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Fritz Typewriter: oder … Eine Reise mit Fritz Levy um die Welt  und andere Geschichten von Heimatsuchenden
Fritz Typewriter: oder … Eine Reise mit Fritz Levy um die Welt  und andere Geschichten von Heimatsuchenden
Fritz Typewriter: oder … Eine Reise mit Fritz Levy um die Welt  und andere Geschichten von Heimatsuchenden
eBook251 Seiten2 Stunden

Fritz Typewriter: oder … Eine Reise mit Fritz Levy um die Welt und andere Geschichten von Heimatsuchenden

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Über dieses E-Book

Im Herbst 2018 taucht die Schreibmaschine von Fritz Levy, dem letzten Juden von Jever, wieder auf. Der Fund inspiriert den Autor Eckhard Harjes zu seiner Erzählung "Fritz Typewriter".

Woher kommt die Schreibmaschine? Warum sind chinesische Schriftzeichen darauf zu sehen? Was ist ihr Geheimnis?

Fritz Levy - Jeveraner Viehhändler - geboren 1901 - Flucht 1939 vor den Nazis nach Shanghai - er sagt: 'China wäre meine Wahlheimat' - Rückkehr nach Jever 1950 - aber er findet seine Heimat nie mehr wieder - schwere Depressionen in den 1960er Jahren - in den 1970ern steht er wieder auf und nennt sich 'Berufsverbrecher, Viehlosoph und Stabsdirektor' - 1981 wird er Ratsmitglied in Jever - Freitod im Oktober 1982 - Fritz Levy, ein Heimatsuchender …

"... Wette, daß kein Mensch mehr für Jever getan hat als ich, Fritz Levy. Aber wer wurde schlimmer behandelt seit meiner Rückkehr?! Meine Nazizeit war Gold dagegen. Das ist ein Wunder, daß ich diese Heimat überlebt habe."
(Fritz Levy, April 1982)

"Fritz Typewriter" ist ein Buch über Heimaten in der Kleinstadt.
SpracheDeutsch
HerausgeberFuego
Erscheinungsdatum21. Mai 2021
ISBN9783862872251
Fritz Typewriter: oder … Eine Reise mit Fritz Levy um die Welt  und andere Geschichten von Heimatsuchenden

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    Buchvorschau

    Fritz Typewriter - Eckhard Harjes

    Coverbild

    Fritz Typewriter

    oder … Eine Reise mit Fritz Levy um die Welt

    und andere Geschichten von Heimatsuchenden

    von

    Eckhard Harjes

    FUEGO

    – Über dieses Buch –

    Im Herbst 2018 taucht die Schreibmaschine von Fritz Levy, dem letzten Juden von Jever, wieder auf. Der Fund inspiriert den Autor Eckhard Harjes zu seiner Erzählung „Fritz Typewriter".

    Woher kommt die Schreibmaschine? Warum sind chinesische Schriftzeichen darauf zu sehen? Was ist ihr Geheimnis?

    Fritz Levy - Jeveraner Viehhändler - geboren 1901 - Flucht 1939 vor den Nazis nach Shanghai - er sagt: ‚China wäre meine Wahlheimat‘ - Rückkehr nach Jever 1950 - aber er findet seine Heimat nie mehr wieder - schwere Depressionen in den 1960er Jahren - in den 1970ern steht er wieder auf und nennt sich ‚Berufsverbrecher, Viehlosoph und Stabsdirektor‘ - 1981 wird er Ratsmitglied in Jever - Freitod im Oktober 1982 - Fritz Levy, ein Heimatsuchender …

    „... Wette, daß kein Mensch mehr für Jever getan hat als ich, Fritz Levy. Aber wer wurde schlimmer behandelt seit meiner Rückkehr?! Meine Nazizeit war Gold dagegen. Das ist ein Wunder, daß ich diese Heimat überlebt habe."

    (Fritz Levy, April 1982)

    „Fritz Typewriter" ist ein Buch über Heimaten in der Kleinstadt.

    Die in Courier-Schrift gedruckten Textstellen sind Original-Zitate aus dem Nachlass von Fritz Levy. Namen von realen Personen wurden teilweise geändert. Die Schreibweise wurde für einen besseren Lesefluss, wo notwendig, angepasst.

    Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wurde für den Text die männliche Schreibweise gewählt. Gemeint ist gleichzeitig auch immer die weibliche Form.

    Der Nachlass von Fritz Levy befindet sich im Besitz des GröschlerHauses Jever.

    www.groeschlerhaus.eu –

    Für Fritz Levy und Shepp Petersen

    „China wäre meine Wahlheimat."

    Fritz Levy

    1

    Im Herbst 2018 tauchte die Schreibmaschine von Fritz Levy, dem letzten Juden von Jever, wieder auf. Grundmeyer brachte sie ins GröschlerHaus. Fritz habe die Maschine im Herbst 1981 zur Reparatur gebracht. 37 Jahre hatte sie dann zuerst bei ihm im Laden und später im Keller gestanden, meinte Grundmeyer.

    Sein Schreibwarenladen war damals genau dort, wo einst die jeversche Synagoge stand - Wasserpfortstraße 19.

    Fritz Levy kam an Grundmeyers Laden vorbei, wenn er mit dem Fahrrad zum Wochenmarkt fuhr, der dienstags und freitags auf dem Kirchplatz aufgebaut wurde.

    Er lehnte sein Fahrrad gegen Grundmeyers Ladenscheibe, dass es gefährlich krachte. Die Schreibmaschine hatte er auf den Gepäckträger geklemmt. Blacky, sein Hund, schaute Fritz bettelnd an, legte sich dann aber jaulend unter das Fahrrad, als Fritz ihn dorthin verwies. Fritz stürmte in den Laden, die Schreibmaschine unter dem Arm.

    Er knallte sie auf den Ladentresen. „Die kannst du reparieren, mien Jung. Farbband muss neu und ‚Q' hakt und irgendwas klemmt da beim Hebel. Well allright? Ich hole die dann in den nächsten Tagen wieder raus. Und take it easy, Genosse."

    „Alles klar, Fritz, ich schau mir die Maschine mal an. Komm du man nächste Woche Freitag wieder vorbei. Dann hab ich sie bestimmt fertig."

    Beim Herausgehen überflog Fritz die Schlagzeilen der Tageszeitungen, die vor der Ladentür in einem Ständer hingen: 300.000 BEI FRIEDENSDEMO IN BONN!, BAUBEGINN AM FRANKFURTER FLUGHAFEN, MUBARAK IN ÄGYPTEN NACH DER ERMORDUNG VON SADAT ZUM STAATSPRÄSIDENTEN GEWÄHLT.

    „Und Fritz Levy wurde in den Stadtrat gewählt und kommt bald in den Landtag, und dann Ministerpräsident und dann Bundeskanzler, Herr Genosse, … sollst mal sehen. Bald ist Levy Bürgermeister und dann in Hannover und Bonn, rief er Grundmeyer zu. Dann kramte Fritz seine Brille aus der Innentasche seines Jacketts - ein Glas war gesprungen, das andere fehlte - nahm einige Zeitungen aus dem Ständer, setzte sich auf einen Stuhl und las in aller Ruhe die Zeitungsberichte. Nach einer halben Stunde steckte er die Zeitungen zurück, setzte die Brille ab und legte sie gedankenverloren irgendwo hin. Er verließ den Laden und rief einem Passanten entgegen: „Wer wäre der beste Nachfolger für Sadat gewesen? Levy – der hätte dann für immer Frieden mit Israel gemacht. Take it easy, mein Freund!

    Fritz stieg auf sein Fahrrad und zog weiter zum Rathaus. Blacky trottete hinter ihm her. Im Rathaus ließ er von Stadtbediensteten seinen neuesten Text kopieren. „Ich bezahl die Kopien beim nächsten Mal", rief er den Rathausleuten zu, nahm seine Texte und ging auf den Wochenmarkt. Markthändler verkauften hier Frischwaren: Obst, Gemüse, Blumen, Fleisch und Eier. Auf dem Wochenmarkt traf Fritz Freund und Feind, Gott und die Welt. Unverzüglich begann er damit, seine Kopien zu verteilen. Lautstark teilte er den Marktleuten, Bekannten und Unbekannten mit, was im Stadtrat zurzeit alles falsch liefe.

    Die Bürger haben mich gewählt und nominiert wegen meiner Qualitäten, speziell meiner Integrität: im Gegensatz zur Listenwahl, wo die meisten gar nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben.

