, so hätte er gar keinen Blick für die Fürstin übrig gehabt, denn hübsch siehst Du aus, daß Du's weißt. Solch' ein Wort ist Mancher noch lieber als Brod; im Uebrigen hast Du ja einen Spiegel; da sieh' hinein, wenn Dich hungert.«

    Der schlürfende Schritt der Alten verhallte, das Mädchen aber griff nach dem goldenen Kruge, öffnete die Thür ein wenig, ließ das Tageslicht auf ihn fallen und spiegelte sich in der blanken Fläche. Aber auf der Rundung des kostbaren Gefäßes verzog sich das Bild ihrer Züge und munter blies sie mit spitzem Munde auf das unschöne Zerrbild vor ihren Augen, so daß es durch den feuchten Hauch ihres Athems verschleiert ward. Dann stellte sie den Krug lächelnd zu Boden, näherte sich der Kiste, entnahm ihr einen kleinen Metallspiegel, sah frisch hinein und wieder hinein, ordnete ihm gegenüber ihr glänzendes Haar bald so und bald so, und wollte ihn eben aus der Hand legen, als sie sich eines Veilchenstraußes erinnerte, den sie schon bei ihrem Erwachen bemerkt hatte und den ihre Schwester gestern mit den Stielen in ein Schälchen voll Wasser gelegt haben mußte. Ohne Zaudern nahm sie die leis duftenden Blumen, trocknete ihre grünen Stengel mit ihrem Kleide, erhob den Spiegel noch einmal und steckte sie in ihre Haare.

    Wie hell jetzt wieder ihre Augen leuchteten, wie fröhlich sie nach dem Brode griff!

    Und welche glänzenden Bilder stellten sich vor ihre junge Seele, als sie ein Stück nach dem andern brach, mit dem frischen Olivenöl flüchtig benetzte und schnell verzehrte. Sie hatte einmal beim Neujahrsfeste in das Zelt des Königs geschaut und dort Männer und Frauen gesehen, die beim Schmause auf purpurnen Polstern lagen. Jetzt träumte sie sich an die mit kostbarem Geschirr bedeckte Tafel, ließ sich im Geiste von bekränzten Knaben bedienen, hörte die Lieder der Flöten- und Harfenspieler und – ach sie war ja ein halbes Kind und dabei so jugendlich hungrig – und nahm sich im Geiste die saftigsten und süßesten Leckerbissen von lauter goldenen Schüsseln und aß sich satt, so recht von Herzen satt, bis das letzte Stückchen Brod und der letzte Tropfen Oel verbraucht waren.

    Sobald ihre Hand auf dem leeren Brette nichts mehr fand, verwehte plötzlich der Traum und überrascht und mit Schrecken schaute sie in das trockene Oelgefäßchen und aus die Stelle hin, auf der vor Kurzem das Brod gelegen.

    »Ach,« seufzte sie ans tiefster Brust, kehrte das Brett noch

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