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Gänsehaut Pur
Gänsehaut Pur
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eBook305 Seiten3 Stunden

Gänsehaut Pur

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Über dieses E-Book

406 Seiten voller Spannung, Intrigen und Morde.
Diese rasanten Krimis gönnen Ihnen keine Atempause,
sie bieten von allem etwas.
Bestialische Morde verlangen den Kommissaren Beck und Smolek in „Rache – Du wirst leiden“, alles ab. Lange tappen sie im Dunkeln.
In „Talionis“ wird Konstantin durch Intrigen zur Geldfälschung gezwungen und anfänglich weiß er nicht, wer alles die Hände im schmutzigen Spiel hat.
Pädophilie ist ein Thema, über das nicht gern gesprochen wird, aber in „Klecksbild“ wird die Diplom-Psychologin Jessica Benson damit konfrontiert.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum30. Juli 2021
ISBN9783969319475
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    Buchvorschau

    Gänsehaut Pur - JO HELDT

    JO HELDT

    RACHE

    DU WIRST LEIDEN

    Der Tote in der Scheune

    Fred war obdachlos und fror erbärmlich, denn das Thermometer zeigte Minusgrade an und alles deutete darauf hin, dass diese Winternacht noch erheblich kälter wurde. Der von ihm konsumierte Schnaps zeigte nicht die gewünschte Wirkung und erwärmte ihn keinesfalls. Darum beschloss er einen Platz aufzusuchen, an dem er vor Schneefall und zu großer Kälte geschützt war.

    Die alte Scheune stand abseits der Wege und war nur schwer zu erreichen. Man musste durch dichtes Gestrüpp hindurch, um zum Eingang zu gelangen. Fred stutzte, als er neben dem Scheunentor ein überdimensional großes K an der Holzwand erblickte, das mit roter Farbe angesprüht war. Er war sich immer sicher, dass außer ihm niemand etwas von dieser Scheune wusste. Die Kälte, die ihm durch die Knochen zog, schob aber alle Zweifel beiseite und Fred betrat die Scheune.

    Was er im Innern erblickte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren und sein ganzer Körper zitterte. Er rannte wieder hinaus und musste sich übergeben. So etwas hatte er noch niemals gesehen. Was sollte er nun tun? Ein Handy besaß er nicht und weit und breit gab es kein Haus, wo er Hilfe holen konnte. So beschloss er, zurück zur Straße zu laufen.

    Mit hochgerissenen, hin- und herschwenkenden Armen stellte er sich mitten auf die Fahrbahn und versuchte ein Auto anzuhalten. Doch sein, nicht gerade ansprechendes Äußeres, veranlasste viele Autofahrer hupend auf ihn zuzufahren, kurz vor ihm auszuscheren und vorbeizufahren. Endlich hielt ein Auto an. Fred stürzte zur Fahrertür, riss diese auf und schrie immer nur:

    »Hilfe, Hilfe.«

    Der Fahrer bat ihn sich zu beruhigen und zu sagen, wie er Hilfe benötigte.

    Fred konnte sich jedoch nicht beruhigen und stammelte:

    »Polizei, rufen Sie die Polizei. Dort hinten in der Scheune hängt eine Leiche.«

    Aufgrund Freds verstörtem Zustand glaubte der Fahrer ihm und wählte auf seinem Handy den Notruf der Polizei. Als die Verbindung hergestellt war, meldete er einen verwirrten Mann, der auf der Straße herumirrte, um Hilfe rief und von einer Leiche sprach. Nach Durchgabe des genauen Standortes beendete er das Gespräch.

    Fred hatte sich inzwischen an den

    Straßenrand gekauert, saß mit angezogenen Beinen im Schnee, hielt seinen Kopf zwischen den Händen und war kaum ansprechbar.

    In dieser Haltung fanden ihn auch die eintreffenden Polizisten vor, die ihn nun ansprachen:

    »Sie sagen, Sie haben eine Leiche gefunden? Wo soll sich diese Leiche befinden?«

    Fred schaute die Beamten, immer noch auf dem Boden sitzend, groß an und antwortete verstört:

    »Ja, da hinten in der Scheune« und deutete dabei mit seinem rechten Arm hinter sich.