    Wer ist der reichste Mensch in Jever und anderswo? Levy, weil er den größten Herzensreichtum besitzt, zweitens, weil er den größten Geistesreichtum besitzt, ermöglicht noch durch seine Erfahrungen in Schanghai und Amerika. Weshalb ich Kandidat und nun Stadtrat bin!

    Bürger wurden von Bürgermeistern bei mündlichen und schriftlichen Anfragen über den Mund gefahren inklusive Levy. Und nun soll passieren Bürgernähe in Wort und Tat.¹

    Dann sammelte Fritz einige Gemüsereste und Kartoffeln vom Boden auf, die die Marktleute zum Verkauf nicht mehr für geeignet hielten, seiner Meinung nach aber noch gut genießbar waren. Er nahm sie mit nach Hause.

    Grundmeyer konnte die Schreibmaschine nicht reparieren. Er bekam keine Ersatzteile. Fritz kam immer wieder in den Laden und Grundmeyer erklärte ihm jedes Mal: „Ich bekomme die Ersatzteile nicht, aber ich versuche es weiter, Fritz. Eine wichtige Schraube fehlt. Komm einfach wieder rein. Du kommst ja sowieso jeden Tag hier vorbei."

    „Jawohl, Herr Genosse, take it easy. Du machst das schon. Ich bleibe dir treu", scherzte Fritz, der inzwischen überall Unterstützer-Unterschriften für seine Landtagskandidatur sammelte.

    Aber Fritz kam nicht mehr bei Grundmeyer vorbei. Seine Ausflüge in die Stadt wurden seltener, und irgendwann sah Grundmeyer ihn gar nicht mehr durch die Wasserpfortstraße radeln. Die Schreibmaschine wurde nicht abgeholt. Grundmeyer legte Fritz' Brille auf die Schreibmaschine, schob sie ins Regal und dann vergaß er beides. Fritz Levy trat im Oktober 1982 aus dem Leben. Er hatte den Freitod gewählt.

    Jahrzehnte später las Grundmeyer in der Tageszeitung, dem Jeverschen Wochenblatt, einen Bericht über das GröschlerHaus, das sich jetzt dort befand, wo früher sein Laden war. Er erfuhr aus der Zeitung von einer Radiosendung, Büchern und sogar von einem Film über Fritz Levy. Dieser Fritz Levy beschäftigte die kleine Stadt immer noch, auch 36 Jahre nach seinem Tod.

    Als Grundmeyer ins GröschlerHaus kam standen dort gerade Shepp Petersen und der Pastor. Sie betrachteten die Mezuzah, die im April von jüdischen Gästen aus England am Türrahmen angeschlagen worden war.

    Shepp Petersen und der Pastor waren stolz auf sich und das GröschlerHaus, was sie so nie gesagt hätten, wenn sie jemand danach gefragt hätte. Dafür waren sie viel zu zurückhaltend. Aber ohne ihr Engagement, ihr Wissen – Shepp war der Historiker und der Pastor ein Experte in Sachen Judentum - und ohne ihr politisches Geschick würde es das GröschlerHaus gar nicht geben.

    „Guten Tag, Herr Grundmeyer. Kommen Sie herein, begrüßte der Pastor den alten Mann. „Kommen Sie herein. Schauen Sie sich gerne um.

    „Nein, nein, danke. Ich will gar nicht lange bleiben. Ich will nur diese Schreibmaschine hier abgeben. Es ist die Schreibmaschine von Fritz Levy. Sie stand ja bei mir im Keller. Ich konnte sie nicht mehr reparieren. Ich dachte mir, ich bringe sie hierher. Vielleicht können Sie damit etwas anfangen. Oder soll sie auf den Müll? Schreibmaschinen braucht ja heute eh keiner mehr. Was meinen Sie?"

    Grundmeyer stellte die verstaubte Maschine auf den großen Tisch, der mitten im GröschlerHaus stand. Shepp betrachtete sie, während der Pastor für Grundmeyer einen Stuhl holte.

    „Das ist wirklich die Schreibmaschine von Fritz Levy?", fragte Shepp. Er hob die Maschine ehrfürchtig mit beiden Händen an, stellte sie an den Rand des Tisches und fuhr langsam mit den Fingern über die Tasten und Typenhebel, ganz vorsichtig, noch ohne zu tippen. Er streichelte sie und pustete den Staub von seinen Fingern.

