Die Logik des Museums: Beiträge zur Museologie
Von Roger Fayet
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Buchvorschau
Die Logik des Museums - Roger Fayet
Impressum
Mit Beiträgen haben das Buchprojekt unterstützt:
Sturzenegger-Stiftung Schaffhausen
Landis & Gyr Stiftung
Lektorat: Regula Krähenbühl, Ammerswil
Gestaltung und Satz:
Miriam Koban, Hier und Jetzt
© 2015 hier und jetzt, Verlag für Kultur und
Geschichte GmbH, Baden
www.hierundjetzt.ch
ISBN E-Book
978-3-03919-907-5
ISBN Druckausgabe
978-3-03919-371-4
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
Inhalt
Vorwort
Der Abfall und das Museum
Theorie der Mehrfachzeichen
Sprechen oder Schweigen
Deutungsabstinenz als Programm
Jenseits von Nimmerland
Ersterscheinungen
Bibliografie
Vorwort
Die Dinge im Neben- und Nacheinander wahrzunehmen, gehört zu den grundlegenden hermeneutischen Prinzipien des Museums. Die Art, wie die Objekte räumlich zueinander in Beziehung gesetzt sind und wie sie aufeinander folgen, trägt wesentlich zur Deutung bei, mit der wir sie beim Durchschreiten der Ausstellung versehen. Nun kommt auch der Anordnung der Inhalte in einem Buch per se eine erklärende Funktion zu, nicht gänzlich verschieden von der musealen Sinnstiftungstechnik durch Gruppierung und Abfolge. Auch im schriftlichen Raum des Buches werden durch die Platzierung der Texte interpretative Zusammenhänge entfaltet, das heisst, Voraussetzungen bezeichnet, Dinge ins Zentrum gerückt, Folgen aufgezeigt und Beziehungen sichtbar gemacht. Die hier versammelten Texte zur Theorie und Praxis des modernen Museums folgen einem Parcours, der beim Aufbau der Sammlung seinen Anfang nimmt und bei ihrem möglichen Abbau endet: Die Publikation handelt zunächst von der Tätigkeit des Sammelns und stellt sie in den Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen in Moderne und Postmoderne. Sie beschreibt daraufhin die Techniken, mit denen im Medium der Ausstellung Bedeutung erzeugt und vermittelt wird. Am Beispiel der jüngst erfolgten Neupräsentation der Kunstsammlung der Tate Britain werden aktuelle Tendenzen in der kuratorischen Praxis einer Kritik unterzogen. Abschliessend folgt eine Auseinandersetzung mit dem Problem der Aussonderung von Sammlungsobjekten.
Der erste Beitrag beginnt mit der Dichotomie von Abfall- und Museumsobjekt. Am Vermögen des Museums, etwas an sich Wertloses zum Museumsobjekt zu erhöhen, wird deutlich, wie machtvoll die Institution beim Speichern von kollektiver Erinnerung agiert. Dabei ist es die Zeichenhaftigkeit von Abfallobjekten – ihre Fähigkeit, auf Wirklichkeiten ausserhalb ihrer selbst zu verweisen –, die ihre Aufwertung zu Museumsgegenständen möglich macht. Zu den Hauptfunktionen der musealen Sammlungen gehört die Herstellung von Identitäts- wie auch von Fremdheitserfahrungen, was in den Zusammenhängen moderner Veränderungsdichte einerseits und globaler kultureller Angleichung andererseits von eminenter Bedeutung ist.
Das theoretische Kernstück des Buches bildet der Text über die potentielle Vieldeutigkeit von Zeichen. Museumsobjekte werden hier als Mehrfachzeichen ausgewiesen – ein Konzept, das dem bislang gängigen Modell des einfachen Zeichens beziehungsweise Zeichenträgers (Pomians «Semiophor») ein Verständnis des Objekts als Zeichenkonglomerat entgegenstellt. Der Beitrag fragt weiter nach den Konsequenzen dieses Modells für die Vermittlung von Inhalten im Medium der Ausstellung.
Im daran anschliessenden Aufsatz Sprechen oder Schweigen werden die Prozesse der Bedeutungsgenese verstärkt auf die konkreten Techniken der Sinn-Produktion hin untersucht. Die Anordnung der Objekte im Raum ist dabei das wichtigste, da wirkungsvollste und dem Medium Ausstellung angemessenste Verfahren. Sinnvermittlung im Museum kommt gerade bei historischen, archäologischen oder naturkundlichen Ausstellungen allerdings nicht ohne textliche und gestalterische Elemente und nicht ohne sekundäre Musealia wie zum Beispiel Modelle oder Dioramen aus.