    Einer der Beamten griff ihm unter die Achsel und bat:

    »Stehen Sie bitte auf.«

    Freds Beine zitterten immer noch und so stand er etwas wackelig vor den Beamten. Seitens der Polizei kam darum die Frage:

    »Haben Sie etwas getrunken?«

    Plötzlich wurde Fred ganz klar, denn er ahnte, dass dies ein Grund sein könnte, ihn nicht für voll zu nehmen und antwortete:

    »Ja, ich habe etwas getrunken, bin aber nicht betrunken, schon gar nicht, nachdem ich den Toten in der Scheune gesehen habe.«

    »Dann zeigen Sie uns zunächst Ihren Ausweis«, forderte einer der Polizisten ihn auf.

    Nachdem seine Daten notiert waren wollten sie wissen, was Fred in der Scheune wollte. Er berichtete, dass er schon einige Male dort geschlafen hatte, wenn es draußen kalt war. Dies war auch der Grund, warum er in dieser Nacht die Scheune aufsuchte und dort den Toten fand, der an einem Seil am Deckenbalken hing.

    Diesem Hinweis mussten die Polizisten nachgehen, bedankten und verabschiedeten sich von dem Autofahrer, der sie benachrichtigt hatte, bevor sie Fred baten, sie zur Scheune zu führen.

    Die Beamten folgten ihm durch das dichte Gestrüpp, bis sie die Scheune erblickten. Auch ihnen fiel sofort das große rote K auf, das an der Wand prangte. Fred kam ihrer Frage, ob das K schon immer dort war zuvor und sagte:

    »Das K an der Wand war früher auch nicht da. Es ist ganz neu.«

    Vor dem Eingang blieb Fred abrupt stehen.

    »Da gehe ich nicht mehr rein.«

    Die Beamten respektierten Freds Wunsch und betraten allein die Scheune.

    Auch sie mussten gegen einen Würgereiz ankämpfen, als sie den Leichnam am Seil baumeln sahen. Entsetzt blickten sie sich an und waren sich sofort einig, dass hier die Mordkommission tätig werden musste. Um

    den Tatort nicht zu verunreinigen, verließen sie umgehend die Scheune und verständigten über Funk die Kripo, mit dem Hinweis, dass auch die Spurensicherung, sowie der

    Gerichtsmediziner erforderlich waren. Jetzt verstanden sie Freds Verwirrung und konnten sich selbst kaum beherrschen.

    Um den Kripobeamten die Suche nach der, doch ziemlich versteckten Scheune zu

    ersparen, ging einer der Beamten zurück zum Streifenwagen und wartete auf das Eintreffen der Kommissare. Sein Kollege blieb bei Fred, der als Zeuge noch zur Verfügung stehen musste.

    Das fast undurchdringliche Gestrüpp verhinderte, dass die ankommenden Beamten mit den Fahrzeugen zum Tatort gelangten. So mussten sie ihr gesamtes Equipment tragen und sich zu Fuß einen Weg zur Scheune bahnen.

    Der Anblick der Leiche verlangte auch den erfahrenen Kommissaren Beck und Smolek, die diesen Fall übernahmen, einiges ab. Sie hatten es während ihrer langjährigen Tätigkeit in der Mordkommission schon mit vielen Mordopfern zu tun, wie unlängst in Zusammenhang mit einer Geldfälscherei, im Fall Talionis, wo es drei Todesopfer gab, die allesamt erschossen wurden, jedoch war dieser Mord mit keinem anderen zu vergleichen.

    Was ließ bei dieser Leiche alle so erschaudern?

    Vorsichtig näherten sich Hauptkommissar Beck und Kommissar Smolek der männlichen Leiche. Akribisch achteten sie auf jeden ihrer Schritte, um mögliche Spuren nicht zu zerstören. Sie sahen einen Mann, der mit zusammengebundenen Füßen und mit Hilfe eines Flaschenzuges, dessen Haken an der Fußfessel befestigt war, hochgezogen wurde und mit dem Kopf nach unten am