    „Was für ein fantastischer Fund, dachte Shepp. „Woher haben Sie sie? Wie ist diese Schreibmaschine zu Ihnen gekommen?

    Grundmeyer setzte sich und berichtete. „Ich lasse sie einfach bei Ihnen. Und hier habe ich auch noch eine Brille von Fritz Levy. Die hat er damals mal bei mir im Laden liegen lassen und dann wohl vergessen."

    „Vielen Dank, Herr Grundmeyer. Vielen Dank. Nein, diese Schreibmaschine gehört ganz bestimmt nicht auf den Müll. Sie gehört genau hierher ins GröschlerHaus. Es war richtig und gut, sie uns zu bringen. Vielen Dank dafür, Herr Grundmeyer. Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Einen Tee? Ein Glas Wasser?", fragte der Pastor, während Shepp nicht mehr von der Schreibmaschine loskam.

    „Nein, nein, ich muss weiter. Ich gehe jetzt. Alles Gute und viel Spaß mit der alten Maschine. Sie ist kaputt, aber vielleicht bekommt das ein Fachmann wieder hin. Und das Farbband muss auch neu." Dann verabschiedete sich der alte Mann und verschwand.

    Da stand sie nun, die Schreibmaschine von Fritz Levy – Fritz' Typewriter. Shepp Petersen und der Pastor betrachteten sie lange. Sie drehten sie, schauten sich jedes Detail an, machten Fotos.

    Es überraschte sie immer wieder, welche Schätze aus der Vergangenheit auftauchten, wenn sie auf das Wasser schlugen. Die Fische bewegten sich, wurden sichtbar, anderes versank und blieb für immer verborgen. Das wussten sie beide. Jeder auf seine Art. Die Menschen und die Dinge brauchten ihre Zeit, bis sie wieder auftauchen konnten aus der Geschichte. Manches dauerte Jahrzehnte, anderes ewig.

    2

    Als Rolf Carstens, den früher alle Robbie nannten und jetzt Rob, einige Tage nach dem Auftauchen der Schreibmaschine am späten Nachmittag aus Emden, wo er jetzt wohnte, ins GröschlerHaus kam, ging er sofort auf die Schreibmaschine zu. Shepp Petersen hatte Rob von dem plötzlichen Auftauchen der Maschine berichtet.

    Rob hatte Fritz Levy Anfang der 1970er Jahre kennengelernt. Er war damals 14, Fritz 73 Jahre alt gewesen. Sie wurden Freunde. Und Rob hatte ein Buch über Fritz Levys Leben geschrieben, das vor einiger Zeit erschienen war.²

    Rob betrachtete die Schreibmaschine. „Fritz lebt", dachte er. Was hatte Fritz alles auf dieser Maschine geschrieben? Unzählige Briefe, ‚Die Chronik eines Heimkehrers', Texte, Schriften und Gedichte. Er lief um den Tisch und bestaunte die Schreibmaschine von allen Seiten.

    Sie war schwarz mit cremeweißen Buchstabentasten. Die waren umfasst von silbernen Nickelringen. Die Zwischenraumtaste war ein langer, schwarzer Balken, der geduldig unter den vier nervösen Buchstabenreihen ruhte. Es war eine schöne Schreibmaschine. Klein und praktisch und erstaunlich gut erhalten. Und Shepp Petersen hatte die Maschine wieder soweit auf Vordermann gebracht, dass sie funktionierte.

    ‚CONTINENTAL' stand in großen goldenen Lettern auf dem Papierauflageblech und darunter konnte man drei chinesische Schriftzeichen sehen.

    Links oben auf der Abdeckung las man in etwas kleinerer Schrift ‚CONTINENTAL PORTABLE' und gegenüber auf der anderen Seite ‚Sole Agents Scharpf Günter & Co Shanghai'.

    Die hellen Tasten wirkten wie Personen auf einer Tribüne - ein Publikum, das dem Schreibenden erwartungsvoll gegenüberstand. Jede Taste wollte als nächste ausgewählt werden für den entstehenden Text.