Auf die Analyse der methodischen Aspekte des Ausstellens folgt eine kritische Auseinandersetzung mit der jüngst vollzogenen Neuhängung der Sammlung der Tate Britain. Die Londoner Präsentation versucht, den Machtgestus einer kuratorischen Deutung konsequent zu vermeiden. Der Beitrag bezieht Stellung gegen den von der Tate Britain praktizierten Verzicht auf Interpretation und plädiert für Autorschaftlichkeit als Verfahren, das Widerspruch überhaupt erst ermöglicht und der Pluralisierung von Deutungsangeboten Vorschub leistet.
Gewissermassen «die andere Seite» der Musealisierung behandelt der Text über die derzeit intensiv diskutierte Problematik der Aussonderung von Sammlungsobjekten. Im Aufsatz Jenseits von Nimmerland wird die ethische Legitimität von Deakzessionen untersucht und dargelegt, dass gerade ein gesellschaftlich verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen und Sammlungsbeständen nach einer Bejahung der Möglichkeit von Aussonderungen verlangt. Zugleich verweist der Aufsatz auf die international massgeblichen Standards sowie auf anerkannte Richtlinien und Anleitungen zur Umsetzung von Deakzessionen.
Die Texte, die zwischen 2005 und 2015 in Zeitschriften und Sammelbänden erschienen sind, wurden für die vorliegende Publikation zum Teil stark überarbeitet. Unentbehrlich hierfür waren die Hinweise und Ratschläge von Freunden und Fachkollegen. Besonders danke ich Gottfried Korff für seine wertvolle Kritik und für seine Ermutigung im richtigen Moment. Mein Dank gilt Regula Krähenbühl für ihr ebenso einfühlsames wie kluges und präzises Lektorat. Miriam Koban danke ich für die Freude, die ihre grafische Gestaltung bereitet, und Bruno Meier für die angenehme Zusammenarbeit mit dem Verlagshaus Hier und Jetzt. Dank gebührt auch der Sturzenegger-Stiftung Schaffhausen und der Landis & Gyr Stiftung, die das Zustandekommen des Buches finanziell ermöglicht haben.
Der Abfall und das Museum
Fast möchte man meinen, es gebe keine Institution, die weniger mit Abfall zu tun hat als das Museum. Ein Aufbewahrungsort von Dingen, die als unbedingt erhaltenswert taxiert werden, ballt es die in Gegenstandsform greifbaren kulturellen Werte einer Gesellschaft in Sammlungen und Ausstellungen zu höchster Dichte zusammen. Nirgends in den Gesellschaften der Moderne findet sich eine höhere räumliche Konzentration wertvoller Objekte als in den Sälen des Museums. Seine Vorgängerinstitutionen sind die antiken Schatzhäuser, die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reliquiensammlungen, die Kunst- und Wunderkammern sowie die Trophäengalerien der Zeughäuser. Seine Gegenspieler sind die Entsorgungsstätten des Abfalls, früher die Latrinen, Halden und Ehgräben, heute die Kehrichtverbrennungsanlagen und Mülldeponien. So lässt sich im Umgang mit Dingen kein stärkerer Kontrast vorstellen als die ordentliche Aufbewahrung der Objekte im Museum, ihre nicht selten mit grossem technischem Aufwand betriebene Konservierung und, wo nötig, ihre wissenschaftlich fundierte Restaurierung, ihre sorgfältige Inventarisierung, ihre akribische Erforschung und Dokumentierung und vor allem ihre effekt volle Zurschaustellung auf Sockeln und in Vitrinen, hinter Respekt gebietenden Schranken, in alarmgesicherten, klimatisierten und lichtgeschützten Räumen – und im Gegensatz dazu die Entsorgung von Abfallobjekten, ihre Zertrümmerung und Zermanschung, ihre Entfernung aus der menschlichen Wahrnehmung durch Verbringung in Müllhalden und Sonderdeponien, ihre Vernichtung durch Verrottung oder Verbrennung, ihre Auflösung und Entdifferenzierung im Recyclingprozess. Das Museum und die Mülldeponie bilden bezüglich des normativen Umgangs mit den Dingen die modernen Gegenorte an sich.
Dennoch schliesst die Grenze zwischen Museum und Abfall nicht vollkommen dicht: Es