    Deckenbalken hing. Er war nackt und sein gesamter Torso war aufgeschlitzt, sodass alle Eingeweide heraushingen. Dies war aber nicht alles, denn bei genauerer Betrachtung stellten die Kommissare fest, dass ihm der Penis abgeschnitten wurde und in seinem Mund steckte. Solch eine abartige Perversität hatten sie noch nicht erlebt. Bei dem Tatwerkzeug handelte es sich wahrscheinlich um das große Küchenmesser, welches der Täter zurückgelassen hatte, indem er damit einen Zettel, auf dem sich ein, mit Blut geschmiertes K befand, an den rechten Oberschenkel seines Opfers gespießt hatte. Da das Mordopfer total ausgeblutet war, befand sich unter ihm eine riesige Blutlache. Fürs Erste hatten die Kommissare genug gesehen und überließen der Spurensicherung das Feld. Sie selbst wandten sich Fred zu, an den sie noch einige Fragen hatten. Vom Kollegen hatten sie seinen Namen erfahren und Beck sprach ihn an:

    »Herr Delkowski, Sie wollten also in der Scheune übernachten. Waren Sie schon öfter hier und wenn ja, wann das letzte Mal?«

    Fred antwortete:

    »Ich kenne diese Scheune schon lange, bin aber sehr selten hier. Nur, wenn ich mich in der Nähe aufhalte und das Wetter eine Übernachtung draußen nicht zulässt. Hier hatte ich immer meine Ruhe. Das letzte Mal habe ich vor etwa vier Wochen in der Scheune geschlafen.«

    Hauptkommissar Beck fragte weiter:

    »Schlafen Sie stets unter freiem Himmel oder in der Scheune und kommen auch andere Leute zum Nächtigen hier her?«

    »Ab und an schlafe ich im Obdachlosenheim, in der Goethestraße, aber dort ist es immer sehr unruhig und an Schlaf nicht zu denken. Darum bleibe ich lieber für mich allein und suche mir einen Platz in der freien Natur. In der Scheune ist mir nie aufgefallen, dass ein anderer auch da war. Alles war immer gleich, so, wie ich sie verlassen hatte. Sicherlich wurde mit den Jahren das ein oder andere Brett morsch, aber da war das Wetter die Ursache, wenn mal eines herausgefallen war.«

    »In der Obdachlosenunterkunft haben Sie niemals etwas von der Scheune erzählt?« wollte Smolek wissen.

    »Nein, ich bin doch nicht blöd und erzähle denen davon. Dies war doch immer mein Rückzugsort. Jedenfalls bis heute«, ergänzte Fred geknickt.

    Die für Beck wichtigste Frage, stellte er am Schluss.

    »Als Sie heute Nacht zur Scheune gingen, ist Ihnen da etwas oder irgendjemand aufgefallen? Stand vielleicht ein Auto am Straßenrand oder gab es andere Dinge, die ungewöhnlich waren?«

    Fred überlegte einen Augenblick.

    »Nein, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht darauf geachtet, weil mir kalt war und ich nur schnell in die Scheune wollte.«

    »Als Sie in die Scheune gingen, haben Sie sich dem Leichnam genähert und sind weit vorgedrungen?« hakte Smolek nach.

    »Um Himmels willen, nein«, schrie Fred fast. »Gleich als ich hineinkam, habe ich ihn da hängen sehen und mir ist schlecht geworden. Dann bin ich sofort wieder raus und hab´ erst mal gekotzt.«

    Fred deutete auf die Stelle, wo er sich übergeben hatte.

    Das reichte Hauptkommissar Beck erst einmal und er schloss die Befragung ab.

    »Danke, Herr Delkowski, das war für den Moment alles. Es kann sein, dass wir später noch Fragen an Sie haben. Wie können wir Sie erreichen, denn einen festen Wohnsitz haben Sie ja nicht?«

    »Sie können im Heim eine Nachricht hinterlassen. Dort bin ich jeden Tag zum Mittagessen. Die richten es mir dann aus.«

    Beck und Smolek bedankten sich und schauten Fred mitleidig hinterher, als dieser sich in der Dunkelheit auf den Weg machte.

    »Armer Kerl. Hoffentlich findet er einen warmen Platz bei dieser Kälte«, sinnierte Beck.

    Mehr Zeit, sich über Fred Gedanken zu machen blieb ihnen aber nicht, denn nun mussten sie sich wieder dem Tatort zuwenden.