    Unten wurde die Tribüne von einem schwarzen Rahmen begrenzt, der die quirligen Letterntasten davor schützte hinunterzupurzeln. Auf ihm war zu lesen: ‚Wanderer-Werke Schonau Chemnitz'.

    Oben über den Tastenreihen ragten die Typen wie kleine Zähne in einem Halbrund über das Chassis. Es sah so aus, als ob die Schreibmaschine den Betrachter immerzu anlächelte.

    Links und rechts außen hinter der Abdeckung waren die Rollen des schwarz-roten Farbbandes zu sehen. Sie waren nicht abgedeckt. Alles war offen. Die Maschine hatte nichts zu verbergen. Man konnte tief in ihr Inneres schauen. Unter der Walze lag ein Labyrinth, undurchdringbar wie die Rohre, Ventile und Antriebswellen einer Schiffsmaschine.

    Die Typenhebel lagen ordentlich, soldatisch auf ihren Einsatz wartend, nebeneinander. Alle Teile schienen zu schlafen, aber sollte Fritz loslegen, so stellte Rob es sich vor, würden die Hebel hochfahren, unermüdlich auf das Farbband schlagen und, Fritz gehorchend, die Worte auf das eingespannte Papier bringen, die Räder würden sich drehen und das ganze System sich in Bewegung setzen. Die Walze würde den Druck der Schläge schlucken, die Hebel würden zurückfahren, in Reih und Glied treten, solange, bis ein nächster Einsatz sie erneut hochschnellen ließ, immer und immer wieder, bis Fritz zufrieden war, das Papier herauszog und seinen neuen Text für gut befand.

    Rob hörte das Geräusch der Typenhebel, wie sie auf Papier und Walze schlugen. Er sah sie auf- und niederwirbeln. Er hörte, wie der Zeilenschalthebel den Wagen zurückfuhr, die Klingel ertönte, und Wort für Wort, Zeile für Zeile des Textes entstanden. Tack tack tack, tacke tack tacke tack … Er sah wie Fritz seine Brille zurechtrückte, seine Hand an die Stirn legte, nachdachte und dann schnell und sicher den nächsten Gedanken in die Tasten hämmerte. Tack tacke tack tack tacke tack …

    Nach einer Weile nahm Rob selbst ein DIN-A4-Blatt, kippte den Papierauslösehebel nach hinten, legte das Blatt ein, klemmte es fest und drehte den Walzendrehknopf, bis das Papier hinter dem Farbbandträger wiederauftauchte. Dann tippte er den ersten Gedanken, der ihm in den Kopf kam, langsam auf das Papier:

    „Eine Reise um die Welt müsste man machen. Auf der gleichen Route wie Fritz: Jever – Shanghai – San Francisco – New York – Rotterdam – Jever - einmal um die Welt. Das müsste man machen."

    Rob zog das Blatt heraus, faltete es zusammen und steckte es in die Innentasche seiner Lederjacke.

    Shepp Petersen kam aus den hinteren Räumen des GröschlerHauses zurück, wo er irgendetwas gemacht hatte. Na …, wie ist sie?, fragte Shepp. „Großartig. Es ist unglaublich, wenn man bedenkt, wie viele Texte Fritz darauf geschrieben haben muss. Und wie gut sie noch funktioniert.

    Shepp setzte sich neben Rob an den großen Tisch und zog die Schreibmaschine zu sich heran. „Die chinesischen Schriftzeichen bedeuten ‚Hergestellt in Deutschland'. Es ist eine Wanderer, Modell Continental. Die Maschine wurde von den Wanderer-Werken bei Chemnitz von 1929 bis 1948 produziert. Die Wanderer-Werke waren Ende des 19. Jahrhundert gegründet worden und stellten zuerst Fahrräder, Motorräder, auch Autos und dann auch Büromaschinen her. Diese tragbare Kleinschreibmaschine war damals etwas ganz Neues. Und die Wanderer-Schreibmaschinen hatten einen ausgezeichneten Ruf."

    Rob hörte Shepp zu, der jedes Detail der Maschine gründlich recherchiert hatte.

    Wanderer warb damit, dass die Maschine außerordentlich gut zu bedienen sei. Alle Hebel waren gut erreichbar. Man konnte sie mit einer Haube abdecken, an der ein Tragegriff und sogar ein Schloss waren. Es

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