    Der Gerichtsmediziner Dr. Kilian und sein Assistent, Hendrik Reich, verharrten noch vor der Scheune, während die Kollegen der Spurensicherung den Tatort gründlich untersuchten, um eventuelle Spuren sicherzustellen. Ganz nach Vorschrift trugen sie weiße Einwegoveralls, blaue Überschuhe und Latexhandschuhe. Zunächst wurden präzise Fotos der Leiche und deren Umfeld gemacht, auch vom Boden. Hier zeigten sich Schleifspuren, jedoch war kein einziger Fußabdruck zu erkennen. Dann wandten sie sich dem Opfer zu. Vorsichtig entfernten sie das Messer und den Zettel vom Oberschenkel, tüteten beides ein und verbrachten die Gegenstände in einen Spezialbehälter. Abschließend nahmen sie noch eine Probe aus der Blutlache, legten auch diese in den Behälter, lösten die Leiche vom Haken und überließen sie dem Gerichtsmediziner.

    Dr. Kilian und Hendrik Reich näherten sich dem Toten. Über die Todesursache musste Dr. Kilian keine Angaben machen, die war für alle offensichtlich, aber um den Todeszeitpunkt zu ermitteln, führte er eine erste Untersuchung durch.

    »Soweit ich es jetzt und hier beurteilen kann, trat der Tod vor etwa 48 Stunden ein. Das erkennt man unter anderem an der Gerinnung der Blutlache, die bereits in den Boden gesickert ist und eine entsprechende Festigkeit erreicht hat. Genaueres kann ich aber erst nach der Autopsie in der Gerichtsmedizin sagen«, klärte er die Kommissare auf.

    Zum Abtransport schob Dr. Kilian die noch heraushängenden Organe zurück in den Körper, legte den Toten, mit Hilfe seines Assistenten in einen Leichensack und nachdem dieser verschlossen war, schoben sie den Sack auf die mitgebrachte Trage. Unter viel Kraftaufwand trugen sie den Toten zu ihrem Fahrzeug, wobei sie sich durch das wild wuchernde Gestrüpp kämpfen mussten.

    Als Beck sie dabei beobachtete fiel ihm auf, dass einige Zweige abbrachen und so eine fast unmerkliche Spur hinterließen. Irgendwie musste der Mörder sein Opfer hierher gebracht haben und er musste auch durch das Gestrüpp gekommen sein, denn einen anderen Weg gab es nicht.

    Diesen Gedanken teilte er Kommissar Smolek mit und die beiden betrachteten genauestens den Außenbereich von der Scheune bis zu dem Gebüsch. Tatsächlich entdeckte Smolek eine kaum sichtbare Spur im Schnee, deren Struktur eher aus Eiskristallen bestand und direkt vom Gebüsch zur Scheune führte. Sogleich rief Beck Mike, Sandy und Kurt, die Kollegen von der Spurensicherung und bat sie, den Weg der Spur ins Gebüsch zu folgen. Vielleicht konnte hier noch Beweismaterial

    sichergestellt werden.

    Becks Riecher erwies sich als richtig. Tatsächlich konnte Mike an einem stärkeren Zweig eine längere Faser ausmachen, die von der Kleidung des Täters stammen könnte. Etwas weiter im Gebüsch machte Sandy einen bedeutenden Fund.

    Dicht unter herumliegendem Laub, welches nicht mit Schnee bedeckt war, lag ein blauer

    Plastiksack, der die gesamte Kleidung des Ermordeten enthielt.

    »Gut gemacht«, klopfte Smolek seinem Kollegen Beck auf die Schulter, der sich noch bei Mike, Sandy und Kurt bedankte, bevor alle den Tatort verließen.

    Beginn der Ermittlungen

    Am nächsten Morgen saßen Beck und Smolek sich in ihrem Dienstzimmer gegenüber und warteten auf die Ergebnisse der Beweisauswertung seitens der Spurensicherung. Ungeduldig spielte Kommissar Smolek mit einem Kugelschreiber in seiner Hand und schaute nachdenklich vor sich hin. Dann fasste er seine Gedanken in Worte und sagte zu seinem Kollegen Beck:

    »Was kommt dieses Mal auf uns zu? Hinter so viel Abartigkeit muss eine Menge Hass stecken.«

    »Tja, ich muss zugeben, so etwas ist mir noch nie untergekommen, obwohl ich schon viel gesehen habe.«

    Beck schaute auf seine Armbanduhr und sprach weiter:

    »So langsam wird es Zeit, dass wir Auswertungen von der Spusi kriegen. Wie lange dauert das denn noch?«

    Kaum hatte er es ausgesprochen, ging die Tür auf und Kurt kam herein.

    »Hier habt ihr schon mal die Fotos vom Tatort. Für alles andere brauchen wir noch einige Zeit. Sobald wir soweit sind, rufe ich euch an.«

    Kurt legte den Stapel Bilder vor Stefan Beck auf den Schreibtisch. Beck wusste aus Erfahrung, dass es keinen Sinn machte nachzufragen, wieviel Zeit die Kollegen für weitere Auswertungen benötigten. Es war eben die Spusi und denen war egal, ob Smolek und er dringend auf Ergebnisse warteten, sie machten alles ganz in Ruhe, genau und gründlich.

    Nachdem Kurt das Zimmer verlassen hatte, befestigte Stefan Beck alle Fotos an der Magnettafel. Sofort wurden sie wieder mit der Brutalität des Mörders konfrontiert. Genauer schauten sie sich die Schleifspur an, die auf dem staubigen Scheunenboden erkennbar war.

    »Ich glaube, ich weiß warum wir keine Schuhabdrücke gefunden haben«, stellte Sascha Smolek fest und deutete dabei mit dem Zeigefinger auf ein Foto.

    »Schau einmal hier und hier. Sieht das nicht wie Tannennadeln aus?« fragte er seinen Kollegen.

    »Du hast Recht«, bestätigte Beck, »aber was hat das zu bedeuten?«

    »Wenn zutrifft was ich vermute, dann haben wir es mit einem äußerst raffinierten Täter zu tun, der weiß worauf es ankommt, um keine Spuren zu hinterlassen.«

    »Was meinst du? Erzähle«, forderte Beck Sascha Smolek auf.

    »Nachdem er fertig war, ist er auf dem gleichen Weg aus der Scheune hinausgegangen, wie er hineingegangen war, nur hat er sich dabei rückwärts bewegt und mit einem Tannenzweig die Spur verwischt. Auch draußen ist nicht ein einziger Schuhabdruck zu finden, weil er es dort ebenso gemacht hat.«

    »Damit könntest du richtig liegen. Also können wir Profilabdrücke seiner Schuhsohlen als Beweismittel ausschließen. Hoffentlich finden die Kollegen etwas an den

    sichergestellten Sachen, was uns weiterbringt. Wenigstens haben sie uns schon den Ausweis des Toten gegeben, der sich bei den gefundenen Sachen im Geldbeutel befand. Somit wissen wir um wen es sich handelt. Vielleicht sollten wir uns erst einmal in dessen Umfeld umhören.«

    »Gute Idee«, stimmte Sascha Smolek zu, »hier kommen wir im Moment sowieso nicht weiter.«

    Bei dem Ermordeten handelte es sich um den 35-jährigen Clarence Peckert, der den Kripobeamten nicht unbekannt war. Die Personenüberprüfung in der Datenbank hatte ergeben, dass es sich bei ihm um einen verurteilten Vergewaltiger handelte, der eine dreijährige Haftstrafe verbüßt hatte. Seit etwas über einem Jahr war er wieder auf freiem Fuß.

    »Lass uns gleich mal zu seiner Wohnung fahren. Vielleicht hat er ja nicht alleine dort gelebt und wir treffen jemanden an, der uns mehr über ihn sagen kann«, schlug Beck vor. Sascha Smolek war einverstanden und die Kommissare machten sich auf den Weg.

    Nach mehrmaligem Klingeln blieb die Haustür verschlossen. Darum entschieden die Beamten, es bei einem Nachbarn zu versuchen. Kurze Zeit später ertönte der Türsummer und die Kommissare trafen auf Frau Kühneisen, die Nachbarin von Peckert.

    »Entschuldigen Sie die Störung. Wir sind von der Kriminalpolizei, mein Name ist Beck«, dabei zeigte er seinen Dienstausweis »und dies ist mein Kollege Smolek.«

    Er bemerkte das verängstigte Gesicht der Frau und sagte darum schnell:

    »Wir wollten zu Peckert, aber es macht niemand auf.«

    »Der Herr Peckert ist schon ein paar Tage nicht da«, kam es ganz aufgeregt von der Nachbarin.

    »Gibt es keine Frau Peckert?« fragte Beck weiter.

    »Nein, seine Frau hat ihn verlassen. Er war nämlich lange Zeit im Knast, aber wieso weiß ich nicht. Das hat Frau Peckert nie gesagt. Als er wieder zu Hause war, ist sie gegangen. Er ist auch ein wenig merkwürdig, so´n richtiger Eigenbrödler. Außer einen guten Tag zu wünschen haben wir nicht miteinander geredet«, erzählte die Nachbarin bereitwillig.

    »Können Sie mir sagen, wann Sie Herrn Peckert zuletzt gesehen haben?« fragte Kommissar Smolek.

    »Warten Sie mal«, bat Frau Kühneisen nachdenklich und fuhr dann fort:

    »Heute ist Donnerstag. Das war am Montag, da habe ich ihn getroffen, als ich am Briefkasten war.«

    »Wissen Sie ob und wenn ja, wo Herr Peckert gearbeitet hatte?«

    Frau Kühneisen fiel nicht auf, dass Hauptkommissar Beck bei dieser Frage über Peckert in der Vergangenheit sprach und sie antwortete:

    »Er geht jeden Morgen aus dem Haus, aber wo er arbeitet weiß ich nicht.«

    Einen Augenblick druckste sie herum, sprach dann aber weiter:

    »Sein Briefkasten ist immer sehr voll, weil er ihn nicht regelmäßig leert. Dadurch schaute einmal ein Umschlag halb heraus. Damit der Brief nicht verloren ging, habe ich ihn herausgezogen und dabei den Absender gesehen. Es war das Alten- und Pflegeheim in der Kastanienallee. Vielleicht arbeitet er ja dort, denn was sollte er sonst damit zu tun haben.«

    Bevor Beck etwas sagen konnte, fiel ihr ein, dass sie etwas vergessen hatte und sagte ganz schnell:

    »Den Brief habe ich natürlich wieder ganz weit in den Kasten geschoben.«

    Die Kommissare konnten sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen, aber dann wurde Beck wieder ernst und erklärte:

    »Frau Kühneisen, wir stellen Ihnen die ganzen Fragen, weil wir in einem Mordfall ermitteln. Herr Peckert ist tot.«

    Die sonst so redselige Nachbarin war sichtlich geschockt.

    Für die Kommissare war es Zeit, sich zu verabschieden, darum sagte Beck:

    »Danke Frau Kühneisen, Sie haben uns sehr geholfen.«

    Frau Kühneisen nickte nur mit dem Kopf und hauchte ein leises »Ja«, als die beiden Kommissare gingen.

    Draußen angekommen frotzelte Beck:

    »Ich sag ja immer wieder, aufmerksame Nachbarn sind Gold wert.«

    Beide lachten und machten sich auf den Weg zu dem Alten- und Pflegeheim, das Frau Kühneisen ihnen genannt hatte.

    Am Empfang zeigte Hauptkommissar Beck wieder seinen Dienstausweis und sagte zu der Mitarbeiterin:

    »Guten Tag, wir sind die Kommissare Beck und Smolek von der Kriminalpolizei. Arbeitet ein Clarence Peckert bei Ihnen?«

    »Nein«, kam die Antwort, »allerdings haben wir eine Heimbewohnerin, die Irma Peckert heißt.«

    »Ist es möglich, mit dieser Frau Peckert zu sprechen?« wollte Kommissar Smolek wissen.

    »Nun ja«, zögerte die Angestellte, »können Sie mir sagen um was es geht, damit ich die Stationsleiterin informieren kann?«

    »Es könnte sein, dass Ihre Frau Peckert eine Verwandte von Clarence Peckert ist. Dazu hätten wir sie gern befragt«, drückte Hauptkommissar Beck sich vorsichtig aus. Dass es um einen Mord ging, wollte er so öffentlich nicht sagen.

    »Ja klar, jetzt fällt es mir wieder ein. Der ist ihr Sohn«, äußerte die Angestellte abfällig.

    »Sie kennen Herrn Peckert?«

    »Kennen ist übertrieben, ich erinnere

    mich nur an seinen Auftritt hier. Als seine Mutter vor einem Jahr zu uns kam, haben wir ihn bezüglich der Unterhaltskosten

    angeschrieben. Da kam er her und hat einen Riesenzirkus veranstaltet, sodass er am Ende Hausverbot bekommen hat. Es war ziemlich

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